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Zimto und die Eisenbahn
Zimto und die Eisenbahn
Kathrin ist sechs Jahre alt, sie lebt zusammen mit ihrer Mutter Anna in einem kleinen Dorf.
In diesem Dorf besitzt Anna eine Schokolaterie. Sie stellt heiße Schokolade und andere feine Leckereien aus dem süßen braunen Zeug selbst her.
Meistens verkauft sie die Schokolade an Wanderer, die auf ihrer Tour eine Stärkung benötigen.
Im Sommer sitzen die Gäste draußen im großen Garten. Durch den Garten fließt ein kleiner Bach, in ihm leben Goldfische. Über den Bach führt eine Brücke und wenn man ihr folgt, den Weg immer weiter geht gelangt man an eine gemütliche Laube.
Hier sitzt Kathrin und wartet auf ihren heißen Kakao mit Zimt und Sahne.
Im Garten wird nicht wie üblich bedient, es laufen keine Kellner an einem vorbei, um einem das Bestellte zu überreichen. Nein, hier ist alles anders.
Damit Anna nicht immer hin und her laufen muss, läuft durch den Garten eine kleine Eisenbahn, und auf ihr werden die heißen Schokoladen, die Kuchen und Kekse bis an die Tische der Gäste gefahren.
Hin und wieder stößt aus der kleinen Lok Dampf in die Höhe, dabei ertönt dann das typische tuuut.
Wenn die Bahn bei der Laube ankommt tutet sie gleich zweimal und so weiß Kathrin sofort, dass ihre Schokolade angekommen ist. Denn meistens, wenn Kathrin alleine in der Laube sitzt beginnt sie zu träumen und vergisst die Welt um sich herum.
Kathrins Opa sagt immer, sie hätte es von ihrem Vater, der hätte auch dauernd geträumt. Kathrins Vater war ein Erfinder und Bastler. Übrigens die Idee mit der Eisenbahn war von ihm. Sein Traum war es eine Eisenbahnwelt für seine Tochter aufzubauen. Doch leider ist er zuvor gestorben.
Damals war Kathrin vier Jahre alt. Sie vermisst ihren Papa sehr, wenn sie besonders traurig ist, verkriecht sie sich in der Laube. Denn hier hat sie tausend Erinnerungen an ihren Vater. Dort saß sie früher oft mit ihm zusammen, hat seinen Geschichten gelauscht, mit ihm gebastelt und gemalt.
Heute ist sie aber nicht traurig, im Gegenteil, sie ist sogar besonders fröhlich.
Kathrin war den ganzen Vormittag mit ihrer Mutter zusammen und hat ihr geholfen Schokolade zu zermahlen. Die beiden haben Schokoladeneis hergestellt. Ihre Mutter sagte zu Kathrin „Wenn du heute besonders lieb bist und nicht zu viele Gäste kommen, dann habe ich nachher eine Überraschung für dich.“
Eine Überraschung! Kathrin liebt Überraschungen und jetzt sitzt sie in der Laube und überlegt, was ihre Mutter wohl für sie hat.
Während sie noch nachdenkt tutet der Zug zweimal und die Lok stößt kleine Dampfwolken aus dem Schornstein. „Meine Schokolade!“ denkt Kathrin und will gerade nach der Tasse greifen, als sie plötzlich innehält. „Was ist denn das?“ denkt sie noch, doch da fährt der Zug schon weiter. „Ein Hund, ein Hund!“ ruft Kathrin erfreut, springt auf und rennt hinter der Eisenbahn hinterher. Der Hund ist noch zu klein, deshalb traut er sich nicht abzuspringen. Der Zug fährt zurück in die Küche, mit ihm der kleine Hund und gefolgt von Kathrin. In der Küche angekommen hält die Bahn an, direkt vor Annas Füßen. „Ein Hund, Mama, ein Hund ist…“ keucht Kathrin „auf dem Zug“ beendet ihr Mutter lachend den Satz. „Ja, ich weiß Schatz, denn ich habe ihn selbst dort hin gesetzt. Es ist dein Hund, meine Überraschung für dich.“
Kathrin kann es kaum glauben. Vor Freude springt sie ihrer Mutter um den Hals. Dann nimmt sie den Hund auf den Arm und streichelt ihn. „Mein Hund“ flüstert sie leise. „Du solltest ihm einen Namen geben, oder soll er für immer Hund heißen?“ fragt Anna, während auch sie den Kleinen streichelt. Sein Fell ist ganz warm und weich.
Kathrin schaut ihr Mutter an und seufzt „Nein natürlich soll er nicht Hund heißen, o mann, mir fallen 100 nein 1000 Namen ein. ich weiß gar nicht, welchen ich nehmen soll, gib du ihm doch einen. Du kennst so schöne Namen, meinen hast du doch auch sofort gewusst.“
Anna nimmt Kathrin auf den Schoß. „Am Anfang wusste ich ihn auch nicht, ich hatte ständig andere Namen im Kopf, aber als ich dich dann zum ersten mal in meinen Armen hielt, wusste ich sofort, dass ist meine Kathrin. Du könntest ihn z.B. nach dem nennen, was dir einfiel, als du ihn gesehen hast.“ Kathrin beginnt zu lachen „ich habe an meine Schokolade gedacht, wollte sie gerade nehmen und dann sah ich ihn, meinen Hund. Ich kann ihn doch nicht Schokolade nennen.“ „Nein, das kannst du wirklich nicht, zumal bei der ganzen Schokolade in unserem Haus. Wenn ich dich bitte mir die Schokolade zugeben, gibst du mir vielleicht noch den Hund“ lacht jetzt auch Mutter.
„Aber wie wäre es mit Brauni, braun wie Schokolade und braun wie sein Fell?!“
„Nee, Brauni finde ich nicht schön, außerdem ist sein Fell gar nicht braun wie Schokolade, sondern eher wie Zimt. Sein Fell ist zimtfarbend und…. ich hab´s ich nenne ihn Zimto.“ ruft Kathrin aufgeregt.
„Hm….Zimto, ungewöhnlich, aber schön und es ist deine Idee und dein Hund. Ja Zimto ist ein schöner Name“ sagt Anna und beugt sich zu Zimto hinunter. „Willkommen in unserer Familie, Zimto“ gegrüßt sie ihn und krault ihm dabei das kuschelige Fell. Zimto lässt es sich gefallen und wackelt vor Freude mit dem Schwänzchen. „Er freut sich und bestimmt auch über seinen Namen“ meint Kathrin.
Von jetzt an ist Zimto überall mit dabei, nur in die Küche darf er nicht mehr, dass hat Anna verboten, denn sie möchte keinen Hundegeruch beim Essen.
Die meiste Zeit verbringen Zimto und Kathrin eh draußen im Garten, denn bei so schönem Wetter drinnen zu hocken findet Kathrin blöd. Sie spielen zusammen mit dem Ball , gehen in der Nachbarschaft spazieren und Kathrin versucht ihrem neuen Freund das Stöckchen holen beizubringen. Zimto hat Spaß an allem, was er mit Kathrin unternimmt, doch hin und wieder zieht es ihn zur Bahn hin. Das Zug fahren scheint ihm Freude gemacht zu haben. Doch leider hat auch dass Anna verboten „uns laufen die Gäste davon, wenn neben ihrem Essen und Trinken ein Hund sitzt und womöglich noch die Sahne von ihrer heißen Schokolade schlabbert. Deswegen sind Küche und die Bahn verboten. Ihr habt genügend andere Plätze zum Spielen und Rumtollen“ waren ihre Worte.
Kathrin weiß, wenn Mama etwas verbietet, dann ist es ihr sehr wichtig und sie selbst würde auch keinen Kakao trinken, an dem zuvor ein anderer daran rumgeschlabbert hat.
Trotzdem kann sie Zimto nicht wirklich böse sein, wenn er versucht auf den Zug zu springen. Immerhin war es Anna selbst, die es ihm beim ersten mal erlaubt hat. Woher soll Zimto denn wissen, dass es jetzt für ihn verboten ist. Sie hat gerade darüber nachgedacht, wie sie es schaffen könnte, Zimto von der Bahn fern zu halten, als sie sieht, dass er neben ihr herläuft, um aufzuspringen.
„Zimto nicht, stopp, bei Fuss!“ schreit Kathrin. Doch Zimto scheint sie nicht zu hören und als die Lok zweimal pfeift springt er hoch und fährt auch schon mit dem Zug.
Ja aber wohin fahren sie denn?, der Zug weicht von seiner üblichen Strecke ab. Die Schienen bahnen sich einen Weg durch die Laube hindurch. Kathrin bemerkt von all dem nichts. Sie ist zu beschäftigt damit, dem Zug hinterher zu rennen, und Zimto zurück zu rufen, dass sie nicht bemerkt, dass dieser in eine ganz andere Richtung fährt. In eine Richtung, wo nicht einmal Schienen liegen.
Nach einigen Minuten hält der Zug an und Zimto springt ab, er wartet ungeduldig auf Kathrin. „Na endlich“ ruft diese „du weißt genau, dass Mama dir den Zug verboten hat. Du kannst froh sein, wenn sie dich nicht gesehen hat“ tadelt sie.
Dabei schaut sie sich um, ob ihre Mutter auch wirklich nichts gesehen hat oder vielleicht schon auf den Weg hierher ist. Erst jetzt bemerkt sie, dass sie sich nicht mehr im Garten der Schokolaterie befinden, sondern in einer ganz anderen Welt. Nun spürt sie auch die Kälte, die in der Luft liegt und sieht den Schnee, der hier liegt. Es scheint Winter zu sein, doch das ist ganz unmöglich, denkt Kathrin, denn vor wenigen Minuten war doch noch Sommer.
Zimto scheint es nichts auszumachen, er wedelt fröhlich mit dem Schwänzchen und will weiter gehen. „Ja, du mit deinem warmen Fell hast gut lachen, aber ich habe nur ein Sommerkleid an und Sandalen an den Füßen“ bibbert Kathrin. Sie streichelt Zimto, um sich ihre Hände an seinem Fell zu wärmen.
„Du solltest dich wärmer anziehen, wenn du hierher kommst“ spricht ein Mann hinter Kathrin. Sie schreckt zusammen und wirbelt herum, um schauen, wer hinter ihr steht.
„Papa?“ „Wer sonst, hast du jemand anderen erwartet? hier nimm meinen Mantel, sonst erfrierst du noch.“ Er hält ihr seinen Mantel hin, doch anstatt ihn zu nehmen, rennt Kathrin auf ihren Papa zu und fällt ihm und den Hals „Papa, mein Papa“ sagt sie und gibt ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
„Kathrin?, hey Kathrin aufwachen!“ Anna rüttelt ihre Tochter, um sie zu wecken. Diese ist sieht noch sehr verschlafen aus, sie blinzelt ein paar Mal, bis sie wieder weiß, wo sie ist.
„Mama?!, wo ist Papa? er war doch gerade noch hier“ sagst Kathrin ziemlich verdutzt.
„Du hast geträumt mein Schatz, nur geträumt.“ „Aber…“ Kathrin will widersprechen, sie sieht sich um „komisch“ denkt sie „ich sitze immer noch in der Laube, Zimto liegt neben mir…. Mama hat wohl Recht, es war nur ein Traum. Aber ein schöner!“