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Zwei Tauben auf dem Dach

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03.04.2003
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Zwei Tauben auf dem Dach

Zwei Tauben auf dem Dach

Ich schaue aus dem Fenster. Auf dem Dach gegenüber sitzt eine Taube.
Ihr Gefieder glänzt in der Morgensonne.
Hinter ihr sehe ich sie aufgehen, groß, rund und rot.
Noch kann ich hineingucken. Nur die Taube wirft einen Schatten auf den Feuerball.
Ich muss weg.

Am Nachmittag komme ich wieder in mein Zimmer. Ich schaue aus dem Fenster.
Auf dem Dach gegenüber sitzt die Taube. Ob es die selbe ist? Ich kann es nicht sagen, es gibt zu viele Tauben.
Lange schaue ich sie an, wie sie ihr Gefieder putzt.
Putze nur, du fleißige Taube, dass dein Gefieder noch heller glänzt und du noch schneller fliegen kannst, denke ich.
Eine zweite Taube gesellt sich zu der wartenden.
Langsam kommen sie sich näher.
Sie reiben ihre Köpfe aneinander, schnäbeln miteinander. Ich werde traurig.
Bei diesem so menschenähnlichen Kuss muss ich an meinen Exfreund denken.
Die beiden putzen sich. Ich hoffe, sie können bald viel schneller, viel höher, viel besser fliegen, mit ihrem glänzenden Gefieder.

Am Abend will ich mich mit Freunden treffen.
Ich muss drei Stationen mit der Bahn fahren.
Auf dem Bahnhof sehe ich ein paar Tauben.
Sie sind hungrig, essen Brotkrümel.
Die Passanten treten nach ihnen, weil sie sie nicht dort haben wollen.
Sie sind ein Störfaktor im modernen Leben.

 

:-/ Wie traurig, wie wahr..

Die Sprache ist einfach, aber die Gedanken sind interessant..
Wenn die Leute doch einsehen könnten, dass Tauben nicht viel anders sind als wir Menschen.

Mir hat die Story gefallen, danke, WibiB.


Placebo. :hmm:

 

Die Geschichte wirkt durch ihre Sprache fast wie ein einfacher Kinderreim. Ich finde das sehr schön. Von der Ich-Erzählerin bekommt man dadurch natürlich den Eindruck, sie sei eher simpel gestrickt, macht aber nichts. Es ist schließlich eine Geschichte, in der es um Tauben geht, da muß wohl keine große charakterliche Annäherung kommen. Den Vergleich finde ich süß aber nicht so originell. Trotzdem gute Geschichte.

 

Hi WibiB!

Hab mich anfangs echt gefragt wo das mit den Tauben hinführen soll... ;)
Als Du gegen Ende dann die Erzählerin von ihrem Ex-Freund berichten lassen hast, wurde mir einiges klarer. :cool:

=> Kann es sein, dass Du mit der Geschichte ein Gleichnis aufstellen wolltest, mit dem Du darauf verweisen möchtest, dass für die LIEBE (wie auch für die Tauben) in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit kein Platz mehr ist?

Nette, gut aufgebaute Geschichte mit hoffentlich nicht aktuellem, autobiographischen Hintergrund! :p

Bye
nutom

PS: Eine Anmerkung noch zur Logik am Anfang... Du siehst die Taube von Deinem Fenster aus und die Sonne geht hinter der Taube auf, richtig!?
So wie ich mir das vorstelle kann die Taube bei dieser Konstellation keinen Schatten auf die Sonne werfen, oder??? :confused:

 

Hi Wiebke!
Wir sollten das Leben nicht mit unseren Füssen treten, auch wenn es sich in Form von Tauben zeigt! Wunderschöne Geschichte!
Zur Taube, die einen Schatten wirft: Eher umgekehrt! Die Taube wirft einen Schatten auf die Ich-Erzählerin.

Eine zweite Taube gesellt sich zu der wartenden.
wartenden -> Wartenden

Bei diesem so menschenähnlichen Kuss muss ich an meinen Exfreund denken.
Das "menschenähnlich" stört mich ein wenig. Ich würde vielleicht das menschenähnlich auslassen, denn es wird klar, wenn die Protagonistin an ihren Exfreund denken muss. Ist aber nicht sooo störend. :)

Die Geschichte gefällt mir! Ich freue mich schon auf deine nächste!

Liebe Grüsse,
Manuela

 

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