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10.05.2007
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Frederik hatte diese lästige Ausfragerei satt. Morgens auf dem Schulweg war es jedes Mal die dicke Magd Tiene: „Na Jungchen, wie geht's dir denn heute?“ In der Schule waren es die Lehrer, die einen unentwegt mit Fragen löcherten und zuhause bei seinen Eltern sollte er auch Rede und Antwort stehen.

So wünschte er, in jenem Dorf zu sein, in dem keiner irgendwelche Fragen stellte und alle gerade deshalb so glücklich wären. Sein Großvater hatte davon geschwärmt, um ihn zum Stillsein zu animieren, als Frederik selbst noch unentwegt wegen jeder Kleinigkeit gefragt hatte. Hier in der Mark Brandenburg, wo Frederiks Elternhaus stand und der Neunjährige aufwuchs, gleich hinter dem dunklen Wald, sollte es liegen, von außergewöhnlich sattgrünen Wiesen umsäumt mit munteren Kühen darauf.

Eines Nachmittags schnürte Frederik heimlich ein Bündel mit Proviant, klemmte Vaters Spazierstock unter den Arm und zog los, dieses Wunderdorf kennen zu lernen, und er schlenderte frohgemut über die langweiligen Wiesen seines Heimatortes hinein in den angrenzenden, tiefen Mischwald.

Die Sonne stand noch hoch und blinzelte durch die Baumkronen. Seine Armbanduhr benutzte Frederik als Kompass, was ihn sein Vater beigebracht hatte. Immer wieder verließ er die kreuz und quer verlaufenden Forstwege, um seinen Kurs nach Norden einzuhalten. Stundenlang war er voller Zuversicht so weitergetrabt, als ein Gewitter aufzog. Er dachte an Umkehr. Doch seiner Annahme nach war er schon viele Kilometer gewandert, so dass es zum ersehnten Dorf kürzer dauerte, als wenn er den Rückweg antrat.

Allen Mut zusammen nehmend, marschierte er deshalb trotzig weiter. Es wurde zunehmend schwüler. Dann krachte es ohrenbetäubend. Ein Blitz war in geringer Entfernung von ihm in einen Birkenbaum eingeschlagen. Reflexartig hatte Frederik sich auf den Boden geworfen, als hätte ihn die Einschlagswucht niedergestreckt. Ein Todesschrecken durchzitterte seine Glieder. Die Hände hatte Frederik vor die Augen gepresst. Erst als kein Donner mehr ertönte, spähte er zaghaft umher. Um ein übriggebliebenes Baumskelett züngelten letzte Flammen und Regen prasselte nieder.

Kurz darauf trafen stellenweise Sonnenstrahlen auf den dunklen Waldboden, über dem es wie in einer Sauna dampfte, und grasiger Ozongeruch erfrischte die Luft. Während der Wald zunehmend heller wurde, sammelte der Junge sich wieder, und Hoffnung keimte auf, dass sich das Dorf in der sich ihm auftuenden Lichtung befände, und mäßigte seinen Puls. Jedoch zeigte sich ihm nur ein schmutziger Tümpel; das idyllische Dorf rückte in unerreichbare Ferne, denn ein nicht endender Wald stand bedrohlich vor ihm. Erdrückende Zweifel begannen ihn zu quälen.

Frederiks Beine wurden zunehmend schwerer. Doch er peitschte sie mit seinem verzweifeltem Willen erbarmungslos an, durch einen düsteren Fichtenbestand. Regenwasser ergoss sich in kleinen Schwällen von den Ästen. Frederik rutschte auf einem der glattgewordenen und überall rumliegenden Aste aus, seine Armbanduhr stieß dabei gegen einen Baumstumpf und funktionierte nicht mehr. Inzwischen dämmerte es gespenstisch. Und Panik ergriff wieder von ihm Besitz.

Unter den hastenden Sohlen krachte das Reisig verräterisch, und Frederik fühlte sich beklommen, denn er glaubte, es hätte böse Waldgeister aufgeweckt, die ihn nun unsichtbar umzingelten. Plötzlich flog eine Eule auf und glitt über ihn hinweg, bedrohlich und blutgierig wie ein Flugsaurier. Frederik stockte der Atem. Er war erschöpft und einer Ohnmacht nahe, fühlte sich hilflos und sehnte sich nach der häuslichen Geborgenheit und nach Tiene, die sich so rührend um ihn gekümmert hatte. Er hatte aber längst die Orientierung und den Glauben an eine Wiederkehr verloren.

Ein Sprung Rehe wurde aufgescheucht und verschwand im vor ihm auftauchenden Unterholz. Vom Fieber gepackt hielt er sie für die räuberischen, fliegenden Hunde des Zeus, von denen der Lehrer erzählt hatte, und es graute ihm entsetzlich; seine Sinne schienen schon zu schwinden, als er das Licht registrierte, was in den Büschen flutete. Hier fand der Wald endlich sein jähes Ende.

Vor Frederik lagen in der untergehenden Abendsonne einige Auen. Es musste der gelobte Ort sein, und er wurde ruhiger. Aber den Rückweg nach Hause musste er allein finden, denn jemanden zu fragen, galt hier ja als tabu.

Rechts von ihm weideten friedlich ein paar Kühe. Eine davon hatte die gleiche Blesse wie seine Lieblingskuh Ella. Nicht all zu weit entfernt stand ein ähnliches Haus wie das seiner Eltern. Auf der Holzbank davor saßen zwei Leute. Ihre Köpfe bewegten sie hin und her, als wenn sie nach irgend etwas Ausschau hielten. Und als Frederik dem Haus näher kam, zeigte der pfeiferauchende Mann auf ihn. Es war sein Vater, und Frederiks Mutter eilte ihm entgegen. Sie sagte: „Junge, wir haben uns große Sorgen gemacht. Wo bist du nur solange gewesen?!“ Er stotterte: „Mei-meine Uhr. . .“ Doch seine Mutter hörte gar nicht hin, sonder drückte ihn einfach an sich. Seinen Vater sah er milde lächeln.

Dass er im Kreis gelaufen war, wurde ihm dann auch bewusst. Irgendwie war es ihm nun aber egal, ob es ein Dorf gab, in dem es verpönt war, Fragen zu stellen. Und als Tiene ihn am Morgen fragte: „Na Jungchen, wie geht's dir denn heute?“, störte es ihn nicht einmal mehr.

*

 

Hallo Betula,

die Idee hinter der Geschichte finde ich gut. Bestimmt würde jedes Kind ab und an gerne in ein Land reisen, in dem keine lästigen Fragen gestellt werden. Ich finde auch gut, dass du direkt in die Geschichte einsteigst und gleich auf den Punkt kommst. Das kommt bei Kindern gut an und weckt das Interesse am Weiterlesen.

Trotzdem habe ich einige Kritikpunkte:

Sein Großvater hatte davon geschwärmt, um ihn zum Stillsein zu animieren, als Frederik selbst noch unentwegt wegen jeder Kleinigkeit gefragt hatte.
Ich hätte gerne mehr Informationen zu diesem geheimnisvollen Ort. Wie hat der Großvater davon erfahren? War er selbst schon dort? Wie leben die Menschen dort? Wie sieht es dort aus?

Vor Frederik lagen in der untergehenden Abendsonne einige Auen. Es musste der gelobte Ort sein, und er wurde ruhiger. Aber den Rückweg nach Hause musste er allein finden, denn jemanden zu fragen, galt hier ja als tabu.
Hier liegen einige Auen - okay. Aber woher weiß Frederik, dass dies der geheimnissvolle Ort ist? Er war ja noch nie dort.

Noch einige sprachliche Holpersteine:

Morgens auf dem Schulweg war es jedes Mal die dicke Magd Tiene: „Na Jungchen, wie geht's dir denn heute?“
Ich habe ein Problem mit der "dicken" Magd, ist mir zu klischeehaft. Und auf dem Schulweg wird sie ihn kaum fragen, eher bevor er das Haus verlässt. Oder begleitet sie ihn zur Schule? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Eines Nachmittags schnürte Frederik heimlich ein Bündel mit Proviant, klemmte Vaters Spazierstock unter den Arm und zog los, dieses Wunderdorf kennen zu lernen, und er schlenderte frohgemut über die langweiligen Wiesen seines Heimatortes hinein in den angrenzenden, tiefen Mischwald.
Umständlicher Bandwurmsatz. Besser in zwei Sätze unterteilen.

Stundenlang war er voller Zuversicht so weitergetrabt, als ein Gewitter aufzog.
Stundenlang? Dann wäre es mittlerweile Nacht geworden.

Kurz darauf trafen stellenweise Sonnenstrahlen auf den dunklen Waldboden
und kurz darauf
Regenwasser ergoss sich in kleinen Schwällen von den Ästen.
Scheint die Sonne oder regnet es? Oder scheint die Sonne und von den Blättern tropft noch Regen? Dass Wasser sich in Schwällen von Ästen ergießt macht für mich keinen Sinn.

und grasiger Ozongeruch erfrischte die Luft.
Grasiger Ozongeruch? Nie gehört. Wie riecht denn Ozon?

Während der Wald zunehmend heller wurde,
Wird es im Wald heller, weil das Gewitter vorbei ist oder wird der Wald lichter?

Vom Fieber gepackt
Finde ich unpassend für eine Kindergeschichte. Die jungen Zuhörer / Leser werden denken, dass er nun krank wird.

Generell ist mir die Sprache, die du gewählt hast zu schwülstig und altbacken. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack, andere werden vielleicht gerade das mögen.

Viele Grüße

bluebird

 

Hallo Bluebird, zunächst mal Danke für deine detaillierte Befasse.

Näheres über den geheimnisvollen Ort sollte offen bleiben für die Phantasie der kleinen Leser. Wenn es sie überfordert, könnte noch etwas eingefügt werden quasi als Gedankenstützen.

Anfangs schreibe ich ja, dass der Ort gleich hinterm Wald liegt, umsäumt von saftigen Wiesen etc. Frederik findet ja seine Heimat eher trist. Nun kommt er aus dem Wald und sieht die Wiesen seiner Heimat mit anderen Augen. Zu dem Zeitpunkt ist ihm ja noch nicht klar, das er im Kreise geirrt ist und es kann sich nur um den geheimnisvollen Ort handeln. Dies Detail ist ja wichtig in der Geschichte, soll ja den Kindern eine „Weisheit“ vermitteln.

Ja, über die Sprachweise lässt sich streiten.

LG B.

 

Hallo Betula,
Ein schönes Thema und ein sehr tapferes Kind, dass du da beschreibst.
Sprachlich hats für mich an mehreren Stellen gehackt:

Seine Armbanduhr benutzte Frederik als Kompass, was ihn sein Vater beigebracht hatte.
ihm
Doch seiner Annahme nach war er schon viele Kilometer gewandert, so dass es zum ersehnten Dorf kürzer dauerte, als wenn er den Rückweg antrat.
den Satz finde ich zu verschachtelt. Warum nicht. Er war sich sicher, dass es zum Dorf ...
Ein Todesschrecken durchzitterte seine Glieder
Einschlagswucht und Todesschrecken. DAs sind selbst für mich ungewohnte Vokabel. Weiß nicht, ob da Kinder etwas damit anfangen können. Übrigens wird der Schrecken wohl nicht nur seine Glieder sondern vor allem auch sein Herz erzittern lassen.
grasiger Ozongeruch
Ozongeruch und erfrischen passen nicht zusammen. Übrigens verätzt Ozon die Lungen ...
Glauben an eine Wiederkehr verloren.
was meinst du mit Wiederkehr? Eine Rückkehr oder ein Wiederfinden des Weges?

Generell war es mir dann eben doch eine Spur zu brutal für eine Kindergeschichte mit einem so netten Ende

LG
Bernhard

 

Hallo Betula,

ich schließe mich bluebird u. Bernhard mit meiner Meinung an. -
Das was du in der Geschichte rüber bringen möchtest, verstehen vielleicht nur Erwachsene. Auch solltest du kindgerechtere Ausdrücke verwenden. Vor allen Dingen kürzere Sätze. Damit habe ich auch immer Schwierigkeiten.
Mein Vorschlag: Gehe doch mal in die Bücherei. Habe ich auch schon gemacht. Überlege dir, für welches Alter du schreiben möchtest und schaue dann, ob du aus den Büchern was lernen kannst.

Nur Mut!

Liebe Grüße von Gidon

 

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