- Beitritt
- 24.04.2003
- Beiträge
- 1.444
Zum Unterricht geht es links. Rechts davor ist heute zu.
Als Firefox Explorer den Klassenraum betrat, herrschte allgemeines Gelächter.
Ein künstlicher Trademark hatte aufs Bodenvinyl geschissen und eine purpurne Smiliewolke dampfte übelriechend gen Fenster, vor dem Porpus Galaxius, seines Zeichens höchster Streber im Bunde, gerade damit beschäftigt war, seine Subway Frühstücksflocken zu erkotzen. Aufgebracht, und wohl auch ein wenig beschämt, blinkten seine Sandalen dabei protestierend in den schillerndsten Farben auf.
Es mutete einfach nur konservativ an.
"Firefox", rief Glenda Sexy Vixen und gab ihm einen Begrüßungskuss auf den rechten Nippel. Anscheinend war sie bester Laune und schaltete sogar für einige Sekunden das Vortex auf Kanal drei aus, um Firefox nach seinem allgemeinen Befinden zu erknuddeln.
"Was zum Dalai Lama ist denn hier los? Mir scheint, als seien sämtliche Cerberusse aus dem Hades gleich in eure Fotzen manifestiert."
Firefox sondierte die Lage kurz, und fügte hinzu: "Warum liegt denn da ein Trademarkscheißhaufen auf dem Vinylboden?"
Wieder schwoll das Gelächter an, bis Obermundus Professor Eisenbrink plötzlich im Raum manifestierte und es per Fernbedienung deaktivierte.
"Guten Morgen", fragte er und dirigierte seine Schüler per Paddlekontrolle an ihre Lernpulte.
Anschließend zog er die Tafel nach unten und griff nach der Kreide. Von den altmodischen Projektionsphasenversumsdisplays hielt er nicht viel.
"Firefox!"
"Obermundus Professor Eisenbrink?"
Sein Lehrer erhob sich götzenhaft, teilte sich in der Mitte und flog schemenhaft durch den Raum, wobei er auf jedem Pult melodramatisch eine Portion Vanillepudding mit chinesischen Essstäbchen verteilte. Einen Glückskeks gab es heute nicht, was bedeutete, dass seine Laune auf der Skala mittig lag.
Dann fügte er sich wieder zusammen, und trug zudem eine herbei illusionierte Königskrone auf dem kahlen Schädel. Das Zepter entglitt ihm und verschwand von einem furzenden Geräusch begleitet in einer Paralleldimension. Adern taten sich auf.
"Firefox ... gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihre Hausarbeiten nicht gemacht haben?"
Firefox Explorer verspürte ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend.
"Nun, ich ... ehm ..."
Der Obermundus explodierte.
Vorher schrie er noch: "Schweben Sie gefälligst an die Decke, wenn ich mit dem Grav-Laserpointer auf Sie zeige!"
Dann explodierte er aber wirklich.
***
"Das kann so nicht straight on sein. Immer, wenn ihm was nicht in die Fotze passt, explodiert er einfach."
"Ja, und wir müssen ihn dann wieder zusammenmixen", rief ein verärgerter Mechadroid, der gerade mit dem Sauberschlecken der Herrenkloschüsseln beschäftig war. Ein neonfarbener Toilettenstein glitzerte diabolisch zwischen seinen Zahnlücken. - "Als wenn wir nichts Angenehmeres zu tun hätten!"
Glenda Sexy Vixen hatte erbost die Arme in den Hüften verschränkt.
Ein bisschen sieht sie aus, wie eine geile Obstmarktfrau, ging es Firefox durch den Kopf. Seine Überlegungen überschlugen sich.
Oh ja, Baby ... verkauf mir den zweistieligen Mandarinenapfel ... klone mich und esse die glattrasierten Schenkel meines Orguntungas, und dann ...
"Firefox!"
"Ja, Glenda?"
Sie spieh auf den Boden. - "Du denkst wieder laut. Wann lernst du endlich, deine Hirnoptionen zu anonymisieren? Das sind bloß ein paar Klicks."
Noch nachdem sich Firefox eine Antwort zurechtgelegt hatte, erschien ein Kampfzwerg neben ihm und Glenda.
Er trug eine grüne Mütze und deutete stolz auf die Zahl, die transparent über ihm schwebte.
"Na ihr. Wie ihr seht, bin ich nun auf Level 15 und darf mich somit Megakampfzwerg nennen. Noch zehntausend Erfahrungspunkte, und ich werde ..."
"Porpus Galaxius ... musst du nicht streben oder sterben und so?"
Der Kleine grinste sich frech ins Fäustchen. Dann zog er Afrika aus seinem Inventarbeutel.
"Ich habe hier etwas, was euch sicher interessieren wird", flüsterte er und breitete den Kontinent auf dem Schulhof aus.
"Schieb Fötzchen, Pimmel."
Wieder grinste er.
"Ehrlich, damit stellen wir den alten Fotzen bloß, ich versprechs dir Glenda."
Gleichzeitig richteten sich sämtliche Blicke aller Schüler auf die Turmuhr des alten Konzentrationslagers für über Dreißigjährige. Ein drohendes Mahnmal mit einer McDonalds Niederlassung in den ehemaligen Erschießungsräumen.
Aber das war vor dem Tuturianischen Bürgerkrieg gewesen. Inzwischen durfte man wieder Oma und Opa sagen.
"Ha", lachte der Zwerg. - "Meine Erfahrungspunkte ermöglichen es mir, die Menschen zu kontrollieren, und ihnen unter dem Slip ..."
"Komm auf den Punkt, Mann!"
"Eigentlich wollte ich bloß sagen, dass es nach zwölf ist, und du jetzt Jasmin statt Glenda heißt. Ich habe dich Zeit deines Lebens beobachtet, und ..."
Eine Druckwelle zog über sie hinweg.
Jasmin legte ihren Arm um Firefox.
"Atompilze sind soooo romantisch!"
Sie wurde kuschelig. Firefox erschoss seine Freundin kurzerhand und wandte sich genervt dem Klassenstreber zu.
"Gut, hör mir zu: Bis sie wieder lebt, erzählst du mir hoffentlich etwas Interessantes, denn ansonsten ..."
To be continued
"Interessant genug?"
Firefox konnte es kaum glauben.
All die Jahre ... verplempert.
Er rang nach Atem. Jasmin lebte wieder.
"Wir müssen also bloß nach Afrika fliegen?"
Porpus Galaxius lachte. - "Ja, und da haben die Weißen sämtliche Lösungen für alle Abschlussklausuren parat."
Jetzt musste auch Firefox lachen.
"Porpus Galaxius ... du bistn alda Nigga, Word!"