Liebe Jana,
was soll ich sagen? Schon wieder eine Selbstmordgeschichte.
Ich stelle mal die Vermutung an, dass du zwischen vierzehn und neunzehn Jahre alt, weiblich und Schülerin bist, dass du gerne liest – und auch gerne schreibst.
Darum erst mal herzlich willkommen bei kg.de. Wie du ja den Regeln sicher entnommen hast, geht es in diesem Forum nicht nur ums Schreiben, sondern auch und vor allem ums Lesen und Kommentieren.
Nun denn – gleich vorweg – es handelt sich um meine persönliche Meinung, andere Leser mögen eine andere Meinung haben und daher einen anderen Kommentar schreiben. Darum – nicht den Kopf hängen lassen, sondern weiter an dir arbeiten.
Es gibt, nicht nur in diesem Forum, vermutlich hunderttausende von Selbstmordgeschichten in der Literatur. Etwas längere und wirklich gute, wie Goethes Werther – sozusagen die Mutter aller Selbstmordgeschichten und bis heute unerreicht -viele Kurzgeschichten, einige gute, sehr, sehr viele – ich will mal sagen, weniger gute. Allein die Masse ist schon ein Problem. Warum eigentlch müssen pupertierende Mädchen (manchmal auch Jungs, seltener auch Erwachsene) immer mit Selbstmordgeschichten anfangen? Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu persönlich 
Es gibt zu diesem Thema nichts Neues mehr zu berichten, auch wenn deine Geschichte vom Schema etwas abweicht, weil es hier sogar um einen Doppelselbstmord geht. Aber das allein macht sie noch nicht spannender, besser, neuer, fesselnder. Es ist halt eine Situation, wie sie tausende Male beschrieben wurde und das wirklich Neue, Interessante, Andere kommt hier auch nicht vor. Abgesehen davon, dass Selbstmord niemals eine Lösung für kein Problem der Welt ist, lernt man in deiner Geschichte leider auch nichts über die Motive und kann somit nicht das geringste Verständnis für die Protagonistin (eigentlich sind es ja zwei) aufbringen. Da ist von einem Bild und einem Brief bei der Einen die Rede, von Einsamkeit und Leere bei der Anderen. Das kann alles Mögliche bedeuten. Trennung, Liebeskummer, Tod eines geliebten Menschen, Kündigung des Arbeitsplatzes, schwere Krankheit, was auch immer. Über das Motiv der Erzählerin, die sich wohl nicht nur aus Solidarität mit ihrer besten Freundin auch gleich entleibt, wird überhaupt nichts bekannt, außer, dass sie miserabler Stimmung ist. Und dann kommt es noch zu logischen Brüchen, die meiner Meinung nach hanebüchen sind. Dass sie vor dem Freitod noch die Anzahl der Stufen zählt – das halte ich für abwegig. Da gehen einem doch ganz andere Gedanken durch den Kopf, abgesehen davon, dass man nach dreihundert Stufen und sechzehn Stockwerken zu Fuß wohl ziemlich ausgepowert und vielleicht sogar ernüchtert (im Sinne von mit klareren Gedanken) da oben ankommt und vielleicht was anderes im Sinn hat, als sich gleich wieder hinunter zu stürzen. Nein, das ist absolut unglaubwürdig.
Wieso erzählst du nicht, dass die Erzählerin die Freundin vom Selbstmord abhalten will, dass sie mit allen Mitteln um sie kämpft, sie von der Schönheit des Lebens zu überreden versucht, usw. Vielleicht scheitert sie am Schluss, vielleicht gewinnt sie aber auch – das wäre doch ein interessanter Konflikt – sie überwindet durch die Rettung ihrer Freundin auch ihre eigenen Probleme, was immer die sein mögen. Da muss man allerdings aufpassen, dass das nicht ins Seifenopernhafte, Kitschige, Sentimentale, Tränentriefende abgleitet.
Dadurch würde wenigsten mehr Handlung in die Geschichte kommen, ein Konflikt würde entstehen und einer Lösung zugeführt werden, die klassischen Bestandteile also einer Kurzgeschichte. Wäre Selbstmord an sich, und damit auch fast alle Selbstmordgeschichten, nicht so schlimm, wäre diese Geschichte allenfalls banal und trivial. Tut mir leid, dass ich das so sagen muss.
Wobei, sprachlich, muss ich sagen hättest du mehr drauf. Das hast du in den kurzen Absätzen bewiesen. Satzbau, Erzählstil und Ausdruck lassen sich durchaus gut lesen, auch finde ich nur wenige Rechtschreibfehler. Lass doch dein Potential an einer Geschichte aus, die auch wirklich eine Handlung beinhaltet, einen Konflikt mit Wendung und Lösung anbietet, muss ja kein Happy End sein. Lass deine Heldin etwas mehr über ihre Motive erzählen, dadurch erst machst du sie menschlich, sympathisch und dann kann man sich vielleicht sogar mit einer Selbstmordgeschichte anfreunden, auch wenn ich persönlich absolut kein Freund davon bin. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Einiges zum Ausdruck:
Die Blitze, die mich im Minutentakt immer wieder zucken lassen, folgen einem lauten Donner.
Normalerweise folgt der Donner dem Blitz
Genau so sieht es in diesem Moment in mir aus. Ich fühle mich leer.
Im Zusammenhang mit dem vorherigen Blitzen und Donnern hier von Leere zu sprechen, halte ich für nicht ganz logisch
Der starke Regen prasselt
Auf das Adjektiv
stark kannst du verzichten, nicht starker Regen prasselt nicht.
Hier noch ein paar Fehler
einer gespielten fröhlichen
einer gespielten
KOMMA fröhlichen oder einer gespielt fröhlichen
was gibt es
Neues
sie vo
n Weite
m auf
kalte Steintreppe
KOMMA statt SEMIKOLON
kommt keiner her
KOMMA um es
Bitte nimm dir den positiven, konstruktiv gemeinten Aspekt der Kritik heraus und warte mal ab, ob du weitere Kommentare erhälst, aus denen du lernen kannst.
Viele Grüße und viel Erfolg und Spaß in kg.de
Resi26