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Zu zweit und doch allein

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13.03.2012
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Zu zweit und doch allein

Jetzt sitze ich wieder hier. Ich bin allein. Der starke Regen prasselt an mein Fenster. Die Blitze, die mich im Minutentakt immer wieder zucken lassen, folgen einem lauten Donner. Genau so sieht es in diesem Moment in mir aus. Ich fühle mich leer.
Eine gefühlte Stunde sitze ich nun schon hier – regungslos. Mit dem schrillen Klingelton meines Handys werde ich zurück in die Gegenwart geholt. Es ist Elena, meine beste Freundin. Mit einer gespielten fröhlichen Stimme nehme ich ab.

- „ Hey, was gibt es neues ?“

Aber statt der gewohnten aufgedrehten, dauerglücklichen Elena höre ich nur ein jämmerliches Schluchzen. Ich lege auf. Überlege einen Moment und greife mit einer ungewöhnlichen Hektik meine Jacke und meine Tasche. Ich bin schon längst wieder in meiner eigenen Welt und merke nicht, wie der weiße Tonengel meiner Mutter herunterfällt und zerbricht.
Drei Minuten Fußweg liegen zwischen Elena und mir. Sie kommen mir in dem immer stärker werdendem Regen vor wie Stunden. Ich sehe sie vom Weiten auf der Treppe vor ihrer Haustür sitzen. Ein Bild liegt in ihrer Hand. Und meine Befürchtung bestätigt sich von Schritt zu Schritt.

Sie murmelt schluchzend vor sich hin. Einige Sätze kann ich verstehen. Ich setze mich neben sie auf die Kalte Steintreppe; lege meinen Arm um sie. Der weiße Briefumschlag, der aus Elenas Tasche ragt, ist mit Herzen und Blumen bemalt.
Es herrscht eine seltsame Stille zwischen uns. Jedoch sehe ich in ihrem Gesicht, dass wir an das Gleiche denken.
Ich zünde uns eine Zigarette an. Eine letzte. Mit zittrigen Händen halte ich sie und nehme die letzten Züge. Die Asche verweht in den Sturmböen.
Gemeinsam gehen wir die ersten Schritte in Richtung Treppe. Ich versuche die Stufen zu zählen.
Dreihundertneunzehn... Dreihundertzwanzig.. Angekommen.
Kein einziges Wort, vom ersten bis zum sechzehnten Stockwerk des heruntergekommenen Hochhauses. Der Aufgangsbalkon sieht dunkler als sonst aus. Das Geländer links in der Ecke ist abgerissen. Schon seit Jahren kommt keiner her um es zu reparieren. Zu stark ist die Angst vor den Schlägern, die hier in Marzahn wohnen.
Ich spüre Elenas Hand an meiner. Langsam gehen wir auf die Ecke zu. Ein Schritt. Und noch ein Schritt.
Und dann - der letzte Schritt.

 

ich verachte mich dafür, dass ich es nicht lassen kann, dies zu schreiben:

beim Gewitter sieht man erst den Blitz und dann hört man den Donner, weil nämlich das Licht schneller ist als der Schall.

Jannes, der Besserwisser

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Jana,

was soll ich sagen? Schon wieder eine Selbstmordgeschichte.

Ich stelle mal die Vermutung an, dass du zwischen vierzehn und neunzehn Jahre alt, weiblich und Schülerin bist, dass du gerne liest – und auch gerne schreibst.

Darum erst mal herzlich willkommen bei kg.de. Wie du ja den Regeln sicher entnommen hast, geht es in diesem Forum nicht nur ums Schreiben, sondern auch und vor allem ums Lesen und Kommentieren.

Nun denn – gleich vorweg – es handelt sich um meine persönliche Meinung, andere Leser mögen eine andere Meinung haben und daher einen anderen Kommentar schreiben. Darum – nicht den Kopf hängen lassen, sondern weiter an dir arbeiten.


Es gibt, nicht nur in diesem Forum, vermutlich hunderttausende von Selbstmordgeschichten in der Literatur. Etwas längere und wirklich gute, wie Goethes Werther – sozusagen die Mutter aller Selbstmordgeschichten und bis heute unerreicht -viele Kurzgeschichten, einige gute, sehr, sehr viele – ich will mal sagen, weniger gute. Allein die Masse ist schon ein Problem. Warum eigentlch müssen pupertierende Mädchen (manchmal auch Jungs, seltener auch Erwachsene) immer mit Selbstmordgeschichten anfangen? Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu persönlich :hmm:

Es gibt zu diesem Thema nichts Neues mehr zu berichten, auch wenn deine Geschichte vom Schema etwas abweicht, weil es hier sogar um einen Doppelselbstmord geht. Aber das allein macht sie noch nicht spannender, besser, neuer, fesselnder. Es ist halt eine Situation, wie sie tausende Male beschrieben wurde und das wirklich Neue, Interessante, Andere kommt hier auch nicht vor. Abgesehen davon, dass Selbstmord niemals eine Lösung für kein Problem der Welt ist, lernt man in deiner Geschichte leider auch nichts über die Motive und kann somit nicht das geringste Verständnis für die Protagonistin (eigentlich sind es ja zwei) aufbringen. Da ist von einem Bild und einem Brief bei der Einen die Rede, von Einsamkeit und Leere bei der Anderen. Das kann alles Mögliche bedeuten. Trennung, Liebeskummer, Tod eines geliebten Menschen, Kündigung des Arbeitsplatzes, schwere Krankheit, was auch immer. Über das Motiv der Erzählerin, die sich wohl nicht nur aus Solidarität mit ihrer besten Freundin auch gleich entleibt, wird überhaupt nichts bekannt, außer, dass sie miserabler Stimmung ist. Und dann kommt es noch zu logischen Brüchen, die meiner Meinung nach hanebüchen sind. Dass sie vor dem Freitod noch die Anzahl der Stufen zählt – das halte ich für abwegig. Da gehen einem doch ganz andere Gedanken durch den Kopf, abgesehen davon, dass man nach dreihundert Stufen und sechzehn Stockwerken zu Fuß wohl ziemlich ausgepowert und vielleicht sogar ernüchtert (im Sinne von mit klareren Gedanken) da oben ankommt und vielleicht was anderes im Sinn hat, als sich gleich wieder hinunter zu stürzen. Nein, das ist absolut unglaubwürdig.

Wieso erzählst du nicht, dass die Erzählerin die Freundin vom Selbstmord abhalten will, dass sie mit allen Mitteln um sie kämpft, sie von der Schönheit des Lebens zu überreden versucht, usw. Vielleicht scheitert sie am Schluss, vielleicht gewinnt sie aber auch – das wäre doch ein interessanter Konflikt – sie überwindet durch die Rettung ihrer Freundin auch ihre eigenen Probleme, was immer die sein mögen. Da muss man allerdings aufpassen, dass das nicht ins Seifenopernhafte, Kitschige, Sentimentale, Tränentriefende abgleitet.

Dadurch würde wenigsten mehr Handlung in die Geschichte kommen, ein Konflikt würde entstehen und einer Lösung zugeführt werden, die klassischen Bestandteile also einer Kurzgeschichte. Wäre Selbstmord an sich, und damit auch fast alle Selbstmordgeschichten, nicht so schlimm, wäre diese Geschichte allenfalls banal und trivial. Tut mir leid, dass ich das so sagen muss.

Wobei, sprachlich, muss ich sagen hättest du mehr drauf. Das hast du in den kurzen Absätzen bewiesen. Satzbau, Erzählstil und Ausdruck lassen sich durchaus gut lesen, auch finde ich nur wenige Rechtschreibfehler. Lass doch dein Potential an einer Geschichte aus, die auch wirklich eine Handlung beinhaltet, einen Konflikt mit Wendung und Lösung anbietet, muss ja kein Happy End sein. Lass deine Heldin etwas mehr über ihre Motive erzählen, dadurch erst machst du sie menschlich, sympathisch und dann kann man sich vielleicht sogar mit einer Selbstmordgeschichte anfreunden, auch wenn ich persönlich absolut kein Freund davon bin. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Einiges zum Ausdruck:

Die Blitze, die mich im Minutentakt immer wieder zucken lassen, folgen einem lauten Donner.

Normalerweise folgt der Donner dem Blitz

Genau so sieht es in diesem Moment in mir aus. Ich fühle mich leer.

Im Zusammenhang mit dem vorherigen Blitzen und Donnern hier von Leere zu sprechen, halte ich für nicht ganz logisch

Der starke Regen prasselt

Auf das Adjektiv stark kannst du verzichten, nicht starker Regen prasselt nicht.

Hier noch ein paar Fehler

einer gespielten fröhlichen

einer gespieltenKOMMA fröhlichen oder einer gespielt fröhlichen

was gibt es neues

was gibt es Neues

sie vom Weiten auf

sie von Weitem auf
Kalte Steintreppe;

kalte SteintreppeKOMMA statt SEMIKOLON

kommt keiner her um es

kommt keiner herKOMMA um es


Bitte nimm dir den positiven, konstruktiv gemeinten Aspekt der Kritik heraus und warte mal ab, ob du weitere Kommentare erhälst, aus denen du lernen kannst.

Viele Grüße und viel Erfolg und Spaß in kg.de

Resi26

 

Wir haben in Deutsch eine Hausaufgabe auf bekommen, dass wir eine Kurzgeschichte über dieses Thema schreiben sollten. Deshalb diese Art. ;)
Danke für die Berichtigungen :)

 

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