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Die Ohnmacht des Allmächtigen

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03.08.2003
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Die Ohnmacht des Allmächtigen

Um ihn herum gab es nichts, nicht einmal Leere. Es gab keinen Raum und keine Zeit, weder in vier Dimensionen, noch in drei, zwei oder einer – ja selbst in null Dimensionen nicht. Doch so eine Welt war auf die Dauer sehr einengend. Für ein allmächtiges Wesen wie ihn war sie nicht angemessen, fand Gott.
„Wir wollen es uns behaglicher machen“, sagte er.
Er schuf einen strahlenden Palast mit spitzen Türmchen, deren Dächer in der Sonne glänzten, mit tausend prunkvollen Gemächern, mit marmornen Fußböden und leise plätschernden Springbrunnen im Park, mit kostbaren Wandbehängen und lauschigen Alkoven. Er hatte jetzt viel Platz und lustwandelte äonenlang in endlosen Gängen, deren Wände erlesene Fresken und Gemälde zierten, sah durch die Fenster auf den Park hinaus oder saß sinnend auf seinem Thron. Alles war so, wie er es gewollt hatte. Woher kam dann dieses unbestimmte Gefühl der Traurigkeit? Vielleicht, weil es so still war.
„Musik!“, befahl er.
Sofort wob im Thronsaal das Jauchzen und Harfenspiel der Cherubim einen weichen Klangteppich um ihn und füllte wie ein feiner goldener Nebel den Palast. Die Cherubim lobten und priesen Gott unermüdlich, und das gefiel ihm. Irgendwann jedoch musste er sich eingestehen, dass sie nur sangen, was er hören wollte. Die Cherubim hatten zwar seine Traurigkeit für kurze Zeit betäuben können, doch kehrte sie nun mit doppelter Heftigkeit zurück und nagte wie ein hässlicher Parasit an seinem Herzen.
„Wir wollen uns amüsieren“, sagte Gott und erschuf in seinem Palast ein Spiegelkabinett, um sich in den zahllosen Spiegeln zu bewundern. Er kicherte in sich hinein, wenn er auf den gewölbten Flächen zu einem Strich zusammenschrumpfte oder wenn sein Bauch zu einer riesigen Kugel anschwoll. Er drehte sich vor den Spiegeln um seine eigene Achse, zupfte an den Falten seines Gewandes und fand, dass er trotz der Verzerrungen eine Respekt einflößende, prachtvolle Erscheinung war. Doch dann kam es ihm in den Sinn, dass niemand außer ihm selbst dies fand. Zum ersten Mal durchzuckte ihn ein entsetzlicher Gedanke:
Er war allein.
Gott war es deshalb schon bald leid, sich selbst zu betrachten.
„Wir wollen mit anderen spielen“, sprach er.
Er versetzte sich in den Zustand eines kleinen Kindes, für das alles neu und staunenswert ist, und das sich sogar an dem schwankenden Schatten eines Zweiges erfreut. Er schuf andere Kinder und jagte bald inmitten einer lärmenden Schar durch die Gänge und Säulenhallen. Er spielte mit ihnen Murmeln im Hof des Palastes. Er versuchte gemeinsam mit ihnen im Park Schmetterlinge zu fangen. Zusammen kugelten sie sich in nach Sommer duftendem Gras herum. Aber niemand konnte ihn beim Murmelspiel besiegen, wenn er es nicht wollte. Niemand jagte von sich aus mit ihm nach den bunten Schmetterlingen. Niemand lag neben ihm im Gras, einfach nur, weil er Gott gerne hatte. Nach einer halben Ewigkeit begann Gott sich zu fragen, warum das so war, und dieser Frage konnte er nicht ausweichen. Er erwachte aus seinem Kindheitstraum und war wieder der einsame Gott, der feststellen musste, dass alles um ihn herum nur ein Vexierspiel seiner Einbildung war, das er ganz nach seinem Belieben verändern konnte. Er musste nur wollen.
„Niemand kann einsamer sein als wir, denn es gibt nur uns“, seufzte er.
Er musste weinen.
Wieder verstrichen Äonen und Gott dämmerte einfach nur vor sich hin. Er hatte es fast aufgegeben, irgendetwas zu wünschen oder zu hoffen, als eine Stimme etwas sagte.
„Hallo“, sagte sie.
Gott hatte nämlich begonnen Stimmen zu hören, vielleicht, weil er so einsam war. Erst waren es nur wenige, dann wurden sie immer zahlreicher und ließen sich nicht länger ignorieren. Gott lauschte den Stimmen, unterhielt sich mit ihnen, gab ihnen Namen wie Gabriel oder Michael, und oft geschah es ihm, dass er im Verlauf des Gesprächs nicht mehr wusste, wer er eigentlich war.
„Luzifer, du schon wieder“, sagte Gott.
„Höre ich da einen Anflug von Überdruss?“
„Um ehrlich zu sein, du täuschst dich nicht.“ Bemüht freundlich fragte Gott dann: „Was willst du?“
„Ich will nur, dass du glücklich bist.“
„Das ist unmöglich.“ Wie besorgt er um mich ist, dachte Gott, ausgerechnet Luzifer, um gleich darauf als Luzifer zu sagen:
„Für dich ist nichts unmöglich, du musst nur wollen.“
Dieser Luzifer war wirklich eine unangenehme Person, fand Gott, jetzt verhöhnte er ihn auch noch, und dann diese nasale Nörgelstimme, furchtbar, einfach furchtbar.
„Gerade das ist ja das Problem, und das weißt du“, sagte er müde.
„Dann schaffe doch eine Welt, auf die sich deine Allmacht nicht erstreckt“, meinte Luzifer mit einem kaum wahrnehmbaren spöttischen Unterton in der Stimme.
Gott versuchte das Gespräch mit Luzifer zu verdrängen, wie er es mit allem zu tun pflegte, was Luzifer sagte. Es gelang ihm nicht. Der Vorschlag Luzifers hatte etwas Bestechendes, das konnte er nicht leugnen. Eine Welt erschaffen, die außerhalb seiner Macht stand – das war eine zu verlockende Möglichkeit. Die Geschöpfe dieser Welt stünden gleichberechtigt neben ihm. Das musste doch überaus amüsant und spannend sein. Er wäre Zeuge von Geschehnissen, die er nicht beeinflussen konnte. Schon der Gedanke daran ließ ihn wohlig erschauern.
Gedacht, getan. Gott machte sich ans Werk, ging bis an die Grenzen seiner Macht und schuf in einer gewaltigen Explosion seiner Schöpferkraft das Licht und die Dunkelheit. Sein tatkräftiger Geist schwebte über den Wassern, schuf die Erde, stellte fest, dass sie wüst und leer war und behob diesen Mangel.
Entspannt lehnte er sich danach auf seinem Thron zurück und sprach zu sich selbst: „Nun wollen wir einmal sehen.“
Und er sah, wie aus seinen Saaten überall Leben hervorspross, sich Einzeller bildeten, Pflanzen und Tiere entstanden und später auch Geschöpfe, die sich fragten, woher sie eigentlich kamen und wie alles seinen Anfang genommen hatte.
Das freute Gott. Er verfolgte gebannt das Geschehen und vergaß darüber sogar, von seinem Manna zu naschen.
„Ob sie es herausfinden?“, sprach er zu sich selbst.
Zu seinem Entzücken fanden sie es heraus, waren ihm dankbar und beteten ihn an, ganz ohne sein Zutun. Gott war gerührt und Tränen traten in seine Augen. Fühlte sich so das Glück an?
„Sie glauben an uns. Unsere Geschöpfe glauben an uns“, sprach er mit bebender Stimme.
Und er sah, wie auf der Erde viele Religionen entstanden und sein Name auf unterschiedliche Weise angebetet wurde. Einige Glaubensrichtungen personifizierten ihn, umgaben ihn mit Nebengöttern, machten ihn zur Dreifaltigkeit oder – und das fand er am originellsten – sogar zum göttlichen Nichts, doch keiner Religion gab er den Vorzug.
„Was zählt, ist der Glaube“, sprach er großzügig.
Und er sah, wie im Namen des Glaubens Kriege geführt und Ströme von Blut vergossen wurden. Zum ersten Mal verspürte er den Impuls einzugreifen, musste aber seine Ohnmacht feststellen. Unruhig rutschte Gott auf seinem Thron hin und her.
„Ob das gut geht?“, murmelte er betroffen.
Er sah, wie diese seltsamen Wesen sich immer weiter ausbreiteten, sich mehr und mehr von seiner Schöpfung unabhängig machten und sogar ihrerseits Wesen schufen, die Fragen stellen konnten. Sie beteten ihn nicht mehr an, sondern sammelten Daten und hatten ihre Formeln, mit denen sie alles erklären konnten. Selbst ihn begannen sie zu erklären. Sie stießen ins All vor, machten Vorhersagen für die Zukunft, erforschten die Vergangenheit, und ihre Welt der Diagramme und Tabellen blähte sich auf und wuchs und wuchs und wurde riesig.
Gleichzeitig wurde Gott selbst immer kleiner und unbedeutender. Sein Palast war in Auflösung begriffen, die Alkoven stürzten ein, die Springbrunnen versiegten und eine Flut von Zahlen und Fakten drang zu den Toren herein, überschwappte den prächtigen marmornen Fußboden und stieg unaufhaltsam die Stufen zum Thron empor. Der Gesang der Cherubim war schon längst verstummt und an seiner Stelle erklang hässliches Gelächter. Gott kannte dieses Gelächter, oh wie gut er es kannte.
„Luzifer“, murmelte er. „Das haben wir nicht gewollt.“
„Bist du jetzt glücklich?“, schrie Luzifer höhnisch, „bist du jetzt endlich glücklich?“

 

Hallo @Sturek,

den größten Teil deiner Geschichte finde ich toll, sie hat mich gepackt. Der Ablauf der Geschichte, die Rolle des Lichtbringers ... inhaltlich und stilistisch faszinierend!

Trotzdem stören mich ein paar Ungereimtheiten, ich habe den Hang zur Kleinlichkeit ;-):

Sofort wob im Thronsaal das Jauchzen und Harfenspiel der Cherubim einen weichen Klangteppich um ihn und füllte wie ein feiner goldener Nebel den Palast. Die Cherubim lobten und priesen Gott unermüdlich, und das gefiel ihm.

Zum ersten Mal durchzuckte ihn ein entsetzlicher Gedanke:
Er war allein.

Aber da waren doch die Cherubim?
dass alles um ihn herum nur ein Vexierspiel seiner Einbildung war, das er ganz nach seinem Belieben verändern konnte. Er musste nur wollen.
„Niemand kann einsamer sein als wir, denn es gibt nur uns“, seufzte er.
Wenn aber die Cherubim wie auch Luzifer nur eine Einbildung aus ihm selbst heraus wären,wieso existiert die anschließend geschöpfte Welt dann jenseits von ihm?
Sein tatkräftiger Geist schwebte über den Wassern, schuf die Erde, stellte fest, dass sie wüst und leer war und behob diesen Mangel.
Sehr cool!
Gleichzeitig wurde Gott selbst immer kleiner und unbedeutender. Sein Palast war in Auflösung begriffen, die Alkoven stürzten ein, die Springbrunnen versiegten und eine Flut von Zahlen und Fakten drang zu den Toren herein, überschwappte den prächtigen marmornen Fußboden und stieg unaufhaltsam die Stufen zum Thron empor. Der Gesang der Cherubim war schon längst verstummt
Was du zeigen willst, ist mir schon klar. Aber es übersteigt meine Vorstellung, wieso im Bild deiner Geschichte seine Schöpfung sich jetzt so auf ihn selbst auswirkt, sie ihn quasi in die Auflösung treibt. Dies 'Gott auf den Sperrmüll' müsste meiner Ansicht nach irgendwie anders in das Ganze eingebaut werden.

Gerne gelesen!
Eva

 

Hallo, hab deinen Text grad noch gelesen @Sturek !
Auch dieser befeuert die Angst, es könnte diesen Gott wirklich geben -- oder irgendeinen anderen, den man sich bislang ausgedacht hat. Ich hoffe, nicht.
Ehrlich gesagt weiß ich nach dem Lesen nicht, worauf du hinaus willst.

Wie @Eva Luise Groh schon anmerkte, gibt es einige Ungereimtheiten. Aber selbst wenn man dem roten Faden folgt, kommt man nirgendwohin. Außer vielleicht in einen dimensionslosen Raum.

Die Cherubim wurden schon erwähnt, Lucifer hingegen ist nur ein Anteil seiner Persönlichkeit. Persönlichkeit? Naja, die Frage nach dem Motiv eines Schöpfers wird ja selten gestellt, du wenigstens tust das: Es ist Langeweile.

„Dann schaffe doch eine Welt, auf die sich deine Allmacht nicht erstreckt“, meinte Luzifer
Das Allmächtigkeitsparadox. Erschaffe eine Mauer, die du nicht erklimmen kannst.
Immerhin, Zeitdruck kennt Gott nicht. Hat ja erst mal eine Milliarde Jahre mit Bakterien, Amöben und später den Dinosauriern verplempert.

Zu seinem Entzücken fanden sie es heraus, waren ihm dankbar und beteten ihn an, ganz ohne sein Zutun. Gott war gerührt und Tränen traten in seine Augen.
Wem nicht schon vorher klar war, dass Gott eine narzisstisch gestörte Person ist, et voilá.

Gleichzeitig wurde Gott selbst immer kleiner und unbedeutender. Sein Palast war in Auflösung begriffen, die Alkoven stürzten ein, die Springbrunnen versiegten und eine Flut von Zahlen und Fakten drang zu den Toren herein, überschwappte den prächtigen marmornen Fußboden und stieg unaufhaltsam die Stufen zum Thron empor.
Ja was? Das klingt gar nicht gut. Einfach 2-3 Sintfluten hernieder kommen lassen und das undankbare Pack ersäufen!

Aber da waren doch die Cherubim?
dass alles um ihn herum nur ein Vexierspiel seiner Einbildung war, das er ganz nach seinem Belieben verändern konnte. Er musste nur wollen.
„Niemand kann einsamer sein als wir, denn es gibt nur uns“, seufzte er.
Einsamkeit also. Für ein Wesen, das noch nie zu zweit war.
Aber einen Thron muss Gott natürlich haben, auch wenn er alleine ist. Vielleicht ist es doch King Charles?

Es gab keinen Raum und keine Zeit, weder in vier Dimensionen, noch in drei, zwei oder einer – ja selbst in null Dimensionen nicht. Doch so eine Welt war auf die Dauer sehr einengend
Kommt jetzt halt drauf an. Wie man 'Welt' definiert.

Er kicherte in sich hinein, wenn er auf den gewölbten Flächen zu einem Strich zusammenschrumpfte
Striche und Flächen in der Dimensionslosikeit. Und Kugeln. Muss man halt wissen, gell, wie die ohne Dimensionen gehen?

Naja, hat sich flott lesen lassen, aber wie schon erwähnt, keine Ahnung, was du damit wolltest. Philosophisch ist das ziemlich sicher nicht. Und für Satire fehlt mir der Biss.

Etwas ratlos,
Flac

 

Hallo @Eva Luise Groh und @FlicFlac

danke, dass ihr euch kurz vor dem Jahreswechsel die Zeit genommen habt, meine Geschichte zu lesen und zu kommentieren.

@Eva Luise Groh

sie hat mich gepackt.
Wunderbar. Das freut mich.
Aber da waren doch die Cherubim?
Die Cherubim haben ja nichts anderes getan, als zu singen und zu lobpreisen. Für Gott waren sie wenig mehr als ein Radio, so jedenfalls in meiner Vorstellung. Aber ich kann verstehen, dass der Leser drüber stolpern kann. Ob ich da noch nachbessere? Mal sehen. Wenn die letzten Bowle-Reste aus meinem Hirn verschwunden sind, fällt mir vielleicht noch was dazu ein.
Wenn aber die Cherubim wie auch Luzifer nur eine Einbildung aus ihm selbst heraus wären,wieso existiert die anschließend geschöpfte Welt dann jenseits von ihm?
Weil er es genau so wollte. Gott hat diese Welt so erschaffen, dass er keinen Einfluss mehr auf sie hat.
Aber es übersteigt meine Vorstellung, wieso im Bild deiner Geschichte seine Schöpfung sich jetzt so auf ihn selbst auswirkt, sie ihn quasi in die Auflösung treibt. Dies 'Gott auf den Sperrmüll' müsste meiner Ansicht nach irgendwie anders in das Ganze eingebaut werden.
Das hat sich Gott bestimmt auch nicht vorstellen können. Ob Gott durch die Entwicklung der Menschheit in die Auflösung getrieben wird? Es könnte schon sein. Den Schluss möchte ich gerne so lassen.

@FlicFlac

keine Ahnung, was du damit wolltest. Philosophisch ist das ziemlich sicher nicht. Und für Satire fehlt mir der Biss. Etwas ratlos,
Flac
Ich fange mal mit dem Ende an: Satirisch ist das sicher nicht. Sollte es auch nicht sein. Philosophisch aber ziemlich sicher: Die Geschichte handelt von Gott, der Menschheit und dem ganzen Rest. ;) Das Verhältnis von Schöpfer und Geschöpf, woher wir kommen, wohin wir gehen, die Suche nach Glück, die Natur der Realität, Allmacht und Ohnmacht, insbesondere die Auswirkung der Entscheidung Gottes, eine Welt zu erschaffen, die er nicht mehr kontrolliert. Das nur so als Denkanstöße, keinesfalls will ich dich ratlos zurücklassen, aber ich möchte dem Leser auch nicht vorbeten, was er sich bei der Geschichte denken soll.
Aber selbst wenn man dem roten Faden folgt, kommt man nirgendwohin. Außer vielleicht in einen dimensionslosen Raum.
Sehr witzig. :D Oder ist das schon Sarkasmus?
Naja, die Frage nach dem Motiv eines Schöpfers wird ja selten gestellt, du wenigstens tust das: Es ist Langeweile.
Nein, nicht nur. Da ist doch noch mehr.
Wem nicht schon vorher klar war, dass Gott eine narzisstisch gestörte Person ist, et voilá.
Typisch Gott.
Einfach 2-3 Sintfluten hernieder kommen lassen und das undankbare Pack ersäufen!
Oh neiiin.
Vielleicht ist es doch King Charles?
Wieder sehr witzig.
Es gab keinen Raum und keine Zeit, weder in vier Dimensionen, noch in drei, zwei oder einer – ja selbst in null Dimensionen nicht. Doch so eine Welt war auf die Dauer sehr einengend
Kommt jetzt halt drauf an. Wie man 'Welt' definiert.
Er kicherte in sich hinein, wenn er auf den gewölbten Flächen zu einem Strich zusammenschrumpfte
Striche und Flächen in der Dimensionslosikeit. Und Kugeln. Muss man halt wissen, gell, wie die ohne Dimensionen gehen?
Man muss die Geschichte aufmerksam lesen. :) Vorher hat sich Gott ja schon aus der Dimensionslosigkeit befreit. Und in einem Palast ist ja wohl klar, dass es mehrere Dimensionen gibt.

Ein gesundes neues Jahr!
Sturek

 

Hallo Sturek

flüssig geschrieben, leicht zu lesen - nur der Sinn hat sich mir nicht offenbart. Gott zu personifizieren und gleichzeitig "Dimensionen" aufzulösen ist weder physikalisch noch philosophisch noch lustig - ja, ich ahne, dass hier Deine menschlichen Denkanstöße, Gedanken zum Thema Glauben und eine herzhafte Prise gespielte Naivität wildes Karussell gespielt haben - alles in einen Topf, bisschen rühren und Spaß soll dabei auch mitspielen.
Ganz so einfach ist es nicht. Auch Gott und Luzifer zu trennen ist - gelinde gesagt, einfallslos. Wissen wir doch mittlerweile, dass Licht und Schatten ohne einander nicht möglich wären.
Und dann kommt die Peitsche - der böse Mensch erkennt sich, den Gott und erfindet Schock schwere Not die Datenflut. Diese macht die Erde wieder kaputt, Gott traurig und Luzifer höhnt. Nein, da ginge ich nochmal in mich und versuchte zu ergründen, wer zumindest Gott erschuf. War die Henne zuerst da oder das Ei. Wenn es denn lustig sein sollte, würde ich heftiger übertreiben, lügen, dass sich die Balken biegen. Eine richtige Sause. So bleibt für mich ein Fragezeichen und das Gefühl, dass Du Dich nicht richtig ausgedrückt, mich nicht erreicht hast.
Trotzdem gerne gelesen.
beste Grüße
Detlev

 

Selbst ihn begannen sie zu erklären.

Hm, vor einiger Zeit wurde in den Höhenlagen der Anden ein kleiner Totenschädel gefunden, der von seinen Findern einer besonderen, kleineren Art von („Ur“)Menschen zugesprochen wurde.
Dazu muss man wissen, dass „derzeit“ es nur den Homo sapiens „sapiens“ gibt und (etwa) der „neandertalensis“ oder „heidelbergensis“ wird unser armer Cousin von „nebenan“ gewesen sein und mutmaßlich klimatischen und waffentechnischen Gründen unterlegen sein ... aber gelegentlich meine ich ihn oder sie in besonders verkniffenen Gesichtern manches Zeitgenossen wiederzuerkennen.

Aber zu Deiner kleinen Geschichte,

lieber @Sturek -

denn ist es nicht schon denkwürdig, wenn es heißt

Es gab keinen Raum und keine Zeit, weder in vier Dimensionen, noch in drei, zwei oder einer – ja selbst in null Dimensionen nicht.
also schließe ich, dass Du über die Zahl „Pi“ (- die gilt als dimensionslos) erzählst.

Hier

Wir wollen es uns behaglicher machen“, sagte er zu sich.
ist ein beigefügtes „zu sich“ eher entbehrlich – selbst wenn er zu sich im Spiegel den Pluralis majestätis ... bevorzugen sollte ...

(und nochens)

Wir wollen mit anderen spielen“, sprach er zu sich.
Folglich ist korrekt

Hier aber
Gott versuchte, das Gespräch mit Luzifer zu verdrängen, wie er es mit allem zu tun pflegte, was Luzifer sagte.
zerschlägt das erste Komma das komplexe (Satz-)prädikat, „zu verdrängen versuchen“ also: Weg mit ihm!

Er sah, wie diese seltsamen Wesen sich immer weiter ausbreiteten, sich mehr und mehr von seiner Schöpfung unabhängig machten, und sogar ihrerseits Wesen schufen, die Fragen stellen konnten.
Komma weg!

Wie dem auch wird,

gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Detlev

vielen Dank auch dir fürs Lesen und für dein Feedback.

Gott zu personifizieren und gleichzeitig "Dimensionen" aufzulösen ist weder physikalisch noch philosophisch noch lustig
Die Dimensionen werden hier erzeugt, nicht aufgelöst. Gott kann das! Ein Physiker sieht das sicher nicht so, aber das Gegenteil kann er vermutlich auch nicht beweisen. Das sollte auch weder philosophisch noch lustig sein, auch nicht dass ich Gott personifiziere.
alles in einen Topf, bisschen rühren und Spaß soll dabei auch mitspielen.
Nun ja, wenn dann eine schmackhafte Buchstabensuppe herauskommt, warum nicht? Aber die Zutaten habe ich nicht beliebig gewählt, auch wenn du offenbar diesen Eindruck hattest und dir leider die Suppe nicht geschmeckt hat. Ich personifiziere Gott und lasse ihn nach Glück streben. Alles andere ergibt sich zwanglos daraus. Diese Suche ist ja durchaus tragisch und der Spaß soll dazu die Kontrapunkte setzen.
Auch Gott und Luzifer zu trennen ist - gelinde gesagt, einfallslos.
Was? Ich war nicht der Erste, der sie getrennt hat? :) Die Stelle ist einfach ein Zahnrädchen im Getriebe der Geschichte, ohne den Anspruch auf besondere Originalität. Obwohl, wer hat das denn vor mir gemacht?:hmm:
Und dann kommt die Peitsche - der böse Mensch erkennt sich, den Gott und erfindet Schock schwere Not die Datenflut. Diese macht die Erde wieder kaputt, Gott traurig und Luzifer höhnt.
Nein, nein, die Menschen sind nicht böse. Und die Datenflut macht auch nicht die Erde kaputt, da lies noch mal nach.
Wenn es denn lustig sein sollte, würde ich heftiger übertreiben, lügen, dass sich die Balken biegen. Eine richtige Sause.
Kann man machen, aber das ist dann eine andere Geschichte.

Schade, dass dir die Buchstabensuppe nicht geschmeckt hat. Umso höher schätze ich es, dass du dir die Zeit für eine Kritik genommen hast. Leider sind deine Verbesserungsvorschläge aber so radikal, dass ich eine andere Geschichte schreiben müsste, nähme ich sie an.

Hallo @Friedrichard

Ja natürlich, es ist die Zahl pi!:)

Danke auch dir für deine Verbesserungsvorschläge. Das sind sie in der Tat, denke ich, darum nehme ich sie alle an und korrigiere/ändere.

Grüße
Sturek

 

Eine Figur Gott kann also a priori nicht kreiert werden, egal wie weit man sie vermenschlicht oder abstrahiert. Geht einfach nicht, Gott in Worte zu fassen.
Hallo @Henry K. , nur kurz, ist ja nicht meine Geschichte. Man kann das nicht richtig finden, aber alle frommen Bücher tun es. Bibel, Koran uvm. Da wird Gott in Worte gefasst, ist eifersüchtig, barmherzig, liebevoll, nachtragend, die Liebe an sich ..., wie eine Glucke, ein Tröster, in einem brennenden Busch. Er schickt Menschen an Aufgaben, wird selbst aktiv durch Lichtsäulen und Wasserwände und so weiter. Menschen haben zu allen Zeiten versucht, ihn auszudrücken. Oder, je nach Standpunkt, zu kreieren. Ob man das tun sollte, ist eine andere Frage. Aber dass es getan wird seit Jahrtausenden zeigt, dass es geht. Gruß Eva

 

Da wird Gott in Worte gefasst, ist eifersüchtig, barmherzig, liebevoll, nachtragend, die Liebe an sich ..., wie eine Glucke, ein Tröster, in einem brennenden Busch ... dass es getan wird seit Jahrtausenden zeigt, dass es geht.

Vermutlich kommt es auf die Perspektive an. Gott selbst würde, in seinem Palast sitzend, beim Lesen des ganzen Unsinns, mit den Augen rollen und sagen: "Das geht gar nicht, Leute!"

 

„Wir wollen uns amüsieren“, sagte Gott und erschuf in seinem Palast ein Spiegelkabinett, um sich in den zahllosen Spiegeln zu bewundern.

„Musik!“, befahl er.
(ich empfehle nun John Lennon’s „God“ als Begleitmusik
(https://www.youtube.com/watch?v=aCNkPpq1giU))

Der Titel,

Die Ohnmacht des Allmächtigen
lieber Sturek,

hat mich noch mal zu Dear geführt und ist m. E. schon der trefflichste überhaupt mögliche, denn er trifft heutigentags selbst die verborgene Seite der Großen dieser Welt bis hinab zur Autorität der Älter(e)n gegenüber Jünger(e)n, so lange nur ein Machtapparat zu ihnen steht und wäre es das Bürgerliche Gesetzbuch in Verbindung mit der Verfassung. Nennen wir sie nach dem, was hinter ihnen liegt, wenn das Scheinwerferlicht sie trifft, Schatten, die kein Odysseus auf welcher Irrfahrt auch immer besuchen wird. -

Aber beginnt die Hierarchisierung nicht schon im Kinderzimmer oder Sandkasten, wenn das größere Drecksblag das kleinere dominiert?

Das Problem ist das „Wir“ als Pluralis Majestatis für Großkotzen, Firmen, Staaten - so alt wie Vorformen gesellschaftlicher Organisation und die Sehnsucht bereits unserer entferntesten Verwandten nach einer besseren Welt, in die dann sinnigerweise die Verstorbenen, „Ahnen“ wiedervereinigt werden und sogar vergöttert. Schließlich war früher alles ...

Um ihn herum gab es eigentlich nichts, nicht einmal Leere. Es gab keinen Raum und keine Zeit, weder in vier Dimensionen, noch in drei, zwei oder einer – ja selbst in null Dimensionen nicht.
Was mich ein bisschen direkt zu Anfang stört, ist der Anflug des Jargons der Eigentlichkeit, denn mit dem, was einem „eigen“ ist beginnt ja der Kampf um Anerkennung, Position und damit Herrschaft, was den Großen dieser Welt wieder Zucker in den Arsch bläst und Dein „Gott“ ist so einer … wobei ein Satz – wahrscheinlich unbewusst niedergeschrieben von Dear – etwas anderes verrät
... so eine Welt war auf die Dauer sehr einengend.
und „Enge“ trifft in ihren Superlatiefsten „am engsten“ unserer Sprach auf Ängste, weshalb die Großen dieser Welt einen Sicherheitsapparat brauchen – wie schon der Pharao, der in einer eigenen Stadt wohnt und hernach kolossal verwahrt wird bis zum Tage, da er mit dem Totenschiff in die ewigen Jagdgründe einzieht … Aber Angst und Furcht haben auch eine notwendige Funktion und sei es nur, um sicher über eine Hauptverkehrsstraße zu kommen.

Nu is aber genuch & damit ein gutes Neues vom

Friedel

Bissken aber doch noch

Er hatte jetzt viel Platz und lustwandelte äonenlang in endlosen Gängen, deren Wände erlesene Fresken und Gemälde zierten, sah durch die Fenster auf den Park hinaus, oder saß sinnend auf seinem Thron.
Komma weg, bloßer Vergleich

Gleichzeitig wurde Gott selbst immer kleiner und unbedeutender …
Da hab ich meine Zweifel, wenn von „Aa“ bis „Zwei…“, nee, „Zypern“ neue Götter auferstehen ...

 

Hallo @Henry K.

Nein, ich bin kein Prophet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal betonen sollte.;)
Selbstverständlich war es niemals meine Absicht, den realen Gott in Worte zu fassen. Ich stimme dir zu. Das wäre mehr als vermessen.

Aber du meinst ja auch, schon der Versuch Gott als literarische Figur darzustellen, wäre nicht zulässig.
Hier mal ein paar Beispiele, wo bekannte Autoren genau das gemacht haben. John Milton: "Das verlorene Paradies", Kurt Vonnegut: "Gottes Werk und Teufels Beitrag". Ach, da gäbe es bestimmt noch mehr.
Oder meintest du, für Amateure wie mich wäre es nicht zulässig?
Warum gebe ich Gott menschliche Züge? Weil ich eine Geschichte über Einsamkeit, die Suche nach Glück und die These „Gott straft Wünsche, indem er sie erfüllt“ schreiben wollte. Hier straft Gott sich selbst, indem er für sein Streben Wesen erschafft, die sich seiner Allmacht entziehen. Das wäre natürlich mit einem menschlichen Protagonisten nicht möglich gewesen. Es ist auch ein Gedankenexperiment. Was wäre wenn? Solche Experimente durchzuführen und die Konsequenzen zu untersuchen, ist ja zum Beispiel legitimes Mittel in vielen Science Fiction-Stories.

Womit wir zu der Frage der Paradoxa kommen.
Sie sind deiner Meinung nach von vornherein Unsinn, über den zu schreiben oder zu diskutieren sich nicht lohnt. Auch da bin ich anderer Meinung. Das Nachdenken über Paradoxa hat einige Gebiete der Wissenschaft entscheidend vorangebracht. Ein Beispiel aus neuerer Zeit ist der Unvollständigkeitssatz von Gödel. Das Paradoxon im Titel meiner Geschichte weist darauf hin, dass die literarische Figur Gott etwas erschafft, worüber er keine Macht mehr hat. Bis dahin war er allmächtig, dann aber nicht mehr. Es ist also nur ein Scheinparadoxon. Was wird sich daraus entwickeln?

Ich möchte hier noch das von @Eva Luise Groh Gesagte ergänzen: Die Darstellung Gottes in der Bibel ist nicht nur abstrakt, sondern zutiefst menschlich. Gott schickt seinen Sohn auf die Erde. Jesus ist ein verletzlicher Mensch, der leidet, ohne dass Gott eingreift. Er verzichtet hier darauf, seine Allmacht auszuüben. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Warum lässt Gott das zu? Wie oft wurde und wird auch später noch diese Frage gestellt?

@FlicFlac

Gott selbst würde, in seinem Palast sitzend, beim Lesen des ganzen Unsinns, mit den Augen rollen und sagen: "Das geht gar nicht, Leute!"
Ertappt! Du hast es auch getan. Du hast Gott vermenschlicht. Sorry, aber das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

@Eva Luise Groh
Ich habe mir inzwischen Gedanken zu der Ungereimtheit mit den Cherubim gemacht. Nachdem ich mir die Geschichte nochmal durchgelesen habe, finde ich, da ist alles in Ordnung. Gott stellt fest, das alles, auch die Cherubim, nur Vexierspiel seiner Einbildung ist. Also ist er trotz der Cherubim einsam.

Wird fortgesetzt

Grüße
Sturek

 

Gott selbst würde, in seinem Palast sitzend, beim Lesen des ganzen Unsinns, mit den Augen rollen und sagen: "Das geht gar nicht, Leute!"
Ertappt! Du hast es auch getan. Du hast Gott vermenschlicht. Sorry, aber das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Ertappt? :rotfl:
'Gott sei Dank' -- das war nämlich der Sinn des Satzes; andernfalls hätte ich den ja umsonst geschrieben. Das war sozusagen: der Gag.

 

Hallo @Friedrichard

deinen Musiktipp habe ich sehr genossen, danke dafür und für deine Überlegungen und Vorschläge.

bis hinab zur Autorität der Älter(e)n gegenüber Jünger(e)n,
Stimmt. Daran hatte ich gar nicht gedacht. In der Eltern-Kind-Beziehung sind die Eltern, die Schöpfer, in den Augen der Kinder, ziemlich gottähnlich. Ich glaube, mich erinnern zu können. Aber dann, wenn sie selbstständig bzw. zur Selbstständigkeit erzogen werden, ist die Herrlichkeit vorbei.
Aber beginnt die Hierarchisierung nicht schon im Kinderzimmer oder Sandkasten, wenn das größere Drecksblag das kleinere dominiert?
Nein, kein Fragezeichen.
Was mich ein bisschen direkt zu Anfang stört, ist der Anflug des Jargons der Eigentlichkeit, denn mit dem, was einem „eigen“ ist beginnt ja der Kampf um Anerkennung, Position und damit Herrschaft
Eigentlich hat mich das auch schon eine Weile gestört. Als Autor der Geschichte übe ich einfach hier meine Allmacht aus, also weg mit dem "eigentlich".
Dein „Gott“ ist so einer … wobei ein Satz – wahrscheinlich unbewusst niedergeschrieben von Dear – etwas anderes verrät
Vollkommen unbewusst und ich bestaune die Brücken, welche du von dort aus baust. Den Worten nachspüren, speculieren, ja.

Hallo @Henry K.

Du hast deinen Standpunkt noch einmal formuliert, aber leider kann ich ihn immer noch nicht teilen.

Wir wissen nichts über Gott, wissen nicht einmal, ob er existiert. Ist Gott wirklich allmächtig und allwissend? Ist der gesamte Gottbegriff vielleicht nur eine Fiktion, damit unser menschlicher Verstand eine Erklärung für das Woher hat? Gott ist doch vor allem eine Glaubensfrage. Wer will da entscheiden, ob eine Geschichte über Gott glaubwürdig ist oder nicht?

Können wir überhaupt erfassen, wie es ist, allmächtig zu sein? Wir können aber darüber nachdenken. Du hast ja schon angedeutet, dass Allmacht begrenzt sein könnte. Dazu braucht es gar keinen Übergott. Zum Beispiel gibt es die Theorie, dass das Universum zugleich unbegrenzt und endlich ist. Man kann sich das am Beispiel einer Kugeloberfläche verdeutlichen. Auf ihr stößt ein Wanderer niemals an Grenzen, trotzdem ist sie endlich. Vielleicht gibt es auch eine endliche, aber trotzdem unbegrenzte Allmacht. Ein philosophischer Taschenspielertrick?

Für den Gott in meiner Geschichte ist gerade seine Allmacht sein Problem. Das ist meine Art, über diesen Begriff zu spekulieren. Ich wollte auch niemals die Schöpfungsgeschichte neu schreiben. Die verwendeten Bilder sollen einzig und alleine dem Leser helfen, dieses abstrakte Problem fühlbar zu machen, mit dem Protagonisten mitfühlen zu können.

Dein Vorschlag, einen Übergott einzuführen, ist eine Überlegung wert. Aber aus den oben genannten Gründen halte ich das für überflüssig. Noch einen Gott braucht es hier meiner Meinung nach gar nicht.

Grüße
Sturek

 

Ich noch ma', wenn ich denn darf, aber die Welt is’n Dorf, wie man nicht nur im Pott so „sacht“ und wie beim Kreislauf wiederholt sich alles (was schon mal ein bisschen länger dauern kann), aber über „Gott“ und in der Folge „die Welt“ findet sich unter den Rezensionen
https://www.wortkrieger.de/threads/der-moses-roman-des-sigmund-freud.46935/
bereits eine Schlacht (der eine oder andere wird darin ein „Wortgemetzel“ erkennen wollen) zu dem unbekannten höheren Wesen & Dr. Murkes gesammeltem Schweigen ...

Friedel

 

@Friedrichard

Ich noch ma', wenn ich denn darf,
Von mir aus sehr gerne. Die Rezension werde ich mir mal in Ruhe durchlesen.

@Henry K.
Also üben wir uns weiter im geistigen Sport. Ich denke, ein Wortgemetzel ist es nicht und wird es auch nicht werden. Wenn meine Geschichte dazu beiträgt, über Begriffe wie Gott und Allmacht nachzudenken, kann ich das nur begrüßen.

... Folglich ist es unzulässig, Widersprüche und Paradoxien als "vernünftig" zu deklarieren oder ...
Widersprüche lieber nicht mit Paradoxien in einen Topf werfen.
Das bedeutet, dass ein Gott mit endlicher, aber unbegrenzter Allmacht keine gültiges Konzept sein kann, denn hier bleibt die Frage offen, was in diesem Fall vor und nach Gott kommen soll bzw. wo Gott herkommt und wo er hingeht.
Selbst wenn die Frage offen bleibt, ich kann nicht sehen, was daran so schlimm sein soll? Müssen denn alle Fragen beantwortet werden? Der Leser darf sich da gerne selbst Gedanken machen. Mein Ziel war es auch gar nicht, ein vollständiges Gotteskonzept zu entwickeln.
Und, ja, das Kugelbeispiel ist ein astreiner philosophischer Taschenspielertrick, weil ein Wanderer auf einer Kugel nämlich a priori an Grenzen stößt, nämlich a) dadurch, dass er auf einer festen Oberfläche wandelt, die eine Grenze zum Inneren der Kugel markiert, als auch b) durch die Schwerkraft auf der Kugel gehalten wird, was wiederum eine Begrenzung Richtung Raum ist.
Nö. Die Ausrede mit der Schwerkraft und dem Kugelinneren nenne ich einen Taschenspielertrick. Der Wanderer marschiert auf der Kugeloberfläche los und kommt niemals an ein Ende, präziser gesagt, an eine Grenze. Nur um die Kugeloberfläche geht es, nicht um den Raum darüber oder darunter. Stell dir diesen Wanderer im Gegensatz zur Kugel auf einer Scheibe vor. Da ist die Oberfläche auch endlich aber tatsächlich auch begrenzt.
Absolute Begriffe wie Allmacht oder Grenzenlosigkeit lassen sich nicht widerspruchsfrei einschränken. So wie es a priori keinen Wanderer geben kann, der in einer grenzenlosen Welt wandert, so kann es a priori keinen allmächtigen Gott geben, der vor Problemen steht.
Ich gebe zu, dass es für uns mit unserem gesunden Menschenverstand schwer ist, über solche absoluten Begriffe nachzudenken. Wir haben einfach keine Erfahrung mit ihnen, können sie nicht haben. Es gibt zum Beispiel verschieden große Unendlichkeiten. So ein Quatsch, ist man versucht, a priori zu sagen. Aber das lässt sich sogar mathematisch beweisen.
Das Beispiel mit der Kugel zeigt aber, dass die Grenzenlosigkeit der Kugeloberfläche in keiner Weise dadurch eingeschränkt ist, dass die Oberfläche endlich ist. Die Grenzenlosigkeit existiert trotzdem im vollen Wortsinn und widerspruchsfrei gleichzeitig mit der Endlichkeit. Ob es mit der Allmacht ähnlich sein könnte? So ein Quatsch? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Wenn aber A für W + H gilt, dann kann Gott nicht im Sinne einer literarischen Figur vor Problemen stehen, denn seine Macht betrifft ihn auch selbst und er hat die Fähigkeit, alles direkt zu erkennen und zu seinen Gunsten zu verändern.
Bis zu dem Zeitpunkt, wo Gott eine Welt außerhalb von ihm selbst erschafft, gibt es in meiner Geschichte nichts außer ihm. Es gibt hier kein W und das H ist er selbst. Seine Allmacht erstreckt sich auf ihn selbst.
... denn seine Macht betrifft auch ihn selbst und er hat die Fähigkeit, alles direkt zu erkennen und zu seinen Gunsten zu verändern.
Wieso zu seinen Gunsten? Ich denke, dann hat er keine Probleme. Siehst du, was ich meine?
Allmacht macht überhaupt nur Sinn, wenn es Probleme gibt. Ohne Probleme keine Allmacht, so wie es kein Licht ohne Dunkelheit gibt.
In diesem Szenario braucht es dann folglich eigentlich eine weitere Instanz eine Ebene höher, die der eigentliche "Gott" ist (führt weitergedacht in einen infiniten Regress).
Es wäre kein großer Aufwand, in meiner Geschichte dafür in einem Halbsatz zu Anfang Raum zu lassen: „Diese Welt war auf die Dauer sehr einengend. Woher auch immer dieser Gedanke gekommen war, er stimmte.“
Würde sich dadurch die Geschichte wesentlich ändern? Wohl kaum.

Grüße
Sturek

 

@Henry K.

Das Reich des Absoluten und Abstrakten ist auf die Dauer auch nichts für mich. Ein kurzer Ausflug dorthin ist zwar ganz erfrischend und es gibt unendlich viel zu entdecken, aber es ist zu kalt und es besteht Glatteisgefahr. Lieber zurück an den Kamin und Geschichten lauschen.

Grüße
Sturek

 

Hallo Sturek,

eine interessante Geschichte: Ein einsamer, gelangweilter Schöpfergott erschafft sich als 'Kick' eine von ihm unabhängige Welt und schafft sich dadurch selbst ab.

Welche philosophischen Aspekte kann ich aus dem Text herauslesen?

1. Wie schwer es ist, einen Lebensentwurf zu haben, der glücklich macht. Die Einsamkeit und Unzufriedenheit Gottes, sein Ringen um die Lösung des Problems beschreibst du gut.

Die Cherubim hatten zwar seine Traurigkeit für kurze Zeit betäuben können, doch kehrte sie nun mit doppelter Heftigkeit zurück und nagte wie ein hässlicher Parasit an seinem Herzen.
Ein schöner Vergleich, der Parasit.
Natürlich schiebst du hier Gott menschliches Verhalten unter, aber bei 'Ebenbildern' gibt es nun mal Überschneidungen - und dadurch auch warnende Fingerzeige, das eigene Verhalten zu überdenken.
Er drehte sich vor den Spiegeln um seine eigene Achse, zupfte an den Falten seines Gewandes und fand, dass er trotz der Verzerrungen eine Respekt einflößende, prachtvolle Erscheinung war. Doch dann kam es ihm in den Sinn, dass niemand außer ihm selbst dies fand.
Durchaus aktuell, dieser selbstgefällige Narzissmus.

2. Was ist Allmächtigkeit - kann Gott diese Welt schaffen, über die er keine Allmacht hat (und ist dadurch nicht mehr allmächtig)?
Andererseits - wenn er diese Welt nicht schaffen kann, wäre er auch nicht allmächtig. Eine interessante paradoxe Aussage.

Hinzu kommt noch dieses Problem: Kann man über Allmacht sprechen, wenn man selbst nicht allmächtig ist, Allmacht also nicht erfahren hat? Herr Wittgenstein hätte wahrscheinlich etwas dagegen. Zum Glück kann der Mensch sich unerklärlichen Dingen mit Fantasie (z.B. Gedankenexperimenten) und Mathematik nähern.

Aber - hier geht es um 'philosophisches', nicht Philosophie im Lehrbuchkontext, ich sehe Geschichten als 'fiktive Realität' und in deiner Welt ist es so, wie du es beschrieben hast (sozusagen dein Axiom-Universum), und da ist es durchaus anregend, sich das 'was wäre wenn' vorzustellen. Und deine Umsetzung hat mich auch angesprochen, das ist humorvoll:

Er verfolgte gebannt das Geschehen und vergaß darüber sogar, von seinem Manna zu naschen.

Sturek:
"Eine Welt erschaffen, die außerhalb seiner Macht stand – das war eine zu verlockende Möglichkeit. Die Geschöpfe dieser Welt stünden gleichberechtigt neben ihm."

Diese Welt wäre nach meiner Auffassung nicht gleichberechtigt, nur unabhängig. Sie wäre nicht allmächtig (könnte z.B. keine eigene Welt ex nihilo kreiieren), also gäbe es keine Gleichberechtigung.

Deshalb denke ich auch nicht, dass Gott gewissermaßen

immer kleiner und unbedeutender
wird. Ob die Menschen sich von ihm abwenden, ist für seine Welt und Intension (er hat sie nicht wegen Huldigung, sondern Unabhängigkeit erschaffen) belanglos. Entweder hat er seine Allmächtigkeit bei der Erschaffung der unabhängigen Parallelwelt sofort verloren, oder er behält sie. In beiden Fällen könnte er seine Geschöpfe weiterhin beobachten.

Gerne gelesen.

Beste Grüße,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon

Schön, dass ich dich mit meinem kleinen Text zum Philosophieren anregen konnte und danke für die Anmerkungen. Je mehr ich mich selbst mit meiner Story beschäftige, desto mehr merke ich, in welchen Sumpf ich mich da begeben habe. Überall Paradoxa, schwammige Begriffe …

Diese Welt wäre nach meiner Auffassung nicht gleichberechtigt, nur unabhängig. Sie wäre nicht allmächtig (könnte z.B. keine eigene Welt ex nihilo kreiieren), also gäbe es keine Gleichberechtigung.
Unabhängigkeit ist Voraussetzung für Gleichberechtigung, darin stimmen wir sicher überein. Ist sie aber auch ausreichend dafür?

Ich glaube, Gleichberechtigung muss nicht damit einhergehen, dass die voneinander unabhängigen Partner gleiche Fähigkeiten besitzen. Es stimmt, die Menschen in der Welt, die Gott erschaffen hat, sind nicht allmächtig wie er selbst. Halt stopp. Er ist ja gar nicht mehr allmächtig. Oh je, ist das kompliziert. Aber mal davon abgesehen. Gott hat den Menschen mit seinem Allmachtsverzicht das fundamentale Recht eingeräumt, zu tun und zu lassen, was sie wollen, genau wie er. Das hatte ich mit Gleichberechtigung gemeint. Wenn ich das auf das Verhältnis Mensch-Ameise herunterbreche, ist auch die Ameise gleichberechtigt zum Menschen. Sie ist nicht auf ihn angewiesen und macht sozusagen, was sie will. Sie existiert – so gesehen - in der Schöpfung gleichberechtigt neben ihm.

Du führst auch an, der Mensch könne keine eigene Welt ex nihilo kreieren. Aus dem Nichts vielleicht nicht, aber wir sind schon dabei. Wir kreieren künstliche Welten im Computer, entwickeln KIs usw. Es ist möglicherweise nur eine Frage der Zeit, bis unsere Geschöpfe von uns unabhängig sind. Ob uns das glücklicher macht?

Ob die Menschen sich von ihm abwenden, ist für seine Welt und Intension (er hat sie nicht wegen Huldigung, sondern Unabhängigkeit erschaffen) belanglos.
Der Schluss ist von mir natürlich als Gleichnis dafür gedacht, dass Gott aus der Welt wegerklärt wird. Das geht bestimmt nicht spurlos an so einem Sensibelchen, wie er es ist, vorüber. Seine Allmacht hat er schon verloren. Die Welt sollte von ihm unabhängig sein, das ja, aber damit sie ihm ein gleichberechtigter Partner ist. Dieser Partner wendet sich jetzt von ihm ab. Schlimmer noch: „Selbst ihn begannen sie zu erklären.“ Also wird es ihn bald nur noch als ein paar Formeln geben. Seine Schöpfung wendet sich sogar gegen ihn. „Gott auf dem Sperrmüll“ hat @Eva Luise Groh es treffend formuliert.

Ich hoffe, dieser Schluss ist noch im zulässigen Rahmen der Geschichte. Ich wüsste jetzt nicht, wie ich meine Intention da anders umsetzen könnte.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Henry K.

Schön, dass du deine Kenntnisse in Philosophie und Logik hier einbringst. Ich bin auf dem Gebiet nur interessierter Laie, aber ehrlich bemüht, deine Argumente zu verstehen. Wenn ich bei meiner Argumentation bisher irgendwo geschummelt haben sollte, dann nicht bewusst, sondern aufgrund meiner Laienhaftigkeit.

Ich versuche mal aus meiner Sicht zusammenzufassen.

Der Ausgangspunkt ist das Allmachtsparadoxon: Kann ein allmächtiger Gott einen Stein schaffen, den er nicht anheben kann? Kann er seine Allmacht aufgeben?

In meiner Geschichte kann er es. Er gibt seine Allmacht auf. Dann kann er aber auch vorher nicht allmächtig gewesen sein, denn es stand nicht in seiner Macht, seine Allmacht abzugeben und gleichzeitig allmächtig zu bleiben. Habe ich das richtig formuliert? Die Logik verlöre dann ihre Gültigkeit. Daraus folgt nach Wikipedia, dass über ein solches Wesen zu spekulieren, von vornherein sinnlos ist, weil wir es nicht mit nachvollziehbaren Mitteln(Logik) erkennen oder deuten können.
Deswegen meinst du, eine Geschichte über Gott zu schreiben, sei sinnlos.

Meine Gegenargumente sind folgende:
Zum einen könnte man meine Geschichte durchaus so lesen, dass die Schlussfolgerung aus dem Allmachtsparadoxon bestätigt wird. Denn am Ende ist Gott tatsächlich sinnlos, nur noch ein leerer Begriff. Das heißt, es wäre eine Geschichte darüber, dass ein allmächtiger Gott, der seine Macht abgibt, sinnlos ist. Ich tue zunächst so, als ob er Sinn macht, dann ist er auf meinem Schirm und führe den Gegenbeweis.

Und nun mein zweites Argument:
Geschichten schreiben ist keine Wissenschaft. Mir geht es hier nicht darum, darstellen zu wollen, was der Gottbegriff beinhaltet, ich kann es nicht oft genug wiederholen. Der Gott in meiner Geschichte ist von mir aus widersprüchlich, setzt die Gesetze der Logik außer Kraft, kann alles sein. Ich behaupte, trotzdem funktioniert er als literarische Figur. Er hat bestimmte Charaktereigenschaften, einen Konflikt und löst ihn mit seinen Mitteln. Braucht es noch mehr? Glaubwürdigkeit vielleicht? Die ist in der Literatur, nicht in der Wissenschaft, immer subjektiv, hängt vom Kontext und vom Leser ab. Vielleicht sollte man erstmal ganz wissenschaftlich definieren, was eine literarische Figur ist.

Und hier noch eine Ergänzung zum Nachdenken über Paradoxien:
Das hat zum Beispiel im Zen-Buddhismus eine lange Tradition.
Das Nachdenken über Koans, das sind paradoxe Kurzgeschichten, soll sogar zur Erleuchtung führen. Na dann … :idee:

Grüße
Sturek

 

Ihr Lieben, ich finde, langsam ufert das hier aus. So wie ich dieses Forum verstehe, geht es um Eindrücke und Tipps zu eingestellten Texten und nicht zu objektivem 'Recht haben' (soweit es das in der Kunst überhaupt gibt) - Rechtschreibung ausgenommen. Sonnige Grüße Eva

 

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