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Das kleine graue Selbst

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04.04.2004
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Das kleine graue Selbst

Seit Tagen schon war das kleine graue Selbst eingesperrt. Es sass nackt am beigen Tisch und pulsierte vor sich hin. Es fühlte sich nicht so recht wohl.​

Alles war dunkelrot und roch nach fleischlicher Lust. Das kleine graue Selbst wollte hemmungslos vögeln und zu Tode gebissen werden.​

Wenn es aus dem Fenster schaute, sah das kleine graue Selbst die anderen draussen herumtollen und spielen. Nur es sass drin und musste nicht einmal Hausaufgaben machen.​

„Was soll das Ganze?“ fragte sich das kleine graue Selbst oft.​

Es wollte auch gar nicht gefunden werden.​

Das Bettlaken war schnell geknotet. Das kleine graue Selbst schlüpfte aus dem Ohr und sprang beherzt auf die beige Couch. Es macht ihm nichts aus, nackt zu sein. Der Fernseher lief.​

Das kleine weisse Selbst sprang davon und suchte sich jemand anderes.​

Und ich habe es nicht einmal gemerkt.​

 

Hallo Khan,


???????????????????????????? Bin ich zu doof, um den Sinn zu finden?!
Oder wolltest Du einfach nur Worte zu Papier bringen?

Kann leider nicht mehr dazu sagen, tut mir leid. Vielleicht schreibst Du ja noch was anderes ...

Bis dahin! Salem

 

Die Geschichte hat durchaus einen Sinn. Sie ist allerdings bewusst ein wenig bizarr und knapp dargestellt (deshalb habe ich sie auch in der Kategorie 'Seltsam' untergebracht). Vielleicht ist es deshalb mit dem mir bewussten Hintergrund einfacher, die Geschichte zu interpretieren.

Ich möchte den anderen den Spass nicht verderben, aber ich kann dir gerne meine eigene Deutung per Nachrichtensystem zuschicken, wenn du möchtest. Schick mir halt eine PM.

Grüsse

 

Hallo Khan,

mir ergeht es ein wenig wie Salem, auch wenn ich schon verworrenere Texte bei kg.de gelesen habe.

Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass das kleine graue Selbst im übertragenen Sinne gemeint ist, vielleicht ein Mensch, der sich in sich selbst zurückgezogen hat?
Oder stellt das kleinen graue Selbst etwas in unserem Unterbewusstsein dar, das wir gerne verdrängen möchten, was uns (als Protagonist gesehen) letztendlich gelungen ist, da sich das Selbst ja jemand anderen suchte.
Oder liege ich damit komplett daneben?

Der Text ist sehr knapp verfasst, etwas ausführlicher hätte (auch für eine Kurzgeschichte) nicht schaden können.
Spielraum für Interpretationsmöglichkeiten lässt er allemal.

Viele Grüße,

Michael :)

 

Sei gegrüßt Khan,

ich frage mich nur, wird das graue Selbst zum weissen Selbst, oder sind es doch zwei ?

Der graue Gedanke, das eigene Sinnbild wird geläutert, wird letztlich weiss und
geht nun vom grauen Alltag befreit zum nächsten. Unbewusst ;)

Wohl weniger das was du meinstest, oder ? ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Michael & ParaButuz

Natürlich liegt ihr nicht komplett daneben. Ich finde es alleine schon interessant, die einzelnen Interpretationen zu lesen. Vielen Dank dafür!

Eine kleine Anregung kann ich euch geben: Jedes Wort ist genau so beabsichtigt und drückt etwas bestimmtes aus.

Weil euch aber doch gerne zeigen möchte, welche Gedanken mir ursprünglich beim Verfassen durch den Kopf gegangen sind, habe ich meine eigene Interpretation (die durchaus nicht die einzig richtige sein muss!) online gestellt: http://adm.my-page.org/optix/paperworks/Deutung_Selbst.doc

Viel Spass damit! ;)

Edit: Auf Wunsch von Uwe Post stelle ich meine Interpretation hier in den Post:

Deutung von "Das kleine graue Selbst"

Also gut, ich werde es versuchen. Vorneweg soll die Story wie gesagt zum Nachdenken anregen und kann auf verschiedene Arten gedeutet werden.

Es geht um die Suche nach dem berüchtigten "Selbst", also um "sich selbst finden". Der einfachste Hinweis darauf ist: "Es wollte auch gar nicht gefunden werden."

Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, ganz mich selbst zu sein, stellte ich mir mein "Selbst" als eine kleine graue Kugel im Inneren meines Körpers vor, die grösser wird je mehr ich ich selbst bin und die als Ziel mich selbst ganz ausfüllen soll. Immer wenn ich aufgrund von gesellschaftlichen Zwängen oder anderen Gründen nicht ich selbst sein kann, verschwindet diese Kugel.

"Seit Tagen schon war das kleine graue Selbst eingesperrt. Es sass nackt am beigen Tisch und pulsierte vor sich hin. Es fühlte sich nicht so recht wohl."

Der Protagonist, also das "Ich" in der Geschichte hat sein selbst durch die oben beschriebenen Ursachen so verdrängt, dass es wie in einem Gefängnis sitzt. Das Selbst lebt (ich stelle es mir "pulsierend" vor, ähnlich einem Herz) in einem kleinen Zimmer am tristen ("beige" schien mir passend für trist) Schreibtisch und fühlt sich eingesperrt.

"Alles war dunkelrot und roch nach fleischlicher Lust. Das kleine graue Selbst wollte hemmungslos vögeln und zu Tode gebissen werden."

Rot ist die Farbe der Emotionen, denen aber durch das Dunkel ein melancholischer Klang beikommt. Das soll die Stimmung des Selbst ausdrücken und ist zudem ein Hinweis auf die Region, in der ich mir das Selbst vorstelle (Herz). Riechen ist für mich der animalischste der Sinne und passt deshalb zur fleischlichen Lust, die das Selbst ebenfalls verkörpert. Es strebt nach Lust, nach höheren Empfindungen, auch nach Schmerz ("zu Tode gebissen werden") und will eigentlich nur aus der Monotonie ausbrechen.

"Wenn es aus dem Fenster schaute, sah das kleine graue Selbst die anderen draussen herumtollen und spielen. Nur es sass drin und musste nicht einmal Hausaufgaben machen."

Das Selbst sieht andere Menschen ihr Ich ausleben und strebt diesem Ideal nach, kann es aber nicht. Eine Parallele dazu ist das Kind, dass im Zimmer sitzt und Hausaufgaben machen muss, während die anderen draussen spielen. Aber um genau diese Vorstellung zu durchbrechen, muss bei mir das Selbst eben NICHTS machen. Es hat kein Ziel, keinen Lebenszweck, es herrscht nur Monotonie.

?Was soll das Ganze?? fragte sich das kleine graue Selbst oft.

Die finale Frage und eine Zusammenfassung des oberen Zustandes, eigentlich könnte man diesen Satz weglassen, ist nur zur Erklärung.

"Es wollte auch gar nicht gefunden werden."

Noch ein Wink mit dem Zaunpfahl und eine Andeutung auf die Suche nach dem Selbst. Das Selbst sieht selbst darin keinen Sinn mehr und glaubt nicht, dass es in diesem Menschen noch glücklich werden kann. Es hat diese Hoffnung aufgegeben.

"Das Bettlaken war schnell geknotet. Das kleine graue Selbst schlüpfte aus dem Ohr und sprang beherzt auf die beige Couch. Es macht ihm nichts aus, nackt zu sein. Der Fernseher lief."

Das geknotete Bettlaken ist ein Symbol für den Ausbruch aus dem "Gefängnis", wird in diesem Zusammenhang ja auch häufig gebraucht. Aus dem Ohr schlüpft das Selbst, weil es hier unbemerkt entkommen kann (alle anderen Öffnungen sind unüblich und liegen im Blickfeld des Menschen oder liegen nicht frei).
Das Selbst ist nackt und schutzlos, aber nun stört es sich nicht mehr an diesem Zustand. Es ist frei.
Der Fernseher soll die Passivität des Menschen ausdrücken, der sich in die Wunschwelt des Fernsehens (Idole, Kommerz, Brainwash etc., kennt man ja) hineindenkt, anstatt sich selbst zu sein.

"Das kleine weisse Selbst sprang davon und suchte sich jemand anderes."

Die logische Konsequenz. Das Selbst löst sich von dem Menschen und versucht sich in einem anderen zu verwirklichen, was durchaus sehr paradox ist ;). Es ist nun plötzlich nicht mehr grau, sondern weiss, weil es frei und unbelastet ist (?weisse Weste? oder ganz einfach positive Aufwertung von grau zu weiss).

"Und ich habe es nicht einmal gemerkt."

Da der Mensch sein Selbst sowieso nicht verwirklicht, bemerkt er sein Fehlen logischerweise auch nicht und bleibt deshalb seelenlos, eine Art Zombie quasi, der sich nicht selber steuern kann sondern nur von Gesellschaft/Fernsehen/etc. gesteuert wird.

 

Hi Khan,

habe deine eigene Deutung gelesen.
Soweit war ich davon ja garnicht entfernt.

 

Hallo noch mal,

vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. :) Hab sie jetzt gelesen, und ich finde interessant, wie jeder der einzelnen Sätze von dir interpretiert wurde.
Dass es sich bei dem kleinen grauen Selbst in gewisser Weise um einen Teil unserer eigenen Persönlichkeit / uns selbst handelt, habe ich ja bereits vermutet; weiteres ist mir inzwischen durch dein Feedback klarer geworden.

Schöne Osterfeiertage,

Michael :)

 

Hi Khan,

danke Dir ebenfalls für Deine Erklärung. Jetzt wird es klarer.
Bin aber trotz allem mehr ein Fan von Geschichten, die ohne groß nachzudenken unterhaltsam sind, sorry.

Aber vielleicht postest Du ja noch mal was in diese Richtung.

Bis dahin schöne Grüße! Salem

 

Deine eigene Interpretation der Geschichte gehört definitiv hier in den Thread.
Du kannst ja fett drüber schreiben, dass man sie erst lesen soll, wenn man sich seine eigenen Gedanken gemacht hat.

 

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