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Zusammen

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15.05.2002
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Zusammen

Sie war die Letztgeborene. Natürlich wusste sie das jetzt noch nicht, so nass und blind, wie sie war. ~ Verwirrt streckte sie ihre Glieder von sich.~ Aus der wärmenden Mulde herausgestoßen war sie nun an diesem kalten, fremden Ort und empfand nichts weiter als Angst. Ein drückendes Gefühl lag auf ihrer Brust und sie versuchte automatisch nach Luft zu schnappen. ~ Leises Maunzen ließ sich vernehmen. ~
Vorsichtig fuhr Klara mit rauer Zunge über das nasse Flaumenfell ihrer neugeborenen Tochter. Die Natur hatte dieses winzige Bündel mit hübschen weißen Flecken auf Stirn und Bauch bemalt, während der übrige pummelige Körper schattenschwarz und feucht glänzte.
Die betagte Katze hatte den sechsköpfigen Wurf in einem dunklen Winkel des alten Heuschobers zur Welt gebracht, weitab von allem Störenden. Etwas später dann, als sie ihre Jungen gesäubert hatte und diese in einer ordentlichen Reihe liegend an ihren Zitzen sogen, fiel dem Tier eine Maus auf, welche sich in einem Heuhaufen ganz in der Nähe tummelte. Diese streckte dabei hin und wieder ihren Kopf aus den Halmen hervor, schnüffelte kurz mit ihrer winzigen dunklen Schnauze in die Luft und wühlte danach weiter herum. Fast schien es so, als dass sie spürte, dass ihr im Moment keine Gefahr drohte. Träge legte Klara ihren schwer gewordenen Kopf wieder auf das weiche Heu und genoss das zwickende Saugen ihrer Schützlinge. Nach einer Weile versank sie in einem leichten Schlaf.
Satt kugelte das Katzenbaby sich zusammen und war gerade dabei einzuschlafen, als es plötzlich ein Zerren im Nacken spürte und automatisch seinen Körper versteifte. Eine schnelle Bewegung des Wesens, das es aufgenommen hatte, schüttelte seinen Leib heftig hin und her. Furcht und helle Panik keimten in einem kleinen Katzenherz auf. Kurz darauf wurde es auch schon wieder abgesetzt und blieb zitternd und steif vor Angst liegen.
Fauchend schlug Klara mit der Pfote nach dem Menschen, der ihre Jungen eins nach dem anderen aufhob und in einen schmutzigen Leinensack stopfte. Der Bauer trat fluchend einen Schritt zurück und überprüfte, ob er den ganzen Wurf erwischt hatte. Schließlich schnürte er den Beutel zufrieden zu und verließ die Scheune. Verzweifelt miaute die Katze ihren Schmerz nach den verlorenen Kleinen hinaus. ‚Einfach fort’.
>Maunzen< Traurig, aber doch wieder voller Freude blickte Klara sich zur Quelle des Geräusches um. Das einzige Junge, welches ihr noch geblieben war, streckte in diesem Augenblick seinen Kopf zwischen zwei Strohballen hervor. Klara hatte es dort versteckt, kurz nachdem sie den menschlichen Entführer durch die Tür hatte herein kommen hören. Lautes Wimmern drang plötzlich aus einem weitaufgesperrten rosafarbenen Mäulchen. Automatisch packte Klara das lebende Bündel und verließ den Ort des grausigen Geschehens schnell durch eine schmale Ritze an der Rückwand des Gebäudes.

Trübe zogen die letzten Herbsttage über dem kleinen, abgelegenen Gehöft dahin. Die letzten Kühe und Pferde waren schon vor geraumer Zeit von ihren Weiden und Koppeln geholt worden und verbrachten nun ihre Tage bis zum Frühling in dem großen warmen Stall des Bauern, welcher sich gleich neben einer wohlbekannten Scheune befand. In einer schummrigen Ecke lagen hier zwei Fellknäuel eng aneinadergeschmiegt.
Klaras Tochter hatte sich zu einer prächtigen jungen Katzendame entwickelt. Mittlerweile waren schon mehr als drei Jahreszeiten verstrichen, seit sie das Licht der Welt erblickt hatte und immer noch verband Sheila, wie sie von ihrer Mutter genannt worden war, ein starkes geistiges Band mit ihrer Erzeugerin. Grausame, wie auch schöne Erfahrungen besaßen diese kostbare Eigenschaft, welche die Seelen zweier Wesen so fest aneinander schmieden konnte. Sachte fuhr Klara mit ihrer rauen Zunge über Sheilas Kopf, die es schnurrend genoss. Nach einer Weile rollte sich das alte Tier gemütlich zusammen und ließ den restlichen Tag schlafend vorüberstreichen.

 

Moin Marcus :)

Was für eine wunderschöne, stimmungsvolle Story. :)

Habe nur zwei formale Dinge auszusetzten:

Beutel zufrieden zu und verließ die Scheune. Verzweifelt miaute die Katze ihren Schmerz nach den verlorenen Kleinen hinaus. ‚Einfach fort’. >Maunzen< Traurig, aber doch wieder voller Freude blickte Klara sich zur Quelle des Geräusches um.

'Einfach fort' denkt doch die Katzenmutter, danach setzt das Maunzen der Kleinen ein. Das musste ich mindestens 3 Mal lesen um zu verstehen das die katzenmutter nicht maunzt sondern das Kleine.

Deswegen würde ich hinter 'einfach fort' einen Absatz machen.

und hier fehlt ein Wort:

wie sie von ihrer Mutter worden war.

schätze mal da fehlt "genannt :)

Gute N8 :)

*wink*

jaddi

 

Ich danke Dir für Deine nette Meinung, auch wenn das Ganze etwas verspätet kommt. :)

 

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