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Zenendas Geheimnis

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16.06.2002
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Zenendas Geheimnis

Zenenda sitzt an der Bar, die Ellbogen am Tresen gestützt. Rotwein schillert im Licht der Lampe über ihr, im hochstieligen Glas. Fein gemacht hat sich Zenenda, ein hübsches Kleid trägt sie, hebt es für ihre Wochenenden auf. Schonen muss man das Gewand, das Geld hat zu reichen, viel für die Robe auszugeben darf sich Zenenda nicht erlauben.

Pechschwarzes Haar sorgfältig gekämmt, zu einem kleinen Kunstwerk nach hinten gesteckt. Am Wochenende ist Zenenda herausgeputzt. Rento steht hinter der Bar, nimmt den Aschenbecher, leert rot umrandete Kippen in eine Tonne. Ein Gläschen könne sie sich noch gönnen. Schelmisch sein Lächeln. Zenenda kann nicht widerstehen und nickt.

Früh pflegt sie die Bar aufzusuchen, samstags, zu einer Stunde, da kaum Gäste dort sind. Rento ist ein wenig gelangweilt. Noch ist nicht viel zu tun. Ein Seufzen, ein Blick auf die Uhr an der Wand. Wie denn ihre Woche gewesen sei, fragt er beiläufig.

„Wie immer", Zenendas Arbeit und ihre Einsamkeit. Strampeln, den Kopf über den Wasserspiegel halten, umringt von verschlagen lächelnden Feinden. Bleierne Schwere am Abend, verlassen in den Nächten, in eine Steppdecke gewickelt. Blühende Zimmerveilchen, der Blick auf die zarten Gebilde, eine kleine Freude vor dem Schlafengehen.

Zenenda kommt Rentos wegen. Setzt sich an die Bar auf ihren angestammten Hocker, auf dass sie ihm nachblicken könne, heimlich, verstohlen, wenn er Getränke aus den Flaschen zapft. In manchen Nächten mag der Schlaf nicht kommen, da denkt Zenenda an Rento, sieht sein Antlitz vor sich, die wohlgestalte Zeichnung der zinnoberfarbenen Lippen, die blauen Augen, den kurzen, blonden Spitzbart, sein Haar im Bürstenschnitt, den kleinen Bauch, welcher das Hemd sachte wölbt. So kommt schließlich der Schlaf, süß und sanft, hebt sie behutsam in das Reich der Träume.

Samstags ist Zenenda aufgeregt, darf sie doch Rento wieder sehen. Bisweilen schenkt er ihr ein Lächeln. Doch gibt er es allen, ist schließlich Teil des Gewerbes. Zenenda weiß das, insgeheim träumt sie jedoch, es sei besonders, eigens für sie. Gäste treten ein, die Bar füllt sich mit Lärmenden, Lachenden, Scherzenden. Rento ist nun sehr beschäftigt, schenkt in Gläser ein, trägt sie auf einem Tablett zu den Tischen, stellt sie an die Theke. Zenenda trinkt, alleine, stumm, lässt ihre Augen ihm folgen.

Stunden vergehen, im Dunst, im Rauch, im leichten Rausch. Der Wein erheitert ihr Gemüt ein wenig, macht sie träumen, macht sie lächeln, stumm in das Glitzerspiel am schwarzen Lack der Theke hinein. Rauchige Klänge aus den Lautsprechern. Schneller scheinen sich die Zeiger der Uhr zu drehen. Es ist der Wein, welcher zu Kopf steigt, das Draußen vergessen lässt und stattdessen Träume zaubert. Stunden zerfließen, rinnen immer schneller. Die Bar leert sich allmählich. Zenenda bleibt, bittet Rento um Kaffee. Abermals ein Lächeln, diesmal ist es für sie. Die Lärmenden sind inzwischen gegangen. Zenenda ist nun alleine mit Rento. Die letzten Klänge, das Zischen der Kaffeemaschine. Er dreht das Licht ab, knipst eine Lampe hinter dem Tresen an, zählt Münzen und Scheine. Kurz blickt er auf. Ein langer Blick in ihre Augen. Nur das Surren der Belüftung ist zu hören.

Ob er denn jemanden habe, möchte Zenenda wissen. Ein verschmitztes Lächeln. Nur so eine Zwischengeschichte, wie er es einschätze, aber es könnte etwas daraus werden. Zenenda ist ernüchtert. Rentos Antwort und der Mokka.

Möge er doch berühren mit seinem Mund den ihren. Neuerlich treffen sich der beiden Blicke, für einen Moment, tief sieht einer in den anderen. Beinahe meint sie sein Herz zu erkennen in den blauen Augen. Sollte sie ihm gestehen, dass sie ihn liebe?

Er müsse jetzt sperren, sagt Rento. Zenenda bezahlt. Rento hilft ihr in den Mantel, hält inne, als sie in die Ärmel schlüpft. Sachte umfasst er ihre Hüfte, zart, kaum merklich ist die Berührung seiner Lippen auf ihren Mund. Es sei Zeit zu gehen, bevor noch etwas bereuenswertes geschehe, sagt er. Zenenda nickt, knöpft den Mantel zu. Sie solle bloß niemandem von den Gästen etwas erzählen, wenn sie wieder komme. Ein Geheimnis solle es bleiben, der sanfte, zarte Kuss. Seine Freundin könnte dahinter kommen, kennt sie doch einige der Gäste. Zenenda verlässt die Bar. Dunkel sind die Straßen, in ein paar Fenstern schimmert noch Licht. Eisige Winterstille. Weißes Mondlicht spiegelt sich im von Nieselregen benetzten Asphalt.

Zenenda hört den Takt ihrer Schritte. Lächelnd blickt sie zum Mond. Hat sie doch ein zartes Geheimnis.


 

Hallo Echnaton,

auch wenn Dein Schreibstil etwas schwer (weil ungewohnt) zu lesen ist, fand ich ihn angemessen, unterstreicht er doch das Wage der beschriebenen Szene.
Die Protagonistin klammert sich an die Hoffnung in Rento einen Liebhaber finden zu können, empfindet den Kuß nach der Offenbarung seiner anderweitigen Beziehung nicht als mitleidige Abspeisung, sondern ist stolz auf ihr Geheimnis ( man ahnt, warum...). Immerhin scheint Rento sie nicht auszunutzen.
Deine Geschichte besitzt eine gewisse angenehme Zartheit, von den Veilchen bis zu dem sanften Kuß, doch ist sie mir beim Lesen etwas lang geworden, auch die ständige Wiederholung von „Zenenda“ halte ich für ungünstig.

Auch wenn ich Deinen Stil generell Begrüße, habe ich auch innerhalb `dieses Systems´ einige Änderungsvorschläge:

Manche Sätze sind umständlich, z.B.:

Der Wein erheitert ihr Gemüt ein wenig, macht sie träumen, macht sie lächeln, stumm in das Glitzerspiel am schwarzen Lack der Theke hinein.
Ich mußte noch einmal nachlesen, auf was sich „hinein“ bezieht...
„schillert im Licht der Lampe“- welcher? - einer Lampe.
„könne sie sich noch gönnen“ - gönnen, meint er.
„wie den“ - wie denn ihre Woche ... (Vielleicht wäre wörtliche Rede besser „ ..“ , da sie auch so antwortet).
„Zenanda kommt Rentos wegen“ - Z. kommt nur wegen Rento.
„Schenkt Gläser ein“ - bin mir nicht sicher, ob man hier erwähnen muß, was eingeschenkt wird, da ja keine Gläser in die Gläser eingeschenkt werden (einschenken = Gläser befüllen).
LG,

tschüß... Woltochinon

 
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Servus Woltochinon,

danke Dir fürs Lesen und Deinen Kommentar. Auf einige Sachen (Gläser/Lampe) hast mich aufmerksam gemacht. Danke! Ist mir irgendwie nicht aufgefallen beim Schrieben. Das andere bleibt aber wie es ist, trotz schwerer Lesbarkeit.

danke nochmals für Deine spätnächtliche Geduld

liebe Grüße aus Wien

Echna

P.S.:

Immerhin scheint Rento sie nicht auszunutzen.

nein, tut er nicht, im Gegenteil...

 

ich mag deinen schreibstil sehr. auch finde ich ihn nicht schwer zu lesen, sondern... schön.
die "zarte" sprache entspricht der geschichte, in der sehr viel zärtlichkeit liegt und die du, wie ich vermute, hoffe! auch mit genauso viel zärtlichkeit geschrieben hast.

kardia

 

Hej Echnaton!

Bei Dir erwarte ich ja immer antike Geschichten, insofern hast Du mich hier überrascht. Aber nicht unangenehm, im Gegenteil - ich war vor allem überrascht, wie Deine Sprache, die ein kleines bisschen nach Altertum klingt, sich dennoch hervorragend eignet, eine gegenwärtige Geschichte zu erzählen!
Wenn man sich eingelesen hat, stolpert man auch nicht mehr, sondern kann sich im Fluss der Sprache treiben lassen, sieht die Bar, die Lampen, Rento und Zenenda (wo kommt der Name her?) vor sich.
Sehr schön geschrieben!

Ein paar Fehler hab ich aber doch noch gefunden:

Zenenda sitzt am Hocker, an der Bar, die Ellbogen am Tresen gestützt.
Hm, sie sitzt am Hocker? Also daneben. Ich denke, Du meinst auf dem Hocker, was leider nicht ganz exakt in den Fluss Deiner Sprache passt. Vielleicht findest Du ja eine Lösung.

viel für Robe auszugeben darf sich Zenenda nicht erlauben.
Hier fehlt ein Artikel vor "Robe". Oder Du setzt es in den Plural, dann passt der Satz auch wieder.

Früh pflegt sie die Bar zu aufzusuchen,

Wie denn ihre Woche gewesen sei, fragt er beiläufig.

Strampeln, den Kopf über den Wasserspiegel haltend, umringt von verschlagen lächelnden Feinden.

Lieben Gruß

chaosqueen

 

Liebe Kardia,

danke fürs Lesen, freut mich, daß Dir die Geschichte gefallen hat. Ich schreib immer mit sehr viel Liebe zum Schreiben. Danke auch für Deine Rückmeldung.

liebe Grüße Echna


Liebe Chaosqueen,

danke auch Dir fürs Lesen und den Kommentar. Die Fehler, die ich trotz mehrmaliger Durchsicht übersehen habe (seufz) hab ich jetzt draußen. Der Hocker in der ersten Zeile ist rausgefallen, das "auf dem" hätte den Fluß zu stark unterbrochen.

Momentan schreib ich eigentlich moderne Geschichten.

In diesen Geschichten sind die Namen eine Ausgeburt meiner Phantasie, also keinerlei Bezug zu irgendetwas realem.

danke Dir nochmals

liebe Grüße

Echna

 

Hallo Echnaton!

Ich habe die Geschichte um die unerwiderte Liebe zu einem Barmann auch gelesen und sie ist mir kein bisschen lang vorgekommen. Im Gegenteil, als sie zu Ende erzählt war, war ich sogar ein wenig unbefriedigt.
Die Sprache, der Stil gefiel mir von Anfang an gut, er war, wie andere erwähnten, angemessen.

Was mir auffällt:

den kleinen Bauch, welcher das Hemd sachte wölbt

Es ist der Wein, welcher zu Kopf steigt,

Warum nicht kleiner Bauch, der das Hemd... oder der Wein, der zu Kopfe steigt?
Welcher klingt mM nach gekünstelt und fremd für den Text.

Aber wie gesagt, hat kaum gestört beim Lesen dieser schönen Geschichte.

Viele Grüße von hier!

 

Lieber Hannibal,

dankr fürs Lesen und Deinen Kommentar. Freut mich, daß Dirdie Geschichte gefallen hat, auch wenn Du ein wenig unbefriedigt warst am Ende.

Bezüglich der und welcher, werd eich doch letzteres belassen, da ich zig Male herumgeschrieben habe und mich schließlich dafür entschieden habe. Vieles ist einfach Geschmackssache


danke nochmals und

liebe Grüße aus Wien

Echna

 

Hallo Echnaton,

deine Geschichte ist ein schönes Stück gepflegter Melancholie, zart und eigen im Rhythmus der Sprache, und sehr angenehm zu lesen.
Das Geheimnis überrascht durch seine Leichtigkeit. Das gefällt mir, denn meist sind Geheimnisse, gerade wenn sie einer Geschichte den Titel geben dunkel und schwer.
So ließ ich mich auch zu Beginn auf die schiefe Fährte locken, überlegend, ob es wohl ein dienstleistender Nebenjob in dieser Bar ihrer Träume sein könnte, der sich inter dem Geheimnis verbirgt.
Ich habe mich gern überraschen lassen.

Lieben Gruß, sim

 

Servus Sim,

herzlichen Dank fürs Lesen und Deinen Kommentar. Freut mich, daß Dir die Geschichte gefallen hat. Dunkel und schwer ist dieses Geheimnis nicht, irgendwie wie Marzipan...

danke nochmals

liebe Grüße

Echna

 

Hallo Echnaton!
Deine Geschichte scheint - durch ihre Sprache bedingt - durch den Raum zu schweben. Sie gefällt mir wahnsinnig gut, die Hoffnungen und Erwartungen Zenendas.

Ein ganz toller Text!
Gruss,
Marana

 

Servus Marana,

danke auch Dir fürs Lesen und Deinen Kommentar. Freut mich, daß Dir die Geschichte gefallen hat.

liebe Grüße und danke

Echna

 

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