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Zombies

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28.04.2005
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Zombies

Entnervt schalte ich die Playstation aus, der Reiz ist verlorengegangen. Keinerlei Herausforderung im düsteren Land des Horrors. Ich kenne das Spiel schlicht und ergreifend auswendig. Keine Ausnahme, sondern die Regel.
Im Radio läuft irgendein Bericht über das diesjährige Treffen der Paralympics in meiner Stadt. Verdammte Waffenfreunde. Para hier und para da. Paranoid nenne ich sowas. Ich schalte das Radio aus.
Um mir die Zeit zu vertreiben, schiebe ich „Braindead“ in den DVD-Spieler und wechsele am PC, mit einem galanten Mausklick, ins Forum von „Wir-verrotten.com“. Unglaublich. Immer noch keine neuen Informationen über den Film „Resident Evil 3“.
Gerade will ich mich in einem Beitrag darüber beschweren, wie dumm sich sämtliche Akteure in Horrorfilmen verhalten, als mich ein unheimliches Stöhnen vor meinem Fenster aus der Konzentration reißt. Ich ziehe die Gardine zur Seite und bin im ersten Moment von dem gleißenden Tageslicht vollkommen geblendet, als mein Blick auf die fiese Visage eines Zombies fällt. Zuerst bin ich perplex und weiß nicht so genau, was ich über den an meiner Fensterscheibe rumsabbernden Untoten denken soll, doch dann kehrt mein in unzähligen Filmen und Spielen antrainierter Überlebensinstinkt schlagartig zurück.
Erster und meist entscheidender Fehler eines jeden Protagonisten, der das Filmende nicht erlebt, ist der Unglaube. „Zombies? Aber natürlich.“ Dieses, mit einem leicht väterlich-süffisanten Unterton Vorgetragene, ist meist das eindeutige Todesurteil und brandmarkt den Kerl.
Ich lasse das Ding auf der anderen Seite der Scheibe nicht aus den Augen, während ich mir im Geiste Abwehrstrategien ausmale und Fakten zusammentrage.
Punkt Eins: Zombies sind langsam.
Punkt Zwei: Zombies werden am besten durch einen Schuß in den Kopf getötet. Alternativ muss man sie vollständig zerstückeln.
Mist. Ich habe nicht aufgepasst und das Ding vor meiner Scheibe ist verschwunden. Kurz frage ich mich, ob die ganze Stadt wohl schon in ihrer Hand, oder vielmehr Klaue, ist, doch bleibt zum Denken keine Zeit.
Waffen! Waffen sind wichtig. Helfen zwar kaum jemals jemandem, doch gerade die ausgefallenen Varianten sichern meist das Happy End. Ein Rasenmäher zum Beispiel, oder ein Presslufthammer mit eingelassenem Pfahl. Na gut. Mit Letzterem hätte George Clooney wohl auch keinen Erfolg gegen Zombies gehabt. Vampire sind da anfälliger. Ich weiß alles über diese Wesen, das wird mein Vorteil sein.
Mit einem Blick gen Decke, verfluche ich den alten Mann im Himmel, dass er mir nicht MacGyver zum Nachbarn gegeben hat und mache mich auf in den Keller, um nach Brauchbarem zu fahnden. Die allseits beliebte Frage „Warum muss ich die Welt retten?“ stellt sich mir nicht. Irgendjemand muss es tun. Heute ist die Reihe an mir.
Mein Blick wandert die Regale entlang und bleibt an der alten Kettensäge hängen. Ich grübele kurz. In „Armee der Finsternis“ waren es Skelette und im „Texas Chainsawmassacre“ Menschen. Egal, da muss halt genreübergreifend gedacht werden.
Aus meinem Gürtel bastele ich mir ein provisorisches Halfter und schnalle mir die Säge auf den Rücken. Nach zwei Schritten überlege ich es mi dann doch nochmal. Wenn der Anmacher losgeht, säbele ich mir damit selbst alles ab. Helden passiert so etwas zwar nicht, doch der fünfminütige Kampf beim Abschnallen überzeugt mich vollends von der Unbrauchbarkeit des Halfters. Dann muss die Kettensäge halt geschleppt werden.
Ich will grade wieder die Treppe hochsteigen, als ich den Golfschläger bemerke. Weniger effektiv, dafür umso verlässlicher. Also mitnehmen.
Im Wohnzimmer fällt mein Blick auf die Wanduhr. Es ist Mittag. Damit bleibt mir vorerst noch genug Tageslicht. Zombies sind zwar keine Vampire, doch ist die Sterblichkeitsrate unter den Guten bei Tag wesentlich geringer.
Ich schaue in den Spiegel. Durchdringende, rotgeränderte Augen starren mich an. Schwarze Haare hängen in die Stirn. Muskeln? Oft ist weniger mehr. Dafür bin ich an Entschlossenheit nicht zu überbieten.
Ein Biss, ein Kratzer, ja bloß ein bisschen Speichel ins Auge und ich bin einer von ihnen. Ich werde höllisch aufpassen müssen. Schutzkleidung für einen solchen Fall besitze ich nicht. Dumm von mir. Ich hätte mich längst auf eine solche Situation einrichten müssen.
Letzte Vorbereitungen. Adrenalin pumpt durch meine Adern. Zwei tiefe Atemzüge. Die Haare kleben an meiner Stirn. Die Zeit scheint für einem Moment stillzustehen. Dann trete ich durch die Tür und hinaus auf die Hauptverkehrsstraße, links die Säge, rechts den Schläger.

Ich muss nicht lange suchen. Direkt vor mir schleppen sich drei Zombies voran. Grotesk sehen sie aus, mit ihren verzerrten Mündern und den eingeknickten Gliedmaßen. Alle drei haben ein oranges Hemd mit der Aufschrift „Paralympics“ an. Also haben den Waffennarren ihre Schießprügel nichts genutzt.
Einem von ihnen rinnt ein dicker Faden Speichel aus dem Mund und aus seelenlosen Augen glotzt er mich an. Ich zögere einen kurzen Augenblick, dann greife ich an.
Mit einem gezielten Schlag strecke ich den Ersten nieder. Während ich krampfhaft darum bemüht bin die Säge anzuschmeißen, wirft sich der Zweite auf mich. Wortfetzen dringen an mein Ohr, doch nur unverständliches Gewäsch. Nummer Drei hat sich unterdessen in eine Gruppe kreischender Frauen geflüchtet. Na, das haben wir gerne. Direkt für Nachschub sorgen. Nicht mit mir.
Ich schüttele den zweiten durch einen Tritt in den Magen ab und wetze hinter dem Davonschlurfenden her. Die Gruppe Frauen kommt auf mich zugestürzt, aber im Moment kann ich ihnen noch keinen Schutz bieten. Die Gefahr durch den Zombie ist zu groß.
Bevor er eine der Frauen beißen kann, habe ich ihn eingeholt und stürze mich auf ihn. Den Schläger habe ich verloren und die Säge funktioniert nicht. Hilfesuchend schaue ich mich nach einer Waffe um, als sich schon die hysterisch kreischende Meute Frauen auf mich wirft. Die armen Verängstigten stehen so unter Schock, dass sie mich behindern. Ich will sie fortschieben und wieder auf den Untoten, als ich merke, wie ich erneut zurückgerissen und zu Boden gedrängt werde. Erst jetzt fällt mir der hasserfüllte Ausdruck in ihren Augen auf. Himmel, sie sind auch schon verwandelt. Irgendeine Vorstufe dieses Zombieviruses.
„Laßt ihn nicht los“ keift es mir entgegen. „Dieser Unmensch vergreift sich an wehrlosen Behinderten.“
Wehrlos? Behindert? Die Gute scheint keine Ahnung zu haben. Verwechselt sie doch tatsächlich Zombies mit Behinderten. Ich mag Menschen die tolerant sind, aber das geht wirklich zu weit.
Unter größten Anstrengungen krieche ich aus dem Menschenknäuel heraus, da sehe ich schon zwei weitere Zombies, die mir langsam entgegenschlurfen. In dem Moment, in dem ich mich ihnen entgegenstelle, höre ich ein hässliches Knirschen an meinem Hinterkopf und um mich herum wird es schwarz.

Ich wache mit Schmerzen auf und bin zuerst vollkommen desorientiert. Ich sitze in einer Gummizelle und habe so eine dämliche „Hab-mich-lieb-Jacke“ an.
Sie müssen mich erwischt haben. Vielleicht ein Biss in den Arm.
Unter dem Ärmel spüre ich die Hitze der Wunde.
Man hat mich isoliert, um herauszufinden, wie die Verwandlung abläuft.
Ich fühle schon die Schmerzen... kann kaum noch... klar denken...

Muss... mich... konzentrieren...

 

Wieso nimmst du nicht einfach die Special Olympics? Da laufen solche Personen herum, wie du sie in deiner Geschichte beschreibst (also geistig Behinderte). Ob die Veranstalter sie einfach in der Stadt rumlaufen lassen, ist natürlich eine andere Frage...
Alternativ könntest du ja alte Menschen nehmen. :D

 

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