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Serie Die Tränen fliehend Sicht:1

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13.02.2006
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Die Tränen fliehend Sicht:1

Noch nie bin ich so gerannt. Häuser. Briefkästen. Bäume. Autos. Kläffende Köter. Dazu das schwache Laternenflimmern. Ich spüre, wie mein Herz in meiner Brust zu explodieren droht. Zu einem, da ich die ganze Zeit gerast bin, und zum anderen wegen der weniger milden Umstände, in denen ich mich befinde. Doch ich lauf einfach immer weiter gerade aus. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.

Und in meinem Rausch droht mir die Nacht die Luft zu rauben. Meine Beine fühlen sich an, als wenn sie jemand in Zement getaucht hätte und meine Muskeln erschlaffen wie ausgedehntes Gummi. Doch ich folge der Straße, die Tränen fliehend.

Nicht einmal schaue ich mich nach hinten um. Ich höre wie etwas hinter mir herbellt. Ich höre es keuchen. Höre wie es hetzt. Ich will wissen was es ist, doch ich traue mich nicht nach hinten zu schauen. Ich laufe weiter. Weiß nicht, wohin mich der Weg führt. Verlasse mich auf die Zeit. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.

Ich stolpere, kann gerade noch das Gleichgewicht halten. Ich komme ins Torkeln, doch ich lauf weiter. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.
Ich spüre, wie etwas nach mir greift. Es findet Halt an meinem Hemd. Ich spüre schon, den kalten Atem in meinem Nacken, doch ich kämpfe dagegen an. Ich verliere mein Hemd, doch ich laufe weiter. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.

Ich sehe wie der Weg immer dunkler wird. Von hier an keine Straßenbeleuchtung mehr. Ich spüre, wie meine Schuhe in den Boden unter mir einzusinken drohen. Ich verliere meine Schuhe, doch ich lauf weiter. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.

Ich verspüre, einen starken Gegenwind. Höre das Pfeifen, spüre wie mir die Haare aus dem Gesicht geblasen werden. Ich springe über einen Abhang. Der Wind bläst mir die Hose weg, doch ich laufe weiter. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.

Ich höre etwas ticken. Tick Tack Tick Tack Tick. Ich laufe weiter, schaue mich ein erstes Mal um. Tick Tack Tick Tack Tick. Der Straße folgend, die Tränen fliehend.

Tick Tack. Die Tränen fliehend.

TickTackTickTickTick Tiiiick Tiiiick. Es zerhämmert mir die Schädeldecke. Tiiiick, Tiiiiick, Tiiiick, Tiiiick.
Ich werde immer schwächer.
TICK! TICK! TICK! TIIICKK!
Ich falle auf meine Knie. Die Hände schützend über meinen Kopf geschlungen, ringe ich nach Luft. TickTickTickTick TickTackTickTack.
Ich beruhige mich. Tick Tack Tick Tick Tack.

Ich atme tief ein und aus. Ich schaue auf. Eine Uhr. Eine stinknormale Uhr. Ich habe so lange, dagegen angekämpft, mich auch nur einmal umzudrehen, jetzt muss ich mich stellen. Ihr bloß gegenüberstehen. Auf der Straße halt machen, die Tränen fließen lassen.

 

YEEEEHAW!!! :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

Endlich mal wieder eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack! Gratuliere für dieses verdammt starke Werk. "Stark" im Sinne von ausdrucksstark, formstark, stimmungsstark.


Noch ganz benommen. Kann nicht mehr schreiben. Beine schwach. Sinke nieder... Geschichte ... brilliant!

Mit den letzten Kräften verabschiedete er sich vom Autor und sank zu Boden. Sein Blick entschweifte doch auf seinem Gesicht blieb ein zufriedenes Lächeln zurück. Er hatte eine tolle Geschichte gelesen ... nun konnte er gehen.

 

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