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Chuck - Der Tag, an dem ich Chuck kennenlernte

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07.08.2002
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Chuck - Der Tag, an dem ich Chuck kennenlernte

„…mal gesagt, dass ich da überhaupt keine Böcke mehr drauf habe, aber verschärft nicht, ist das klar oder was? Rufst an und quarkst mir die Taschen voll. Das läuft nicht mehr, eey!“
„Aber ich hab mich mit ihm nur unterhalten, nichts weiter…gar nichts, und du? Du bist ja immer gleich eifersüchtig, zu keiner Party kann ich mit dir…“
„Hör´ auf du bist nur am baggern, nur immer Augenaufschlag, rauf und runter, findest es geil, wenn dir andere auf deine Kiste glotzen…ich krieg da ´nen Hals von, echt!....Shit, jetzt klingelt es auf der andern Leitung, mein Verleger, da hab ich auch keine Böcke drauf, der kriegt ´nen Text von mir und gut is´!“

„Hallo! Hast du was für mich? Dein Abgabetermin! Wieder nicht eingehalten!“

„Ja, ja, schon klar, ich mach mal eben ein paar Zeilen. Also...schreib´ mit!


Herzbluten


Würde sie jetzt weinen, wissen dürfte ich es nicht! Ihre Tränen wollen nicht mehr an meiner Schulter getrocknet werden! Ich gäbe ihr sie so gerne! Lächelte sie in diesem Augenblick, weil ein Gedanke sie streift, ihre Erinnerung jedoch mir nicht gilt, …es macht krank!
Sonnenstrahl! Triff mich endlich, sitz´ doch hier, siehst du mich? Lass´ mich Wärme fühlen! Ich schreie es heraus. Ein Trümmerfeld! Die Seele tot! Mein Geist ganz welk!
Möchte ihre Wangen streicheln, durch ihr Haar sollen meine Hände gleiten, ihren Körper, den möchte ich an meinem spüren. Dieses Bedürfnis, so stark! An Tagen, an denen der Schmerz am heftigsten ist und nicht so recht weichen will, da höre ich den Wellenschlag der rauhen See, er lindert, schenkt mir Ruh´. Früher schlug das Wasser die Deiche gewaltig, doch heute laufen sich die Wellen an ihren flachen Ebenen tot. Die Deiche, fast unverletzlich, sie halten! Auch mich!
Mein Herz, es stirbt, ich…"


„Arche, hör´ auf, dieses Seelengejammere, das will keiner mehr hören, Schmerz hier, Schmerz da, schieb doch mal was Spannenderes rüber!“

„Was? Will keiner hören! Okay, dann das hier…warte mal,…so schreib mit!


Der Sanguiniker


Einmal, da warb ein junger Mann um die Gunst einer wirklich ansehnlichen Frau. Sie war schön, die Augen braun, die Haare prächtig, der Mund ganz sinnlich, Anmut in reiner Form. „Ich mag dich sehr.“ sagte sie. Da hüpfte das Herz des Sanguinikers. Er sprang in die Höh´, wollte weiter, zum Ende der Milchstraße, an einem Tag hin, am anderen zurück. Der Sanguiniker rastlos im Spiel, gutmütig, sorglos, immer hoffend, zuweilen zu Tode betrübt und auch ein Träumer. Alle Wolken waren verzogen! In Grau sah er Rosa, die ärgsten Feinde, die liebte er.
Alles blühte, alles lebte, er hörte den Gesang der Vögel, spazierte durch die Stadt, blickte in die Gesichter der Menschen, sah ihre Zufriedenheit, hörte ihr Lachen. Vor Wochen weinten noch alle, alles schien düster in ihnen, er sah es genau! Nun spielten sich Melodien von selbst, Mollakkorde gab es nicht, einfache Lieder erkor er zu Kompositionen. Die Tage wurden am Schönsten, in den Adern floss das Glück, sein Leben so blutvoll, ein Aquarell!
Ganz plötzlich spielten die Geigen nicht mehr!
„Einen anderen, den mag ich noch lieber.“ Auch diese Worte schenkte sie ihm! Es wurde still, ganz furchtbar und unerträglich still.
Die Nächte wurden dunkler, das Barometer der Seele zeigte kaum noch an. Fortan hangelte er sich unglücklich von Tag zu Tag, bemüht, nicht in einen Brunnen zu fallen, aus dem er sich niemals hätte alleine befreien können.
Wuttränchen quollen aus ehemals funkelnden Augen, Unbeschwertes verflog. Er litt tief und heftig, ein Wolkenmeer wohin er auch schaute….verdammt zum Leiden, auf Ewigkeiten. Alle Schmetterlinge starben in diesem Augenblick, alles was…"


„Hör´ auf, lass´ es. Das ist der gleiche Senf in grün. Ich kann dein Geheule um dieses Huhn nicht mehr hören. Seit Jahren liegst du den Lesern in den Ohren. Glaubst du wirklich, sie weinen mit dir und warten auf die nächste Tränenarie? Ich will dich so, wie du jetzt bist. Schreib´ über dein wahres „Ich“, kein Vergangenheits-Gesäusel, Schluss mit dem Weichei-Geschreibsel!
Mensch! Schreib´ was von der Strasse, du kennst doch die Jungs! Okay?“

„Ja!


Chuck


Chuck war cool. Cooler als ich.
Wir saßen in dieser Bar, an der Ecke bei Tony´s und tranken uns durch den Tag. Er seinen Bourbon, ich meinen. Der Barmann schenkte ein.
Chuck nahm dieses weiße Pulver und ich hoffte, er käme dadurch nicht beschissen drauf!
Wir wussten, dass wir es heute tun.
„Ich mach´s auf meine Art, geht schneller!"
Chuck grinste und das gefiel mir nicht.
Hatte damals wirklich Angst und keine Ahnung, was er meinte. Ich sag´ ja, abgefahren cool, dieser Scheißkerl!
Verdammt!
An diesem Tage lernte ich ihn kennen! Wir kippten die Drinks, Tony nahm unsere letzten Dollars und…

„Okay, okay, das will ich haben, morgen bei mir auf den Tisch, Ciao!“


„Bist du noch dran? Der alte Sack war es wieder! Hör zu! Wenn du mich weiter mit anderen Kerlen verarscht, dann ist unsere Kiste gelaufen, klar? Ich hab´ da echt keine Böcke mehr drauf, wenn du glaubst ich…“

 

Hey Arche!

komische Ausdrücke habt ihr im Norden...

keine Böcke
...ist mehrzahl normal?? (hihi)
Der alte Sack war es wieder
"war wieder der alte Sack" würde besser in ein flüssiges Gespräch passen, meiner Ansicht nach (oder redest Du so):p

Insgesamt eine nette, selbstkritische und reflektierende Idee, toll umgesetzt. Mir kommt vor, mit manchen Ausdrücken lehnst Du Dich an frühere Geschichten an? "sie halten! Auch mich!" "Alle Schmetterlinge starben" Absicht oder interpretiere ich jetzt da zu viel?

Liest sich flüssig und klar. (bin ich fast nicht gewohnt von Dir :))

Gefällt mir gut, Arche, auch wenn ich Dein sensibles "Weichei-Geschreibsel" auch gern gelesen habe. ;)

mit schönen Grüßen, Anne

 

Danke Anne, ich glaube du hast es schon ganz richtig so gelesen.

Klar sagen wir das hier. "Keine Böcke"

ja anne, flüssig geht auch.
Nicht gewohnt!! nana!!

bis dann stefan

 

"keine Böcke"...hihi, lustiges Volk, ihr Norddeutschen :p

 

Hallo Arche!

Ich schwanke zwischen ein "bisschen" Neid und ein "bisschen" Ernüchterung. Neidisch auf die Idee, denn die finde ich einfach super. Ernüchterung - nun ja, du wirst doch nicht sagen wollen, dass alle, die, die so schöne Herzschmerz-Geschichten schreiben, im wirklichen Leben sooooo sind? ;) Ich vermute fast, du willst es sagen und hast damit womöglich auch noch recht. :D Gute Geschichte!

Lieben Gruß
Karin

 

Maus, also, dass dich das so amüsiert ist ja witzig.

Nein, deja vu, brauchst nicht ernüchtert sein. Ich bin doch eher...

Zauberwort heisst Trennschärfe.
Projetktion ist Illusion.
Will nur sagen, ich habe sehr sehr viel Phantasie, einiges stimmt anderes ist frei erfunden. Ich überlasse dem Leser was er daraus macht.

Und danke dir für das lesen

 

Hallo stefan,

im ersten Satz verstehe ich „aber verschärft nicht“ nicht. Deine Idee ist prima, ein Choleriker, Sanguiniker und Melancholiker zeigen die verschiedenen Blickwinkel auf das Thema.
Wahrscheinlich hat der Protagonist seine angenehmeren Seiten schon beim Schreiben `verbraucht´ , für den Alltag bleibt nur das Zornige.

Liebe Grüße,

tschüß... Siegbert

 

Hi Arche,

absolut feine Idee von dir. Ich interpretiere es so: Der Verleger ruft an, Abgabetermin, wo ist die Story und so weiter. Der Autor schreibt um Häuser besser, als von ihm verlangt wird, hat literarisch viel mehr zu bieten. Der Verleger will aber eine Story, die er verkaufen kann, alles andere interessiert ihn nicht.
Du hast ganz toll die Abhängigkeit des Autors herausgearbeitet. Die Geschichte liest sich gut und sie hat vom Inhalt her einiges zu bieten. Vor allem Sprachgewalt. Chuck ist übrigens treffend gewählt, so schön bewußt oberflächlich gegenüber dem anderen.
Der Autor ist nicht wirklich glücklich darüber, lässt das bei seiner Freundin ab. Ja, so isses. Zum Beispiel Alltag.

Verneigung und Gruß - Aqua

 

Hallo, Stefan!

Ja, so ist es! Die Erkenntnis, dass schöne, gut gewählte Worte weniger gefragt sind, als nichtssagendes Blabla, tut weh. Auch ignorierter Seelenschmerz führt nicht zur Euphorie. Ein Glück, dass Dein Protagonist ein Chamäleon zu sein scheint, das befähigt ist, sowohl seinen Schreibstil, als auch sein Verhalten den Erfordernissen anzupassen.
Die verschiedenen Typen stellt er prima dar. Super!

Liebe Grüße
Antonia

P.S.: "Keine Böcke" kennt man hier im Süden auch!

 

Maus, du bist die einzige in Deutschland, die "keine böcke" nicht kennt, solltes mal verschäft dich umhören, eyy;)

Wolto, "verschäft" im sinne von absout, oder absolut nicht. Ja, wolto, es fehlt nur noch der Phlegmatiker, den habe ich noch nicht auf dem Zettel.

Hei aqua, ich verzichte mal auf Interpretation, oder Kommentar. Es ist alles da. Überschrift und Text.
Brauchst dich doch nicht immer verneigen. Hier kam es mir in erster Linie auf die Idee an. Oberflächlich, ja genau richtig. Möchte aber das oberflächlich evtl. noch ein wenig verbessern. Da fehlt mir selbst noch was.

Antonia, na?
Ja ja, so kann das Leben auch sein. Ein Chamäleon!
Ich verstehe den ausdruck, natürlich auch so wie du ihn meinst! Tja! Vielen dank, dass du mir einen Einfall, einen tollen bestätigt hast. Danke

liebe grüsse stefan

 

Lieber Arche!

Wirklich eine gute Idee der Charakterdarstellung, die Du für diese Geschichte gewählt hast! :thumbsup:
Natürlich trägt auch diese Geschichte Deine unverwechselbare Handschrift, sie ist einfach archetypisch oder archetypisch einfach, läßt sich dadurch sehr gut lesen und mit ihr gelingt Dir glaub ich jedes Thema über das Du schreibst. ;)

Ein Fehler, den Du dreimal gemacht hast: Die direkte Rede endet nicht nach ...schreib mit!, sondern jeweils am Ende des Diktats der Geschichte, also etwa bei "...Mein Herz, es stirbt, ich...".

Bei "nichts weiter...gar nichts," mach bitte Leerzeichen vor und nach den drei Punkten. Ebenso bei "Also...schreib mit!"

Bei "Was? Will keiner hören!" würde ich ein "?!" nach hören machen

"Einmal da warb ein junger Mann"
- Einmal, da warb

"bemüht nicht in den Brunnen zu fallen"
- bemüht, nicht

"Wuttränchen quollen aus ehemals funkelnden Augen, Unbeschwertes verflogen."
- "Unbeschwertes verflog" oder "Unbeschwertes war verflogen"

Alles liebe,
Susi

 

Hallo Susi,

da dachte ich schon, ich mach keine Fehler mehr. Und plötzlich, da tauchst du auf. Ich weiss, du hattes mit der Jury zu tun, für den Surrealen Wettbewerb und...es hat sich ja auch gelohnt, ....auch für mich!
Tja, und jetzt lässt du wieder den Rotstift kreisen. Was schreib ich hier! Froh sollte ich sein, du machst meine Stories halbwegs lesbar.

einfach archetypisch oder umgekehrt, das find ich natürlich gut.

Liebe grüsse Stefan

 

w a s .. zur h ö l l e ist das????????
hi arch,
die vorgeschichte zu der entwicklung von der geschichte "chuck"?????
*hehe*, du bist voll abgedreht!
bye
barde
p.s. obwohl ... *grübel* ... die schnulze in deiner geschichte steht dir doch auch ganz gut - vielleicht solltest du umsteigen! *huahuahuahua*

 

Barde hi, ich steige hin und her, weiss nie welche Stufe ich grad erwische, brauche keinen festen Stil. Tja, jetzt will ich grad schreiben, vielleicht hat es dir ja n wenig gefallen. Aber ich weiss ja aus ner andern kritik, dass es nicht so ist, ist aber kein Ding. Danke fürs lesen

stefan

 

Hallo Arche,

für mich ist diese die hier am besten. Es ist die Erste und hier stehen auch die Gründe.

Genial wie du in der Geschichte "Chuck" ich sage mal im Original, die ersten Zeilen genaus so schreibst. Es passt alles. Der Trick war sehr gut.
Siehst ja was daraus geworden ist.

Lukasch

 

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