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Zitatetempel

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13.02.2008
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Zitatetempel

„Ich kriege keinen Bissen runter“, klagte Art. „Mir ist ganz flau.“
„Und ich kann nicht schlafen“, sagte Mascha, „Ich habe bis zur Erschöpfung masturbiert, aber es hat nicht geholfen.“ Dann legte sie ihre immerkühle Hand auf Arts glühende Stirn und strich ihm die angestrengten Runzeln glatt.
„Wir sollten ein bisschen schweigen, vielleicht. Mir wird langsam schwindelig“, sagte Art, als der Tempel, auf dem sie saßen, wieder erzitterte. Ein paar Affen mit albern langen Schwänzen stoben kreischend davon, als der Stein knirschend einige Klafter aus der schwarzen Erde wuchs. Der feuchtwarme Boden brach nicht in Schollen auf, sondern wogte wie Meeresgischt, ein paar halbierte Regenwürmer in der Brandung.
„Jetzt aber dalli!“, rief Mascha den keckernd galoppierenden Affen hinterher.
Eine Weile schwiegen sie. Art kratzte mit einem kugellosen Kugelschreiber ein Rattenbildnis in den goldenen Sandstein und Mascha blies die funkelnden Quarzkörnchen aus den Ritzen. Ein paar blieben auf ihrer schweißnassen Haut kleben. Mascha ließ die Beine über dem Abgrund baumeln, bis sie taub und halbfremd waren, dachte, wie weich und gemütlich sich das Gebüsch am Fuße des Tempels ausnahm, obwohl seine Dornen ihr bei der Ankunft doch tiefe Risse in die Haut gezerrt hatten. Wie lange war das nun her? Sie wusste es nicht und konnte auch Art nicht danach fragen. Stattdessen berührte sie kurz sein Knie und fühlte die Ameisen in ihren Füßen.
Als Mascha sich auf den Bauch rollte, betrachtete Art die schimmernden roten Furchen, die die oberste Stufe an ihren weißen Oberschenkeln hinterlassen hatte und fragte sich, ob er deren salzige Mikroporung mit der Zunge würde ertasten können. Mascha drehte den Kopf zur Seite, damit sie ihn später wieder zurückdrehen könnte, um Art abermals beim Gucken zu erwischen.
„Es ist einsam und windig hier oben“, sprach er schließlich und beide fühlten das Knirschen, das wie ein Derwisch in die Mägen fuhr.
„Ja, wenn wir fielen, wir brächen uns wohl das Genick“, antwortete Mascha und machte ein gruseliges Knackgeräusch mit den Fingerknöcheln.
Art guckte ein bisschen ängstlich und sagte: „Ach Mascha, Mascha, wir könnten doch die Stufen nehmen.“
Mascha schluckte, denn sie spürte sein Herz ganz nah an ihrem flattern. Dann wehte ihr eine Haarsträhne verwegen ins Gesicht. „Mir ist auch unheimlich, aber es ist wild und aufregend“, sagte sie und Art strich mit den Fingerspitzen der linken Hand vorsichtig an ihrem Schlüsselbein entlang.
Beide mussten sich festhalten, als der Tempel ruckartig in die Höhe fuhr. Art ließ einen Kiesel die Stufen hinunterhoppeln und zählte mit.
„Warum eigentlich Dschungel?“, fragte er, die Nase noch im Zählen nickend. „Hier klebt doch alles. Das Hemd am Leib und die Egel an den Waden.“
„Du könntest ja mal eine kühlere Kulisse vorbeitragen lassen“, sagte Mascha und lächelte halbmündig. „Aber nichts Norddeutsches bitte, ich will nicht auf Kilometer hinaus sehen können, was kommt.“

 

Hallo fiz, das ist eine super Interpretier- und Liebesgeschichte! Ich mag sie sehr, sehr, sehr und könnte sie 100 Mal lesen, weil ich das Gefühl habe, man könnte sie jedes Mal ein bisschen anders verstehen. Das schaffen wenige Geschichten, ohne schwammig oder ganz wirr und unverständlich zu sein. Diese hier ist weder noch. Das sind tolle Bilder, und vor allem die Dialoge! Die Dialoge sind wunderbar. Der Anfang ist auch hübsch, vor allem das "die angestrengten Runzeln glattstreichen". Das hier ist meine Lieblingsstelle:

„Es ist einsam und windig hier oben,“ sprach er schließlich und beide fühlten das Knirschen, das wie ein Derwisch in die Mägen fuhr.
„Ja, wenn wir fielen, wir brächen uns wohl das Genick“, antwortete Mascha und machte ein gruseliges Knackgeräusch mit den Fingerknöcheln.
Art guckte ein bisschen ängstlich und sagte: „Ach Mascha, Mascha, wir könnten doch die Stufen nehmen.“
Mascha schluckte, denn sie spürte sein Herz ganz nah an ihrem flattern. Dann wehte ihr eine Haarsträhne verwegen ins Gesicht. „Mir ist auch unheimlich, aber es ist wild und aufregend“, sagte sie und Art strich mit den Fingerspitzen der linken Hand vorsichtig an ihrem Schlüsselbein entlang.
Die wörtliche Rede ist natürlich vollkommen unnatürlich, aber es passt so gut in diese traumartige Atmosphäre und charakterisiert die beiden ganz wunderbar. Die Story erinnert mich übrigens an "The Science of Sleep". Hier verschwimmt ja auch irgendwie die Traum- mit der Realitätsebene, man weiß nur nicht genau, aus wessen Sicht. Könnte aus Maschas, Arts oder auch beider Perspektive sein. Es ergibt für mich so und so Sinn.

Damit mein Kommentar auch noch einigermaßen konstruktiv wird:

als der Stein knirschend einige Klafter aus der schwarzen Erde wuchs.
ein paar halbierte Regenwürmern in der Brandung.
Ich bin mir außerdem noch nicht ganz sicher, ob mir das Ende gefällt, ich meine, es wäre sprachlich etwas schwächer, vor allem, da Maschas Aussage wie eine Pointe klingt.

So, das wars von meiner Seite. Ich muss eigentlich was ganz anderes lesen. :p

strudel

 
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Hallo strudel,

das freut mich sehr, dass es Dir so gut gefallen hat. Ganz besonders mit der Begruendung. Ich hatte gehofft, dass man an diesem Text auch Freude haben kann, wenn man nicht sofort alle Details bis zum Letzten ausdeuten kann. Wenn das ein Grund ist, den Text 100 Mal zu lesen und anders zu deuten, ist das wunderbar. Liebesgeschichte ist aber schon richtig, vielleicht haette ich sie in eine andere Rubrik stellen sollen.

Also "Science of Sleep" kenne ich nicht, aber ich hatte mir gedacht, dass Art und Mascha sich diese Traumwelt gemeinsam komponieren und deshalb hat man auch eine Doppelperspektive. Ein Icherzaehler waere hier grundfalsch gewesen.

Jo, das Ende ist schon ein wenig Pointe. Mir ist sie wichtig, aber wie mit vielen Details kann der Leser damit rumdeuteln wenn er moechte, oder es einfach lassen. Ich hoffe, die Bilder und Gefuehle koennen auch ohne viel Gewuehle fuer sich stehen.
Ich kann nur vermuten, was Dir an der Sprache nicht gepasst hat. Der Satz von Mascha war ja im Verhaeltnis zum Rest recht salopp. Ich hab das jetzt ein bisschen umgeschrieben.

Ich muss eigentlich was ganz anderes lesen.
Ja, damit stehst Du nicht allein.

Vielen Dank fuer Deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

fiz

 
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ey fiz, der Text ist der Hammer. Schlug mich heut morgen schon nach Maschas erstem Satz aus den Socken. Das hat sich bis jetzt auch nicht geändert.

„Ich kriege keinen Bissen runter,“ klagte Art. „Mir ist ganz flau.“
„Und ich kann nicht schlafen,“ sagte Mascha, „Ich habe bis zur Erschöpfung masturbiert, aber es hat nicht geholfen.“

Heftiges Kontrastprogramm. Auf den Wirkungstreffer bin ich etwas neidisch und darauf, wie der sich mit dem folgenden Satz verträgt.

Und schwer beeindruckt von deiner Mascha - die war bei mir ja schon kein verdruckstes Mädel, aber hier ... Woohoo. Die ist Liebes- und Kampfgöttin in Personalunion und scheint den ängstlichen Art in der einen Hand zu haben - die andere braucht sie, um Genickbruch zu illustrieren. Das ist auch so eine klasse Stelle. Da hat sie was raubtierhaftes, find ich. Insgesamt sehr sexy, die lässige Überlegenheit, mit der sie im Wind steht. Nach außen ist sie völlig souverän. Was in ihr an Bewegung stattfindet, behält sie für sich.

Und Art: Zweifelt, kann nicht essen, bringt melancholische Stoßseufzer und guckt ängstlich. Ganz schön pussy - aber wenigstens begafft er sie. Das lässt mich als Leser für ihn hoffen. ;)

Schöne Sachen hab ich finden können: den Quarzstaub auf ihrer Haut, die Ratte im goldenen Sandstein, salzige Mikroporung, yeah fiz. Das Beste aber sind diese Sätze:

Dann legte sie ihre immerkühle Hand auf Arts glühende Stirn und strich ihm die angestrengten Runzeln glatt. / Mascha schluckte, denn sie spürte sein Herz ganz nah an ihrem flattern. Dann wehte ihr eine Haarsträhne verwegen ins Gesicht

Und gelacht hab ich bei seinem Nicken, als er den Stein die Stufen hinunter verfolgt. Das ist aber auch im übertragenen Sinn eine sehr schöne Idee und bringt mir Art wieder etwas näher.

Dann ist es für mich auch eine Vergangenheitsreise bei zb:

immerkühle Hand [...] Mascha, Mascha

Die über den Zitatetempel (geniale Idee, Blitzschlag) den Bogen in die Gegenwart und mit Sätzen wie
Ich kriege keinen Bissen runter,“ klagte Art. „Mir ist ganz flau.
den in die Zeitlosigkeit schlägt. Von diesem Phänomen habe ich heute in der Minnegrotte gelesen - das geht durch die Zeiten.

Großartig, danke.

Kubus

 

Hallo Feirefiz,

Ich musste die Geschichte zwar mehrmals lesen, bevor ich die Einzelteile zu einem Ganzen zusammen fügen konnte, aber dann, als alles passte, fand ich sie schön und aufregend. Eine sehr sinnliche Geschichte.

Die Norddeutsche Landschaft am Ende ändert die Stimmung ziemlich schlagartig. Einerseits entteuschend, weil diese Urwaldhitze nicht angemessen nachklingen darf, andererseits gibt es der Geschichte etwas Realistisches, ich werde auf den Boden der Tatsachen zurück geholt (was passt, denn es handelt sich bei dem Dschungel ja nur um eine Kulisse).

hat mir gefallen,
Gruß, Streifnkaninchen!

 

Hallo feirefiz

Die Geschichte liest sich wie ein Fiebertraum. Solange man träumt ergibt alles einen Sinn, doch sobald man aufwacht, bleiben nur Bruchstücke und Rätsel.
So in etwa erging es mir.

Das Gemeine an der Story ist, dass man (ich) versucht ist, mit beiden Händen einen Sinn zu finden, der einem jedoch sogleich wieder zwischen den Fingern zerrinnt.
Mal ein Interpretationsversuch meiner Seite, auch wenn er sich als vergebliche Liebesmühe entpuppt:
Die ersten Dialogsätze ergeben erstmal wenig Sinn. Einer sagt: „Ich kriege keinen Bissen mehr runter“, die andere erzählt von Masturbieren.
Dann gibt es einen Tempel, der aus der Erde bricht und eine Überschrift die heißt „Zitatetempel“. Ergo: Beide können nur noch in Zitaten oder Floskeln reden. Also statt Schweigegebot, Gebeten etc. sind in diesem Tempel nur Floskeln und Zitate erlaubt – ein hl. Ort für Schriftsteller vllt.?
Anderseits bebt und wackelt alles. Affen sausen vorbei und zwischen Junge und Mädchen baut sich eine ungeheure sexuelle Energie auf.
Ist vielleicht doch alles nur ein Traum? Der Traum eines Pubertierenden?

Keine Ahnung. Ich hab die Geschichte jetzt mehrmals gelesen. Aber es gibt so viele Interpretationsmöglichkeiten, dass ich nicht wirklich schlau daraus werde.
Andererseits steckt so viel Leben und Bewegung in dem Text, dass Verständnis nicht wirklich nötig ist, um an der Geschichte gefallen zu finden.

Joa, soweit von meinem verwirrten Ich. Hab die Geschichte jedenfalls gerne (und mehrfach) gelesen.

Viele Grüße

Mothman

 

Hi Firefitz,

auch von mir ein Händeklatschen.
Ich wage nichts an der Geschichte zu kritisieren, aus Angst sie dann anfassen zu können.
Und als Berliner ist der letzte Satz schon fast traumatisch. *g*

Tiltik

 
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Hallo Kubus,

Schlug mich heut morgen schon nach Maschas erstem Satz aus den Socken. Das hat sich bis jetzt auch nicht geändert.
hehe. Gut!

Und schwer beeindruckt von deiner Mascha - die war bei mir ja schon kein verdruckstes Mädel, aber hier ... Woohoo. Die ist Liebes- und Kampfgöttin in Personalunion und scheint den ängstlichen Art in der einen Hand zu haben - die andere braucht sie, um Genickbruch zu illustrieren. Das ist auch so eine klasse Stelle. Da hat sie was raubtierhaftes, find ich. Insgesamt sehr sexy, die lässige Überlegenheit, mit der sie im Wind steht. Nach außen ist sie völlig souverän. Was in ihr an Bewegung stattfindet, behält sie für sich.
So aehnlich wie Lara Croft? :D. Ich habe mir schon Muehe gegeben, den Kontrast zwischen den beiden so ein bisschen zu mildern. Mascha hat ja auch Angst. Wahrscheinlich ist sie in dem Moment nur so mutig, weil sie Art Mut machen muss. Und wenn sie Angst hat, ist er dran. Ich glaube, er kann das, wenns verlangt ist.

über den Zitatetempel (geniale Idee, Blitzschlag)
nun ja, das Kompliment muss ich ja weiterreichen. Mir wird selbst ganz schwindelig bei all den selbstreflexiven Kapriolen, die man damit schlagen kann.

Der Quarzstaub ist uebrigens aus "Ausgestorben", weiss nicht, ob Du das kennst. Da ist auch Dschungel.

Freut mich, dass es angekommen ist.

Hallo Streifenkaninchen,

ja, die norddeutsche Kulisse ist ein heftiger Bruch. Andererseits ist es doch auch ganz schoen, wenn man so muehelos die Kulissen wechseln kann.
Freut mich, dass Dir alles nach mehrmaligem Lesen gut zusammenpasst und sinnlich ist.

Hallo Mothman,

das gefaellt mir sehr gut, was Du da schreibst. Ganz so hilflos scheinst Du der Geschichte gar nicht gegenueberzustehen. Besonders das trifft es ziemlich gut:

ein hl. Ort für Schriftsteller
Das mit den Zitaten hat viele Ebenen, wenn Du willst erklaere ich sie Dir per PM (bis auf die unterste Schicht, die gehoert mir nicht allein). Ich will da niemandem reinreden.
Was die Anfangsverwirrung betrifft: Appetit- und Schlaflosigkeit sind beides Symptome einer gemeinsamen Krankheit.
Auch schoen, dass Du die sexuelle Spannung gefuehlt und die Geschichte gerne gelesen hast.

Hallo Tiltik,

hehe, das ist ein huebscher Gedanke, die Geschichte unangetastet zu lassen.

Vielen Dank Euch allen,

fiz

 

Hey feirefiz,

das ist toll zu lesen. Ich verstehe es nicht und denke jedesmal, ich würde es verstehen, gleich sofort, und so hab ich es jetzt ziemlich oft gelesen und verstehe es nicht. :(
Dieser Tempel wächst nicht bei jedem Satz, den sie sagen. Ich versteh übrigens technisch nicht, wie er stufenweise wächst und sie am Abgrund sitzen. Sie sitzen/liegen doch immer auf der obersten Stufe, so einer Plattform, dachte ich mal. Wie sieht denn das Ding aus? Stufen vorn und hinten Abgrund? Ach, egal, komplett egal. :silly:
Irgendwann ist sie da hingekommen, Art war ja vielleicht schon vorher da, sie schwitzen seitdem Zitate aus und bauen damit diesen Tempel, so sah ich das. Stampfen ihn aus dem Boden. Aus den Dornen! So einen Indiana Jones-Maya-Dschungeltempel. :D
Aber der Text ist zusammengesetzt. Patchwork-Literatur. Da sind Versatzstücke aus Deinen Sachen drin, nicht nur aus den Dschungelsachen, und noch mehr Zeug, dauernd dachte ich: Moment. Aber ich kann es nicht fassen. Sicher hast Du es umformuliert, um alle Spuren zu verwischen. Man muß es rückwärts hören oder so. Oder ich bilde mir das alles nur ein, solche Sachen wie unheimlich und wild und aufregend, die liegen ja nun echt auf der Straße, und da hat's ja auch wild gewackelt, trotzdem muß es was Bestimmtes sein, nicht irgendwas, sonst würde der Tempel ja jedesmal wachsen, sobald einer nur den Mund aufmacht, und auch unbedingt bei aber dalli, falls Du verstehst, was ich meine. Oder spielen sie was?
Wie die heißen, das ist doch auch Absicht. Das ist alles schiere Gemeinheit. Aber da! Ein Kommafehler! Ich fühle mich gleich viel sicherer!

bis sie taub und halbfremd waren, dachte, wie weich und gemütlich

Auf welcher Seite steht denn die Auflösung? Ich will jetzt nachgucken.

Schönen Gruß,
Makita.

 
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Hehe Makita,

Das ist alles schiere Gemeinheit.
jetzt erfaehrst Du mal am eigenen Leibe, wie man vor solchen schoenen Schluesseltexten steht.

Dieser Tempel wächst nicht bei jedem Satz, den sie sagen.
Ja, das ist so ein bisschen unpraezise. Der Tempel waechst nach jeder Gespaechseinheit, nicht unbedingt nach jedem Satz. Und nur wenn sie was miteinander teilen - was man zu Affen sagt, zaehlt nicht.

Ich versteh übrigens technisch nicht, wie er stufenweise wächst und sie am Abgrund sitzen. Sie sitzen/liegen doch immer auf der obersten Stufe, so einer Plattform, dachte ich mal. Wie sieht denn das Ding aus? Stufen vorn und hinten Abgrund? Ach, egal, komplett egal.
Ja

Irgendwann ist sie da hingekommen, Art war ja vielleicht schon vorher da, sie schwitzen seitdem Zitate aus und bauen damit diesen Tempel, so sah ich das. Stampfen ihn aus dem Boden. Aus den Dornen! So einen Indiana Jones-Maya-Dschungeltempel.
Haargenau! Indiana-Jones. Aber sie kamen da zugleich an. Alleine kann man keinen Zitatetempel bauen.

Da sind Versatzstücke aus Deinen Sachen drin, nicht nur aus den Dschungelsachen, und noch mehr Zeug, dauernd dachte ich: Moment. Aber ich kann es nicht fassen. Sicher hast Du es umformuliert, um alle Spuren zu verwischen.
Die anderen Sachen und die Namen sind meistens ziemlich woertlich uebernommen, die stehen hier alle oeffentlich rum. Man darf sich auch nicht wundern, dass man die nicht erkennt, wenn man unbedingt mehrwoechig umziehen will.

Ein Zitat stammt aus dem weiteren Umfeld, von Banksy: "I'd been painting rats for three years before someone said "that's a clever anagram of art" and I had to pretend I'd known that all along."

lieben Gruss,

fiz

 

Man darf sich auch nicht wundern, dass man die nicht erkennt, wenn man unbedingt mehrwoechig umziehen will.
Jetzt hast Du's mir aber gegeben. Und glaub bloß nicht, daß inzwischen alles ausgepackt wäre. :mad:

Hier hab ich noch:

Mir wird langsam schwindelig“, sagte Art, als der Tempel, auf dem sie saßen, wieder erzitterte.

 

Hehe, die Kommas hatte ich schonmal drin und wusste auch, dass sie da hingegehoeren, aber dann hab ich sie wieder rausgenommen und tu sie jetzt wieder rein.

Einige Kisten kann man bestimmt auch ungeoeffnet in den Keller stellen und dort vergessen.

 

„Ja, wenn wir fielen, wir brächen uns wohl das Genick“, antwortete Mascha …,
zeigt etwas erstaunliches an,

lieber Bruder Fiz,

dass die wörtl. Rede einer lit. und somit fiktiven Person den Konjunktiv eleganter nutzt als ihr Autor. Hut ab (trüge ich denn einen) vor Mascha! Und noch etwas zeigt das Zitat, die Kommasetzung nach wörtl. Rede erfolgt i. d. R. korrekt, doch zwomal geht sie daneben:

„Ich kriege keinen Bissen runter,“ klagte Art.
und
„Es ist einsam und windig hier oben,“ sprach er …
Komma bei auslaufender wörtl. Rede hinterm Gänsefüßchen.
Aber keine Bange, seit der Vertreibung aus dem Paradies hat sich ja einiges geändert, sehn wir noch vom

… galloppierenden Affen …
ab, denn hier kann ein l beurlaubt werden.

Neben dem

kugellosen Kugelschreiber
und der
Mikroporung
, die ich - ohne Ironie - für interessante Konstrukte halte, erinnerte mich die Passage
„Mir ist auch unheimlich, aber es ist wild und aufregend“, sagte sie „Aber nichts Norddeutsches bitte, ich will nicht auf Kilometer hinaus sehen können, was kommt.“
an Heine, der ja auch jenes Frl., das wir heute mit einem Bügelbrett bezeichnen, mit der Lüneburger Heide verglich (was natürlich politisch nicht korrekt ist, zudem sehr unfreundlich gegenüber der Heidelandschaft, dass der Schöpfer sie dort gerade hingekotzt hat, und falsch: welcher Busen könnte schon mit dem Wilseder Berg mithalten?)

Feine Sache, dass ich glatt noch den Würfel besuchen muss. Ich find’s in Ordnung, dass man sich gegenseitig beeinflusst, vor allem aber befruchtet …

Gruß aus’m Gral,
wo Söhnchen Lodengrün - Dein Neffe! - gerade mal wieder übern Rhein schwant ...

 

Hallo Friedel,

ja, bei diesen schoenen Konjunktiven habe ich sogar an Dich gedacht - kannste mal sehen, dein Feldzug hinterlaesst durchaus Spuren. Die kann man in so einer Geschichte schon mal anbringen. Die Fehler werden sofort beseitigt, danke fuer den Hinweis.

Den Wilseder Berg kenne ich nicht, freue mich aber sehr, dass ich jetzt meinen ersten Neffen habe.

lg,
fiz

 

Hey fiz!

Ich habs nicht verstanden, aber:

Mir ist auch unheimlich, aber es ist wild und aufregend

:)

Und das reicht eigentlich, obwohl es mich wurmt, weil ich denke, irgendwas steckt dahinter, aber ich komm nicht drauf.

„Wir sollten ein bisschen schweigen, vielleicht. Mir wird langsam schwindelig“

Ich versteh nur, dass er wächst, der Tempel, wenn sie reden. Aber ich kapier nicht, warum er es am Ende nicht mehr tut.

Süß, deine zwei Leute da, wie ein Katzenmädchen und ein Junge aus einem Anime. Fehlt noch, dass sie Fellohren haben und Schnurrhaare. :)

Hat mir gefallen, auch wenn ichs nicht verstanden hab.

Bis bald!

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours,

Aber ich kapier nicht, warum er es am Ende nicht mehr tut.
Das tut er noch, aber vorher bricht der Text ab. Ich fand Maschas Satz eben als Abschluss gut.

Süß, deine zwei Leute da, wie ein Katzenmädchen und ein Junge aus einem Anime. Fehlt noch, dass sie Fellohren haben und Schnurrhaare.
Nu das ist aber Deine hoechsteigene Niedlichkeit, die Du da hineinschmust, so Anime-Fantasyzeugs kann auf keinen Fall von mir kommen. ;)

Hat mir gefallen, auch wenn ichs nicht verstanden hab.
Schoen, das ist die Hauptsache!

Vielen Dank fuer Deinen Kommentar,

fiz

 

Hmm, man muss schweigen, wenn man nicht in Zitaten sprechen und sich damit um Kopf und Kragen reden will?
Bin mir sicher, dass die Aussagen der beiden Zitate sind, aber ich kenne sie alle nicht. Schande auf mein Haupt.


Texte, die einen zur Interpretation einladen oder gar drängen, mag ich eigentlich nur, wenn sie auch aus sich heraus gut sind, also hervorragend geschrieben sind, gut klingen o.a.
Oft finde ich das in dem Text, gerade der Anfang gefällt mir besonders gut, vom Rhythmus wie vom Inhalt. Die Aussage Deiner Mascha ist zitierwürdig!
Auch den letzten Satz mag ich sehr. Ist er von Dir? :)

Hier noch eine vorsichtige Anmerkung, immerhin weiß ich nicht, ob jedes Wort genau so in dem Text sein muss, damit alles schlüssig ist, aber mir waren an diesen Stellen zu viele Adjektive:

Dann legte sie ihre immerkühle Hand auf Arts glühende Stirn und strich ihm die angestrengten Runzeln glatt.

glühende raus

Art kratzte mit einem kugellosen Kugelschreiber ein Rattenbildnis in den goldenen Sandstein und Mascha blies die funkelnden Quarzkörnchen aus den Ritzen

goldenen, funkelnden raus


Das wars, habe den Text sehr gerne gelesen.. auch wenn für mich einige Fragezeichen fett am Dschungelhimmel hängen bleiben

 

Hey Fiz,

Die beiden sind ein Paar und alles, was sie sich gegenseitig anvertrauen, bringt sie weiter von den anderen weg, weil es letztendlich die Mühe vergrößert, die sie bräuchten, um einem anderen Menschen jemals so nahe zu sein. Schließlich sind die Worte von Art und Mascha von Direktheit und Maskenlosigkeit geprägt

„Ich habe bis zur Erschöpfung masturbiert, aber es hat nicht geholfen.“

Sie haben sich füreinander entschieden und nun sind sie "allein zu zweit" und sie wissen, dass es keinen einfachen Weg zurück geben kann, wenn man
bereits so weit gegangen ist

.„Es ist einsam und windig hier oben“, sprach er schließlich und beide fühlten das Knirschen, das wie ein Derwisch in die Mägen fuhr.
„Ja, wenn wir fielen, wir brächen uns wohl das Genick“, antwortete Mascha und machte ein gruseliges Knackgeräusch mit den Fingerknöcheln.

Mascha schluckte, denn sie spürte sein Herz ganz nah an ihrem flattern. Dann wehte ihr eine Haarsträhne verwegen ins Gesicht. „Mir ist auch unheimlich, aber es ist wild und aufregend“, sagte sie und Art strich mit den Fingerspitzen der linken Hand vorsichtig an ihrem Schlüsselbein entlang.
Auch hier fällt mir diese bedingungslose Aufrichtigkeit ins Auge.

Natürlich gibt es hier viele Interpretationmöglichkeiten und das ist eben mir durch den Kopf gegangen.

Ich fands sehr spannend und überaus gelungen

Gruß Jan

 

Hallo T,

Hmm, man muss schweigen, wenn man nicht in Zitaten sprechen und sich damit um Kopf und Kragen reden will?
Jup, das ist eine Moeglichkeit. Es geht ja in diesem Fall um Liebessprache und da ist es schwer, nicht in Phrasen zu sprechen, selbst wenn es authentisch und erstmalig empfunden ist. Hinzu kommt, dass man sich mit solchen Offenbarungen schnell in schwindelige Hoehen geredet hat.

Bin mir sicher, dass die Aussagen der beiden Zitate sind, aber ich kenne sie alle nicht. Schande auf mein Haupt.
Da brauchst Du Dich nicht schaemen. Ich muesste mich schaemen (tu ich auch), hier Zitate aus dem Forum und meinem persoenlichen Umfeld zu verwursten, die der gebeutelte Leser gar nicht kennen kann. Aber wie gesagt, die Motive und Worte klingen sowieso nach Zitaten, so deja-vu maessig, auch wenn man das Original nicht kennt.

Aber ich bin mal wieder hoch erfreut und leicht verwundert, dass der Text trotz Fragezeichen gefaellt. Mit den Adjektiven bin ich eigen. Ich hab Dich gehoert und es wirkt in mir, aber ich lass sie erstmal drinnen.

Auch den letzten Satz mag ich sehr. Ist er von Dir?
Ja, der letzte schon. ;)

Hallo Jan,

Deine Interpretation ist eine sehr schoene von vielen moeglichen. Der Text ist aus einer recht spezifischen Situation heraus entstanden, aber hoffentlich abstrakt genug, um offen, aber nicht beliebig in Unkenntnis dieser Situation gelesen zu werden. Ich fand das ganz huebsch, dieses Authentizitaetsthema in Spannung zum Zitatenbegriff zu stellen. Das gibt noch so nen Dreh.
Du hast die Hoehe als Entfernung von Dritten gelesen. Ist es auch, aber es ist eben auch Risiko zwischen den beiden - wie immer, wenn man sich so oeffnet.

Vielen Dank, ich habe mich sehr ueber Eure Gedanken gefreut und lerne auch immer mehr ueber den Text.

lg,
fiz

 

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