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Zwischen Leben und Tod

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31.07.2003
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Zwischen Leben und Tod

Er fühlte sich so endlos frei, grenzenlos und von einer ihm bisher unbekannten Euphorie beflügelte, als seine Seele den Körper verließ. Langsam und für die Ärzte, die krampfhaft versuchten seinen Körper zu reanimieren, unsichtbar stieg seine Seele gen Unendlichkeit. Schon oft hatte er über den Tod nachgedacht – er hatte ihn gefürchtet. Er hatte Angst vor dem endgültigen Ende. Über seine Naivität lächelte er nun. Das endgültige Ende gab es nicht. Es gab nur die Erlösung. Er tauchte in andere Dimensionen, in fremde Welten ein. Er ging über Brücken, schwebte wie ein Vogel durch ungeahnte Höhen und fühlte sich leicht wie eine Feder. All die irdischen Sorgen, die Ängste, die Zwänge und Verbote waren vergessen. Farben, wie man sie im schönsten Regenbogen nicht entdecken konnte, malte die Sonne in den Himmel. Dies hier muss das Paradies sein, dachte er. Er schwebte durch einen Wald, dessen prächtige Bäume mit Silber überzogen waren. Er folgte dem Lauf eines kleinen Baches, der kristallen glänzte. Als dessen Quelle in Sichtweite war, gönnte er sich eine kleine Auszeit. Das Wasser schmeckte unglaublich gut. Ihm fehlten die Worte, um es zu beschreiben. „Worte, wozu Worte?“ dachte er. Hier gab es keine Worte, hier regierte das Gefühl. Emotionen schwebten durch den Raum, positive Energie. Er wollte weiter, sehnte sich nach dem Neuen, nach dem Grenzenlosen.

Er spürte, dass ihn etwas immer stärker anzog. Es war kein gutes Gefühl. Er spürte das Ende. Angst überkam ihn, er schluckte. Was war los? Das Paradies schien unterzugehen. Er wollte hier nicht mehr weg, wollte bleiben, wo er sich wohl fühlte. Ein Kampf um Leben oder Tod – eine Schlacht, die er für sich entscheiden musste. Weiter, er musste weiter. Es ist zu schaffen, dachte er. Eine positive Kraft schien ihm helfen zu wollen. Sie zog ihn, sog ihn in einen Tunnel hinein. Hier war es dunkel, doch er fürchtete sich nicht. Unerschrocken und voller guter Hoffnung wandelte er durch die Dunkelheit. Der Untergang des Paradieses schien abgewendet, der Kampf schien gewonnen zu sein. Euphorie breitete sich aus. Im Tunnel wurde es heller. Eine Kurve musste hinter ihm liegen, denn plötzlich blickte er in milchig-warmes Licht. Und da war auch wieder diese Kraft, die ihm eben geholfen hatte. Mit großer Geschwindigkeit sog sie ihn nun ins Licht. Er freute sich, denn er wusste, dass er sein Ziel erreicht hatte. Plötzlich Schmerzen, er fiel, versuchte sich zu halten, doch es nützte nichts.

Er schlug die Augen auf und blickte sich um. Wo war er? Er erkannte Menschen, Menschen in grünen Kitteln, die Mundschutz und Handschuhe trugen. „Bin ich hier im Himmel?“, fragte er ängstlich. „Nein, wir haben sie gerettet“, sagte ein Arzt nicht ohne Stolz. „Gerettet?“, fragte er und versuchte sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Er fühlte sich verraten. Er war zu schwach, zu naiv – hatte der falschen Kraft vertraut. „Ja, sie waren schon klinisch tot. Es grenzt an ein Wunder, aber sie leben“ erklärte der Arzt. „Wunder, schönes Wunder. Sie können mich doch mal mit ihrem Scheiß-Wunder“ platzte es aus ihm heraus. Der Arzt sah ihn verwirrt an, runzelte die Stirn. „Sie haben Fieber, sie müssen schlafen“, sagte er. Er winkte eine Schwester herbei, flüsterte mit ihr. Eine Spritze wurde gefüllt, er spürte einen Einstich. Kurz darauf schlief er ein.

Als er wieder aufwachte drang Tageslicht in den spärlich möblierten Raum, in dem er in einem Krankenhausbett lag. Außer ihm war ein zweiter Mann im Zimmer, er lag wenige Meter entfernt im zweiten Bett. Er beobachtete den Mann misstrauisch. Dieser schien seinen Blick zu bemerken. Doch anstatt sich vorzustellen, seufzte er nur. „Ich habe Angst, Angst vor dem Tod“ gestand er und erzeugte Überraschung bei seinem Gesprächspartner. „Sie, sie brauchen sich nicht zu fürchten. Der Tod ist gut, er ist die Erlösung“ versuchte er zu erklären. Der Mann schüttelte den Kopf „Sie spinnen doch“, sagte er. „Sie lügen, ich glaube ihnen kein Wort. Der Tod ist nicht die Erlösung, er ist die Höllenqual.“ „Nein, sie verstehen nicht, es ist… Ich habe…“ er suchte nach Worten, doch der Mann fuhr unbeirrt fort. „Ich bin jetzt 80 Jahre alt, ich weiß, wovon ich spreche.“ Er fühlte sich missverstanden, er wollte dem Mann erklären, dass er sich nicht zu fürchten bräuchte. Wollte ihm die Angst vor dem Tod nehmen und begann seine Geschichte zu erzählen. Der Mann lachte, er lachte ihn aus. Dann schrie er: „Sie sind ein Lügner, ein gottverdammter Lügner. Ein Satan! Erzählen sie ihre Märchen doch jemand anders.“ Er fühlte sich von diesem Mann provoziert, Wut stieg in ihm hoch. Er sprang auf, ohne auf die Geräte zu achten, die an ihn angeschlossen waren. Er spürte Schmerz, ein Schlauch flog von seinem Körper weg. Das Gerät fing an zu piepsen. Die Tür wurde aufgerissen, eine Schwester stürmte in den Raum. Ein Arzt folgte ihr. Beide waren aufgeregt, sie schimpften. Zwangen ihn dazu, sich wieder hinzulegen. Schlossen die Geräte wieder an. Während der ganzen Prozedur rief der Mann: „Dies ist ein Lügner, das ist ein Verrückter, der wollte mich umbringen“. Die Schwester ging zu ihm, flüsterte, beruhigte den Mann. Dieser wurde zusammen mit seinem Bett aus dem Raum gerollt. Wenig später kam die Schwester, beobachtete ihn misstrauisch, holte die Sachen des Mannes und verschwand wieder. „Endlich Ruhe“ dachte er und schloss die Augen.

Die Tür ging auf und seine Tochter betrat das Zimmer, ihr Gesichtsausdruck war ernst. Sie kam näher, holte sich einen Stuhl, setzte sich ans Bett. Besorgt musterte sie ihren Vater, griff seine Hand und begann langsam zu sprechen. „Papa, was ist los mit dir?“, fragte sie. „Es ist schwierig“, antwortete er. „Versuch es mir zu erklären“, bat sie. Er zögerte. „Ich möchte dich verstehen“ fügte sie flehentlich hinzu. Erst langsam begann er zu erzählen und steigerte sich schließlich in grenzenlose Euphorie als er ihr vom Paradies erzählte. Seine Stimme bekam einen bitteren Unterton, als er von der Wiederbelebung berichtete und Wut stieg in ihm hoch, als er über den Mann sprach, der ihm nicht glauben wollte. Seine Tochter schwieg die ganze Zeit über. Sie schwieg, sah ihm in die Augen und hielt seine Hand. „Ich glaube dir, Papa.“ Er lächelte. „Aber die Ärzte glauben dir nicht. Sie halten dich für verrückt. Sie wollen dich in eine Psychiatrie einweisen“, führte sie fort. Schweigen – er überlegte lange Zeit, schien sich überwinden zu müssen. „Kannst du mir einen sehr, sehr großen Gefallen…“ er stockte, dachte nach. Seine Tochter sah ihn an, als wüsste sie, um was es ging. „Nein, nein, das kann ich nicht von dir verlangen. Pass gut auf dich und meine Enkel auf“ sagte der Mann. Drückte ihre Hand und küsste sie zum Abschied. „Ich bin müde, ich will schlafen“, sagte er und drehte sich um. Seine Tochter stand langsam auf, ging zur Tür. Sie hatte den Griff schon in der Hand, als sie sich ein letztes Mal umdrehte. „Viel Glück, Papa“, sagte sie und ging. Er lächelte, als er nach dem Schlauch griff, der zu einer Infusion gehörte, diesen herauszog und an seinen Mund ansetzte. Genüsslich pustete er Luft hinein und fühlte sich grenzenlos glücklich.

 

Hell-o!

Ehrlich gesagt fand ich deine Geschichte nicht sonderlich überzeugend. Ich versuche dir mal zu erklären, warum ich so empfinde: Zu Beginn liegt ein Mann im Sterben, wird aber doch noch gerettet. Er erfährt eine scheinbar außerkörperliche Erfahrung, die er als Paradies darstellt und dementsprechende Glücksmomente hat. Das konnte ich noch gut nachvollziehen. Er war enttäuscht, als er feststellte noch am Leben zu sein- okay.

Was mich aber völlig aus dem Konzept bringt, ist der Schluss. Zum einen erzählt die Tochter, dass die Ärzte ihn in eine Psychiatrie einweisen wollen. Warum? Weil er den alten Mann von seinem Paradies erzählt hat? Das scheint mir ein wenig übertrieben. Wenn du gesagt hättest, dass das ein Gespräch mit einem Psychologen nach sich zieht- okay. Aber ihn deswegen gleich einzuweisen...
Was mich aber völligst überraschte war, dass der Vater den eigenen Tod, das eigene Paradies, seiner Familie vorzog. Und vor allem das die Tochter, das so bereitwillig akzeptierte. Scheint ja keine große Familienidylle geherrscht zu haben.

Hier noch eine Kleinigkeit an der ich hängen geblieben bin:

Zitat:
Er fühlte sich von diesem Mann provoziert, Wut stieg in ihm hoch. Er sprang auf, ohne auf die Geräte zu achten, die an ihn angeschlossen waren

Bei dieser Stelle wusste ich nicht so genau, wer sich jetzt von wem provoziert fühlte. Und erst als die Schwestern, den Mann aus dem Zimmer brachten, wusste ich, um wen es sich handelt.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass mir dein Grundstil ganz gut gefallen hat, wenn auch verbesserungswürdig, an manchen Stellen. Ich persönlich glaube, dass, wenn du noch ein wenig daran feilst und übst, ein gute Schreibe daraus entsteht.

Na gut, das war auch schon alles. Ich hoffe meine Kritik hat dir etwas gebracht.

Freundlichste Grüße vom ollen gollum

 

Danke für die Kritik.

Hat es Sinn, den Dialog zwischen Mann und Tochter zu verlängern und somit mehr Klarheit in den Schluss zu bringen?

 

Naja, ich würde zwar sagen, dass es generell etwas unwahrscheinlich klingt, den Tod eines Menschen, der einem persönlich sehr nahe steht, (wie in diesem Fall) einfach zu akzeptieren, aber dass kommt auch natürllich darauf an, wie du es darstellst. Das Gespräch am Ende zu verlängern, ist in jedem Fall sinnvoll. So wie es jetzt ist, wirkt es auf mich beinahe gleichgültig. Aber dass ist nicht das Einzigste was du ändern solltest.

Ich versuche dir mal folgende Fragen nahe zu legen, die du in deiner Geschichte beantworten solltest:

Warum empfand der Mann den Tod schöner als sein Leben?
Liegt ihm nichts an seinem Leben, an seiner Familie, so dass er sich wünschte wieder tot zu sein?
Welche Rolle spielte seine Familie?
Warum versteht die Tochter den Todeswunsch des Vaters?

Hier noch ein Beispiel, worauf du überhaupt nicht eingegangen bist:

All die irdischen Sorgen, die Ängste, die Zwänge und Verbote waren vergessen.
Welche Sorgen, Ängste, Zwänge und Verbote?

Es gibt sicherlich einige Antworten, die du darauf liefern könntest. Psychische Probleme, körperliche Leiden, Geldsorgen usw.
Aber dass Wichtigste dabei ist, dass du es überzeugend rüberbringst, dass du genau ausarbeitest, warum es so ist, wie es ist. Dass du auf die Charaktere eingehst.

Der Anfang ist dir, meiner bescheidenen Meinung nach, schon ganz gut gelungen. Da würde ich nicht mehr viel ändern.

So, ich hoffe dir geholfen zu haben! :)

 

Hast Du, vielen Dank. In den nächsten Tagen - sobald sich die Hitze gelegt hat und man wieder kreativer denken kann - werde ich mich an die Arbeit machen.

 

Hallo FrozenFire,
Ich denke das deine Geschichte über die Todeserfahrung wenig überzeugt.

So wie du es beschreibst, erhält man nur rein optisches Bild wie der Tod aussehen könnte, wobei das wirklich schon oft genug so beschrieben wurde. Aber die Gefühle die dein Prot dabei empfindet, kommen bei mir nicht rüber, so das die Todessehnsucht für mich nicht nachvollziebar ist.

Goldene Dame

 

Danke!

Auch die emotionale Komponente wird in einer Überarbeitung zu ihrem Recht kommen.

 

Hallo FrozenFire!
Deine Geschichte hat mir im Grunde gut gefallen. Muss mich dennoch den anderen anschließen.
Also warte ich gespannt auf die überarbeitete Version, denn aus dieser Geschichte kann eine richtig Gute werden.

LG Joker

 

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