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Zweisamkeit auf dem Sofa

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16.07.2003
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Zweisamkeit auf dem Sofa

Er sitzt auf dem Sofa. Ihr Kopf auf seinem Schoß. Gedankenverloren streicht er darüber, während er mit der anderen Hand eine Seite in seinem Buch umblättert. Streicht weiter. Sie liegt auf der Seite, hält die Augen geschlossen. Er weiß, dass sie nicht schläft – sie genießt. Er kennt sie. Über ihren Kopf wandert seine Hand ihren Rücken entlang. Noch einmal. Den Druck verstärkt. Fühlt ihre Wirbelsäule unter seinen Fingern.

Laute der Zufriedenheit, des Wohlfühlens von ihr. Er kann sich nicht mehr auf sein Buch konzentrieren, legt es weg. Betrachtet sie. Seine Augen gleiten über ihre Haare, versinken im braunschwarzen Glanz. Mit jeder Bewegung seiner Hand ändert sich der Schimmer. Seine Hand bewegt sich von allein. Er muß nicht nachdenken dabei, streichelt immer weiter. Über den Kopf, über den Rücken.

Sie hält die Augen geschlossen, dreht sich mit einem kurzen Ruck auf die andere Seite. Drückt ihren Kopf gegen sein Bein. Er fährt mit den Fingerkuppen die Biegung hinter ihrem Ohr entlang, ins Haar hinein. Das mag sie besonders, das weiß er. Lässt seine Hand über ihren Rücken auf die Seite und auf ihren Bauch gleiten. Verharrt dort. Streicht dann ein wenig hin und her. Sie dreht sich, räkelt sich, zieht die Beine an.

Er hat es gern, wenn sie sich wohl fühlt. Eine Welle der stillen Zuneigung steigt in ihm auf. Seit drei Jahren leben sie zusammen. Ihr Verständnis füreinander, das Fühlen für die Stimmungen des Anderen haben sich mit der Zeit intensiviert. Das Vertrauen war von Anfang an da. Er lässt seine Hand noch eine Weile auf ihrem warmen Bauch liegen, zieht sie dann über ihre Brust, hin über ihr gerecktes Kinn.

Ein zärtlicher Biss in seine Finger. Sie fährt mit ihrem Mund an seiner Hand entlang, beisst noch einmal zu. Leichter Schmerz, doch er zieht seine Hand nicht weg, lässt sie gewähren. Ein Liebesbiss.

Fingerspitzen, die über ihre Wangenknochen fahren, immer wieder. Sie schmiegt ihr Gesicht in seine Hand, atmet tief. Seine andere Hand sucht sich ihren Weg in ihren Nacken. Bleibt dort, die Finger bewegen sich, verfangen sich in ihrem Haar.

Die Bewegungen verselbstständigen sich. Streicheln und streichen, immer wieder, langsam, Kopf, Rücken, Hals, Bauch, Gesicht. Er denkt nicht mehr nach. Betrachtet sie, ohne zu sehen. Ruhe ist zwischen ihnen. Zärtliche Meditation. Nimmt sie in sich auf. Aller Streß, alle Gedanken, alles fällt ab, in seinem Kopf eine angenehme Leere. Ruhe.

Plötzlich unterbricht sie diese Ruhe. Steht auf, reckt sich, springt vom Sofa und frisst die Spinne, die ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat. Zurück bleiben kleine Fellbüschel auf seiner Hose, die er vorsichtig abzupft. Die Katze verlässt das Zimmer, er nimmt sein Buch wieder in die Hand.

 

Hallo Dorothee,

Ehrlich gesagt wusste ich schon ziemlich früh, dass es sich hier um eine Katze handelte, sodass die Pointe für mich komplett ausblieb. Dadurch bleibt für mich nicht viel von der Geschichte übrig. Bei anderen, die das nicht gemerkt haben, wird das womöglich anders aussehen, aber für mich nicht.
Was mir aufgefallen ist, waren manche kurzen Sätze. Die benutzt du ziemlich oft, zum Beispiel:
"Die Bewegungen verselbstständigen sich. Streicheln und streichen, immer wieder, langsam, Kopf, Rücken, Hals, Bauch, Gesicht. Ich denke nicht mehr nach. Betrachte sie, ohne zu sehen. Ruhe ist zwischen uns. Zärtliche Meditation. Nehme sie in mich auf."

Diese abgehackte Schreibweise ist geschmackssache. Ich finde sie - da sie zur Situation passt - gerade noch annehmbar, aber eigentlich bin ich kein Freund von soetwas.

Aber wie gesagt: Am meisten hat mich gestört, dass für mich keine Pointe drin war. Vielleicht merkt es ein anderer Leser nicht sofort.

SpookyNooky

 

Obwohl mir manche Formulierungen ziemlich seltsam vorkamen, hatte ich nicht gemerkt, dass es sich hierbei um eine Katze handelt (Schande über mich! :rolleyes: ) Tatsächlich hatte ich mir die ganze Zeit über ein Liebespaar vorgestellt, die liebevoll miteinander kuscheln... Irgendwie bin ich froh darüber, denn als ich den letzten Satz las musste ich echt lachen.

Mit seltsamen Formulierungen meine ich übrigens so etwas hier:

- "Sie dreht sich auf die andere Seite. Reibt ihren Kopf an meinem Bein."
- "Sie legt ihr Gesicht in meine Hand, dreht ihren Kopf darin."

Nicht unbedingt das typische Verhalten einer Frau, vielleicht solltest du solche Sätze etwas entschärfen, damit niemand vorzeitig bemerken kann, dass es sich hierbei um eine Katze handelt.

 

Danke für Euer Feedback!

SpookyNooky, schade, dass Dir die Geschichte nicht wirklich zugesagt hat. Die Schreibweise ist tatsächlich Geschmackssache, aber ich arbeite sehr gerne damit. Wenn man von Anfang an weiß, dass es sich um eine Katze handelt, nimmt es natürlich viel von der Pointe. War die Katze so offensichtlich, oder hast Du selbst eine? ;-)

Jingles, danke für den Tip mit den "seltsamen" Sätzen - habe ich abgeändert, ich hoffe, es liest sich so besser und die Katze ist nicht ganz so offensichtlich!

Dorothee

 

Hallo Dorothee,

ah, wie schön eine weitere Autorin hier auf KG, die bei einer Katze leben darf. ;) Willkommen!

Ich fand deine Geschichte ein wenig zu zahm, was den Spannungsbogen anbelangt. Vielleicht ist es das, was SpookyNooky mit fehlender Pointe meint. Fehlen tut sie eigentlich nicht, denn am Ende kommt ja die Auflösung, jedoch wäre mir zwischendrin wohler, wenn ich die Pointe nicht ansatzweise erkennen würde.
Als Katzenbesitzerin war recht bald klar, dass da eine Katze im Spiel war.
Vielleicht ist schon mal ein kleiner Tipp nützlich, aus der Katze einen Kater zu machen und ruhig innerhalb der Geschichte so zu tun als sei es ein Mensch, also nicht so sehr genau auf die Anatomie der Katze einzugehen, eher allgemeiner gehalten zu formulieren.
Und dann wäre vielleicht auch dadurch mehr Spannung erzielbar, indem du die Gefühle der Protagonistin intensiver beschreibst.

Lieben Gruß
lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Geschrieben von Dorothee
Die Schreibweise ist tatsächlich Geschmackssache, aber ich arbeite sehr gerne damit.
Ja, soetwas kenne ich. Ich bin mit Formulierungen auch sehr oft experimentierfreudig, falle aber deswegen des öfteren auf die Fresse, um es mal direkt zu sagen. Im Endeffekt ist aber soetwas immer geschmackssache. Und man kann es bekannterweise keinem Recht machen.

Geschrieben von Dorothee
War die Katze so offensichtlich, oder hast Du selbst eine? ;-)
Beides, aber ich hatte als Kind immer Katzen um mich rum, vielleicht kommt es daher.

Geschrieben von lakita
Vielleicht ist es das, was SpookyNooky mit fehlender Pointe meint.
Die Geschichte hatte eine ziemlich gute Pointe, nur leider blieb sie für mich aus.

SpookyNooky

 

Hehe, SpookyNooky, wenn du schon zitierst, dann bitte aber richtig...:rolleyes:

Dieses Zitat stammt von mir (*copyrightanbring*)

Vielleicht ist es das, was SpookyNooky mit fehlender Pointe meint.

:D

 

So, ich habe das Ding mal auf die dritte Person im maskulinen umgeschrieben, vielleicht bleibt die Überraschungskatze dann bis zum Schluß erhalten?!

lakita, danke für die hilfreichen Anmerkungen! Nur muss ich dazu noch eins sagen: Mein Ziel war es nicht wirklich, Spannung zu erzeugen. Ich wollte mehr die Atmosphäre beschreiben, die im Raum herrscht, diese Ruhe und Verlangsamung.

Weiteres Feedback gerne erwünscht!
Dorothee

 

"Seit drei Jahren leben sie zusammen. Ihr Verständnis füreinander, das Fühlen für die Stimmungen des Anderen haben sich mit der Zeit intensiviert. Das Vertrauen war von Anfang an da. Er lässt seine Hand noch eine Weile auf ihrem warmen Bauch liegen, zieht sie dann über ihre Brust, hin über ihr gerecktes Kinn."

Einge gute Idee, so etwas einzubauen, das verstärkt den Verdacht immens auf eine Frau...

 

Geschrieben von lakita
Hehe, SpookyNooky, wenn du schon zitierst, dann bitte aber richtig...:rolleyes:

Dieses Zitat stammt von mir (*copyrightanbring*)
:D

Tut mir leid. Ich werde es ändern. :rolleyes:

SpookyNooky

 

Hallo Dorothee,

bei mir war der Überraschungsseffekt bzgl. Katze da. Wahrscheinlich hast du inzwischen entsprechend geändert. Allerdings habe ich einen markanten Bruch in der Sichtweise festgestellt:

Ruhe ist zwischen uns.
Wieso "uns"? Unbedingt ändern.
Ansonsten strahlt die Geschichte schon die von dir (unterstelle ich) gewünschte Ruhe aus. Angenehm zu lesen.

Gruß vom querkopp

 

Ja, Dorothee, jetzt ist wesentlich mehr auf die Pointe hin gearbeitet und das mit der Ruhe ist dir ebenfalls gut gelungen.
Ich finde den Text jetzt schon erheblich besser und Querkopps Hinweis mit dem "uns" kann ich nur unterstreichen.
Das paßt hier gar nicht hin,denn bislang hast du ja aus der Sicht der Dritten Person geschrieben, jetzt bringst du mit dem "uns" eine andere Sichtweise, was du ja gar nicht vorhattest. Schreibe doch einfach:"Ruhe und zärtliche Meditation" (ist nur ein Vorschlag).

Lieben Gruß
so und nun geh ich Kater Max kraulen :)
lakita

 

Oooups, Mensch Querkopp, besten Dank! Das war ja wirklich peinlich! Dieser fiese, hinterhältige Fehlerteufel...ich hab's ausgebessert.

 

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