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Zwei Herzen

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20.07.2015
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Zwei Herzen

Jack fühlte eine Kälte, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Eine Kälte, die töten konnte.
Wind peitschte sein Gesicht, die schneeblinden Augen und tauben Lippen. Sähe er je wieder etwas anderes, als schmerzendes Weiß?
Er schleppte sich vorwärts, jeder Schritt ein hoffnungsloser Kampf gegen Wind und Schneemassen. Jack, der mutige Geschichtenerzähler, in seinem letzten Abenteuer. Hier gab es keine Prinzessinnen, keine Märchenfiguren oder Helden. Nur ihn. Den Schnee. Die Kälte und den Tod.
So endet es also, dachte er. Meine letzte Geschichte, erzähle ich dem Tod. Meine gefrorene Leiche wird das Zeugnis meines letzten Abenteuer sein. Ein kläglicher Abschied! Vielleicht geschieht es mir recht. Ich wehrte mich gegen das Leben, das ein jeder führte und glaubte ausbrechen und ein Leben nach meinen Vorstellungen führen zu können. Und was brachte es mir? Einen Tag voller Geschichten, eine Nacht voller Kälte und Hunger. Und jetzt sterbe ich genau so.
Er schlug der Länge nach auf dem Schnee auf, der ihn mit tödlichen, kalten Armen empfing. „Schlaf“, rauschte der Schneesturm in seinen Ohren.
Wenn ich einschlafe, dachte Jack, dann erfriere ich und erzähle nie mehr eine Geschichte, höre nie mehr Elenas trauriges Lachen und ich sehe meinen Bruder. Ich sterbe.
Jack hatte das Leben verflucht, er hatte es beschimpft und es hatte Zeiten gegeben, da hatte er es gehasst. Aber er hatte es niemals aufgegeben.
Aber die Kälte nahm keine Rücksicht darauf, ob Jack beschlossen hatte, weiter zu leben oder nicht. Die Kälte umschloss seine Glieder und presste sich auf seine Brust. Die Kälte schnürte seine Luft ab und stach in seine Haut.
Die Kälte schloss sich um sein warmes, pochendes Herz und drückte gnadenlos zu.
Der Geschichtenerzähler erwachte von reinem, blauen Licht, das durch seine geschlossenen Lider fiel. Unter seinen Fingern fühlte er Fell, weich und anders, als der brennende Schnee.
„Bist du wach?“, fragte eine Stimme, die nach mehr klang, als einem bloßen Menschen. Sie klang, wie der Schall einer verzauberten Eishalle, einer glitzernden, kalten Sonne und einem Winter voller Märchen.
„Wer bist du?“, wollte er fragen, doch der Geschichtenerzähler blieb stumm. Sein halbes Leben war er durch die Welt gereist. Stieg auf Berge, deren Spitzen, den Himmel berührten, schwamm durch tiefe Seen und redete mit Menschen aller Art.
Doch jetzt, war Jack zum ersten Mal in seinem Leben stumm. Zum ersten Mal fehlten ihm seine Worte, denn das Wesen vor ihm verschlug ihm die Sprache.
Er erinnerte sich an ein Märchen, das sein Bruder ihm vor langer Zeit erzählt hatte. Von einem einsamen Palast aus Eis und einer Prinzessin. Eisprinzessin.
Sie hatte Haare aus seidigem, gesponnenem Schnee und ihre Augen leuchteten wie das Eis in der untergehenden Wintersonne. Ein Gesicht, so rein und klar wie das Spiegelbild eines Bergsees. Noch nie hatte Jack etwas schöneres gesehen. Sie anzusehen tat weh; als ramme sich ihm ein Eiszapfen ins Herz, doch sie nicht anzusehen war noch unerträglicher.
„Ich bin Eira. Willkommen in meinem Palast.“ Sie lächelte und der Eiszapfen bohrte sich tiefer in sein Fleisch.
In dem Palast aus Eis verging die Zeit langsamer. Jack war geblendet von der Schönheit und Zauberhaftigkeit des Ortes. Nachts konnte man die Klänge von Eiszapfen hören. Jack glaubte schon lange nicht mehr an seine Geschichten, doch hier wurden sie Wirklichkeit.
„Woher kommst du?“, fragte Eira ihn.
Ihre alten Augen blickten groß und fragend, wie Kinderaugen, während sich gleichzeitig eine Weisheit in ihnen spiegelte, die man nicht durch ein einziges Leben erlangen konnte.
„Ich habe kein Zuhause“, sagte Jack, „nicht mehr.“
„Tut es weh darüber zu reden?“
Jack wollte sagen, nein, überhaupt nicht, denn ich habe ja jetzt ein neues Zuhause. Mein neues Zuhause ist die Welt. Ich wohne auf der Straße, unter Brücken, in Städten. Besser als ein Zuhause, ist ein Heim, das überall ist. Stattdessen begann er von seinem Bruder zu erzählen.
Er erzählte von den Nächten, die er als Kind besonders geliebt hatte. Die Nächte der Geschichten. Zwei Brüder, die auf hartem Dielenboden sitzen und sich gegenseitig mit glänzenden Augen Geschichten erzählen. Unterdrücktes Gelächter, Rascheln von Bettlaken und eine flüsternde Stimme: „Heute,“ wispert sie, „erzähle ich dir von der Eisprinzessin. Sie lebte in einem riesigen Palast, gemeißelt aus tausend Jahre altem Eis. Sie lebt dort schon eine ganze Ewigkeit alleine. Ihr Herz ist aus glitzerndem Eis ... “
So begannen die Geschichten und keine Nacht verging, ohne dass eine neue erzählt wurde.
„Eines Tages“, sagte sein Bruder jede Nacht, „ eines Tages gehe ich fort von hier. Ich packe meine Sachen und mache mich auf in die Welt. Ohne Geld, nur mit Worten.“
Jack hörte auf, zu erzählen. Die Erinnerung an seinen Bruder tat weh.
„Soll ich dir eine meiner Geschichten erzählen?“, fragte er Eira. Sie runzelte die Stirn und um ihren Kopf herum begann es zu schneien.
„Was macht deine Geschichten so besonders?“, fragte sie.
„Nun, manche haben mir gesagt, ich kann mit Worten Paläste erschaffen. Ich kann dich in eine Welt mitnehmen, die nicht existiert. Ich kann dich Dinge erleben lassen, die du nie erlebt hast.“
„Ich will seit je her nur eine Geschichte hören“, sagte Eira und ihre Augen blickten traurig und einsam.
„Erzähl mir vom Leben. Keine Geschichte der Welt ist so wunderbar wie die Wirklichkeit, selbst“, sie lächelte, „ bitte erzähle mir weiter, von deinem Bruder.“

Noch nie hatte Jack so viel von sich selbst erzählt. Es war merkwürdig, Eira machte ihn zu der Hauptrolle einer Geschichte. Seiner eigenen Geschichte.
Der Palast veränderte ihn. Eira veränderte ihn. Was war das Leben für Jack schon gewesen? Eine Aneinanderreihung von Enttäuschungen. Ein großer Bruder, der dem gemeinsamen Traum den Rücken kehrte. Jack wie er tagtäglich zusehen musste, wie sein Bruder den Lebenswillen verlor. Ein sonniger Wintertag, der alles veränderte und an dem er sich aufmachte, seine Geschichten zu suchen. Er fand sie nicht. Sie waren verschlossen in seinem Kopf, aber mit der Wirklichkeit hatten sie nichts zu tun. Die Märchenfiguren hielten sich versteckt, seine Helden tauchten nicht auf, Prinzessinnen blieben verborgen in Eispalästen.
Und jetzt hatte er plötzlich das gefunden, nach dem er gesucht hatte. Plötzlich waren seine Geschichten wieder etwas wert und nicht bloß ein tränenvolles Versprechen an seinen Bruder gewesen.
„Bleib bei mir“, sagte Eira, eines Abends, „bitte bleibe für immer bei mir.“
Die Worte rührten etwas in Jack, sie klangen so vertraut, vertraut wie eine andere verzweifelte Stimme, die er zu lieben geglaubt hatte. Bitte nimm mich mit.
Doch er erinnerte sich fast nicht mehr an das Gesicht dieser Person, sie stand stumm hinter einem Schneesturm und er konnte sie nicht mehr erreichen.
Eira weinte, als er lächelnd ja sagte.
Der Palast war größer als jedes Haus, dass Jack je gesehen hatte. Durchsichtige Wendeltreppen führten in obere Stöcke. Eiszapfen hingen von der Decke. Eiras Geist war in jedem Zimmer gegenwärtig; war es nur ein kühler Hauch auf seiner Wange. Er war in diesem Palast niemals allein. Doch Eira, so wurde ihm im Laufe der Zeit klar, war, bevor er gekommen war, ihr ganzes Leben lang allein gewesen. Er konnte die Einsamkeit, die sie gefühlt haben musste, nur bis zu einem bestimmten Maße nachvollziehen. Auch er war allein gewesen. Aber niemals für immer.
Sie erwähnte ihre Qualen, die sie durchlebt hatte, mit keinem einzigen Wort. Jack konnte es in ihren Augen sehen, sie verbargen nicht, waren offen wie ein Fenster, durch das man klar hindurchsehen konnte. Und darin spiegelte sich ein Schmerz, den Jack nicht einmal ansatzweise verstehen konnte.
Niemand konnte das, aber Eira litt stumm, ohne zu klagen.
Er begann sie zu lieben. Wahrscheinlich hatte er sie schon vom ersten Tag an geliebt. Sie war seine Retterin gewesen, hatte die Kälte aus seinem Herzen vertrieben und sein Inneres langsam wieder aufgetaut. Sie war ein wunderbares Geschöpf, dass ihn wieder daran erinnert hatte, wie es war, das Leben zu lieben. Dass es schön sein konnte. Dass seine Geschichten mehr waren als Geflüster in seinem Kopf. Dass Kälte wunderschön sein konnte.
Er wollte auch nicht mehr weg. Er wollte für immer Eiras Lachen hören, ihre Fragen nach dem Leben hören und ihre erstaunten Antworten. Hier gab es keine anderen Menschen, die Jack verachteten, die ihn einen Straßenköter schimpften und abwertend auf seine zerrissenen Klamotten spukten. Hier gab es ihn. Hier gab es Eira. Hier war es gut.
Sie gingen nebeneinander im Schnee, während dicke Flocken friedlich auf sie hinabfielen. Die Sonne war schon untergegangen und Jack fror ein wenig. Doch Eira lachte und freute sich wegen der vielen dicken Schneeflocken und drehte sich ausgelassen im Kreis. Ihren Lieblingsschnee nannte sie es.
„Jack, erzähl mir vom Leben!“, sagte sie lachend und fing mit der Zungenspitze eine Schneeflocke.
Er betrachtete sie kurz und hatte das Verlangen nach ihrer Hand zu greifen, doch dann bekam er Angst vor etwas unbestimmtem, bedrohlichen. Der Schnee kam ihm nicht mehr friedlich und weich vor, sondern hart und kalt wie schmerzende Eisklumpen.
„Komm schon, bitte“, mit ihren Worten, schmolz alle Angst aus seinem Herzen und er lächelte.
„Ich hab dir schon so viel erzählt, was willst du denn noch hören?“
„Erzähl mir,“ sie wurde kurz rot, „erzähl mir von der Liebe.“
Von der Liebe. Sie wollte von der Liebe hören. Wenn er den Mut aufgebracht hätte, dann hätte er ihr sagen können, dass er sie liebte. Dass sie keine Geschichte aus seiner Vergangenheit zu hören brauchte, dass er nicht von unbedeutenden Mädchen erzählen musste, denn sie waren hier. Und er liebte sie. Doch es wurde dunkler und kälter und sein Inneres zog sich wieder vor Angst zusammen.
„Ich weiß nicht viel darüber,“ sie sah plötzlich zu Boden, „eigentlich weiß ich gar nichts. Ich weiß nicht einmal genau, was das ist.“
„Manchmal denke ich, es ist wie das Gefühl wenn ich mich freue, wenn der Winter anfängt und es zum ersten Mal richtig schneit, oder wenn die Menschen zu Advent ganz viele Kerzen anzünden und ich es manchmal weit entfernt leuchten sehen kann. Aber das ist es nicht, nicht wahr? Seit du gekommen bist, weiß ich, dass es nicht so ist.“
Jack sagte nichts, er wusste nicht, was er hätte sagen sollen. Er hatte beinahe vergessen, dass Eira nicht irgendein unbedarftes Mädchen war. „Erzähl mir von der Liebe, Jack.“ Ihre Worte hatten sich angehört, wie ein kitschiger Wunsch nach Romantik, stattdessen hatte sie nur verstehen wollen.
Tränen rannen über ihre Wangen und es waren keine Eisklumpen, sondern echte, heiße Tränen, Menschentränen.
„Weißt du, früher, als du noch nicht da warst, bin ich manchmal aufgewacht und habe in meinem Inneren nach Liebe gesucht, ich dachte, dass sie irgendwo sein muss, denn irgendwo muss sie ja sein. Aber ich habe sie niemals gefunden. Das einzige was ich gefunden habe, war Kälte. Bitte sag mir was Liebe ist! Du bist der einzige, den ich fragen kann.“
Sie war in den Schnee gesunken und ihre weißen Haare verdeckten ihr Gesicht. Wie einsam jemand sein musste, der sein ganzes Leben lange niemanden gehabt hatte, bis auf das Eis.
„Ich habe Angst, dass ich nie begreifen werde, was sie ist. Und kälter und kälter und kälter werde.“ Sie schlang die Arme um ihre Brust.
„Und dann werde ich zu Eis“, ein Träne erstarrte auf ihrer Wange und sie schaute mit nassen Augen hinaus ins dunkle Schneetreiben.
„Liebe ist,“ sagte Jack, „wenn du bereit bist, alles für eine andere Person aufzugeben.“
„Hast du schon mal alles für eine andere Person aufgegeben?“, sie schaute ihn jetzt an.
Jack zitterte. „Nein.“ Aber das war gelogen.
Er verstand nicht, ob Eira begriffen hatte, was Liebe war und sie erwähnte ihr Gespräch mit keinem Wort. Aber was hätte sie schon verstehen können? Der einzige Mensch mit dem sie je gesprochen hatte, war Jack. Wie sollte sie wissen, wie es war, alles für eine andere Person zu tun, alles für sie aufzugeben, sogar sein eigenes Leben? Sie verstand nicht was Liebe war, da war er sich sicher.
„Für welchen Menschen hast du alles aufgegeben?“ fragte Eira ihn, eine Woche danach. Sie saß im Schneidersitz auf den Fellen vor einem Kaminfeuer, dass sie nur Jack zuliebe angezündet hatte.
„Für niemanden, das hab ich doch schon gesagt,“ er lehnte an der harten, kalten Eiswand und starrte ins Feuer.
„Du hast gelogen.“ Sie atmete aus, „alle Menschen lieben und alle Menschen lügen.“, sagte sie, „Wer war es?“
Jacks Hände verkrampften sich. Wie konnte sie ihn nur so etwas fragen? Sah sie nicht welche schrecklichen Erinnerungen in ihm hochkamen, wie das Bild, dass er versuchte zu verdrängen immer klarer und klarer wurde?
„Mein Bruder“, sagte er dann, „es war niemals mein Traum, hinaus in die Welt zu ziehen. Ich... ich hab es nur für ihn getan.“
„Warum?“
„Bitte, frag mich nicht mehr nach ihm!“
„Aber“
„Ich hab gesagt, hör auf damit!“
Er hatte geschrien, ohne es beabsichtigt zu haben. Eira saß erschrocken vor ihm. Er war noch nie so wütend geworden, aber normalerweise ließ er keinen so nah an sich und an seine Vergangenheit ran. Eira hatte er viel erzählt, doch er hatte ihr nie von jenem Wintertag erzählt, an dem er beschlossen hatte in die Welt zu ziehen und seine Geschichten zu suchen.
„Es tut mir Leid“, sagte er. Eira sah ihn verschreckt und fragend an.
„Warum willst du nicht darüber reden? Warum willst du mir nicht davon erzählen?“
„Manche Dinge will man eben nicht erzählen.“
„Weil es weh tut?“
„Ja.“
Eira zog die Beine an ihr Kinn. Auch sie hatte sich verändert, seit er hergekommen war. Ihre Augen waren von der warmen Wintersonne ein wenig aufgetaut und ihr Benehmen glich nun viel mehr einem Mädchen ihres Alters, als dem eines Wesens, welches schon tausende von Jahre auf dieser Erde verweilte. Sie wusste so wenig, und doch so viel und manchmal hatte Jack das Gefühl, dass sie ihn besser kannte, als er sich selbst.
„Es war vor 7 Jahren im Winter. Ich sollte meinen Bruder suchen, denn er war vom Bäume fällen nicht zurückgekehrt. Es war ein schöner, sonniger Tag und ich dachte mir, dass er sicher irgendwo auf einer Lichtung faulenzt und es sich gut gehen lässt. Aber jetzt im Nachhinein weiß ich natürlich, dass das totaler Blödsinn war. Mein Bruder hatte sich so verändert, und ich hatte nicht einmal viel davon gemerkt. Nur dass er keine Geschichten mehr erzählen wollte, war mir aufgefallen. Verdammt, ich war damals so unendlich dumm. Wenn ich vorher etwas gemerkt hätte, ich.. ich.. aber ich lebte in meiner dummen Welt wie in einem Traum und brauchte erst diesen Tag um aufzuwachen. Ich weiß noch, dass sich ihn schon von weitem sah und tief im Inneren wusste, dass er es war, aber mir zuerst einredete, es wäre jemand anders gewesen, der sich dort aufgehängt hatte. Aber er war es. Ich sehe ihn manchmal nachts immer noch da hängen und frage mich warum ich so blind gewesen bin. Warum ich nicht gesehen habe, wie seine Träume langsam, langsam von der Welt niedergewalzt wurden und er des Lebens müde wurde. Er hatte ein Mädchen geliebt, das er nicht heiraten durfte und irgendwann leuchtete ihm ein, dass er seinen Wunsch, hinaus in die Welt zu ziehen und Geschichten zu erzählen, nicht erfüllt werden konnte. Ich weinte vor seinem Körper so lange, bis ich keine Tränen mehr hatte und entschuldigte mich. Aber wer kann einen solchen Fehler schon entschuldigen? Ich versprach ihm, dass ich seinen Traum für ihn leben würde, dass ich mich auf die Suche nach seinen Geschichten machen und beweisen würde, dass sie nicht nur Lügen gewesen waren. Ich würde seinen Traum für ihn leben, und dafür meinen eigenen aufgeben.“
Eira schaute ihn nur stumm an, wahrscheinlich weil sie sich, auch wenn sie es versuchte, niemals in ihn hineinversetzten könnte. Wen hatte sie schon gehabt, der einfach beschlossen hatte sein Leben zu beenden und sie deswegen zurückgelassen hatte? Niemanden. Denn sie war immer alleine gewesen.
Er hatte ihr alles erzählt, doch die Worte hatten nicht einmal ansatzweise ausdrücken können, wie er sich wirklich gefühlt hatte. Wie er seitdem darunter gelitten hatte, Tag für Tag.
„Ich glaube nicht, dass dein Bruder das gewollt hätte,“ sagte sie, zögernd, die helle Stimme hallte leise durch den hohen Eispalast.
„Wenn Liebe wirklich das ist, was du sagst, dann glaube ich nicht das das nötig war. Ich glaube, dass man Liebe nicht beweisen muss.“
Sie rutschte näher an ihn heran. Jack hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben, er sah aus als wollte er die Welt aussperren, die Menschen und ganz besonders Eira. Eira, die mit ihrer Anwesenheit alles zum Schmelzen in ihm brachte und ihn mit diesen wissenden Augen ansah, so schmerzvoll.
„Ich glaube, ich habe sie jetzt verstanden. Danke.“
Sie verweilte mit ihrer zierlichen Hand über der seinen und für einen Moment wollte sie seine weiche, warme Haut berühren. Dem Verlangen nachgeben, dass sie schon seit langer Zeit befallen hatte. Doch ihr Herz warnte sie mit leiser Stimme, in ihrem Inneren wurde es kälter und kälter, so wie seit langem nicht mehr. Und die einzelne Träne, die sie weinte, war aus Eis.

„Wie lange bin ich eigentlich schon hier, Eira?“, fragte Jack und sie zuckte kurz zusammen. Die Tage waren einfach vergangen. Am Morgen die Sonne auf, am Abend unter. Aber er hatte keine Ahnung wie oft.
„Ich weiß nicht“, sagte sie und er glaubte zu wissen, dass sie log. Es war ihm egal. Die Tage hier waren so schön, so rein, so zauberhaft, wie die Märchen, die er erzählt hatte. Eira wollte immer noch keine von ihnen hören.
„Das Leben ist doch so viel schöner, Jack. Ich versteh gar nicht, warum Menschen sich dauernd ausgedachte Geschichten erzählen müssen.“
„Naja, manchmal ist das Leben eben nicht so schön. Du willst ja auch Geschichten hören, sie sind zwar nicht ausgedacht, aber sie ziehen dich trotzdem einen Augenblick aus der Realität.“
Sie schaute ihn erstaunt an.
„Dann will ich Geschichten hören, weil mein Leben nicht schön ist?“, fragte sie und Jack bereute, was er gesagt hatte.
„Ist schon gut“, sagte sie leise, „ich weiß es selber.“ Sie lächelte. Und ihr Lächeln war schön und traurig zugleich. Sie schaute auf den Boden und dann griff sie zögernd nach seiner Hand.
Als Eiras Haut die seine berührte, stach ein so allumfassender Schmerz an jene Stelle, dass er glaubte, zu sterben. Tausend Eiszapfen zerrissen seine Haut, stießen sich in sein Fleisch und verbrannten sein Inneres. Er schrie und endlich. Endlich verlor er das Bewusstsein.

Er erwachte im Dunkeln und spürte die Schneeflocken fallen. Was tue ich hier, dachte er, und schaute in den Himmel. Ich bin losgezogen, um unsere Geschichten zu suchen. Und habe eine gefunden, aber…
Jack erinnerte sich an den Schmerz und mit dem Schmerz kam die Erkenntnis. Eira war kein Mensch. Sie war kein einfaches Mädchen. Sie war das Eis. Sie war der Schnee. Sie war tödlich, wie die Kälte. Und sie würden nie zusammen sein können.
Eira blieb verschwunden. Jack ging ins Schloss zurück, doch auch dort war sie nicht. Das Feuer flackerte noch im Kamin, die Felle lagen davor.
Die Szene rührte in seiner Erinnerung. Er sah wie er mit Elena vor dem Kamin saß und er mit ihren Haaren spielte. Wie hatte er ihr Gesicht vergessen können? Plötzlich war so vieles klarer in seinem Kopf. Dinge, die er in der langen Zeit mit Eira vergessen hatte, tauchten wieder auf. Der Schmerz hatte etwas mit ihm angestellt; er sah die Zeit vor seinem Auge vorbeiziehen. Stunden, Tage, Wochen, Monate. Jahre. Er war zwei Jahre hier gewesen. Bleib bei mir. Bleib für immer bei mir.
Er hörte ihre Stimme, die Stimme, die er liebte. Für immer. Er war nie länger, als ein paar Monate geblieben. Selbst in Städten in denen es ihm gefiel, hielt es ihn nicht länger und seine Rastlosigkeit trieb ihn umher. Aber jetzt? Er hatte zwei Jahre hier gelebt, ohne es zu merken. Er bekam Angst. Was war das für ein seltsamer Ort? Was hatte er für eine Zukunft? Tag für Tag würde an ihm vorbeirauschen und er würde es nicht merken. Und dann? Dann starb er. Und wahrscheinlich würde er auch das nicht merken. Jack zitterte. Er musste hier weg.
Bleib für immer bei mir.
Es tut mir Leid, dachte er, ich kann hier nicht bleiben. Und ich kann dir auch nicht in die Augen sehen, wenn ich gehe. Es tut mir so leid.
Er rannte in sein Zimmer und holte seine restlichen Sachen.
Heute erzähle ich dir von der Eisprinzessin., hörte er die Stimme seines Bruders, Sie lebte in einem riesigen Palast, gemeißelt aus tausend Jahre altem Eis. Sie lebt dort schon eine ganze Ewigkeit alleine. Ihr Herz ist aus glitzerndem Eis und weil es aus Eis ist, kann sie niemanden lieben. Trotzdem ist sie so schön, dass jeder, der sie sieht, ihr sofort sein eigenes Herz schenken würde. Aber niemand kommt je in ihren Palast. Sie ist so allein, dass sie nur den Schnee und den Wind zum Reden hat.
Tränen traten in seine Augen. Blind ging er durch den Gang auf das Tor zu. Den Ausgang.
„Was machst du da, Jack?“, ihre Stimme zitterte. Er schaute sie nicht an, denn er wusste, er würde bleiben, wenn er es täte.
„Was machst du da?“, fragte sie noch mal.
„Ich gehe“, seine Stimme verlor sich in der Eishalle, „ich.. ich war zwei Jahre hier und habe es nicht gemerkt. Mein Leben wird an mir vorbeiziehen ohne, dass ich es merke.“
„Aber ich werde da sein. Genügt dir das nicht?“, Eistränen fielen klirrend zu Boden. Er starrte auf das Tor, musste sich beherrschen sich nicht umzudrehen.
„Lebe wohl, Eira“, sagte er.
„Du hast gesagt, dass Liebe bedeutet, alles für jemand anderen aufzugeben.“
„Auch sich selbst?“, fragte Jack und drückte mit seinen Händen gegen das Tor. Eis stach in seine Haut, doch es öffnete sich und die Finsternis strömte hinein.
„Es ist so dunkel“, sagte sie leise, „bleib doch noch bis morgen.“
Wenn ich das tue, dachte Jack, werde ich noch weitere zwei Jahre hier bleiben. Er sog tief die kalte Nachtluft ein und machte einen großen Schritt nach draußen.
„Nein!“, schrie Eira und stürzte nach vorn. Ihre Hände klammerten sich um seinen Bauch. Sie presste das Gesicht an seinen Rücken.
„Du kannst mich nicht allein lassen. Ich sterbe hier! Jeden Morgen wache ich auf und wünschte, ich wäre tot. Du hast keine Ahnung wie es ist, tausend Jahre alt zu sein und immer allein zu sein. Bitte, bitte!“, schluchzte sie und ihre Worte erinnerten ihn an ein anderes Mädchen. Ein Mädchen, dass genauso geweint hatte, wie Eira. Und auch damals war er gegangen, aber Elena hatte es zugelassen.
Jack spürte plötzlich wie die Kälte langsam durch seine Kleider sickerte. Sachter Schmerz kratzte an seiner Haut.
„Lass mich los“, sagte er und die Angst weitete seine Augen. Er versuchte sich zu befreien, doch sie hielt in fest. Er riss an ihren Händen, doch der Schmerz ihre bloße Haut anzufassen, war unerträglich.
„Eira, bitte! Lass mich los.“
Sie weinte noch immer.
„Ich weiß nicht mal mehr, wann ich geboren wurde, oder ob ich überhaupt geboren wurde. Aber mir war schon immer so kalt. So kalt“, sie zitterte, „mein Inneres. So kalt. Aber du bist so warm.“ Sie klammerte sich noch fester an ihn. Kaltes Feuer fraß sich jetzt durch seinen Bauch.
„Ich liebe dich“, sagte sie, „bleib für immer bei mir.“
Er konnte sich nicht mehr bewegen. Der Schmerz hatte aufgehört, aber ihm war so kalt, dass ihm der nächtliche Winterwind warm über seine Haut strich. So fühlt sich das also an, dachte er, als Eira ihn losließ und sich vor ihn stellte, Ich dachte immer du verstehst nicht; aber in Wirklichkeit, habe ich nie verstanden.
Sie legte ihm die Hand auf die Wange. Jack spürte es kaum.
Was für eine schreckliche Geschichte, dachte er. Auf dem Marktplatz würde ich nicht einmal ein paar Münzen dafür bekommen.
Er konnte die Augen nicht schließen und war dennoch müde. Am Ende hatte ihn die Kälte doch bekommen. Oder war er gar schon damals gestorben? Im Winter vor zwei Jahren?
Aber wieso starb er dann noch einmal?
Die letzte Geschichte, dachte er, erzähle ich dem Tod.

Meine Geschichten bedeuten gar nichts, hörte er sich selbst zu Elena sagen, als sie ihn unter Tränen bat, sie mitzunehmen.
Ich nenne mich einen Geschichtenerzähler.
Einen Zauberer der Wörter.
Einen Künstler der Sätze.
Aber weißt du, was ich eigentlich bin?
Nur ein ziemlich guter Lügner.

 
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„Ich liebe dich“, sagte sie, „bleib für immer bei mir.“

Es wird erzählt, dass auf einer Insel ein Schiffbrüchiger strandete, der zunächst dem Epiminedes begegnete, der den Gestrandeten vor Einheimischen warnte, „alle Kreter“ – damit wusste der Fremde, wo er gestrandet war – „sind Lügner!“, was den Gestrandeten in tiefe Sorge stürzte … Und -

sind wir nicht alle Kreter – wie Epiminedes -, um über den Umweg der Lüge Wahrheit zu finden – und sei’s nur ein Körnchen!, aber auch nicht jede Nachricht, die uns vorgesetzt wird, für bare Münze zu nehmen Und:

Ja, wie Jack verstand sich Schiller nicht als „Schwabe“ und erst recht nicht als „Deutscher“ (das es ja nur als Fiktion des Heiligen Römischen Reichs“ [teutscher Nation, ein Anhang, der erst im Übergang zur sog. Neuzeit aufkam], sondern als Weltbürger. Seine Heimat war – wie bei jedem Großen der Literatur - die Muttersprache,

liebe Lucinda.
und da ist einiges Wahres drin in Deiner Geschichte, und sei_s im Gegensatz von warm und kalt, wenn auch das obige Zitat anzeigt, dass zumindest bei einer Person der absolute Anspruch (das „immer“ belegt dies) nix mit Liebe, sondern eher dem Gefühl der Macht und Besitz zu tun hat. Aber in die Richtung denkt schon Jack, wenn es heißt

Sie verstand nicht was Liebe war, da war er sich sicher.

Aber bevor ich über „Liebe“ und „Verliebtheit“ referiere, sei aufs eigentliche Problem hingewiesen, den Rechtschreibschwächen, aber auch ein Verhaftetsein an der Schulausbildung, angezeigt in gelegentlicher Dominanz der Hilfsverben …

Im Einzelnen (ich führ immer nur das erste Erscheinen auf, sonst übertrifft nachher der Komm nebst Tipps die sechs bis sieben Seiten Manuskript des Muttertextes …

So erzählt JackKOMMA der mutige GeschichtenerzählerKOMMA seine letzte Geschichte: blind, mit gefrorenem Mund und Händen.
Die Kommas sind zu setzen, weil es keine feste Fügung wie etwa "Heinrich der Löwe" oder "Ludwig der Viertel vor zwölfte" ist.
Gegen Ende prallen mit Mund und Händen Ein- und Mehrzahl aufeinander unter der Regie des Attributes "gefroren", das nur für eines zuständig sein kann, dem Mund ...

Ich habe mich gegen das Leben gewehrt, das ein jeder führt, habe geglaubt, dass ich ausbrechen, und ein Leben nach meinen Vorstellungen führen kann.
Besser Konjunktiv "führen könne/besser sogar: könnte.

Er hatte keine Kraft mehrKOMMA weiter zu gehen.
Selbst wenn die Rechtschreibreform die Infinitivgruppe überwiegend vom Komma befreit hat, hat sie einige Fußfallen an Ausnahmen gebracht, wie hier (Abhängigkeit der Infinitivgruppe vom Substantiv Kraft). Der nächste, ähnliche Fall liegt kurz darauf schon vor, wenn es heißt
Aber die Kälte nahm keine Rücksicht darauf, ob Jack beschlossen hatteKOMMA weiter zu leben oder nicht
Mein Tipp: Alle Infinitivgruppen mit Komma zu beglücken, ist ja nicht verboten ...

„Schlaf“, rauschte der Schneesturm in seinen Ohren, „Schlaf ein.“
Das zwote "schlaf" besser klein geschrieben. Bei Punkt oder Doppelpunkt zuvor wär's natürlich korrekt.
Weiter unten klappt es, dass ich fast vermute, dass einige Flüchtigkeit noch im Text steckt ... Also auf jeden Fall noch mal selber Korrektur lesen ...
Aber die Kälte nahm keine Rücksicht darauf, ob Jack beschlossen hatte weiter zu leben oder nicht

Erster Hinweis zu den Hilfsverben (hier "haben")
Sein halbes Leben war er durch die Welt gereist und hatte Dinge gesehenKOMMA von denen er anderen in heldenhaften Geschichten erzählt hatte.
Zumindest im Nebensatz ließe sich das HV einschränken. Er ist doch nicht verstummt -oder?Jetzt mal weniger das Hilfsverb hierzu
... und hatte mit Menschen aller Arten geredet.
als nach den unglücklich gewählten "Arten", obwohl ich an manchen U-Bahnhaltestellen noch einen Homo sapiens neandertalensis die Rolltreppe hoch fahren sehe ... Wenn Du "Rasse" vermeiden willst, nimm die Einzahl der Arten, was sich hier gefahrlos machen ließe, Menschen aller Art.

Was mich tatsächlich erschreckt hat, ist die nicht nur gelegentliche Verwechselung von "das" und "dass", wie hier das erste Mal

Er erinnerte sich an ein Märchen, dass sein Bruder ihm vor langer Zeit erzählt hatte.
was vielleicht auch durch das diesmal korrekt gesetzte Komma erzeugt wird, da "dass" eine Konjunktion ist. Das "das" in dem Falle aber leitet einen Relativsatz ein (hier könntestu bei Schwierigkeiten - es kommt halt nicht nur einmal vor - ein anderes Relativpronomen zur Kontrolle einsetzen, in diesem Fall z. B. "welches" ...)

Das Mädchen vor ihm hatte Haare aus seidigem, gesponnenen Schnee und ihre Augen leuchteten wie das Eis in der untergehenden Wintersonne.
"Das" Mädchen "und seine Augen" ... Aber auch "gesponnenem" Schnee ...

... , doch sie nicht anzusehenKOMMA war noch unerträglicher.
Hier wird mal das Ende des Infinitivsatzes verpasst ... und hier Anfang und Ende
Sie hatte die EigenschaftKOMMA sich einige Tage gar nicht blicken zu lassen und dann plötzlich in einem Raum aufzutauchen.
Nee, wird ja durch den Punkt erledigt. Konzentration lässt nach ...

Ihre alten Augen blickten groß und fragend, wie KinderaugenKOMMA während sich gleichzeitig eine Weisheit in ihnen spiegelte, die man nicht durch ein einziges Leben erlangen konnte.
Der schönste Satz ... bis jetzt. Und da ist schon der Nachfolger
„Tut es wehKOMMA darüber zu reden?“
Jack wollte sagen, nein, überhaupt nicht, denn ich habe ja jetzt ein neues Zuhause. Mein neues Zuhause ist die Welt. Ich wohne auf der Straße, unter Brücken, in Städten. Besser als ein Zuhause, ist ein Heim, das überall ist.
, was ja oben in meiner Einleitung schon durchklingt.

Ihr Herz ist aus glitzerndem Eis...“
Die Auslassungspunkte, wie Du sie gesetzt hast, zeigen an, dass wenigstens ein Buchstabe am vorhergehenden Wort fehle, aber Eisen wirstu nicht meinen. Also besser (wie auch bei allen folgenden Auslassungspunkten - die übrigens bei Dir gelegentlich als Duo daherkommen, obwohl sie i. a. R. als Trio gelten ...)
Endlich gibts auch mal ein Komma zu viel
„Bleib bei mir“, sagte Eira, eines Abends, „bitte bleibe für immer bei mir.“
und zwar zwischen Eira und dem einen Abend ... Übrigens auch ein Beleg, dass es auch bei der weitergführten wörtl. Rede auch korrekt klein weiter gehen kann (vgl. ziemlich weit oben ...)

BitteKomma nimm mich mit.
Will mir übrigens als mehr denn einer Aussage klingen!
Der Palast war größer als jedes Haus, dass Jack je gesehen hatte
das!

Doch Eira, so wurde ihm im Laufe der Zeit klar, war, bevor er gekommen war, ihr ganzes Leben lang allein gewesen.
Ein kleines Monsterchen aus Kommas und Hilfsverben. Bisschen Möbelrücken, und es ließe sich einiges einsparen ... Versuch mal selber ... Kannstu, bin ich mir sicher!

Und darin spiegelte sich ein Schmerz, den Jack nicht einmal ansatzweise verstehen konnte.
Ansatzweise fürchte ich, dass "ansatzweise" Zusammensetzungen, die man aus dem Büroalltag kennt, ein jedes Märchen umbringen können ... "Gering" böte sich ansatzweise an ... Und wieder Flüchtigkeit
„Für welchen Menschen hast du alles aufgegeben?“KOMMA fragte Eira ...
... wie hier
„Aber“
denn üblicherweise klappt's ja mit dem Ende der wörtl. Rede (sehn wir mal von der gelegentlich selbst erzwungenen Kleinschreibung, s. o., ab)

, aber normalerweise ließ er keinen so nah an sich und an seine Vergangenheit ran.
Schmeiß das abschließende, durchaus entbehrliche "ran" raus!
Eira hatte er viel erzählt, doch er hatte ihr nie von jenem Wintertag erzählt, an dem er beschlossen hatteKOMMA in die Welt zu ziehen und seine Geschichten zu suchen.
Hatte hatte ...

„Es war vor 7 Jahren im Winter.
Mag sein, dass andere jede Zahl ausschreiben wollen, aber es genügt üblicherweise bis zur zwölf, also besser "sieben".

, denn er war vom Bäume fällen nicht zurückgekehrt.
Bäumefällen

Es war ein schöner, sonniger Tag und ich dachte mir, dass er sicher irgendwo auf einer Lichtung faulenzt und es sich gut gehen lässt. Aber jetzt im Nachhinein weiß ich natürlich, dass das totaler Blödsinn war.
Nee, nicht um zu zeigen, dass es mit das/s klappt durchaus, sondern dass der Denkprozess besser im Konjunktiv stünde, also statt "faulenzt" und "lässt" "faulenzte" und "ließe".

Am Morgen die Sonne auf, am Abend unter. Aber er hatte keine AhnungKOMMA wie oft.
Er sahKOMMA wie er mit Elena vor dem Kamin saßKOMMA und er mit ihren Haaren spielte.
Das dritte "er" ist eher entbehrlich
Selbst in StädtenKOMMA in denen es ihm gefiel, hielt es ihn nicht länger

Tag für Tag würde an ihm vorbeirauschen und er würde es nicht merken. Und dann? Dann starb er. Und wahrscheinlich würde er auch das nicht merken.
Schöner Gedanke (nicht für ihn, aber uns, die Leser), der seine Wirkung erst ohne leidige Hilfsverb und würde-Konstruktion auskosten ließe: "Tag für Tag rauschte an ihm vorbei und er merkte es nicht. Und dann? Dann stürbe er. Und wahrscheinlich merkte er auch das nicht." Hier geht's doch
Jeden Morgen wache ich auf und wünschte, ich wäre tot.

Sieht nach viel aus, da gibt's aber kürzere Texte, die eine relativ höhere Quote erzeugen. Also, nicht den Kopf hängen lassen. Ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Was hätte er auch davon, außer dem gebrochenen Genick ... meint der

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Friedel,

ich danke dir für deinen Kommentar. Es sieht wirklich nach viel aus :/ und ich ärgere mich jedes Mal aufs Neue über diese dummen Kommafehler. Es ist nämlich nicht so, dass ich die Regeln nicht kenne... gut, hin und wieder weiß ich wirklich nicht, ob da ein Komma hinkommt oder nicht, aber im Großen und Ganzen...
Wenn ich eine Geschichte fertig habe, bin ich erst mal euphorisch. Jaaa, fertig, super, endlich. Ich lese sie dann durch und versuche Fehler zu finden, aber wenn ich nicht geziehlt nach Kommafehlern suche, finde ich sie nicht alle...
Auch bei das und dass; ich kenne den Unterschied sehr genau :( Macht es umso schlimmer, dass ich ich sie so oft verwechselt habe... naja.
Ich korrigiere natürlich alles.
Auf jeden Fall danke für deinen Kommentar und du dir Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen, sie ist doch etwas lang.

Viele Liebe Grüße

Lucinda

 

Hallo Lucinda!

Ja, was soll ich sagen ... die Geschichte wirkt wie ein bombastischer, im Sinne von "schöner" Stoff auf mich, dessen Muster ich aber nicht erkennen kann.

Ich finde, da steckt unglaublich viel drin, an Wahrheit, Weisheit, - eine gute Geschichte eben ... aber die Art und Weise, wie Du sie präsentierst, ist leider noch zu unfertig, als dass ich wirklich Gefallen daran finden könnte.

Ich mag das mystische, denke, dass teils auch die wiederholenden Elemente durchaus eine Daseinsberechtigung haben (könnten).

Insgesamt ist es mir aber, wie gesagt, noch zu "unfertig".

Ich würde mir an Deiner Stelle mal ganz genau überlegen, was Du eigentlich mit der Geschichte aussagen willst (Stichwort: Prämisse).

Dann würde ich die Geschichte in ihre Einzelteile zerlegen (Stichwort: Episoden; Szenen --- wie auf einer Theaterbühne)

Und DAAAANNNNNN würde ich noch mal gucken, wie ich sie "anrichte". --- Mit Bezug auf die oben erwähnte Prämisse.

Vielleicht erscheint Dir das noch zu schwer, wenn Du Fragen hast, immer her damit. :) Die einzelnen Schritte können sich auch durchaus vermischen, ist nicht unbedingt wichtig so 1,2,3 "abzuarbeiten".

Ich würde mich freuen, die Geschichte alsbald noch mal in einer "strukturierteren" Version zu lesen. Dabei behalte bitte auch Deine geheimnissvolle Ader bei; aber ein wenig mehr Struktur ist für das Verständnis und die Lesbarkeit unerlässlich --- ich glaube, sowohl Du als auch die Geschichte wird davon profitieren!

Man merkt übrigens, dass Du Talent hast; genauso, wie man merkt (= ich merke), dass Du noch nicht soooo unglaublich viel geschrieben hast.
So ich damit richtig liege, beschäftige Dich auch ruhig mit dem Schreiben an sich. Gibt viele gute Ratgeber. Das wird euch (deinen Geschichten und dir) helfen, sie zugänglicher zu machen.


Ganz viel Erfolg und viele Grüße!


Runa

 

Liebe Runa Phaino,

danke für deinen Kommentar :) er hilft mir wirklich viel weiter!

Zu allererst find ich es natürlich schön, dass dir meine Geschichte vom Inhalt/Stoff her gefällt. Ich hatte lange Angst, sie hochzuladen, weil ich die Idee sehr mochte (bei der Struktur hatte ich schon immer meine Zweifel) und mich vor Kritik ein bisschen fürchtete, gerade weil sie mir am Herzen hing ^^ (ist bei anderen Geschichten eigentlich nicht so)

Jetzt hab ich verstanden, dass ich mir wirklich viel mehr Gedanken, um die Struktur machen muss... Über die Prämisse hab ich nachgedacht und werde mich darauf konzentrieren, Szenen neu zu schreiben, auch wenn ich vielleicht doch die Reihenfolge so beigehalte :)

Ich hab noch nicht oft an langen Geschichten gearbeitet (tatsächlich ist das erst die zweite, "relativ", lange... deshalb tu ich mich da sehr schwer...
Ein bisschen problematisch war auch, dass ich die Story erst als etwas noch längeres sah (fast eine Art Romanprojekt), mir dann aber irgendwann klar wurde, dass ich doch eine Kurzgeschichte wollte. Das Ende kommt dann sehr aprupt, meiner Meinung nach. Ich weiß nicht, ob dir das auch so vorgekommen ist?

Auf jeden Fall, freut es mich sehr, dass du meine Geschichte gelesen hast.

Ganz liebe Grüße
Luz

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Luz,

ja, das ist echt nicht so einfach, von kürzeren auf längere Geschichten "umzusteigen". Ich weiß nicht, irgendwie könnte ich mir Deine Geschichte auch als "Kurzroman" vorstellen. Hab gerade etwas ganz ähnliches (und doch ganz anderes ;) ) fertig geschrieben.

Aber vom Ton her erinnert mich Deine Geschichte daran ... daher wünsche ich auch, dass sie noch "verständlicher" rüber kommt. (!!!)

Du fragtest nach dem Ende.

Das Ende verstehe ich so: er will die Eisprinzessin verlassen, weil er sonst sein Leben nicht leben könnte. Das ist übrigens eine schöne Metapher, die Du da bedienst.
Stichwort Orpheus und Eurydike; er darf sich auch nicht nach ihr umsehen, wenn er sie aus der Unterwelt wieder zurück zu den Lebenden holen möchte. Dein Hintergrund ist ein anderer, aber, glaube mir, Orpheus hatte ganz bestimmt ähnliche "Schmerzen" als er Eurydike voranschreiten musste.

Dieses Ende finde ich verständlich, in großen Teilen gut bzw. sehr gut geschrieben (sehr emotional, das mag ich). Im Gegensatz zu Orpheus und Eurydike "kriegen" sich die beiden sogar, das heißt, er bleibt doch bei der Eisprinzessin ... so habe ich es verstanden. Hat aber einen fahlen Nachgeschmack, weil das ja bedeutet, dass er sich selbst verliert.

Wenn Du mit "Ende" die letzten Zeilen meinst, dann muss ich Dich bestätigen: ja, das kommt etwas abrupt. Ich werde zumindest nicht schlau daraus, warum er sich auf einmal "einen Lügner" nennt. Es löst trotzdem ein gutes Gefühl in mir aus; was in ganz vielen Teilen Deiner Geschichte geschieht; aber ich kann es mit dem Verstand nicht erfassen.

Vielleicht, wie gesagt, überlegst Du Dir noch mal, was Du damit aussagen willst (Prämisse), sowohl für die gesamte Geschicht, als auch für die einzelnen Abschnitte. Der letzte wäre so einer, wo es halt noch etwas mehr "Silbertablett" für den Leser braucht.
Das heißt nicht, dass Du den Lesenden alles auf die Nase binden solltest, aber ein bisschen mehr "zum Festhalten" wäre schon gut. ;)
Vielleicht erstmal auch "nur" mehr Text. -> Kurzroman.


Beste Grüße und frohes Schaffen!


Runa

 

Hallo Luz, den Anfang deiner Geschichte habe ich mit Interesse gelesen, doch dann wurde mir die Geschichte zu lang, es kostet viel Zeit, und ich habe aufgehört.

Trotzdem hat mir der Anfang gut gefallen, du schreibst lebendig und zügig.

Dann bin ich an einem Punkt angekommen, an dem sich der Text wiederholt:

Jack fühlte eine Kälte, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Eine Kälte, die töten konnte.
Wind peitschte sein .....
Erzähl mir vom Leben. Keine Geschichte der Welt ist so wunderbar wie die Wirklichkeit, selbst“,
........
sie lächelte, „ bitte erzähle mir weiter, von deinem Bruder.“


Da fängt die Geschichte wieder von Vorne an. Ist das gewollt und warum hat es vor mir noch keiner bemerkt?


Liebe Grüße!
Amelie

 

Oh, danke das hab ich gar nicht bemerkt!

ich hab einen überarbeiteten Anfang reinkopiert und vergessen, den alten zu löschen...

jetzt stimmt hoffentlich alles wieder :)

Ja, sie ist sehr lang. Aber würde mich natürlich riesig freuen, wenn du sie mal ganz lesen würdest, wenn du Zeit hast :)

Ganz Liebe Grüße

Luz

 

Hey Lucinda

Brrr ... ich fand das, stellenweise, echt gut.
Zunächst finde ich, dass Elena ein wunderschöner Name ist. Erinnert mich immer an Elena Tonra, welche eine wundervolle Sängerin ist - und Songwriterin. Auch Eira ist ein schöner Name - und Jack. Genug von Namen.

Aber die Kälte nahm keine Rücksicht darauf, ob Jack beschlossen hatte, weiter zu leben oder nicht.
*weiterzuleben

Von einem einsamen Palast aus Eis und einer Prinzessin. Eisprinzessin.
Bin ich beim Lesen gestolpert. Würde da einfach gleich Eisprinzessin schreiben, wobei wir dann eine Wiederholung des Wortes Eis hätten, vllt. nicht so vorteilhaft. Hm.

So das war es mit dem Zitieren, weil mich deine Geschichte dann richtig gepackt hat irgendwie. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, daher schreibe ich jetzt einfach mal drauflos. Sie hat mich berührt und ich spürte eine Menge Kreativität, eine Menge Sehnsucht und eine stille Einsamkeit, die mich ergriffen hat, ja die mich hineingezogen hat und in mir drin hat sich eine Welt aufgetan, die Figuren wurden lebendig und ich mittendrin - im Schneetreiben der Gefühle.
Ich versuche es mal so darzustellen: Deine Geschichte war wie ein Schlitten, der von zehn - wild galoppierenden Rentieren gezogen wurde, und ich hing mit einer Schnur am Fußgelenk, dort hinten am Schlitten gebunden, und raste so durch das wilde Schneetreiben, und immer wenn wir durch Hügel fuhren, mit frisch gefallenem Pulverschnee, da steckte mein Kopf darin und ich sah darunter, und es tat sich mir eine märchenhafte Welt auf, die wundervoll war, aber dann kam plötzlich wieder ein zugefrorener See, und der Schlitten schleifte mich, mit den Backen gegen das Eis gequetscht, auf dem gefrorenen Wasser entlang.
Was ich damit sagen will, man merkt du stehst noch am Anfang und brauchst nur Erfahrung. Das Talent hast du, du kannst schreiben, nur das richtige Handwerkszeug fehlt noch, um es zu schaffen, diese Kreativität zu ordnen und dass der Kopf des Lesers - die ganze Geschichte im Schnee steckt und so dieser märchenhaften Welt folgen kann.

Vielleicht haben mich Stellen zu sehr an mich selbst erinnert - oder ich bin einfach nur ein sentimentaler Melancholiker. Keine Ahnung. Ich würde gerne mehr dazusagen können. Jedenfalls danke ich dir für die Reise, auf der ich mich stellenweise befand.

Ich muss aber auch sagen, dass die KG durchaus ihre Längen hatte, und kann deshalb meine Vorredner verstehen, dass du an der Struktur, am Aufbau feilen solltest und du zu viel reinpackst, wodurch vieles so wirkt, als sei es nicht richtig ausgeschrieben und so verloren geht. So eine gewisse Balance. Auch von der Spannung hat sie ihre Tiefen und Höhen, und - meiner Einschätzung nach, keinen richtigen Bogen, so entstanden Längen und da kann ich verstehen, dass bei der Länge der KG, mancher Leser aufgibt. Daher würde ich sie kompakter gestalten und mehr, wie schon erwähnt, einer zentralen Prämisse folgen, dann kann das eine richtig gute Geschichte werden.

Das Ende ließ mich zumindest mit einem Stirnrunzeln zurück. Aber das bedeutet immer, okay, da muss ich nochmal nachdenken, daher fand ich es gelungen und wurde dem Mystischen, dem Bizarren der Geschichte gerecht.

Keine Ahnung, ich hoffe du kannst was mit meinem Eindruck hier anfangen. Es hat mir jedenfalls gefallen! :)
Wünsche dir noch einen schönen Abend.

Lieben Gruß
Simba

 

Runa Phaino

Die Idee mit dem Kurzroman finde ich gut :). Das versuche ich umzusetzen... (ich weiß noch nicht, ob ich ihn dann hier reinstelle... käme das dann unter Romane, oder?)
Ich habe ja eigentlich schon mehr darüber geschrieben... es gibt ja noch eine Vorgeschichte mit Elena, bei der ich mich entschieden habe, sie draußen zu lassen. Jetzt denke ich aber, dass ich vielleicht doch mehr von Jacks Vorgeschichte einbaue, denn ist ja vieles nur angedeutet. Ich kann meine Geschichten immer total schlecht aus der Sicht des Lesers sehen. Ist doch alles glasklar, denke ich... aber dann vergesse ich wieder, dass ich Details weggelassen habe, die ich natürlich weiß - aber der Leser kann nicht in meinen Kopf schauen... leider :D

Auch der letzte Absatz: ein Gespräch, das Jack mit Elena führt, bevor er sie verlässt. Und das ihm kurz vor seinem Tod, in den Sinn kommt.
Ich mag ihn sehr, diesen Absatz, ich überlege mir jetzt, wie man ihn verständlicher einbringen kann, oder ich muss ihn schweren Herzens rausschmeißen... :(

Liebe Grüße
Lucinda ^^


Simba
Hallo!!

du weißt gar nicht, wie gut dein Kommentar tut. Es freut mich einfach unglaublich, dass dich Teile meiner Geschichte berührt haben :) Und jetzt bin ich total motiviert.

Ich weiß, der Text hat einige Schwächen. Ich feile an der Struktur, folge Runas Ratschlag einen Kurzroman daraus zu machen und hoffe, dass ich es schaffe alle Leser in das Märchenwunderland zu schicken, das du beschrieben hast - und zwar durchgehend :) (ist übrigens ein wunderbares Bild^^ ich sehe immer noch die Rentiere, wie sie über weiße Schneehügel galoppieren).

Ich freue mich sehr, dass du meine Geschichte gelesen hast und danke dir für deinen Kommentar. Er hat mich echt zum Lächeln gebracht.

Liebe Grüße
Lucinda

 

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