Partyszene auf die hin der Gruselspaß losgeht, allerdings bin ich mir noch nicht im klaren darüber, was auf die Mädchen böses dämonisches zukommen könnte....
„Und da sin’ wa dabei, das ist priiimaa, Vivaaa Colonia….“ Erklang der Schlachtruf der Mädels zur Partynacht. Heute Abend gab es nicht Blue Velvet und Goldi-Cola heute gab es die Hamburg-Clubtour, Cocktails, Strip-Shows und Anonymität. Heute konnte die Sau raus gelassen werden, fernab von den anmaßenden Blicken der Diskotheken-Besucher in der Heimat, fernab von den mit Vierzehn-Jährigen gefüllten Tanzflächen, fernab von Schall und Rauch.
„Hat mal einer n Top für mich ich hab meins eben bekleckert?“ betrat Claudi das Zimmer von Jule und Marlene.
„Ich überleg ja selber noch.“ Jule stand vor dem großen Spiegel ihres Schranks und hält sich abwechselnd immer wieder zwei Shirts vor die Brust.
Was’n das sieht doch gut aus, meinste nicht du kannst mir das andere geben?“
„Guter Plan Claudi!“ Grinste Marlene den beiden vom Badezimmer aus zu. Sie trug bereits Hose und Negligé und bearbeitete nun ihre Haare.
„Och Mädels…“ Claudi war gerade dabei sich umzudrehen als Marlene ihr ein schlichtes schwarzes Top anbietet. Claudi hatte sich gerade das Oberteil angeeignet als es schon wieder klopfte.
„Ey, Leute, geht das so?“ hüfte Sara gut gelaunt in Jeans und einem bunten H&M Top ins Zimmer. Eine kleine Haarspange hielt hinten ihre Haare zusammen und so sparte sie dich Lockenwickler oder Heißstab.
„Joah, sieht gut aus.“ Entgegnete Jule immer noch deprimiert.
„Was’n mit dir Mann, komm los jehts!“ spornte Sara das kleine Häufchen Elend an das vor dem Spiegel Schnute zog.
„Ey Sara!“ rief es aus dem Bad, „haste mal Schaumfestiger, meiner is alle.“
„Klar Woloszyn!“ und so laberten sie noch eine weitere halbe Stunde bis sich soweit auch in den anderen Zimmern die Türen schlossen und eine Gruppe aufgemotzter Kleinstadtschnecken gen Metropole lief.
Der Türjunge sah den Mädchen beim Verlassen des Hotels etwas verlegen nach. Er begrüßte hier meist ältere Menschen, so junge Mädchen kamen jedoch selten. Das Heimkehren der Mädchen war ihm nun als Auflockerung seiner Nachtschicht willkommen.
Der Weg vom Hotel bis zur Reeperbahn war nicht weit. Die Freundinnen stürzten sich gleich in den Star-Club Hamburgs und auch wenn sie einigen Männern den Kopf verdrehten, gehörte dieser Abend nur ihnen. Cocktail um Cocktail tranken sie an der Bar und tanzten zu der vielfältigen Musik. Hier sollte keiner sie beobachten und über sie lästern und wenn schon, ihre Art zu tanzen war es wert angeschaut zu werden.
So räkelten sich Jule und Caro Schenkel an Schenkel bis knapp über den Boden, so tanzten Marlene und Sara wild lachend Hand und Hand und so grinsten Marie, Katrin und Madlen einander angrinsendfröhlich in der Runde.
Nach einigen Stunden war die Nacht noch jung doch die Füße der Mädchen schmerzten.
„Nebenan war ‚ne Men-Strip-Show, lasst uns halt dahin gehen.“ Schlug Marie vor und die anderen, alle leicht angeheitert, waren begeistert. Beim Wechsel der Lokalität zog die kleine immer lachende Gruppe viele Blicke auf sich und jede von ihnen genoss diese Demonstration von so inniger Freundschaft.
Halb fünf Uhr früh begrüßte Daniel, der Türjunge die völlig erschöpften aber immer noch nicht müden Mädchen. Nicht einmal die Nacht hatte ihnen ihren Reiz genommen dachte er sich und freue sich nun auf den Schichtwechsel.
Nachdem ihnen der Hotelangestelllte an der Tüpr eine gute Nacht gewünscht hatte war den Mädchen bewusst dass es zum Schlafen noch zu früh war.
„Können wir noch eine Flasche Sekt mit aufs Zimmer nehmen?“ fragte Claudi schüchtern die nette Frau an der Rezeption.
„Kein Problem, ich schicke eine Kollegin hoch. Auf welches Zimmer bitte?“ Die Mädchen fingen schnell an zu brubbeln und einigten sich nach einer Minute peinlichen Tratschens auf das Zimmer von Sara und Claudi. Nachdem die Bestellung perfekt war trug der Fahrstuhl die Freundinnen nach oben und im nachdem sie ihre Schuhe ringsum in den Raum geworfen hatten schallte Musik durch das helle und luxoröse Zimmer.
„Gutschigutschi jaja daadaaa, gutschiiii gutschii jaja heeeeere!“ sangen die Mädchen im Chor und lachten sich halb kaputt. Mann war das ein Abend! Katrin und Madlen lagen auf dem schönen Doppelbett. Die Tagesdecke war umgeschlagen und so war das alles von den Zimmermädchen während der Abwesenheit der Mädels Schlaf-fertig gerichtet worden.
Jule tanzte den Po weit hin und her schwingend vor dem großen Spiegel, der die Tür des Eichenschrankes zierte. Caro blickte sich im Spiegel an während Sara lachend auf der Toilette saß und diese für Claudi blockierte. Marie und Marlene lachten als sie den Abend noch einmal Revue passieren ließen. Über den Typen mit den unheimlich großen Ohren der Maries Telefonnummer haben wollte, über den Stripper, der Sara bat, ihm das Höschen auszuziehen und über Jule, die auf der Tanzfläche auf ihren neuen Schuhen einen Abgang gemacht hatte. Ja, die Stimmung war immer noch ausgelassen. Nur eins fehlte, der Sekt, mit dem die Mädchen noch einmal auf den gelungenen Abend anstoßen wollten.
„Was denn los hier, ich hab Durst!“ betonte Sara und betrat sichtlich erleichtert wieder den Wohnbereich. Sie setzte sich umgekehrt auf einen Stuhl und trank aus der Flasche Energy-Drink, die sie von zu Hause mitgenommen hatte. Auch als Caro Claudi im Bad allein ließ erwähnte diese lallend ihren Durst auf prickelnde Alkoholgetränke.
„Hey jo ich geh mal gucken Mann!“ und so tanzte Jule hin zu der großen Tür um auf den Flur zu blicken.
Doch dann: Stille. Ein kalter Wind wehte die zartbeigen Vorhänge des Zimmers nach draußen auf den Balkon. Die Dunkelheit die auf dem Flur lag schien sich in das Zimmer zu fressen, den Mädchen stockte der Atem. Jule quiekte, trat einen großen Schritt zurück und stieß dir Tür laut zu. Jaulend rannte sie zu Sara und Caro, die nun benommen am Tisch saßen. Das Lachen war verstummt.
„Habt ihr das auch gesehen?“ flüsterte Sara tonlos. Marlene schüttelte sich.
„Ey Leute was’n nun los!“ kam Claudi immer noch fröhlich aus dem Badezimmer, wurde jedoch langsamer als sie die bleichen Gesichter ihren Freundinnen erblickte.
„Claudi, mach mal die Tür auf bitte.“ Bat Jule zitternd.
„Wieso, was ist denn da? Leute ihr macht mir Angst.“
„Mach al die scheiß Tür auf bitte!“ drang Jule wieder.
„Nee vergisses, nicht bevor ihr mir nicht sagt was da ist!“
„Nichts ist da, nichts..“ stammelte Jule unsicher.
Claudi ging sich langsam umschauend zur Tür. Verarschten ihre Weiber sie bloß? Wenn, dann waren sie gute Schauspieler. Madlen hatte Katrins Hand gegriffen und beide saßen nun aufrecht auf dem großen Bett. Marie und Marlene waren auch zum Tisch gegangen und nun saßen die dort mit Caro und Sara stumm gen Tür blickend.
Als sich Claudis Hand auf die Klinke legte wimmerte Jule kurz auf. Claudi machte daraufhin kehrt.
„Leute, ihr verarscht mich!“ Doch als auch Sara ihren Kopf schüttelte und aussah als wäre sie um Jahre gealtert lief Claudi ein Schauer über den Rücken. Sie ging zurück und stand im Raum waren ihre Freundinnen sie anguckten.
„Hört auf damit!“ bat Claudi und kurz darauf sagte, ja rief sie fast energischer „Hört auf, hört auf!“
„Da war bestimmt bloß das Licht ausgefallen.“ Machte Madlen sich selbst Mut. Langsam stand sie auf und ging in Richtung der dunklen Tür. Rasch betätigte sie die Klinke und fuhr zurück als ein kalter Hauch ihre nackten Arme streiften.
Jule hatte Recht gehabt, dort war nichts: Kein Licht, kein Mensch, kein Luxus mehr, kein Leben. Vor ihnen lag der Flur, der einst prunkvoll strahlte. Nun war die Tapete an einigen Stellen eingerissen und Fetzen davon hingen von der Wand herab wie Hautlappen von einer Wunde. Der schöne Teppich war verdreckt und grau und ausgeblichen von der Sonne. Statt der Fenster sahen sie auf der gegenüberliegenden Seite auf die schwarze Mondnacht und einzelne Scherben standen in diesem Bild nach oben wie Schwerter.
D er Wind pfiff ein Lied in das Zimmer der Mädchen, Sand wehte das polierte Parkett ihres Zimmers und von weiter weg ertönte ein Geräusch. Es war der Aufzug, der sich von unten langsam näherte.
„Was ist das?“ rief Marie panisch und auch Marlene war starr von Angst.
„Tür zu!“, rief Jule, „Tür zu!“. Schrecken drang in die Gesichter der Mädchen und legte sich wie ein weißes Tuch über ihre trüben Augen.