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Zwei

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15.03.2012
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Zwei

Aufstehen, Arbeiten, Freizeit. Aaron hatte den letzten Abschnitt des heutigen Tages müde erreicht und war schon im Büro wegen seiner gereizten Stimmung negativ aufgefallen. Aber wer hatte das Recht seine verdammte Lieblingstasse zu benutzen? Wenn er sich vorstellte, wie die mit Speichel überzogenen Lippen einer seiner verdreckten Kollegen den Rand seiner Tasse berührten, wurde ihm ganz flau im Magen. „Bringst du mir noch ein Bier mit?“, tönte es aus seinem Wohnzimmer. Aron langte in den Kühlschrank, nahm sich eine Flasche und ging ins Wohnzimmer. „An deiner Stelle würde ich mir das Bier überlassen. Du wirst zu einem Fettsack“, sagte er, während er sich auf der Couch breit machte. Nick grinste und machte die Flasche mit seinen ohnehin schlechten Zähnen auf. Aaron war sich bewusst, dass die Frauenwelt draußen wartete. Anstatt hier mit Nick abzuhängen sollte er sich endlich eine suchen. Er war bereits 31 und hatte erst eine richtige Beziehung gehabt. Es war ganz eindeutig, dass die Frauen abgeschreckt wurden durch Nick. Sobald er seinen Freund vorstellte, wendeten sich die meisten mit abfällig verdrehten Augen ab. Aber alleine war es schwer für ihn. „Lass uns raus heute“, sagte er etwas beschämt, als hätte Nick seine Gedanken gehört. „Du gibst nicht auf, was?“, antwortete Nick, grinste noch etwas breiter und trank die Flasche auf Ex leer. Aaron hielt nichts von Resignation. Nur weil Nick wie ein stinkender Penner herumlief, weil er keine Hoffnung mehr für sich in der Frauenwelt sah, hieß das noch lange nicht, dass er das auch tun musste oder wollte. Solche schnippischen Kommentare konnte er weiß Gott wirklich für sich behalten. „Leck mich am Arsch, Nick. Dann geh ich halt alleine“. Aaron stand auf und ging in Richtung Bad. Es war ihm wirklich wichtig nicht wie Abschaum zu riechen, bevor er in die Kneipe ging. Aus dem Wohnzimmer hörte er nur noch schallendes Gelächter. „Ich sag dir was Mann. Seitdem mir nicht mehr irgend ne‘ Olle am Hals hängt bin ich glücklicher, als je zuvor.“, tönte es durch die Badezimmertür. Dieses Lied hatte ihm Nick schon so oft vorgesungen, dass er es nicht mehr hören konnte. Er riss die Badezimmertür auf, rannte auf das Wohnzimmer zu und schrie dabei „Ja, verdammte Scheiße! Aber ich bin nicht wie du, wann kapierst du das endlich du Vollid…“, bis er auf einem Stück Papier ausrutschte. Mit voller Wucht knallte er auf den Boden und sah geschockt zu Nick hoch, der sich lässig an den Türrahmen anlehnte. Etwas benommen nahm Aaron den Wisch in die Hand, auf dem er ausgerutscht war. Ein Kündigungsschreiben. Nick arbeitete nicht. Wütend stand er auf und hielt ihm den Zettel direkt vor sein Gesicht. „Bist du vollkommen bescheuert? Das Schreiben ist einen Monat alt du ... Laut diesem Schreiben muss ich ab Morgen nicht mehr zur Arbeit kommen. Wieso hast du mir nichts gesagt?“ Durch die Wut stieg ihm siedend heißes Blut in den Schädel und zugleich traf ihn die Verzweiflung wie in Faustschlag ins Gesicht. Nick zuckte irritiert mit den Schultern. „Ich hab dir andauernd davon erzählt, aber du hast mich immer ignoriert“ Fassungslos schüttelte Aaron den Kopf und rieb sich mit gequältem Gesichtsausdruck die Nasenwurzel. Dann brach es aus ihm heraus. „Seit Wochen muss ich mir die Wohnung mit dir teilen und jeden Scheiß ertragen, den du hier abziehst. Ich hab dich aufgenommen, weil dir gerade gekündigt wurde und du nicht wusstest wohin. Ich war dir neben einer letzten Zuflucht ein Freund und Bruder und hab drüber hinweggesehen, dass du meine Kohle zum Fenster rauswirfst für den beschissenen Alk! Und du lügst mir eiskalt ins Gesicht. Aber jetzt reicht es. RAUS!“ Zwischendurch war er in ein hysterisches Brüllen verfallen und war so dicht es nur ging vor ihn getreten. Doch Nick starrte ihn nur schweigend an.
„Meine Güte. Reg‘ dich nicht auf, du findest schon was“
„Was finden?! Bist du völlig überschnappt? Das hätte ich den gesamten letzten Monat tun müssen, aber jetzt ist es zu spät“
„Ich denke nicht, dass es meine Schuld ist. Ich hab’s dir gesagt man“
„LÜGNER!“
„Auf der Arbeit lachen sie über dich, oder?“
„RAUS AUS MEINER WOHNUNG!“
„Sie nennen dich Freak. Auch Jeanny hat dich so genannt“
„HALT DIE SCHNAUZE!“
„Du vermisst sie so sehr. Du willst, dass sie zu dir zurück kommt“
„GEH!“
„Ja, aber wenn ich gehe, dann bist du ganz allein. Du hast alle deine Freunde und Kollegen vergrault, Alter. Durch deine unselbstbeherrschte Art“
„ES REICHT!“ Aaron nahm vor Wut und Verzweiflung weinend den Briefbeschwerer aus Granit, der neben ihm auf der Kommode lag und warf. Er traf Nick, der in hunderte von Scherben zersprang, die sich vor ihm auf dem Boden ausbreiteten.
Ein altes Sprichwort sagt, Scherben bringen Unglück.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo oliens,

erst mal ‚Herzlich Willkommen!‘ hier im Forum!


Bist mein Compi fertig gerechnet hat, einige Anmerkungen:

Deine Geschichte ist flott geschrieben, auch die Aufregung des Protagonisten kommt gut rüber. Inhaltlich ist der Text in Ordnung, auch wenn es nicht gerade die neueste Idee ist, über die Kombination ‚Frauenprobleme, Alk und Arbeitslosigkeit‘ zu schreiben. Deine abschließende Wende ist schon eine Überraschung, man fragt sich schließlich beim Lesen, wann denn endlich das Seltsame kommt. Der Schluss ist eine recht einfache Lösung, aber überrascht hat sie mich trotzdem.

„Ein altes Sprichwort sagt, Scherben bringen Unglück.“
Das Sprichwort ‚spricht‘ anders, ist der Ausdruck Absicht?

Es wäre günstig einige zusätzliche Absätze zu machen, man das Ganze dann besser lesen, z. B. hier:
„Aufstehen, Arbeiten, Freizeit. Aaron hatte den letzten Abschnitt des heutigen Tages müde erreicht und war schon im Büro wegen seiner gereizten Stimmung negativ aufgefallen. Aber wer hatte das Recht seine verdammte Lieblingstasse zu benutzen? Wenn er sich vorstellte, wie die mit Speichel überzogenen Lippen einer seiner verdreckten Kollegen den Rand seiner Tasse berührten, wurde ihm ganz flau im Magen.

„Bringst du mir noch ein Bier mit?“, tönte es aus seinem Wohnzimmer. Aron langte in den Kühlschrank, nahm sich eine Flasche und ging ins Wohnzimmer. „An deiner Stelle würde ich mir das Bier überlassen. Du wirst zu einem Fettsack“, sagte er, während er sich auf der Couch breit machte.“

+


Es gibt die Ansicht, man solle in Dialogen nicht zur Verstärkung groß schreiben, sondern den Effekt durch stilistische (sprachliche) Mittel erzielen.

Genauso ist die Frage, ob du nicht alle Dialoge untereinander schreibst, letztlich musst du das entscheiden.


„Aron langte in den Kühlschrank“
- Aaron


Seitdem mir nicht mehr irgend ne‘ Olle
- ‘ne


Meine Güte. Reg‘ dich nicht auf, du findest schon was“
„Was finden?! Bist du völlig überschnappt? Das hätte ich den gesamten letzten Monat tun müssen, aber jetzt ist es zu spät“
„Ich denke nicht, dass es meine Schuld ist. Ich hab’s dir gesagt man“

- Punkte fehlen; Mann; Reg dich nicht …


Ich finde es nicht ganz schlüssig, dass jemand nur aus einem Schreiben von seiner Kündigung erfahren soll.

Tschüss …

Woltochinon

 

Hallo oliens

Deine Geschichte liest sich wirklich gut, auch wenn ich an manchen Stellen, zu Anfang, darüber gestolpert bin, dass du deinen Prot charakterlich negativ darstellst, am Ende kommt das dann aber zusammen.

Woltoichinon hat dir schon viele gute Tipps geschrieben, solltest du wirklich mal überdenken.

Wichtig: Absätze,
ich ertappe mich zunehmend dabei, Geschichten gar nicht erst zu lesen, wenn sie wie ein dicker Block daher kommen. Blöd von mir, könnte damit gute Geschichten verpassen.

Und ich glaube, habe den seltsamen Teil in deiner Geschichte gefunden:
Zitat...Es traf Nick, der in hunderte Scherben zersprang, die sich vor ihm auf den Boden ausbreiteten. ...

Bravo, muss Aron jetzt mit Hunderten von Nicks zusammen leben?

Schreib weiter, Grüße
Fion

 

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