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Drunter und drüber

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15.03.2003
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Drunter und drüber

Drunter und drüber

In der Untergrundbahn saß mir so ein überkandidelter, untersetzter Herr mit überstehendem Unterkiefer gegenüber und schnarchte ohne Unterbrechung. Mit der Zeit wurde er immer lauter und ich überlegte, ob ich etwas unternehmen sollte. Ich traute mich nicht, ihm eine überzubraten, denn ich fühlte mich unterlegen.

Er brachte jedoch meine überstrapazierten Nerven zur Verzweiflung. „Unterstehen Sie sich, so laut zu schnarchen“, sagte ich, „sie übertönen sogar die Untergrundbahn!“

Er zeigte überhaupt keine Reaktion. Es machte für ihn wohl keinen Unterschied, dass er nicht alleine da war. Überdies beobachtete ich, wie sich unterhalb seines Nasenloches ein überdimensionaler Tropfen bildete, der schließlich herunter floss und hinter seiner überstehenden Unterlippe überaus geräumigen Unterschlupf fand. Ich stellte mir vor, seine Mundhöhle irgendwann überlaufen zu sehen, und unterdrückte den Reflex, mich übergeben zu müssen.

Unterdessen machte es meinem Gegenüber nichts aus, mit den unterschiedlichsten Tönen in dem überfüllten Zug für Unterhaltung zu sorgen.

Hastig überflog ich die Zeitung, nur um mich abzulenken. Da plante ein Unternehmen eine feindliche Übernahme, hier war das Bild eines Sonnenuntergangs zu bewundern…

Überraschend quietschen die Zugbremsen. Mein Körper plumste vom Sitz hinunter und ich sah dabei schon meine Überreste in einem Sarg ruhen. Meine Wenigkeit weilte aber doch noch unter den Lebenden. Davon überzeugte mich irgendein Ellenbogen, der sich gerade in meinen Unterleib bohrte. Es war an Frechheit kaum zu überbieten!

Im Waggon herrschte ein Drunter und Drüber. Man unterschätzt doch oft die Geschwindigkeit. Sich eine Übersicht zu verschaffen war für mich schwer, denn mein Unterschenkel hatte sich zwischen zwei Sitzen verheddert. Die Vollbremsung war wohl eine Überreaktion des Zugführers als er dachte, unterwegs ein Signal übersehen zu haben. Der war ja wohl unterbelichtet! Wen sollte der Zug in einem Tunnel schon überfahren.

Der untersetzte Herr stand plötzlich über mir und begann an mir zu zerren.

„Mann, lassen Sie sich doch untersuchen! Sind sie übergeschnappt!?“, schrie ich.
„Sorry, I don’t understand.“
„Na toll, auch noch einer aus Übersee. Unter aller Sau! Kann mir das jemand mal übersetzen?!“

 

Hi Murxi!

Vorschlag für die erste Zeile:

In der Untergrundbahn saß mir gegenüber ein untersetzter Herr mit überstehendem Unterkiefer und schnarchte übermäßig/unüberhörbar ohne Unterbrechung.

Na, bitte! Ist dir toll gelungen!

Liebe Grüße
Barbara

 

Hoppla, Barbara,
zwischenzeitlich habe ich es selbst in die Hand genommen. Trotzdem danke für Deinen Vorschlag.

Feeeertiiiig!!!
Danke an alle, die den Text gelesen, kommentiert und mit mir verbessert haben (inclusive derer, die sich übergangen fühlen könnten, z. B. Woltochinon - sorry!!!). Falls das Ding mal verfilmt werden sollte, werde ich Euch im Abspann erwähnen.

Gruß
Murxi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Murxi,

da du den schönen Text ja ohnehin noch einmal überarbeiten möchtest, kommen meine Hinweise ja vielleicht noch rechtzeitig. :) (edit: hatte nciht alle Beiträge gelesen, also wohl doch nciht rechtzeitig:()
Mir hat das Ergebnis deines Experimentes auch gut gefallen. Es ist amüsant und liest sich gut.

Da plante ein Unternehmen eine feindliche Übernahme, hier war Bild eines Sonnenuntergangs zu bewundern...
- war das Bild
- Leerzeichen vor den drei Punkten am Schluss.
Davon überzeugte mich irgendein Ellenbogen, der sich gerade in meinen Unterleib bohrte.
Da der Prot gerade von Sitz hinunte geplumpst ist, würde ein Ellenbogen dazu wohl einiges an Verrenkung benötigen, sich in den Unterleib zu bohren. Ein Fuß oder ein Teil eines Fußes, wie Hacke oder Ferse wäre glaube ich schlüssiger.
Der war jawohl unterbelichtet!
In diesem Fall wird ja wohl auseinander geschrieben.

Das war es auch schon. Ein wirklich gelungenes Esperiment. :)
Einen lieben Gruß,
sim

 

Hallo Murxi

na, das ist dir toll gelungen. Die Mühe hat sich doch gelohnt, oder? :thumbsup:
Bei einem Experiment muss man damit rechnen, dass es nicht aufs erste Mal ausgefeilt ist. Aber wer Gedult aufbringt, wird dafür belohnt.
Hat mir Spaß gemacht, zu lesen.

Einen schönen Tag noch

Morpheus

 

Hallo sim, hallo morpheus,
es freut mich, daß es Euch auch gefallen hat, meine Geschichte zu lesen. Danke!!!

sim, es ist nie zu spät, gute Ratschläge zu erteilen.
Ich habe zwei davon sofort umgesetzt - ein "das" eingefügt, und ja wohl auseinander geschrieben.
Was ein Leerzeichen vor den drei Punkten angeht, so bin ich unsicher, ob es stimmt. Ich meinte immer, daß ein Leerzeichen hinter die Interpunktion kommt( )...

Und jetzt zu dem Ellenbogenproblem. Stell dir einen überfüllten Zug vor. Nach einer Vollbremsung liegen fast alle auf dem Boden. Jeder versucht, sich irgendwie aufzurichten. Da ist es doch nicht so unwahrscheinlich, plötzlích einen (fremden) Ellenbogen in seinen Eingeweiden zu spüren. Na ja, so habe ich mir das zumindest gedacht.

Nochmal danke für die Kommentare,
Ciao Kakao
Murxi

 

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