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Zwei Leben

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27.08.2010
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Zwei Leben

2 Leben

Langsam ließ Jim den Blick über den Ozean schweifen, als er auf dem Balkon seines Hauses stand. Andächtig genoss er es, dass ihn eine leichte Brise umwehte und die morgendliche Sonne auf ihn herab schien. Er atmete tief ein, wieder aus und erfreute sich an diesem sonnigen Morgen.

Dann, nach einigen Minuten der Ruhe, drehte sich Jim um und ging vom Balkon zurück in sein extravagant eingerichtetes Schlafzimmer, welches ihm auch als Arbeitszimmer diente. Er schaute sich im Zimmer um und sein Blick blieb am wuchtigen Schreibtisch hängen. Auf ihm stapelten sich die Unterlagen, die er eigentlich für die heutige Konferenz hätte durcharbeiten müssen.
Anstatt jedoch an seine bevorstehende Arbeit zu denken, schüttelte er diese missfälligen Gedanken schnell wieder ab und wendete seinen Blick dem Bett zu. Sogleich wurde ihm ganz warm ums Herz, so wie es ihm immer wurde, wenn er die Frau seiner Träume sah. Eine brünette Göttin, mit schmalem Körper und einem ewig jugendlichen Äußeren, die sich momentan jedoch in den Kissen vergrub. Er liebte es, Clara so zu beobachten und dabei zuzusehen, wie sie wach wurde.

Er schlug die Decke zur Seite und legte sich noch einmal zu ihr ins Bett. Dabei umarmte er sie und drückte sie an sich.
„Warum bist du denn noch nicht im Bad und machst dich fertig, James?“, fragte sie ihn verschlafen.
„Nenn mich nicht James, Schatz. Ein paar Minuten habe ich noch. Außerdem schlafen die Kinder noch und ich wollte die kostbare Zeit lieber noch etwas mit dir verbringen.“
Daraufhin grinste Clara verliebt und küsste Jim zärtlich auf den Mund.
Eng umschlungen lagen sie noch eine Weile im Bett und genossen die Zweisamkeit, bis der Wecker zum dritten Mal klingelte, Jim ihn endgültig ausschaltete und sich ins Bad begab, um sich fertig für die Arbeit zu machen.

Genau wie seine Frau und seine Familie, liebte Jim die Autofahrt zur Arbeit.
„Perfekter kann man einen Arbeitstag gar nicht beginnen“, hatte er schon oft bei sich gedacht und stieg auch an diesem Morgen mit dem selben Gedanken wieder in seinen Wagen. Die Fahrt zur Arbeit war wie eine Art Ruhepol für Jim - die letzten ruhigen Momente, bevor ein harter Arbeitstag begann.

„Guten Morgen, Mr. Parker“, sprach eine weibliche Computerstimme zu ihm. Sie kam aus einem kleinen Lautsprecher im Armaturenbrett und gehörte dem Bordcomputer.
„Wohin wünschen Sie zu fahren?“, fragte die Stimme.
„Zur Arbeit!“, befahl Jim und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
„Ach und spiel doch bitte etwas zur Entspannung“, fügte er hinzu und es erklang ein Stück moderne Klassik.
Nur bei solcher Musik konnte Jim wirklich entspannen und dabei die Aussicht von der Küstenstraße auf den Ozean genießen. Er fuhr diese Strecke jedes Mal, wenn es zur Arbeit ging.

Da ihn seine Fahrt immer weiter weg von der vorstädtischen Wohngegend und immer tiefer ins Innere der Stadt führte, verschwand von Meter zu Meter der tolle Ausblick. Dieser wurde zunehmend von der Aussicht auf die neusten Hightech-Produkte abgelöst, die auf fliegenden Holo-Werbetafeln überall in der Stadt angepriesen wurden. Das war so ziemlich das einzige, was ihn an seinem Arbeitsweg und seinem Arbeitsplatz störte; die direkte Lage in der Innenstadt.
Nach etwa zehn Minuten fuhr sein Wagen in eine Nebenstraße ein und hielt auf ein unterirdisches Parkhaus zu. Sein Wagen hielt automatisch auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Er stieg aus und fuhr mit dem Lift mehrere Minuten, in die oberen Etagen des gigantischen Bürogebäudes.

Jim schaute auf seine Uhr und bemerkte erschrocken, dass er etwas zu spät beim Meeting eintreffen würde. „Shit!“, dachte er sich.
Sich über sich selbst ärgernd starrte er auf die Stockwerkanzeige im Fahrstuhl und zählte im Kopf die Etagen: „Noch 4 ... noch 3 ... noch 2 ... noch 1 ... und Bingo!“.
Bei Erreichen des 90. Stockwerks öffnete der Fahrstuhl langsam seine Türen, ließ dabei ein sanftes Klingeln ertönen und verabschiedete Jim mit einem freundlichen: „Willkommen in der Meeting-Etage, Mr. Parker. Einen schönen Tag noch!“
„Wollen wir nur hoffen, dass es auch wirklich so ein schöner Morgen wird“, dachte er ernüchtert und legte dabei die Stirn in Falten.

Jim trat aus dem Fahrstuhl hinaus, ging den Flur entlang und hielt zielstrebig auf die große, hölzerne Doppeltür zu. Kurz vor dem Öffnen machte er noch einmal halt, atmete kräftig durch, richtete seine Krawatte und stieß die Tür auf. Leicht nervös und mit einem Zittern in der Stimme begrüßte er die Frauen und Männer in dem großen Konferenzsaal etwas flapsig: „Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung, aber Sie wissen ja, wie grausam der Verkehr in dieser verdammten Stadt ist. Selbst mächtige Männer wie ich stecken mal im Stau“. Passend dazu hatte er noch unsicher ein Lächeln aufgelegt, um möglichst locker zu wirken und die Nervosität zu überspielen.
Aber seine gespielte Lockerheit schien zu überzeugen und die anfangs grimmig dreinblickende Meute von Anzugträgern schien besänftigt zu sein.

Er nahm Platz in dem großzügig ausgepolsterten Bürostuhl am Kopf des Konferenztisches und ihm wurde von einer reizenden Sekretärin sogleich eine Mappe mit wichtigen Unterlagen auf den Tisch gelegt. Er öffnete sie und sah sich die Papiere konzentriert an. Kurz nachgedacht über den Inhalt erhob Jim die Stimme: „Nun, lassen Sie uns doch am besten mit dem ersten Punkt auf der Liste ...“
Als er seinen Kopf hob, blieben ihm die Wörter sprichwörtlich im Halse stecken und die Verzweiflung breitete sich auf seinem Gesicht aus. Die eben noch so grimmigen Geschäftsleute fingen an sich aufzulösen. Wie Wachsfiguren in der Nähe eines Feuers schmolzen ihre Körper auf den Sesseln dahin; erst langsam und dann immer schneller. Ihre Gesichter verzerrten sich dabei zu entstellten Fratzen. Plötzlich fing auch das Papier in Jims Hand an zu schmelzen und der ganze Konferenzsaal schien sich langsam mitsamt Inhalt aufzulösen – die Wände und die Decke machten den Eindruck jeden Moment nachzugeben und einzustürzen.

Anstatt jedoch erschrocken von einem solchen Anblick zu sein, drang aus Jims Mund nur ein ziemlich enttäuscht klingendes Seufzen. „Verdammt!“, schrie er auf, „warum denn jetzt schon!?“ Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen. Sein Kopf schmerzte. Die Dunkelheit vor seinen Augen verwandelte sich zunehmend in einen Fluss aus Farben.

Als es vorbei war und die Farbenspiele verschwanden, breitete sich vor seinen geschlossenen Augen ein gleichmäßiges, helles Licht aus. Er öffnete die Augen und kniff sie sofort wieder zu Schlitzen zusammen. Er blickte direkt in eine grelle Lampe.
Jim saß oder vielmehr lag in einer Art Stuhl und seine Arme ruhten auf schmalen Armlehnen. Die Stuhllehne richtete sich automatisch auf und seine Beinstütze fuhr hinunter – Jim saß nun aufrecht und ihm war leicht schwindelig, so wie es ihm jedes Mal nach dem Wake-Up ging, wie es in der Umgangssprache der VR-Junkies hieß.

Er schloss die Augen, verdrängte das unwohle Gefühl und dachte an sein wunderbares Leben in der virtuellen Welt von eben.
Eine weibliche, ziemlich rauchige und aggressive Stimme neben Jim sprach zu ihm: „Jim! Nimm den verdammten VR-Helm ab und beweg deinen Arsch aus dem Stuhl, ich hab noch and're Kunden!“ Die Stimme kam von Jacky, der sehr massigen Besitzerin der VR-Hölle.
„Ist ja gut Jacky! Bleib ruhig. Ich steh ja schon auf“, antwortete er, nahm den Helm dabei ab, hängte ihn an ein Gestell neben dem Stuhl und stand auf.

Jim folgte Jacky in den vorderen Bereich des Raumes. Er erinnerte ihn, aufgrund einer modrigen, hölzernen Theke, immer an die Rezeption des heruntergekommenen Hotels, in dem er noch vor einiger Zeit Unterkunft gefunden hatte. Mittlerweile hatte er es allerdings irgendwie geschafft, eine noch viel heruntergekommenere Mietwohnung zu finden.
Als Jim gerade an der Theke vorbei zur Tür hinaus gehen wollte, rief Jacky ihm noch zu: „Ach Jimmy, bevor ich's vergesse! Ab nächsten Montag kostet eine Stunde auf den Stühlen 5 Credits mehr!“
Der Schock dieser Neuigkeit war deutlich in seinem Gesicht abzulesen. Mit wütendem Ton blaffte er sie an: „Was!? Das ist Wucher! Du nimmst doch eh schon so viel. Woher soll ich all das Geld nehmen!?“
„Das ist nicht mein Problem, Jimmy! Das Geschäft läuft zurzeit echt gut und Angebot und Nachfrage bestimmen ja bekanntlich den Preis, Bürschchen. Da kann ich auf Einzelschicksale - wie dein jämmerliches - keine Rücksicht nehmen. Nu' sieh zu, Jimmy! hau ab, sonst vergraulst du mir noch die and're Kundschaft!“
„Welche Kundschaft!? Hier ist doch gar keiner! Und nenn' mich nie wieder Jimmy, für dich immer noch James!“
„Jaja, komm hau ab.“
„Tschüss, Schlampe ...“, zischelte er. Dass Jacky das hörte, war ihm durchaus bewusst und er genoss es.
Die automatische Schiebetür öffnete sich, als er auf sie zu trat, und er ging hinaus in die Gasse, in der „Jacky's VR-Dreams“ lag.

Jim stand nun in einer engen und feuchten Gasse. Einzig der Vollmond und bunte Leuchtschriften auf den Dächern über seinem Kopf spendeten schummriges und farbiges Licht, um wenigstens die Hand vor den Augen sehen zu können.
„Hat wohl bis eben geregnet. So ein Dreckswetter ...“, dachte Jim bei sich.
Nebel stieg aus den Gullys, und von den Häuserwänden und den Dächern, die die Gasse umschlossen, tropfte das Wasser.
Eine kühle Brise fuhr Jim durchs Haar und er klappte den Kragen seiner abgewetzten und löchrigen Jacke hoch, um sich wenigstens einigermaßen vor dem schlechten Wetter zu schützen. Bevor er sich allerdings auf den Weg machte zu seiner miesen Absteige von Wohnung, kramte Jim noch in seiner Jackentasche, fand eine letzte Zigarette und zündete sie sich an.
Er nahm einen kräftigen Zug, schloss die Augen und sehnte sich dabei nach seinem zweiten, besseren Leben. Er stieß den Rauch aus, öffnete die Augen, legte die Stirn in Falten und dachte verzweifelt: „Woher krieg' ich nun diese verdammten 5 Credits!? Ich kann ja kaum meine Miete bezahlen.“

Jim setzte sich in Bewegung – seine Füße fühlten sich schwer an – und nach wenigen Schritten verschwand er hinter einer Ecke, in der Dunkelheit der Nacht.

 

Hier mal meine erste Geschichte.
Hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe sie mal zu veröffentlichen.^^

Ich hoffe sie findet gefallen und ihr habt konstruktive Kritik für mich. =)
Ich weiß, der Stoff ist nich gerade der originellste.^^

 

Hallo Floy,
zunächst einmal herzlich Willkommen auf kg.de und in der SF-Rubrik!
Ich hoffe, Du kannst mit offener Kritik gut umgehen, denn es ist hier die übliche Vorgehensweise, dem Autor sachlich vor den Latz zu knallen, was gut und was schlecht war.

Zunächst mal wunderst Du Dich vielleicht, warum Deine Geschichte nach drei Tagen noch nicht kommentiert wurde.
Ich habe einen Erklärungsansatz: Der erste Absatz ist langweilig.
Nein, wirklich: In einer Kurzgeschichte musst Du den Leser gleich am Anfang fesseln. Gerade auf einer Webseite, wo der Klick auf die Zurück-Taste nur eine Millimeterentscheidung ist.
Dein Einstieg erzeugt eine ruhige Stimmung, die an ein Happy End erinnert. Nach einem Happy End endet eine Geschichte gewöhnlich, d.h. der Leser beendet die Lektüre. Ich glaube nicht, dass Du möchtest, dass genau das schon nach drei Sätzen geschieht.
Der Anfang einer KG muss im Leser den Willen erzeugen, weiter zu lesen. Er muss eine Frage aufwerfen, neugierig machen, Spannung erzeugen.

Das nächste Problem ist die Beschreibung. Du schreibst, dass das Schlafzimmer extravagant eingerichtet ist. Erstens ist das beinahe ein wertendes Urteil, das einem neutralen Erzähler nicht zusteht (das ist kein grundsätzlicher Fehler; Du kannst ruhig werten, aber Du solltest dieses Mittel bewusst einsetzen), zweitens entsteht kein Bild. Schreib von spiegelnden Schränken, Satin-Bettwäsche und Kristalllüstern, das vermittelt inhaltlich dasselbe, aber es erzeugt einen Film im Kopf. Drittens (und das lasse ich erstmal offen) ist es fraglich, ob diese Information Relevanz hat. Und eine KG sollte sich auf relevantes beschränken.

Weiter geht's: Braves Kuscheln, Autofahrt zur Arbeit. Ein Viertel der Geschichte ist vorbei, und es ist noch nichts interessantes passiert!
Ganz wichtig: Werde konkret. Schreib, welches Stück der Autocomputer spielt. Selbst wenn Du eins erfindest, alles ist besser als "ein Stück moderne Klassik". Selbiges gilt für Adjektive: Wenn schon, dann knackig. Eine "tolle" Aussicht hab ich auch aus meinem Bürofenster, aber Du meinst garantiert was anderes. Also schreib es auch! (aber besser nicht an dieser Stelle, denn das Thema Aussicht hast Du eigentlich schon im ersten Satz abgehandelt)

Wir kommen jetzt am Arbeitsplatz an, sind in der Mitte der Geschichte, und das einzige besondere, das bisher geschehen ist: Jim kommt zu spät zum Meeting. Da wir aber weder wissen, was das für ein Meeting ist, in was für einer Firma, und worum es in dieser Geschichte eigentlich geht, langweilen wir uns immer noch. An dieser Stelle nochmal der dringende Tipp zur Konkretisierung: Nenn den Namen der Stadt, den Namen der Firma, den Namen des Aufzugs. Diese Aufforderung mag im Widerspruch zur obigen Empfehlung stehen, unwichtiges wegzulassen. Aber es ist wichtig, dass der Leser ein Gefühl für Geschehen, Setting und Figur bekommt. Es ist ein Riesen-Unterschied, ob die Stadt New York heißt, Ganymed City oder Ludwigshafen. Ferner ist es für den Leser interessant, ob die Firma Aaa Human Resources, Signore Rossi&Co oder Invinite Oil AG heißt. Wenn Du einen Grund hast, dem Leser die Natur von Jims Job zu verheimlichen, okay - das Problem ist nur, dass dann der zu erwartende Schlussgag ausschließlich aufgrund von Geheimniskrämerei funktioniert, und sowas ist plump. Lesen wir also weiter bis zum Ende.

Tja, und Du hast es schon selbst geschrieben: Das ist banal. Alles war nur ein Traum, bzw. virtuell. Die Wirklichkeit ist wahrlich ekelhaft: Nasskalt, benutzt unfreundliche Wörter und zu allem Überfluss raucht der Held einen Krebsstängel.

Es geht also um Flucht in eine bessere Welt - definitiv ein Thema, das anzusprechen absolut valide ist. Leider ist die "bessere Welt" im vorliegenden Fall furchtbar langweilig. Mag sein, dass es eine akzeptable Aussage einer KG ist, dass, was wir als langweilig empfinden, für andere der schönste Traum ist. Aber die Umsetzung ist Dir gehörig misslungen, weil die Langeweile des "zweiten Lebens" im Vordergrund steht, nicht diese Aussage. Der Kontrast ist einfach zu gering, die Überraschung hält sich für jeden Leser, der schonmal Star Treks Holodeck oder Matrix gesehen hat, in Grenzen.

Wenn Du allerdings im Sinn hattest, konkret SL, also Second Life (=zweites Leben), als langweilig zu verunglimpfen, hast Du meine volle Unterstützung - obwohl die Beschreibung nichts mit SL gemein hat. Es ist auf andere Weise langweilig.

Fazit: Gut gemeint, uninteressant umgesetzt.

Was den guten Aufbau von KGs angeht, bist Du hier auf kg.de genau richtig: Lies die Storys auf den Empfehlungslisten aufmerksam. Achte insbesondere darauf, wie die Geschichten starten und wie sie Spannung erzeugen. Frag Dich selbst, warum Du sie zuende liest. Und dann mach es nach!

Bis dann
Uwe
:cool:

 

Hi Uwe,

danke, dass du ausführlich Kritik geübt hast.

Das mit der Langeweile habe ich mir selbst auch schon gedacht, aber dass es wirklich so negativ auffällt hätte ich nicht gedacht.^^
Mir war klar, dass die Geschichte nicht gerade von Action getragen wird.

Es ging mir eigentlich wirklich darum einen Kontrast zu schaffen zwischen dieser idyllischen, ruhigen Welt (in der die Figur meiner Meinung nach zu sehr im Vordergrund steht (schließlich baut sich ja die falsche Realität um diese Figur auf)) und der dreckigen, realen Welt. In der die Figur eigentlich ein totaler Loser ist und auf den eingebrüllt wird, etc.

Mir persönlich hat beim Schreiben die Passage mit der realen Welt auch besser gefallen...

Nun gut. Jetzt weiß ich wenigstens worauf ich beim nächsten Mal achten muss. =)

Hast du denn noch ein paar positive Aspekte an der Geschichte?^^
Damit ich weiß, was nicht so ganz in die Hose gegangen ist.

Viele Grüße
Floy

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Moin Floy
und auch von mir ein: "Herzlich Willkommen!"

Du schriebst:

Hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe sie mal zu veröffentlichen.^^

Dazu sag ich mal: keine Angst hier beißen nur ganz wenige und die bekommen was von den Moderatoren auf die Mütze ;)

Ich weiß, der Stoff ist nich gerade der originellste.^^

Naja der Stoff als solches ist nichts Neues aber er bietet immer noch eine Menge Möglichkeiten erzählt zu werden. Also sollte dich so was niemals davon abhalten eine Geschichte zu erzählen. Trau dich, du kannst nur gewinnen, verloren hast du nur wenn du es nicht schreibst. Klingt banal, ich weiß, aber ich glaube daran.

Also deine Geschichte krankt ein bisschen an Langeweile wie Uwe schon so schön schrieb. Ich hätt' jetzt gesacht, Jimi ist auf Valium und die Welt der Geschichte eine Strichzeichnung, womit ich aber in etwa das selbe gemeint hätte.

Woher kommt die Langeweile? Nun Uwe hat es schon an einem Beispiel aufgezeigt. Du nutzt zu viele Adjektive und hinzu kommt ein langsamer unangenehmer Leserhythmus. Hast du deine Geschichte mal laut gelesen? Das ist etwas was ich immer wieder empfehle, die eigene Geschichte laut lesen. Wenn du das tust wird dir nämlich auffalen, das die Sätze in deiner Geschichte ganz oft nicht zusammenpassen. Das die Sätze zu einzelnen Informationsträgern ohne Anschluss zu ihrer Umgebung, den anderen Sätzen werden. Du schreibst ein bisschen wie ... und dann und dann und dann ...
Du schreibst etwa so:

Ein Mann hieß Jimi. Jimi hatte einen lieben Hund der Waldemar hieß. An einem sonnigen Sonntag ging er durch den Park in dem eine Vielzahl sinnlich duftender Blumen stand. Auf dem Weg in den Park begegnete Jimi Doris und versuchte sich mit ihr zu verabreden. Waldemar beäugt diese Verabredungsversuche zwischen Doris und Jimi kritisch. Endlich gehen Jimi und Waldemar weiter. Waldemar hatte es ziemlich eilig zu seiner dicken Lieblingseiche zu kommen, weil er ein großes Bedürfnis verspürte.

Spannung kommt dabei nicht auf, wie wäre es damit:
"Waldi! Komm!", Jimi nahm die Hundeleine vom Haken und schaute zu Waldemar, der hechelnd auf seinen kurzen Beinen den Hausflur entlang getapst kam.
An der Tür angekommen schaute er begeistert zu Jimi auf und sabberte verzückt den Boden voll.
"Ja braver Waldi. Komm! Herrchen geht jetzt mit dir Gassi."
Auf der Straße begegneten Waldemar und Jimi der Doris aus dem Kiosk gegenüber. Immer wenn die Doris dem Jimi über den Weg lief, wurde dieser ganz unruhig. Waldemar glaubte das Jimi gerne mal am Hintern von der Doris geschnüffelt hätte. Nur war Jimi ein Feigling und hatte keine Ahnung von Frauen, deswegen traute er sich wohl auch nicht.
Da fielen immer nur Worte wie: "Hallo mein Sonnenschein! - Was machst du diesen Freitag? - Wollen wir nicht? - Hast du vielleicht Lust? - Wie wäre es wenn wir?"
Tja, Waldemar glaubte, das er größere Chancen bei Doris hatte als Jimi, aber er wollte ihm nicht die Show stehlen, außerdem war sie nicht sein Typ, sie hatte zu wenig Harre an den Beinen. Deshalb unterließ Waldemar es auch an ihrem Hintern zu schnüffeln. Vielleicht wäre es aber mal ganz gut gewesen an ihrem Hintern zu Schnüffeln nur um Jimi mal zu zeigen wie das geht.
Doris und Jimi quatschten eine ganze Zeit miteinander und Doris kraulte Waldemar hinter den Ohren. Glücklich blickte der in Doris Gesicht und fing wieder an zu sabbern. Das Gequatsche von Jimi und Doris ging weiter und Waldemar legte sich auf den Boden um in die Sonne zu blinzeln. Ein schöner Tag, aber noch schöner wäre es, wenn Jimi langsam in die Hufe kommen würde und sie endlich die Eiche im Stadtgarten aufsuchen könnten. Waldemar hatte nämlich noch was vor. Vor allem wollte er schnüffeln ob Charline, eine hochnäsige und eingebildete Pudeldame (aber mit einem süßen Hintern und einem charmanten Akzent), ihm eine Nachricht hinterlassen hatte.
Endlich waren die Quaselstrippen mit ihrem Gespräch fertig und Waldemar zog mit voller Kraft an der Leine um Jimi in den Stadtpark zu führen. Neben seiner Neugier auf Nachricht, pressierte es ihm in der Zwischenzeit nämlich schon ganz schön. Die Blase drückte also und würde erst Ruhe geben, wenn das Komma ausgeschüttelt worden wäre.
"Na - Na - Waldi! Nicht so stürmisch!", versuchte Jimi ihn zu bremsen.
Dieses Bemühen war jedoch nur von mäßigem Erfolg gekrönt und so hasteten Herrchen und Hund im Eiltempo durch die Nebenstraßen dem Stadtgrün zu. Hier und da rief ihnen jemand ein "Hallo!" zu oder grüßte mit einem Nicken, doch Waldemar ließ Jimi keine Zeit für Plaudereien. Natürlich hätte er sich an der nächsten Ampel, oder dem erstbesten Verkehrsschild entleeren können, doch Waldemar genierte sich ein wenig was das Pinkeln an öffentlichen Straßen betraf. Er hatte es lieber hübsch grün beim Pinkeln, außerdem waren die Verkehrsschilder und Ampeln mit ziemlich ekeligen Botschaften von Kötern versehen, denen sich Waldemar dann doch nicht anschließen wollte.
Endlich kamen sie in den Park und kurz darauf zu der Eiche.
Aber ach du Schreck! Jemand hatte die alte Eiche, den Briefkasten seiner Liebe zu Charline gefällt und zerstört.
Ungläubig blickte Waldemar an die Stelle, wo dereinst die dicke Eiche gestanden hatte und heulte in jämmerlichem Schmerz sein Unglück hinaus.
"Na - Na - Waldi!"

So das war gerade bissel Freestyle und soll dir eigentlich nur zeigen was ich persönlich unter schönem Erzählrhythmus und guter Schreibe verstehe. Im ersten Beispiel haben wir alle Fakten genannt, auch kleine Beschreibungen der Umwelt erfolgten, jedoch nur über Adjektive.
Das zweite Beispiel ist zwar länger aber es liest sich angenehmer und interessanter. Warum? Nun ich nenne dort die Fakten nicht einfach, sondern nutze sie um eine Geschichte zu erzählen. Erst. Ein Mann hieß Jimi. Jimi hatte einen Hund der Waldemar hieß.
In der zweiten Geschichte hab ich das nicht als einzelne Information genannt, sondern lass den Leser diese Informationen aus dem Zusammenhang herausfinden. Jimi ruft nach Waldemar, und wenn der Name nicht reicht, um zu erraten das es sich bei Waldemar um einen Hund handelt dann reicht doch die Hundeleine. Ohne das ich schreiben müsste das Waldemar der Hund von Jimi ist. Das kritische Begutachten des Flirts zwischen Doris und Jimi wird in eine Form gebracht, von der mir der Leser abkauft das der Hund so denken und fühlen könnte. Ich schreibe jedoch nicht die reine Information nieder, dass der Hund seine Zweifel bezüglich menschlicher Flirttechniken hat.
Als es dann endlich weiter geht, schreib ich nicht direkt das Waldemar jetzt ganz dringend muss. Ich beschreibe vielmehr wie er wild an der Leine zerrt und sich davor ekelt an den Straßenrand zu pinkeln. Er braucht die Natur und fordert sie ungestüm, indem er sein Herrchen durch die Stadt schleift.

Wie gesagt, dass Ding ist mal eben zwischen Tür und Angel entworfen worden, aber wenn du dich in den Rubriken hier auf Kurzgeschichten.de umschaust, dann wirst du feststellen das einige der Mittel die ich in diesem kleinen Geschichtchen verwendet habe auch in anderen eingesetzt werden und dass es solche Mittel sind, die eine Geschichte spannend machen. Schau dich also ruhig um und lerne wie andere Spannung erzeugen und versuchen den Leser für ihre Geschichte zu begeistern.
Ein weiterer Tipp den ich Neulingen immer gerne ans Herz lege ist, das Kommentieren anderer Geschichten. Nein, dass soll jetzt nicht die alte Leier werden: "Beteilige dich an der Arbeit im Forum, sonst kommentiert irgendwann keiner mehr deine Geschichten, wenn du nicht bei anderen kommentierst. Bla bla ..." (Natürlich ist es ein schöner und wichtiger Nebeneffekt, dass das Forum dadurch an Lebendigkeit gewinnt.)
Was ich meine, ist, wenn du dich mit einer Geschichte befasst hast und du die Geschichte gut findest, dann schreibe auf was du daran gut findest, sei es auch noch so banal. Und wenn dich etwas an einer Geschichte stört und wenn es nur die unaussprechlichen Namen der Storyhelden sind, dann schreib auch das auf. Versuche deine Begeisterung oder Ablehnung für eine Geschichte zu begründen. Wenn du das machst, dann machst du dir damit nämlich automatisch bewusst, welche Mittel du beim Lesen gut findest, welche Dinge auch andere Leser gut finden werden. Wenn du das erst mal weißt, fällt es dir auch leichter den Leser deiner Geschichten zu erreichen, deine Ideen interessant zu gestalten und damit interessante Geschichten zu schreiben. Ich plädiere also dafür, dass du Geschichten aus unterschiedlichsten Bereichen liest und aufschreibst was dir an ihnen gefällt oder Missfällt. Das sollst du nicht tun um der Allgemeinheit des Forums einen Dienst zu erweisen, sondern weil du dadurch etwas über das Schreiben lernen kannst. Bloßes Lesen zur Berieselung reicht da nicht. ;)

so what ...
les' dich
Nice

 

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