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Ziegen vermissen

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27.08.2018
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Ziegen vermissen

Es lebte ein kleiner Junge in einem Land im Orient. Der Vater des Jungen war Ziegenhirt und zog mit den Ziegen durch das hügelige Umland des kleinen Dorfes - manchmal für mehrere Tage. Wenn ihn jeweils die Suche nach saftigem grünem Gras weit weg vom Dorf führte, übernachtete er unter freiem Himmel oder im Zelt.

Für den kleinen Jungen war es immer ganz schlimm, wenn sein Vater nicht zu Hause war. Er vermisste ihn und seinen Geruch nach Ziegen sehr. Fast noch mehr vermisste er jedoch die Ziegen: Er liebte es, mit ihnen herumzutollen und Schabernack zu treiben.

An einem sonnigen Dienstagmorgen war es wieder mal so weit: Der Vater zog mit den Ziegen los. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit rechnete er damit, dass er mit den Ziegen ziemlich weit hinausziehen und übernachten müsse. Der kleine Junge winkte dem Vater und den Ziegen noch lange hinterher.

Der Dienstag wurde ein langer und langweiliger Tag für den Jungen. Seit dem Ausbruch des Krieges vor zwei Jahren gab es keinen geregelten Schulunterricht mehr und auch sonst nicht viel zu tun im Dorf. Nur die Frauen, die Alten und die Kinder waren zugegen. Am späten Nachmittag wurde es plötzlich laut. Wie aus dem Nichts tauchten zwei Kampfflugzeuge am Horizont auf. Der kleine Junge versuchte zu erkennen, aus welchem Land die Flieger wohl kommen. Waren es syrische, russische oder amerikanische Jäger? Er erkannte es. Die Antwort auf die Frage würde er aber Niemandem mehr erzählen können. Die Bombenexplosion war zu stark für den kleinen Jungen.

 

Hallo Elraptor,
was für eine starke, berührende Geschichte. Sie erinnert mich daran, wie schnell wir dazu neigen, Kriege auf die Berichte in den Medien zu reduzieren. Du hast den Kern mit diesen wenigen Sätzen getroffen. Beeindruckend.
Liebe Grüße, Sven

 

Hallo @Elraptor,
eine gute kleine Geschichte. Berührend ohne rührselig zu sein.
Zwei Kleinigkeiten würde ich ändern:

Der kleine Junge versuchte zu erkennen, aus welchem Land die Flieger wohl kommen.
aus welchem Land die Flieger kamen, fände ich besser.
Die Antwort auf die Frage würde er aber Niemandem mehr erzählen können
Ich fände es eindrücklicher, wenn du auch diesen Satz als Tatsache schreiben würdest. Die Antwort auf diese Frage, konnte er Niemandem mehr erzählen.

Freue mich schon auf mehr von dir. Liebe Grüße Snowmaid

 

Hallo und herzlich wllkommen hierorts,

lieber Elraptor,

einen guten, wenn auch traurigen und dem Inhalt gerechten schnörkellosen Einstand gibstu. Zwo, drei Anmerkungen dazu-

Wenn ihn jeweils die Suche nach saftigem grünem Gras weit weg vom Dorf führte, ...
Hier sehe ich die Adjektive zum Gras als gleichrangig an, darum besser ein Komma dazwischen (Gegen-/Ersatzprobe gelingt auf eden Fall "nach saftigem und grünem Gras")

Nur die Frauen, die Alten und die Kinder waren zugegen.
Hier kannstu getrost auf die Wiederholung des Artikels verzichten (gilt ja für alle drei Gruppen). Im Prinzip aber auch auf alle drei, denn "nur Frauen, Alte und Kinder" umfasst ja die Gesamtheit der Zurückbleibenden

Der kleine Junge versuchte zu erkennen, aus welchem Land die Flieger wohl kommen.
Hier wäre m. E. der Konjunktiv "wohl kämen" oder "wohl kommen mögen" zu wählen, es können ja auch Verbündete (zwo nennstu ja schon) sein.

Er erkannte es. Die Antwort auf die Frage würde er aber Niemandem mehr erzählen können. Die Bombenexplosion war zu stark für den kleinen Jungen.
Die würde-Konstruktion kannstu getrost ins Futur I umwandeln und der Dativ des Pronomens "niemand" klein.

Trotz des traurigen Endes,

gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Elraptor,
Danke für die kleine Geschichte. Zwei Anmerkungen habe ich. Dieser Satz:

An einem sonnigen Dienstagmorgen war es wieder mal so weit: Der Vater zog mit den Ziegen los.

klingt für mich etwas ungelenk und nach Erlebnis- und Schulaufsatzaufsatz, vielleicht einen daraus machen.

Und ich frage mich, ob ein kleiner Junge ohne geregelten Tagesablauf (die Schule kann er ja schon seit zwei Jahren nicht mehr besuchen) wirklich weiß, dass "Dienstag" ist (und ob das für die Geschichte wichtig ist).

Viele Grüße

MarcCaesar

 

Hola @Elraptor – qué nombre tan loco!

Deine Geschichte macht mich ärgerlich. Warum? Weil sie für mein Empfinden lieblos und auf die Schnelle heruntergeschrieben wirkt.

Du hast wie bei ‚Love Story’ das richtige Register gezogen – da wird das Mitgefühl schon in hohen Wogen angeschwappt kommen. Aber nicht meins!

Wenn sich ein Autor solcher Themen annimmt, dann muss er das Beste geben. Dein Text hingegen ist eine Aneinanderreihung einfacher Sätze, ohne Liebe zum Detail. MMn erfordert ein solches Drama mehr Feinfühligkeit; behutsam sollte so ein Text geschrieben sein – desto wuchtiger wirkt dann das entsetzliche Geschehen.

Du kannst sagen, dass Du die einfache Variante des Schreibens für weitaus wirkungsvoller hältst als einen fein strukturierten Text – und Deiner Meinung kann niemand widersprechen. Aber weil wir hier unser Schreiben verbessern wollen, wäre Dein kurzer Text doch eine feine Herausforderung, es einmal etwas anspruchsvoller zu versuchen.

So, wie sich Dein Text jetzt präsentiert, hat er für mich etwas Provisorisches, Unfertiges. Und den Titel finde ich völlig unmöglich – auch da hätte längeres Nachdenken zu einem besseren Ergebnis geführt: Ein Junge kommt durch den verdammten Krieg ums Leben, und Du schreibst ‚Ziegen vermissen’!
Das find ich wirklich schlimm.

José

 

Hallo Elraptor

Die gute Absicht ist spürbar, auch im Versuch, lakonisch zu erzählen, aber ich empfinde den Text leider als oberflächlich. Er zieht einen grossen Teil seiner Wirkung aus der schrecklichen Wirklichkeit, verlässt sich fast vollständig auf den Leser und dessen Mitgefühl und leistet dabei in meinen Augen selbst sehr wenig, macht auf etwas aufmerksam, ja, aber zeigt nichts auf, konkretisiert kaum, erweitert das Wissen nicht, eröffnet keine Perspektiven, ändert die Wahrnehmung des Lesers nicht, bringt ihn nicht zum Nachdenken. Ja, furchtbar, sagt er, und legt den Text weg.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Elraptor,
mir ist das auch zu wenig, sorry. Der Erzählton klingt wie ein Kindermärchen, und plötzlich kommen die Flieger, und der Junge ist tot. Das kommt mir zu sehr aus dem Nichts, wirkt, als ob noch schnell ein dramatischer Knalleffekt hermusste, um dem Text mehr Farbe zu geben. Das finde ich bei so einem Thema auch heikel.

Für mich hätte es besser gepasst, wenn es tatsächlich nur um die Ziegen gegangen wäre oder vielleicht um das Verhältnis zum Vater. Aber ich bekomme hier kein Bild von irgendeiner Art von Konflikt. Der Junge bleibt blass, - was evtl. auch zeigen soll, dass er einer von vielen ist - das Grauen des Krieges wird im Text nicht aufgebaut, schwingt nicht in der Atmosphäre mit. Ich bekomme keinen Einblick in das Leben und die Gefühle des Jungen oder evtl. anderer Protagonisten, die mir den Alltag in so einem Kriegsgebiet vermitteln. Und so wirkt die gesamte Problematik hier zu effektheischerisch auf mich, um tatsächlich etwas auszulösen.
Tut mir leid.

Viele Grüße,

Chai

 

Hej @Elraptor ,

es ist schon schade, dass der Text so belanglos daherkommt, wo er doch nie endendes Menschenleid thematisiert und ich merke erneut, wie wenig mir kurze Kurzgeschichten gefallen, wie ich sie rasch lese, kurz aufmerke und dann sind sie verschwunden, wie eine Nachricht in der Tagesschau.
Natürlich kann das eine Intention sein. Es ist das Kind eines Ziegenhirten, namen- und gesichtslos. Aber dafür sind für mein Empfinden Geschichten nicht gedacht. Das würde ich gerne den anderen Medien überlassen wollen.
Mir würde es wesentlich besser gefallen, wenn mir umgekehrt hier der Sohn eines Hirten so nahegebracht werden würde, ich das Gefühl bekäme, ich würde ihn kennen und sein Umfeld mir vertraut, dass ich glaube, der Tod des Jungen ist nicht nur für die Eltern ein Verlust, sondern auch für alle Menschen und besondern für mich.

Nur mal so für dich der Leseeindruck eines Leserleins und freundlicher Gruß, Kanji

 

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