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Zwischen den Blüten

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04.05.2016
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Zwischen den Blüten

Zwischen den Blüten
Auf der anderen Seite stand sie, zwischen den Blüten der Rosen und Lilien, die ihre Schönheit bei weitem nicht anfechten konnten. Ich sah sie, ihre weiße Haut, ihre braunen Augen, ihr langes, glattes Haar und verlor mich in Tagträumen, in absurden und doch so sehnsüchtigen Fantasien. Jeden Tag beobachtete ich diese Frau durch ein Loch in dem Zaun, der unser beider Gärten trennte. Er war morsch und alt und jedes Mal, wenn ich mich dagegen lehnte, war er kurz davor umzufallen. Er tat es jedoch nie. Außerdem wäre es eine Beleidigung für ihren Garten gewesen, wenn mein Unkraut, meine verdorbenen Pflanzen, mein ungemähtes hohes Gras die Zaunschwelle überschritten und ihren Garten belästigt hätte. Also blieb ich beim reinen Beobachten. Mit den Tagen und Jahren wurde ich älter und älter, doch sie zeigte keine Anzeichen irgendeiner Alterung. Ihre Schönheit überstrahlte weiterhin alles, was ich glaubte zu kennen. Es dauerte nicht lange, bis ein Mann in ihren Garten kam. Er erschien mir kultiviert, reich und stolz zu sein. Er trug einen Ehering am Finger, doch entlarvte ihn sein lüsterner Blick. Mit ihm konnte ich es nicht aufnehmen. Ich hörte auf, die Frau und den Mann zu beobachten. Stattdessen wandt ich den Blick meinem eigenen Garten hin, der mir noch verdorbener und scheußlicher schien, als ich ihn in Erinnerung hatte. Es wäre eine Beleidigung gewesen, wenn ich von diesem Garten aus versucht hätte, den Zaun zu umgehen. Ich wusste, dass ich meinen Garten bereinigen musste von all dem Schmutz, der sich über die Jahre angesammelt hatte, doch mir fehlte die Kraft dazu. All meine Kraft hatte ich darauf verwendet, die Frau von der anderen Seite zu beobachten. Die Zeit am Tage, die ich nicht mit Beobachten verbrachte, lag ich in meinem Bett und dachte über das Gesehene nach. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Eines Tages hörte ich einen Schrei. Es war die Stimme der Frau, die ich vernommen hatte. Der Mann, Zorn in seinen Augen, riss der Frau das reine, weiße Kleid vom Leib. Statt der Frau zu Hilfe zu eilen, beobachtete ich das Vorgehen des Mannes. Er verging sich an ihr. Seiner toxischen Männlichkeit gab er sich hin, seine Blühten schenkte er ihr. Sie blutete, doch ihn erregte dies nur noch weiter. Sie schrie qualvoll, windete sich, schlug um sich, doch er war wie ein Dämon, er saugte ihr das Leben aus. Und ich war wie versteinert, verfolgte die Szene mit Interesse und Ekel. Mir wurde klar, dass ich es hätte beenden können, doch meine Neugierde war zu groß gewesen. Sie lag nun regungslos am Boden. Er verschwand wortlos in die Nacht. Der Zaun war zur Mauer geworden, meine Fantasie zum Albtraum.

 

Ich finde deine Vergleiche mit den Gärten zu der schönen, scheinbar friedlichen Frau und dem Mann, der stetig beobachtet und einen Garten voller Unkraut hat, sehr passend gewählt. Man kann sich nicht nur bildlich die Personen vorstellen, sondern sogar einen Blick in das Innere der Personen durch die Gärten erhaschen. Deine Geschichte ist sehr melancholisch und das Ende hätte ich absolut nicht erwartet. Ich für mich persönlich hatte einen Gänsehaut-Moment. Ich finde es sehr leserfreundlich und auch gut dass du während der Handlungen die Gärten stetig miteinbezogen hast, somit hat das ganze einen roten Faden.

toxischen Männlichkeit
Dies ist ein sehr gut ausgewähltes Mittel um die Aggressivität der Situation darzustellen
Am besten fand ich das Ende, welches mit der Verbildlichung der Gärten aufhört:
Der Zaun war zur Mauer geworden, meine Fantasie zum Albtraum.
Die Untätigkeit und das schreckliche Geschehen, als auch das Verschwinden der sehnlich erwünschten Unberührten Frau, die nun dies nicht mehr repräsentiert, wurden auf den Punkt gebracht.
LG

 

Hola GMG,

Willkommen möchte ich sagen; Du präsentierst uns gleich zwei Einstandsgeschichten!

Ich finde, Inhalt und tags passen zusammen. Allerdings habe ich den Komm beim `Labyrinth’ abgebrochen, denn das wäre eine Doktorarbeit geworden. Einige Formulierungen fand ich unpassend, oft zu gedrechselt, weil das beim Lesen bremst. Es gab Flüchtigkeitsfehler, den Inhalt hätte man auf verschiedene Weise deuten können, und das wird mir zu blumig. Aber sicherlich gibt es begeisterte Leser, die darauf abfahren. Die wünsche ich Dir in Massen!

Deine zweite KG ist kürzer – das schaffe ich.
Zuerst möchte ich Dir empfehlen, den Text zu strukturieren.
Momentan liest sich das wie eine tibetanische Gebetsmühle. Absätze rein!
Wo sie hingehören, erfährst Du beim lauten Lesen. Das ist ganz wichtig.

Über die Aussage Deiner Geschichte will ich nicht spekulieren. Ich deute sie auf meine Weise, und jeder andere Leser wird das wohl auch so halten.
Das ist gut so; eine Kurzgeschichte sollte uns anregen, auf welche Art auch immer.

Einige Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, beinahe nicht der Rede wert:

... belästigt hätte.
Plural

Er trug einen Ehering am Finger, doch entlarvte ihn sein lüsterner Blick.
Hier kann ich nicht ganz folgen. Was hat der Ring mit dem Blick zu tun?

wandt ich den Blick meinem eigenen Garten hin, ...
wandte ........................................Garten zu, ...

Seiner toxischen Männlichkeit gab er sich hin, seine Blühten schenkte er ihr.
Das ist nicht Dein Ernst? Giftstachel statt Milchnudel?

Sie schrie qualvoll, windete sich, schlug um sich, ...
..., wand sich, ...

So, GMG, wir sind durch. Fantasiefördernde Tabletten musst Du nicht nehmen.
Solche ‚Seltsam’-Texte haben ihren Reiz – mir persönlich allemal lieber als `Horror’, weil appetitlicher. Auch Deinen Schreibstil finde ich interessant, und die Szenerie kam gut an bei mir.
Ich denke, dass Allerweltstexte mehr als genug kursieren – dem Speziellen gehört die Zukunft. Und da bist Du gut aufgestellt.

Viele Grüße!
José

 

Hallo,

ich liebe solche Texte ja (weiß der Henker warum - aber ich stürze mich förmlich drauf). Deshalb kannst Du eigentlich auch kaum etwas falsch machen, um mir mit solchen, etwas allegorischen, Inhalten zu gefallen.

Die paar Sachen, die mir sprachlich missfallen haben, hat mein Vorredner ja bereits angesprochen. Wenn Du da erst einmal ein paar Absätze reinzimmerst, liest sich das Ding gleich viel angenehmer und hallt noch etwas mehr nach. Find ich.

Den Inhalt lässt am besten jeder selbst auf sich einwirken. Mich macht er sehr betroffen.

LG

 

Hej GojiraMothraGamera,

am Anfang deiner Gartengeschichte war ich gleich voll dabei, die Umschreibungen, die Protagonaisten versprachen einen blumigen Inhalt und dabei habe ich aufgrund der Melancholie, die ich zu vernehmen dachte, durchaus nicht an ein Frühlingserwachen, sondern schon auch an Herbst oder abgestorbenen Winter gedacht ... Aber es blieb an der Oberfläche und wirkte banal und gewollt. Schade für mich.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

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