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Die Amulette
Die Amulette
Der Wind trug die schweren Sanddünen vor sich her. Am Horizont braute sich ein Sandsturm zusammen. Langsam sank die Sonne gen Erde. Im Palast beobachtete eine Gestalt den roten Horizont. Die Person stand auf der Terrasse des riesigen Palastes. Plötzlich bemerkte sie, dass jemand hinter sie getreten war.
„Mein Pharao! Verzeiht die Störung! Es gibt ein paar Probleme!“
„Sprich Morady! Was ist los?“
Der Mann war auf die Knie gesunken und blickte zu dem jungen Mann hinauf.
„Jawohl! Die Hexer stiften erneut Unruhe. Sie rufen Bestien und bedrohen das Volk! Sie wollen euch zwingen zu Handeln!“
„Ich weiß, doch es ist noch zu früh um zu Handeln! Noch kann ich nichts machen! Ich bin noch nicht in der Lage ihnen entgegen zutreten!“
Betrübt senkte der junge Mann seinen Kopf, wobei sein blondes Haar nach vorne wippte.
„Nein mein Pharao! Sagt so etwas nicht. Ihr seid stark, stärker als so mancher Hexer!“
Der Diener ballte die Fäuste
Langsam hob der Pharao seinen Kopf und ein Lächeln zeigte sich auf jugendlichen Gesichtszügen.
„Hab dank Morady aber nun geh bitte!“
„Sehrwohl!“
Morady erhob sich und verschwand. Der Pharao drehte sich erneut zum Horizont. Seine Hand wanderte zu einem Amulett das an einem Band um seinen Hals hing. Er musterte es wie er es schon oft getahen hatte, seit er es auf einer Reise in den Norden seines Landes, in einer seltsamen Höhle gefunden hatte. Er nahm es mit und hatte es seit diesem Tag nicht mehr abgenommen. Schon seit er es zum ersten Mal sah spürte er diese unglaubliche Kraft, die ihn damals wie ein Blitz durchfuhr und die bis zum heutigen Tage anhielt. Sein Blick wanderte die schönen Verziehrungen entlang die ihm sehr gefielen. Das Amulett war sechseckig und reich verschnörkelt. Diese Verschnörkelungen bildeten in der Mitte einen Knoten. In dessen Mitte war ein blau-rot schimmernder Stein eingebettet. Seine schlanken Finger fuhren über den Stein, ein erneutes Lächeln umspielte seine Lippen
„Unglaublich dass das Schicksal so vieler Menschen von so einem kleinen Stein abhängen kann!“
Leise flüsterte er es mehr zu sich als das es für irgendwelche fremden Ohren bestimmt war. Doch bemerkte er nicht, dass ihm jemand zugehört hatte.
„Das ist wahr Imo!“
Der junge Mann schreckte aus seinen Gedanken hoch. Hinter ihm war ein schönes junges Mädchen getreten. Ihre honigblonden Haare hatte sie mit einer goldenen Spange zusammengefasst. Mit ihren blauen Augen musterte sie den Pharao.
„Oh Tahame!“
Das Mädchen verbeugte sich, richtete sich aber gleich wieder auf. Langsam ging sie auf Imo zu und berührte sachte seine Schulter
„Vieles kann von diesem Stein abhängen doch noch mehr von deiner Stärke und deinem Mut!
„Nun...“
Er hielt inne und schaute in ihre blauen Augen. Sie gefielen ihm ungewöhnlich gut sie strahlten Wärme aus und danach sehnte er sich jetzt mehr den je. Er war mit Abstand der jüngste Pharao in Ägypten. Schon früh musste er sich auf seine Aufgaben als Pharao vorbereiten und so durfte er nie hinaus in den Garten gehen um mit gleichaltrigen zu spielen. Er durfte nur ganz selten zum spielen hinaus und wenn dann spielten die Diener mit ihm. Als sein Vater plötzlich durch eine Krankheit starb musste er mit sofortiger Wirkung den Thron besteigen. Schon einen Tag nach dem Tot seines Vaters trat er dessen Erbe an. Aber auch nach zwei Jahren Erfahrung fühlte er sich innerlich unsicher und schwach. Im Moment hing sehr viel von ihm ab!
„Ich weiß nicht! Die Hexer werden immer stärker und die Bestien die sie rufen sind unglaublich blutrünstig!“
Er seufzte
„Das mag sein Imo aber wir werden es schaffen. Vergiss nicht auch ich, die Hüterin der Amulette, stehe dir bei und mit meiner Hilfe wirst du die Macht bald beherrschen!“
Imo nickte, doch erneut packten ihn Zweifel
„Aber was ist mit deinem Bruder? Er ist einer der besten Hexenmeister!“
Tahame sah verletzt aus und drehte sich von Imo weg.
„Mein Bruder mag einer der Hexenmeister sein so ist doch mein Schicksal dir beizustehen und dir dienen!“
Imo lächelte. Ja ihr Schicksal war es ihm beizustehen und er war froh darüber, denn er empfand mehr für sie als zu einer gewöhnlichen Dienerin. Er näherte sich ihr von hinten und schlang seine Arme um ihren Oberkörper. Er drückte sich fest an sie. Sie spürte seinen Herzschlag und seine Wärme was sie beruhigte. Im Hintergrund schickte die untergehende Sonne ihre letzten warmen Strahlen über das Land.
„Komm Tahame! Es wird bald kalt. Lass uns in mein Gemach gehen!“
Sie nickte und Imo packte ihre Hand. Gemeinsam verließen sie die Terrasse.
Der junge Pharao saß auf seinem Thron. Neben ihm stand, im Schatten, Tahame. Nervös blickte sie sich um. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Etwas Böses näherte sich dem Palast. Ihre Finger krampften sich um ihren goldenen Stab. Plötzlich stürmte jemand in den Saal. Um den Hals des Mannes hing ein schwarzes Amulett, indessen Mitte ein blutroter Stein eingebettet war. Tahame schluckte
„Bruder!“
Ihre Stimme war heißeres Flüstern. Imo reagierte sofort. Er sprang auf
„Tohrom was wollt ihr hier?“
Der schwarzhaarige Mann blieb vor dem Thron stehen.
„Nun Pharao es ist soweit! Ich will einen Kampf! Ein Duell!“
Imo schluckte. Sobald hatte er nicht mit einem Kampf gerechnet. Unsicher suchte er Tahames Blick, doch diese starrte nur zu ihrem Bruder.
„Also gut Tohrom!“
Entschlossen stand Imo auf und ging die Treppe des Throns hinab und stellte sich vor Tohrom, den Hexenmeister. Imo schickte die Diener aus dem Saal.
„Jetzt sind wir alleine! Außer uns und deiner Schwester ist niemand mehr hier!“
Tohrom lächelte bitter
„Meine Schwester mag dir zur Seite stehen doch das mache ich mit Kraft weg! Na los lass uns beginnen!“
Tohrom griff nach seinem Amulett, umklammerte es und fing an ein Monster zu beschwören. Das Amulett fing an grün zu glühen worauf im gleichen Augenblick erschien ein großes hässliches schwarzes Monster mit roten Augen. Die riesigen Krallen gierten nach Menschenblut. Imo schreckte zurück fing sich aber schnell wieder. Er umschloss das Amulett mit seinen Händen das Amulett fing an zu glühen und hell zu leuchten, bald darauf erschien ein geflügeltes goldenes Wesen mit blau-rot schimmernden Augen.
„Los Pharao duellieren wir uns nun! Angriff meine Bestie!“
Er schrie das Monster an, worauf es angriff.
Sein Monster griff an. Tahame schauderte es bei dem Anblick des Monsters ihres Bruders. So unterschiedlich doch die zwei Monster waren, die durch die Amulette erschaffen wurden. Das eine pechschwarz und das seines Gegenspielers Gold. Wie Licht und Schatten welche Ironie. Plötzlich jedoch spürte sie etwas unglaublich Böses. Sie suchte die Ursache. Ihr Blick wanderte zum Kampffeld, doch sie spürte das es nicht dieser Kampf war der ihr Angst machte sondern etwas anderes, etwas viel schlimmeres. Das ungute Gefühl kam näher prompt ihr lief ein Schauer über Rücken. Sie bemerkte einen dunklen Nebel ihr gegenüber am anderen Ende des Saals. Sie hörte ein kaltes Lachen und eine ebenso kalte Stimme
„Das wird sicher lustig! Wenn ich daran denke, dass keiner der beiden der Gewinner sein wird sehr amüsant! ICH werde mir die Amulette aneignen!“
Tahame schwante böses. Das war die abgrundböse Energie, die sie schon die ganze Zeit über wahrnahm. Aus dem schwarzen Dunst trat ein Mann. Er beobachtete amüsiert den Kampf zwischen den beiden Männern. Die beiden Bestien griffen unermüdlich an, rissen sich dabei tiefe Wunden, stiegen hinauf in die Luft. Das Gebrüll der Monster erschütterte das ganze Gebäude. Die Kontrahenten waren so in ihren Kampf vertieft, dass sie die Ankunft des Mannes nicht mitbekamen, doch Tahame hatte ihn gesehen. Sie packte ihren goldenen Stab an dessen Spitze ein in regenbogenfarben schimmernder Stein prangte. Sie eilte die Treppe hinunter und rannte zu dem Fremden.
„Was wollt ihr? Und wer seid ihr überhaupt?“
Der Mann, dessen Gesicht mit einer Kapuze verhüllt war, wante sich vom Kampf geschehen ab und schaute Tahame direkt in die Augen. Eine Woge kaltes Entsetzen überkam sie und bevor sie etwas sagen konnte vernahm sie erneut die kalte Stimme
„Oh du bist die Hüterin der Amulette!“
Er lachte schallend wurde aber fast Augenblicklich wieder ernst
„Ich bin Norod! Merke dir diesen Namen gut, denn ich bin der zukünftige Herrscher ich und werde alle Amulette beherrschen!“
Erneut lachte Norod kalt. Tahame gefror das Blut. Entschlossen baute sie sich vor Norod auf
„Das werde ich nicht zulassen!“
Er musterte sie und sagte spöttisch
„Ich weiß! Damit habe ich doch gerechnet! Immerhin ist es deine Aufgabe die Amulette zu schützen aber ich werde sie trotzdem bekommen. Glaub mir!“
Norod zog einen silbernen Stab aus seinem Umhang und schob die Kapuze zurück. Kalte, fast schwarze Augen starrten sie heimtückisch an
„Los Angriff!“
Er hatte zwar nur geflüstert, doch es hatte die gleiche Wirkung, als hätte er geschrieen. An der Spitze des Stabes bildete sich eine schwarze Lichtkugel und schleuderte diese auf Tahame. Auf einen solch heftigen Angriff war sie nicht gefasst gewesen und die Kugel erfasste sie und schleuderte sie weg. Keuchend rappelte sie sich auf und machte sich zum Kampf bereit. Nun tobten zwei Kämpfe im Thronsaal. Imo und Tohrom steigerten sich regelrecht in den Kampf hinein was sie für die Umgebung blind machte. Doch plötzlich vernahm Imo Tahames, Schmertzenschrei, was ihn zurück in die Realität holte. Verwirrt suchte er sie wo er sie zuletzt gesehen hatte. Auch Tohrom brach den Kampf ab. Wie aus dem nichts hörten sie einen grellen Mädchenschrei gefolgt von einem kalten Lachen. Die beiden Kontrahenten entdeckten Tahame, die in der Luft hing. Sie blutete aus unzähligen Wunden. Ein Mann mit Glatze und einem Stab lief langsam auf Tahame zu. Imo keuchte vor Schreck. Der Mann hielt einen Stab in die Luft der ein unheimliches Licht ausstrahlte
„Tahame!“
„Schwester!“
Beide vergaßen ihren Kampf. Sie hatten nur noch Tahame im Kopf. Die beiden Bestien verblassten und verschwanden gänzlich. Beim genauem hinsehen bemerkte Imo, dass der Mann auch blutete. Norod schleuderte Tahame an die Wand, an der sie bewusstlos hinab rutschte. Tohrom und Imo eilten zu ihr.
„Tahame was ist? Was ist los?“
„Schwester? Was ist passiert?“
Imo kniete sich zu ihr nieder und nahm sie in den Arm. Tohrom kniete sich ebenfalls neben sie. Langsam öffnete sie ihre Augen. Ihre Stimme war schwach nicht mehr als ein Flüstern
„Er will die Amulette! Ihm ist egal was für Opfer er bringen oder wen er töten muss. Ich will nicht dass er euch tötet!“
Sie sammelte ihre Kräfte und erhob sich. Sie stellte sich schützend vor Imo und Tohrom. Unfähig etwas zu unternehmen mussten die beiden zusehen, wie Tahame den letzten und vernichtenden Schlag mit ihrem Körper abblockte. Sie ging zu Boden. Auch Norod ging vor Erschöpfung auf die Knie. Er stützte sich auf seinen Stab und keuchte.
„Jetzt hast du es geschafft! Ich bin am Ende. Erschöpft!“
Er schnaufte.
„Tahame mach bitte die Augen auf!“
Sie stöhnte
„Ich...muss.....ihn schlagen!“
Mit letzter Kraft packte sie ihren Stab und griff Norod an. Die Lichtkugel kam auf Norod zu noch geschwächt konnte er diesen letzten Angriff nicht abwehren
„Was?....NEIN!!! Das werdet ihr büßen! Ich komme wieder! Verlasst euch darauf!“
Der Saal erstrahlte in einem gleißenden Licht.
Das Licht formte sich zu einer gleißenden weißen Kugel die im Saal schwebte. Die drei beobachteten die Kugel
„Was ist das?“
Imo blickte fragend zu Tahame
„Meine Kraft reichte nur aus seinen Geist zu bannen, nicht ihn endgültig zu vernichten. Er wird wieder kommen aber erstmal haben wir Ruhe!“
Tahames Atem ging stoßweise, ihre Beine zitterten
„Ich kann nicht mehr!“
Sie ging auf die Knie
Die gebannte Seele von Norod machte einen Bogen und verschwand aus dem Fenster hinter sich her zog sie einen gleißend weißen Schweif. Tahame hustete wobei einzelne Blutstopfen auf den Boden fielen. Sie versuchte sich aufzurichten
„Tohrom, Imo…“
Sie flüsterte kaum hörbar
„Bitte kämpft nicht mehr! Ich flehe euch an macht dem ein Ende! Die Menschen brauchen euer beider Hilfe, achtet auf die Amulette und schützt mit ihnen das Volk, denn ich kann es nicht mehr! Ich bitte euch.....“
Tahame schloss zum letzten Mal ihre blauen Augen und starb in Imos Armen
Sie erstrahlte in dem gleichen weißen Licht, das auch Norod vernichtete. Aus ihrem Körper drang eine weiße Kugel.
„Ihre Seele!“
Sie schwebte direkt über Tahames Brust. Imo und Tohrom beobachteten gebannt die Kugel, wie schon die andere Seelenkugel flog sie aus dem Fenster und verschwand in der schon einbrechenden Dämmerung
„Schwester nein!“
Tohrom stiegen Tränen in die Augen. Er hatte seine Schwester immer geliebt. Auch als er weggehen musste um das Hexerhandwerk zu erlernen, damit sich sein, vom Orakel, vorherbestimmtes Schicksal erfüllt. Es war wie ein Schlag ins Gesicht als er erfuhr das Tahame, vom Orakel, zur Hüterin erwählt worden war. Nun waren sie Feinde und doch vermisste es sie. Er starrte auf den Pharao.
„Tahame bitte nicht!“
Imo nahm ihren Kopf in die Arme und weinte.
„Pharao in anbetracht des letzten Wunsches meiner Schwester werde ich euch helfen! Zusammen sollte es kein Problem sein die Hexer zu stoppen, die nach mehr Macht streben! Ich, Tohrom der Hexenmeister, stelle euch meine Macht zur Verfügung!“
„Weshalb dieser Sinneswandel?“
„Nun Ich liebe meine Schwester und sie hat euch vertraut also kann es nicht schaden euch zu helfen außerdem bin ich es müde unschuldige Menschen zu toten! Tahame hat recht das alles muss ein Ende haben! Also was haltet ihr davon?“
Imo nickte und legte vorsichtig Tahmes Kopf zu Boden. Er nahm seinen Umhang und bedeckte ihren toten Körper. Er stand auf und reichte Tohrom die Hand er schlug ein.
„Zum Andenken an Tahame und auf gute Zusammenarbeit!“