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Zweite Wahl

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21.12.2007
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Zweite Wahl

Früher, als Alexandra noch Levins Freundin war, ließ ich keine Gelegenheit aus. Und Gelegenheiten hatte ich wahrlich genug. Ich habe sie sogar heute noch, als mäßig attraktiver Mittfünfziger. Bei Managern sehen die Damen gnädiger über Falten und Altmännerbeine hinweg. Alexa ist vierundvierzig und immer noch schön, auf ihre Art.

Ich war bereits Prokurist, als wir uns kennenlernten. Alexa arbeitete damals als Journalistin, zog Gemüse im Hinterhof, spielte Klarinette und war eine Granate im Bett. Als ich sie das erste Mal traf, diskutierte sie auf einer Party über Politik. Natürlich wusste sie, worüber sie sprach, andernfalls hätte sie nicht diskutiert, und sie argumentierte ein paar Herren in Grund und Boden, ruhig, sachlich, Ablenkungsmanöver ignorierend oder auf eine Weise tadelnd, die nachdenklich machte. Gleichzeitig sah sie blass und zerbrechlich aus in dem engen Kleid - und auch sehr sexy mit ihrem vollen, roten Haar. Ich war überwältigt von dem, was sie in mir auslöste, ohne dass ich auch nur ihren Namen kannte. Es mischte sich Respekt mit einem starken, fast wilden Beschützerinstinkt, Erregung und letztendlich, als Levin dazukam und mit einer lässigen Geste klar stellte, zu wem sie gehörte, Verzweiflung.

Ich betrete das Café, in dem ich nie zuvor gewesen bin. Hinten, in der Ecke, wo das Licht durch größere Fenster fällt, sitzt die Frau, die seit einundzwanzig Jahren mit mir verheiratet ist. Sie trägt einen Rollkragenpullover aus Mohair, der ihre flache Brust betont. Die Brust, an der neuerdings vermutlich wieder Levin herumfummelt, ihr niederländischer Aktivisten-Freund. Sie wohnt in seinem Hippiepalast aus nachwachsenden Ressourcen, seit sie mich verließ.

Im Gegensatz zu Levin war ich damals entschlossen, Alexa zu heiraten. Und das lag nicht daran, dass ich mich angestachelt fühlte, den Holländer und all die anderen Typen auszustechen. Ich glaubte, dass die Ehe leisten würde, was ich mir nicht zutraute: sie zu halten. Und sie blieb ja auch bei mir. Jedenfalls bis zu jener unseligen Betriebsfeier, die in einem Hotelzimmer endete – mit der temperamentvollen, unberechenbaren Miriam, die meine Tochter sein könnte. Miriam, frischgebackene Betriebswirtin, lebte für das Unternehmen, schätzte meinen Rat und gab mir das Gefühl, der großartigste Typ der Welt zu sein - die uralte Geschichte also. Nicht, dass ich deswegen jemals auf die Idee gekommen wäre, Alexa zu verlassen. Aber Miriam brachte es tatsächlich fertig, ihr einen Besuch abzustatten. Das passierte vor neunundzwanzig Tagen. Von dem Augenblick, an dem ich Alexandras Zettel auf dem Wohnzimmertisch fand, war mir kalt.

Jetzt sieht sie mir entgegen, reglos, die Hände auf der Tischplatte gefaltet. Sie wirkt ausgeruht und gelassen, als würde sie das Treffen nicht aufwühlen, als hätte ihr ein knapper Monat ohne mich gar nichts ausgemacht. Vielleicht musste sie sich nicht betrinken, um schlafen zu können. Vielleicht war sie sogar froh, dass ich es beendet hatte - sozusagen. Mein Gesicht zuckt, erst ein Muskel im Kinn, dann einer in der Schläfe. Die Krawatte würgt mich, ich spüre den kalten Schweiß unter meinen Achseln. Am Tisch bleibe ich stehen. Ihre Finger lösen sich von einander, dann verschränken sie sich wieder. Einen Moment lang hatte ich die Hoffnung, dass sie mich anfassen wolle. Mir wenigstens die Hand geben.

„Hannes Wader?“, hatte Miriam gesagt, ihre Hand auf meinen Oberschenkel gelegt und mit der anderen die CD aus der offenen Mittelkonsole gezogen, „Du hörst Schlager?“ Das schockierte mich dann doch. Mir war außerdem klar: egal, was ich sagen würde, sie würde es nicht verstehen. „Gehört meiner Frau“, log ich. Und obwohl ich Miriam erst dreißig Minuten später aus der engen Jeans schälen sollte, fühlte ich mich schon im Auto wie ein Verräter, Alexa und Hannes gegenüber.

Alexandras Augen: unter den hohen, elegant geschwungenen Lidbögen sind sie so undurchschaubar wie Kathedralenfenster. „Hallo, Alexa.“, sage ich und meine Stimme windet sich nur zu Hälfte am Krawattenknoten vorbei. „Bin ich zu spät?“ Ich suche die Wände mit Blicken nach einer Uhr ab, hauptsächlich, damit ich meine Frau nicht ansehen muss.

„Hallo, Viktor.“ Sie zieht die Lesebrille aus und legt sie auf die Zeitung, die sie sich mitgebracht hat. Ich setze mich, ohne sie zu küssen. Der Drang ist übermächtig, die Angst vor einer Zurückweisung größer. Es zuckt um ihren Mund, als wollte sie noch etwas sagen. Am Telefon hatte ich mich wieder und wieder entschuldigt und beteuert, dass Miriam nichts bedeutete. Grauenvolles Gelaber, schlimmer als in einem schlechten Film. Ich werde bei dem Gedanken daran rot.

„Alexandra, ich hab…“ Die Kellernin unterbricht mich. Als sie wieder geht, weiß ich nicht mehr, wie ich anfangen wollte.
„Wie geht es dir?“, fragt Alexa. Es klingt tatsächlich interessiert. Verblüfft antworte ich, ohne nachzudenken: „Grauenvoll. Und dir?“
Sie senkt den Kopf ein bisschen, als wolle sie das schiefe Lächeln verstecken, das in ihrem Mundwinkel erblüht und gleich wieder verwelkt. „Mir auch.“, sagt sie.

Einen Moment lang schweigen wir. Ich meine, sie zu riechen: eine vertraute Mischung aus Lavendel, Marseillaiser Seife und dem Duft ihrer Haut. Unbegreiflich, dass sie sich so weit von mir entfernt hat. Unbegreiflich, dass es so weit gekommen ist.

„Bitte“, höre ich mich krächzen, „komm zurück.“ Ich will etwas hinzufügen, etwas Gewichtiges, ein Argument, das sie bewegt, mir zu verzeihen. Aber sie ist schneller.

„Das werde ich. Ja.“ Sie wischt eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sie macht das mit der flachen Hand, es ist eine eher maskuline Geste, die nach nichts heischt. Erleichterung schießt mir in die Augenhöhlen. Ich nicke, weil ich lieber nicht sprechen will.

Der Kaffee kommt. Sie reißt das Tütchen mit Zucker auf und schüttet den Inhalt in ihre Tasse. Ihre Finger zittern ein wenig und ich frage mich, seit wann sie ihren Kaffee gesüßt trinkt.

„Und was ist mit Levin?“

Sie sieht nicht auf, scheint nicht im Mindesten überrascht, dass ich es weiß. Nur ihre Brauen rutschen ein Stück nach oben. „Ich frage auch nicht nach dieser Miriam.“
„Das ist nicht das gleiche.“, entfährt es mir, wofür ich mich sofort schlagen könnte. Alexandra lässt sich nach hinten gegen die Stuhllehne fallen. Sie hat noch immer den Zuckerbeutel in der Hand.
„Vergiss es“, sage ich schnell. „Tut mir leid.“
Sie runzelt die Stirn, als habe sie Kopfweh. „Du hast ja Recht.“, sagt sie dann. Ich sehe zu, wie sie eine Hand hebt und mit den Fingerspitzen kurz die Schläfe massiert. Mir wird kalt.
„Du hast dich verknallt.“, folgere ich matt.
Sie lacht freudlos. „Das macht wohl den Unterschied.“
„Seit wann…?“

„Ach, Viktor“, sagt sie so leise, dass ich sie kaum verstehen kann. Sie legt die Arme auf den Tisch, die offenen Handflächen nach oben. „Es hat doch nie aufgehört.“

 

Hallo RichardB

Ich habe mich vergnüglich durch die Geschichte gelesen. Eigentliche Höhen und Tiefen sah ich nicht, doch ist es mit einer gewissen Leichtfüssigkeit verfasst, die mir Unterhaltung schenkte.

Früher, als Alexandra noch Levins Perle war, ließ ich keine Gelegenheit aus.

Mit dem ersten Satz führtest du mich auf einen Holzweg. Heute ist es ja verpönt, doch früher wurde das Wort Perle synonym für Putzfrau verwendet. So ordnete ich Alexandra erst falsch zu.

Bei Managern sehen die Damen gnädiger über Falten und Altmännerbeine hinweg.

Mittfünfziger und Manager, meine Güte der hat die falsche Kosmetikerin, dass er sich einen Faltenwurf zulegte. Doch was mich eigentlich daran irritierte, sind die Altmännerbeine, obwohl es humorvoll anklingt, kann ich mir diese nicht so recht als Kuriosum vorstellen. Mit Achtzig ja, aber in seinem Alter?

Alexa ist vierundvierzig und immer noch schön, auf ihre Art.

Die Variablen ihres Namens in diesem Stück liessen mich spätestens da zögern, als mir bewusst wurde, dass sie die Perle sein musste und zugleich seine Frau. Im vierten Absatz gewann mein Stolpern dann aber endgültig Klarheit über die Verhältnisse.

Sie wischt eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Sie macht das mit der flachen Hand, es ist eine eher maskuline Geste, die nach nichts heischt.

Da studiere ich nun des langen, wie die Geste in ihrer femininen Version aussehen würde. :D

Den Titel fand ich aussagekräftig gewählt, wie es sich mit dem ironischen Ausgang zeigte.

Danke für den kleinen Spass, den ich damit hatte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo RichardB,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Besonders spannend: Ganz bewusst beschreibst du ein Klischee - älterer Mann verführt junge Geliebte - ohne dich darin zu verfangen.

Miriam, frischgebackene Betriebswirtin, lebte für das Unternehmen, schätzte meinen Rat und gab mir das Gefühl, der großartigste Typ der Welt zu sein - die uralte Geschichte also.
Daneben erzählst du die Geschichte einer jahrelangen Liebe, was gerade besonders gut zu der Medienaktion auf ARTE oder SWR3 zu 40+ passt. ;)
Du lässt den Leser in den Prot hineinsehen, was es authentisch macht.

Den Titel hatte ich überlesen, aber er passt natürlich supergut und macht Sinn, ja, erklärt ihre Sicht. Toll!

Ein Ausdruck hat mich gestört: Perle. Irgendwie fand ich ihn unstimmig.

Gruß, Elisha

 

Hallo Anakreon,

danke für’s Lesen und Kommentieren! Die Perle ist Geschichte, da sie nicht nur einem schief schien.

Mein Wissen über Altmännerbeine stammt von meiner Frau, und die behauptet, dass das schon mit 50 losgeht. Zuerst bei Reitlehrern. Na ja.

Feminines-Haar-aus-dem-Gesicht-streichen funktioniert meist mit einem Finger und sieht „girly“ aus. Noch nie beobachtet? ;-)

Ich freu mich, dir eine kleine Freude gemacht zu haben und serviere gleich die Erste Wahl. Vielleicht snackst du das auch gern weg.


Hallo Elisha,

auch dir herzlichen Dank für’s Lesen und Kommentieren! Die Medienaktionen im TV sind an mir vorbeigegangen, Inspiration für die Geschichte war vielmehr eine wahre Geschichte, die sich (so ähnlich) im Bekanntenkreis ereignet hat.

Viele Grüße an Euch und schöne Feiertage!

Richard

 

Hallo Richard!

Ich mag den Erzähler. Seine Stimme wirkt routiniert und ist mir angenehm. Daher hatte ich während des Lesens der ersten Absätze etwas mehr erwartet, als eine Pointengeschichte. Immerhin, die Pointe ist wohldosiert vorbereitet und kommt am Ende knallhart.

Der Ich-Erzähler verschenkt Potential, das speziell nur in solch einem Erzähler steckt. Er gibt zuwenig von sich selbst preis. Beispiel:

Alexa ist vierundvierzig und immer noch schön, auf ihre Art. Damit will ich ihre Attraktivität nicht schmälern - sie war immer schon schön genug, um Heerscharen von Typen den Kopf zu verdrehen.
Das ist mir für einen Ich-Erzähler zu allgemein. Ich erfahre nicht, warum Viktor die Alexa „schön“ findet. Und wie er „ihre Art“ definiert. Was an Alexa lässt Viktor (zumindest innerlich) auf die Knie sinken?

Überhaupt ist seine Liebe zu Alexa schwer zu fassen.
Einerseits:
außer gutem Sex und einem ähnlichen Humor teilten wir damals wenig.
Andererseits:
Nein, ich liebte sie. Ich war hinter ihr her wie der Teufel hinter der Seele.
Dazu finde ich keine Antwort im Text.

Okay, ich sehe auch noch eine andere Lesart:
Im Gegensatz zu Levin war ich damals entschlossen, Alexa zu heiraten. Und das lag nicht daran, dass ich mich angestachelt fühlte, den Holländer und all die anderen Typen auszustechen.
Es ist möglich, dass sich Viktor (und somit der Icherzähler) hier etwas vormacht, was der Leser als Selbstbetrug entlarven kann. Das wäre höchst interessant, wenn es den so vom Autor gedacht ist.

Auch das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Viktors vermeintlich Liebe zu Alexa in Wahrheit eher einen, wie soll ich sagen, „sportlichen“ Hintergrund hat:
sie war immer schon schön genug, um Heerscharen von Typen den Kopf zu verdrehen.
… und er hat es als einziger geschafft, sie zu heiraten.

In dem Fall wären alle Figuren zweite Wahl: Alexa wäre für Viktor zweite Wahl und umgekehrt sowieso (wegen Levin). Auch Miriam ist für Viktor zweite Wahl … Tja, bleibt als einzige die arme Miriam übrig. Da sie Alexa ihr Verhältnis zu Viktor gepetzt hat, muss Viktor für sie mehr als ein Karriere-Sprungbrett gewesen sein.


Es sind nur wenige Fehlerchen im Text.
Hier die am häufigsten vorkommenden:

Damit will ich ihre Attraktivität nicht schmälern - sie war immer schon schön genug, um Heerscharen von Typen den Kopf zu verdrehen.
Bindestrich, statt Gedankenstrich

„Gehört meiner Frau.“, log ich.
Der Punkt hinter „Frau“ muss weg. „Blabla“, Redebegleitsatz.

Lieben Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix,

erst mal vielen Dank für's Lesen und den ausführlichen Kommentar!

Ich arbeite deine Anmerkungen mal nacheinander ab:

> Ich erfahre nicht, warum Viktor die Alexa „schön“ findet. Und wie er „ihre Art“ definiert. Was an Alexa lässt Viktor (zumindest innerlich) auf die Knie sinken?

Guter Punkt. Aber jetzt stell dir vor, ich schreibe: "Sie machte die besten Spiegeleier, kam jeden Tag ins Krankenhaus, als mein Blinddarm rausmusste und hatte tollen Glanz im Haar. Außerdem konnte sie Tischfußball spielen wie eine Große." Ich meine, was auch immer ich da (be)schreibe, es wird den Leser nicht mitreißen, weil die Beschreibung im Verhältnis zur Länge und zum Gehalt der Geschichte passen muss, oder? Abgesehen davon, dass ich möchte, dass der Leser noch ein bisschen Interpretationsfreieheit hat. Ich finde nämlich, dass Viktor einiges über Alexa sagt: Sie ist eine Granate im Bett, ist muskalisch und hat Humor. Außerdem ist sie nicht ganz blöd (wahrscheinlich Universitätsabschluss = Journalistin). Man lernt nebenbei, dass sie wenig Busen hat, eigentlich keine BWLer mag und vermutlich aktiv rotgrün daherkommt (selbst gezüchtetes Gemüse, Aktivisten-Freunde). Außerdem merkt man hoffentlich an ihrer Art, dass sie eine sehr beherrschte Frau ist. Mit außergewöhnlichen Augen und einem "dunklen "Geheimnis. Finde ich für eine Kurzgeschichte schon 'ne Menge. Aber vielleicht gehe ich auch davon aus, dass jeder die Geschichte mir Argusaugen liest und interpretiert. Ich bin nur ratlos, was oder wie ich Alexa noch expliziter beschreiben sollte, ohne dass es zuviel wird.

> Überhaupt ist seine Liebe zu Alexa schwer zu fassen. Einerseits: außer gutem Sex und einem ähnlichen Humor teilten wir damals wenig. Andererseits: Nein, ich liebte sie. Ich war hinter ihr her wie der Teufel hinter der Seele. Dazu finde ich keine Antwort im Text.

Aber wann ist Liebe schon zu fassen? Und selbst wenn es nur guter Sex und ähnlicher Humor ist - das reicht doch dreimal lang, um sich unsterblich zu verknallen :-D Also, öh - mir jedenfalls. Wenn es mehr als zwei, drei Gemeinsamkeiten brauchte, gäbe es vermtulich noch mehr Singles auf der Welt. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch. Ich gehöre auch zu den Lesern, die sich langweilen, wenn sie zu lange Gefühlsbeschreibungen lesen. Oder wenn zuviel verraten wird von Dingen, die genausogut meiner Fantasie überlassen werden können, weil sie nicht direkt plotrelevant sind. Weißt du, was ich meine?

> Okay, ich sehe auch noch eine andere Lesart: Im Gegensatz zu Levin war ich damals entschlossen, Alexa zu heiraten. Und das lag nicht daran, dass ich mich angestachelt fühlte, den Holländer und all die anderen Typen auszustechen. Es ist möglich, dass sich Viktor (und somit der Icherzähler) hier etwas vormacht, was der Leser als Selbstbetrug entlarven kann. Das wäre höchst interessant, wenn es den so vom Autor gedacht ist.
Auch das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Viktors vermeintlich Liebe zu Alexa in Wahrheit eher einen, wie soll ich sagen, „sportlichen“ Hintergrund hat: sie war immer schon schön genug, um Heerscharen von Typen den Kopf zu verdrehen. … und er hat es als einziger geschafft, sie zu heiraten.

Ich finde diese Leseart gut, aber ich glaube, dass kaum einer 21 Jahre lang mehr oder weniger glücklich mit einer Trophäe verheiratet ist. Und es ist ja offenkundig, dass Viktor sie nicht verlieren will, auch nicht für die schöne Miriam. Ich habe beim Schreiben allerdings darüber nachgedacht, dass es Viktor ganz nebenbei auch sehr stolz gemacht hat, dass er sie damals "gekriegt" hat. Das war aber nicht sein Beweggrund. Schade, ungenialer Autor, dafür aber ein netter Viktor :-) Es gibt jetzt eine weitere Geschichte - bzw. die gleiche Geschichte aus Levins Blickwinkel, da wird etwas mehr über Viktor bekannt. Falls du noch Lust hast: Sie heißt "Erste Wahl".

> In dem Fall wären alle Figuren zweite Wahl: Alexa wäre für Viktor zweite Wahl und umgekehrt sowieso (wegen Levin). Auch Miriam ist für Viktor zweite Wahl … Tja, bleibt als einzige die arme Miriam übrig. Da sie Alexa ihr Verhältnis zu Viktor gepetzt hat, muss Viktor für sie mehr als ein Karriere-Sprungbrett gewesen sein.

Jetzt bin ich verwirrt :-P


> Es sind nur wenige Fehlerchen im Text.
Hier die am häufigsten vorkommenden:

Damit will ich ihre Attraktivität nicht schmälern - sie war immer schon schön genug, um Heerscharen von Typen den Kopf zu verdrehen.
Bindestrich, statt Gedankenstrich

Oh je. Was ist da der Unterschied? Sorry, ich hab echt keine Ahnung!

> „Gehört meiner Frau.“, log ich.
Der Punkt hinter „Frau“ muss weg. „Blabla“, Redebegleitsatz.

Erledigt!

Ich danke dir ganz herzlich für deine Auseiandersetzung mit dem Text!

Richard

 

Hallo RichardB,

hab' sie alle Drei gern gelesen, angefangen bei der letzten.
Finde ich überaus interessant, dieselbe Story aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen! Und irgendwie kam ich auch ins Nachdenken darüber, was denn nun eigentlich Liebe ist, welche Facette von diesem Gefühl wer wie empfindet. Fehlt eigentlich nur noch die Kurzzeit-Geliebte, ihre Erlebenswelt ist mir zu stiefmütterlich behandelt, andererseits ist eine Triologie halt klassisch ...

" ... sie sich nicht betrinken, um schlafen zu können."

Ciao,

Eva

 

Hallo Richard,

also deine idee finde ich richtig gut, die Dreiecksgeschichte aus allen drei Perspektiven zum besten zu geben. Das hätte jetzt auch vollauf alles in eine geschichte gepasst, also so lang sind ja die Dinger auch nicht. Dann müsstest du dir auch nicht den Vorwurf abholen, dass hier eine mangelhafte Zeichnung deiner Protagonisten stattfindet. Da nämlich auf die anderen Geschichten zu verweisen gilt nicht, jede muss für sich selbst stehen können.
Also wie gesagt, dieses Perspektiv-Hopping find eich ein estarke Sache, gerade bei so einem Fall, der ja nicht ganz klar zu durchdringen ist.
Inhaltlich bietest du hier natürlich schon oft aufgewärmtes an. Und im Prinzip ist es mir völlig schnurz ob da wer wen letztlich kriegt, denn sympathisch wird mir da keiner. Für mich sind das ziemliche Durchschnittslappen, die du hier dem Leser vorwirfst. Was da das Besondere sein soll an Alexandra - das behauptest du einfach, ich fühl davon nix. Gut im Bett zu sein und auf Geld zu preiffen - dann bin ich auch besonders :p
Also für mein Empfinden könntest du hier noch das eine oder andere Schlaglicht einwerfen, damit das alles nicht so dünn erscheint.
Auch ist mir das Textlein auch nicht genug verdichtet (und die anderen Teile auch nicht, aber ich bleibe mal exemplarisch bei dem hier).
Ich fisch nur mal ein paar Dinger raus:

Alexa ist vierundvierzig und immer noch schön, auf ihre Art. Damit will ich ihre Attraktivität nicht schmälern - sie war immer schon schön genug, um Heerscharen von Typen den Kopf zu verdrehen.
Ein langer und ein kurzer Satz. Beide haben nur die Info: Alex ist schön. Dafür, dass man kein Bild von ihr bekommt, sind das eindeutig zu viele Buchstaben.

Ich habe nie ganz verstanden, was sie an mir fand – außer gutem Sex und einem ähnlichen Humor teilten wir damals wenig.
klingt schief, Sex teilen? Schon klar, was du sagen willst, aber das klingt einfach schief. Die Freude am Sex, am Ausgefallenen etc, das kann man teilen

Nein, ich liebte sie. Ich war hinter ihr her wie der Teufel hinter der Seele.
leere Phrasen, kein Bild, kein Ton - zeig doch mal was davon

mit der schönen Miriam
also wirklich. Schön ist sowas von abgenudelt. Nicht mal ein anderes Adjektiv für eine andere Frau?

Miriam, frischgebackene Betriebswirtin, lebte für das Unternehmen, schätzte meinen Rat und gab mir das Gefühl, der großartigste Typ der Welt zu sein - die uralte Geschichte also.
jepp, und deswegen ist das fettgedruckte auch der Knackpunkt. Hier fehlt einfach der Schwung. Musst ja nicht das Rad neu erfinden, aber das klingt fast wie eine Entschuldigung, damit der Autor nicht gefordert wird

ich spüre den kalten Schweiß unter meinen Achseln, klebrig und ekelerregend.
wie sich der Schwiß anfühlt, das würde ich streichen, denn damit würgst du jeden eigenen Gedanken ab. Das hast du einige Male im text, so Sachen, die ruhig weg könnten

Einen kurzen Moment lang hatte ich die Hoffnung, dass sie mich anfassen wolle.
boah, lies das mal laut. Zudem ein Moment ist immer kurz (redundant), gefolgt von dem lang ist das schon fast unfreiwillig komisch ;)

So, hier hör ich mal auf. In meiner Wahrnehmung müsste an den texten noch ein bisschen gefeilt werden. Verdient hätten sie es auf jeden Fall :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Eva,

vielen Dank für's Lesen. Freut mich, dass die Geschichte(n) und das Thema angekommen sind! Miriams Blickwinkel niederzuschreiben wäre sicher eine weitere gute Übung für mich, aber ich habe kein Interesse an ihr, um es brutal zu sagen. Sie war mehr Mittel zum Zweck und ist daher kurz gekommen. Zu kurz? Ich hoffe, nicht. :-)

Hallo Weltenläufer,

dir auch vielen Dank für's Lesen und die lange Kritik. Ich hab mal versucht, einige der genannten Schwächen nachzubessern, bin mir aber unsicher, ob's nun wirklich mitreißender ist.

> Inhaltlich bietest du hier natürlich schon oft aufgewärmtes an. Und im Prinzip ist es mir völlig schnurz ob da wer wen letztlich kriegt, denn sympathisch wird mir da keiner. Für mich sind das ziemliche Durchschnittslappen, die du hier dem Leser vorwirfst.

Ich wollte eigentlich auch niemanden besonders sympathisch oder unsympathisch machen, es sollte eine Alltagsgeschichte sein - mit Durchschnittslappen :-) Außerdem wollte ich probieren, mal etwas völlig unbiografisches zu schreiben.

> Was da das Besondere sein soll an Alexandra - das behauptest du einfach, ich fühl davon nix. Gut im Bett zu sein und auf Geld zu preiffen - dann bin ich auch besonders.

Das bist du mit Sicherheit so oder so ;-) Aber ernsthaft - ich hab's nochmal versucht. Ich stelle mir unter Alexa einen beherrschten, analytischen Kopfmenschen vor, dessen Reiz im Widerspruch zwischen seiner körperlicher Anziehungkraft und seiner "geistigen" Unnahbarkeit besteht. Letztere ist an Levin immer schon abgeperlt, bringt den alten Viktor aber immer noch ins Schwitzen. Na ja, so war's gedacht, vielleicht kommt's jetzt besser rüber. Vielleicht hast du ja nochmal ein Auge, das wäre nett von dir.

Viele Grüße an Euch

Richard

 

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