Zwischen Tod und Leben
Ich liege mit dem Rücken auf der Bank. Über mir wiegen sich die kahlen Äste der Bäume im Wind. Mein Fahrrad steht neben mir, jeden Moment zur Abfahrt bereit. Die gigantischen Arme der Baumkronen kitzeln die düsteren Wolken. Sie schwingen hin und her, über ihre Maßen und drohen augenblicklich abzubrechen. Ich liege ganz ruhig auf der Bank, mein Atem ist still. Meine Hände verschränkt auf dem sich hebenden und senkenden Bauch, meine Beine baumeln am anderen Ende von der Bank. Ich habe keine Angst.
Kommt doch, stürzt auf mich nieder! Erschlag mich mit euren Tentakeln und bohrt sie mir in meinen Körper! Der Wind rast durch die Zweige und lässt das Holz der Bäume krachen. Jetzt muss es geschehen, ich will es. Er weht mir sanft über das Gesicht. Ich starre in den Himmel. Mein Blick ist fest gebannt auf die dunklen Wolken, die nur dicht über den Bäumen hinwegziehen. Und mit einemmal offenbart sich mir die ganze Macht des Himmels. Und ich fahre hoch und erblicke wie sich die Wolken auftun und wie durch den Riss in der dunklen Decke ein dünner, schmaler Sonnenstrahl zu Erden schwebt. Und die Wolkendecke reißt entzwei und das Licht tritt zutage und erhellt das Dunkel dieses Sturms.
Und es strömt, ja, es fließt wie Wasser aus einem Sieb. Immer neue Löcher tun sich auf und überfluten die Erde mit Licht. Und der letzte Hauch des Windes zieht an mir vorbei. Die Äste stehen still. Kein Körper scheint sich mehr zu regen. Ich bin blind vor Erkenntnis. Blitzschnell springe ich auf mein Fahrrad und fahre los, solange ich es noch kann.