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Zuhause
Zuhause
Sie läuft den Weg hinab, weg von diesem Haus.
Nie wieder wird sie sich umschauen, nie wieder zurückgehen, sagt sie sich.
Doch bis jetzt hat sie es noch nie geschafft.
Bis jetzt ist sie immer wieder zurückgekommen, in der Hoffnung, es würde besser werden.
Doch es wurde jedes Mal schlimmer.
Warum dachte sie immer, sie hätten sich geändert?
Sie ändern sich nicht mehr.
Nie wieder will sie zurückschauen.
Wie ist alles so gekommen? Waren sie nicht eigentlich immer nett zu ihr?
Ihre Eltern hatten sie nie geschlagen. Sie haben auch ihre Fürsorge nie übertrieben.
„Warum bin ich so geworden, wie ich bin?“, fragt sie sich.
Ihr Versuch, aus der Hölle zu entfliehen, die sich Elternhaus nennt, wird immer eine hoffnungslose Flucht sein, weil sie ihre Wurzeln nicht verleugnen kann. Aber sie probiert es immer wieder.
Ihre Eltern haben doch eigentlich nichts getan.
Aber vielleicht ist gerade das ihr Problem. Ist es ihnen nicht möglich, ihr zuzuhören, wenigstens ein bisschen Interesse an ihren Hobbys und Freunden zu zeigen?
Nie haben sich ihre dafür interessiert, wo sie nachmittags hingeht.
Sie haben eine Uhrzeit mitgegeben und dann kam sie einigermaßen pünktlich wieder.
Sie hat noch nie Freunde mit nach Hause gebracht.
Fremde Leute in ihrem Zimmer - nicht auszudenken.
Ihre Mutter geht oft in ihr Zimmer.
Ihre Mutter sucht auch nach bestimmten Büchern in ihren Schränken.
Aber das ist überall so. Eltern dürfen doch in die Schränke der Kinder gucken. Schließlich haben sie die Schränke bezahlt.
Warum ist sie so geworden wie sie ist?
Nie wieder will sie sich umschauen.
Doch sie dreht sich um. Schaut den Hügel hinauf zu ihrem Haus.
Sie sieht das Fahrrad ihrer kleinen Schwester am weißen Gartenzaun lehnen. Das kleine Kind schaukelt vor dem perfekten Haus ihrer Eltern.
Dort oben - Zuhause?
Sie dreht um. Langsam schlendert sie zurück.
Ihre Mutter hängt Wäsche im Garten auf und lächelt ihr hinterher.
„Da bist du ja wieder“, sagt die Mutter.