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Copywrite Dschinn Tonic

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20.01.2018
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Dschinn Tonic

Wenn ich Mama als Kind gefragt habe, warum Papa sich verändert hat, meinte sie, er habe die Bekanntschaft mit ein paar seltsamen Wesen gemacht. Flaschengeistern.
Das erklärte zumindest all die leeren Flaschen, die ich in unserer Wohnung fand. Nachts schlich ich aus meinem Bett, horchte am Türspalt, konnte aus dem Wohnzimmer Stimmen hören, und am Morgen, wenn Papa leblos auf der Couch schlief, sammelte ich die Flaschen vom Boden auf, schüttelte sie und lugte hinein.

Papa kam und ging immer öfter, dann ging er und kam gar nicht mehr. Mama hat kurz geweint, mich schließlich auf ihr Fahrrad gesetzt und vor einem Haus mit Löchern im Dach abgesetzt. Sie müsse zur Telefonzelle, und das ginge nicht mit einem Schreihals wie mir am Arm.
Eine Zeit lang habe ich geglaubt, sie hätte auch einen Flaschengeist getroffen, oder zumindest einen Telefonzellengeist, der seinen fetten Körper mit beiden Händen aus dem Hörer zwang, sie in ein Gespräch verwickelte und mit fortnahm.

Irgendwann hatte ich mehr Pflegefamilien kennengelernt als Friseure. Mit vierzehn wurde ich mit einer Bibel in der Hand vor einem protzigen Anwesen ausgesetzt, dass bereits von außen aussah, als beherberge es einen Geist. Anstatt dem Weg zur Haustür folgte ich dem Wagen, der mich abgesetzt hatte, immer in eine Richtung.
Das Buch wollte ich im ersten Winter verbrennen, aber die Seiten waren dünner als ein Haar und der Einband stinkt, wenn er Feuer fängt, also habe ich es bei einem einäugigen Typen gegen zwei Flaschen klarer Flüssigkeit getauscht. Von der Nacht weiß ich nicht mehr viel, aber am nächsten Morgen, als die Flaschen leer waren, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben diesen Aha-Moment, das Gefühl, tatsächlich etwas begriffen zu haben.
Es gibt keine Flaschengeister.

„Jaden?“
„Hm?“
Es ist der Neue. Er sitzt neben mir, hält mir die Pulle hin. „Ist nicht mehr viel drin.“
„Jo.“
Ich trinke aus, spucke zwischen die U-Bahngleise. Wir schweigen. Im Hintergrund lehnt Heer in einer Telefonzelle und spricht mit dem Jugendamt. Eigentlich haben sie ihm ein Zimmer zugesagt, aber sie halten ihn hin, seit Monaten. Neue Sachbearbeiter, ungültige oder fehlende Dokumente, der volle Beamtenalptraum.
Ich ziehe die letzte Flasche aus der Jacke. Das Glas ist bereits zerkratzt und das Etikett bleich, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass die Flüssigkeit fehlt.
„Fuck.“
Frustriert stelle ich die Flasche auf den Boden, nehme Anlauf und schieße sie über die Gleise. Der Neue reißt die Arme hoch. Für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner. Eher wie der beste Torjäger Deutschlands.
Dann trifft die Flasche die Wand, Glas splittert, es zischt. Eine grüne Wolke breitet sich aus, zieht sich wieder zusammen, wird fest. Acht Dinger bilden sich aus der Masse, sechs Arme, zwei Beine, schuppig und glänzend wie eine frisch polierte Jadestatue. Zwischen den Schultern wächst ein weiterer Huckel. Erst die Haare, ein langer, brauner Pferdeschwanz, dann das Gesicht. Schließlich zwei orange Augen.
Neben mir lässt der Neue seine Flasche fallen.

Der Flaschengeist ist viel freundlicher, als es im ersten Augenblick den Anschein hat. Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic. Eigentlich heißt er anders, aber sein Name ist lang und kompliziert und als der Neue endlich zu reden wagt, verknotet sich seine Zunge fast bei dem Versuch, es auszusprechen.
Der Dschinn hat einen afrikanischen Akzent und als ich ihn darauf anspreche, beginnt er von sich zu erzählen. Er wurde im Mamluckenreich geboren, wo auch immer das liegen mag, und ist im späten Mittelalter an Bord einer Galeere nach Venedig ausgewandert. Von da aus hat er Europa erkundet, bis ihn ein französischer Alchemist in einer Flasche eingesperrt hat.
Wir nehmen es hin.

„Bist du ein echter Flaschengeist? Mit Wünschen erfüllen und so?“, fragt der Neue irgendwann.
Tonic hebt nacheinander beide Beine an, als würde er auf eine unsichtbare Liege steigen, und legt sich schwebend auf den Rücken. Seine sechs Arme hängen in der Luft. „Natürlich kann ich Wünsche erfüllen. Jeder von euch bekommt drei, weil ihr mich befreit habt. Ihr könnt euch aber nicht mehr Wünsche wünschen, und auch keine Todeswünsche. So was mache ich nicht.“ Als er meinen Blick sieht, hebt er entschuldigend die Arme. „Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, kein Dämon.“
„Bullshit“, sage ich, und Tonic schaut mich an. Ich traue ihm nicht. Ich habe mit Dingen, die aus Flaschen kommen, bislang keine guten Erfahrungen gemacht, und ein grünes Monster aus Rauch macht da keinen Unterschied.
„Probiere es aus“, sagt der Flaschengeist und paddelt auf seiner unsichtbaren Liege ein Stückchen näher. „Wünsche dir was. Geld. Frauen. Vodka.“
„Ich wünsche mir, dass Heer ein Zimmer bekommt.“
„Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagt der Dschinn und einer seiner Arme löst sich und fällt zu Boden. Rauch schießt aus dem Loch, nimmt mir die Sicht. Neben mir hustet der Neue. Als wir wieder sehen könne, ist die Dschinnhaut ganz glatt, dort, wo noch eben sein sechster Arm war.
Im Hintergrund knallt etwas, dann laute Schritte. Heer kommt, strahlt, wippt auf und ab. „Ich hab das Zimmer!“ Er packt mich an den Schultern, schüttelt mich. „Heute Nacht schlafen wir im Warmen!“
Erst jetzt bemerkt er den Dschinn und sein Gesicht nimmt eine Farbe an, die Tonics gasiger Haut mindestens ebenbürtig ist. Ich zwinge ihn zwischen mich und Nikolaj auf die Bank und gebe ihm die Kurzfassung.

Als ich fertig bin, starrt Heer auf seine Füße und schweigt. Stattdessen räuspert sich der Neue. „Ich will jetzt.“
Der Dschinn wendet sich ihm zu.
„Ich will eine Platinkarte, die mit dem endlosen Geld. Und einen Ferrari.“
Es zischt, Rauch vernebelt die Sicht, dann zischt es erneut. Als ich wieder sehen kann, hält Nikolaj in der einen Hand eine Karte, in der anderen einen Autoschlüssel. Der Dschinn zeigt mit dem Finger zur Decke. „Dein Auto parkt am Ausgang. Fahre vorsichtig.“ Der Kleine öffnet den Mund, sagt kein Wort. Tonic lächelt. „Hast du auch schon einen dritten Wunsch? Vielleicht einen Führerschein?“
Nikolaj läuft los, ohne ein Wort zum Abschied.
Heer sieht ihm hinterher. Der Anwalt in ihm würde sicher gerne eine Standpauke halten, warum man Kindern weder Auto noch Platinkarte schenken sollte, aber er ist noch zu überwältigt. Ein Zimmer im Jugendheim, das ist besser als Nikolajs Wünsche zusammen.

Das Zimmer ist nicht sehr groß, mit einem Bett, einem kleinen Schrank und grell orangen Wänden, aber das ist egal. Für Heer ist es das Paradies.
Ich brauche eine Weile, um ihn zu beruhigen. Immer wieder dreht er auf und macht Freudensprünge, und dann wird er ganz still. Erst das Zimmer, dann der Dschinn. Langer Tag.
Wir müssen betteln und bitten, aber schließlich lässt sich Tonic dazu überreden, auch Heer drei Wünsche zu erfüllen. Technisch gesehen war er bei seiner Befreiung dabei, sowohl im Penny als auch in der U-Bahn. Tonic stimmt zu. Aus seiner Seite wachsen drei weitere Arme.
Fünf Wünsche. Zusammen haben wir noch fünf Wünsche.
Heer und ich diskutieren die ganze Nacht, was man alles machen könnte. Wir schwärmen von Essen und Menschen, von Reisen, die wir früher unternehmen wollten und irgendwann vergessen haben. Tonic spinnt mit, lacht viel und schwebt durch den Raum wie ein fliegender Tintenfisch.
„Ich habe das Fliegen vermisst“, sagt er irgendwann und dreht eine Pirouette. „Das ist Freiheit.“

Irgendwann, als wir müde werden und langsam begreifen, was heute eigentlich alles passiert ist, lehnt Heer sich zurück, den Kopf in den Armen verborgen. Auf einmal sieht er sehr alt aus.
„Du hast einen deiner Wünsche für mich gegeben“, sagt er und schaut mich an. „Warum?“
Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich war es nur ein Test, aber ich bereute es nicht. Es tut gut, Heer wieder glücklich zu sehen, und der Dschinn über unseren Köpfen strahlt mit. Es ist beinahe seltsam, aber ich habe vergessen, wie sich eine Situation anfühlt, die mich nicht herunterzieht.
Er klopft ein paar Mal auf den Boden, dann wendet er sich an Tonic. „Ich kenne meinen ersten Wunsch.“
„Nur zu.“
Heer blickt mich an. „Ich wünsche mir, dass Jaden und ich keine Alkoholiker mehr sind.“
Auf einmal fühle ich mich anders, nicht besser oder schlechter. Einfach nur anders.

Heer und ich beschließen, fürs erste unsere letzten vier Wünsche zu sparen, bis wir genau wissen, was wir damit anfangen wollen.
Auf einmal ist eine Woche vorbei. Wir denken nicht mehr oft an Nikolaj. Er hatte seine Wünsche und wir unsere, und die haben uns genauso schnell wieder auseinander gebracht, wie wir uns gefunden haben. Nur einmal zeigt mir Heer einen Zeitungsartikel. Darauf ein roter Ferrari, auf dem Dach liegend. Das Bild wurde im Dunklen aufgenommen, aber man kann Glassplitter auf der Straße erkennen und eine Hand, die aus dem Fensterrahmen heraus hängt.

Man könnte also sagen, wir waren ziemlich überrascht, Nikolaj wiederzusehen.
Heer und ich machen uns gerade auf, das Jugendheim durch den Hinterausgang zu verlassen, als er uns draußen abfängt. Für einen Unfalltoten sieht er erstaunlich gut aus, ein Pflaster an der Backe, eins am Kinn, mit dunkelblauer Regenjacke und einer Maschinenpistole in der Hand.
Nikolaj macht nicht den Eindruck, als hätte er sich in den letzten Tagen Ruhe gegönnt und intensiv darüber nachgedacht, was er mit seinem restlichen Leben anfangen möchte. Seine Augen sind leicht rosig. Die Hand mit der Waffe zittert.
„Jetzt bezahlt ihr“, schreit er uns an und schnieft.
Heer und ich werfen uns einen Blick zu.
„Hey, Kleiner“, sage ich.
Er kommt näher. Auf einmal werden seine Hände ruhig. „Tut nicht so, als hättet ihr keine Ahnung.“
„Die haben wir tatsächlich nicht.“
„Gib es zu.“ Er kommt ganz nah ran, hält mir die Waffe direkt vor meine Augen. „Ihr habt mir das angetan. Ihr habt euch gewünscht, dass ich einen Unfall habe, richtig? Weil ihr neidisch auf mich wart!“
Heer verschränkt die Arme. Falls ihn die Waffe nervös macht, lässt er es sich nicht anmerken, aber gut. Ihm wird sie auch nicht unter die Nase gehalten. „Jetzt beruhige dich mal, Nikolaj. Wir würden uns doch nie etwas wünschen, das dir schadet.“
Er lacht. Sein Lachen ist seltsam, mehr ein Atemzug. Er zieht die Mundwinkel nach außen und keucht wie ein Irrer. „Das soll ich euch glauben?“
„Frag doch Tonic, wenn du es genau wissen willst.“
„Ich war bei ihm, und er hat noch vier Arme.“, sagt Nikolaj. „Deswegen gehen wir jetzt zu ihm.“ Seine Hände schließen sich fester um die Waffe. „Eure beschissenen vier Wünsche gehören mir.“

Wir finden Tonic am Hafen, eine tannengrüne, wolkige Gestalt, die auf dem Rücken über das Wasser schwebt und dabei Kraulübungen macht. Von uns allen sieht er am glücklichsten aus.
„Hey Tonic“, sage ich und bleibe am Rand stehen
Als der Dschinn uns entdeckt, winkt er und kommt herbei geflogen. „Hallo, Jungs. Wie gehts?“
„Hast du ihm die Waffe gegeben?“
Der Dschinn lächelt. „Ich würde ihm eine Atombombe geben, wenn er danach gefragt hätte.“ Er legt die Hand entschuldigend auf die Brust. „Nicht, dass ich das wollte, aber so ist die Regel. Was kann ich euch Gutes tun? Schokolade? Eine Hütte in den Bergen, eine Yacht?“ Er zwinkert mir zu. „Vielleicht doch die Atombombe?“
Ich schüttle den Kopf.
„Los“, sagt Nikolaj. „Wünscht euch meinen Ferrari.“
„Warum kaufst du ihn dir nicht einfach?"
Nikolaj spuckt auf den Boden. „Die Bullen haben meine Karte eingesackt.“
„Gibt es nicht irgendeine Regel, die besagt, dass man Wünsche nicht unter Zwang aussprechen darf?“, fragt Heer und erntet dafür einen bösen Blick von Nikolaj.
Tonic schüttelt den Kopf. „Nein. Wunsch ist Wunsch.“
„Mach jetzt“, sagt der Kleine zu Heer, schwenkt mit der Waffe zu ihm herum. „Los!“
„Scheiße, Niko“, beginnt Heer, aber er bricht ab, als er sein Gesicht sieht.
Ich werfe einen Blick zu Tonic, signalisiere mit einen Räuspern, dass ich meinen Wunsch kenne. Der Dschinn lächelt mir zu und schwebt ein Stück näher heran.
„Sprich“, sagt er.
„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
Einmal mehr schießt Rauch hervor. Als er sich lichtet, steht an der Stelle, an der der Neue eben noch gestanden hat, ein großes, rosiges Ferkel, mit einer Regenjacke auf den Schultern und der Maschinenpistole zwischen den kleinen Beinen. Entsetzt quiekend will das Tier davonlaufen, aber Heer setzt ihm nach und packt es, bevor Nikolaj fliehen kann.

Am Abend sitzen wir wieder in Heers Zimmer und lauschen dem Regen gegen das Fenster prasseln. Das Schwein konnten wir unmöglich mit ins Jugendheim nehmen, also haben wir es an einen Fahrradständer im Hinterhof gekettet. Nicht gerade warm, geschweige denn trocken, aber unser Mitleid hält sich in Grenzen.
Während über unseren Köpfen Tonic seine Bahnen durchs Zimmer zieht, überlegen Heer und ich, was wir mit unseren letzten drei Wünschen anfangen wollen. Niko in ein Schwein zu verwandeln war eine spontane Entscheidung, keine Idee, auf die ich im Nachhinein besonders stolz bin, und wir finden beide, dass ein Dasein als Tier für ihn keine dauerhafte Lösung ist. Und trotzdem weigere ich mich, noch einen weiteren Wunsch für den Neuen herzugeben.
„Schade, dass man sich nicht noch mehr Wünsche wünschen kann“, sagt Heer und setzt sich in seinem Bett auf. „Gibt es noch mehr wie dich, Tonic?“
Der Dschinn stoppt in der Luft. „Mehr wie was?“
„Naja, Leute wie dich eben. Mehr Dschinns, die Wünsche erfüllen können.“
Tonic schwebt ganz nah an ihn heran. „Darum geht es euch also? Um die Wünsche?“
„Natürlich nicht“, sage ich, bevor Streit entstehen kann. „Du bist unser Freund, Tonic. Aber wir bräuchten wirklich noch ein, zwei Wünsche. Wir können Nikolaj ja nicht für ewig da draußen im Regen hocken lassen.“
„Dann holt ihn doch rein.“
„Er ist ein Schwein!“
Heer nickt. „Und er hat uns mit einer Waffe bedroht. Tut mir leid, aber meine Wünsche gebe ich nicht für ihn her.“
Der Dschinn paddelt durch die Luft und lässt sich auf der Türkante nieder. „Viele Dschinns gibt es nicht, nein, und die wenigen, die ich kenne, dürften mittlerweile längst verstorben sein. Vielleicht stecken ein paar immer noch in Flaschen, aber sie zu finden ist so gut wie unmöglich.“
„Wie meinst du das, verstorben?“, fragt Heer. „Kann ein Dschinn sterben?“
Tonic lacht. „Wenn alle seine Wünsche aufgebraucht wurden.“ Als er unsere Blicke sieht, zuckt er mit den Schultern. „Was denkt ihr denn? Wir sind da, um Wünsche zu erfüllen. Nicht mehr.“ Er schwingt sich von der Türkante und schwebt weiter, zieht erneut einsam Bahn um Bahn durch das Zimmer.
Heer und ich schweigen und plötzlich wünsche ich mir still, ich könnte mich betrinken.

Ich wache auf. Es ist mitten in der Nacht. Heer schläft in seinem Bett, weiter oben hängt Tonic kopfüber an der Decke.
Als Kind habe ich alle Arten von Geister gehasst, seien es Flaschen- oder Telefongeister und was auch immer. Und jetzt, wo ich zum ersten Mal etwas Gutes in einer Flasche gefunden habe, verliere ich es wieder.
Natürlich könnten wir einfach unseren letzten Wunsch aufsparen, aber dann müssten wir den Rest unseres Lebens höllisch aufpassen. Nur ein einziger, unüberlegter Satz, der von unseren Lippen kommt, und Tonic verschwindet für immer. Das Risiko ist mir zu groß.
Ich schließe die Augen, döse zurück in den Schlaf, als mir auf einmal eine Idee kommt.

Ich wecke Heer und Tonic und erzähle ihnen von meinem Plan. Nachdem beide ihr Einverständnis gegeben haben, lassen wir eine Flasche aus der Gemeinschaftsküche mitgehen und laufen in den Hof. Nikolaj schläft, wacht auf, als wir die Kette lösen, und wir bedeuten ihm, still zu sein, damit er nicht das ganze Jugendheim aufweckt. Ungeduldig schwebt Tonic über unsere Köpfe.
Als wir um das Schwein herumstehen, kniet sich Heer zu Boden, packt es fest am Fuß und spricht als erstes. „Ich wünsche mir, Nikolaj wäre nicht länger ein Schwein, sondern ein Silberreiher.“ Wir haben lange mit Tonic über seine Faszination für die afrikanische Vogelwelt gesprochen. Silberreiher findet er besonders prächtig.
Grüner Rauch umwabert uns, verliert sich in der Nachtluft. Aus dem Schwein ist ein prächtiger, weißer Vogel mit schwarzem Schnabel und langen Stelzbeinen geworden. Er versucht zu fliehen und schlägt Heer seine Flügel ins Gesicht, aber der lässt Nikolaj nicht los.
„Ich wünsche mir, dass Tonic und Nikolaj ihre Körper tauschen.“
Es zischt erneut. Die Flügelschläge hören auf.
Als wir wieder sehen können, lässt Heer den Vogel vorsichtig los. Tonic schaut uns beide einmal an, krächzt kurz. Dann breitet er seine Schwingen aus und erhebt sich in die Luft. Er dreht ein paar Runden über unseren Köpfen wie Bahnen in einem Schwimmbad, als ihn ein Windstoß erfasst und der Silberreiher hinter einer Hausfassade verschwindet.
„Ach du Scheiße!“
Neben uns schwebt Niko, schaut auf seinen grünen, wabernden Körper. „Fuck!“
Aus meiner Jacke hole ich eine leere Flasche und bevor der neue Dschinn davon fliegen kann, sage ich: „Ich wünsche mir, du wärst in dieser Flasche gefangen.“

Wir bringen die Flasche zurück in die U-Bahn, wo wir Tonic das erste Mal getroffen haben. Irgendwann wird jemand Nikolaj finden und ihn aus der Flasche befreien, und dann ist es an ihm, was er damit macht. Ob er sich wünscht, dass der Neue wieder ein Mensch ist oder vielleicht doch nur ein Ferrari und die Platinkarte, ist nicht mehr unsere Entscheidung, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Niko soll einfach froh sein, dass er kein Schwein mehr ist.
Heer darf im Jugendheim bleiben. Fürs erste hat er einen Aushilfsjob in einer Restaurantküche bekommen, zwei Blocks entfernt, wo er viermal die Woche Kartoffeln schält und Pfannen einfettet. Als nächstes will er sich einen Platz in einer Abendschule suchen, Abitur nachmachen. Vielleicht irgendwann studieren, Jura. Hauptsache, er hat wieder Träume.

Keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich würde gerne Mama treffen. Ich bin ihr nicht wirklich böse wegen dem Kloster. Auch wenn ich es gehasst habe, hat alles irgendwie seinen Weg gefunden, und das würde ich sie gerne wissen lassen. Manchmal glaube ich, dass es für sie noch härter sein könnte als für mich.
Ich glaube, ich gehe nach Nordafrika. Da war früher das Mamluckenreich, sagt zumindest Google. Ich werde mir ein Fahrrad klauen, ein paar Ersatzschläuche und Snickers, und dann fahre ich nach Süden, durch Österreich und Griechenland, die Türkei, den Libanon und Israel, bis ich in Ägypten bin, und dann setze ich mich irgendwo auf eine Bank und halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.

 

Hier ist mein Beitrag zur Copywrite-Runde.
Ich durfte Bullshit von @zigga kopieren. Ein sehr, sehr heftiger Text, sowohl sprachlich als auch inhaltlich, und so war es gar nicht so leicht, mit einer neuen Idee zu kommen.

Ich habe mir eine Reihe Freiheiten genommen, so zum Beispiel die Oma weggelassen, das Genre in eine leichtere und weniger düster-realistische Richtung gelenkt und die Handlung stark verzerrt bis neu interpretiert. Mal sehen, was ihr davon haltet.

 
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Mal abgesehen von ein paar sprachlichen Störfällen ist das die originellste, entzückendste, bezauberndste Geschichte, die ich seit langem hier gelesen habe.
Das wollte ich dir jetzt einfach schnell sagen, Meuvind. Keine Ahnung, wann (bzw. ob) ich Zeit für einen ausführlicheren Kommentar finden werde.

War mir ein Vergnügen,
offshore

 

Du bist so was von entschuldigt! Die Geschichte ist herrlich, einen ordentlichen Komm kriegst du morgen, aber das "schwänzen" des Stammtisches hat sich auf alle Fälle gelohnt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @ernst offshore ,

Mal abgesehen von ein paar sprachlichen Störfällen war das die originellste, entzückendste, bezauberndste Geschichte, die ich seit langem hier gelesen habe.

Na, das schließt meinen Tag ja perfekt ab :bounce: :bounce:danke dir! Freut mich, dass du an der Geschichte deinen Spaß hattest. Was die sprachlichen Störfälle angeht, um die kümmere ich mich im Laufe der Woche.

Das wollte ich dir jetzt einfach schnell sagen, Meuvind. Keine Ahnung, wann (bzw. ob) ich Zeit für einen ausführlicheren Kommentar finden werde.

Der erste Kommentar hat immer eine herrliche Erlösung. Würde mich natürlich freuen, wenn du noch Zeit für einen zweiten Kommentar finden würdest.

Liebe Grüße
Meuvind


Hey @greenwitch ,

freut mich, dass es auch dir gefallen hat. So ein bisschen überraschend kommt das gute Feedback schon, hab heute noch lange damit gehadert, ob ich manche Stellen doch noch ändern soll.

Ich freue mich schon auf deinen Kommentar, auch wenn ich noch nicht weiß, wie schnell ich darauf eingehen kann. Montag bis Mittwoch werde ich wieder von Familie belagert. Und schreib natürlich, wie der Stammtisch war!

Liebe Grüße
Meuvind

 

Muss gleich zur Arbeit, daher ganz kurz: Mir hat deine Geschichte richtig, richtig gut gefallen. LG kiroly

 

Hey @Meuvind,

Kenne die ursprüngliche Geschichte von zigga nicht, daher mein Kommentar davon gelöst.

Wollte deine Geschichte kurz anlesen, weil ich im Zug sitze, konnte sie aber dann nicht mehr aus der Hand lassen. Hat mir gut gefallen. Sprachlich und inhaltlich. Am Ende wurden die Wünsche etwas unübersichtlich und etwas hektisch (da hatte ich das Gefühl, du willst jetzt die Geschichte abschließen.)

„Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, keine Dämon.“
Kein Dämon


Aus meiner Jacke hole ich eine leere Vodkaflasche von Netto und bevor der neue Dschinn davon fliegen kann, sage ich: „Ich wünsche mir, du wärst in dieser Flasche gefangen.“
Wirklich wichtig, dass die Flasche vom Netto Martk ist?
Hier habe ich noch ein Logikproblem. Wieso trägt er eine Vodkaflasche mit sich? Die sind ja schließlich keine Alkoholiker mehr? Oder hat er die im Rahmen seines Plans mitgeführt?

Sehr gern gelesen.

Gute Woche
Napier

 

Moin, Meuvind,

ha - lockere Verknüpfung des Dramas @zigga mit der Lockerheit des "dream of Jeannie" (dt. "Bezaubernde Jeannie", die natürlich [d͡ʒI‘ni: ] ausgesprochen wird. @Napier hat mir schon einiges abgenommen - wegen der Flüchtigkeiten musstu selber schauen, kriegstu selber hin. Was Du nahezu 1:1 übernommen hast von zigga, ist das Komma trotz des "und" zwischen Hauptsätzen. Warum?, frag ich mich. An sich ersetzt die Konjunktion das Komma zwischen gleichrangigen Wörtern, Satzteilen und Sätzen ...

So, jetzt aber ab zum Theater!

Bis bald

Ftiedel

 

Hallo @Meuvind ,

wie gut, dass du dich entschlossen hast, @zigga s düstere Geschichte, die an Beklemmung kaum zu überbieten ist, in ein halbwegs tröstliches Märchen zu verwandeln. Sehr gut gelungen ist dir zu zeigen, wie man bei den Wünschen aufpassen muss, dass sie sich ins Gegenteil verkehren und man mit dem letzten die vorhergehenden reparieren muss. Klassisch schon schon im Märchen von Bechstein „Die drei Wünsche“. Aber bei dir gibt es neben einer locker fließenden Sprache ein poetisches Ende im Stil von „Tausend und eine Nacht“.
Da verzeih ich dir doch glatt die Verspätung, und du bist ja auch fleißig beim Kommentieren.
Danke für den schönen Text.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hey @Meuvind,

ich find’s erstaunlich, wie du Jadens trostlose Kindheit im gesellschaftlichen Abseits darstellst, ohne zu übertriebenes Pathos, und dann den Bogen zu dieser humoristischen, abgedrehten Handlung spannst. Hat mir gut gefallen. :shy:

Textstellen, die ich mir beim Lesen notiert habe:

Sie müsse telefonieren, und das ginge nicht mit einem Schreihals wir mir am Arm.
wie mir


Ich ziehe die letzte Flasche aus der Jacke, die ich aus einem Mülleimer habe mitgehen lassen. Das Glas ist bereits zerkratzt und das Etikett bleich, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass sie leer ist. Die Flüssigkeit fehlt.
„Fuck.“
Warum sollte die Flasche aus dem Mülleimer nicht leer sein? Finde ich unlogisch. Vllt. ist das Glas besonders dick und schwer, und darum wirkt es, als wäre noch etwas drin …?

Ich drehe die Flasche auf den Kopf, aber nichts schwappt umher.
„umher schwappen“ sehe ich eher bei einer hin und her schwenkenden Bewegung.


Acht Dinger bilden sich aus der Masse, sechs Arme, zwei Beine, schuppig und glänzend wie eine frisch polierte Jadestatue.
„Acht Dinge“. Aber das Wort an sich ist ziemlich unschön und undefiniert. Warum nicht Gliedmaßen?
Hm. „Masse“ und „schuppig“ liegen mir hier auch quer.


Neben mir lässt Nikolaj seine Flasche fallen.
Ist in diesem Moment nicht ganz eindeutig, dass Nikolaj der Neue ist, find ich.


Eigentlich heißt er anders, aber sein Name ist lang und kompliziert und als der Neue endlich zu sprechen wagt,
Und hier ist er wieder namenslos?


Der Dschinn hat einen afrikanischen Akzent,
Gibt es denn den einen afrikanischen Akzent? Könntest du etwas spezifizieren. Z.B. Nordafrikanischen Akzent.

Arme. „Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, kein[e] Dämon.“
„Bullshit“, sage ich, und Tonic schaut mich an. Ich traue ihm nicht. Nichts, das aus einer Flasche kam, hat mein Leben bisher in eine positive Richtung entwickelt, und ich glaube nicht, dass ein grünes Monster aus Rauch das ändern wird.
Schöner Schwenk ins Tiefe, Verletzliche deines Prots. „hat mein Leben … entwickelt“, da ist was schief, meine ich.


Als wir wieder sehen könneN, ist die Dschinnhaut ganz glatt, dort, wo noch eben sein sechster Arm war.

Ziemlich dich an:
Als ich wieder sehen kann, hält Nikolaj in der einen Hand eine Karte, …


Ein Zimmer im Jugendamt, das ist besser als Nikolajs Wünsche zusammen.
Im Jugendheim. ;)

Eigentlich war es nur ein Test, aber ich bereute es nicht.
Müsste im Präsens, bereue, oder?

Es tut gut, Heer wieder glücklich zu sehen, und den der Dschinn über unseren Köpfen strahlt mit.

Er klopft ein paar mal auf den Boden, dann wendet er sich an Tonic.
paar Mal


Seine Augen sind leicht rosig, wie überreife Weintrauben, und als er näher[ ]kommt, platzen sie.
Was, die Augen platzen? :sconf: Aber wie kann er dann so zielsicher agieren und sie weiter bedrohen?


„Hey, Kleiner“, sage ich. „Warum zu Fuß?“
Mutig von Jaden, einen Irren mit Knarre zu verarschen.


Falls ihn die Waffe nervös macht, lässt er es sich nicht anmerken, aber gut. Ihm wird sie auch nicht unter die Nase gehalten.
Das „aber gut“ evtl. zum zweiten Satz? „… lässt er es sich nicht anmerken. Aber gut, ihm wird sie auch nicht unter die Nase gehalten.“


„Hallo, Jungs. Wie gehts?“
geht’s


Aus meiner Jacke hole ich eine leere Vodkaflasche von Netto und bevor der neue Dschinn davon fliegen kann, sage ich: „Ich wünsche mir, du wärst in dieser Flasche gefangen.“
Penny vs. Netto? „davonfliegen“


Ich glaube, ich gehe nach Nordafrika. Da war früher das Mamluckenreich, sagt zumindest Google.
… und dass es Militärsklaven waren. Wieder was dazu gelernt. :bib:


Ich werde mir ein Fahrrad vom Hauptbahnhof klauen, ein paar Ersatzschläuche und Snickers, und dann fahre ich nach Süden, durch Österreich und Griechenland, die Türkei, den Libanon und Israel, bis ich in Ägypten bin, und dann setze ich mich irgendwo auf eine Bank und halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.
Totsicherer Plan. Schöner Schluss! :)

Viele Grüße
wegen

 

Moin, moin @Meuvind ,
oh, was für ein Spaß, ich mag die Geschichte wirklich und endlich brauche ich mal nicht das Original lesen, denn "Bullschit" habe ich noch gut im Kopf, eine tolle Vorlage hast Du da gewählt.
Ich wäre ja schon bei dem Gedanken Zigga zu kopieren nervös geworden, aber Du hast das für meinen Geschmack prima gelöst. Viel eigenständiges, doch auch vieles was mich an das Original erinnert, mehr so unterschwellig, super. Und einiges, was für mich beim gestrigen Stammtisch Thema war, kann ich aus Deiner Geschichte mir prima abschauen - Dankeschön!

Dschinn Tonic
Der Titel gefällt mir prima

er habe die Bekanntschaft mit ein paar seltsamen Wesen gemacht. Flaschengeistern.
gute Idee, die Probleme der Kindheit locker einzubauen

Papa kam und ging immer öfter, dann ging er und kam gar nicht mehr.
gut gelöst, passt total zu Deinem Prot

meinem Leben diesen Aha-Moment, das Gefühl, tatsächlich etwas begriffen zu haben.
Es gibt keine Flaschengeister.
ja, die wichtigen Dinge im Leben lernt man auf die harte Tour

Schon komisch, dass Menschen von so einem Chaos leben können.
Vielleicht meinst Du es ja anders, mein Kopf sagt hier immer "in so einem Chaos"

Mülleimer habe mitgehen lassen. Das Glas ist bereits zerkratzt und das Etikett bleich, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass sie leer ist
da hakte mein Logik, warum soll eine Flasche aus dem Müll voll oder zumindest noch Inhalt haben?

Sie ist leer, kommt nicht einmal mit Pfand.
mit Pfand daher? Oder bringt keinen Pfand, so ist es seltsam

fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner.
hier würde ich eine Hinweis auf ihr Alter gut finden, Penner ist in meinem Kopf eher "mittelalt", kein Jugendlicher

Neben mir lässt Nikolaj seine Flasche fallen.
ich denke, den Hinweis habe ich beim überfliegen der Komms schon gelesen. Es verwirrt etwas, das Du immer wieder zwischen dem Neuen und Nikolaj hin- und her zwitcht. Eine Bezeichnung wäre einfach Leserfreundlicher

Wir nehmen es hin.
okay, ich auch! :lol:

„Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, keine Dämon.“
Ja, man muss schon moralisch korrekt arbeiten, keine Frage

Nichts, das aus einer Flasche kam, hat mein Leben bisher in eine positive Richtung entwickelt, und ich glaube nicht, dass ein grünes Monster aus Rauch das ändern wird.
generell mag ich den Satz, vorallem den Gedanken. Aber der fette Teil leist sich irgendwie zu steif, da würde ich nochmal rangehen

„Dein Auto parkt am Ausgang. Fahre vorsichtig.“
ach, falsche Stelle kopiert. Er hatte nach oben gezeigt? Habe ich den Hinweis überlesen, ich sah die Jungs irgendwo an Gleisen, aber halt nicht im dunkeln/nackten? U-Bahntunnel.

Ein Zimmer im Jugendamt, das ist besser als Nikolajs Wünsche zusammen.
Das gefällt mir soooo sehr in Deiner Geschichte. Die Prots sind so lieb, ohne langweilig zu sein

in der U-Bahn.
ja, hier erwähnst Du die U-Bahn

Fünf Wünsche. Zusammen haben wir noch fünf Wünsche. Uns steht alles offen.
ich würde es mal ohne den Nachsatz probieren, reicht denke ich, Du hast die Denkweise der Jungs ja gut etabliert.

„Ich habe das Fliegen vermisst“, sagt er irgendwann und dreht eine Pirouette. „Das ist Freiheit.“
Schöner, frühzeitiger Hinweis auf die Lösung

lehnt Heer sich zurück, den Kopf in den Armen verborgen.
Häh. Ne, das kann ich mir nicht vorstellen. Schlägt er sich die Hände vors Gesicht? Kopf in den Armen verbergen ist bei mir nach vorne beugen

„Ich wünsche mir, dass Jaden und ich keine Alkoholiker mehr sind.“
Auf einmal fühle ich mich anders, nicht besser oder schlechter. Einfach nur anders.
Ja, das hatten wir gestern. Lass Deine Prots etwas tun, was der Leser absolut nicht erwartet. Sauber!

Seine Augen sind leicht rosig, wie überreife Weintrauben, und als er näher kommt, platzen sie.
Wer platzt? Die Augen, oh, wie eklig!

Wir finden Tonic am Hafen, eine tannengrüne, wolkige Gestalt, die auf dem Rücken über das Wasser schwebt und dabei Kraulübungen macht. Von uns allen sieht er am glücklichsten aus.
Hier hattest Du mein Lächeln zu einem fetten Grinsen festgetackert.

Schokolade?
:herz:

„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
auch wieder so eine unerwartete Wendung, ich werde versuchen, es mir abzuschauen.

plötzlich wünsche ich mir still, ich könnte mich betrinken.
Ja, hilft zwar nicht, aber nachvollziehbar

Und jetzt, wo ich zum ersten Mal etwas Gutes in einer Flasche gefunden habe, verliere ich es wieder.
Ich bekam die Tage den tollen Rat, meine Prots nicht nur weiß zu machen, grau sei spannender. Und genauso empfinde ich Deine beiden. Ich kann es nicht mal fest machen, wahrscheinlich ist es das Eingangsbild Penner/Alkoholiker/Assi und dann dieses absolut soziale, menschliche Verhalten.

leere Vodkaflasche von Netto
der Netto stört mich auch, ist zu speziell ohne Sinn für die Geschichte

Niko soll einfach froh sein, dass er kein Schwein mehr ist.
ja, er ist nicht mit einem Mal der total liebe, aber halt ein Stück gut

Hauptsache, er hat wieder Träume.
:herz:

vom Hauptbahnhof klauen
er will das Rad doch nicht dem Bahnhof klauen, sondern am Bahnhof, oder?

halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.
Was für ein schöner Schluss! Meuvind, ich mag die Geschichte total, Dankeschön für das Lesevergnügen
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Da bin ich wieder und nochmals, wenn ich darf,

Meuvind,

vorweg ein bisschen Wind bzgl. der Hauptsätze abzulassen, denn da haben die Rechtschreibreformatoren ihre eigenen Regeln („und“ ersetze bei geichrangigen Wörtern, Satzteilen und Sätzen das Komma) aufgeweicht. Ich zitier sie einfach mal

„Werden gleichrangige selbstständige Teilsätze durch Konjunktionen wie und oder oder verbunden, so setzt man in der Regel kein Komma …“ (es folgen Beispiele wie „Die machten es sich bequem, die Kerzen wurden angezündet und der Gastgeber versorgte sie mit Getränken.“)

„Ein Komma kann jedoch auch in diesen Fällen gesetzt werden, um die Gliederung des Ganzsatzes deutlich zu machen (besonders, um Missverständnisse zu vermeiden)“, und schließen mit dem eigentlich selbstveständlichen „Das schließende Komma eines vorangehenden Einschubs oder Nebensatzes bleibt.“ erhalten.“(Duden | Komma;)

Flusenlese (in der Reihenfolge des Auftritts und des Ririkos, dass es jetzt gebetsmühlenartig wiederholt wird)

Sie müsse telefonieren, und das ginge nicht mit einem Schreihals wi[e] mir am Arm.
---, sie in ein Gespräch verwickelte und mit fort nahm.
„fortnehmen“ ein Wortspiel (man,jetzt spielt mir die Scheißfunktion 'n Streich, es ist eben kein "Wortspiel", sondern eben "nur ein zusammengeschriebenes Wort"

… und die ständige Geduld, darauf zu warten, dass Sachen von alleine besser wurden.
M. E. besser „würden“, denn auf einiges wird ja immer noch gewartetetet ...

Mit fünfzehn habe ich einem anderen Jungen wegen einer Kleinigkeit einen Schneidezahn ausgeschlagen, und wurde einmal mehr mit einer Tasche und einer Bibel vor die Tür gesetzt.
Hier muss das Komma weg, denn in „und wurde … gesetzt“ bezieht sich das Prädikat aufs gemeinsame Subjekt "ich".
… verbrennen, aber die Seiten sind dünner als ein[...] Haar und der Einband stinkt, …
Von der Nacht weiß ich nicht mehr viel, aber a[m] nächsten Morgen, als die …

„Hmm?“
Warum zwo „m“, wenn lautschriftlich [hm:] mit einem auszukommen ist?

„Fuck.“
Na, wenn das mal nicht nach mehr als einem Aussagesatz klingt!!!!!

Der Flaschengeist ist viel freundlicher, als es im ersten Augenblick den Anschein hatte.
Warum der Gezeitenwechsel? Besser „hat“

Er wurde im Mamluckenreich geboren, …
Es gab mehrere Reiche der „Mamluken“ (Kriegssklaven - Europäer, Türken, Kaukasier usw., die irgendwann in hohe Positionen rutschten und erfolgreich putschten …., nicht nur des Reimes wegen.
Das Sultanat war da mit seiner Kriegsmaschinerie in den Janitscharen geschickter als die arabische Dialekte sprechenden Völkerschaften von Vorderasien bis Spanien ... Selbst Griechen sind Slawen und Türken (man vergleiche Ess- und Trinkkultur)näher, als sie zugeben. In jahrhundertewährender Besatzung passt man sich halt dem Eroberer an.

„Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, kein[...]Dämon.“

Erst jetzt bemerkt er den Dschinn, und ich zwinge ihn zwischen mich und Nikolaj auf die Bank und gebe ihm die Kurzfassung.
Ja, da willstu welchem Missverständnis vorbeugen? Alternativ könnt auf das erste "und" auch verzichtet werden ...

Ich brauche eine Weile[,] um ihn zu beruhigen.
Das unscheinbare „um“ erzwingt die Kommasetzung zur Inifinitivgruppe

Es tut gut, Heer wieder glücklich zu sehen, und den der Dschinn über unseren Köpfen strahlt mit.

Er klopft ein paar mal auf den Boden, …
I. d. R. wird ein „paarmal“ zum Adverb, auseinander - weiß ich gar nicht, ob es noch geführt wird, „paar Mal“

Man könnte also sagen, wir waren ziemlich überrascht, Nikolaj wiederzusehen.
„könnte“ Konj. II von können, also statt „waren“ wären, aber einfacher „wäre“ statt „könnte“ Stammform „können“ zu nehmen, denn das hat eh nur zwo Möglichkeiten, man kann etwas oder eben nicht! Man kann also sagen, man kann den Indikativ oder alternativ den Konjunktiv nehmen, jedes aber nur durchgängig

„Gib es zu.“
Ist das nicht mehr als eine bloße Aussage?
Wir würden uns doch nie etwas wünschen, das[…] dir schadet.“
(wenn mal Probleme zwischen der Konjunktion "dass" und dem Artikel bzw. Pronomen "das" auftauchen, ausprobieren, ob das "das/s" sich durch ein anderes Wort - wie hier in dem Fall "was" z. B. - ersetzen lässt

„Scheiße[,] Niko“, beginnt Heer, …
Und klingt auch eher wie ein Ausruf!!!

Am Abend sitzen wir wieder in Heers Zimmer und lauschen de[m] Regen gegen das Fenster prasseln.
Jm, vllt. als Relativsatz übersichtlicher "... Regen, der gegen ..."? Oder adjektivistische Attributbildung "dem gegen das Fenster prasselnden Regen" ...

Nikolaj schläft, wacht auf, als wir die Kette lösen, und wir bedeuten ihm[,] still zu sein, damit er nicht das ganze Jugendheim aufweckt.

Als wir um das Schwein herum stehen, kniet sich …
„herumstehen“

Er dreht ein paar Runden über unseren Köpfen[...] wie Bahnen in einem Schwimmbad, als ihn ein Windstoß erfasst
im Gegensatz zur zwoten vergleichenden Konjunktion („als“) leitet die andere („wie“) keinen vollständigen Satz ein – also weg mit dem Komma!
„Ach du Scheiße.“
Besser „!“ statt „.“

Ob er sich wünscht, dass der Neue wieder ein Mensch ist[...] oder vielleicht doch nur ein[...] Ferrari und die Platinkarte, …
Komma weg und die Endung!

Wie dem auch sei - mir gefällt's (hätt' ich sonst den Aufwand betrieben?

Tschüss

Friedel

 

Danke euch allen für die Kommentare!

Leider werde ich es nicht schaffen, vor Donnerstag darauf einzugehen. Dann aber ausführlich.

Liebe Grüße und bleibt im Schatten :)

 

Lieber @Meuvind,
was für ein Feuerwerk! Hier konntest du dich ja richtig austoben mit deiner Fabulierlust, deine Protagonisten sind total süß, so treuherzig irgendwie, bis auf den Nikolaj natürlich. Die Geschichte von @zigga, Bullshit, habe ich auch noch gut in Erinnerung und anfangs dachte ich, das kann nur schief gehen. Aber du hast den Dreh gefunden und ich hatte wirklich Spaß beim Lesen.

Eine Zeit lang habe ich geglaubt, sie hätte auch einen Flaschengeist getroffen, oder zumindest einen Telefonzellengeist, der seinen fetten Körper mit beiden Händen aus dem Hörer zwang, sie in ein Gespräch verwickelte und mit fort nahm.
Der ganze Einstieg ist echt stark.

Von der Nacht weiß ich nicht mehr viel, aber an nächsten Morgen, als die Flaschen leer waren, hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben diesen Aha-Moment, das Gefühl, tatsächlich etwas begriffen zu haben.
Es gibt keine Flaschengeister.
Großartig.

Jubelnd reißt der Neue die Arme hoch, und für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich mich nicht wie ein besoffener Penner. Eher wie der beste Torjäger Deutschlands.
Erst die Haare, ein langer, brauner Pferdeschwanz, dann das Gesicht. Schließlich zwei orange Augen.
Neben mir lässt Nikolaj seine Flasche fallen.
Das nenne ich mal eine unerwartete Wendung.

Wir nennen ihn Tonic, nach Dschinn Tonic.
:lol:


Wir nehmen es hin.
Und ab jetzt nehme ich auch alles hin, was da auch kommen mag.


Als er meinen Blick sieht, hebt er entschuldigend die Arme. „Was? Das ist unprofessionell. Ich bin ein Dschinn, keine Dämon.“
Schön, wie sich da auch das Düstere rein mischt und immer wieder humorvoll gebrochen wird.

Nichts, das aus einer Flasche kam, hat mein Leben bisher in eine positive Richtung entwickelt, und ich glaube nicht, dass ein grünes Monster aus Rauch das ändern wird.
super


Nikolaj läuft los, ohne ein Wort zum Abschied.
Den Nikolay hast du hier als Bösewicht gut eingeführt.


„Ich wünsche mir, dass Jaden und ich keine Alkoholiker mehr sind.“
Auf einmal fühle ich mich anders, nicht besser oder schlechter. Einfach nur anders.
Die ganze Szene ist toll. Und dann so schlicht dieser Wunsch. Manchmal überrascht einen das Naheliegende.

Wir haben beschlossen, fürs erste unsere letzten vier Wünsche zu sparen, bis wir genau wissen, was wir damit anfangen wollen.
Vernünftig

Für einen Unfalltoten sieht er erstaunlich gut aus, ein Pflaster an der Backe, eins am Kinn, mit dunkelblauer Regenjacke und einer Maschinenpistole in der Hand.
:sconf::Pfeif:

„Ich wünsche mir, Nikolaj wäre ein Schwein.“
Heer und ich schweigen, und plötzlich wünsche ich mir still, ich könnte mich betrinken.
„Ich wünsche mir, dass Tonic und Nikolaj ihre Körper tauschen.“
Jetzt wird es ein bisschen kompliziert mit der Wünscherei, hat am Ende was vom Hütchenspiel, aber Hauptsache alle sind glücklich und Nikolaj ist eingesperrt.

Keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich würde gerne Mama treffen. Ich bin ihr nicht wirklich böse wegen dem Kloster, im Gegenteil. Auch wenn ich es gehasst habe, hat alles irgendwie seinen Weg gefunden, und das würde ich sie gerne wissen lassen. Manchmal glaube ich, dass es für sie noch härter sein könnte als für mich.
so rührend

und dann setze ich mich irgendwo auf eine Bank und halte Ausschau nach einem Schwarm Silberreiher.
Schön.

Lieber Meuvind, sorry, mir fällt gar nichts ein zu verbessern. Das Warten hat sich gelohnt.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hey @kiroly ,

danke für deinen Kommentar. Freut mich, dass es dir gefallen hat.

Hey @Napier ,

Wollte deine Geschichte kurz anlesen, weil ich im Zug sitze, konnte sie aber dann nicht mehr aus der Hand lassen.

Ein größeres Kompliment kann man einem Autoren fast kaum machen :bounce:.

Am Ende wurden die Wünsche etwas unübersichtlich und etwas hektisch (da hatte ich das Gefühl, du willst jetzt die Geschichte abschließen.)

Richtig. Ich habe die Geschichte ja eine Woche über der Deadline online gestellt und auch wenn ich mich nicht zu sehr stressen wollte, weil ich dann immer am ehesten Fehler mache, habe ich doch am Ende deutliche mehr Tempo gemacht. Ganz zufrieden bin ich damit nicht, zum Beispiel auch, dass die letzten drei Wünsche alle in einer einzigen Szene verwendet werden, aber ja gut.

Wirklich wichtig, dass die Flasche vom Netto Martk ist?

Eigentlich nicht. Kommt auf die Streichliste.

Die sind ja schließlich keine Alkoholiker mehr? Oder hat er die im Rahmen seines Plans mitgeführt?

Schon natürlich im Rahmen des Plans, sonst wäre die Flasche ja noch voll. Oder zumindest geöffnet. Ich wollte eigentlich vorher in einem Nebensatz einbauen, dass er die Flasche vielleicht aus der Küche des Jugendheims mitnimmt, aber das passte nirgendwo und dann habe ich es irgendwie sein lassen.

Vielen Dank dir für den Kommentar!


Hey @Friedrichard

Was Du nahezu 1:1 übernommen hast von zigga, ist das Komma trotz des "und" zwischen Hauptsätzen. Warum?, frag ich mich

Ich gehe erstmal nur auf den Punkt hier ein und dann später auf deinen längeren, ausführlicheren Kommentar.

Warum fragst du dich zurecht. Keine Ahnung, wie ich da genau drauf gekommen bin. Ich glaube, es liegt einerseits daran, dass Zigga selbst es verwendet hat, was natürlich beim Lesen von Bullshit unterbewusst hängen geblieben ist. Vor allem aber schiebe ich es einfach mal darauf, dass ich meine Geschichten und Geschreibsel in letzter Zeit laut vorlese, um das Lesen zu üben. Da bleibt die Betonung hängen und wenn man es dann nur still liest, hat man noch denselben Rythmus wie beim lauten Lesen. Schätze, so ist das Komma zu einem Rythmus- und Geschwindigkeitsinstrument verkommen. Beim Überarbeiten werde ich sie aber wieder entfernen, denn du hast natürlich Recht: Eigentlich gehören die da nicht hin.

Hey @wieselmaus ,

wie gut, dass du dich entschlossen hast, @zigga s düstere Geschichte, die an Beklemmung kaum zu überbieten ist, in ein halbwegs tröstliches Märchen zu verwandeln.

Ich hatte mich nicht sofort für Bullshit entschieden, aber es war eine der wenigen von Zigga, die ich gelesen und noch im Hinterkopf hatte. Mir war von Anfang an klar, dass ich ein Happy End will :D dafür fand ich das vom Original einfach zu frustrierend. Alles blöd, alle haben verloren, niemandem geht es gut. Dass es dabei auf ein Märchen hinausläuft, hatte ich nicht geplant, aber das musste mit dem Dschinn wohl unweigerlich kommen.

Sehr gut gelungen ist dir zu zeigen, wie man bei den Wünschen aufpassen muss, dass sie sich ins Gegenteil verkehren und man mit dem letzten die vorhergehenden reparieren muss.

Mich erinnert das immer an eine Stelle aus dem Sams von Paul Maar, wo die Taschenbiers anstatt wünschen andere Wörter benutzen, um Wünsche zu üben. Eigentlich wollte ich auch so eine Szene einbauen, aber das wäre dann wohl doch zu viel gecopywritet ...

Danke für den schönen Text.

Danke für deinen Kommentar! Freut mich, dass er dir gefallen hat.


Hey @wegen ,

danke auch dir für deinen ausführlichen Kommentar!

ich find’s erstaunlich, wie du Jadens trostlose Kindheit im gesellschaftlichen Abseits darstellst, ohne zu übertriebenes Pathos, und dann den Bogen zu dieser humoristischen, abgedrehten Handlung spannst.

Tatsächlich ist das eher das zufällige Ergebnis einer Textverschmelzung. Ich hatte zwei Probeversionen, eine eher düster, die andere absolut absurt und voller flacher Witze. Irgendwann kam mir die Frage, wie sich das wohl lesen würde, das ernste Dilemma mit der Flasche ( daher auch die ersten erzählerischen Abschnitte und den Konflikt Gutes / Schlechtes aus der Flasche) und der Dschinn und Nikloaj als Schwein im Kontrast dazu. Und weil mir das Ergebnis gefallen hat, wurde das dann die feste Rahmenhandlung.

Warum sollte die Flasche aus dem Mülleimer nicht leer sein? Finde ich unlogisch. Vllt. ist das Glas besonders dick und schwer, und darum wirkt es, als wäre noch etwas drin …?

Verstehe ich nicht. Wie meinst du das? Flüßigkeit könnte ja nicht drin sein, denn irgendwie muss da ja der Dschinn drin leben.
Vielleicht ersetze ich das Nichts einfach durch eine grüne Flüßigkeit?

„umher schwappen“ sehe ich eher bei einer hin und her schwenkenden Bewegung.

Ja, ich jetzt auch .
:D
„Acht Dinge“. Aber das Wort an sich ist ziemlich unschön und undefiniert. Warum nicht Gliedmaßen?
Hm. „Masse“ und „schuppig“ liegen mir hier auch quer.

Dinge ist jetzt keine schöne Bezeichung, aber ich sträube mich noch gegen Gliedmaßen. Die "Dinger" sind ja noch nicht als Körperteile erkennbar, sondern bilden sich erst als Huckel aus dem Körper heraus und nehmen dann Form an. Huckel hatte ich auch erst als Begriff, aber den fand ich noch schlechter als Dinger.

Masse und Schuppe, weiß nicht. Ich stelle mir das so vor, dass sich die Schuppen auf der Haut nachbilden und die Masse darunter liegt.

Und hier ist er wieder namenslos?

Den Wechsel schaue ich mir lieber auch nochmal genauer an.

Gibt es denn den einen afrikanischen Akzent? Könntest du etwas spezifizieren. Z.B. Nordafrikanischen Akzent.

Ich kenne nur den südafrikanischen-leicht französischen Akzent :confused: kann mir aber gut vorstellen, dass in den nördlicheren Ländern, die britisch, niederländisch ( waren die in Afrika?) oder sogar deutsch kolonialisiert wurden, die Akzente durchaus anders sind. Nordafrikanischer Akzent könnte man sicher sagen, aber woher soll Jaden zwischen ihnen unterscheiden können? Und wie hört der sich überhaupt an?

Wird wohl wieder Zeit, Geschichtsartikel zu recherchieren.

„hat mein Leben … entwickelt“, da ist was schief, meine ich.

Ja, das ist mein am meisten gehasster Satz in der Geschichte, aber ich komme noch nicht darauf, wie ich ihn besser schreiben will. Zumindest wird deutlich, was ich sagen will.

Ziemlich dich an:

Hast Recht.

Im Jugendheim. ;)

Jugendamt ist natürlich auch eine Glanzleistung :D.

Müsste im Präsens, bereue, oder?

Ja, eigentlich ist alles Präsens. Ich habe eine Version aber in Präteritum geschrieben, da muss ich wohl einen Splitter übersehen haben.

Was, die Augen platzen? :sconf: Aber wie kann er dann so zielsicher agieren und sie weiter bedrohen?

Die Platz natürlich nicht wörtlich. Also doch, aber die Trauben, nicht die Augen :shy: kommt natürlich verwirrend.

Das „aber gut“ evtl. zum zweiten Satz? „… lässt er es sich nicht anmerken. Aber gut, ihm wird sie auch nicht unter die Nase gehalten.“

Übernehme ich auch.

… und dass es Militärsklaven waren. Wieder was dazu gelernt. :bib:

Gepriesen sei Wikipedia :huldig:.

Vielen Dank auch dir für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Meuvind

 


Meuvind schrieb:

Ich ziehe die letzte Flasche aus der Jacke, die ich aus einem Mülleimer habe mitgehen lassen. Das Glas ist bereits zerkratzt und das Etikett bleich, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass sie leer ist. Die Flüssigkeit fehlt.
„Fuck.“

wegen schrieb:

Warum sollte die Flasche aus dem Mülleimer nicht leer sein? Finde ich unlogisch. Vllt. ist das Glas besonders dick und schwer, und darum wirkt es, als wäre noch etwas drin …?

Verstehe ich nicht. Wie meinst du das? Flüßigkeit könnte ja nicht drin sein, denn irgendwie muss da ja der Dschinn drin leben.
Vielleicht ersetze ich das Nichts einfach durch eine grüne Flüßigkeit?
Ich frage mich halt, warum Jaden eine Schnapsflasche aus dem Mülleimer(!) nimmt, in der Annahme es wäre noch was enthalten. Und wenn, dann nicht sofort überprüft, indem er sie im Licht schüttelt, sondern einpackt. Die Geschichte spielt nicht am Flughafen kurz vor der Sicherheitskontrolle, an der alle schnell sämtliche Flüssigkeiten loswerden müssen und deshalb überall halbvolle Flaschen rumstehen. Die Schnapsflasche wird a)nach dem Kauf mit nach Hause genommen und verbraucht oder b)von einem (anderen)Alki bis auf den letzten Tropfen geleert und anschließend in dem öffentlichen Mülleimer entsorgt. Das mit der grünen Flüssigkeit, erinnert an Pfefferminzlikör, finde ich gut.

Viele Grüße
wegen

 

Hallo @wegen und @Meuvind ,
die grüne Flüssigkeit ist zweifellos Absinth, der auch „die grüne Fee“ genannt wird. Eine nahe Verwandte des Dschinns ... :D

Gruß wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

die grüne Flüssigkeit ist zweifellos Absinth, der auch „die grüne Fee“ genannt wird. Eine nahe Verwandte des Dschinns ... :D
Oh ja, DAS gefällt mir sogar richtig gut!:thumbsup:

Edit:

Ich ziehe die letzte Flasche aus der Jacke, die ich aus einem Mülleimer habe mitgehen/geangelt habe lassen. Das Glas ist (bereits) zerkratzt, [der Verschluss völlig verrostet(wäre die Flasche unverschlossen, könnte der Dschinn entkommen, oder?)] und das Etikett bleich/ausgeblichen, und als ich sie in das Licht halte, merke ich, dass sie leer ist. Die Flüssigkeit fehlt. das Pfandzeichen fehlt.
„Fuck.“
Ich drehe die Flasche auf den Kopf, aber nichts schwappt umher. Sie ist leer, kommt nicht einmal mit Pfand. Frustriert stelle ich die Flasche auf den Boden, nehme Anlauf und schieße sie über die Gleise.
Du könntest auch weg von der Flüssigkeit und rein auf den Pfanderlös gehen.

Edit vom Edit: Ach warte, die Schnapspullen geben gar kein Pfandgeld, oder? ...:bonk:
Ne altertümliche Bockbierflasche? :schiel:

VG
wegen

 

Hey @wieselmaus @wegen ,

nur kurz, bevor ich mit den Antworten vorfahre.

Ich frage mich halt, warum Jaden eine Schnapsflasche aus dem Mülleimer(!) nimmt, in der Annahme es wäre noch was enthalten.

Das frage ich mich jetzt auch ...

Die Schnapsflasche wird a)nach dem Kauf mit nach Hause genommen und verbraucht oder b)von einem (anderen)Alki bis auf den letzten Tropfen geleert und anschließend in dem öffentlichen Mülleimer entsorgt.

A) fällt ja schon einmal raus, dafür braucht man ein Zuhause. Option B) wird es da eher, so fern der Alki bereit ist, die Flasche auch wirklich in einem Mülleimer zu entsorgen.

Das mit der grünen Flüssigkeit, erinnert an Pfefferminzlikör, finde ich gut.

Gefällt mir :D.

die grüne Flüssigkeit ist zweifellos Absinth, der auch „die grüne Fee“ genannt wird. Eine nahe Verwandte des Dschinns ... :D

Den hatten wir doch auf dem Gathering, richtig? Wobei ihr beide nicht da wart, meine ich mich zu erinnern. Oder wenn später. Bin ja eher gefahren.

Das mit der Verwandschaft ist gut möglich. Sind ja sehr mysteriöse Gestalten, diese Dschinns, und haben Vor- und Nachfahren überall auf dem Globus. Grüne Feen, chinesische Drachen- Zimtschnäpse und so weiter.

Ach warte, die Schnapspullen geben gar kein Pfandgeld, oder? ...:bonk:

Leider nicht. Da fehlt wohl die deutsche Kultur, die das Bier hat ;).

Liebe Grüße
Meuvind

 

Hey @greenwitch ,

Viel eigenständiges, doch auch vieles was mich an das Original erinnert, mehr so unterschwellig, super.

Wie ich wegen schon geschrieben hatte, ist die Geschichte eher das Ergebnis von zwei verschiedenen Angängen, die ich irgendwann einfach in einen Topf geworfen habe. Wirklich geplant war die Geschichte nicht, das meiste hat sich beim Schreiben oder auf dem Weg zur Arbeit ergeben.

Und einiges, was für mich beim gestrigen Stammtisch Thema war, kann ich aus Deiner Geschichte mir prima abschauen - Dankeschön!

Habt ihr so bereits so intensiv über eure Texte gesprochen? Wobei, ihr drei wart ja recht früh fertig. Oder zumindest pünktlich :D.

Der Titel gefällt mir prima

Eine wahre Schnapsidee :wein:.

ja, die wichtigen Dinge im Leben lernt man auf die harte Tour

Eine Sache, die Jaden vermutlich öfter gelernt hat als der Großteil der Menschen.

Vielleicht meinst Du es ja anders, mein Kopf sagt hier immer "in so einem Chaos"

Was ich meinte, war dass es Jaden erstaunt, dass Menschen von dem Verwaltungs-Chaos leben können. Also nicht Chaos im wörtlichen Sinne.

da hakte mein Logik, warum soll eine Flasche aus dem Müll voll oder zumindest noch Inhalt haben?

Ja, da wurde ich auch schon in einem vorherigen Post drauf hingewiesen. Wird bei der Überarbeitung gestrichen.

mit Pfand daher? Oder bringt keinen Pfand, so ist es seltsam

Ich weiß nicht, ich kenne alle drei Versionen. Merke ich mir und halte da nochmal eine Auge drauf, wenn es ans Schleifen geht

Penner ist in meinem Kopf eher "mittelalt", kein Jugendlicher

Findest du? Eigentlich ist Penner ja eher eine generelle Bezeichnung. Klar kommt da schon ein gewissen Bild mit her, aber ...
Ich bin mir auch gar nicht sicher, wie alt Jaden jetzt wirklich ist. In Bullshit hatte ich das so gelesen, dass er um sie 17-18 ist, Heer war ein paar Jahre älter. 19 vielleicht. Wobei man gerade als Obdachloser sicherlich nicht die Möglichkeit hat, sich täglich zu waschen, das Aussehen könnte so tatsächlich verzerrt sein. Ich behalte es einfach mal im Hinterkopf.

Es verwirrt etwas, das Du immer wieder zwischen dem Neuen und Nikolaj hin- und her zwitcht. Eine Bezeichnung wäre einfach Leserfreundlicher

Ich wollte eigentlich nur Abwechslung, Verwirrung war nicht gewollt.

generell mag ich den Satz, vorallem den Gedanken. Aber der fette Teil leist sich irgendwie zu steif, da würde ich nochmal rangehen

Ja, das Gefühl hatte ich schon vorher, aber mir ist einfach nicht eingefallen, wie ich den Satz rund bekomme. Immerhin sagt er schon einmal das, was du verstehen solltest.

Er hatte nach oben gezeigt? Habe ich den Hinweis überlesen, ich sah die Jungs irgendwo an Gleisen, aber halt nicht im dunkeln/nackten? U-Bahntunnel.

Habe gerade tatsächlich nochmal nachgelesen und ja, die U-Bahn habe ich nicht explizit erwähnt :Pfeif: ich war da noch so nah am Original, wo die Szene unter der Erde spielt, und muss es einfach vergessen haben zu beschreiben.

Das gefällt mir soooo sehr in Deiner Geschichte. Die Prots sind so lieb, ohne langweilig zu sein

Wie meinst du das? Langweilig sollten sie ja sowieso nicht sein, und ich finde lieb nicht zwingend langweilig.

Schlägt er sich die Hände vors Gesicht? Kopf in den Armen verbergen ist bei mir nach vorne beugen

Ich kann mir das durchaus vorstellen. Muss das wohl besser beschreiben.

Wer platzt? Die Augen, oh, wie eklig!

Nein, das gehört noch zum Traubenvergleich. Die Trauben platzen, das sind Tränen. Gott, wo kommen wir denn hin? :D bitte keinen Splatter.

Hier hattest Du mein Lächeln zu einem fetten Grinsen festgetackert.

:bounce:

auch wieder so eine unerwartete Wendung, ich werde versuchen, es mir abzuschauen.

Das war auch für mich sehr unerwartet. Ich habe überlebt, wie Heer und Jaden die Lage wohl retten können, und dann ist mir irgendwie das eingefallen.

Ich bekam die Tage den tollen Rat, meine Prots nicht nur weiß zu machen, grau sei spannender. Und genauso empfinde ich Deine beiden. Ich kann es nicht mal fest machen, wahrscheinlich ist es das Eingangsbild Penner/Alkoholiker/Assi und dann dieses absolut soziale, menschliche Verhalten.

Für mich liegt es daran, dass du ja nicht nur Penner, Alkoholiker, Assi oder sonst was bist. Das schließt ja alles nicht aus, dass du ein netter Mensch bist, auch wenn er ( zugegebenermaßen) eher unwahrscheinlich ist. Aber Jaden und Heer ( und auch Niko) waren eben nicht immer so, sondern tragen noch dieselbe Wünsche und teilweise dieselbe Verhaltensmuster wie vor ihrem Leben auf der Straße. Bei Heer ist das der Wunsch Anwalt zu werden, bei Niko die Sehnsucht nach Geld und schnellen Autos, was wohl beides seine Wurzeln in dem Wunsch nach Aufstieg hat. Und Jaden ist wie sein ganzes Leben lang bisher auch irgendwie einfach planlos. Ihm fehlt der konkrete Wunsch, den die beiden anderen haben

er will das Rad doch nicht dem Bahnhof klauen, sondern am Bahnhof, oder?

Hmm, wenn du das so meinst.

Was für ein schöner Schluss! Meuvind, ich mag die Geschichte total, Dankeschön für das Lesevergnügen

Das freut mich zu hören :D war die richtige Entscheidung, sich noch etwas Zeit mit der Geschichte zu nehmen.

Liebe Grüße
Meuvind

 

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