Was ist neu

Zwiegespalten

Mitglied
Beitritt
01.02.2016
Beiträge
1
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Zwiegespalten

Leichtfüßig ging sie die Treppen hinab, Stufe für Stufe. Was war er nur für ein Rüpel! Als ob er auch nur daran gedacht hätte, ihr einen Antrag zu machen! Seit beinahe einem Jahr sind sie nun liiert gewesen, und was hat er ihr heute vorgeschlagen? Als Sekretärin in seinem Büro zu arbeiten! Sie konnte sich nicht mehr beherrschen. Die ganze Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, als wäre sie verpufft. Wütend fuhr sie hoch und schüttete ihm ihr Glas Sekt ins Gesicht. Er war überrascht von ihrer Reaktion, er hatte mit Begeisterung gerechnet. Mit schnellen Schritten verließ sie den Tisch und trat zur Tür hinaus. Und da war sie nun. Gerade als sie die letzte Stufe bewältigen wollte, hielt sie inne. Nur weil er ihr einen wirklich bemitleidenswerten Job angeboten hatte, hieß das doch noch lange nicht, dass er sie nicht mehr liebte, oder? War sie zu harsch mit ihm gewesen? Sie lehnte sich gegen die Säule neben der Treppe. Sie war kalt und rau. Irgendwie konnte sie sich selbst damit identifizieren. Sie war eben genauso kalt gewesen, obwohl sie die Person doch eigentlich recht gut leiden konnte. Natürlich, er war bei weitem nicht perfekt, aber noch immer ein begehrenswerter Kerl. Er war reich und gutaussehend. Eigentlich Attribute, die beneidenswert waren. Nur das Problem mit ihm war, er hatte keinen Funken Charme. Sollte sie ihm noch eine Chance geben? Sie war zwiegespalten. Einerseits sehnte sie sich nach einem liebevollen, sich um sie kümmernden Mann, andererseits wollte sie auch jemanden, der für sie sorgen kann. Eines jedoch war klar: Wenn sie jetzt nicht sofort umdrehen würde, wäre er für immer weg, keine Möglichkeit für ein neues Treffen. Denn er war stolz und ließ es sich sicher nicht gefallen, so behandelt zu werden. Sie betrachtete das Treiben auf der Straße, sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wäre sie doch nur mutig genug, den letzten Schritt zu tun. Aber sie konnte nicht. Wer weiß schon, ob sie ihren maßgeschneiderten Partner jemals findet? Die Wahrscheinlichkeit ist doch sehr gering. Sie warf einen Blick zurück durch die Tür des Lokals. Der Gedanke, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen erschien ihr unnatürlich. Er hatte sie in ihrer Würde verletzt. Das konnte sie nicht so einfach wegstecken. Aber sie war dennoch entschlossen, sich für ihr Benehmen zu entschuldigen. Scheu öffnete sie die Tür des Lokals und trat ein. Unbehaglich ging sie weiter, bis der Tisch auf dem sie noch vor kurzem gesessen hatte in ihr Blickfeld kam. Was sie nun sah, verletzte sie zutiefst. Er hatte einer anderen Frau ihren Sitzplatz angeboten und unterhielt sich mit ihr wohl nicht gerade über das Wetter. Wuterfüllt rannte sie zu seinem Tisch, nahm das Sektglas seiner Begleitung. und schüttete es ihm ins Gesicht. Er macht ein genauso bescheuertes Gesicht wie beim ersten Mal. Ohne ein weiteres Wort machte sie kehrt und verließ das Restaurant, trabte die Stufen hinab und rief ein Taxi.

 

Ipos1 schrieb unter seinen Text:

Vielen Dank für jeden Leser der bis hier gekommen ist! Ich freue mich über jede Art konstruktiver Kritik bzw. Verbesserungsvorschlägen!

(Anmerkungen bitte immer in einen extra Beitrag)

Hallo Ipos1

Erstmal Herzlich Willkommen im Forum!

Man merkt dem Text an, dass du noch nicht lange schreibst. Du musst dich mit dem Handwerklichen beschäftigen, aber die Anmeldung hier auf der Seite ist dafür schon mal ein guter erster Schritt.

Also, zunächst solltest du Absätze in den Text machen. Auch wenn er nicht lang ist, aber so Blocksatz sieht einfach daneben aus und lässt sich extrem schlecht lesen. Damit könntest du gleich mal beginnen (du kannst den Text direkt editieren).

Als Nächstes solltest du dich mit einem viel zitierten Grundsatz beschäftigen: show, don't tell. Du erzählst viel, besser wäre es aber, diese Dinge dem Leser in einer Szene zu zeigen, so dass man sich selbst ein Bild machen kann.

So sagt deine Erzählerin über den Mann, er sei reich, gutaussehend und begehrenswert. Trotzdem versprüht er offenbar keinen Funken Charme. Wie passt das zusammen? Dann ist er auch noch stolz - das alles wird dem Leser so hingeworfen, und man muss es halt akzeptieren, hat aber dabei keine dreidimensionale Figur vor Augen, sondern einfach nur eine Schablone. Besser wäre es, du würdest uns, statt das alles zu erzählen (tell) diese Eigenschaften in einem Dialog mit dem Mann zeigen (show). Das macht den Text gleich viel lebendiger. Dasselbe gilt auch für die Eigenschaften der Frau.

Das Nächste: Die Handlung ist recht absurd. Sie schüttet ihm ein Glas ins Gesicht, und er bleibt einfach sitzen und lässt die nächste Frau an seinen Tisch kommen? Wie funktioniert denn sowas? Da solltest du dir vielleicht ein plausibleres Szenario ausdenken.

So als Schreibübung, falls du Lust hast: Versuch doch mal, die Szene direkt zu beschreiben, inklusive Dialog und Gefühle der Frau, aus ihrer Sicht. Versuche dabei, die Perspektive nicht zu wechseln (du schreibst nur aus Sicht der Frau). Hier wechselst du sie zum Beispiel:

Er war überrascht von ihrer Reaktion, er hatte mit Begeisterung gerechnet.

Woher weiß die Frau das? Bleib konsequent bei ihr.

Dann lässt du die Szene enden, wie sie ihm das Glas ins Gesicht schüttet und aus dem Restaurant rennt. Und dann am Ende vielleicht überlegt, ob sie zurückkehren soll, aber das lässt du offen, und die Geschichte blendet aus. Ich denke, das käme viel besser.

Wie gesagt, wenn du Lust hast, versuch es doch mal, als Übung.

Ansonsten gilt: Viel Lesen, viel Schreiben, und hier natürlich auch viel andere Geschichten kommentieren.

Viel Spaß hier & Grüsse,
Schwups

 

Heyho, Ipos1!

Mir persönlich gefiel dein Post gut, er hat die optimale Länge, um als Kurzgeschichte für zwischendurch zu gelten. Auch der Balanceakt zwischen gewissem Witz und ernsthafter Realität ist dir nicht schlecht gelungen. Allerdings gab es ein paar inhaltliche Kleinigkeiten, die ich zu bemängeln hätte. Und wirklich, es sind eher Kleinigkeiten.

Sie war kalt und rau. Irgendwie konnte sie sich selbst damit identifizieren.

Klingt ziemlich unpersönlich. Verständlich, dass diese Passage eine nicht ganz verhüllte Personifikation darstellt, aber als Leser fand ich diese kombinierten Sätze in Anbetracht ihrer auf die Handlung bezogenen Bedeutung dennoch ziemlich trocken.

Nur das Problem mit ihm war, er hatte keinen Funken Charme.

Fühlt sich in der Kontinuität des Textes fehl am Platze an. War das vielleicht ein unbeendeter Gedankengang, der "Ihn" etwas näher beleuchten sollte? Oder ist Charme einfach nur etwas ungünstig verwendet?

maßgeschneiderten Partner

Ist das Wort maßgeschneidert intentionell verwendet worden? Klingt etwas unpassend. Eventuell hätte schicksalhaften oder auch perfekten besser gepasst?

Tja, und zum Fazit bleibt erneut zu erwähnen, dass ich deine Kurzgeschichte durchaus unterhaltsam fand. Sie hat selbstverständlich ihre Ecken und Kanten, etwas mehr Ausschmückung tut hier und da oft gut, um diese Ecken und Kanten etwas abzuschleifen. Eventuell leichte Überdramatisierung, Details die dem Leser bei der Vorstellung der Atmosphäre helfen usw. würden sicher einen unterstützenden Beitrag zu Kurzgeschichten wie der deinen leisten.

Übrigens, dies war meine erste kleine Kritik auf dieser Seite. Hoffe ich konnte dir einen ungefähren Eindruck darüber vermitteln, wie man deine Geschichte aus der Sicht des Lesers wahrnimmt. :)

Alles Gute,
JTD

 

Übrigens, dies war meine erste kleine Kritik auf dieser Seite. Hoffe ich konnte dir einen ungefähren Eindruck darüber vermitteln, wie man deine Geschichte aus der Sicht des Lesers wahrnimmt. :)

Vielleicht solltest du deinen Post dahingehend relativieren,JTD, wie man die Geschichte aus der Sicht eines Lesers wahrnimmt, denn ich als Leser tendiere da leider wesentlich mehr in diese Richtung:

Das Nächste: Die Handlung ist recht absurd. Sie schüttet ihm ein Glas ins Gesicht, und er bleibt einfach sitzen und lässt die nächste Frau an seinen Tisch kommen? Wie funktioniert denn sowas? Da solltest du dir vielleicht ein plausibleres Szenario ausdenken.

Und damit Herzlich Willkommen, Ipos 1!:)

Ich schließe mich den Ausführungen von Schwups an und empfehle dir ebenfalls, deine Geschichte nochmal ein wenig zu überarbeiten. Die Grundidee als solche ist ja durchaus nachvollziehbar. Das Hauptaugenmerk bei einer so relativ kurzen Story, die im Prinzip nur aus einer Szene besteht, muss dann jedoch bei der Protagonistin, ihren Emotionen, Vorstellungen und vor allem viel mehr bei den enttäuschenden Auslösern für ihr Verhalten liegen. Die beschreibst das ja auch - allerdings weniger in Form einer erzählenden Geschichte, die den Leser mitnimmt, sondern eher wie einen Sachbericht.

Wenn man z.B. etwas folgendermaßen aufschreibt: "Sie hatte sich viel erhofft und wurde statt dessen enttäuscht.", dann transportiert man natürlich eine Information und nüchterne Nachricht, aber nicht unbedingt eine Geschichte.
Wenn man das hingegen ein wenig ausschmückt: "Sie hatte in all ihrer gemeinsamen Zeit so viel getan, um sein Interesse an ihr zu wecken. Die kleinen Andeutungen, ihre zarten, liebevollen Gesten, das Lächeln, mit dem sie ihn jeden Morgen im Büro begrüßte. All das hätte ihm zeigen sollen, dass er mehr als bloß ihr Chef und sie mehr als seine Angestellte war. Und was sah er in ihr? Nur eine Mitarbeiterin, die als Sekretärin gut geeignet sein würde. Sie fühlte, wie etwas in ihr zerbrach, sobald er ihr sein "großzügiges" Angebot bei einem Glas Sekt gemacht hatte. Wahrscheinlich dachte er sogar, er würde ihr eine besonders innige Freude bereiten."

Du verstehst sicher, was ich meine. Und wenn du das dann statt einer inneren Beschreibung dann in einen Dialog packst, bist du genau bei der dreidimensionalen Figur, die Schwups beschrieben hat, und nicht bei einem "Zeitungsartikel";).

Lass dich aber nicht entmutigen, denn wie gesagt, deine Geschichte als solche ist ja nicht schlecht.

Viele Grüße schickt dir der Eisenmann

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom