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Zusammen
Plark und Kefl zumpten vorwärts, als sie das Nest verließen. Reste vom Dottersack hafteten noch an Kefl und er fiel zurück. Plark hatte eine Spur von etwas Essbarem entdeckt und signalisierte Hunger und Hier. Kefl registrierte das Signal seines Bruders und folgte ihm. Beide zumpten in dieselbe Richtung weiter, aber die Spur wurde schwächer. Umkehr und Richtungswechsel waren nötig. Kefl signalisierte Verwirrung. Plark war stumm, bis er die Spur wieder aufgenommen hatte und sendete dann Hunger und Hier. Kefl folgte ihm.
Dr. Schmitt sah zufrieden in den mit Wasser gefüllten Glasbehälter auf der Laborbank. Ein Schwarm kleiner tentakelbesetzter Heptapoden, Tintenfischen nicht unähnlich, schwamm darin herum. Einige der Eier waren zwar noch nicht aufgebrochen, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis auch sie die weißlichen Körperchen mit den schwarzen Augen freigaben. Er hatte beobachtet, wie manche der Geschlüpften bereits begonnen hatten, spontan ihre Körperfarbe zu ändern. Er und seine Kollegen vermuteten, daß diese Änderungen nicht nur eine Tarnfunktion hatten, sondern auch eine Art der Kommunikation darstellten. Die früheren Versionen der kleinen Heptas hatten sich bei Orientierungsexperimenten im Labyrinth gut durchgeschlagen. Sie konnten sogar unbekannte Gegenstände als Werkzeuge benutzen, um an Futter zu gelangen. Das ließ auf Intelligenz schließen. Die neue Modifikation, die er mit mutierten Viren an ihnen vorgenommen hatte, diente dazu herauszufinden, welche ihrer Gene für die Ausbildung der Tarnsprache verantwortlich waren. Er schüttete noch eine Portion des gefriergetrockneten Nahrungsmittelkonzentrats in den Behälter, für den Fall dass noch mehr der Kleinen über Nacht schlüpften, drehte sich um und setzte sich wieder an den Computer.
Plark und Kefl waren satt und bewegten sich nicht mehr. Sirp, Grui und Flebb waren den Signalen der beiden hinterhergezumpt und ihrerseits nun dabei zu fressen. Nach einer Weile begann Kefl das Signal für Zusammen anzuzeigen, damit seine Geschwister sich vorbereiten konnten. Obwohl gerade erst aus der Eihülle entkommen, wussten alle instinktiv, daß ein Zusammen viel Kraft kostete und es nur nach dem Fressen klappen konnte. Kefl signalisierte abwechselnd Zusammen und Jetzt. Plark zumpte direkt an seine Seite und umfasste seinen Bruder mit einem seiner sieben Zrtel, synchronisierte sein Signal und wartete auf die Anderen. Einer nach dem anderen kamen Sirp, Grui und Flebb hinzu, bildeten einen Ring und stimmten ihre Signale aufeinander ab:
Zusammen ... Jetzt ... Zusammen ... Jetzt ...
Dr. Schmitt drehte sich zum Behälter um, als er ein merkwürdiges Zischen hörte und sah, daß die kleinen Heptas sich zu einem Ring zusammengeschlossen hatten. Wie Kinder im Sandkasten, dachte er. Alle wechselten synchron ihre Körperfarbe. Von milchig Weiß auf Dunkelgrau gesprenkelt, und wieder zurück, in rascher Abfolge. Aber dieses merkwürdige Zischen … Er ging ganz nah an den Behälter. Die Tarneffekte auf der Außenhaut der Tierchen verschwammen vor seinen Augen. Er nahm seine Brille ab, kniff die Lider zusammen und setzte die Brille wieder auf. Tatsächlich, es war als würden sie … durchsichtig? Ein funkelnder Punkt erschien in der Mitte des Ringes aus kleinen Leibern und wurde größer. Das Zischen schien von dort zu kommen.
Zusammen … Zusammen … Zusammen …
Ein Knall. Wasser spritzte. Dr. Schmitt taumelte rückwärts, stieß gegen den Bürostuhl und fiel hin. Fand das Gleichgewicht wieder, stand auf und starrte den Behälter an. Jetzt nur noch halb voll Wasser, hatte er einen sternförmigen Sprung an der Frontscheibe. Von den Heptapoden war nichts zu sehen. Er holte einen Kescher und fuhr damit durch den Behälter. Nichts. Er inspizierte die Pfützen auf dem Boden, die Wasserspritzer an der Decke und den Wänden und suchte dann das ganze Labor ab. Nichts. Sie waren weg.
Kefl kam, noch etwas benommen, zu sich und signalisierte Hier und Kefl. Seine vier Geschwister antworteten kurz darauf mit ihren eigenen Kennungen. Sie hatten es alle geschafft. Um sie herum nur Weite. Endlos. Keine begrenzende Enge wie vor dem Zusammen. Plark bewies sich wieder als der Beste im Aufspüren von Nahrung. Er signalisierte den Anderen eine große Anzahl Spuren. Kefl freute sich und zumpte einfach los. Es gab ja genug für Alle.