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Der Gärtner vom Platzspitz

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05.10.2015
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Der Gärtner vom Platzspitz

Es ist beinahe Mittag. Gesprenkeltes Sonnenlicht fällt auf die Wiese. Die Luft ist heiss und trocken, es ist, als atmet man Staub ein. Links und rechts sieht man durch die Bäume hindurch den Fluss und die kleinen, bunten Boote darauf. Nicht weit entfernt spielen Kinder. Sie schreien: „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“ und lachen dabei.

Der alte Gärtner steht auf, legt seine Harke weg, wischt sich über die Stirn und setzt sich auf eine Bank. Mit rauer Stimme beginnt er von früher zu erzählen, seinen Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.

„Am Schlimmsten waren ihre Augen. Sie lagen tief in den Augenhöhlen, umrahmt von eingefallenen Gesichtern. Manchmal waren die Augen weit aufgerissen, mit Pupillen gross wie Stecknadelköpfe, manchmal aber waren sie nur einen Spaltbreit offen. Doch sie alle hatten etwas gemeinsam: Diese unglaubliche Leere, verstehst du? Es war, als würde man dem Tod in die Augen schauen.“

Er unterbricht sich kurz, zündet sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch und bläst ihn dann in grossen Schwaden Richtung Fluss.

„Über 5000 Menschen kamen jeden Tag hierher zum Platzspitz. Die erste Stosszeit war zwischen halb acht und halb neun Uhr morgens. Danach hatten wir immer drei ruhigere Stunden, und ab 12 Uhr kamen dann die die Männer im teuren Anzug und Krawatte von der Arbeit. Für ihren Mittagsfix. Dann war wieder Ruhe bis um fünf, bis zum Abendverkauf.
Um die Zeit waren hier dann überall Frauen, Männer und sogar Kinder. Überall magere Körper, mit Stichen übersät. Stehen, sitzend, oder auch liegend, manchmal krochen sie auch auf allen vieren über den Boden und erbrachen sich. Dealer an den Strassenecken, zusammengekauerte Koksfixer mit der Spritze in der Hand, heroinsüchtige Mädchen, welche ihren Körper verkaufen. Kinder, welche sich um die letzten Drogenreste streiten. Sie waren wie Zombies in einer Zombiestadt.“

Die Hände des Gärtners beginnen zu zittern, er steht auf und streift unruhig umher. Vor einer grossen Linde bleibt er stehen, er beruhigt sich, legt den Kopf in den Nacken und späht zur Krone empor.

„Einmal hörte ich Schüsse, ein Mann stand mitten auf der Wiese und feuerte mit einem Sturmgewehr ziellos in die Luft. Er fragte, wer seinem Sohn die tödliche Dosis verkauft hatte. Dann brach er weinend zusammen. Die Zombies um ihn herum wurden unruhig, sie dröhnten sich weiter zu, um den Gedanken an den Tod zu verdrängen. Es starben immer wieder Leute, ihre Leichen wurden dann am nächsten Tag von der Polizei weggebracht. Trotzdem wurden es immer mehr, bald kamen auch viele aus dem Ausland, neben dem Deutsch hörte man immer öfters Italienisch oder Französisch. Manche redeten davon, nur ein paar Tage zu bleiben, und doch traf ich sie Monate später halb verhungert unten am Fluss an. Niemand wollte sich den Ernst der Lage eingestehen, weder die Fixer und Kokser, noch die Stadt selbst.

Der Gärtner steht auf und geht zum Fluss hinüber. Nachdenklich lässt er seinen Blick über das Wasser und die kleinen, bunten Boote schweifen.

„Es macht mir Angst, dass so etwas in einer der reichsten Städte der Welt passieren konnte. Aber was mir noch viel mehr Angst macht, ist, wie schnell das alles vergessen und verdrängt wurde. Im Grunde genommen gleicht unser Leben einem von diesen kleinen, bunten Booten. Uns geht es gut auf unserem Boot, wir sitzen im Trockenen und bewundern das Farbenspiel um uns herum. Und doch trauen wir uns nicht, einen Blick über Bord zu werfen, denn um uns herum existiert nichts ausser Wasser und Wellen. Draussen ist das Gefährliche, das Unbekannte, während wir lieber behaglich auf unserem Boot sitzen bleiben. Wir verschliessen unsere Augen vor dem, was wir nicht sehen wollen. Wir glauben nicht an das Böse, wir ignorieren und verdrängen die Aussenwelt mitsamt ihren Problemen. Und dabei merken wir nicht, dass uns diese Probleme genauso betreffen, dass auch unser Boot eines Tages an einen Stein stossen und kentern kann. Und selbst noch im Moment des Untergangs werden wir es nicht wahrhaben wollen.

Die Uhr schlägt zwölf, der Gärtner geht langsam zurück zur Bank. Er bückt sich, hebt seine Harke auf und fährt mit seiner Arbeit fort.

 
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Hallo Lenk

Zuerst, was mir beim Lesen auffiel:

Gesprenkeltes Sonnenlicht fällt auf die Wiese.
Ich weiss, was du sagen möchtest, aber das Licht selber kann nicht gesprenkelt sein.

Links und rechts sieht man durch die Bäume hindurch den Fluss und die kleinen, bunten Boote darauf.
Da ich mir noch kein Bild machen kann, wo ich bin, steht Links und rechts etwas verloren da.
Besser: "Durch die Bäume sieht man kleine, bunte Boote flussabwärts treiben."

Sie schreien: „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“ und lachen dabei.
Ob das heute ein Kind noch so sagt? Auf jeden Fall hast du hier (unbewusst?) mit dem Schwarzen Mann (Gevatter Tod) die Erinnerung an die damaligen Verhältnisse am Platzspitz angestossen.

Mit rauer Stimme beginnt er von früher zu erzählen, seinen Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.
Sitzt da ein Zuhörer auf der Bank?

inhaliert den Rauch und bläst ihn dann in grossen Schwaden Richtung Fluss.
Die grossen Schwaden finde ich übertrieben.

Stehen[d], sitzend, oder auch liegend,

heroinsüchtige Mädchen, welche ihren Körper verkauf[t]en.
Kinder, welche sich um die letzten Drogenreste streiten.
stritten

Sie waren wie Zombies in einer Zombiestadt.
Zombiestadt kann weg, denn so wären alle Leute ausserhalb des Platzspitzes ja ebenfalls Zombies.

Einmal hörte ich Schüsse, ein Mann stand mitten auf der Wiese und feuerte mit einem Sturmgewehr ziellos in die Luft. Er fragte, wer seinem Sohn die tödliche Dosis verkauft hatte. Dann brach er weinend zusammen. Die Zombies um ihn herum wurden unruhig, sie dröhnten sich weiter zu, um den Gedanken an den Tod zu verdrängen.
Selbst in zugedröhntem Zustand würde ich hier zumindest ein wildes Durcheinanderlaufen erwarten, wenn da jemand mit ner Knarre in die Luft schiesst.

Es starben immer wieder Leute, ihre Leichen wurden dann am nächsten Tag von der Polizei weggebracht. Trotzdem wurden es immer mehr, ...
Immer mehr Leichen? Unglückliche Satzstellung.

Niemand wollte sich den Ernst der Lage eingestehen, weder die Fixer und Kokser, noch die Stadt selbst.
Und dein Gärtner? Was tat er? Fühlte er sich machtlos? Was war seine Aufgabe in diesem Scheissspiel? Hier fehlt mir eindeutig die (Selbst-)Reflexion.

Es macht mir Angst, dass so etwas in einer der reichsten Städte der Welt passieren konnte. Aber was mir noch viel mehr Angst macht, ist, wie schnell das alles vergessen und verdrängt wurde. Im Grunde genommen gleicht unser Leben einem von diesen kleinen, bunten Booten. Uns geht es gut auf unserem Boot, wir sitzen im Trockenen und bewundern das Farbenspiel um uns herum. Und doch trauen wir uns nicht, einen Blick über Bord zu werfen, denn um uns herum existiert nichts ausser Wasser und Wellen. Draussen ist das Gefährliche, das Unbekannte, während wir lieber behaglich auf unserem Boot sitzen bleiben. Wir verschliessen unsere Augen vor dem, was wir nicht sehen wollen. Wir glauben nicht an das Böse, wir ignorieren und verdrängen die Aussenwelt mitsamt ihren Problemen. Und dabei merken wir nicht, dass uns diese Probleme genauso betreffen, dass auch unser Boot eines Tages an einen Stein stossen und kentern kann. Und selbst noch im Moment des Untergangs werden wir es nicht wahrhaben wollen.
Diesen Absatz verstehe ich nicht. Beleuchtet er da sein Leben, denn das hat für mich keinen Bezug zur Platzspitzvergangenheit. Dazu kenne ich deinen Gärtner zu wenig, er lässt hier nur Plattitüden vom Stapel, das berührt mich nicht.

Zusammenfassend sehe ich das so: Ein (Stadt-)Gärtner erinnert sich an die Zeit der behördlich geduldeten Drogenumschlagplatz in Zürich. Ohne Ansatz lässt du ihn über die Drogenhölle in den Achzigern sinnieren. Danach ein Gleichnis mit dem Boot, ja nicht weiter als die Reeling schauen, doch eines Tages trifft man auf den Eisberg, und die Kapelle spielt weiter, bis zum bitteren Ende. So nimmt der Gärtner seine Arbeit wieder auf und das wars.
Wo ist die Geschichte? Was möchtest du mir als Autor sagen?
Sorry, aber da ist eindeutig zuwenig Fleisch am Knochen. Ich erkenne keinen richtigen Konflikt, war der Gärtner auch einmal Teil der Drogenszene? Oder hat er damals sein Kind an den Platzspitz verloren? Oder war er damals ein junger Stadtgärtner, der die Sauerei wegputzen musste? Du siehst, das ganze ist mir viel zuwenig für eine Geschichte.

Liebe Grüsse,
dot

 

Erstmals vielen Dank für die grammatikalischen Verbesserungen!

Der Platzspitz ist eine Insel im Fluss, somit meinte ich mit "Links" und "Rechts" die Ränder der Insel. Werd aber deinen Vorschlag übernehmen, damit der Leser nicht verwirrt ist.
Der Gärtner war früher ein junger Stadtgärtner, der für die Reinigung verantwortlich war. Ich bin davon ausgegangen, dass sich das aus dem Text erschliessen würde :shy: Ich hab jetzt in einer zweiten Fassung der Geschichte aber noch einen Paragraph hinzugefügt in dem das erklärt wird. Das mit der Zombiestadt habe ich hinzugefügt, weil ich zeigen wollte, dass das Umfeld eigentlich nicht viel besser war. Auch die, die nichts damit zu tun hatten, waren "Zombies", weil sie nichts dagegen unternommen hatten. Darauf spielte auch der letzte Paragraph an, dort wollte ich dann zeigen, wie passiv sich die restliche Bevölkerung der Stadt diesem Problem gegenüber verhielt, obwohl sie ja jeden Tag damit konfrontiert wurden. Hab jetzt aber gemerkt, dass meine Absicht wohl nicht wirklich rübergekommen ist und ich das wohl noch verdeutlichen muss! :D

LG, lenk

 

Hallo lenk

Die ersten Zeilen wirken auf mich anmutig, eine Atmosphäre schaffend, die eine heile Welt signalisiert. Als Einstieg zu einer Rückblende in jene Zeit, als der Ort zum Zürcher Needle-Park mutiert war, finde ich ein sehr starkes Element.

Auch wie der Gärtner zu sprechen beginnt, ist für mich durchaus ein plausibler Ansatz für eine Dialoggeschichte. Doch zu wem spricht er? So wie das Nachfolgende dargelegt ist, handelt es sich um einen Monolog, sein Erzählen ist an sich selbst gerichtet. Es erscheint mir legitim einen solchen Ansatz zu wählen, doch erachte ich es als sehr, sehr schwierig, auf dieser Basis eine Geschichte zu bilden. Im minimalen Ansatz müsste da in der Handlung schon eine Wandlung auftreten, die den Leser zu überraschen vermöchte. Einfacher wäre es einen Dialogpartner einzusetzen, sei er ein Zweifler, ein Sarkast oder in anderer Form dazu angetan, die Worte des Gärtners nicht einfach und nur als dessen persönliche Lebensempfindungen aufscheinen zu lassen. Natürlich ist im Grundtenor das Elend jener Szene stimmig, doch diese Beschreibungen knüpfen keinen roten Faden für die Leser der die Geschichte leitet.

Die persönliche Betroffenheit, dass solch gesellschaftliche Verelendung möglich ist, nahm ich aus dem besprochenen Text als auch aus Deinem Kommentar wahr. Solches kann ein treffender Ansatz sein, einen Stoff als Geschichte gelingend aufzubereiten.
Allerdings, um in die Rolle eines Advocatus Diaboli zu schlüpfen, die Gegenrede zu halten, frage ich mich ob diese Betroffenheit sich wohl nicht zufällig stark mit dem moralischen Appell von Michelle Halbheer, der Autorin des Buches «Platzspitzbaby» deckt und sich daran anbindet? Sie hatte diese Zeit als Kind einer schwerstdrogensüchtigen Mutter hautnah erlebt. Ihr Buch ist denn auch eine Dokumentation und nicht eine Geschichte. Dein Protagonist verhält sich da ebenso stark dokumentarisch, auch wenn einzelne seiner Gedanken nicht die Wirklichkeit spiegeln. Bunte kleine Boote auf der Limmat, unterhalb der Gemüsebrücke, gibt es nicht, da mit Ausnahme der regulären Limmatschifffahrtslinie keine solchen erlaubt sind. Deren letzte Landestelle ist denn auch das Landesmuseum, am Eingang des Platzspitz, da das Wasser nachher auf zwei Wehre zufließt. Dies finde ich nicht weiter störend, verwandtest Du diese Illusion doch um die Idylle zu verstärken. Dein Kommentar ließ mich dann noch stutzen, wieweit Du mit den damaligen Verhältnissen und der Örtlichkeit persönlich vertraut bist. Wenn ich mich an die seinerzeitige Berichterstattung in den Medien recht erinnere, war es nicht das Gartenbauamt, welches soweit möglich für die Reinigung der Parkanlage besorgt war, sondern die Kehrichtabfuhr. „Männer in teurem Anzug und Krawatte“, hatten zu jener Zeit wohl kaum den Park betreten, sie hätten sich ja selbst denunziert. Im Hauptbahnhof, der dem Park gegenüberliegt, und in der weiteren Umgebung waren bettelnde und sich prostituierende Drogensüchtige unterwegs, sodass Dealer wohl eher in dieser Umgebung mit bürgerlichen Konsumenten in Kontakt kamen.
Was Bürger und Politik damals in die Resignation trieb, war wohl weniger Gleichgültigkeit als vielmehr ihr Unvermögen mit einer Unzahl an verwahrlosten Drogensüchtiger umzugehen. Der Platzspitz als Sammelort Drogensüchtiger war zustande gekommen, da die Repression gegenüber diesen an Orten, an denen sich Durchschnittsbürger und Touristen tummelten zu intensiv geworden war. Nur hatte diese Folge niemand erwartet, mit der Auflösung an einzelnen Orten kam es zu einer massiven Ansammlung. Die unzumutbaren Zustände am Platzspitz wurden nach Langem dann doch noch aufgelöst, das endgültige Fiasko wurde damit jedoch erst inszeniert. Einige Hundert Meter weiter unten, am Oberen Letten ließ sich die Masse auf den Gleisen einer geschlossenen Bahnlinie und in einem alten Tunnel nieder. Der Zulauf war dann noch viel grösser als er schon am Platzspitz war, bereits Zwölfjährige tauchten dort auf, um zu fixen. Dieser Zustand dauerte wiederum lange Zeit, bis der Staat bestmöglich soziale Lösungen fand, um die Szene in dieser Form endgültig aufzulösen.

Geschichten zu bekannten Ereignissen bedingen, dass die Gegebenheiten gut recherchiert sind. Hättest Du nicht Platzspitz erwähnt, hätte das Geschehen irgendwo sein können, so aber wird dies an Realität gemessen. Ich will Dir den Handlungsort damit nicht vermiesen, aber Du solltest auch in einer kurzen Geschichte das Zusammenspiel von Wirklichkeit und Fiktion beherzigen.

Die Idee mit dem Gärtner der sich erinnert gefällt mir, doch würde es sehr gewinnen, wenn es Dir gelingen würde, den Stoff wie anfangs erwähnt z.B. mit einem Dialogpartner zur Geschichte aufleben zu lassen. Ich denke, es würde dann auch mehr Ansprache finden, - ein «Faust» muss es ja nicht gleich sein.

Soweit aus meiner Perspektive.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon

Erstmals danke für deinen langen Kommi zu meiner Geschichte! Ich werd mich da mal der Reihe nach durcharbeiten :D

Auch wie der Gärtner zu sprechen beginnt, ist für mich durchaus ein plausibler Ansatz für eine Dialoggeschichte. Doch zu wem spricht er?

Ich wollte das offen lassen, damit sich der Leser die Stelle des Zuhörers einnehmen kann. Ich wollte damit erreichen, dass sich der Leser direkt angesprochen fühlt.

Allerdings, um in die Rolle eines Advocatus Diaboli zu schlüpfen, die Gegenrede zu halten, frage ich mich ob diese Betroffenheit sich wohl nicht zufällig stark mit dem moralischen Appell von Michelle Halbheer, der Autorin des Buches «Platzspitzbaby» deckt und sich daran anbindet?

Ich selbst habe Platzspitzbaby nie gelesen, wollte das aber schon immer nachholen. Die Idee dazu kam mir, als ich eine Serie von Artikeln im Tagesanzeiger über das Thema las. Falls du dich für die ehemalige Drogenszene interessierst, kann ich dir nur raten, sie dir durchzulesen! Sie beschreiben die Situation damals sehr eindrücklich und intensiv. (Link: http://www.tagesanzeiger.ch/extern/storytelling/needletrauma/ )

Bunte kleine Boote auf der Limmat, unterhalb der Gemüsebrücke, gibt es nicht, da mit Ausnahme der regulären Limmatschifffahrtslinie keine solchen erlaubt sind.

Upps, habe ich ganz vergessen :shy:

Wenn ich mich an die seinerzeitige Berichterstattung in den Medien recht erinnere, war es nicht das Gartenbauamt, welches soweit möglich für die Reinigung der Parkanlage besorgt war, sondern die Kehrichtabfuhr. „Männer in teurem Anzug und Krawatte“, hatten zu jener Zeit wohl kaum den Park betreten, sie hätten sich ja selbst denunziert.

Diese Infos habe ich alle aus einem Interview mit dem Platzspitzgärtner, welches ich im Internet gefunden habe. Hab den also nicht nur als fiktive Person erfunden, sondern den gibt's wirklich. Weiss jetzt aber ehrlich gesagt nicht, wie weit diese Informationen stimmen. Mit dem Hauptbahnhof wirst du wohl recht haben, ist natürlich nicht gerade imagefördernd, auf dem Platzspitz gesehen zu werden.

Was Bürger und Politik damals in die Resignation trieb, war wohl weniger Gleichgültigkeit als vielmehr ihr Unvermögen mit einer Unzahl an verwahrlosten Drogensüchtiger umzugehen.

Das stimmt wohl, allerdings bin ich trotzdem der Meinung, dass damals von politischer Seite aus gravierende Fehler gemacht wurden. Zum Beispiel wurde der Drogenkonsum innerhalb der Platzspitzes legalisiert, in der Hoffnung, das Problem so zu kontrollieren. Und als die Zahlen der Drogensüchtigen trotzdem weiter anstiegen unternahmen sie viel zu spät etwas dagegen.

Ich will Dir den Handlungsort damit nicht vermiesen, aber Du solltest auch in einer kurzen Geschichte das Zusammenspiel von Wirklichkeit und Fiktion beherzigen.

Da hast du natürlich Recht, ich werde die Ungereimtheiten, auf die du mich hingewiesen hast, noch überarbeiten. Ich sehe auch, dass ein Dialogpartner die Geschichte einfacher machen und besser strukturieren würde.

Gruss, Lenk

 
Zuletzt bearbeitet:

“As we live a life of ease
everyone of us has all we need
sky of blue and sea of green
in our yellow submarine“,​

ertönt es seit dem Sommer 1966 vom Beatles Album Revolver (hernach noch in der Filmmusik aber auch in einer wunderbaren Live-Version der Leningrad Cowboys mit dem Chor der Roten Armee) und wird seitdem von jeder Generation neu entdeckt,

liebe/r lenk,

und zwischen dem

Es ist beinahe Mittag. …
bis zum abschließenden
Die Uhr schlägt zwölf, der Gärtner geht langsam zurück zur Bank
sind bestenfalls fünf Minuten des Lesens vergangen und rechnen wir teilnehmenden Beobachter großzügig die Bewegungen des Gärtners ein, ist der oben zitierte Drogensong in Form eines Kinderliedes schon zwölf Minuten zu Ende und alles kein Grund, dem kleinen Versuch auszuweichen, den die einheimischen Kollegen viel besser besprechen können als ich. Aber Yellow Submarine trifft wohl die Zeit, zumindest deren Beginn, von der der Gärtner berichtet. Und die Symbolik, dass alle in einem Boot säßen (wenige auf der Brücke und die meisten im Maschinenraum) wird ein wenig angestoßen.

Auf das „gesprenkelte Licht“ wurde schon hingewiesen (es ist eben nicht Pinsel oder Quast eines Malers, der mal eben ein paar Tupfer/Sprenkel gesetzt hat, aber auch auf anderes, dass ich einfach mal auf'm Zettel hab).

Die Luft ist heiss und trocken, es ist, als atmet man Staub ein.
(besser Konjunktiv „als atme// noch besser Konj. II: atmete)
Ähnlich hier, jetzt aber eindeutig Konj. I "habe"
Er fragte, wer seinem Sohn die tödliche Dosis verkauft hatte.

Nicht weit entfernt spielen Kinder. Sie schreien: „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“[,] und lachen dabei.
(alternativ zum obligatorischen Komma nach der wörtl. Rede und fortgeführtem Satz, könnte letztgenannter auch unterbrochen und somit zu Ende sein, denn die Konjunktion und bezieht sich eben auf den einleitenden Teil „… Sie schreien … und lachen dabei“, wobei das und im Hauptsatz das (trennende) Komma zwischen der Aufzählung von Verben (schreien, lachen) vollwertig ersetzt. Wäre das Fragezeichen das Ende des vorhergehenden Satzes, wäre der folgende Teil ein Ellipse und die Konjunktion müsste mit Großbuchstaben beginnen.

Hier schlägt die Fälle-Falle zu

die Männer im teuren Anzug und Krawatte von der Arbeit.
wg. dem Anzug und der Krawatte, entweder also "im teuren Anzug und in (bzw.: mit) Krawatte" oder "in teurem Anzug und Krawatte".

und ab 12 Uhr kamen dann die
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben (tustu normalerweise, womit wir bei den Flüchtigkeiten sind)
Stehen[d], sitzend, oder auch liegend, manchmal krochen sie auch auf …
(Das komma wird an sich durchs oder ganz gut vertreten, wäre also entbehrlich. Ich bin mir aber sicher, Du willst die liegende Position hervorheben, oder?)
„Am chlimmsten waren ihre Augen.
Hier verwechselst Du das zusammengezogene „am“ (an + dem) mit dem am vorm Superlativ.

So viel oder wenig vom

Friedel
für heute

 

Hallo Lenk,

Du sprichst mit der Geschichte ein trauriges Kapitel an. Ich erinnere mich gut an die Schliessung der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz und dem Lettenareal in Zürich vor über 20 Jahren. Die Drogenproblematik wurde so aus dem öffentlichen Raum verdrängt. Fixerstuben wurden eröffnet mit Abgabe von sauberen Spritzen. Dazu die Verschreibung von Methadon und Heroin an Schwerstsüchtige.
Damit haben wir die Drogenproblematik jedoch keineswegs gelöst. Die Menschen werden in ihrer Sucht belassen, anstatt ihnen dabei zu helfen, einen Ausweg zu suchen.

Wie Anakreon, habe auch ich mich gleich zu Beginn der Geschichte gefragt, mit wem der Gärtner überhaupt spricht. Ein Dialogpartner wäre hilfreich. Vielleicht sogar jemand, der eine persönliche Begegnung mit einem früheren Platzspitz-Bewohner hatte und erzählen kann, was aus ihm geworden ist.

Du schreibst: "Es macht mir Angst, wie schnell das alles vergessen und verdrängt wurde. Wir verschliessen unsere Augen vor dem, was wir nicht sehen wollen."
Als ich diese Sätze las, musste ich an die Kinder aus drogenbelasteten Verhältnissen denken, die auch heute noch häufig auf sich allein gestellt Not und Hunger leiden. Wir haben sie weitgehend vergessen.

Lieber Lenk, Deine Geschichte lässt mich mit einem bedrückenden Gefühl zurück.
Alles Gute wünscht Dir Marai.

 

Du sprichst mit der Geschichte ein trauriges Kapitel an. Ich erinnere mich gut an die Schliessung der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz
sagt MaraiAber wir sollten seit der Dialektik der Aufklärung Horkheimer/Adorno wissen, dass der Drogenkonsum mit dem (mehr oder weniger steigenden gesellschaftlichen) Leistungsdruck steigt, ganz oben mit dem gesellschaftsfähigen ein, zwei ... Glas Cognac zum Geschäftsabschluss bis ganz unten zum Fix, um sich der Illusion hinzugeben, plötzlich und unerwartet doch aus welchen Gründen auch immer, für einen Augenblick Aufmerksamkeit zu erregen und eben den Fix hinbekommen (ich schreib extra nicht: gekriegt) hab.

 

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