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aquamarinblau ist der urknall
; wild schleuderte der kristallboden ihre reflexionen durch den raum, hundertfach sahen wir sie, wie sie in ihrem blauen samtkleid sprang, vogelgleich und schwerelos, in der luft pirouettierend, unsere kristallprinzessin!, und funkelnd und strahlend landete sie sicher wieder auf den bloßen zehenspitzen, "eisvogel", rief man, "edler eisvogel"- eine elegante verbeugung, dann hob sie das engelsgesicht zum oberen; direkt in die augen des hohen herren blickte sie aus ihren funkelnden marinen, und er- nickte, langsam und bedächtigt- und erst jetzt begann ihr tanz...
-und in einer diamantensplitterexplosion geht die welt unter-
; wilde violinentöne schleudert das orchester durch den kristallraum, eine schnelle, fremdländische arie voller lusteskapaden und chromatischer triller, wiederhallend in den spiegelglänzenden wänden- und der schlanke körper fliegt & taucht durch die musikerfüllte luft, feenhaft, unwirklich fast; die beiden samtbänder, an ihre arme gebunden, lässt sie durch das zimmer tanzen, gleich zwei tödlichen wasserschlangen, die um die beute kämpfen, schleier sind es nur, aber sie reflektieren das licht millionenfach, lösen es auf, zerbrechen das prisma, und dann bricht es wieder hervor, gereinigt und tausendschön, in einem wasserfall der farben bricht es aus ihr heraus, ein regenbogensturm, von jeder kristallwand wieder und wieder wiederholt, ein farbenstrom, eine schlacht, ein optischer climax, "und aquamarin war der urknall sicherlich"...- und sie taucht unter den melodieläufen hinweg, tanzt mit den tönen, umarmt das cello, das sich in wilde extase steigert, ein kuss für die violine, die musiker werfen ihr das eigene herzblut vor, und sie nimmt es bereitwillig, verschlingt noch das herz dazu, speiht es wieder aus und übersäht uns mit kristallsplittern-.... und mit ihrer anmutigen wildheit zerfetzt sie uns den verstand, packt ihn mit den schmalen fingern, und dann dreht sie sich, tanzt wie ein taifun und reisst unsere hirne heraus, reisst uns mit in eine andere spähre, eine, in der es keine schwerkraft gibt, kein alter, keine last, nur tanz und schmerz und liebe und blauen tod- ...
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es endete; irgendwann... noch ein letztes aufbrausen der streicher, ein letzter sprung, dann drehte sie sich in der luft wieder und wieder um sich selbst, dann breitete sie die arme aus, rechtwinkelte die beine, die töne hoch!; und der kristallene boden erzitterte leicht, als der schlussakkord und ihre zehen gleichzeitig auf den boden herniederstießen, virtuos, lebensfreudig, frei, totgeweiht auf immer... "der vogel ist gelandet-." ... der schlanke körper zitterte fast unmerklich; vor erschöpfung und erwartung. und unser aller augen richteten sich auf den herrscher... der große weise blickte mit seinen sucheraugen, den unerbittlichen richtern, auf uns (& vor allem sie) herab; blickte in jedes herz, jede seele;- und wer da nicht bereute, der war auf immerdar verloren, denn wir hatten unsere herzen geöffnet für diesen tanz, wir hatten unsere seelen geöffnet, um die musik hereinzulassen, und durch all unsere freude sah er direkt in uns, sah jeden krankschwarzen lügenflecken, schreckensflecken, verbrechensflecken, mordflecken... sie aber stand; sie verharrte noch immer im letzten takt, sie war noch garnicht gelandet in dieser welt.- (und ihre last & und ihr weltliches gewicht hatte sie in der anderswelt gelassen.)- und so schwebte sie, selbst der flammende wahrheitsblick konnte sie nicht beugen / noch brechen / noch verbrennen- -- - und schließlich
nickt
der
hohe lord
von seinem ebenholzthron herab / und schließt ein buch / in dem stehen märchen und gruselgeschichten / und spricht bedächtig & weise:
"deine kunst sagte mir tatsächlich zu, frau mirjam. danke deinen göttern: ich akzeptiere dich und deine familie"- (hierbei schweift der flammenblick wieder zu uns herüber)- "hiermit als *servi artisti*; ihr sollt leben-."
und die erlösung kommt zu spät
denn langsam sinkt sie vor ihm nieder
auf die zarten knie
auf die schlanken hände
auf die edelgewachsene stirn
denn dies ist ein göttergeschenk / und wer dies sterbliche schauen lässt / entrichtet / einen preis / oder es war nur die erschöpfung...
(jetzt sing, kleiner vogel) - und der weltuntergang hat die farbe gebrochenen glases, das sich langsam rot färbt vom blut
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