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Serie Zweigleisig

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07.07.2007
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Zweigleisig

Erinnerungen...

* * *

Ich höre die gleichmäßigen Atemzüge meines Ehemannes, der ruhig und nichtsahnend neben mir im Bett liegt. Unruhig bewege ich mich von einer Seite zur anderen. Mein Blick verharrt an dem matten Lichtschein, der durch die Bambusrollos dringt und ein verzerrtes Muster an die Wand wirft.

Ich denke an Maurice. An sein Lächeln, an seinen starken Körper und seine schönen gepflegten Hände. Ich sehe ihn genau vor mir. Seine tiefgrünen Augen, seine seidigen langen blonden Haare, sein durchtrainierter Hintern. Wahnsinn.

Ich drehe ich mich zu meinem Mann um. Mit halb offenem Mund liegt er da, seinen Kopf auf den Ellebogen gestützt und träumt wohl lieblich süß.

Schämen müsste ich mich eigentlich...

Wie alles begann, brauche ich nicht in voller Fülle zu erzählen. Das Übliche. Nach wunderschönen Gefühlsmomenten kommt ein Cut, ein Stich, ein Hieb. Schmerzvoll ins Herz. Ein Seitensprung, böse Worte, Ignoranz. Man rauft sich wieder zusammen, lässt es wieder sein. Findet erneut zusammen und verbleibt irgendwann in der Gewohnheit, die hin und wieder durch Verführung und Versüßung am Leben erhalten wird. Der Klassiker unter festgefahrenen Beziehungen.

Lieben, ja lieben tu ich ihn immer noch. Und wie. Aber im Laufe der Zeit wurde der Schmerz unerträglich. Bis ich Maurice kennen lernte. Er saß mit einem Muskelshirt in einer Bushaltestelle und las ein Buch. “Mit Hunden sprechen” stand auf dem Rücken des Buches.
Ich war sofort hin und weg, als ich seinen Labarador unter der Bank sah. Ein Prachtkerl. Schneeweiß, nur eine gelblichbraune Maske. Bildhübsch, wie sein Herrchen.

Es ging alles ganz schnell. Wir kamen ins Gespräch, redeten über Pfoten und die Welt und tauschten unsere Nummern aus.

Nun treffen wir uns schon regelmäßig seit einem halben Jahr. Auch Maurice weiß nichts von meinem Doppelleben. Wenn ich vor dem Treffen meinen Ehering gegen einen modischen Schmuckring austausche, damit man den schmalen weißen Streifen auf der sonnengebräunten Haut nicht sieht, fühle ich mich jung und frei. Nicht wie achtunddreißigeinhalb.

Schlimm wird es nur, wenn wir auf Maurice Balkon sitzen. Die Aussicht direkt auf die S-Bahnhaltestelle von Hamburg Eimsbüttel. Immer und immer wieder sehe ich die Bahnen vorbeifahren, anhalten, weiterfahren. Auch die S 15, mit der ich nach Hause fahre.
Und wenn ich dann an anderen Tagen mit meinem Mann in der Bahn sitze und in Eimsbüttel vorbei fahre, dann wandert mein Blick stets zu jenem Balkon, auf dem wir, Maurice und ich, uns das erste Mal liebten. Ein komisches Gefühl, dieser Perspektivenwechsel.

Ein Dauerzustand kann das nicht bleiben. Ich liebe meinen Mann, ich begehre Maurice.

* * *

Monoton klingt das Rattern in der Bahn, in der ich gerade sitze und diese Zeilen schreibe. Diese Fahrt... sie erinnert mich ein wenig an meine Jugend, die schon Jahre zurückliegt.
Dieses Mal steige ich nicht in Hamburg Eimsbüttel aus und auch nicht in Altona, wo sich mein Domizil befindet. Ich fahre einfach gerade aus.

Bahnfahren beruhigt mich. Mein halbes Leben bin ich Bahn gefahren.
Die Landschaft rauscht vorbei und gibt einem das Gefühl jener Freiheit wieder, die man nur selten kosten durfte.

Das Rattern der Bahn, das Rauschen der offenen Klappfenster, das Zischen der Dose, die irgendwo im Abteil geöffnet wird. Das Leben im Vorbeifahren, das Leben im Wandel.
Draußen die wunderschöne Landschaft. Wiesen, Wälder, Hügel, Seen, Häuser...
Wie damals, als die Welt noch fast in Ordnung war. Damals, als ich noch unbeschwert lieben konnte.
Damals, so weit weg von heute.

Zuhause? Habe ich das? Ich bin gefangen in meinem Körper, dessen Geist noch viel zu jung für diesen ist, dessen Geist sich nach Freiheit sehnt. Herzensfreiheit.

Der Zug ist abgefahren...

Zweigleisig bis ans Ende des Lebens oder abspringen?!

Achtunddreißigeinhalb und immer noch kein Verstand. Das Herz begraben, gescheitert...

 

Hallo Antaris,

zunächst herzlich willkommen auf kg.de!

Dein erster Streich ist, so finde ich, leider nicht gelungen. Dein Text ist wehmütig, aber ich kann in ihm weder Romantik, noch Erotik entdecken.
Weder die Protagonistin, noch der Ehemann, noch, was ja auch höchst spannend wäre, der Liebhaber erscheinen bildhaft vor meinen Augen.

Ich kann mir keine der Gestalten vorstellen, weil du ihnen leider keinen Charakter eingehaucht hast.
Deine Beschreibung, denn so recht eine insich geschlossene Handlung kann ich auch nicht erkennen, ist distanziert. Am Ende der Geschichte gerät sie auch eher zu einer Eigenbetrachtung, einem Monolog der Gedanken der Protagonistin.
Von der Idee her bringst du ein altbekanntes Thema, was ich dir keineswegs zum Vorwurf mache, niemand muss das Rad neu erfinden.
Aber wenn man schon ein althergebrachtes Thema wählt, so ist die Hauptaufgabe, dieses in neuer Verpackung zu tun und in diesem Punkt bietest du ebenfalls nur Durchschnittskost.
Es passiert das, was in so verdammt vielen Geschichten geschieht: die Geliebte denkt über ihr Erlebnis und das Verhältnis zum Ehemann und Geliebten nach. *gähn*
Da mischt sich dann ein bisschen schlechtes Gewissen mit der lebenswichtigen Frage, ob man nun mit dem einen oder dem anderen die Beziehung beenden soll und am Ende siegt dann mal der gute Charakter, oder das, was wir uns langläufig drunter vorzustellen haben in unserer christlichen Welt und mal sieht eben der Selbstverwirklichungswille der Egoistin in uns. :D
Nix Neues.
Wenn dies der erste Teil einer ganzen Serie ist, dann frage ich mich, was da noch Spannendes folgen soll. Bitte denke auch daran, dass bei der Serie jede einzelne Geschichte für sich genommen lesbar sein muss, ohne, dass man die andren Teile unbedingt als Vorwissen kennen muss. Das ist, so finde ich, gar nicht so einfach.

Was mich heftigst gestört hat, ist, dass du entweder gar nicht recherchiert hast oder nur ungenügend. Es gibt keinen Bahnhof Eimsbüttel in Hamburg. Und eine S 15 auch nicht.
Schau dir bitte den HVV-Plan (Hamburger VerkehrsVerbund) genau an, dann kannst du erkennen, dass deine Angaben nicht stimmen.
Ok, du wirst vielleicht denken, dass sowas oberflächlich ist, weil die Geschichte nicht davon abhängt, ob es so einen Bahnhof gibt oder nicht. Aber du siehst, dass es einen Leser wie mich stören kann. Zudem hattest du es nicht nötig, einen neuen Bahnhof zu erfinden. Nimm den Bahnhof Holstenstraße und schon passt dein Text, denn von dort kann man zum Beispiel auf dem Weg von Bahnhof Dammtor über Holstenstraße nach Altona durchaus an Häuserschluchten auch mal ab und zu einen Balkon erkennen.
Bei den Häusern um die Jahrhundertwende eher nicht so arg viele, damals hatte man es nicht so mit der Wohnqualität namens Balkon, sondern eher bei den moderneren Gebäuden.

Was ich spannend fand, aber was du wieder schnell wegpackst, ist der Gedanke, dass deine Protagonistin zusammen mit ihrem Mann genau an der Stelle vorbei fährt, wo sie sich mit ihrem Liebhaber vergnügt hat.
Da hätten spannende Momente aufkommen können, überhaupt hätte das der Hauptpunkt deiner Story sein können, nämlich zu berichten, wie siedendheiß deiner Protagonistin wird, als der Ehemann bemerkt, wie sie zu diesem einen Balkon stiert, wie sie schon vorher nervös und fahrig wird, wenn die Bahn dran vorbeifährt und und und. Und als Bonmot hätte sie vielleicht bei der Gelegenheit entdecken können, dass sie nicht die einzige Balkongeliebte ist, weil ... :D

Lieben Gruß
lakita

 

Danke für die Anregungen

Hallo,

vielen lieben Dank für die freundliche Aufnahme und die ausführliche Antwort. Solch' konstruktive Kritik hört man doch gern.

Leider kann ich mich erst am Wochenende um Verbesserungen kümmern, da ich noch wegen Praktikum/ Hausarbeit zu tun habe.

Kommst du aus Hamburg? Eine gute Idee mit dem HVV-Plan. Ich war zwar auch schon einige Male in Hamburg, aber hatte nicht mehr alle Stadtteile/ Bahnhöfe auf der Kappe. Ich kann auch verstehen, dass dich solche Dinge stören. Wenn Jemand etwas über meine Stadt (oder eine Stadt, die ich sehr gut kenne) schreiben würde, würde ich wahrscheinlich auch schief gucken ;-)

Sicherlich fällt mir noch Einiges ein, um das Ganze schmackhafter zu machen.
Danke für die Vorschläge und Anregungen.

LG Sabine

 

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