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Ziehen Pointengeschichten bei Lesungen besser?

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Ziehen Pointengeschichten bei Lesungen besser?

Hallo Leute!


Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob der Thread hier richtig platziert ist, wenn nicht, dann bitte ich die hohen Moderation tunlichst um Verschiebung.

Bei meiner gestrigen Lesung ist mir aufgefallen, dass gerade die Pointengeschichten am besten gezogen haben. Je krasser und wiederborstiger der Schluss war, um so größer war das "aaaaahhhhhh".

Jetzt drängt sich mir unvermittelt die Frage auf, kann es sein, dass durch das laute Vortragen Geschichten ohne knackige Pointe weniger wahrgenommen werden als solche mit?

Ich würde gerne ein paar Meinungen dazu hören wenn geht. :shy:

Mit Dank und lg, LE

 

Ich hab ja (noch) meine unmittelbaren Lesungserfahrungen, bin aber seit Jahren Konsument von Vorlesern (Tresenlesen, Jochen Malmsheimer und Frank Goosen jeweils solo, Horst Evers, die Vorleser unter Jess Jochimsen, ...), und da sind die vorgetragenen Geschichten nur selten mit einer Pointe im klassischen Sinn (also eine Wendung, Umkehr des Vorherigen, Kontrast) versehen, sondern mit vielen kleinen und größeren Wortspielen und gut intonierten Satzgebilden.

Ein gutes Ende, also ein stimmiger Abschluss muss sein, vielleicht auch als Pointchen, doch im Großen finde ich den gesamten Spanungsbogen interessanter als das "auf den Punkt" zuschreiben/vorlesen.

Allerdings hat die Pointe einen großen Vorteil : sie signalisiert ein eindeutiges Ende, übergibt zweifelsfrei an das Auditorium, das dann vom passiven Zuhören zum aktiven Beifallen wechseln kann. Und ein lauter Knall zum Ende nimmt sicher mehr mit als ein leiseres Ausschleichen.

 

Zusätzlich bzw. gegensätzlich sei gesagt, dass meiner Erfahrung nach das Publikum auch gerne während der Geschichte lacht. Eine Story, die von vorn bis hinten witzig ist, kommt immer sehr gut an.

Nichtsdestotrotz ist eine Pointe oder ein guter Schlusssatz immer zu empfehlen. Übrigens nicht nur auf Lesungen ;)

 

Ich bin auch nicht ganz sicher, ob "Lesungsplanung" oder "Autoren" die richtige Rubrik wäre, habe mich erstmal für "Autoren" entschieden.
Ich bin als Leser kein großer Freund von Pointengeschichten, als Autor nicht und als Zuhörer auch nicht.
Bei den Lesungen, an denen ich teilnehme, fällt mir immer wieder die Vorbereitung als wichtiges Merkmal auf. Der Autor sollte seinen Text kennen, lebendig lesen und mit Betonungen spielen. Entscheidet er sich gegen Witziges oder gegen Pointen, macht er es sich nur schwerer, weil wenig Reaktion aus dem Publikum zu hören ist. Hat er sich aber vorbereitet, kann er auch mal vom Skript aufsehen und das Publikum anschauen und in dessen Gesichtern sehen, ob er es packt. Ein Publikum muss nicht lauthals lachen, damit ihm eine Geschichte gefällt. Es kann auch sehr still sein, vielleicht sogar verhalten applaudieren und erst in der Pause merken, wie gut ein Text war.
Ich hatte es schon, dass mein eigenes Gefühl mir nach der Lesung sagte, das war nichts, der Veranstalter mich aber später angeschrieben hat, weil ihn so viele auf die Geschichte angesprochen haben.
Leg also eventuell nicht zu viel Wert auf die spontane Reaktion, Lem. Natürlich schmeichelt sie, sagt aber nichts über die nachhaltige Wirkung aus.

 

Schwer zu beurteilen, aber ich glaubs nicht wirklich. Gerade bei einer stark zündenden Pointe hab ich selbst oft das Bedürfnis, noch mal den vorherigen Text zu überfliegen, etwa um nach übersehenen Anspielungen und Vorausdeutungen zu schauen. Oder wenn man die Pointe nicht sofort versteht, ist es besser, wenn man die Geschichte vor sich liegen hat.
Auf Lesungen kommen ja Jacks Geschichten immer sehr gut an und die haben meist gar keine (nennenswerte) Pointe, sondern sind eher episodenhaft aneinandergereihte Einzelteile.

 

Ich vermute, bei einer Lesung konzentriert man sich teilweise ein wenig mehr auf die (oder den) Vorlesende(n), auf die Stimmung im Raum und die unbequemen Stühle, so dass ein Text, der vor allem von seiner Atmosphäre lebt, nicht so gut ankommt. Einer deutlichen Handlung kann man aber natürlich trotzdem folgen und daher funktioniert meiner Meinung nach die Pointe hier so gut.

Denn wenn man zu Hause ein Buch ließt und keinerlei Ablenkung vorhanden ist, kann man sich besser auf Stimmungen einlassen und auch die Wirkung der Worte ist, wenn man ließt, statt zuzuhören, eine andere.

 

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