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Der kleine Mann und sein Stuhl
Den Vorhang schließen. Das Licht zerfließt langsam, die Dunkelheit marschiert ein. Legionen von tiefem Schwarz.
Der kleine Mann nimmt auf einem Stuhl in der Mitte des dunklen Raumes platz. Zusammenwürfeln. Rationalität ausschließen. Der kleine Mann überlegt kurz. Nicht lange und er springt hastig auf. Läuft um den Stuhl. Immer und immer wieder. Nichts!
Doch! Der Stuhl schwebt. Der kleine Mann freut sich. Er applaudiert, er lacht. Ein schallendes Gelächter. Der Raum scheint unendlich. Weder Decke noch Wände. Und der Stuhl schwebt weiter ins endlose unter ständiger Begleitung vom Lachen des kleinen Mannes.
Eine Kniebeuge. Ein Sprung. Der kleine Mann landet auf dem schwebendem Stuhl. Er hüpft auf und ab und lacht. Er zieht Kreise mit seinen Händen und farbige Ringe wie Rauch kreisen in der Unendlichkeit. Blau und Gelb ergeben Lila. Kein Augenschmaus für lange Zeit. Schwarz gewinnt die Überhand, verschluckt die Farben.
Höher schwebt der Stuhl. Gleichmäßig und langsam. Der Boden ist nicht zu erkennen. Alles dunkel.
Höher, höher. Weiter, weiter.
Der kleine Mann nimmt wieder Platz. Er grinst. Gut oder böse? Er tippt mit seinen Zeigefingern auf die Armlehnen. Etwas! Es bricht aus der Lehne. Ein helles Licht. Ein Feuerball. Nicht heiß. Garnichts! Etwas bricht aus der Lehne. Ein helles Licht. Ein Eiszapfen. Nicht kalt. Garnichts!
Das Eis umtanzt das Feuer bis sich beide vereinen und gemeinsam, als eins, in der Finsternis verschwinden.
Der Stuhl ist ganz. Der kleine Mann glücklich. Mehr!
Weiter steigt der Stuhl. Ein Spiegel. STOP. Der stuhl schwebt. Auf der Stelle. Neugierde in den Augen des kleinen Mannes. Ein Blick in den Spiegel. Kein Abbild. Eine grüne Wiese. Dahinter ein Wald. Voneinander getrennt durch einen reisenden Strom. Vögel fliegen, die Sonne strahlt und die Sonne zeigt die wunderschönsten Farben. Der Himmel in blau. Die Wies in grün. Der Fluss in blau. Der Wald in grün. Die Vögel bunt. Schwarz. Langsam, Stück für Stück, zerfällt der Spiegel.
Weiter! Höher! Der kleine Mann. Die Augen weit geöffnet. Bereit, alles aufzunehmen. Ein Fenster schwebt vorbei. Die Gardinen wehen, die Rahmen klappern. Ein Blick. Idylle. Ein Rauchpilz und ein Inferno. Zerstörung. Schwarz. Das Fenster schließt sich. Schwebt dahin in die Ferne.
STOP. Der Stuhl dreht sich. Eine Träne flieht dem Auge. Einsam. Ungesehen. Auf ewig vergessen. Eine Träne macht keinen See.
Zurück! Tiefer! Etwas! Gesehen. Nichts! Verstanden. Garnichts! Unternommen. Eine Träne macht keinen See.
Der kleine Mann und sein Stuhl landen. Sicher auf dem Boden. Ist er das? Er ist schwarz. Genau wie der Rest. Unendlichkeit, Tiefe, Trauer. Unendlichkeit, Weite, Hoffnung.
Den Vorhang öffnen. Das dunkel Vertreiben. Die schwarzen Legionen ersticken. Das Licht gewinnt die Überhand. Entwirren. Verständnis. Bewusstsein.