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Düstere Vorahnung eines Experimentes
„Quäle mich nicht länger, düstere Vorahnung“, schrie ich.
Wie so oft war ich erwacht, aus finsterstem Schlaf. Etwas hatte mein Herz gepackt, es mit kalten Händen umfasst und mir einen mysteriösen Traum beschert. Ruhelos waren nun meine Gedanken, ich versuchte mich zu sammeln, mich an das Geträumte zu erinnern. Träume sind so verschlossen sobald man erwacht...
Zitternd setzte ich mich auf, schaute auf meine Hände. Und da blitzte es auf in meinen Gedanken, eine Erinnerung, einer Nebelschwade ähnlich. In meinem Traum, in meiner Vorahnung, war es um meine Hände und das Werk, das sie vollbringen sollten, gegangen.
„Ob das wieder einer dieser unheiligen Ideen ist, die sich in meinem Kopf zusammen finden, wenn er ruht?“, rief ich aus, denn das war nicht das erste Mal, dass ich nachts erwacht war. Pausenlos schien mein Kopf Hirngespinsten nachzujagen, wenn ich schlief. Übel waren diese Ideen, die meisten zumindest. Absonderlicher Kram, den ich schreiben sollte.
„Schreiben, schreiben, wenn man das Schreiben nennen kann“, sagte ich zu mir selbst und stand auf. Direkt neben meinem Bett stand der Rechner, ich schaltete ihn ein. Fetzen von Erinnerungen aus dem Traum waberten durch meinen halbwachen Geist. Gedanken und Ideen schienen sich zu vereinen, schienen einen Sinn zu ergeben. Hatte ich jedoch die geistige Hand ausgestreckt, um nach ihnen zu greifen, so entflohen sie, verbargen sich in den hintersten Ecken meines Geistes und hofften, ich würde sie nicht entdecken.
Jemand hatte einst gesagt: „Könnten wir all unsere Träume verstehen und uns klar und deutlich an sie erinnern, wir alle wären ausgezeichnete Geschichtenschreiber.“
Leider war dies bei mir nicht der Fall, und obwohl ich noch eben tief geschlafen hatte und mein Gehirn mir eine wunderbare Idee für ein wunderbares Experiment erarbeitet hatte, saß ich nun ideenlos vor dem geöffneten Schreibprogramm an meinem Rechner.
Öfters schon habe ich vor der leeren, weißen Seite gesessen und mir Gedanken gemacht. Ähnliches wird wohl schon jedem regen Geist, der etwas zu Papier bringen wollte, passiert sein.
„Yvonne, Yvonne, nun reiß dich zusammen. X-Mal ist das nun passiert, erinnere dich“, sagte ich und schaute auf meine Hände, die auf der Tastatur ruhten.
Computertastaturen, dachte ich plötzlich und erwischte einen Gedanken am geistigen Ärmel, so dass er nicht mehr fliehen konnte. Vielleicht nichts Neues, Niedagewesenes, aber zumindest einen Versuch wert.
Beschwingt tippte ich auf den Tasten, ließ Buchstaben zu Wörtern werden, Wörter zu Sätzen. Nachts um halb eins dann war ich fertig mit diesem Experiment.
Manch einem wird es nicht gefallen, aber es existiert auch nicht, um zu gefallen, sondern um gelesen zu werden…