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Zettel der Erkenntnis

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11.09.2010
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Zettel der Erkenntnis

Zettel der Erkenntnis

Es war mal wieder einer dieser grauen und launigen Tage. Die Stadt pulsiert, die Zeit rennt und die Bahn knirscht durch die Straßen. Wie immer sind sie verstopft und die Autos lärmten hupend Meter für Meter. Menschen winken nach Taxen, andere rennen zum Bus und wieder andere streiten sich über die Aktienkurse. Überfüllte Geschäfte gehören genauso zum Stadtbild wie riesige Hochhäuser, bettelnde Obdachlose, schreiende Kinder und laute Haustiere.
Nur einen scheint das alles gar nicht zu stören. Er ist da auch wenn er nicht da ist. Er sieht die Stadt, auch wenn andere ihn nicht sehen. Er hört nur das rauschen des Windes, er spürt die warmen Strahlen der Sonne, ohne die störenden Schatten der Hochhäuser. Er bewegt sich ohne Bus, Auto und Straßenbahn schneller als all die anderen.
Er ist ein Vogel. Frei von Sorgen, stets der Freiheit entgegen fliegend. Mit tiefer Abneigung sieht er dem Stadtbild tagein und -aus zu. Den Kopf schüttelnd fliegt er über all die gequälten Seelen, sieht stets Schmerz, Glück, Liebe und Trennung.

Auch heute sitzt er wie immer um die Mittagszeit herum auf dem höchsten Turm der Stadt. Er sagt, dass man um diese Zeit besonders viele verrückte Menschen beobachten könne. Hier, weit oben über den Häusern auf der Antenne des Fernsehturms sang er in den schönsten Tönen die Lieder der Freiheit.
Er vernimmt eine zweite Stimme. Ein anderes Tier? Wer kann denn so schön singen? Er nimmt Reißaus und fliegt um das Hochhaus herum. Was er sieht, raubt ihm die Sprache. Ein anderer Vogel, anderen Geschlechts, sitzt auf einer Fensterbank des 94. Stocks. Er singt das Lied der Zeit. "Zeitlos dahin leben, stets nach Glück und Freiheit streben" - Wow. Was für ein Text, denkt sich der Vogel und reagiert seinerseits direkt mit dem Gesang der Freiheit. Das Duett der Vögel, ist der schönste Klang, den die Welt je vernehmen durfte. Sie singen von Freiheit, Liebe, Treue und Glück.
Seit diesem Tag wurde der Vogel nie wieder gesehen. Auch der Zweite mit der schönen Stimme war nie wieder zu hören.

Einzig allein ein Zettel flog Stunden nach dem Duett vom Fernsehturm auf die Erde nieder. Ein kleiner Junge hob den Zettel. Er las:" Meine Begegnung ist die Erfüllung. Wir alle sind ständig nur auf der Suche. Das habe ich gemerkt. Wir suchen Zeit. Zeit für die Lieben. Zeit für uns. Zeit für das Leben und Zeit für die Vorbereitung auf den Tod. Gemeinsam lässt sich schöner vorbereiten. Das habe ich nun vor. Ich halte meine Begegnung fest. Wie wir es viel öfter tun sollten. Ich hoffe du auch." Der Junge schreit laut "Ja". Die Mutter erschreckt mit dem Kind an der Hand und forderte ein zügiges weiterlaufen, da es schon sehr spät sei. Der kleine Junge aber riss sich von der Hand, rannte zu einer großen sonnigen Stelle an der Ecke der Straße. Kein Hochhaus wirft sein Schatten auf diese Oase. Er sah zum Himmel und rief "Ja".

fp

 

Eine zauberhafter Text, der den Namen "Geschichte" leider nicht verdient.
Das Ganze liest sich für mich, wie ein Drehbuch für einen Kurzfilm oder einen Werbespot, nur erkenne ich nicht das Thema des Films oder das Produkt, für welches geworben werden soll.
Der ganze Text wird von einer mystischen Harmonie und einem sehr eindringlichem Frieden begleitet, was ich persönlich als positiv bewerte.

Als Fazit kann ich nur Folgendes sagen: Wenn deine Idee in einem Kurzfilm umgesetzt werden würde, wäre ich nicht abgeneigt ihn zu sehen.

Gruß
DRySwimmer

 

Hallo DRySwimmer,

vielleicht hast du Recht. Im Kern dreht sich natürlich alles um die verschiedenen Begegnungen des Lebens. Wie oft haben wir es alle schon einmal bereut, Menschen nicht an uns gebunden zu haben oder eventuell zu wenig für den anderen getan zu haben? Der Vogel soll eigentlich nur eine Metapher zu uns Menschen sein. Und das Kind darf am Ende der Mensch sein, der diese Erkenntnis als erstes verinnerlicht. Kämpfe um dein Glück, lass keine Chance aus und vorallem sterbe nicht allein.

Liebe Grüße
fp

 

Hallo Udo,

sind die Handlungen denn nicht nachvollziehbar? Die Botschaft nicht versändlich?

Liebe Grüße
fp

 

Hey florianpasterny,

doch, doch, die Botschaft kommt schon raus. Steht ja auf dem Zettel.

Ein bischen verwirrend ist das ganze aber schon. Der Vogel, der ja bei Dir als Symbol der Freiheit dient, nicht unter dem städtischen Einfluss leidet, verlässt die Stadt. Warum? Weil er nun im Duett singt? Die beiden könnten doch auch in der Stadt bleiben und fortan ihre Lieder gemeinsam trällern. Was ist also ihre Motivation zu verschwinden?

Und am Ende - wie alt ist der Junge? Er kann lesen, wird von seiner Mutter noch an der Hand genommen - vielleicht acht Jahre?

Meine Begegnung ist die Erfüllung. Wir alle sind ständig nur auf der Suche. Das habe ich gemerkt. Wir suchen Zeit. Zeit für die Lieben. Zeit für uns. Zeit für das Leben und Zeit für die Vorbereitung auf den Tod. Gemeinsam lässt sich schöner vorbereiten. Das habe ich nun vor. Ich halte meine Begegnung fest. Wie wir es viel öfter tun sollten. Ich hoffe du auch.

Und Du meinst, dass ein Kind in diesem Alter diese Zeilen versteht? Das es "ja" dazu schreit, sich auf den Tod vorzubereiten? Das kaufe ich dem Autor nicht ab ;).

Ich persönlich kann solchen Zettelgeschichten nicht viel abgewinnen. Da werden mir so Pseudoerkenntnisse zu sehr unter die Nase gerieben, als das ich selbst für mich erkennen kann. Aber das ist jetzt sehr subjektiv.

Kämpfe um dein Glück, lass keine Chance aus und vor allem sterbe nicht allein.

Du sagst, dass Du das mit der Geschichte ausdrücken wolltest. Wenn es nicht auf dem Zettel stehen würde, welches Detail Deiner Geschichte verweist sonst darauf, außer, dass die Vögel zu zweit verschwinden?

Der Anfang lässt ein ganz anderes Thema vermuten, wenn Du beschreibst, wie Schnelllebig das Stadtleben ist - Buse, Taxen, Autos - alle/alles in Bewegung. Anonymität. Daraus hätte sich doch was machen lassen. Dem drei Figuren entgegenzusetzen, meinetwegen den Vogel, ein Kind und eine Alte Frau auf dem Friedhof, die ein Grab pflegt, dass wäre eine Geschichte, zu der ich mir dann allein meine Gedanken machen kann.

Ich hoffe, Du verstehst was ich sage wollte.
Beste Grüße Fliege

 

Danke für eure Kritik.
Vielleicht ist die Geschichte einfach zu sehr in Metaphern geschrieben. Der Interpretationsspielraum ist ja nun auch riesig. Zu riesig wahrscheinlich.

 

Tag!

Der Vogel da, der findet alle Menschen blöd und dafür diese andere Vogeldame wundervoll. So wundervoll, dass er einen Zettel auf die Welt bringt. Und das Kind findet den und reißt sich von der Mama los und sagt: Juhu! Ich schaffe es, mich von dem Rockzipfel zu lösen und trete ins Licht!

Schade, dass du nicht beschreibst, WARUM denn dieses Kind plötzlich so reagiert. Das hätte mich interessiert. Was hat es dazu bewegt, so poetisch ins Licht zu gehen?

Ja, so finde ichs leider ein verschnörkeltes Stückchen Text, und auch wenn ich so was gern schreibe, heißts nicht, dass ichs auch gern lese. :)

Bis bald!

yours

 

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