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Batseba oder der stille Tod

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22.01.2013
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Anmerkungen zum Text

Personen:

Maacha: Tochter Talmais, des Königs von Geschur. Eine der Frauen, die David in Hebron heiratete. Mutter von Absalom, des dritten Sohnes von David, und Mutter von Tamar.

David: Sohn Isais, Schwiegersohn König Sauls, nach seiner Flucht vor Saul zunächst Hauptmann einer marodierenden Räuberbande, Söldner für die Philister, dann König von Juda, später König auch von Israel.

Michal: Tochter Sauls, erste Frau Davids. Rettet sein Leben als Saul ihn töten lassen will. Wird später in zweiter Ehe mit Patil verheiratet. David fordert sie zurück, als er König geworden ist. Sie wird daraufhin zwangsweise in seinen Harem überführt.

Haggit: Eine der Frauen, die David in Hebron heiratete. Mutter von Adonija, Davids viertem Sohn.

Ahinoam: Eine der ersten Frauen Davids, Mutter des erstgeborenen Sohnes von David, Amnon.

Abigail: Witwe Nabors, eine der ersten Frauen Davids, Mutter von Davids zweitem Sohn Kileab.

Uriah: Ehemann von Batseba, wird auf Befehl Davids getötet.

Batseba: Witwe von Uriah, danach Ehefrau von David, Mutter von Salomo.

Amnon: Erstgeborener Sohn Davids. Vergewaltiger seiner Halbschwester Tamar. Wird auf Befehl seines Halbbruders Absalom ermordet.

Absalom: Dritter Sohn Davids. Führt einen Aufstand gegen David an und wird in diesen Kämpfen in hilfloser Lage von Davids Leuten umgebracht.

Abischag: Aus dem nahe bei Jerusalem liegenden Örtchen Schunem stammendes Mädchen, das als Pflegerin – und wohl auch als Nebenfrau - des kranken Davids gedacht war. David war aber zu gebrechlich, um mit ihr zu schlafen.

Adonija: Vierter Sohn Davids. Ältester Davidsohn zum Zeitpunkt des Todes von David. Wird auf Befehl seines Halbbruders Salomo ermordet.

Joab: Neffe Davids und sein Heerführer. Nach biblischer Überlieferung gab David Salomo auf dem Sterbebett den Befehl, Joab töten zu lassen.

Batseba oder der stille Tod

König Joschija befahl uns, den Geschichtsschreibern von Juda, Begebenheiten aus der Zeit unserer ersten Könige zusammenzutragen und daraus Berichte zu erstellen. Diese Geschehnisse liegen weit zurück, gut 15 Generationen. Verlässliches zu finden ist daher schwer. Wir sammeln Schriftstücke vergangener Zeiten, hören auch die Erzählungen der Alten und sind so mit unserer Arbeit schon gut vorangekommen. Nun wurde uns eben eine weitere Schriftrolle überbracht. Man hat sie im ältesten Teil des Jerusalemer Palastes gefunden. Geschrieben anscheinend von einem Weib zur Zeit des heldenhaften Königs David. Was wir davon zu halten haben, wie wir mit den Worten dieser Frau umgehen sollen? Wir wissen es nicht.
Morgen werden wir vor unseren König treten und fragen, was zu tun ist.

Maachas Schriftrolle

So, wie er auf seinem Bett lag, sah er beinahe friedlich aus. Eingefallene Wangen, sein Blick ging ins Nichts, der Mund war leicht geöffnet. Reste von Erbrochenem zwischen den langen, grauen Haarsträhnen. Ich säuberte sie und schloss seine Augen.
So war es gut.
Wird Abischag, die mich aus schreckensweiten, kindlichen Augen ansah, uns in ihrer Unerfahrenheit an die Wächter verraten?

Wie dem auch sei: Ich, Maacha, werde meine Zeit nutzen. Hier im Zimmer der Verstoßenen, das ich mit Michal teile, schreibe ich unsere Geschichte auf.
Und unsere Wahrheit.
Zu unserem Schutz werde ich diese Schriftrolle unter einer der schweren Bodenplatten der Kammer verbergen.
Möge man sie in ferneren Zeiten finden und über unser Handeln urteilen.

1. Geschur

Zur Feier meiner Geburt wurde im Lande Geschur ein Freudenfest gegeben. Mein Vater, beliebt bei seinem Volk, Shamiran, die Hauptfrau meines Vaters und meine Mutter, die mich, ihr erstes Kind, leicht und schnell geboren hatte, luden zu einem Festmahl. Jeder und jede war eingeladen, wer Feld und Herden in guten Händen lassen konnte, kam. Roter Wein, köstliche Speisen, Musik und Tanz – noch Jahre später sprach alle Welt mit glänzenden Augen von diesem Fest.

Meinem königlichen Vater hatte Shamiran zuvor bereits drei gesunde Söhne geschenkt. Bei der Schwangerschaft meiner Mutter hatte er jedoch – anders als wohl die meisten Männer – auf ein Mädchen gehofft. „Ich bete um eine Tochter, schön wie meine Frauen es sind und auch so klug und warmherzig wie sie! In Ascheras Tempel habe ich Trankopfer dargebracht, vielleicht wird sie mich in ihrer Gnade erhören.“

Unsere Göttin Aschera erhörte ihn. Wahrscheinlich spielte auch politisches Kalkül bei seinem Wunsch eine Rolle, doch war er mir sein Leben lang ein liebender Vater.

Meine Mutter, kundige Tochter einer Hebamme, lehrte mich ihr Wissen über heilsame Wurzeln, Früchte und Kräuter: "Maacha, es ist eine hohe Kunst und große Verantwortung, die unterschiedlichen Pflanzen zu verstehen, ihre Eigenschaften und die Weise ihrer Anwendungsmöglichkeiten zu erkennen. Vergiss nicht: Wir sind nur Werkzeuge, durch die unsere Götter Heilung fließen lassen, wenn wir sorgfältig arbeiten."
Mein Vater ließ mich gemeinsam mit meinen Brüdern von seinen Schreibern unterrichten. Seine Beamten murrten zunächst: „Was soll es denn einem Mädchen nützen zu schreiben?“ Als ich aber schnell und leicht lernte, verstummte ihr Protest. Und Shamiran, die einen Narren an mir gefressen hatte, liebte es, abenteuerliche Geschichten von Helden und Riesen, von Hirten und Zauberern zu erzählen. Froh darüber, dass ich zu ihren Füßen saß und mit offenem Mund zuhörte. Ihre Söhne, meine Brüder, übten jeden Tag nach dem Schreibunterricht Speerwurf und Schwertkampf. Sie waren am Abend meist zu erschöpft, um ihren Geschichten zu lauschen.
Noch heute spüre ich eine innere Wärme, wenn ich an die glückliche Zeit meiner Kindheit denke.
Sie endete in meinem 16. Jahr.

Das Königreich meines Vaters war klein und immer in Gefahr, er war auf Verbündete angewiesen. Und so rief er mich eines Tages zu sich. „Mein liebes Kind, ich wollte, du könntest für immer hier bei uns bleiben! Aber ein König, ein Held aus dem Süden, hörte von deiner Schönheit. Er möchte dich heiraten. Er bietet als Brautpreis die dauerhafte Sicherung unserer westlichen Grenzen. Seine Armee ist gefürchtet und kampferprobt, er wäre uns ein guter Verbündeter. Was meinst du dazu?“ Allerdings, so fügte mein Vater hinzu, habe dieser König bereits fünf andere Frauen, ich würde daher seine sechste sein. Dabei schüttelte er, ob dieser hohen Anzahl an Ehefrauen, bedenklich den Kopf.

Ob ich eine Wahl hatte? Ich weiß es nicht. Aber es spielte auch keine Rolle, denn ich war sofort einverstanden. Das Leben in den abgeschiedenen Frauengemächern mit den immergleichen Gesichtern war langweilig geworden. Alle Schriftrollen der Bibliothek hatte ich mehrfach gelesen. Mich tagsüber in den Gärten aufzuhalten war verboten, die Sonne sollte meine Haut nicht hässlich bräunen. So gut wie jede Arbeit, die getan werden musste, wurde von Dienerinnen verrichtet. Die Zaubertränke meiner Mutter – so nannte Shamiran deren Heiltees und Tinkturen - konnte ich längst auswendig zubereiten. In Geschur gab es für mich nichts Neues unter der Sonne.

Ein heldenhafter König aus dem Süden, man sagte, er habe sogar schon gegen einen Riesen gekämpft! Die Aussicht auf ein Leben in seinem Königreich klang nach einem märchenhaften Abenteuer. Ich malte mir aus, wie ich in einem wunderschönen Palast leben, als gebildete Frau und Königin meinem Ehemann zur Seite stehen und ihn mit meinem Wissen unterstützen würde. Umgeben von vielen gemeinsamen Kindern.

Beim Abschied aber hatten wir alle Tränen in den Augen. Meine Eltern umarmten mich fest und versprachen: “So weit ist es ja nicht, wir werden dich besuchen!“ Zur Zeit meines Aufbruchs war meine Mutter wieder schwanger und mein Vater mit räuberischen Banden an der Grenze beschäftigt, aber zwei meiner liebsten Dienerinnen begleiteten mich zu meinem künftigen Ehemann. Und vierundzwanzig Soldaten bewachten unsere Reise und meine üppige Mitgift: Gold, kostbare Öle, Kräuter, fein gewebte Stoffe und an Münzen 10 000 Silberschekel, geladen auf drei Eselstuten.

Unser Weg, sechs Tagesreisen lang, lief vorbei am See von Kinneret, umging das feindliche Jerusalem und führte schließlich zu jenem Ort, der mein neues Zuhause werden sollte.

2. Hebron

Als dieser Ort am Abend des sechsten Tages endlich in der Ferne auftauchte, erschrak ich: Was ich sah, war wenig mehr als eine kleine Ansammlung staubiger Holz- und Steinhäuser, davor ein paar geflickte Zelte. Das sollte ein Königshof sein?

Als wir uns der Ansiedlung näherten, kamen uns Reiter entgegen, in ihrer Mitte ein in einen mehrfarbigen Umhang gehüllter Mann mit langem, rötlichem Haar, das er im Nacken locker zusammengebunden hatte. Sanfte, dunkle Augen betrachteten mich. Er war vielleicht 30 Sommer alt, kaum jünger als meine Mutter, jedoch von großer Schönheit.

Dies war die erste Begegnung mit meinem Bräutigam.

Ich muss zugeben, dass ich mich, wie so viele, sofort in seine Augen, in sein Lächeln, verliebte. Und diese Liebe wuchs, als er für mich in unserer Hochzeitsnacht wunderschöne Lieder sang. Er hatte sie selbst gedichtet, sie sprachen von seinem Gott und klangen nach Dankbarkeit für unsere Liebe: „Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet! Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen!“

So etwas kannte ich bisher nur aus den Märchen Shamirans, meine Mutter hatte mich ganz anders auf die erste der Nächte vorbereitet. „Da ist zunächst Schmerz und Scham, doch glaube mir, mit der Zeit wird es besser.“ Ich aber lag glücklich in den Armen des schönsten und liebevollsten Menschen der Welt: David.

Seine anderen Frauen, älter als ich, nahmen mich zunächst nicht ernst. Obwohl ich eine Prinzessin war und als einzige wusste, wie man sich an einem Königshof zu benehmen hatte – es spielte an diesem trostlosen Ort einfach keine Rolle. Die ersten Wochen lebte ich an Davids Seite, später bekam ich ihn immer dann zu sehen, wenn er nach mir schickte. In diesen unseren Stunden war er freundlich und zärtlich. Die restliche Zeit aber verbrachte ich mit seinen sich belauernden, eifersüchtigen Frauen in beengten Frauengemächern. „Bilde dir nur nichts darauf ein, Tochter eines Königs zu sein, Maacha! Dein Königreich ist weit von hier, und wir haben ältere Rechte. Er wird deiner sowieso bald überdrüssig werden!“

Meine Dienerinnen machte David zu seinen Nebenfrauen.

Als ich ein Jahr später Davids Sohn, für ihn war es der dritte, zur Welt brachte, sprachen die anderen Frauen endlich respektvoller mit mir. Allerdings begann ich sie jetzt auch zu fürchten, denn oft lagen Neid und Missgunst in ihren Blicken – mein Sohn Absalom war ein so schönes Kind und glich seinem Vater sehr. Besonders Ahinoam, die Mutter des erstgeborenen Davidsohnes, ließ ich niemals mit meinem Kleinen allein. Einmal hatte ich sie dabei überrascht, wie sie ein Kissen auf sein Gesichtchen drückte. „Ihm schien kalt zu sein, da habe ich ihn zugedeckt!“ Das Gegenteil konnte ich ihr nicht beweisen, aber ich blieb seither auf der Hut.

David war ganz vernarrt in unseren Sohn. Als Absalom etwas älter wurde, kam er oft zu uns, um ihn den Umgang mit Schleuder, Speer und Harfe zu lehren. Geduldig zeigte er ihm, wie man eine Flöte schnitzt und spielt, später kam der Umgang mit dem Schwert dazu. Und bei jeder dieser Begegnungen spiegelte sich die Freude über dieses Kind in seinen Augen.

Es war in dieser Zeit, dass Abigail, eine weitere Frau Davids, versuchte, mit mir Freundschaft zu schließen. Auch sie hatte einen Sohn geboren, der allerdings starb und sie mit einer nicht enden wollenden Traurigkeit zurückließ. Sie suchte immer wieder meine Nähe, um mir ihre unglaublichen Geschichten aufzudrängen. So erzählte sie, dass David vor seiner Zeit als König Hauptmann eines Haufens Gesetzloser gewesen sei. „Er hat meinen ersten Ehemann erpresst und ‚Geschenke‘ dafür verlangt, dass seinen Ziegen und Schafen kein Haar gekrümmt würde!“ Ihr Mann war von aufbrausender Art und wollte sich nicht darauf einlassen. Aber sie selbst habe die Situation richtig eingeschätzt: „David hätte niemanden, weder meine Familie noch die Dienerschaft noch mich selbst am Leben gelassen, wenn wir uns geweigert hätten. So ging ich ihm entgegen, gegen den Willen meines Mannes, mit mehr Geschenken, als David verlangt hatte, und habe im letzten Moment das Unheil abwehren können!“ Ihr herzkranker Ehemann starb vor Aufregung und Zorn, als er von dieser Ungerechtigkeit erfuhr. „David bat mich wenig später, seine Frau zu werden. Auch diese Bitte habe ich richtig verstanden und ihm die Ehe nicht verweigert. Nun gehörte mein gesamtes Erbe ihm.“ Als weithin reichstem Mann, so behauptete sie weiter, im Gefolge die kampferprobteste und erbarmungsloseste Räuberbande, fiel ihm die Königswürde des kleinen Landes Juda quasi in den Schoß.

Selbstverständlich glaubte ich Abigail kein Wort. Mein dichtender, romantischer, in der Liebeskunst bewanderter Ehemann, mein Geliebter mit dem sanften Blick, dieser liebevolle Vater - ein Verbrecher? Was sie sagte, war ganz offensichtlich eine Lüge. Erdacht zu dem einzigen Zweck, mich ihm zu entfremden.

Mit der Zeit lernte ich David besser kennen.

Ich erlebte, wie er zwar über den Tod von Söhnen bittere Tränen vergoss, den Tod von Abigails ein Jahr später geborener Tochter aber nicht einmal zur Kenntnis nahm. Sie dagegen verkraftete das Sterben ihrer Kinder nicht, sie wurde stiller, schattenhaft, beinahe unsichtbar. Als sie schließlich durch eigene Hand starb, vergoss David keine Träne. Stattdessen rief er aufgebracht: "Wie konnte sie es wagen, mich zu verlassen! Mich, den König, ihren Herrn!"

Anders verhielt es sich mit Michal, der Frau seiner Jugend. Sie hatte ihm in frühen Jahren unter Einsatz ihres eigenen Lebens seines gerettet. Ein Fehler, den sie bereuen sollte.
Ihr Vater Saul, König von Israel, vermutete in seinem Schwiegersohn David einen Konkurrenten, der selbst den Königsthron erobern wollte und hetzte daher Mörder auf ihn. Michal verhalf David in letzer Minute zur Flucht und konnte ihrer eigenen Hinrichtung nur knapp entgehen. Klug warf sie sich vor Saul zu Boden: "Vater, habe Erbarmen! David hätte mich getötet, wenn ich ihm nicht zur Flucht verholfen hätte!"

Ihr Vater glaubte diese Ausrede, Michal blieb am Leben und wurde sehr bald ein zweites Mal verheiratet. Diese Ehe mit Patil war, wie sie mir erzählte, überraschenderweise außerordentlich glücklich. „Er war so liebevoll, seinen Kindern konnte ich eine Mutter sein, auch die Söhne meiner Schwester waren immer willkommen und verbrachten manchen Sommer bei uns. Er und ich hatten fröhliche und schöne Zeiten miteinander. Kein Tag, an dem wir uns nicht gegenseitig zum Lachen brachten!“ So kam es, dass ihre erste Liebe, die zu David, erst verblasste und dann verging. „Als ich dann noch hörte, dass er sein Auskommen inzwischen durch Überfälle und Morde bestritt, dabei weder Frauen noch Kinder schonte, nur damit niemand von seinen Gräueltaten berichten konnte …“ Sie zögerte. „Die Jahre mit Patil waren jedenfalls die glücklichsten meines Lebens!“

Doch, so erzählte sie mit ausdruckslosem Gesicht weiter, ihr ängstlicher Bruder, nach dem Tode Sauls inzwischen König über das Nachbarland Israel, beugte sich der Forderung Davids, der mittlerweile zum Herrscher von Juda aufgestiegen war: „Gib mir Michal zurück! Ich habe damals den Brautpreis rechtmäßig gezahlt, sie gehört noch immer mir!“ Mit Gewalt wurde sie dem Mann, den sie liebte, entrissen. „Patil lief noch lange weinend hinter mir und den Soldaten, die mich verschleppten, her. Doch er konnte nichts ausrichten.“ So kam sie in Davids Harem. Dort freundeten wir uns an: Zwei einsame Königstöchter inmitten einer ständig wachsenden Zahl von Ehefrauen.

3. Jerusalem

Wenig später wurde Michals Bruder, der König von Israel, ermordet. Seine Mörder hofften auf eine Belohnung von David, der selbst Anspruch auf den Thron seines Nachbarlandes erhob. Zum Beweis ihrer Tat brachten sie den abgeschnittenen Kopf ihres Opfers gleich mit. Doch ihr einziger Lohn war der Tod, David gab auf der Stelle den Befehl, sie zu erstechen. Niemand sollte ihn für den Auftraggeber dieses Mordes halten.
Jedenfalls war für ihn nun der Weg frei, König über Juda und Israel zugleich zu werden. Und er nutzte diese Chance. Seine Soldaten eroberten kurz darauf das in der Mitte liegende Jerusalem und David machte es zur Hauptstadt seines neuen Doppelreiches.

Wir zogen in die Burg dieser Stadt. David ließ sie mit Basaltsteinen und Zedernholz zu einem prächtigen Palast erweitern, der auch neu erbaute Gebäude umfasste. Endlich lebten wir in schönen, weitläufigen Frauengemächern, die sich um einen sorgfältig angelegten, üppigen Innenhof mit Palmen, Olivenbäumen, Blumen und mehreren Zisternen gruppierten.

Die großzügige Weite unserer Gemächer sollte sich bald als sehr notwendig erweisen, denn unter den Töchtern des besiegten Jerusalem suchte David sich weitere Frauen und Nebenfrauen. Wahrscheinlich deshalb schickte er nie nach Michal und nur noch selten nach mir. Das störte mich jedoch ebenso wenig wie Michal. David war uns inzwischen fremd geworden in dem, was er sagte und tat.

Dennoch wurde ich erneut schwanger. Ich freute mich sehr, meinem Sohn einen Bruder oder eine Schwester zu schenken. Die Kinder der anderen Frauen hielten Abstand zu meinem kleinen Absalom, galt er doch als Liebling seines Vaters. Er war klüger und hübscher als seine Brüder, auch das nahmen sie ihm übel. Als ich meine Tochter Tamar zur Welt brachte, war er glücklich. Obwohl erst sieben Jahre alt, kümmerte er sich von Anfang an liebevoll um sie: Er sang sie in den Schlaf, trug sie herum, später schnitzte er Spielfiguren für sie. Die beiden wurden unzertrennlich.

David ließ mir zu Tamars Geburt lediglich einen Gruß durch eine Dienerin ausrichten. Er war zu dieser Zeit sehr beschäftigt damit, sich das Wohlwollen seines Gottes zu sichern: Das Heiligste des Jahwe-Kultes, die Bundeslade, ließ David mit einem festlichen Umzug nach Jerusalem bringen. Diese hölzerne Truhe, mit Gold überzogen und von zwei Cherubim verziert, gefüllt mit den Tafeln der 10 Gebote und weiteren heiligen Gegenständen, sollte das Zentrum eines Tempels werden, den zu bauen er plante. Er fühlte sich als unumschränkter Herr über sein Land und seine Religion.

Berauscht von dieser Macht, vielleicht auch vom Wein, führte David spärlich bekleidet vor aller Augen einen irrwitzigen Freudentanz auf, als die Bundeslade die Stadt erreichte. Wir Frauen schauten seinem Treiben aus den Fenstern unserer Gemächer zu und schämten uns für ihn, doch nur Michal traute sich, lauthals zu lachen: „Schaut nur, unser Gemahl! Er benimmt sich wie ein betrunkener Narr!“ Das sagte sie ihm später auch ins Gesicht: „Wie würdevoll hat sich heute der König von Israel benommen, als er sich vor den Augen der Mägde seiner Untertanen bloßgestellt hat, wie sich nur einer vom Gesindel bloßstellen kann!“ – und bekam für diese spöttischen Worte ein winziges Zimmerchen abseits der anderen zugewiesen. Den Palast durfte sie niemals wieder verlassen.

Unsere Tochter Tamar nahm David das erste Mal bewusst wahr, als sie drei Jahre alt geworden war. „Ein schönes Kind, ganz wie ihr Bruder!“, meinte er wohlgefällig und schenkte ihr eine goldene Kette. Er liebte es, wenn seine Kinder Abbilder seiner selbst waren.

Mein schlechtes Gewissen nach Abigails Tod, die Zurückweisung meiner Freundin Michal durch David und die wachsende Einsicht darüber, wie viel Blut an seinen Händen klebte, entfremdete mich immer mehr dem Mann, den ich einst so geliebt hatte. In dessen sanften Blick und freundliche Worte ich mich anfangs so verlor. Doch es sollte noch eine Weile dauern, bis aus diesem Gefühl der Fremdheit Hass wurde.

4. Batseba

Wieder einmal ließ David andere Völker überfallen, schickte diesmal aber seine Männer in den Krieg, ohne sie selbst zu begleiten. Er erfreute sich derweil bei seinen abendlichen Spaziergängen am Ausblick vom Dach seines Palastes. Und eines Abends ganz besonders am Anblick einer auffallend schönen Frau, die sich auf dem Dachgarten eines Nachbarhauses anschickte, ein Bad zu nehmen. Sie entkleidete sich im Dämmerlicht vor seinen Augen, tauchte erst einen, dann den anderen Fuß und schließlich ihren ganzen Körper in das warme Wasser, von dem leichte Dampfschwaden aufstiegen. Dann strich sie mit den Händen sanft über ihre Arme, Beine, ihr Gesicht und die Brüste. Ihre zarte Figur, die anmutigen Bewegungen, das seidige, tiefschwarze Haar - alles an ihr faszinierte David. Seine inzwischen 23 Ehe- und Nebenfrauen waren ihm nicht mehr genug, und so schickte er nach dieser Batseba. Sie war mit einem seiner hochrangigen, weit entfernt im Krieg kämpfenden Soldaten, Urija, verheiratet. So waren sie ungestört.

Wenige Wochen später ließ Batseba David ausrichten, dass sie schwanger geworden sei. David rief eilends ihren Mann von der Front zurück: „Mein Lieber, hart waren die Schlachten, ich danke dir für deinen Mut und deine Umsicht. Wie steht es um unsere Truppen? Jetzt erhole dich ein wenig in deinem Zuhause, geh‘ und erfreue deine Frau!“ Doch Urija weigerte sich. Sicher ahnte er, wessen Kind ihm da untergeschoben werden sollte. Auch als David ihn am folgenden Tag bei einem gemeinsamen Essen betrunken machte, ließ er sich nicht darauf ein, seine Frau Batseba aufzusuchen. Er hätte sich aber lieber demütigen lassen sollen, denn selbstverständlich bedeutete diese Weigerung seinen Tod. Der arme Kerl überbrachte bei seiner Rückkehr zur Front seinem Heeresführer Joab eigenhändig den verschlossenen Brief Davids, der sein Schicksal besiegelte: „Stellt Urija nach vorn, wo der Kampf am heftigsten ist, dann zieht euch von ihm zurück, sodass er getroffen wird und den Tod findet.“ Für Batseba folgte eine sehr kurze Witwenschaft und alsbald eine Ehe mit dem König. Seine vierundzwanzigste.

Batseba wurde und blieb von da an Davids Lieblingsfrau – klug, geschickt, manchmal gerissen, dann wieder gefühlvoll - und immer wunderschön. Eine Schönheit, die nicht einmal im Alter verging.

5. Tamar

Obwohl Haggit, eine der älteren Ehefrauen, und ich eigentlich Konkurrentinnen waren - sie hatte wie ich einen Sohn und hoffte sicher insgeheim darauf, einmal als Königsmutter die einflussreichste Stellung einer Frau am Hof zu erlangen - saß sie jetzt immer öfter mit Michal und mir zusammen bei Tee, Datteln, Wein und Rosinenkuchen. Wir spielten Shen, das Brettspiel von Hunden und Schakalen, fertigten Handarbeiten und erzählten uns gegenseitig erfundene Märchen. Manchmal solche, in denen David als strahlender Held auftrat, einen Riesen besiegte oder gegen Löwen kämpfte. Anschließend lachten wir darüber - wussten wir inzwischen doch, wer er wirklich war. Feinde bezwang er nur aus dem Hinterhalt oder wenn sie wehrlos waren. Anders als in den Jahren in Hebron, als wir noch um Davids Zuneigung buhlten, verstanden wir uns inzwischen gut. Ja, mit der Zeit wurden wir drei so etwas wie eine verschworene Gemeinschaft.

Mein Verhältnis zu Ahinoam, der Mutter des Erstgeborenen Amnon, war dagegen wie eh und je von Misstrauen geprägt. Und das nicht ohne Grund. Unsere Kinder, die Kinder der ersten Frauen, waren mittlerweile erwachsen, hatten eigene Familien. Es zeigte sich, zu was für einen Menschen sie ihren Sohn gemacht hatte. Alles hatte sie erlaubt, ob er Dienstboten schlug oder über seine Halbgeschwister böse Gerüchte verbreitete, es war ihr nicht nur egal, sie ermutigte ihn sogar noch dazu: „Mein Sohn, als zukünftiger König ist es dein Recht, tue, wonach dir der Sinn steht und lasse dich nicht beirren von deinen neidischen Geschwistern!“ Mehr als einmal hatte Amnon zu Haggits Sohn Adonija im Streit gesagt: „Das Erste, was ich tue, wenn ich König bin, ist, dich an den Galgen zu bringen!“ Wir machten uns in unserer Dreierrunde ernsthafte Sorgen darüber, was wirklich geschehen würde, wenn er an die Macht käme.

Früher als gedacht sollte sich zeigen, wie begründet diese Sorgen waren.

Amnon stellte sich eines Tages schwer krank und David kam besorgt, um nach seinem Erstgeborenen zu schauen. „Mein geliebter Herr und Vater! Ich kann nur gesund werden, wenn meine Schwester Tamar mir ihre heilkräftigen Speisen vor meinen Augen zubereitet!“, behauptete er. Alle wussten, wie viel meine Tamar von mir über die Heilkunst gelernt hatte, und so schickte David sofort nach ihr: “Geh, umsorge deinen Bruder und sieh zu, dass er wieder gesund wird!“

Als sie diesem väterlichen Befehl nachkam, vergewaltigte der wundersam genesene Amnon sie und warf sie danach mit höhnischen Worten aus seinem Haus: „Du hast es doch gewollt, so wie du dich zurecht machst, so aufreizend, wie du dich immer bewegst! Du hast mich verführt mit deinem Blick! Verschwinde von hier und komme mir nicht mehr unter die Augen!“

Verzweifelt weinend, Asche auf ihr Haar streuend, lief sie zu Absalom. „Meine Schwester, behalte dieses Unglück für dich! Er ist dein Bruder, nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen! Was geschehen ist, ist geschehen. Komm zu mir, lebe in meinem Haus, es soll dir dort an nichts fehlen.“ So versuchte er sie zu trösten, aber seither schwieg Tamar nicht nur über Amnons Schandtat. Sie sprach überhaupt nie wieder. Nicht einmal mit mir.

Nachdem Absalom mir von Tamars Unglück erzählt hatte, ging ich aufgebracht zu David. Und ja, David war ärgerlich. Einerseits, weil ich ihn ungefragt aufgesucht hatte, andererseits wegen Amnons Verhalten. Etwas dazu getan oder gesagt hat er aber nie. Vermutlich, weil sein Erstgeborener in dem, was er tat, nur den Wegen seines Vaters folgte.

6. Absalom

Zu dieser Zeit begann Absalom, mir zu entgleiten. Er hatte eine liebevolle Frau, vier wunderbare Kinder - er hätte glücklich und zufrieden sein können. Doch der Zorn gegen Amnon und auch gegen David, dessen Ebenbild er doch war, vergiftete sein Herz.

Und so geschah es, dass mein Sohn zwei Jahre später alle seine Brüder zum Schafschurfest auf sein Landgut einlud. Sie kamen, es floss reichlich Wein und die Stimmung war ausgelassen, als Amnon lallend ausrief: “Hier bin ich, euer zukünftiger König und der Vater eurer zukünftigen Kinder, denn eure Frauen werden sich mir nicht verweigern! Jedes kuhäugige Weib liegt mir ja zu Füßen!“ Die anderen Brüder fassten seine Worte mit Unbehagen als einen schlechten Witz auf, Absalom aber schäumte vor Wut. Er sagte zu seinen Männern, was er wohl schon längst gedacht und geplant hatte: „Diese Welt wäre eine bessere ohne ihn. Amnon verdient es nicht, zu leben! Und eben jetzt ist er volltrunken und kann sich nicht wehren.“ Seine jungen Leute verstanden sofort und taten, was er erhofft hatte: Sie erschlugen Amnon vor aller Augen. Voller Angst rannten die anderen Brüder zu ihren Maultieren und ritten eilends zurück nach Jerusalem.

Absalom war klar, dass er, obgleich bisher der Liebling seines Vaters, nun die tödliche Rache Davids zu fürchten hatte. Er nahm daher seine Frau, seine Kinder und Tamar und floh mit ihnen nach Geschur. Mein alter Vater war sehr erschrocken über Absaloms Auftauchen, fürchtete er doch David und seine Soldaten, aber er hielt zu uns: „Mein lieber Enkelsohn, ihr seid willkommen, ich freue mich, euch um mich zu haben!“ Absalom blieb für Jahre in meinem Heimatland.

David unternahm weiter nichts, schickte auch keine Verfolger nach Geschur. Mir allerdings machte er schwere Vorwürfe. Dazu stürmte er sogar in meine Schlafkammer: „Du hast ihn aufgehetzt wegen Tamar! Dein Sohn ist ein Brudermörder, wie konntest du das zulassen, wie?“ Ich war fassungslos, waren es doch sein Vorbild und seine Untätigkeit gewesen, die meinen Sohn zu dieser Tat getrieben hatten.

Nie wieder sprachen David und ich seither ein Wort miteinander. Außer am Tage seines Todes.

Nach Jahren fand David sich schließlich ab: „Wir müssen alle sterben und sind wie das Wasser, das man auf die Erde schüttet und nicht wieder einsammeln kann.“ Mein Sohn durfte zu uns nach Jerusalem zurückkehren. Wie glücklich war ich, meine Kinder wieder bei mir zu haben! Doch Absaloms Abscheu seinem Vater gegenüber blieb.

Als König war David oberster Richter des Landes. Die in der Bundeslade wohlverwahrten Gebote kümmerten ihn jedoch wenig, seine Macht, sein wachsender Reichtum dafür umso mehr. Gesetze waren in seinen Augen nur für seine Untertanen gemacht und galten genau so lange, wie sie ihm selbst nützten. Das sprach sich herum und immer größer wurde die Unzufriedenheit der Menschen. Absalom aber, nun der älteste lebende Königssohn, hörte denen aufmerksam zu, die sich über Davids Ungerechtigkeiten beklagten und sagte: „Würde mich doch jemand zum Richter im Land machen, damit jeder, der einen Streit oder eine Rechtssache hat, zu mir kommt; ich würde ihm Recht verschaffen!“

So kam es, dass sich ihm immer mehr Menschen anschlossen: „Du bist ein mutiger und kluger Mann Absalom, David dagegen ist alt und machtbesessen. Er führt einen Krieg nach dem anderen, unsere jungen Männer sterben sinnlos für seinen Reichtum. Übernimm du doch Richteramt und Thron und bringe diesem Land Frieden und Gerechtigkeit!“ Er hörte solche Worte gerne und fühlte sich geschmeichelt, obwohl ich ihn immer wieder warnte. „Nein Mutter, die Menschen hier haben ein Recht auf Gerechtigkeit! Und ich werde genau dafür sorgen!“

Nachdem sich ihm immer mehr Israeliten angeschlossen hatten, zog Absalom mit seinen Leuten nach Hebron und ließ sich dort unter dem Jubel der Bevölkerung zum König ausrufen. David hörte davon, erschrak und floh mit uns, seinen Frauen, Bediensteten und Soldaten, aus Jerusalem hinab zum Jordan. Nur zehn seiner Nebenfrauen ließ er zurück. Ihm war klar, dass Absalom ihm nun auch hier die Königswürde entreißen würde.

Und Absalom zog wirklich in Jerusalem und den königlichen Palast ein. Er versäumte es aber, den Truppen seines Vaters sofort hinterher zu eilen und sie so schnell wie möglich zu überwältigen. Er vertraute einem hoch angesehenen Berater, der in Wirklichkeit Davids Spion war. Als es Wochen später schließlich zu einer Schlacht zwischen Absaloms viel größerem Heer und Davids Leuten kam, waren diese gut vorbereitet. Absalom und seine Männer wurden in einen Wald gelockt und dort aus dem Hinterhalt niedergemacht. Während sein Maultier weiterlief, verfingen sich die langen Haare meines Kindes in den Zweigen einer Eiche. Dort blieb er wehrlos hängen. Davids Soldaten, allen voran Absaloms eigener Cousin Joab, durchbohrten ihn mit Stöcken und schlugen ihn schließlich tot.

David weinte auch um diesen, meinen, Sohn. Ich aber musste nach unserer Rückkehr in den Palast meine Gemächer räumen und weitab zu Michal in deren winzige Kammer ziehen. David wollte mich aus den Augen haben, er gab mir an allem, was geschehen war, die Schuld. Es machte mir nichts aus. So konnte mir Michal in der schwersten Zeit meines Lebens besser beistehen, denn Absaloms Tod ließ mich verzweifeln. So gerne wäre ich meinem Sohn zu unseren Ahnen gefolgt. Michal hielt mich im Leben.

Es sollte sich erweisen, dass sie kurze Zeit später ebensolchen Trost nötig haben würde wie ich.

Die Gerüchte darüber, dass David eine Mitschuld an Sauls Tod gehabt, er auch den Auftrag für den Mord an dessen Sohn gegeben habe, wurden nach Absaloms Tod immer lauter. „Er trägt die Königswürde über Israel zu Unrecht, denn er hat sie durch Mord erlangt!“

Zur selben Zeit kam es zu einer Hungersnot im Land, drei endlose Jahre lang. Viele waren der Ansicht, dies sei ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass ihr Gott Jahwe mit diesem Emporkömmling David nicht einverstanden sei. „Es gehört ein Erbe Sauls auf den Thron!“, so flüsterte man hinter vorgehaltener Hand.

Es war wohl ein großer Zufall, dass dieser Jahwe-Gott daraufhin zu David sprach, und nur David allein die göttlichen Worte hörte: „Eine alte Blutschuld Sauls an den Gibeonitern muss gerächt werden!“ Von einer solchen Blutschuld hatte niemand je zuvor gehört. Er aber tat eilends, was er selbst den Gibeonitern zur Tilgung dieser ‚Blutschuld‘ in den Mund legte: Sieben Nachkommen Sauls, zwei von Michals Halbbrüdern sowie die fünf Söhne ihrer Schwester wurden gefangen genommen, an die Gibeoniter ausgeliefert und von diesen erhängt.
Die Hungersnot endete tatsächlich. Allerdings erst später, nachdem die Mutter von Michals Brüdern die Bestattung der Sieben erzwungen hatte. Michal selbst hatte nichts tun können, war sie doch im Palast gefangen. Dort fiel sie in völlige Verzweiflung. Ihre Halbbrüder hatte sie kaum gekannt und doch trauerte sie um sie. Mit den Kindern ihrer Schwester aber war sie so eng verbunden, als ob es ihre eigenen wären.

Die folgenden Tage, Monate und Jahre waren für Michal und mich unsagbar dunkel und schwer. Als auch Tamar zu unseren Ahnen entschlief, war mein Leben endgültig zu einer Reihe von Katastrophen geworden.

Hass kann einen Menschen innerlich zerstören, ohne Haggits Zuspruch und ohne ihre Hilfe hätten Michal und ich diese Zeit niemals überstanden. Sie unterstützte uns so gut sie konnte. Als Mutter des nun ältesten lebenden Königsohnes hatte sie, anders als wir, noch einigen Einfluss am Hof und auf David.

Ab und zu kam sogar Batseba zu uns. Ich glaube, wir taten ihr leid, unsere Verluste berührten sogar ihr Herz. Und sie mochte unsere Gesellschaft. Oft bat sie mich, ihr etwas aus der königlichen Bibliothek vorzulesen, denn ich war hier die einzige Frau, die lesen konnte. Nachdenklich sprach sie dann mit uns über das Gehörte. Sie sorgte auch dafür, dass Michal und ich weiterhin mit Wein, Datteln und Rosinenkuchen verköstigt wurden, denn sie hatte mehr Befehlsgewalt als selbst Haggit. Davids Taten aber verteidigte sie nach wie vor: „Was konnte er denn gegen den Willen Gottes ausrichten? Ihn trifft keine Schuld!“

Vielleicht glaubte sie das wirklich, vielleicht verschloss sie einfach die Augen vor der Wirklichkeit. Wie sonst hätte sie Davids Lieblingsfrau bleiben können?

7. David und Abischag

Die Jahre vergingen, wir wurden älter. Von uns Frauen sah man das Batseba am allerwenigsten an. Sorgfältig gekleidet und frisiert, immer lächelnd, immer lebhaft, veranstaltete sie Festgelage, Musikabende und Tanzvorführungen. Je älter und kränklicher David wurde, desto tatkräftiger wurde sie. Ständig an ihrer Seite war ihr Sohn Salomo, ein zarter Junge, wenn auch dem Alter nach schon fast erwachsen.

David dagegen wurde immer kränker und konnte bald kaum noch sein Bett verlassen. Obwohl meine Heilkunst anerkannt war, wurde ich – aus gutem Grund – nicht zu Hilfe gerufen. Stattdessen legte man ihm eine weitere, sehr junge und sehr schöne Pflegerin in sein Bett. Bisher hatte ihm solches immer gutgetan. Das Mädchen hieß Abischag, kam aus dem Örtchen Schunem unweit von Jerusalem und war kaum 15 Jahre alt. In ihrer fröhlichen Art erinnerte sie mich an Tamar. An eine Tamar, wie sie vor den Tagen des Unheils gewesen war. Abischag tat ihr Bestes, David zu wärmen und zu umsorgen. Viel besser als dieser alte, sabbernde Mann gefiel ihr allerdings Haggits gutaussehender Sohn Adonija, der Thronerbe. Und auch sie gefiel dem Kronprinzen überaus gut.

David erholte sich trotz Abischags Pflege nicht. Allerdings starb er auch nicht, und das war ein Problem. Wer sollte im Land Entscheidungen treffen, wenn der König krank danieder lag, er aber keinen benannte, der für ihn regierte? „Es ist an der Zeit, dass mein Sohn Adonija endlich König wird! Er ist der Älteste und es ist sein Recht!“ meinte meine Freundin Haggit und viele am Hof und im Land sahen es genauso. David aber hatte Batseba vor Zeiten, während eines Liebesspiels, versprochen, dass ihr Sohn Salomo einmal den Thron erben sollte. Der allerdings war jung und nicht besonders beliebt. Das brachte David jetzt in Schwierigkeiten und so versuchte er, die Sache vor sich herzuschieben.

Adonija dagegen wollte nicht länger warten, wurde auch von einigen Höflingen bedrängt, endlich die Regierungsgeschäfte zu übernehmen. So veranstaltete er ein großes Festmahl, das schon wie das Fest eines Königs wirkte. Er lud dazu alle seine Brüder ein – mit Ausnahme von Salomo, den Sohn Batsebas, seinen Konkurrenten.

Als Batseba davon erfuhr, eilte sie sofort zu David: „Mein Herr, du selbst hast doch mir beim Herrn, deinem Gott, geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein und er soll auf meinem Thron sitzen. Nun aber hat Adonija eine Menge Rinder, Mastkälber und Schafe geschlachtet und alle Söhne des Königs dazu eingeladen. Doch Salomo hat er nicht eingeladen. Sie essen und trinken mit ihm und rufen: Es lebe der König Adonija! Auf dich, mein Herr und König, sind nun die Augen ganz Israels gerichtet. Du sollst ihnen bekannt geben, wer nach meinem Herrn und König auf dem Thron sitzen wird. Sonst müssen ich und mein Sohn Salomo es büßen, wenn mein Herr und König zu seinen Vätern entschlafen ist.“ Sie konnte schon immer so reden, wie es David gefiel.

Das Mädchen Abischag hatte alles mitangehört, sie lag ja im Bett des greisen Königs. Weinend lief sie zu uns: „Batseba möchte, dass Salomo zum König ernannt wird! Dann ist der wirkliche Thronerbe sicher verloren! Mein Adonija, den ich so lieb habe! Was in aller Welt können wir tun?“

Michal, Haggit und ich überlegten nur kurz. Wir meinten zu wissen, was jetzt das Beste wäre. Ich hatte längst einen guten Vorrat an giftigen Meereszwiebeln angelegt, schmackhaft und tödlich. Damit David starb, bevor er Salomo zu seinem Nachfolger ernennen konnte, musste er davon nur schnell genug eine größere Menge essen. Michal wünschte ihm ohnehin keinen friedlichen Tod und Haggit fürchtete um ihren Sohn, den rechtmäßigen Erben.

In aller Eile bereiteten wir mit diesem besonderen Gemüse und ausgewählten Kräutern ein Gericht zu, wie David es liebte. Dieses gab ich Abischag, ohne ihr Genaueres zu erklären. Michals Augen verdunkelten sich vor Genugtuung, als die Kleine die Schüsseln nahm, um sie zu David zu bringen.

Dann wartete ich eine Weile, bevor auch ich mich zu Davids Schlafkammer aufmachte. Eben wollte ich eintreten, als mir Salomo mit großen Schritten und zornigen Augen entgegenkam. Er schien aufgebracht, nicht wie einer, dem gerade ein Königreich übergeben wurde. Umstandslos schob er mich zur Seite und ging fluchend seiner Wege.

Als ich an Davids Bett trat, standen Schweißperlen auf seiner Stirn, seine bläulich gefärbten Lippen zitterten, er war totenbleich. „Du? Nach so langen Jahren? Wieder ohne meinen Befehl?“, flüsterte er mit rauer Stimme „Ja, ich, mein König. Die Wache glaubte mir, dass du mich sehen wolltest.“ Ein bitteres Lachen, das in ein heiseres Husten überging. „Du warst die Köchin meiner letzten Mahlzeit, nicht wahr? Und es war kein heilsames Gericht …“ Ich schwieg. „Wie lange habe ich noch zu leben, Maacha?“ „Nicht mehr lange, mein König.“ „Nun, ich habe eben noch alles Nötige mit Salomo besprechen können. Er wird einsehen, dass Adonija als der Ältere den Thron erben muss. Salomo ist weise, er wird unter seinem Bruder wichtige Ämter bekleiden und ihn unterstützen.“ „Wie du meinst, mein König.“ „Ich weiß, welche schweren Fehler ich in meinem Leben gemacht habe, und ich bereue sie. Sage Michal … “ „Ja, mein Herr?“ „Maacha …“, er versuchte weiterzusprechen, konnte es aber nicht. Beinahe tat er mir in diesem Augenblick leid, trotz all dem, was er getan hatte. Er begann zu würgen, übergab sich, flüsterte Unverständliches, keuchte. Dann wurde er ruhiger, bis schließlich seine Augen brachen.

Wie wird nun mein Schicksal aussehen? Und das der anderen? Werden wir des Mordes angeklagt? Wie werden Salomo und Batseba damit zurechtkommen, dass Adonija der neue König ist?

Wir werden sehen …

Hier endet Maachas Schriftrolle

Morgen also werden wir vor König Joschija treten und fragen, was mit dieser Schriftrolle geschehen soll, was von den Erzählungen wir für unsere Aufzeichnungen verwenden dürfen. Wir werden ihm nicht alles von dem offenbaren, was jenes Weib geschrieben hat. Als direkter Nachfahre von König David und König Salomo könnte unser Herr sonst ungehalten reagieren. So hörte von einem Mord an David bisher nie eine Menschenseele, es kann sich also nur um eine Lüge handeln. Es wäre auch ein allzu schmähliches Ende für ihn gewesen, durch die Hand einer Frau zu sterben. Und dass König David auf dem Sterbebett sein Reich Salomo und nicht Adonija übergab, ist schließlich allgemein bekannt. Salomo selbst hat ja damals die letzten Worte seines Vaters den Schreibern diktiert.

Man weiß aus den Geschichten der Altvorderen, dass weder Haggit noch Michal noch Batseba ihren Eheherrn lange überlebt haben, sie starben innerhalb weniger Monate. Salomo ließ seine Mutter ehrenvoll neben David bestatten. Für das ganze Land rief er danach eine einwöchige Trauerzeit aus.

Manche behaupten, jene Maacha habe die junge und schwangere Abischag beschützen können. König David war ja nicht mehr in der Lage gewesen, mit dem Mädchen zu schlafen, daher war wohl Adonija der Vater ihres ungeborenen Kindes. Es gelang, so heißt es, Maacha, Abischag und sich selbst zu retten: Sie schickte einen Boten zu ihrem Bruder, den König von Geschur. Dieser sandte Unterhändler mit Geschenken und Versprechungen. Daraufhin durften beide Frauen Jerusalem unbehelligt verlassen.

Epilog

Aus der hebräischen Bibel, Buch der Könige, in der ersten Fassung geschrieben unter dem König Joschija:

10 Kurze Zeit später starb David. Er wurde in seiner Stadt, in Jerusalem, begraben. 11 Insgesamt hatte er 40 Jahre lang als König über Israel geherrscht, davon sieben Jahre in Hebron und 33 Jahre in Jerusalem. 12 Salomo wurde der Nachfolger seines Vaters David und konnte seine Macht immer mehr festigen.

13 Eines Tages kam Adonija, der Sohn von Davids Frau Haggit, zu Salomos Mutter Batseba. »Kommst du in friedlicher Absicht?«, wollte Batseba von ihm wissen. »Ja«, sagte er, »ich habe nichts Böses im Sinn. 14 Ich möchte nur etwas mit dir besprechen.«

»Gut, dann rede!«, forderte sie ihn auf, 15 und er begann: »Du weißt ja, dass eigentlich ich das Recht auf den Königsthron hätte. So hat es auch ganz Israel erwartet. Doch nun ist alles anders gekommen: Die Krone ist meinem Bruder zugefallen, denn der Herr wollte es so. 16 Jetzt habe ich nur eine einzige Bitte an dich; darf ich sie vorbringen?« »Sprich nur!«, ermutigte sie ihn. 17 »Ich möchte gern Abischag aus Schunem heiraten«, sagte er. »Könntest du nicht König Salomo für mich um ihre Hand bitten, denn dich wird er bestimmt nicht abweisen.« 18 »Einverstanden«, versprach Batseba, »ich will beim König ein gutes Wort für dich einlegen.«

19 So ging Batseba zu König Salomo, um mit ihm wegen Adonija zu reden. Als sie den Thronsaal betrat, stand der König auf, kam ihr entgegen und verbeugte sich. Dann setzte er sich wieder auf seinen Thron und ließ auch für seine Mutter einen Thronsessel aufstellen. Sie nahm zu seiner Rechten Platz 20 und brachte gleich ihr Anliegen vor: »Ich habe nur eine einzige kleine Bitte. Willst du mir zuhören?« »Sprich nur, liebe Mutter, dir werde ich nichts abschlagen!«, antwortete ihr der König. 21 Sie fragte ihn: »Könnte man nicht Abischag aus Schunem deinem Bruder Adonija zur Frau geben?«

22 Da brauste Salomo zornig auf: »So, du möchtest, dass Adonija und Abischag aus Schunem heiraten! Wie kommst du dazu? Warum bittest du mich nicht gleich, mein Amt als König an Adonija abzutreten?] Schließlich ist er ja mein älterer Bruder. Bestimmt hätten auch der Priester Abjatar und der Heerführer Joab, der Sohn von Davids Schwester Zeruja, nichts dagegen, wenn sie durch ihn wieder an die Macht kämen!« 23 Dann schwor Salomo: »Das wird er mit dem Leben bezahlen! Der Herr soll mich schwer bestrafen, wenn ich Adonija dafür nicht hinrichten lasse. 24 Denn Gott hat mich zum Nachfolger meines Vaters David gemacht, er hat mich als König bestätigt und mir und meinen Nachkommen die Königsherrschaft anvertraut, wie er es versprochen hat. Ich schwöre bei dem Herrn, dem lebendigen Gott: Noch heute muss Adonija sterben!«

25 Dann befahl König Salomo Benaja, dem Sohn von Jojada, Adonija hinzurichten. Benaja ging hinaus und stach ihn nieder.“



 
Quellenangaben
Epilog / schräge Schrift: 2. Buch der Könige, Kapitel 2, Vers 10 folgende (Übersetzung nach ‚Hoffnung für Alle‘), https://www.bibleserver.com/HFA/1.K%C3%B6nige
Andere Zitate sowie auch umformulierte Inhalte: Buch Samuel (für Christen 1. und 2. Buch Samuel), Einheitsübersetzung, Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart 1980

Schwere Kost bietestu uns hier in dem alttestamentarischen (und doch weltweit bekannten) Thema „Macht“ und vor allem "...Missbrauch" an,

liebe Eva,

Dein strahlendes Lichtbild (und Dein hierorts bekannte Verhalten) pass[t]en [Konjunktiv II !] überhaupt nicht zu diesem hammerharten Text alttestamentarischen Ursprungs und doch ewig aktuellen (fast hätt’ ich „jungen“ gesagt) Themas um Erbe & Erbfolge, Macht, -erhalt und vor allem Machterweiterung geht (eigentlich der „ursprüngliche Kapitalismus“, dessen Kinder ja mit dem nachlassenden und erst recht ausbleibenden Erfolg „Schiffbruch“ erleiden.

Die Welt ist schlecht und jeder potentiell Schl[a]echter (nicht nur, wenn’s um die „eigene Wurst“ geht). Aber schon die Wahl des „vorherrschenden“ Namens​


Ich, Maacha, werde meine Zeit nutzen.​
ist geschickt, denn er ist sowohl in weib- wie männlichem Gebrauch, schließlich dürfte dem Volke Israel zu Ägypten der Name der Hatschepsut nicht unbekannt sein.

Wie dem auch wird,

mich hat Deine Erzählung fasziniert, denn es ist mit einiger Sicherheit so, dass das Volk Israel „seinen“ Gott in der Sonnenverehrung des alten Ägyptens fand.

Flusenlese​


Jeder und jede war eingeladen, und wer Feld und Herden in guten Händen lassen konnte, kam.​
Warum die schwache Klammer?

Weg mit dem ersten Komma – dass „und“ hat hier tatsächlich die Wirkung des mathematischen Plus (da kommt es ja auch her, denn alles „erzählen“ kommt von der „Zahl“ und der Inventur/Zählung des Viehs als dem Reichtum der Nomaden und Viehzüchter).​

„Ich bete um eine Tochter, schön wie meine Frauen es sind, und auch so klug und warmherzig wie sie!​
Komma weg!, im Folgenden abgekürzt durch […].

Allerdings, so fügte mein Vater hinzu, habe dieser König bereits fünf andere Frauen, ich würde daher seine sechste sein.​
Nicht falsch, aber kürzer – er ist ja kein König langer Worte oder Rede – „ich wäre daher seine sechste ...“

Mich tagsüber in den Gärten aufzuhaltenKOMMA war verboten, die Sonne sollte meine Haut nicht hässlich bräunen.​

So gut wie jede Arbeit, die getan werden musste, wurde von Dienerinnen verrichtet.​
Da verfälschtu aber gewaltig die Historie, „Sklaverei“ gibt’s auch unter Juden, wobei die Zahl sieben eine magische Rolle spielt etwa in der Befreiung von Schuld/en.
Aber da werd ich noch mal genauer nachsehen.

Beim Abschied aber hatten wir alle Tränen in den Augen. Meine Eltern umarmten mich fest und versprachen: “So weit ist es ja nicht, wir werden dich besuchen und du uns!“.
Kommstu selbst drauf ...

So bin ich ihm entgegen gegangen, gegen …​
„entegegengehen“, also auch in der Vergangenheit

… den Willen meines Mannes, mit mehr Geschenken, als David verlangt hatte[,] und habe im letzten Moment das Unheil abwehren können!“​

Das Heiligste des Jahwe-Kultes, die Bundeslade, ließ David mit einem festlichen Umzug nach Jerusalem bringen. Diese hölzerne Truhe, mit Gold überzogen und von zwei Cherubim verziert, gefüllt mit den Tafeln der 10 Gebote und weiteren heiligen Gegenständen, ---​
„zehn“!

Unsere Tochter Tamar nahm David das erste Mal bewusst wahr, als sie drei Jahre alt geworden war. „Ein schönes Kind, ganz wie ihr Bruder!“[,] meinte er wohlgefällig und schenkte ihr eine goldene Kette. Er liebte es, wenn seine Kinder Abbilder seiner selbst waren.​

Unsere Kinder, die Kinder der ersten Frauen, waren mittlerweile erwachsen geworden, hatten eigene Familien.

Nur 10 seiner Nebenfrauen ließ er zurück. Ihm war klar, dass Absalom ihm nun auch hier die Königswürde entreißen würde.​
zehn (wenigstens bis zur zwölf Zahlen ausschreiben - mit der 13 wirds langweilig

Er ist der Älteste und es ist sein Recht!“KOMMA meinte meine Freundin Haggit und viele am Hof und im Land sahen es genauso.​

Das brachte David jetzt in Schwierigkeiten und so versuchte er, die Sache vor sich her zu schieben.
herzuschieben“

Wieder ohne meinen Befehl?“KOMMA flüsterte er mit rauer Stimme​
(sonst müsstestu doch flüstern GROß schreiben …

Manche behaupten, Maacha habe die jungeKOMMA (oder und) schwangere Abischag beschützen können.​

Gerne gelesen vom

Friedel


 

Hallo @Eva Luise Groh

Das sind sehr detaillierte und interessante Einblicke in die jüdische Geschichte, wie ich finde, und der Mythos um König David wird gründlich entzaubert. Mir gefällt die ungewöhnliche Perspektive – eine Nebenfrau Davids – aus der heraus du erzählst. Merkwürdigerweise fiel mir beim Lesen gleich das Buch „Sinuhe, der Ägypter“ von Mika Watari ein, wo die Historie auch aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel aufgerollt wird. Aber dort ist der Stoff in einem dicken Wälzer untergebracht. Deine Geschichte könnte auch mehr Platz vertragen. Eine Fülle von Ereignissen – Stoff für drei oder vier „Jüdische Tragödien“ – wird oft nur angerissen und als Leser, der mit dem Stoff nicht so vertraut ist, musste ich öfter zurückschauen, um die verwandtschaftlichen Verhältnisse nachzulesen. Das ist für mich ein Schwachpunkt. Wie auch immer, die Figur des Königs David mit seinen Stärken und Schwächen füllst du mit Leben. Wie viel davon Fiktion und wie viel Realität ist, kann ich nicht beurteilen. Ich frage mich aber, wie es kommt, dass solche machtbesessenen Gestalten im Nachhinein so verklärt werden. Ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte ist Napoleon, der von den Franzosen fast wie ein Heiliger verehrt wird, obwohl er für den Tod zigtausender Franzosen verantwortlich ist.

Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Batseba oder der stille Tod
Für mich ist König David die eigentliche Hauptfigur der Geschichte, um die sich alles dreht. Deswegen leuchtet mir der Titel nicht ein. Batseba spielt doch eher eine untergeordnete Rolle.
Zahlen könnten ausgeschrieben werden „dreiundzwanzig“, „dreißig“, usw. sonst wird man ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen.
Doch, so erzählte sie mit ausdruckslosem Gesicht weiter, ihr ängstlicher Bruder, nach dem Tode Sauls inzwischen König über das Nachbarland Israel, knickte ein vor der Forderung Davids: „Gib mir Michal zurück!“
"Knickte ein", die Formulierung passt für mich nicht zum Kontext
Abischag hatte alles mitangehört, sie lag ja im Bett des greisen Königs. Weinend lief sie zu uns: „Batseba möchte, dass Salomo zum König ernannt wird! Dann ist der rechtmäßige Thronerbe sicher verloren! Mein Adonija! Was in aller Welt können wir tun?“
Hier stutze ich kurz: Wie jetzt? Adonija ist der Sohn von Abischag? Und musste nochmal nachlesen.

Grüße
Sturek

 
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Lieber Friedel,

danke für's Lesen der nicht gerade kurzen Kurzgeschichte :-). Es freut mich, dass sie Dir gefällt! Alle deine gefundenen Kommefehler und Co. habe ich korrigiert.

Die Welt ist schlecht und jeder potentiell Schl[a]echter (nicht nur, wenn’s um die „eigene Wurst“ geht).
Aber nein, keinesfalls. Die einen sind so, die anderen aber wieder so. Und die Welt im Grunde gut, ganz bestimmt!
Nicht falsch, aber kürzer – er ist ja kein König langer Worte oder Rede – „ich wäre daher seine sechste ...“
Ja, besser, du hast recht.
Da verfälschtu aber gewaltig die Historie, „Sklaverei“ gibt’s auch unter Juden, wobei die Zahl sieben eine magische Rolle spielt etwa in der Befreiung von Schuld/en.
Aber da werd ich noch mal genauer nachsehen.
Erstens war Maacha zunächst ja gar keine Jüdin, sondern stammte aus dem aramäischen Königreich Geschur (entsprechend auch die Anbetung einer anderen Gottheit duch ihren Vater), zweitens wird sprachlich im Hebräischen gar nicht so klar zwischen Magd, Knecht, Sklave etc. unterschieden. Die Dienerinnen waren mit Sicherheit eher Sklavinnen, das Wort würde heute aber falsch, da irgendwie besonders, klingen. Es war die normale Dienerschaft von Königen in der Regel versklavt, ohne dass das besonders auffiel. Juden versklavten sich gegenseitig eher zum Schuldenabbau. Das war dann aber auf 7 Jahre beschränkt, danach mussten sie wieder in die Freiheit entlassen werden.

Mit dem Ausschreiben der Zahlen hast du auch recht, aber bei den 10 Geboten habe ich so ein Bild vor mir, dass die Zahl als Zahl erscheint.

Vielen Dank für deine Hinweise und Tipps, die ich gerne beherzigt habe.
Ja, momentan habe ich eine Strahlephase :-), ich nutze auch weidlich aus, dass ich gerade gut sehen und sitzen kann und lese wie verrückt.

Sonnige Grüße
Eva

Lieber @Sturek ,

vielen Dank für deinen Kommentar!

und der Mythos um König David wird gründlich entzaubert
Ja, das war auch ein Ziel der Geschichte. Das zweite, eine weibliche Perspektive in dieses Männerbuch einzubringen und das dritte, den möglichen Missbrauch von Religion zu beleuchten.
Mir gefällt die ungewöhnliche Perspektive – eine Nebenfrau Davids – aus der heraus du erzählst.
Maacha ist in der Tat keine so bekannte Frau Davids (im Gegensatz zu Michal und Batseba z.B.), deshalb habe ich sie ausgewählt. Da konnte ich besser fabulieren, weil sich in den biblischen Texten wenig über sie findet, außer, dass sie eine Prinzessin aus Geschur und Mutter von Absalom und Tamar war. Das gab mir Freiheiten. Sie ist aber eine der Hauptfrauen, Nebenfrauen waren dann eher Sklavinnen / Dienerinnen der Hauptfrauen oder erbeutete Kriegsgegnerinnen.
Deine Geschichte könnte auch mehr Platz vertragen. Eine Fülle von Ereignissen – Stoff für drei oder vier „Jüdische Tragödien“ – wird oft nur angerissen und als Leser, der mit dem Stoff nicht so vertraut ist, musste ich öfter zurückschauen, um die verwandtschaftlichen Verhältnisse nachzulesen.
Das denke ich auch, eigentlich müsste das ein Buch sein - ist es in der Bibel ja auch: das Buch Samuel (im Jüdischen übürigens nur eines, Christen bastelten später sogar zwei daraus). Und auch in der Chronik und dem Buch der Könige wird über diese Zeit berichtet. Aber ich kann aus gesundheitlichen Gründen nur phasenweise gut lesen und schreiben, und die Geschichte lag mir am Herzen. Deshalb in dieser Komprimiertheit.
Wie viel davon Fiktion und wie viel Realität ist, kann ich nicht beurteilen.
Das kann wahrscheinlich keiner. Einige Texte, die der letzten - in der Bibel nachzulesenden Fassung - zugrunde lagen, sind sicher schon zur Zeit Salomos entstanden, das meiste so 350 Jahre später unter Joschija. Und auch danach wurde noch dran rumgebastelt. Trotzdem wird das ein oder andere schon so gewesen sein, aber in der biblischen Niederschrift immer schön so gedeutet, dass David als Held und von Gott berufen dasteht.
Für mich ist König David die eigentliche Hauptfigur der Geschichte, um die sich alles dreht. Deswegen leuchtet mir der Titel nicht ein. Batseba spielt doch eher eine untergeordnete Rolle.
Okay, ich habe aus persönlicher Missgunst David den Titel einfach nicht gegönnt :-). Und Batseba ist für mich so eine typische Frau, nicht so geradlinig wie Michal zum Beispiel. In einer unterdrückten Situation als Frau spielt sie die Karten aus, die sie hat. Ist aber nicht nur hinterlistig, sondern sieht durchaus auch die Wünsche anderer. Für mich vereint sie die Möglichkeiten, die Menschen haben: Verrat zum eigenen Vorteil, Erpressung, Verständnis, Kompromisse suchen etc. Deswegen kam sie in den Titel.
"Knickte ein", die Formulierung passt für mich nicht zum Kontext
Da hast du recht, das ist sprachlich nicht gut, wird geändert.
Habe es inzwischen umgeschrieben in 'beugte sich der Forderung Davids'.

Hier stutze ich kurz: Wie jetzt? Adonija ist der Sohn von Abischag? Und musste nochmal nachlesen.
Es ist ein echtes Problem, dass 3/4 der ohnehin nicht so geläufigen Namen mit A beginnen ... Da durcheinander zu kommen ist nur logisch. Aber leider weiß ich auch nicht, wie man das verhindern könnte.

Vielen Dank für dein Feedback!
Viele Grüße
Eva

 

Hallo Eva,
ich versuche mal ein bisschen etwas zu deiner Geschichte zu sagen, obwohl das nicht so richtig mein Genre ist. (und mich schon die Namensliste in der Info abschreckt:shy:) Es geht ja um Historik, d.h. du hast dich vermutlich intensiv mit der Zeit um 100v Chr. beschäftigt und ich lese deine Geschichte so, dass es um einen anderen Blick auf die Geschichtsschreibung geht, eben einen weiblichen Blick. Das finde ich schon interessant, aber auch ziemlich anspruchsvoll. Also du knüpfst da auch an ein geschichtliches Interesse an.
Ich glaube, was es mir schwer macht, ist die Berichtsform. Das Ganze ist ja ein Bericht für die Nachwelt, es ist ganz viel im Tell-Modus, vieles wird behauptet, wenig gezeigt. Die vielen, vielen Figuren kommen mir nicht nah, ich entwickle kaum eine Beziehung, dann folgt die nächste Episode. Eigentlich das Gegenteil von dem, was ich an Kurzgeschichten liebe: Dass man mittendrin steht, sich an besonderen Details, die gezeigt werden, an Dialogen, selber eine Meinung bildet. Insofern laufen meine Kritikpunkte vielleicht auch ins Leere, weil ich da nicht die richtige Leserin bin. Hier wird sehr klar vorgegeben, was ich als Leserin verstehen soll: König David ist ein schöner Mann, Künstler und toller Liebhaber, aber es wird immer deutlicher, dass er auch ein grausamer, selbstsüchtiger Tyrann ist. Letztlich verstehe ich es so, dass dieser Bericht ihre Rechtfertigung vor der Nachwelt ist, warum sie ihn umgebracht hat.
Nach meinem Gefühl wäre deine Erzählung ein wunderbarer roter Faden für einen Roman, wo du dir mehr Zeit nimmst, die Figuren zu entwickeln. Oder es wäre vielleicht interessant, eine spezielle Szene herauszugreifen und da in die Tiefe zu gehen, zu zeigen. So lese ich das doch recht unberührt herunter.

Man hat sie im ältesten Teil des Jerusalemer Palastes gefunden. Geschrieben anscheinend von einem Weib zur Zeit des heldenhaften Königs David. Was wir davon zu halten haben, wie wir mit den Worten dieser Frau umgehen sollen? Wir wissen es nicht.
Morgen werden wir vor unseren König treten und fragen, was zu tun ist.
Das finde ich schon einen interessanten Einstieg. Hier hattest du mich jedenfalls.
So, wie er auf seinem Bett lag, sah er beinahe friedlich aus. Eingefallene Wangen, sein Blick ging ins Nichts, der Mund war leicht geöffnet. Reste von Erbrochenem zwischen den grauen Haarsträhnen. Ich säuberte sie und schloss seine Augen.
Es ist gut so.
Wird Abischag, die mich aus schreckensweiten, kindlichen Augen ansah, uns in ihrer Unerfahrenheit verraten?
Die zeitlichen Ebenen verstehe ich so: Sie erinnert sich (Vergangenheit), sie sagt jetzt, dass es gut so ist (Gegenwart), dann wieder eine Frage in der Gegenwart, die im Nebensatz durch eine Beobachtung in der Vergangenheit präzisiert wird. Hm. Ganz schön kompliziert.
ch muss zugeben, dass ich mich, wie so viele, sofort in seine Augen, in sein Lächeln, verliebte. Und diese Liebe wuchs, als er für mich in unserer Hochzeitsnacht wunderschöne Lieder sang. Er hatte sie selbst gedichtet, sie sprachen von seinem Gott und klangen nach Dankbarkeit für unsere Liebe: „Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet! Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen!“ So etwas kannte ich bisher nur aus den Märchen Shamirans, meine Mutter hatte mich ganz anders auf die erste der Nächte vorbereitet. „Da ist zunächst Schmerz und Scham, doch glaube mir, mit der Zeit wird es besser.“ Stattdessen lag ich überglücklich in den Armen des schönsten und liebevollsten Menschen der Welt: David.
Puh, das ist schon sehr kitschig und schwärmerisch, ein bisschen sehr phrasenhaft.

Mit der Zeit lernte ich David besser kennen. Ich erlebte, wie er zwar über den Tod von Söhnen bittere Tränen vergoss, den Tod von Abigails ein Jahr später geborener Tochter aber nicht einmal zur Kenntnis nahm. Sie dagegen verkraftete das Sterben ihrer Kinder nicht, sie wurde stiller, schattenhaft, beinahe unsichtbar. Ihr Tod durch eigene Hand schließlich machte David nur eines: wütend! Eine seiner schönen Frauen hatte sich ihm entzogen.
Ja, und so etwas z.B. ist halt behauptet. Ich muss ihr diese Interpretation einfach abnehmen. Woran hat sie das gesehen, dass er so fühlte?
Berauscht von dieser Macht, vielleicht auch vom Wein, führte David spärlich bekleidet vor aller Augen einen irrwitzigen Freudentanz auf, als die Lade die Stadt erreichte. Wir Frauen schauten seinem Treiben aus den Fenstern unserer Gemächer zu und schämten uns für ihn, doch nur Michal traute sich, lauthals zu lachen: „Er benimmt sich wie ein betrunkener Narr!“ Das sagte sie ihm später auch ins Gesicht: „Wie würdevoll hat sich heute der König von Israel benommen, als er sich vor den Augen der Mägde seiner Untertanen bloßgestellt hat, wie sich nur einer vom Gesindel bloßstellen kann!“ – und bekam für diese spöttischen Worte ein winziges Zimmerchen abseits der anderen zugewiesen. Den Palast durfte sie niemals wieder verlassen.
Ich glaube, hier hast du eine biblische Szene aus einem ganz anderen Blickwinkel erzählt. Das finde ich schon interessant. Aber so, wie du Michals Geschichte vorher beschreibst, müsste sie ihn eigentlich einschätzen können, dass er da auf Spott nicht entspannt reagiert.

und der Mythos um König David wird gründlich entzaubert
Ja, das war auch ein Ziel der Geschichte. Das zweite, eine weibliche Perspektive in dieses Männerbuch einzubringen und das dritte, den möglichen Missbrauch von Religion zu beleuchten.
Ja, ich glaube, es braucht einfach sehr viel mehr Strecke für diese Themen. Auch das Thema mit der Religion, da komme ich nicht wirklich rein, Götter, Bundeslade, Göttinnen, das rauscht recht schnell vorbei, empfinde ich eher als Staffage für die vielen persönlichen Geschichten, die sich aneinanderreihen.

Vielleicht kennst du die Bücher. Ist schon lange her, aus den Achtzigern, "Wenn du geredet hättest Desdemona" von Christine Brückner, das war ja auch Geschichte aus weiblicher Sicht und in dem Fall eben auch kurze Texte. Und an die Romane von Christa Wolf, Kassandra und Medea erinnert mich das. Oder ist es mehr so "Die Päpstin"? In welche Richtung würde dein Anspruch gehen?

Liebe Grüße von Chutney

 
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Hallo @Chutney ,

vielen Dank für das Lesen und für deine Eindrücke!

Ich empfinde es auch als Hauptproblem, dass ich den biblischen Schriften entlang erzähle (und dabei schon eine Menge, vor allem Personen, weglasse) und das Ganze einen Zeitraum von über 50 Jahren umfasst - ein bisschen viel für eine Kurzgeschichte.

Meine Ausrede ist, dass ich nur phasenweise lesen und schreiben kann (den Augenproblemen und dem Sitzen geschuldet), und da ich nicht weiß, wie lange das noch klappt, nichts noch Längeres angehen wollte. Andererseits die Geschichte unbedingt aus mir raus wollte, nachdem ich das Buch Samuel wieder einmal gelesen hatte und richtig ärgerlich darüber war, wie (außer bei der Batseba-Affäre) alles so als 'göttlich gewollt' hingestellt wird. Das Ganze passierte ja etwa 1000 Jahre vor Christus, ein paar Schriftfetzen werden wohl zeitnah angefertigt worden sein, richtig zusammengestellt erst 600 oder 500 v.Chr., da war Zeit zum 'Glattbügeln'.

Ich glaube, was es mir schwer macht, ist die Berichtsform. Das Ganze ist ja ein Bericht für die Nachwelt, es ist ganz viel im Tell-Modus, vieles wird behauptet, wenig gezeigt.
Ja, dazu bräuchte es mehr Raum. Aber vielleicht kann ich noch ein bisschen nachbessern.
Nach meinem Gefühl wäre deine Erzählung ein wunderbarer roter Faden für einen Roman, wo du dir mehr Zeit nimmst, die Figuren zu entwickeln.
Ja, das denke ich auch.
Oder es wäre vielleicht interessant, eine spezielle Szene herauszugreifen und da in die Tiefe zu gehen, zu zeigen. So lese ich das doch recht unberührt herunter.
Da tue ich mich schwer - es ist für mich doch alles so zusammenhängend, dass ich nichts herausnehmen möchte.
Die zeitlichen Ebenen verstehe ich so: Sie erinnert sich (Vergangenheit), sie sagt jetzt, dass es gut so ist (Gegenwart), dann wieder eine Frage in der Gegenwart, die im Nebensatz durch eine Beobachtung in der Vergangenheit präzisiert wird. Hm. Ganz schön kompliziert.
Danke für den Hinweis, da schaue ich nochmal, ob ich es unkomplizierter hinbekomme. David ist 'frisch' gestorben und sie schreibt ohne zu wissen, wie viel Zeit ihr dafür bleibt.
Puh, das ist schon sehr kitschig und schwärmerisch, ein bisschen sehr phrasenhaft.
Sie ist halt ein Teeny zu der Zeit, unverhofft verliebt sie sich in den vorbestimmten Ehemann - da möchte ich den Kitsch gerne lassen :-).
Ja, und so etwas z.B. ist halt behauptet. Ich muss ihr diese Interpretation einfach abnehmen. Woran hat sie das gesehen, dass er so fühlte?
Das stimmt, auch hier bräuchte es mehr Raum. Ich schaue mal.
Ich glaube, hier hast du eine biblische Szene aus einem ganz anderen Blickwinkel erzählt. Das finde ich schon interessant. Aber so, wie du Michals Geschichte vorher beschreibst, müsste sie ihn eigentlich einschätzen können, dass er da auf Spott nicht entspannt reagiert.
Das wird sie gewusst haben. Aber ich stelle mir vor, dass ihr das ziemlich egal war - nach dem, was sie für ihn getan hat und er ihr wiederum angetan hat.
Ja, ich glaube, es braucht einfach sehr viel mehr Strecke für diese Themen. Auch das Thema mit der Religion, da komme ich nicht wirklich rein, Götter, Bundeslade, Göttinnen, das rauscht recht schnell vorbei, empfinde ich eher als Staffage für die vielen persönlichen Geschichten, die sich aneinanderreihen.
Das ist schade, dass ich das nicht deutlicher machen konnte. Meiner Meinung nach hat David die noch ziemlich neue Religion des 'Ein-Gott-Glaubens' für seine Machtansprüche missbraucht. So zerrt er die Bundeslade mit den 10 Geboten nach Jerusalem - aber gegen ihre Inhalte 'Du sollst nicht töten', 'Du sollst nicht ehebrechen', 'Du sollst nicht stehlen' verstößt er sein Leben lang. Maacha wieder kam ja aus dem Land Geschur, wo man noch andere und mehrere Götter verehrte. Da fällt ihr dieser Widerspruch mit distanziertem Blick vielleicht schneller auf.
Ich versuche, die Religionsmissbrauchsproblematik noch mal besser einzubauen.

Vielen Dank für deine Eindrücke die wertvoll für mich sind! Und falls es gesundheitlich passt, mache ich noch was Längeres draus mit mehr nachvollziehbaren Gefühlen.

Viele Sonntagabendgrüße
Eva

 
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Meiner Meinung nach hat David die noch ziemlich neue Religion des 'Ein-Gott-Glaubens' für seine Machtansprüche missbraucht. So zerrt er die Bundeslade mit den 10 Geboten nach Jerusalem - aber gegen ihre Inhalte 'Du sollst nicht töten', 'Du sollst nicht ehebrechen', 'Du sollst nicht stehlen' verstößt er sein Leben lang.

Moin,

ihr zwo,

wenn es heißt

... wäre deine Erzählung ein wunderbarer roter Faden für einen Roman, wo du dir mehr Zeit nimmst, die Figuren zu entwickeln.
will ich kurz anmerken, dass selbst Sigmund Freud sich mit „seinem“ religiösen Hintergrund „beschäftigt“ hat und der „Moses Roman des Sigmund Freud“
(https://www.wortkrieger.de/threads/der-moses-roman-des-sigmund-freud.46935/) vor Jahr und Tag von mir hierorts „besprochen“ wurde, wobei nebenbei natürlich auch dieser seltsame Sandalenträger erwähnt werden muss, der die Stammesethik mit der „Nächstenliebe“ über die Grenzen der zwölf Stämme hinweg für alle Welt „öffnete“ - denn der "Nächste" lebt zumeist nicht in der Nachbarschaft, kann sogar "der" am fernsten sein ...

Was die „Gesetzgebung“ betrifft wird ganz bewusst nicht „müssen“ oder ein gemäßigteres „dürfen“, sondern das offenere „sollen“ verwendet (übrigens in den meisten, wenn nicht allen Gesetzestexten, denn es wird nicht immer gut gehen, wenn man einem Täter noch die andere Backe hinhält oder - aktuell - Truthennes wirken lässt, wie es ihm gefällt.

Bis bald

Friedel,
der itzo erst mal das Frühstück vorbereitet.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel,

sorry, dass ich es bisher versäumt habe, zu antworten. Leider bin ich auch ein bisschen zu dumm, um alle deine Ideen zu verstehen.

Was die „Gesetzgebung“ betrifft wird ganz bewusst nicht „müssen“ oder ein gemäßigteres „dürfen“, sondern das offenere „sollen“ verwendet (übrigens in den meisten, wenn nicht allen Gesetzestexten, denn es wird nicht immer gut gehen, wenn man einem Täter noch die andere Backe hinhält
Inwiefern ist 'sollen' offener? Du darfst nicht morden / Du sollst nicht morden - Ersteres ist ein Verbot, das Zweite die Weisung, ein Gebot einzuhalten, also vielleicht ein wenig aktiver?
Ich bin mir nicht sicher ...
Deiner Anregung folgend habe ich mir 'Den Mann Moses' vom guten Sigmund besorgt und zum Teil schon gelesen (und natürlich deinen Text dazu). Gab es nur noch gebraucht, unglaublich. Vielen Dank für den Tipp, spannende Sache.
Und P.S. auch hier nochmal Happy Birthday ;-)!

Sonnige Grüße Eva

 

Liebe @Eva Luise Groh ,

ich möchte dir gern meinen Eindruck zu deiner Geschichte hinterlassen, auch wenn ich die denkbar ungeeigneteste Leserin bin, um überhaupt beurteilen zu können, was du da durch das Zusammentragen der Fakten und Daten als Grundgerüst, alles geleistet und dann mit Fiktion bzw. Phantasie verwoben hast.

Ich bin an historischen Themen total interessiert, würde ich behaupten, wenn man mich danach fragte, aber ich gestehe kleinlaut, dass mein echtes Interesse so in etwa kurz vor dem Mittelalter beginnt und dann gern bis heute, aber vor Christi ist dann schon bei mir völlig raus aus dem Blick. Von dieser Zeit habe ich folglich überhaupt keinen blassen Schimmer, ich weiß allenfalls, dass es wohl mal einen David gegeben haben muss, aber damit war es das dann auch schon.
Mein Feedback bitte ich daher, unter diesem Stern zu lesen.

Ganz grundsätzlich hat mich dein Wissen um diese Zeit und die damaligen Ereignisse, denn du musstest es ja sauber in die richtigen Reihenfolgen setzen, immens beeindruckt. Wie kommt man dazu, für genau diese historische Zeit so ein Wissen aufzubauen und den richtigen Blick zu haben? Respekt vor diesem Wissen!

Es ist dir gut gelungen, die Geschichte in eine chronologische Reihenfolge zu setzen, obwohl ich mir sicher bin, dass nicht alles so schön der Reihe nach ablief. Aber bei dir klingt das sehr stimmig und somit auch in seinem Verlauf oder Ablauf der Geschichte gut nachvollziehbar. Das für sich genommen, ist ja auch schon mal ein gehöriges Stück Arbeit, da eine gewisse Ordnung reinzubekommen. Ich wäre schon ob der vielen Mitspieler gnadenlos untergegangen und hätte mich verzettelt.

Dass du die ganze Abfolge eher als eine Art nüchterner Bericht angelegt hast, hat seinen Vorteil, dass du als Autor ganz neutral auf die Geschehnisse blicken kannst, aber dennoch dann die Fakten für sich sprechen können bzw. die Emotionen beim Leser auslösen. Das ist gar nicht mal so ungeschickt gedacht, dem Leser die Fakten zu geben, natürlich teils ausgeschmückt mit deiner Phantasie, aber ich gehe mal davon aus, dass in den Kernbestandteilen alles so irgendwo niedergeschrieben worden ist und somit stimmt.

Du zahlst aber auf der anderen Seite einen hohen Preis dafür, dass der Text so gradlinig angelegt wurde, denn es können so beim Leser eher nur Informationen ankommen, aber kaum Emotionen aktiviert werden. Die einzelnen Figuren sind dazu zu nüchtern dargestellt oder ich könnte auch sagen, zu sachlich.
Man bleibt somit auf der Informationsebene hängen, kann sich aber kaum in das damalige Leben so richtig hineinversetzen. Wie war es z.B. wenn man als eine von vielen Frauen in einem extra kleinen Raum eingesperrt war? Welche Bedrängnisse gab es da? Und so ist an vielen Stellen eigentlich die Möglichkeit gegeben, alles noch deutlich anschaulicher und somit ergreifender zu schildern, aber dann würde aus diesem Text hier ein sehr sehr langer werden und ich habe gelesen, dass du gerade das dir gesundheitlich nicht leisten konntest. Wie schade, denn genau diese Zeit und Möglichkeit wünsche ich dir sehr, weil deine Geschichte dadurch nur immens gewinnen könnte.

Was mir positiv aufgefallen ist, war deine Sprache. Sie ist so, wie ich mir vorstelle, dass man damals miteinander geredet hat. Das hast du bewundernswert durch die gesamte Geschichte gezogen, es rutscht nirgendwo in eine andere Ausdrucksform ab.

Geschrieben anscheinend von einem Weib zu
Anfänglich, weil ich da auch noch akribisch gelesen habe, bin ich genau darüber gestolpert. Ich finde, wenn man das Wort "anscheinend" verwendet, dann verwässert es eine Aussage komplett. Später wird klar, es war eine Frau, die den Text geschrieben hat, also würde ich auch an dieser Stelle einfach sagen: Geschrieben von einem Weib.
Reste von Erbrochenem zwischen den grauen Haarsträhne
Und hier hab ich sofort gedacht: Wieso Haare? Wenn jemand kotzt, dann nach unten oder zur Seite, aber nicht über sich. Ich würde hier an einen graubärtigen Mann denken, dem schlicht (wie eklig) Erbrochenes im Bart hängen geblieben ist.
Geschur gab es für mich nichts Neues unter der Sonne.
Sie wirkt auf mich eher gebildet, was hat dieses Fräulein denn gedacht, was sie in einem Harem für neue Dinge kennenlernt? Hier wäre so eine Stelle, wo du die Protagonistin auch etwas träumerisch, verpeilt darstellen könntest. Sie weiß im Grunde, dass nicht
das klang nach einem märchenhaften Abenteuer.
ein märchenhaftes Abenteuer auf sie wartet, aber sie hat doch entgegen aller Erkenntnisse diese Hoffnung, dass es anders wird. Also hier ist so eine Stelle, wo du der Geschichte ganz viel Leben einhauchen könntest. Ok, ok, ich weiß, weshalb du es nicht tust.
Meine Dienerinnen machte David zu seinen Nebenfrauen.
Ich habe, auch weil dieser Satz so völlig demonstrativ alleine steht erst gestutzt und dann fiel mein Groschen. Der David war also ein sog. Nimmersatt, ein Frauensammler oder wie man das dann damals genannt hat.
Den Palast durfte sie niemals wieder verlassen.
Genau an dieser Stelle hab ich mich gefragt, ob die anderen es denn durften und was genau sie durften und ob sie sich wohl gefühlt haben, mal rauszukommen. Da fehlt mir ganz viel Lokalkolorit, das ich gern gelesen hätte. Du entführst den Leser ja schließlich in eine ihm unbekannte Welt. Die ein wenig auszuschmücken wäre gar nicht schlecht.
Seine vierundzwanzigste.
Meine Fresse. Stell dir bloß mal vor, du hättest so viele Männer. :D

Dein Anliegen, König David mal in ein anderes und vermutlich rechtes Licht zu rücken, ist dir durchaus gelungen. Ich wünsche dir ganz herzlich, dass du die Möglichkeit bekommst, aus dieser Geschichte einen großen Roman zu schreiben.


Lieben Gruß

lakita

 

Liebe lakita,

vielen lieben Dank für das Lesen dieser sehr langen, trotzdem zu kurzen Geschichte.
;)

Wie kommt man dazu, für genau diese historische Zeit so ein Wissen aufzubauen und den richtigen Blick zu haben?
Na ja, ich bin halt Lehrerin und Religionsgeschichte gehört zu meinem Fachgebiet - ich kann praktisch nichts dafür :-). Allerdings hat mich die Spannung zwischen biblischen Berichten (soweit sie selbst geschichtlich und nicht z.B. nur theologisch sein wollen) und historischer Forschung schon immer ganz besonders interessiert.
Du zahlst aber auf der anderen Seite einen hohen Preis dafür, dass der Text so gradlinig angelegt wurde, denn es können so beim Leser eher nur Informationen ankommen, aber kaum Emotionen aktiviert werden.
Ja, diese Schwäche sehe ich auch. Überhaupt, so ca. 45 Jahre in eine Kurzgeschichte zu verpacken ist von Anfang an problematisch.
Und so ist an vielen Stellen eigentlich die Möglichkeit gegeben, alles noch deutlich anschaulicher und somit ergreifender zu schildern
Ja, das habe ich leider nur punktuell gemacht und werde es an der ein oder anderen Stelle später noch versuchen.
Anfänglich, weil ich da auch noch akribisch gelesen habe, bin ich genau darüber gestolpert. Ich finde, wenn man das Wort "anscheinend" verwendet, dann verwässert es eine Aussage komplett. Später wird klar, es war eine Frau, die den Text geschrieben hat, also würde ich auch an dieser Stelle einfach sagen: Geschrieben von einem Weib.
Das 'geschrieben anscheinend von einem Weib' soll die Verwunderung und den leichte Ärger des Schreibers von König Joschija darüber ausdrücken, dass ca. 350 Jahre zuvor eine Frau in der Lage war zu schreiben und dann noch gewagt hat, ihre Sicht der Dinge darzustellen.
Und hier hab ich sofort gedacht: Wieso Haare? Wenn jemand kotzt, dann nach unten oder zur Seite, aber nicht über sich.
Er hat lange Haare und liegt im Bett ... Das werde ich bei Gelegenheit vielleicht noch deutlicher machen.
Hier wäre so eine Stelle, wo du die Protagonistin auch etwas träumerisch, verpeilt darstellen könntest.
Ja, gute Idee. Teeniephantasien ...
Genau an dieser Stelle hab ich mich gefragt, ob die anderen es denn durften und was genau sie durften und ob sie sich wohl gefühlt haben, mal rauszukommen. Da fehlt mir ganz viel Lokalkolorit, das ich gern gelesen hätte.
Stimmt, ist wirklich da wichtig, das gehört auch ausgebaut.
Meine Fresse. Stell dir bloß mal vor, du hättest so viele Männer.
Ich bin überzeugt, dass das David auch - trotz seiner Machtfülle - arg gestresst haben muss. Wenigstens das! :D
Vielen Dank für deinen Leseeindruck und die guten Vorschläge! Ich werde versuchen, das Ganze noch so auszubauen, dass man sich gefühlsmäßig in die Zeit vor 3000 Jahren in Palästina besser hineinversetzen kann. Vielleicht kann ich ja sogar einen kleinen Roman schaffen - mal sehen, wie es so mit mir weitergeht :read:.

Liebe Grüße
Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen, @Eva Luise Groh

mir hat dein Ausflug in die vorchristliche Zeit gut gefallen.
Länger und wie schon vorgeschlagen, in Romanform, würde ich ihn sehr gerne lesen. Mir sind ein paar Dinge aufgefallen, die ich dir mitteile. Vielleicht kannst du mit dem ein oder anderen etwas anfangen.

Meinem königlichen Vater hatte Shamiran zuvor bereits drei gesunde Söhne geschenkt. Bei der Schwangerschaft meiner Mutter hatte er jedoch – anders als wohl die meisten Männer – auf ein Mädchen gehofft.
Die Füllwörter würde ich weglassen.
Unser Weg, sechs Tagesreisen lang, lief vorbei am See von Kinneret, umging dann das feindliche Jerusalem und führte schließlich zu jenem Ort, der mein neues Zuhause werden sollte.

Und unsere Wahrheit.
Den Satz bräuchte es für mich auch nicht.
Mein Vater, beliebt bei seinem Volk, Shamiran, die Hauptfrau meines Vaters und meine Mutter, die mich, ihr erstes Kind, leicht und schnell geboren hatte, luden zu einem Festmahl. Jeder und jede war eingeladen, wer Feld und Herden in guten Händen lassen konnte, kam. Roter Wein, köstliche Speisen, Musik und Tanz – noch Jahre später sprach alle Welt mit glänzenden Augen von diesem Fest.
Dieser Satz liest sich für mich etwas seltsam. Ich würde den ersten Teil anders unterbringen.
Jeder und jede war eingeladen, wer Feld und Herden in guten Händen lassen konnte, kam. Roter Wein, köstliche Speisen, Musik und Tanz – noch Jahre später sprach alle Welt mit glänzenden Augen von diesem Fest.
Ist das gendern? :)

Als ich aber schnell und leicht lernte, verstummte ihr Protest. Und Shamiran, die einen Narren an mir gefressen hatte, liebte es, abenteuerliche Geschichten von Helden und Riesen, von Hirten und Zauberern zu erzählen.
Ich hätte diese Shamiran auch geliebt.
Noch heute spüre ich eine innere Wärme, wenn ich an die glückliche Zeit meiner Kindheit denke.
:) Schön.
Seine Armee ist gefürchtet und kampferprobt, er wäre uns daher ein guter Verbündeter.

Allerdings, so fügte mein Vater hinzu, habe dieser König bereits fünf andere Frauen, ich würde daher seine sechste sein. Dabei schüttelte er, ob dieser hohen Anzahl an Ehefrauen, bedenklich den Kopf.

Beim Abschied aber hatten wir alle Tränen in den Augen.

Und vierundzwanzig Soldaten bewachten unsere Reise und meine üppige Mitgift: Gold, kostbare Öle, Kräuter, fein gewebte Stoffe und an Münzen 10 000 Silberschekel, geladen auf drei Eselstuten.

Unser Weg, sechs Tagesreisen lang, lief vorbei am See von Kinneret, umging dann das feindliche Jerusalem und führte schließlich zu jenem Ort, der mein neues Zuhause werden sollte.

Sanfte, dunkle Augen betrachteten mich interessiert.
Ich denke, betrachten, impliziert interessiert.
: „Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet! Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen!“
Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt …, würde mir besser gefallen.
So etwas kannte ich bisher nur aus den Märchen Shamirans, meine Mutter hatte mich ganz anders auf die erste der Nächte vorbereitet. „Da ist zunächst Schmerz und Scham, doch glaube mir, mit der Zeit wird es besser.“
So etwas kannte ich nur aus den Märchen Shamans. Das was folgt ist die Mutter.
Stattdessen lag ich überglücklich in den Armen des schönsten und liebevollsten Menschen der Welt: David.
Was für eine tolle, aus der Zeit gefallene Frau.

– es spielte an diesem trostlosen Ort einfach keine Rolle.

Als ich ein Jahr später Davids Sohn, für ihn war es der dritte, zur Welt brachte, sprachen die anderen Frauen endlich respektvoller mit mir.

mein Sohn war ein so schönes Kind

Als er etwas älter wurde, kam er sogar häufiger zu uns, um ihn den Umgang mit Schleuder, Speer und Harfe zu lehren.

Auch sie hatte einen Sohn geboren, der allerdings starb und sie mit einer nicht enden wollenden Traurigkeit zurückließ.

Selbstverständlich glaubte ich Abigail kein Wort. Mein dichtender, romantischer, in der Liebeskunst bewanderter Ehemann, mein Geliebter mit dem sanften Blick - ein Verbrecher? Was sie sagte, war ganz offensichtlich eine Lüge. Erdacht zu dem einzigen Zweck, mich ihm zu entfremden.
Liebe macht bekanntlich blind.
Ich erlebte, wie er zwar über den Tod von Söhnen bittere Tränen vergoss, den Tod von Abigails ein Jahr später geborener Tochter aber nicht einmal zur Kenntnis nahm. Sie dagegen verkraftete das Sterben ihrer Kinder nicht, sie wurde stiller, schattenhaft, beinahe unsichtbar. Als sie schließlich durch eigene Hand starb, vergoss David keine Träne. Stattdessen brüllte er wütend: "Wie konnte sie es wagen, mich zu verlassen! Mich, den König, ihren Herrn!"
Hat mir gut gefallen, dieser Blick König David .
Zum Beweis ihrer Tat brachten sie den abgeschnittenen Kopf ihres Opfers gleich mit. Doch ihr einziger Lohn war der Tod, David gab auf der Stelle den Befehl, sie zu erstechen. Für ihn war nun der Weg frei, König über Juda und Israel zugleich zu werden.

David ließ mir zu Tamars Geburt lediglich einen Gruß durch eine Dienerin ausrichten. Er war zu dieser Zeit sehr beschäftigt damit, sich das Wohlwollen seines Gottes zu sichern:
Wie würdevoll hat sich heute der König von Israel benommen, als er sich vor den Augen der Mägde seiner Untertanen bloßgestellt hat, wie bitte nur einer vom Gesindel bloßstellen kann!“ – und bekam für diese spöttischen Worte ein winziges Zimmerchen abseits der anderen zugewiesen.
Irritiert mich etwas, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Gesinde trauen würde, sich auszuziehen.
Unsere Tochter Tamar nahm David das erste Mal bewusst wahr, als sie drei Jahre alt geworden war

Wir spielten Shen, das Brettspiel von Hunden und Schakalen, fertigten Handarbeiten und erzählten uns gegenseitig erfundene Märchen
Wir spielten Shen, ein Brettspiel mit Hunden und Schakalen. Fertigten …
wäre für mich verständlicher.
wohl Haggit, eine der älteren Ehefrauen, und ich eigentlich Konkurrentinnen waren - sie hatte wie ich einen Sohn und hoffte sicher insgeheim darauf, einmal als Königsmutter die einflussreichste Stellung einer Frau am Hof zu erlangen -

Mein Verhältnis zu Ahinoam, der Mutter des Erstgeborenen Amnon, war dagegen wie eh und je von Misstrauen geprägt.

Unsere Kinder, die Kinder der ersten Frauen, waren mittlerweile erwachsen, hatten eigene Familien. Es zeigte sich, zu was für einen Menschen sie ihren Sohn gemacht hatte. Alles hatte sie erlaubt, ob er Dienstboten schlug oder über seine Halbgeschwister böse Gerüchte verbreitete, es war ihr nicht nur egal, sie ermutigte ihn sogar noch dazu:
Du hast in diesem Abschnitt vier mal „hatte“ .
Vorschlag: Nichts war ihm verboten …
Alle wussten, wie viel meine Tamar von mir über die Heilkunst gelernt hatte, und so schickte David sofort nach ihr: “Geh, umsorge deinen Bruder und sieh zu, dass er wieder gesund wird!“
Mir würde meine Tochter oder nur Tamara besser gefallen.
Du hast es doch gewollt, so wie du dich zurecht machst, so aufreizend, wie du dich immer bewegst! Du hast mich verführt mit deinem Blick! Verschwinde von hier und komme mir nicht mehr unter die Augen!“
Das klingt mir doch sehr nach einer Vergewaltigung in heutiger Zeit.
Würde das ein Mann damals auch so begründen? (Ich weiß es nicht.)
Jedes kuhäugige Weib liegt mir ja zu Füßen

Für Jahre nahm er Absalom und seine Familie mit offenen Armen
auf.
Offene Arme gehört zur Begrüßung.

David unternahm weiter nichts, schickte auch keine Verfolger nach Geschur. Mir allerdings machte er schwere Vorwürfe.

Nie wieder sprachen David und ich seither ein Wort miteinander. Außer am Tage seines Todes.

Nach Jahren fand David sich schließlich ab: „Wir müssen alle sterben und sind wie das Wasser, das man auf die Erde schüttet und nicht wieder einsammeln kann.“
Schöner Vergleich.
Davids Ungerechtigkeiten beklagten und sagte: „Würde mich doch jemand zum Richter im Land machen, damit jeder, der einen Streit oder eine Rechtssache hat, zu mir kommt; ich würde ihm Recht verschaffen!“
Jeder will an die Macht.

Stattdessen legte man ihm eine weitere, sehr junge und sehr schöne Pflegerin in sein Bett.

Mädchen hieß Abischag, kam aus dem Örtchen Schunem und war kaum 15 Jahre alt

Mein Herr, du selbst hast doch mir beim Herrn, deinem Gott, geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein und er soll auf meinem Thron sitzen.

Damit David starb, bevor er Salomo zu seinem Nachfolger ernennen konnte, musste er davon nur schnell genug eine größere Menge essen. Michal wünschte ihm ohnehin keinen friedlichen Tod und Haggit fürchtete um ihren Sohn.
Ich denke, das ist klar.
So hörte von einem Mord an David bisher nie eine Menschenseele.
Klingt seltsam.
Vorschlag: Keine Menschenseele hörte bisher von einem Mord an David.

Es hat mir Freude bereitet, deinen Text zu lesen.
Ich wünsche dir ein entspanntes Wochenende.
Liebe Grüße CoK

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @CoK ,

vielen Dank für dein Lesen und Kommentieren! Ich kann mit Vielem etwas anfangen und werde die Geschichte nochmals durchgehen - demnächst :-).

Die Füllwörter würde ich weglassen.
Da hast du an vielen Stellen sehr recht, an anderen gehören sie zu meinem Stil. Ich werde nochmals durchforsten.
Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt …, würde mir besser gefallen.
Ja, mir auch, aber bei Bibelzitaten blieb ich diesen treu.
Du hast in diesem Abschnitt vier mal „hatte“ .
Danke, wird geändert.

Wie würdevoll hat sich heute der König von Israel benommen, als er sich vor den Augen der Mägde seiner Untertanen bloßgestellt hat, wie bitte nur einer vom Gesindel bloßstellen kann!“ – und bekam für diese spöttischen Worte ein winziges Zimmerchen abseits der anderen zugewiesen.
CoK: "Irritiert mich etwas, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Gesinde trauen würde, sich auszuziehen."

Auch hier ist es ein direktes Bibelzitat, das ich nicht ändern möchte. Gemeint ist wohl, dass sich die unteren Gesellschaftsschichten, was Kleidung und Verhalten betrifft, weniger gesittet benehmen (müssen) als Höhergestellte.

Du hast es doch gewollt, so wie du dich zurecht machst, so aufreizend, wie du dich immer bewegst! Du hast mich verführt mit deinem Blick! Verschwinde von hier und komme mir nicht mehr unter die Augen!“
CoK: "Das klingt mir doch sehr nach einer Vergewaltigung in heutiger Zeit.
Würde das ein Mann damals auch so begründen? (Ich weiß es nicht.)"

Ich vermute es auch nur, denke aber, dass Männer auch damals für ihre ungerechtfertigte Gewalt die Schuld bei den Opfern suchten.

In der Bibel steht es etwas anders:
Doch Amnon wollte nicht auf sie hören. Er fiel über sie her und vergewaltigte sie.

15Hinterher aber empfand er eine solche Abneigung gegen das Mädchen, dass er es nicht mehr ausstehen konnte. Sein Abscheu war größer, als vorher sein Verlangen gewesen war.

»Steh auf! Mach, dass du fortkommst!«, sagte er zu ihr.

16»Nein, jag mich nicht weg!«, flehte sie ihn an. »Das wäre ein noch größeres Unrecht als das erste.«

Aber Amnon wollte nicht auf sie hören. 17Er rief seinen engsten Diener und befahl ihm: »Wirf mir die da hinaus und verriegle die Tür hinter ihr!«




"Mein Herr, du selbst hast doch mir beim Herrn, deinem Gott, geschworen: Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein und er soll auf meinem Thron sitzen."

Wie schon zuvor - hier zitiere ich den biblischen Text und habe Hemmungen, ihn zu ändern.

So hörte von einem Mord an David bisher nie eine Menschenseele.
CoK: "Klingt seltsam.
Vorschlag: Keine Menschenseele hörte bisher von einem Mord an David."

Ja, das ist besser.

Nochmals herzlichen Dank für das genaue Betrachten der Geschichte und auch dir wünsche ich ein schönes Wochenende!

Sonnige Grüße
Eva

 

Liebe @Eva Luise Groh ,

ich misch mich nochmals ein und zwar geht es um den letzten Satz:

CoK: "Klingt seltsam.
Vorschlag: Keine Menschenseele hörte bisher von einem Mord an David." Ja, das ist besser.
Man kann inhaltlich zwar immer dasselbe sagen, aber man kann die Betonung verändern und damit die Bedeutung der Aussage verstärken. Immer dann, wenn etwas an den Anfang oder an das Ende gestellt wird, bekommt es (meistens) größere Bedeutung als das, was dazwischen steht.

So hörte von einem Mord an David bisher nie eine Menschenseele. (Dein Originalsatz)

Steht das Morden im Fokus deiner Aussage müsste es so lauten:

Von einem Mord an David hörte nie eine Menschenseele.

Oder ans Ende gestellt: Nie hörte eine Menschenseele von einem Mord an David.

Geht es dir darum, dass nie jemand bisher etwas gehört hat, also keine Menschenseele jemals davon erfuhr, dann ginge es so wie @CoK es geschrieben hat:

Keine Menschenseele hörte bisher von einem Mord an David.

Dass es dir um das Verb "hören" gehen könnte, ist im vorliegenden Fall eher unwahrscheinlich, aber auch das wäre betonbar und zwar so:

Gehört hat bisher nie eine Menschenseele von einem Mord an David.

In diesem Satz ist es so, dass du betonst, dass man davon nie gehört hat, aber da der Mord am Ende steht ist auch das im Fokus.

Ich habe bei der Verwendung deiner Satzkonstruktionen oftmals gedacht, dass du es ganz besonders so formuliert hast, um die damalige Sprache ein wenig deine Aussagen unterstreichen zu lassen. Oftmals könnten deine Sätze direkter formuliert werden, aber das, so finde ich, würde nicht so gut passen. Es ist schon vom Klang her richtig, es etwas behäbiger zu formulieren.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Eva Luise Groh,

ich habe deine fiktionsverbrämte Geschichte aus Teilen des Alten Testamentes gerne gelesen. Die Erzählung aus der Perspektive einer seiner Nebenfrauen, nebst erfundener Vergiftung Davids, macht die Story interessanter, als bloße Dokumentation traditioneller Überlieferung. Bedenkt man, dass die ersten schriftlichen Aufzeichnungen des Tanachs erst wenige Jahrhunderte vor Christi Geburt entstanden, (vermutlich um 600 v.Chr.) kann man sich vorstellen, wieviel davon historische Wahrheit und was Fiktion ist. Ich habe zur jüdischen Ahnengeschichte einige wissenschaftliche Bücher gelesen, zuletzt erst "Keine Posaunen vor Jericho" von Israel Finkenstein und Neil A. Silberman. Glücklicherweise handelt es sich hierbei um jüdische Archäologen bzw. Historiker, denn ansonsten wäre dieses Buch vermutlich als antisemitisch verunglimpft worden.
Diese beiden - und nicht nur sie, es gibt auch andere, ähnlich denkende Historiker - kommen nach eingehender Prüfung aller vorliegenden Fakten zu dem Schluss, dass vermutlich die gesamte jüdische Ahnengeschichte, beginnend bei Abraham, über den Auszug aus Ägypten angeführt von Moses, die Eroberung Kanaans durch Josuah u.s.w. bloße Erfindung ist.
Wie auch immer. Ich mag Märchen, besonders mit historischem Bezug, und bin deiner spannenden Erzählung bis zuletzt in einem Zug gefolgt.
Gut gemacht! Mal was anderes.

LG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Manuela K.,

danke für's Lesen und für deinen Kommentar!
Und schön, dass du die Geschichte gerne gelesen hast :-).

dass vermutlich die gesamte jüdische Ahnengeschichte, beginnend bei Abraham, über den Auszug aus Ägypten angeführt von Moses, die Eroberung Kanaans durch Josuah u.s.w. bloße Erfindung ist.
Dass Vieles genau so wie in der Bibel geschildert nicht stattgefunden hat, ist sicher.
'Bloße Erfindung' würde ich es trotzdem nicht nennen, denn mit Sicherheit wurden erste Schriften ab 1000 v.Chr. und mündliche Traditionen in den Tanach eingearbeitet und irgendwelche realen Erfahrungen werden sich darin schon widerspiegeln.
Nehmen wir mal Mose, diesen großen Auszug aus Ägypten kann es so nicht gegeben haben, sonst wäre er auch bei den Ägyptern festgehalten worden. Aber eine kleine Gruppierung wird eine Freiheitserfahrung gemacht und mit der Zeit in diese Geschichte gepackt haben.

Dass es ein von David begründetes Königsgeschlecht gab, ist wiederum seit Neustem durch Ausgrabungen bestätigt - dass das Ganze viel kleiner und weniger prächtig ausgesehen hat als in der Bibel geschildert ist aber auch erwiesen. Für mich scheinen die vielen negativen Aspekte in Davids Charakter, die auch im Buch Samuel nicht ausgelassen (wenn auch uminterpretiert) werden, ein Beleg, dass sich darin doch einige auch historische Wahrheiten finden.
Zum Glück aber auch jede Menge Lücken, die sich phantasievoll schließen lassen.
Maacha war nach biblischer Übelieferung eine seiner Hauptfrauen, die Nebenfrauen waren eher Sklavinnen oder Kriegsbeute.

Nochmals Danke und ein entspannendes Wochenende für dich,

viele Grüße Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

... und mündliche Traditionen in den Tanach eingearbeitet und irgendwelche realen Erfahrungen werden sich darin schon widerspiegeln.
gerade die "mündlichen Traditionen" sind inhaltlich hinterfragenswert. Ganz ähnlich verhält es sich ja auch mit dem Neuen Testament. Dessen älteste Aufzeichnungen (Apostelgeschichte, Papyri) stammen aus dem Ende des 1. bis 2. nachchristlichen Jahrhunderts. Und: Kein einziger der vier Evangelisten ist Jesus persönlich begegnet. Auch der sogenannte "Apostel" Paulus nicht, falls er überhaupt existiert hat.
Aber jetzt genug davon. Schönen Abend noch! :)

 

Liebe @Manuele K.,

eine letzte Bemerkung - denn es fällt mir doch zu schwer, dies so stehen zu lassen. Auch wenn mündliche Traditionen hinterfragenswert sind, so heißt das ja nicht, dass sich darin nur reine Phantasien und nicht auch konkrete Ereignisse (wenn auch verändert und durch eigene Erlebnisse der Erzählenden angereichert) wiederfinden und verarbeitet wurden. Zu Bedenken ist auch, dass mündliche Überlieferungen (ohne die Ablenkungen der modernen Zeit) sehr viel wortgetreuer im Gedächtnis der Erzählenden blieben als in unseren Tagen von Fernsehen, Internet und ähnlichen Info-Überflutungen).
Die ältesten Schriften des Neuen Testaments sind jene bis ca. 60 n.Chr verfassten 7 Briefe, die mit Sicherheit Paulus zugeschrieben werden können, im Grunde ist er auch der Gründer des Christentums. Ich kenne keine historische Schrift, die seine Existenz bezweifeln würde. Klar ist aber auch, dass weder er noch die Autoren der Evangelien Jesus selbst begegnet sind, sondern vielmehr Schüler oder Schüler von Schülern der ersten Jesusanhänger waren.

Einen schönen Sonntag und viele Grüße Eva

 

Hallo @Eva Luise Groh

Es wurde hier ja schon fleißig kommentiert. Also bitte entschuldige, wenn ich mich eventuell wiederhole.

Das Fazit vorweg: Es ist eine starke Erzählung/Kurzgeschichte, die du hier geschrieben hast. Die Länge ist in Ordnung, aber auch ich empfinde es beinahe noch zu kurz.

Da steckt so viel Stoff drin, dass es locker für einen, wenn nicht mehrere Romane reichen würde. Es ist immer wieder faszinierend, wie sehr man sich von historischen Begebenheiten zu eigenen Geschichten anregen lassen kann.

Es heißt ja nicht umsonst: Die besten Geschichten schreibt das Leben.
Wobei du hier gleich noch eine interessante Frage mitgeliefert bekommst: Inwieweit haben die Ereignisse tatsächlich stattgefunden. Gerade die Bibel hat ja gern ausgeschmückt, verfälscht, hinzu gedichtet usw.

Insofern fand ich deinen Einstieg mit dem Fund der Schriftrolle sehr stark. Weil man als Leser quasi mit dieser Entdeckung gepackt wird. Es ist die klassische Alternativerzählung. Die Geschichte (ob komplett real oder bilblisch verfremdet) ist bekannt. Und nun bekommen wir eine andere Sicht. Also in der Art: Ich erzähle jetzt, wie es wirklich war.

Sowas fördert die Spannung immer ungemein, weshalb ich auch alles in einem Rutsch lesen konnte. Man will einfach wissen, was passiert ist. Gleichzeitig hab ich fast ein wenig mit den Zähnen geknirscht, weil ich die Fantasy Geschichte an der ich gerade schreibe, ganz ähnlich aufgebaut habe... Ich bezweifle aber dass ich es so gut hinbekomme wie du.

Bei allem Lob finde ich aber auch einen ganz kleinen Kritikpunkt: Du hast wenig Dialoge verarbeitet. Ich weiß, die sind gerade bei dieser Erzählweise schwierig zu schreiben. Aber zuwenig davon geht eben zu Lasten der Lebendigkeit. Das geht hier noch in Ordnung, weil wir ja dieses historische Thema haben. Da ist es völlig ok, wenn die Ereignisse manchmal einfach sehr distanziert abgehandelt werden.

Aber wie gesagt: Da könnte ein Roman draus werden. Und falls du das tatsächlich angehen möchtest, muss ein bisschen mehr Abwechslung rein. Hier bei dieser Länge war es aber schon gut.

Ein paar Anmerkungen noch:

Erdacht zu dem einzigen Zweck, mich ihm zu entfremden. Mit der Zeit lernte ich David besser kennen.

Sehr starke Charakterisierung. Und der vorgreifende Satz steigert die Spannung zusätzlich

und bekam für diese spöttischen Worte ein winziges Zimmerchen abseits der anderen zugewiesen.

Hm, hier kommt mir die Bestrafung ein wenig zu lasch vor. Aber vielleicht ist das auch meinem männlich/primitiven Denken geschuldet…

„Stellt Urija nach vorn, wo der Kampf am heftigsten ist, dann zieht euch von ihm zurück, sodass er getroffen wird und den Tod findet.“

Sehr böse. Und hat in allen vergangenen und aktuellen Kriegen so stattgefunden


„Würde mich doch jemand zum Richter im Land machen, damit jeder, der einen Streit oder eine Rechtssache hat, zu mir kommt; ich würde ihm Recht verschaffen!“

Das ist einer der besten Sätze in der ganzen Geschichte. Zeigt er doch deutlich ein Problem auf, dass auch heute noch sehr aktuell ist: Die Politikverdrossenheit bzw. der Vertrauensverlust in diesselbige. "Ich würde denen schon zeigen, wie es geht!", obwohl man null Ahnung und Fähigkeiten hat. Eine widerliche und gefährliche Geisteshaltung, die aber mittlerweile an jeder Ecke wieder aufflammt.

verfingen sich die langen Haare meines Kindes in den Zweigen einer Eiche.

Das fand ich etwas unrealistisch. Vielleicht könnte sich das Kleid verfangen?

Damit David starb, bevor er Salomo zu seinem Nachfolger ernennen konnte, musste er davon nur schnell genug eine größere Menge essen. Michal wünschte ihm ohnehin keinen friedlichen Tod und Haggit fürchtete um ihren Sohn.

Auch ein sehr guter Absatz. Eine perfide Mordtat mit allen Gründen und Folgen kurz zusammen gefasst. Stark!

War sehr gut, deine Erzählung!

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Rainbow Runner ,

vielen Dank, dass du meine doch sehr lange Geschichte gelesen und kommentiert hast!
Deine Bemerkungen bestärken mich darin, das Ganze zumindest zu einer Novelle auszubauen.

Du hast wenig Dialoge verarbeitet. Ich weiß, die sind gerade bei dieser Erzählweise schwierig zu schreiben. Aber zuwenig davon geht eben zu Lasten der Lebendigkeit.
Ja, ich denke, wenn ich die Erzählung noch etwas ausführlicher gestalte, können auch mehr Dialoge rein.
„Würde mich doch jemand zum Richter im Land machen, damit jeder, der einen Streit oder eine Rechtssache hat, zu mir kommt; ich würde ihm Recht verschaffen!“
Das ist einer der besten Sätze in der ganzen Geschichte. Zeigt er doch deutlich ein Problem auf, dass auch heute noch sehr aktuell ist: Die Politikverdrossenheit bzw. der Vertrauensverlust in diesselbige. "Ich würde denen schon zeigen, wie es geht!", obwohl man null Ahnung und Fähigkeiten hat. Eine widerliche und gefährliche Geisteshaltung, die aber mittlerweile an jeder Ecke wieder aufflammt.
Der Satz ist eins zu eins aus der Bibel abgeschrieben, der gute Absalom hatte eben wohl die Gabe, Menschen auf seine Seite zu ziehen. Interessant, dass du den Bezug zur Gegenwart herstellst. Und auch spannend, das bestimmte gesellschaftliche Mechanismen anscheinend über mehr als 3000 Jahre ähnlich funktionieren.

Was Michals Bestrafung angeht - offiziell, als erste Frau Davids und seine Lebensretterin (wenn auch inzwischen in seinem Harem lediglich als Beute verwahrt) durfte sie schon ihre Meinung sagen. Laut biblischem Bericht reagierte er aber unsachlich und giftig. Desweiteren wird in der Bibel beschrieben, dass Michal kinderlos starb. Heißt damals: Als Kinderlose ist sie sozial geächtet und, da man an ein persönliches Weiterleben nach dem Tod nicht glaubte, sondern in der Vorstellung durch seine Kinder weiterlebte, ein Urteil, das sogar über den Tod hinausreicht: Wenn er nicht mehr mit ihr schläft und ihr keine Kinder 'verschafft', nimmt er ihr die Möglichkeit, 'weiterzuleben'.

Danke nochmals für deine interessanten Bemerkungen!
Viele Grüße
Eva

 

Zufällig ist mir gerade der Geist eines gewissen Leonard Cohen’ über den Weg gelaufen, der sich eher benahm wie kein Anhänger irgendeines „Eroberers“ sich verhalten würde, und spielte auf einem anderen Saiteninstrument als der Harfe und sang so was, das wie „Halleluja“ klang …

Wär’s nicht eine Ouvertüre wert, ohne dass Dein Text zur Operette geraten wird,

liebe Eva?

Freatle

 

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