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Zwei Sekunden

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29.06.2007
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Zwei Sekunden

Zwei Sekunden

Ihr Auftrag war klar. Die Firma schickte sie aus, um nach Bodenschätzen zu suchen.
Viele Planeten hatten sie schon besucht.
Meist waren es tote Eiswüsten, die nach verwertbaren Metallen abzusuchen waren.
Ein Routinejob für Ewo und Joshuah. Nullraum-Transfer. Umlauf im Orbit des Zielplaneten.
Absetzen mit dem Raumer auf den Planeten und automatische Erkundung durch die ausgeschickten Roboiden nach seltenen Metallen. Die Landung auf diesem Planeten war wie so oft Problemlos. Routine.
Doch diesmal war etwas nicht wie sonst.
Da war dieser "Wald". Oder was auch immer da antwortete, es sprach zu ihnen, bis die Signale leiser wurden und schließlich verstummten.

Joshuah sagte nichts.
Er blickte nur stumm auf seine Hände die jetzt untätig auf dem Steuerpult lagen.
"Wir hätten sie retten können!" Ewo spie die Worte nur so heraus.
Er fühlte sich irgendwie betrogen. Sein Ehrgeiz war geweckt.
Mit seinem fülligem Leib lehnte er sich an das Segment daß den Blick nach draußen freigab. Er schnaufte.
Im Raumer herrschte fast völlige Dunkelheit. Seit das Zwei-Mann-Team gelandet war, erhellten nur Signallampen den Kommandoraum. Monitore warfen ein diffuses Licht, die kaum die Konturen der beiden Männer erkennen ließen.
Die Vorschrift verlangte, dass bei "unvorhergesehenen Ereignissen" der Raumer in den "Schutz"- Modus zu setzen war: Alle Aktivitäten einstellen, Schilde aufbauen und abwarten. Igeltaktik.
Die Signale waren ein "Unvorhergesehenes Ereignis".
Sie kamen von den "Bäumen", oder dem "Wald", der sich unweit ihrer Landestelle in einer Senke verbarg. Eine Bizarre Masse sich leicht bewegender Medusenhäupter, tiefschwarz und glänzend, in Auflösung begriffen.
Die Quelle der Signale.
In fast völliger Dunkelheit sahen sich die Männer an.
Stille.
Joshuah saß am Pult und hatte den Kopfhörer auf, der ihm seitlich etwas vom Kopf gerutscht war.
Er schien noch immer zu lauschen und sein Gesicht war angespannt.
Draußen stieg ein übergroßer Mond in den schwarzen Himmel und teilte die Ebene in Schwarz und Weiß
und ließ die Hügelkette am Horizont in Dunkelheit versinken.
Ewo füllte fast vollständig das Lichtquadrat des Sichtfensters aus.
Sein langer Schatten verlor sich im Halbdunkel des Raumes. Er verschränkte die Arme auf den Rücken und senkte den Kopf.
Er dachte nach.
Stille.
"Wir haben doch nur geantwortet!" sagte Joshuah mit leiser Stimme in die Stille hinein, vielleicht nur um irgendetwas zu sagen. "Das von ihnen veränderte Signal zurückgeschickt!"
Es klang wie eine Rechtfertigung.
Ewo sah hinaus auf die weite Ebene des Planeten.
Seit der Landung vor zwei Tagen kam ihre Schiff-Standardkennung wie ein Echo von den merkwürdigen Objekten in der Senke am Hügel zurück.
Sonst nichts.
Schwarze, Baumartige Gebilde streckten sich dort wie abgestorbene Tentakel in den dunklen Himmel und wiegten sich langsam in einem imaginären Wind.
Ein gespenstischer Anblick in einem gespenstischem Licht.
Der "Tote Wald", wie sie ihn nannten, hatte sie gehört und geantwortet.
Das Standard-Kennungssignal des Raumers wurde von dem "Wald" um ein Null-Signal von zwei Sekunden ergänzt und zurückgeschickt.
Es schien zu bedeuten: "Verstanden". Plus zwei Sekunden Pause, die sich Ewo und Joshuah nicht erklären konnten.

Ewo räusperte sich und strich sich unwillkürlich durch sein dünnes Haar.
Diese Geste schien sowohl Unentschlossenheit als auch Resignation anzudeuten. Mit einer langsamen Bewegung seiner Hand deutete er auf die sich stetig zerfallenden Gebilde. Joshuah sah kurz zu den Instrumenten und blickte dann auf.
"Sie werden leiser". sagte er dann.
"Sie sterben." antwortete Ewo.
"Ja." erwiederte Joshuah tonlos. Er fühlte, wie sich irgend etwas in ihm zusammenzog.
Ein kurzes Piepsen machte darauf aufmerksam daß die eintreffenden Daten der Erkundungssatelliten nun abrufbereit waren. Daten über die Bodenbeschaffenheit des Planeten, mögliche Metall-Lagerstätten,Wetterdaten.
Ärgerlich schaute Ewo auf das blinkende Signal. Joshuah schaltete es schnell stumm.
Stille.
"Mit wieviel Prozent unserer Sendeleistung haben sie geantwortet?" fragte Ewo wie beiläufig.
Sein Blick war lauernd.
Joshuah sah irritiert auf die Instrumente.
"Ähmm, zuerst konstant 2%, dann stetig abnehmend. Jetzt nur noch 0,02%, ich musste das Signal ständig aufmodulieren, so schwach wird es." erwiderte Joshuah schnell.
Ewo nickte zufrieden. Aha! Er schaute nach draußen.
Die Tentakel der "Bäume" lösten sich rasch auf.
Wie sich langsam verflüssigendes Gelee sanken die "Äste" zu Boden und vereinigten sich dort zu einer unansehnlichen dunkel schimmernden Masse.
-Agonie.
"Kein Signal mehr!" kam es stockend von Joshuah, seine Hand drehte am Regler der Empfangseinheit. "Verdammt!"
Ewo nahm den Blick vom Panoramasegment und schaute Joshuah direkt in die Augen.
"Wir hätten sie retten können!" wiederholte Ewo und ballte die Fäuste in den Taschen seiner Kombination.
Ewo hatte nachgedacht. Im Erkennen von Zusammenhängen war er geschult.
Nicht umsonst war ER Kommandant.
Laut erklärte er: "Also, zwei Sekunden Stille haben sie uns zurückgeschickt. Richtig?
DAS war ihre Reaktion.Verstehst du? Keine Mathematischen Formeln, kein Versuch der Verständigung. Ihre Antwort war die Bitte um Stille!"
Triumphirend blickte er Joshuah an.
"Du meinst wir haben..." murmelte Joshuah leise.
"Ja!" stieß Ewo hervor:
"Wir haben! Wir haben sie ANGEBRÜLLT und damit vernichtet, verstehst du?? Unser Signal war zu Stark. Die zwei Sekunden Stille bedeuteten RUHE!/SCHMERZ/TOD. Sie verständigten sich wahrscheinlich nur mittels Elektromagnetischer Wellen untereinander. -Nur eben etwas leiser."
Ewo lachte meckernd: "Das haben wir versaut!"

Ewos Eitelkeit war verletzt. Er schalt sich einen Narren daß er zu spät darauf gekommen war.
Vorbei! Was da auch immer in der Senke vor der Hügelkette war, was auch immer für eine Art Leben das war, Organisch oder nicht, es besaß rudimentär soviel Intelligenz um ein Signal zu beantworten und zu ergänzen. ER hätte sich einen Namen gemacht. Er hatte hunderte Planeten abgegrast, wie ein Maulwurf im Boden gebuddelt, immer in der Hoffnung auf DIE Entdeckung. Und nun sowas.
Aber das wird dieser Joshuah wohl nie kapieren.

Joshuah schaltete wortlos die Sendeanlage aus, streifte den Kopfhörer ab und trat zu Ewo an das Panoramasegment des Raumers.
Joshuah folgte dem Blick Ewos hinaus auf die Ebene, zu der Stelle, wo nun eine dunkle Masse wie ein Schwarzer See das Mondlicht reflektierte. Vielleicht hoffte Joshuah etwas Bedauern in den Augen seines Kommandanten zu sehen, ein Bedauern daß sich wie ein kranker Vogel in seiner Seele eingenistet hatte. Joshuah empfand einfach nur Trauer über den Verlusst, aber er wusste daß er mit Ewo nie darüber würde reden können.
Welches Recht haben wir hier wie die Dorftrampel einzufallen und nach allem zu buddeln was nicht unser ist? dachte Joshuah.

"-Gut."
Ewos Stimme klang jetzt sehr hart und riss Joshuah aus seinen Gedanken.
Ewos Haltung straffte sich.Jetzt war er einfach nur der Kommandant.
Er räusperte sich: "Wir haben einen Auftrag, Josh.
Ist nicht mehr zu ändern. Denk an unsere Prämien!"
Er bemühte sich um Lässigkeit als er sagte: "Lass die Spürhunde los! Standardprogramm!

Ein Luk des Raumers öffnete sich und Josuah schickte seine gierigen Roboiden aus.
Lange Schatten werfend, machten sie sich auf den Weg, unbeirrbar streckten sie ihre Fühler aus.
Sie scannten das Terrain nach den wertvollen Dingen.
Mangan,Platin,Gold...
Standardprogramm. Joshuah gab seine Befehle.
Die Roboiden waren Folgsam.
Ihre Ketten gruben, Staub aufwirbelnd, eine tiefe Schneise in den Sand die sich bald in der unförmigen Schwarzen Masse der Senke verlor.


2006 H.Schmidt

 

Hi H. Schmidt!

Die Landung auf diesem Planeten war wie so oft problemlos.
Mit seinem fülligem Leib lehnte er sich an das Segment , das den Blick nach draußen freigab.

Eine bizarre Masse sich leicht bewegender Medusenhäupter, tiefschwarz und glänzend, in Auflösung begriffen.

Schwarze, baumartige Gebilde streckten sich dort wie abgestorbene Tentakel in den dunklen Himmel und wiegten sich langsam in einem imaginären Wind.
Sehr viele Adjektive ... das "dunklen" ist mE das schwächste, vielleicht streichen?

Ein gespenstischer Anblick in einem gespenstischem Licht.
Die Wiederholung ist sicher Absicht, mich stört sie trotzdem.
"Ja", erwiderte Joshuah tonlos. Er fühlte, wie sich irgend etwas in ihm zusammenzog.

Unser Signal war zu stark.

elektromagnetischer Wellen untereinander.

dunkle Masse wie ein Schwarzer See

Joshuah empfand einfach nur Trauer über den Verlust, aber er wusste, daß er mit Ewo nie darüber würde reden können.

Die Roboiden waren folgsam.

Die Geschichte ist inhaltlich ganz nett und sprachlich meistens sauber (Ausnahmen oben), zieht dem Leser aber auch ganz schön die Moralkeule in Form von Joshuas Gedanken über den Schädel. Da könnte man mit weniger Tell wahrscheinlich noch was reißen. Das Ende dagegen hat mir in seiner Unausweichlichkeit gut gefallen. Die Idee, dass die fremden Wesen schweigend um Ruhe bitten, fand ich ebenfalls gelungen.

Zum Formalen noch:
Wörtliche Rede geht meistens so (hab ich auch hier gelernt):
"Ja", sagte er. (Punkt fällt weg)
"Ja?", sagte er.
"Ja!", sagte er.

Einige Rechtschreibfehler sind noch drin, solltest du noch mal drübergucken. :)

Viele Grüße,
Seaman

 

Nur ganz kurz von mir:
Bitte die Fehler rausmachen ;)
Sprachlich okay, ohne zu glänzen.
Inhaltlich ist mir das ein bisschen dünn. Etwas weit hergeholt, die Sache. Insgesamt passiert nicht viel, Spannung kommt keine auf - da hättest Du die Ereignisse dramatischer schildern müssen. Das Ende "versöhnt", denn es ist zynisch. Ein brauchbarer Ansatz also, bloß ist die Umsetzung meiner Meinung nach zu ... brav, um sich aus der Masse abzuheben.

Uwe
:cool:

 

Hallo Herr Schmidt

Ich hatte deine Geschichte schon vor Urzeiten mal auf e-stories gelesen und ich muss sagen, die Idee gefällt mir immer noch ausnehmend gut.
Okay, die Umsetzung ist an einigen Stellen ein wenig zu klassisch um wirklich aufregend zu sein, aber ansonsten sag ich einfach mal, das mir das Ganze gefallen hat.
Bin halt heut mal unkonstruktiv;) .

Grüßken
omno

 

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