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Zwölf ist relativ

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19.08.2015
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Zwölf ist relativ

Der Polizeihubschrauber kreist noch immer über den Dächern unseres Viertels.
"Was da wohl los ist?", frage ich Papa.
"Hm", sagt der ohne aufzuschauen. Er liest. Heute ist die Gute Fahrt gekommen. Wenn er die gelesen hat, wird er nach einer anderen Zeitschrift greifen, Kreuzworträtsel lösen oder zum Fernsehgucken ins Wohnzimmer gehen. Für mehr ist er nicht zu begeistern.
"Die suchen jemanden", verfolge ich das Thema weiter ohne sicher zu sein, ob er den Hubschrauber wahrnimmt.
"Wahrscheinlich", kommt es jetzt aber doch.
Ich stehe am Küchenfenster, schiele hinüber zu Papa der am Tisch sitzt und seine Brille zurechtrückt. Schon längst hätte er eine neue gebraucht; viel sieht er durch die Gläser nicht mehr. Doch er will nicht zum Augenarzt gehen.
Als Mama an Lungenkrebs erkrankte, stellte er von Heute auf Morgen das Rauchen ein. Seit ihrem Tod hat er aufgehört, am Leben teilzunehmen. Ich fürchte, wir werden bald das Haus verkaufen müssen. Ohne Mama ist es zu groß, zu leer, zu teuer. Zu einsam.
Ich habe Angst. Angst davor, dass wieder einer stirbt. Wenn es Papa ist, bin ich ganz alleine. Dann habe ich nur meine Großeltern, die Ende Fünfzig und alte Leute sind. Auch um die mache ich mir Sorgen. Mama war das einzige Kind von Oma und Opa. Als sie krank wurde, haben sie Papa bei der Pflege geholfen. Als sie vor knapp einem Jahr starb, wurden die beiden krank. Krank an der Seele.
"Hoffentlich ist nix mit Oma und Opa."
"Ruf an", kommt es hinter der Zeitschrift hervor.
Ich verdrehe die Augen. "Opa ist geizig, der hat kein Telefon."
"Hm."
Mehr wird von drüben nicht kommen, soviel ist klar. Ich werfe wieder einen Blick aus dem Fenster. Der Lärm des Hubschraubers ist nervig. Er zieht seine Runden jetzt im Tiefflug. Ich öffne den Fensterflügel und lehne mich weit hinaus. Mama hätte jetzt geschimpft, Papa sieht es nicht mal. Ich frage mich, was er überhaupt mitbekommt und turne ein bisschen auf der Fensterbank herum. Doch Fehlanzeige.
Heute ist ein richtig heißer Frühsommertag und unterrichtsfreier Samstag. Ich schaue in den Himmel. Die Sonne hängt da oben und hat gut lachen. Es scheint, als flöge der Hubschrauber über den Baggersee.
"Hm", mache ich jetzt. Dort liegt das Wochenendhaus von Oma und Opa. Mir lässt das keine Ruhe und ich springe zurück in die Küche. "Ich fahr nachgucken", sage ich, warte kurz auf eine Reaktion von Papa, die nicht kommt. Oder doch? War das nicht ein Nicken? Egal. Ich brauche keine Zustimmung und auch nicht seine Erlaubnis.
Schließlich bin ich schon zwölf.

Auf meinem knallgrünen Bonanzarad heize ich durch die Gartenstraße. Das ist meine Straße. Hier wohne ich. Hier ist meine Schule, der Spielplatz und der Friedhof mit Mamas Grab. Jede Menge Leute stehen vor ihren Häusern, halten sich eine Hand über die Augen und starren zum Himmel.
"Was is'n passiert?", ruft mir die Mutter meines Kumpels nach.
Bin ich Jesus, denke ich und zucke im Vorbeifahren mit den Schultern.
Unterwegs werde ich von einem Polizeiauto überholt. Ohne Sirene aber mit Blaulicht. Als ich sehe, dass wir denselben Weg haben, trete ich in die Pedale. Meine Muskeln fangen an zu brennen. Mit einem Affentempo geht es Richtung Ortsausgang. Ich fahre jetzt im Stehen. Einkaufsläden, Verkehrsschilder und parkende Autos fliegen an mir vorbei, als würde ich im Intercity durch die Ortschaft donnern. Die Linkskurve runter zum Festplatz nehme ich auf der Straßenmitte. Ich bin jetzt im Bruch und reiße am Lenker, um nicht ins Absperrband zu rasen. Wow, da ist was los. Polizisten so weit ich gucken kann. Dort, wo im August Buden, Karussell und Boxautos sind, reiht sich jetzt ein grün-weißes Auto ans Nächste. Dazwischen Polizisten auf Pferden. Ein Hundeführer lässt seine Tiere aus dem Auto springen. Um die Motorhaube eines Fahrzeuges haben sich Leute versammelt. Sie starren auf eine Landkarte, folgen dem Finger eines Mannes, der über seiner Uniform eine Weste trägt. Einsatzleiter steht da drauf.
Es wimmelt von Menschen: Polizisten, Neugierige, Schaulustige und ich. Unter den Gaffern wird wild spekuliert; jeder will wissen was passiert ist. Es wird vermutet, getuschelt und geschubst. Eine Reporterin versucht, zu den Beamten zu gelangen, wird aufgehalten und zurück geschickt.
Mir reicht es. Ich höre, wie jemand was von einer alten Dame sagt, die vermisst wird und meine Unruhe wächst. Schnell schwinge ich mich auf den Sattel. Von hier wären es nur ein paar hundert Meter zum See-Hotel, hinter dem die Siedlung ist, doch wegen der Absperrung muss ich über den Parkplatz vom Schwimmbad fahren. Ich keuche, als ich zur Schmidtchen-Schleicher-Brücke komme – irgendwie stresst mich grad alles.

Der Baggersee ist gut besucht. Am Strand sonnen sich Erwachsene, Kinder spielen Ball, im Wasser wird geplanscht und gepaddelt was das Zeug hält. Ich schwitze. Die Sonne brennt heiß auf meinem Rücken und Kindergeschrei hallt mir in den Ohren. Hier habe ich mit meinen Eltern viele schöne Stunden verbracht. Das Gelände ist mir vertraut, wie mein Zimmer in der Nacht. Ich kenne jede Biegung. Jede Unebenheit im Asphalt. Jeden Baum und Strauch. Unter den Leuten sehe ich ein paar aus meiner Klasse. Die winken und rufen mir was zu. Ich halte nicht an. Drücke kurz auf die Hupe und mache ihnen das Victory-Zeichen. Ich habe keine Zeit zum Quatschen und keinen Blick für die Natur. Ich will sie nicht sehen, die alte Trauerweide, in deren Schatten wir unsere Handtücher legten. Und ich will ihre Blätter nicht rauschen hören, wenn der Wind hindurch fährt. Ich trete nochmals kräftig in die Pedale, um schnell von hier wegzukommen. Weg von der Erinnerung. Denn eins ist sicher: Wenn ich mich eine Sekunde lang aufhalten würde, dann könnte ich Mama sehen. Ich würde sehen, wie sie lächelnd und mit der Luftmatratze im Schlepptau, aus dem See steigt; der Schalk blitzt in ihren Augen und ich höre ihr helles Lachen, wenn sie sich die nasse Bademütze vom Kopf zieht und über mir ausschüttelt. Ich würde sehen, wie ich mein Micky-Maus-Heft zur Seite schmeiße, aufspringe und sie kreischend vor mir davonrennt.

Den See habe ich zur Hälfte umrundet, den öffentlichen Badestrand verlassen und komme jetzt vor dem Grundstück meiner Großeltern zum Stehen. Ich stöhne und mein Herz spielt verrückt. Auch hier sind Uniformierte. Sie streifen durchs Schilf, schauen unter Holzkähne, befragen Anwohner und Spaziergänger. Sogar der Fährtenhund ist unterwegs. Der Hubschrauber hat abgedreht und sucht jetzt weiter südlich der Anlage. Sein Knattern ist immer noch laut.
Das Haus ist ein Bungalow. Winzig zwar, aber solide gemauert und mit Ziegeln gedeckt. Nicht wie die kleinen Holzhäuser mit ihren Teerdächern auf der anderen Uferseite. Oma und Opa sind lieber hier, als in ihrer Wohnung in der Rheinstraße.

Ich sehe, dass das schmiedeeiserne Gartentürchen offen steht, ebenso die Haustüre. Seufzend gehe ich hindurch. Das hätte es früher nicht gegeben. Oma und Opa haben immer auf ihr Hab und Gut aufgepasst. Doch nichts ist mehr wie es mal war – das ist mir eben wieder bewusst geworden.
Im Haus ist es ruhig, es scheint niemand da zu sein.
"Oooma! Ooopa!", rufe ich trotzdem und schaue in Küche, Wohn- und Schlafzimmer. An die Badezimmertüre klopfe ich erst, bevor ich sie aufreiße. Leer. Im ganzen Haus herrscht Unordnung: Schrankschubladen stehen auf, schmutziges Geschirr türmt sich im Abwaschbecken, benutzte Kleidungsstücke im ganzen Haus verteilt.
Ich gehe wieder hinaus, um das Haus herum in den kleinen Garten und treffe dort auf Opa. Er steht zwischen seinen Tomatenstöcken, an denen sich erste Früchte rot färben. Opa trägt in der Nachmittagshitze nur eine kurze Hose, die an seinem mageren Körper hängt, wie die Fahne am Rathaus, wenn kein Wind geht. Als er mich sieht leuchten seine Augen.
"Ach, der Bub ist da", sagt er und streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie, drücke fest und umarme den großen Mann.
"Da wird sich Oma freuen", sagt er, dreht sich zum Haus und schreit: "Oma Gerlinde, schnell, der Bub ist da!"
Mama hat mir erzählt, dass sich ihre Eltern so über meine Geburt gefreut haben, dass sie sich nur noch mit Oma und Opa anredeten.
"Im Haus ist niemand." Ich fasse erneut seine Hand. "Opa, wo ist Oma und was will die Polizei?", frage ich und versuche meine Aufregung zu verbergen. Ich habe die schlimmsten Gedanken. Opa sieht mich fragend an. Mit verkniffenem Mund steht er vor mir und ich habe Angst, dass die Schwermut über seinen Geist kommt, bevor er mir sagen kann, was los ist. "Wo ist Oma?", frage ich nochmal. Opa scheint zu überlegen.
"Weg", sagt er und wendet sich seinem Gemüse zu.
Ich verfluche meine kurz angebundenen Vorfahren, laufe ihm hinterher und starre in sein Gesicht.
"Opa, wo ist sie? Ist sie in der Rheinstraße geblieben?", frage ich und bemühe mich um Geduld.
Opa schüttelt den Kopf.
"Spazieren gegangen?"
"Ja."
"Wann ist sie los?"
"Gestern."
Jemand muss mir seine Faust in den Magen gerammt haben, denn ich spüre dort einen Schmerz, der bis zur Lunge fährt. Mir bleibt kurz die Luft weg. Tausend Flüche gehen durch meinen Kopf aber ich schicke ein Stoßgebet zu dem, den ich seit Mamas Krankheit am meisten verachte. Irgendwie steckt das in einem, sich in größter Not an seinen Schöpfer zu wenden: Bitte lieber Gott, nicht auch noch die Oma.
So langsam blicke ich durch. "Die Polizei sucht nach Oma."
Opa nickt. "Hab sie angerufen."
Ich schnappe nach Luft und zittere heftig. "Wann?"
"Heute Morgen", sagt er und aus seinen Augen kullern Tränen.

Als Mama vor knapp zwei Jahren von ihrer Krebserkrankung erfuhr, hatte sie nur noch einige Monate zu leben. Eine sehr kurze Zeit für Mama, doch lange genug, um die Familie zu verkrachen.
Eines Tages kam ich vorzeitig von der Schule nach Hause, weil ein Lehrer krank war. Meine Mutter war zu der Zeit im Krankenhaus und ich freute mich doppelt über die ausgefallene Schulstunde: Jetzt konnte ich sie früher in der Klinik besuchen. Die Ärzte hatten uns erklärt, dass es keine Heilung geben würde und obwohl ich nie die Hoffnung aufgegeben habe, zog es mich jeden Tag ins Krankenhaus. Ich glaube, etwas in mir wusste, dass wir nicht mehr viel Zeit zusammen haben würde.
Schon beim Aufschließen konnte ich die lauten Stimmen von Papa und Opa aus der Küche hören. Die Türe stand weit offen und der Duft gedämpfter Zwiebeln zog durch unser Haus. Mama bekam starke Medikamente, hatte kaum Appetit und schon viel Gewicht verloren. Meine schlanke Mama war nur noch Haut und Knochen und erhielt seit einigen Wochen Flüssignahrung. Wie waren wir aus dem Häuschen, als sie am Tag davor erklärt hat, sie hätte Lust auf Bratenfleisch mit Soße und Salzkartoffel. Papas Augen wurden nass, als er versprach, für sie zu kochen. Er ist ein guter Koch und wenn meine Eltern zusammen am Herd standen, war es immer lustig.
Leise drückte ich die Tür ins Schloss. Bevor ich verstand, weswegen die beiden Männer stritten, war mir klar, dass es besser wäre, sie würden mich nicht zu Gesicht bekommen. Also schlich ich die Treppe nach oben und setzte mich mit angezogenen Beinen auf den Absatz, um zu lauschen.
"Du hättest früher mit dem Rauchen aufhören müssen", hörte ich Opa schimpfen.
"Hinterher ist man immer klüger", entgegnete Papa. "Ich hab damit aufgehört, seit ich von ihrer Krankheit wusste."
"Das war zu spät!"
Aus der Küche kam ein Zischen und der Zwiebelgeruch vermischte sich mit dem von gebratenem Fleisch.
"Selbst beim Autofahren musstest du rauchen", fuhr Opa aufgebracht fort. "Der Bub hat auch immer gekotzt, wenn er bei dir mitfuhr."
Ich zuckte zusammen. Da hatte Opa recht. Aber das war ja vorbei und ich fand es nicht richtig von Opa, Papa deswegen Vorwürfe zu machen.
"Das hat Gott sei Dank aufgehört", stellte Papa fest.
"Ja, das schon. Aber meinem Mädel hat es nichts mehr geholfen." Opa schrie jetzt: "Sie liegt in dem verfluchten Krankenhaus und stirbt! Verstehst du das? Ist dir bewusst, dass mein Kind stirbt?"
Ein lautes Schluchzen folgte. Es durchfuhr mich kalt, ihn so über Mama reden zu hören. So, als hätte er keine Hoffnung mehr.
Er hat sie aufgegeben, dachte ich und meine Kehle wurde eng bei dem Gedanken, Mama bald zu verlieren. Eine ganze Weile sagte keiner der beiden etwas. Dann sprach Papa.
"Wenn es dir hilft, mach mir weiter Vorwürfe. Meinetwegen gib mir auch die Schuld an ihrer Krankheit", sagte er so leise, dass ich aufstehen und mich weit über das Treppengeländer beugen musste. "Aber du kannst nichts sagen, was ich mir nicht schon selbst gesagt habe. Du kannst mir auch nichts vorwerfen, das ich mir nicht ständig vorwerfe und für nichts eine Schuld geben, wofür ich mich nicht längst schuldig fühle."
Meine Knie zitterten heftig und ich musste mich auf eine der Stufen setzen. Nie hätte ich gedacht, dass sich Papa für Mamas Krankheit die Schuld gab. Ich sah keinen Zusammenhang, zwischen Papas Raucherei und Mamas Lungenkrebs. Wenn Papa daran erkrankt wäre, dann ja. Aber Mama hatte doch nie geraucht.
Es klapperte in der Küche, als das Fenster geöffnet wurde. Ich hörte einen Stuhl rücken. Opas Stimme war nun dichter an der Küchentüre zu hören.
"Mir ist scheißegal, ob du dir Vorwürfe machst oder dich schuldig fühlst", sagte er. "Wenn meine Tochter stirbt, geht das auf dein Konto."
Damit verließ er ohne ein weiteres Wort die Küche und warf die Haustüre mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Seither herrschte Funkstille zwischen den beiden. Sie gaben sich große Mühe, ihren Streit vor Mama zu verbergen. Oma konnten sie aber nicht täuschen. Keiner der beiden sah, wie sehr ihr das zusetzte. Dann kam Mamas Tod und der gab ihren Eltern den Rest. Sie fielen in einen schwarzen Sumpf, aus dem sie nicht mehr herausfanden.

Mir ist klar, die verschwundene Frau ist meine Oma. Ich vermute, dass Opa gestern nach dem Abendessen mal wieder auf dem Sofa eingeschlafen ist. Heute Morgen wird er ihr Fehlen bemerkt haben. Ich begreife nur nicht, warum uns niemand Bescheid gegeben hat. Wurde Opa nicht nach Angehörigen gefragt? Der Knatsch zwischen ihm und Papa liegt lange zurück und je mehr der Trübsinn Opas Geist aufgefressen hat, umso mehr geriet der in Vergessenheit. Ob er auch vergessen hat, dass es Papa und mich gibt?
Im Moment ist das nicht wichtig. Jetzt muss Oma gefunden werden und da kann ich helfen.
Mama ist mit mir oft auf die Rheininsel gegangen. Die ist in Zeiten der Flussbegradigungen entstanden und für Kinder ein riesiger Abenteuerspielplatz.
Mama hat mir ihren Lieblingsplatz gezeigt, die Stelle, an der sie als Kind mit ihrer Mutter war: Eine einsame Eiche auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald. Nach Mamas Tod war ich ein einziges Mal mit Oma hier. Zusammen sind wir in die Äste des alten Baumes gestiegen. Oma ist eine klasse Kletterin. Das käme davon, dass sie in ihre Jugend viel in den Bergen war, hat sie mal gesagt. Sie hat geweint und meinte, hier sei sie ihrem Kind am nächsten. Hier würde sie Mama spüren. Ich bin mir sicher, dass ich Oma dort finden werde.
Opa streichelt und spricht mit seinen Tomaten. Mein Herz zieht sich zusammen und es fällt mir nicht leicht, ihn zurückzulassen. Doch ich muss los. Ein letzter Blick auf Opa, dann renne ich aus dem Garten und springe auf mein Fahrrad. Wie ein Gestörter rase ich um den See, auf der Suche nach einem Polizisten. An den Holzhäusern finde ich zwei mit ihren Hunden. Ich bremse mein Rad, stemme die Beine in den Boden und berichte in knappen Sätzen von meiner Vermutung. Die Männer reagieren sofort, zücken ihr Funkgerät und informieren die Einsatzleitung. Zur genauen Wegbeschreibung drücken sie mir das Walkie-Talkie in die Hand. Ich erkläre so gut ich kann, aber da das Gebiet groß ist und Mamas Lieblingsplatz versteckt im Wald liegt, werde ich zur Insel geschickt, wo ich im Polizeiauto mitfahren soll.

Mein Bonanzafahrrad ist ein echter Flitzer. Keine drei Minuten brauche ich für die etwa einen Kilometer lange Strecke, die ich zur Rheininsel zurücklegen muss. Um Zeit zu sparen nehme ich die Abkürzung über die Kreisstraße. Die ist zwar nicht stark befahren, doch wenn ein Auto kommt, dann kommt es angebrettert. Am Straßenrand aufgestellte Holzkreuze erinnern daran, wie viele hier ums Leben gekommen sind. Ich breche jetzt ein absolutes Tabu, denn ich musste meinen Eltern hoch und heilig versprechen, niemals auf dieser gefährlichen Straße zu fahren.

Vor der Brücke die zur Insel führt, warten bereits ein Streifen- und ein Rettungswagen. Ein Polizeibeamter entriegelt den Schlagbaum, weil nur dem Förster erlaubt ist, mit dem Auto rüber zu fahren. Der Polizist winkt mich heran. Mein Rad lege ich ins Gras und folge dem Mann zum Auto, in dem ein Beamter hinter dem Lenkrad sitzt. Ich steige nach hinten ein und lasse mich neben dem dicken Notarzt in den Sitz fallen. In zügigem Tempo überqueren wir den Altrhein. Der Sanitäter folgt uns mit dem Krankenwagen. Wir fahren die Allee hinauf zum Forsthaus und Wildschweingehege, das wir rechts liegen lassen und der schnurgeraden Straße in Richtung Fluss folgen. Während der Fahrt muss ich dem Arzt Angaben über meine Oma machen. So wie der Kerl fragt, glaubt er, sie wäre nicht ganz richtig im Kopf. Aber Oma hat keinen Dachschaden, sie ist nur sehr traurig. Das sage ich ihm. Danach schweigen alle. Ich höre das Brummen des Motors und denke an Papa der Zuhause ist und von all dem keine Ahnung hat.

Etwa zweihundert Meter bevor die Straße auf den Rheindamm trifft, lotse ich den Fahrer nach rechts. "Stopp!", rufe ich nach weiteren hundert Metern; der Beifahrer öffnet die Tür und ich springe aus dem Auto ohne abzuwarten, bis er die Rückenlehne nach vorne gekippt hat.
Ich renne voraus, die vier Männer dicht auf meinen Fersen. Wir schlagen uns durch Haselnusssträucher und endlich, endlich öffnet sich der Wald und gibt die Wiese mit ihrem feucht nassen Pfeifengras frei, das meine Mutter so geliebt hatte. In der Mitte dieser Wiese steht die mächtige Eiche mit ihren tief herab hängenden Ästen, in denen ich zuletzt mit Oma gesessen bin. Jetzt hat sie sich an einem dieser Äste mit meinem Springseil erhängt.

Ich spüre eine Hand, die sich schwer auf meine Schulter legt und reiße mich los. Schreiend laufe ich zum Baum. Ich sehe Omas hängenden Kopf und starre in ihre gebrochenen Augen, die die Augen meiner Mutter waren. Mein Blick wandert über den schlaffen, leblosen Körper. Sie trägt ihr helles Sonntagskleid, das mit dem blauen Blümchenmuster. Erst jetzt sehe ich das getrocknete Blut an ihren Handgelenken und begreife, dass sich Oma auch die Pulsadern aufgeschnitten hat.
Unter mir öffnet sich die Erde und zieht mich in ihren stinkenden, gierigen Schlund. Weinend breche ich zusammen, registriere den Sanitäter, der mich auffängt, bevor ich den Boden berührt habe und hoffe auf eine Ohnmacht. Ich pack das alles nicht mehr.
Schließlich bin ich erst zwölf.

 

Hallo Tintenfass,
herzlich Willkommen.
Du bist erst ganz am Anfang? Echt? Also dafür und eh und überhaupt find ich das eine tolle Geschichte. Ja, bin begeistert.

Du gehst aus meiner Sicht vielleicht ein bisschen viel in die Vollen, also drückst an manchen Stellen etwas zu viel auf den Emotionsknopf, aber scheiß der Hund drauf, trotzdem ists gut gemacht, der Junge ist klasse charakterisiert, viele liebevolle Details. Der Konflikt zwischen Opa und Vater, der zu dem Verhängnis führt, das ist echt krass, aber denkbar, dass man sich solche Vorwürfe macht. Am Ende, das muss ich auch gestehen, da war es mir dann zuviel, dass die Oma sich erhängt. Von mir aus hätt der Bub die nur einfach finden können, am Leben, aber vielleicht völlig verwirrt, das wär ja auch schon genug gewesen.

Also was gibts noch, was mir auf die ersten Lesemeter auffiel?
Ein paarmal ist die Perspektive vielleicht zu wenig aus der Sicht des Zwölfjährigen. Damit mein ich aber nicht den Anfang. Da dachte ich zwar auch, die Gesch. handelt von einer älteren Person, weil er gedacht und gesprochen und sich gesorgt hat wie ein Erwachsener. Aber das fand ich recht passend im Nachhinein, weil der Junge durch die ganze Situation ja vorzeitig erwachsen reagieren muss, da ist das schon stimmig. Nee, später war mir was Perspektivisches aufgefallen, was ich allerdings grad nicht mehr find.
Und ein paar Rechtschreib- und Kommafehler gibts auch, aber nichts, was sich jetzt nicht locker ändern lassen würde.

Jetzt lass ich dich mal allein mit deinem schönen Debut hier bei uns und freu mich auf weitere Texte.
Viel Spaß bei uns.
Novak

 

Hallo Tintenfass,
Vom ersten, bis zum letzten Satz war ich komplett an Deine Geschichte gefesselt. Sie ist unglaublich spannend, authentisch und Du trifft genau den richtigen Ton. Ich habe mit dem Bub mit gelitten, bin mit ihm durch die Straßen gebraust und habe gehofft, dass nicht genau das geschehen ist, was ich vermutete. Leider doch. Eigentlich verdreht hier jeder die Augen, wenn es bei einem Debüt um einen Selbstmord geht. Denn das ist, warum auch immer, sehr oft der Fall. Aber hier hast Du Dich der schwierigen Thematik würdig erwiesen.

Die Schreiberei liegt Dir, höre ja nie wieder damit auf!
Am besten hat mir der Rückblick gefallen. Der Dialog von Vater und Opa, der die Gedanken des Jungen einstreut und auch noch tolle Bilder der Geräusche und Gerüche einfängt, ist schon richtig großes Schreibkino! Alle Achtung! Ich war voll drin. Auch Deine Sprache ist sehr geschliffen und reif. Ich gebe es zu, ich war zu sehr gefesselt, um auf Fehler zu achten. Nur eine Sache ist mir aufgefallen:

Ich fürchte, dass wir bald das Haus verkaufen und uns überwinden müssen um Opa um Obdach zu bitten.
Einmal "um" zu viel.
Bestimmt hat es noch ein paar mehr, aber da müssen sich andere, die nicht so hingerissen sind, drum kümmern.

Zwei winzige Kritikpunkte:
Du musst aufpassen, dass Du den Handlungsverlauf mit Straßen und Orten nicht zu detailliert beschreibst, denn dann gibt es Längen.
Und das enorme Polizeiaufkommen kam mir ein bisschen unrealistisch vor.
Aber scheißegal, Du hast das ganz hervorragend geschrieben, ich bin baff.

Willkommen, fühl Dich wohl und bleib hier!
Grüßle, Gretha

 
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Hallo Novak,
danke für die herzliche Begrüßung und das große Lob. Ich schwebe immer noch in anderen Sphären … Nie hätte ich erwartet, dass dir meine Geschichte so gut gefällt. Wenn ich all die anderen tollen Beiträge lese, kommt mir meiner sehr mickrig vor. Doch ich bin jetzt hochmotiviert - danke!
Schade, dass du die Stelle mit der Perspektive die dir nicht so sehr gefiel, nicht mehr gefunden hast. Das hätt´mich jetzt interessiert, denn ich tat mich beim Schreiben mit dem Perspektivwechsel etwas schwer.
Ich hoffe auch auf weitere Texte von mir, allein mir fehlt die Inspiration. Bitte nicht böse sein, wenn es bis zur nächsten Geschichte etwas dauert.
Gruß Tintenfass

Hallo Gretha,

auch dir vielen Dank für deine lobenden Worte. Das ehrt mich umso mehr, nachdem ich etwas von dir gelesen habe. Es ist ganz große Klasse, wie du schreibst.
Du hast recht, ein "um" war zuviel, das habe ich auch schon geändert. Danke für den Hinweis. Ich werde künftig auch beachten, mich nicht zu sehr in für den Leser unwichtigen Details zu verlieren.
Auch mit dem Polizeiaufkommen hast du recht. Ganz so heftig war das damas sicher nicht.
Ja, ich denke, dass ich bleiben werde. Vielleicht versuch´ich es auch mal mit einer Bewertung. Muss noch üben, wie das mit dem "Zitieren" funktioniert. Auch flieg ich immer wieder raus und muss mich neu anmelden - mach wohl etwas falsch. Doch das wird schon werden.
Viele Grüße und gute Nacht!
Tintenfass

 

Hey Tintenfass,

und Willkommen bei uns.

Mir hat deine Geschichte auch gut gefallen. Ein ziemlich gelungener Einstand hier im Forum. Hut ab. Fast mag ich gar nicht glauben, dass Du noch so ganz am Anfang stehst, wie Du sagst. Oder sagen wir, ich glaube nicht, dass Du erst seit gestern schreibst. Ist aber völlig egal, wenn ich hier solche Geschichten lesen kann. Schöner Spannungsbogen, ziemlich sauberer Stil, feine Figuren. Gefällt. Kleine Abstriche, doch, die schon. Aber irgendwas ist ja immer :).

Der Polizei-Hubschrauber kreist noch immer über den Dächern unseres Dorfes. Das macht er schon seit dem Mittagessen; jetzt ist früher Nachmittag.

Der Satz an sich geht in Ordnung, nur, wenn ich weiter hinten erfahre, der Hubschrauber sucht die Oma, die gerade mal etwas über 24 Stunden vermisst wurde - eher nicht. Das ist dann weiter hinten etwas blöd, wenn da so eine unrealistische Note reinkommt, wo doch sonst alles so bodenständig ist.

"Die suchen bestimmt jemanden.", verfolge ich das Thema weiter ohne sicher zu sein, ob er den Hubschrauber überhaupt wahrnimmt.

Unbedingt anschauen: Grammatik - Wörtliche Rede
Hier: kein Punkt am Ende - und für den Rest des Textes kannste nachlesen ;).

Ich fürchte, dass wir bald das Haus verkaufen und uns überwinden müssen Opa um Obdach zu bitten.
Das wird ja wohl nach der ganzen Geschichte nie passieren. Zum Opa ziehen - das geht doch gar nicht mehr. Und dein 12jähriger der ist so erwachsen, der weiß das auch.

Ohne Mama ist es zu groß, zu leer, zu teuer. Zu einsam!

sehr schön

"Mhm!"

Was hast Du nur mit den !!!!! Überall diese !!! Ganz vorsichtig mit denen umgehen. Faustregel: Wenn der Satz jemanden anbrüllt - dann ein ! setzen. Sonst macht es ein Punkt gut und besser. Ein 'Mhm' kann man nicht brüllen. Der Leser hebt aber beim Anblick eines ! automatisch die Stimme, wird lauter. Du hast im Text so viele ! wo eigentlich ganz leise gesprochen wird.

Ich öffne den Fensterflügel und lehne mich provozierend weit hinaus. Mama hätte jetzt geschimpft, Papa sieht es nicht einmal. Wieder einmal frage ich mich, was er überhaupt noch mitbekommt. Um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, turne ich ein bisschen auf der Fensterbank herum. Doch Fehlanzeige.

Auch schön.

Schließlich bin ich schon Zwölf!

Gefällt mir total gut - der Zirkelschluss auch zum Ende.

Unterwegs werde ich immer wieder von Polizeifahrzeugen überholt. Ohne Sirene aber mit Blaulicht. ...
Erschreckt ziehe ich den Bremshebel, als ich das hohe Polizeiaufkommen sehe ... Da war was los. Polizisten so weit das Auge reicht. Dort, wo im August unser allseits beliebtes Backfischfest stattfindet, war jetzt ein Einsatzort entstanden. Innerhalb diesem, mit Absperrbänder gekennzeichnetem Areals, reiht sich Polizeiauto an Polizeiauto. Dazwischen Polizisten auf Motorräder und zu Pferde. Die Hundeführer lassen soeben ihre Tiere aus den Autos springen. Um die Motorhaube eines Fahrzeuges haben sich zur Lagebesprechung einige Beamte versammelt. Sie alle starren auf eine Landkarte, folgen dem Finger und den Anweisungen eines Polizisten, der über seiner Uniform eine Weste trägt, auf der "Einsatzleiter" steht.

Wegen einer Vermisstenanzeige? Absperrungen? Von was denn? Es gibt ja noch nicht mal einen "Tatort" den man absperren kann? Das ist so schade, dass hier die Logik klemmt. Die suchen doch keinen Erwachsenen vor Ablauf von drei Tagen. Und auch nicht in dieser Größenordnung. Also, dass weiß ich ja zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber im späteren Verlauf, wenn ich dann das mit der Oma erfahre und die dann auch erst noch gefunden wird, weil man noch gar nicht weiß, dass sie tot ist, dann hängt die Stelle gewaltig. Und sie schürt natürlich auch ganz andere Erwartungen im Leser, die dann enttäuscht werden. Solche Erwartungen sind wie Versprechen, die nicht gehalten werden. Du kennst sicher das Gefühl.

Doch ich reagiere auf kein "Hallo" das man mir hinterher ruft, denn ich habe keine Zeit für ein Schwätzchen und auch keinen Blick für die Schönheit der Natur entlang des Sees.

Sorry, aber dein Protagonist ist 12. Ziemlich erwachsen für sein Alter, okay, aber so erwachsen nun auch nicht. Das hört sich nach einem 30jährigen an. Das sind so kleine Momente (Stellen) da entwischt dir dein "Kind". Da fällst du aus der Perspektive.

Ich trete nochmals kräftig in die Pedale nur um schnell von hier wegzukommen. Weg von der Erinnerung. Ich bin mir sicher, wenn ich auch nur eine Sekunde lang verweilen würde, dann könnte ich Mama sehen. Ich würde sehen, wie sie mit ihrem sanften Lächeln und der Luftmatratze im Schlepptau, dem See entsteigt. Ich würde ihr glockenhelles Lachen hören und den Schalk in ihren grünen Augen blitzen sehen, wenn sie sich ihre nasse Bademütze vom Kopf reißt und sie mir, der ich Micky-Maus-lesend im Sand liege, über den von der Sonne aufgeheizten Rücken schüttelt.

Das dagegen funktioniert gut bei mir.

Doch nichts ist mehr wie es einmal war, das ist mir soeben wiedereinmal bewusst geworden.

Klingt für mich auch älter. Würde ich einfach rausnehmen.

"Im Haus ist niemand", sage ich und ergreife erneut seine Hand. "Opa, wo ist Oma und was will die Polizei hier?"KOMMA frage ich und versuche meine Aufregung zu verbergen. Ich hege die schlimmsten Gedanken. Opa sieht mich fragend an. Mit verkniffenem Mund steht er vor mir und ich habe Angst, dass die Schwermut über seinen Geist kommt, bevor er mir sagen kann was los ist. "Wo ist Oma?", wiederhole ich meine Frage eindringlich. Opa scheint zu überlegen.
"Weg(!)", sagt er und wendet sich wieder seinem Gemüse zu.
Innerlich verfluche ich meine kurz angebundenen Vorfahren. Ich laufe ihm hinterher, starre in sein Gesicht.
"Opa, wo ist sie? Ist sie in der Rheinstraße geblieben?", frage ich und bemühe mich um Geduld.
Opa schüttelt den Kopf.
"Ist sie spazieren gegangen?", bohre ich weiter.
"Ja!"
"Wann ist sie losgegangen?", will ich wissen.
"Gestern früh(!) Punkt"

Das ist so toll!

Tausend Flüche gehen durch meinen KopfKOMMA aber dennoch schicke ich ein Stoßgebet zu dem, den ich seit Mamas Krankheit am meisten verachte.

Da fehlen noch ein paar mehr im Text ...

"Du hättest schon früher mit dem Rauchen aufhören müssen(!)", hörte ich Opa vorwurfsvoll zischen.
"Hinterher ist man immer klüger", entgegnete Papa, "ich hab damit aufgehört, seit ich um ihre Krankheit weiß."
"Das war aber zu spät!" (Hier ist es gut ;) )
Aus der Küche kam ein lautes Zischen und der Zwiebelgeruch vermischte sich mit dem von gebratenem Fleisch; Papa hatte den Braten abgelöscht.
"Selbst beim Autofahren musstest du rauchen(!)", fuhr Opa aufgebracht mit seinen Anschuldigungen fort. "Der Bub hat auch immer gekotzt, wenn er bei dir mitfuhr(!) Punkt"
Schuldbewusst zuckte ich zusammen. Da hatte Opa recht. Nur ungern erinnerte ich mich an die Zeit, in der mir meistens schlecht wurde, wenn Papa im Auto rauchte. Aber das war ja nun vorbei und ich fand es nicht richtig von Opa, Papa deswegen Vorwürfe zu machen.
"Das hat ja nun Gott sei Dank aufgehört(.)kein Punkt", stellte Papa fest.
"Ja, das schon. Aber meinem Mädel hat es nichts mehr geholfen(!)" Opa schrie jetzt. "Sie liegt in dem verfluchten Krankenhaus und stirbt. (Hier wäre ein ! angebracht) Verstehst du das? Ist dir bewusst, dass mein Kind stirbt?

Das mag ich auch.

Ich höre hier mal auf. Meine Hinweise wären: Logik gerade biegen. Interpunktion bei der wörtlichen Rede überprüfen. Mal das ! durch die Suche jagen und überlegen, ob es wirklich ein ! braucht. Und so Stellen raus frimmeln, wo dein Prot. nicht mehr wie 12 klingt, sondern wie 30 oder 40.

Und noch ein Tipp. Nicht nur schreiben und einstellen, sondern auch lesen und kommentieren. Darüber lernt man genau so viel, wie im Selbstversuch. Klingt erst mal nicht so, ist aber so :).

So, nach all den Kleinigkeiten noch mal zum Abschied: ziemlich guter Text! Macht wirklich Lust auf mehr.

Beste Grüße,
Fliege

 

Hallo Fliege,

wow, kann ich da nur sagen und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte so ausführlich zu durchforsten. Aus eben diesem Grund bin ich hier bei euch, denn das ist es was ich brauche um mich als Autor weiterzubilden. Ihr seht Sachen in den Beiträgen, die mir im Leben nie auffallen würden, würdet ihr sie nicht zitieren.

An Grammatik und wörtlicher Rede muss ich noch arbeiten, das ist mir noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Auch wusste ich nicht, dass !!! eine laute Stimme signalisieren. Ich dachte, sie heben das Gesprochene/ die Aussage in ihrer Wichtigkeit hervor. Aber gut, was dazugelernt. Ich werde das ändern.
Ändern werde ich auch die Sichtweise des Buben. Ich werde versuchen, ihn öfters wie einen zwölfjährigen klingen zu lassen.

Mir ist jetzt auch klar, dass die Logik nicht stimmig ist. Ich gehöre zu der Sorte Schreiber, die anfangs noch nicht wissen, wohin der Weg sie führt. So hat mich ein Hubschrauber, der stundenlang über unseren und den Nachbarort kreiste zu der Geschichte inspiriert. In diesem Fall wurde jedoch keine vermisste Person gesucht, sondern banale Rundflüge angeboten. Den Rest habe ich so nach und nach und inspiriert durch Zeitungsartikel, dazu gesponnen. Das muss ich besser machen! (hier würde ich gerne ein ! setzen :)

Deinen Rat, Beiträge zu kommentieren, werde ich beherzigen. Ich hoffe dabei sehr, nichts falsch zu machen.

Nochmals Danke Fliege, für deine Antwort. Mir bedeutet das sehr viel, zumal ich deine "Die Streichlerin" gelesen habe von der ich total begeistert bin.
Gruß, Tintefass

 

Hallo Tintenfass,
da du meine Texte schon großzügig kommentiert hast, wollte ich mal bei dir vorbeischauen.

An sich finde ich die Geschichte ganz gut. Mir persönlich fehlt, jedoch noch etwas. Sagen wir mal etwas außergewöhnliches, das die Geschichte am Ende zu etwas besonderem macht. Weißt du was ich meine?

Aber was ich wirklich mal loben muss, ist diese detaillierte Beschreibung von Umgebung und ähnlichem. Du hast nicht nur ein ganzes Dorf aufgebaut, sondern auch die ganzen Nachbarorte und Vegetation. Das finde ich echt beeindruckend.

"Mhm!"

Leider benutzt du oft Ausrufezeichen und das dann meist an stellen, an denen es überhaupt nicht passt. Außerdem immer dieses "Mhm". Man kann das durchaus mal verwenden, beim Vater passt es einigermaßen, weil ihm die ganze Sache ja ziemlich gleichgültig ist, aber im Endeffekt ist das nur ein Lückenfüller. Es macht keine Aussage darüber, was die Person denkt. Es ist eben nur eine sinnlose Phrase, könnte man sagen.

Botaniker und Ornithologen finden zahlreiche Pflanzen- und Vogelarten vor, die es zu erkunden, erforschen und zu beobachten gibt

Größtenteils passt der Erzählstil, doch manchmal kommen Sätze/Wörter auf, die ein Kind nie verwenden würde. Wie zum Beispiel "Ornithologe".

Erst jetzt bemerke ich das getrocknete Blut an ihren Handgelenken und registriere, dass sich Oma, um auf Nummer sicher zu gehen, auch die Pulsadern aufgeschnitten hat.

Mal rein logisch gesehen, ergibt das nicht viel Sinn. Man kann sich eigentlich nicht erhängen und dann gleichzeitig die Pulsadern aufschneiden. Vor allem hätte der Junge, dann auch noch ein Messer o.ä. gesehen und sich mit einem Springseil aufzuhängen auch nicht ganz optimal, glaube ich mal, weil so lang sind die ja auch nicht, aber da bin ich mir nicht ganz sicher.

Im Großen und Ganzen ist die Geschichte nicht schlecht. Mir fehlt einfach noch ein bisschen etwas.
Ich finde auch, das der Junge psychisch einigermaßen stabil ist, obwohl seine Mutter gestorben ist, sein Vater am Leben nicht teilnimmt und das Geld knapp wird.

LG
Miss BP

 

Hallo Missblackpoet,

es freut mich, dass du meine Geschichte gelesen und darauf geantwortet hast.
Auf einiges von dem was du schreibst, haben mich auch andere aufmerksam gemacht und ich bin z.Zt. dabei, dies zu ändern.

Viele Grüße
Tintenfass

 

Hi,
das ist wirklich ein schöner Einstand. Also ich habe das in einem Rutsch durchlesen können, und ich habs interessiert und gespannt verfolgt. Die Figuren zeichnest du echt schön, das sind keine statischen Abziehbildchen sondern organische Menschen, die ihre Eigenheiten und ihre Konflikte zwischeneinander haben, und du verrätst auch nicht von Beginn an zu viel, sondern öffnest den Vorhang Stück für Stück - das ist super, weil man dann als Leser natürlich dranbleibt und wissen will, was da mit der Mutter war und was es mit dem Hubschrauber auf sich hat. Also du wirfst am Anfang ganz viele Fragen auf, und die beantwortest du so peu a peu. Super.
Also das ist sehr kurzweilig und du hälst den Leser immer schön bei der Stange und du kommst nie ins Schwafeln, behalte das auf jeden Fall bei, echt!
Ja, am Ende hat sich Oma erhängt, aber Erzähltechnisch ist das ein gutes Ende, das gibt dem Ganzen noch mal so eine Wendung, das ist das, worauf eigentlich alles zuläuft.

Hey, bleib am Ball, weiterschreiben, und ich bin gespannt, was noch so von dir kommt.

Viele Grüße
zigga

 

Hallo Tintenfass,

mir hat deine Geschichte auch gut gefallen, vor allem der Rückblick, als der Protagonist auf der Treppe sitzt und den Vater und den Opa in der Küche belauscht, ist mir hängen geblieben. Bezüglich des "Aufwands" für die Suche schliesse ich mich Fliege an; ich habe zwar noch nie eine Vermisstmeldung bzw. eine solche Suche von A-Z mitverfolgt, ich glaube aber, alle Register mit Hubschraubern und Hunden zieht man höchstens bei Kindern (lasse mich aber gerne belehren). Daher fand ich das Polizeiaufkommen als Aufhänger ein wenig übertrieben, verstehe aber, dass das dein Ausgangspunkt, bzw. die Inspiration war.

Was sich mir allerdings nicht ganz erschlossen hat, ist der Grund, warum sich die Oma umgebracht hat. Du schreibst zwar:

Die beiden lebensfrohen Menschen fielen in einen schwarzen Sumpf, aus dem sie nicht wieder herausfanden.
Doch das alleine find ich irgendwie zu wenig, um sich umzubringen; bzw. ich kann es aus der Geschichte raus so nicht recht glauben, dass der Tod der Tochter der Grund ist, warum sie sich umbringt. Verzeih, wenn ich das Offensichtliche überlesen haben sollte. :)

Der Schreibstil hat mir gefallen; der ist flüssig zu lesen und ich habe die Geschichte in einem Rutsch durchgelesen.

Und so spontan habe ich noch einen Tippfehler gefunden:

"Was is´n passiert?"Komma ruft mir die Mutter meines Kumpels nach

Liebe Grüsse
Raki

 

Hallo Zigga, und Raki,

entschuldigt bitte, dass ich mich jetzt erst melde.


Hallo Zigga,

danke, dass du meine Geschichte gelesen und dir die Zeit genommen hast, darauf zu antworten. Es freut mich, dass du Spaß beim Lesen hattest und ich freue mich auch über dein Lob. Es ist interessant zu hören bzw. zu lesen, wie unterschiedlich die Leute darauf reagieren.

" ...das sind keine statischen Abziehbildchen sondern organische Menschen..." Mir gefällt wie du das beschreibst.
"... du kommst nie ins Schwafeln ..." DANKE.

Ja ich hoffe auch, dass ich weiterschreiben werde. Ich danke dir für deine Motivation.

Nochmals vielen Dank, herzliche Grüße und eine gute Nacht.
Tintenfass

Hallo Raki,

danke für das Lesen meiner Geschichte, deine Gedanken dazu und deine Rückmeldung.

Bezüglich des Aufwands für die Suche nach der Oma habe ich schon mehrere Rückmeldungen bekommen, die deine Meinung teilen. Ich werde versuchen rauszubekommen, wie soetwas tatsächlich ist.
"Doch das alleine find ich irgendwie zu wenig, um sich umzubringen; bzw. ich kann es aus der Geschichte raus so nicht recht glauben, dass der Tod der Tochter der Grund ist, warum sie sich umbringt. Verzeih, wenn ich das Offensichtliche überlesen haben sollte."
Möglich, dass das gar nicht offensichtlich ist. Es ist nicht nur der Tod der Tochter, der die Oma verzweifeln lasst, auch die Trauer Ihres Mannes und sein Zerwürfnis mit dem Schwiegersohn sowie die Tatsache, dass ihr Mann lieber mit seinem Gemüse spricht. All das, so dachte ich, kann diese Frau zugrunde richten, so dass sie sich das Leben nimmt. Man kann es auch noch so interpretieren, dass sie sich im Tod mit ihrer Tochter wieder vereint.

Danke für den Hinweis mit dem Kommafehler, habe ihn korrigiert.

Viele Grüße
Tintenfass

 

Liebe Wortkrieger,

unter Berücksichtigung eurer Anregungen, Gedanken, Tipps und Korrekturen zu meiner Geschichte, habe ich eine Änderung vorgenommen.
Hinzufügen möchte ich, dass laut Polizei die Suche nach einer vermissten Person individuell ist. Ebenso der Aufwand einer Suche. Die vermisste Oma gab es wirklich und nach ihr wurde noch vor Ablauf von 24 Std. gesucht. Zum Einsatz kamen hierbei neben dem Polizei-Hubschrauber, eine Pferde- und Hundestaffel.
In meiner Geschichte habe ich viele einzelne tatsächliche Ereignisse zu einem Ganzen zusammengefasst. Daher kann ich auch mit Sicherheit schreiben, dass es möglich ist, sich zuerst die Pulsadern aufzuschneiden und danach mit einem Springseil am Baum zu erhängen.

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen.

Gruß Tintenfass

 

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