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Zeitumstellung

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29.01.2002
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Zeitumstellung

Er sah auf die Uhr, tick, tack. In seinem Zimmer war Winterzeit, während die restliche Welt nach der Sommerzeit eilte, streßte und den Schein nach außen wahrte.

"Max, das Essen ist fertig!" erklang eine Stimme, laut und kräftig im Erdgeschoß, abschwellend die Treppe hinauf, durch Türritze und Türschloß an sein Ohr. Sechs Creolen in einem Ohrläppchen waren ihm zu langweilig, erst das Brustwarzen-Piercing brachte es ihm.

"Jouuuh Mudder, ich komm' ja schon!" Ein rascher Blick auf die Uhr. Punkt 19Uhr.
Jetlag geschädigt schlurfte er die Treppe hinunter, dreckige Springerstiefel auf sauber geputzten und gefegten Stufen.
Da saßen sie alle. Der Vater, die Mutter und seine kleine Schwester. Eine typische deutsche Familie, wie sein Vater immer betonte. Üblicherweise hat diese im Durchschnitt 1,4 Kinder. Er war fühlte sich der 0,4 sehr verbunden.

"Na, was hast du heute so gemacht?" fragte ihn der fröhliche Vater. Max setzte sich gelassen auf seinen Stuhl, nahm ein Scheibe Mehrkornbrot aus dem Brotkorb, packte die Schöpfkelle und entnahm dem großen Suppentopf einen Teller voll. Dann sagte er: "Ich war bei Christian, wir haben Playstation gespielt." Über Christian und den Rest seiner Clique fiel Max immer viel zu erzählen ein.
"Bist du da nicht ein bißchen zu alt für? Mit 21 habe ich solche Spiele nicht mehr gespielt." horchte der Vater skeptisch nach. "Genau, mit 21 spielt man doch nicht mehr Playstation!" wiederholte seine elfjährige Schwester.
"Zu deiner Zeit gab es auch noch keine Playstation und außerdem ist man dazu nie zu alt!" entgegnete Max und tunkte sein Brot in die Suppe.
"Ja, es gibt Sachen, da ist man nie zu alt für", fuhr seine Mutter fort. "Ach, wie lange hast du mit Legosteinen gespielt, manchmal tagelang und Frieda aus der Kirchengruppe hält das Spielen, egal in welcher Form, für pädogisch wertvoll. Aber erziehen, das hast du ja eh hinter dir, hmmh Mäxchen?"
"Jou Muddi." Sagte er und biß kraftvoll in sein Brot. Geräuschvolles Klappern unterbrach die Familienstille. Ein unregelmäßiger Rhythmus, bis sein Vater das Wort ergriff.
"Wie lange hast du jetzt noch Urlaub?" fragte sein Vater. "Sagtest du nicht zwei Wochen? Dann mußt du doch morgen wieder arbeiten, nicht wahr?"

"Yup, muß morgen wieder schuften geh'n!" bejahte er, entnahm seinem Teller, weiß mit blauem Rand, den letzten Löffel Suppe, stand geräuschvoll auf und ging zurück in sein Zimmer, in seine Zeit.
Auf der Treppe hörte er noch: "Wieso muß ich warten, bis alle fertig gegessen haben und er nicht?" Seine Schwester.
Die Eltern sagten nichts, er vernahm lediglich ein sturres rhythmisches Löffeln.
Im Zimmer packte er seine Lederjacke, ging wieder hinab zur Haustür, rief ein: "Ich fahr wieder zu Christian" und verließ das kleinbürgerliche Grundstück.

Am Kaufhaus suchte er seine Kumpels. Er fand nur Nat in der Eingangshalle mit seinem Standard-Schild: "Arbeitslos, obdachlos. Brauche nen Euro für'n Brot." Immerhin machte Nat heute nicht auf Blind.
"Jou Alter, läufst jut heut?" fragte Max und klatschte ihm in die hingehaltene Hand. Dann hockte er sich nben ihm. "Poor, du hast ne Fahne für zwei!" begann Max.
"Jou, du nicht!" erschnupperte Nat.
"Nee, zu Hause geht doch nicht, meine Ollen, du weißt doch, außer Mundwasser und Dolomon ist da nichts drin."
"So'n Scheiß Alter. Wie packst du dat bloß? Hier, hab nur ein paar Schmerztabletten. Kann dir zwei geben."
"O jou, das wär wat! Ach ne, laß ma, heut nicht."
"Häääähhh? Bist de krank?"
"Nee, ich muß det meinen Ollen heut beibringen, will clean bleiben, nur heute."
"Du tickst doch nicht sauber. Bleib einfach hier. Ich schnorr ein paar Euros für dich mit, Alter!"
"Nee, vergiß es, hab doch meinen Job geschmissen, ich muß es Ihnen sagen. Heute!" Energisch stand er auf. Sein Kreislauf spielte verrückt, ihm wurde schwindlig.
Nat drückte ihm noch eine Schmerztablette in die Hand, für den Notfall, betonte er. Max bedankte sich und schlenderte in Richtung Haltestelle.
Er bestieg die Straßenbahn, Linie 72, das wußte er. Seine Hände zitterten und auch die Schweißperlen auf seiner Stirn erregten die Aufmerksamkeit der anderen Fahrgäste, unzählige Augenpaare starrten ihn an. Er begann in seiner Jackentasche zu kramen, seine zittrigen Hände hatten Probleme sie zu ertasten. Endlich bekam er die Tablette zu fassen und steckte sie schnell in den Mund.
Langsam zerschmolz sie auf seiner Zunge. Seine Hände wurden ruhiger und er konnte sich entspannen.

"Na, du bist ja früh zurück. Hatte Christian keine Zeit?" entgegnete ihm seine Mutter, als er zu Hause ankam. "Nicht direkt, die Playstation ist kaputt, aber ich bin auch hier, weil ich mit euch reden muß!" sagte Max, der sich sicher an die Wand lehnte. "Ja, klar, brauchst du Geld?" fragte sie und rief im selben Atemzug ihren Mann in die Küche.
"Setzt euch!" forderte er sie auf und lehnte sich selbst gegen den Kühlschrank.
"Was gibt es denn so Wichtiges, viel Geld?" fragte seine Mutter.
"Ich nehme Tabletten!" sagte Max geradewegs heraus, mit der Zunge hatte er gerade den letzten Rest der Tablette genußvoll zerbröselt. Er liebte die kleinen Krümmel, die seinen Mund nun bevölkerten und eine pelzige Zunge nach sich zogen.
"Ach, wenn man mal Halsschmerzen hat, dann darf man das auch wohl mal." beschwichtigte ihn seine Mutter.
Sein Vater saß da und starrte die Decke an, eine rot-weiß karierte Tischdecke.
"Mutter, ich nehme sie auch, wenn ich keine Halsschmerzen habe! Tu doch nicht so, du hast mich im Kaufhaus neulich genau gesehen. Du hast weg geschaut. Ich habe es doch gesehen!"
"Im Kaufhaus? Da war nur einer, der sah aus wie du. Einer dieser Penner, das warst nicht du. Ich werde doch wohl noch meinen eigenen Sohn erkennen können!" entgegnete sie schnell.
"Ach, und so ein paar Vitaminpräparate tun dir auch bestimmt ganz gut. Du bist seit einiger Zeit so blass um die Nase." ergänzte sein Vater.
"Wollt ihr es nicht verstehen? Ich nehme Tabletten, ich habe meinen Job deswegen verloren!" setzte Max noch einmal nach, seine Stimme wurde etwas lauter. Aber das machte nichts. Er war so ruhig, so wunderbar ruhig und entspannt.
Da saßen seine Eltern, verwirrt und bestätigt.
Sie, eine fleißige Hausfrau, für ihr Alter noch recht hübsch, kaum Falten um die Augen, trotz der traurigen Augen und für jeden sozialen Zweck zu haben.
Er, der Arbeiter, das Geld einbringend, abends seine Ruhe haben wollend, höchstens ging er mal zum Skat. Das pelzige Gefühl auf seiner Zunge ließ langsam nach.
"Hey, es war alles nur ein Spaß, ein Gag, ein Witz!" stieß Max plötzlich aus und lachte lauthals los.
Seine Eltern schauten ihn irritiert an. Dann erhellte sich die Miene seiner Mutter.
"Ein Spaß!" gackerte sie los, "alles nur ein Spaß. Aber ein reichlich überzogener Spaß!"
Nun fiel auch sein Vater in das Gelächter mit ein.
"Alles nur ein Gag. Mein Sohn, tablettensüchtig, dass wär's ja auch noch" gluckste er und hielt sich seinen Bauch.
Das Gelächter erfüllte das ganze Haus. Max lachte am lautesten, zu laut.

Am nächsten Morgen weckte ihn seine Mutter. Er sah auf seine Uhr. Es war sechs. "Ich muß doch erst um sieben Uhr aufstehen!" jammerte er. "Es ist sieben Uhr!" erscholl die Stimme seiner Mutter aus dem Flur.
Er stand auf, ganz normal, wie jeden Arbeitstag.

Dann stieg er in die Straßenbahn, Linie 72.
Linie 72 in Richtung Kaufhaus.

[ 15-04-2002, 19:45: Beitrag editiert von: Maya20 ]

 

Hi Maya20,

ich hab im ersten Moment gar nicht so richtig gewußt, was ich von Deiner Geschichte halten soll. Sie ist etwas... sonderbar. Und genau das macht sie richtig gut, finde ich. Die Art, wie der Junge mit seinen Eltern spielt, gefällt mir. Ich mein; das ist mal was anderes... Mal ein paar Eltern, die sich keine Sorgen machen, sondern immer schweigend genau das akzeptieren, was sie von ihren Kindern aufgetischt bekommen... Hat mir daher gut gefallen, Deine Geschichte! :thumbsup:
Nur; was der Titel mit der Story zutun hat, ist mir noch unklar...

Gruß
stephy

[Beitrag editiert von: stephy am 12.04.2002 um 06:33]

 

Ich denke, der Titel bezieht sich darauf, dass die Eltern des Protagonisten in ihrer eigenen Raumzeit leben; in einer Welt, die mit der Realität ihres Sohnes nicht das Geringste zu tun hat. Insofern halte ich ihn eigentlich für passend.

Im Gegensatz zu einem Vorredner habe ich nicht herausgelesen, dass der Protagonist mit seinen Eltern spielt. Im Gegenteil: Ich denke, er fühlt sich ziemlich elend. Die Loser hier sind die Eltern, die nicht sehen (und auch gar nicht sehen und wissen WOLLEN) was sich hier wirklich abspielt. Und nicht der Protagonist selber, der noch Mitleid empfindet und seine Probleme lieber alleine trägt, nur um die spießbürgerliche heile Welt seiner Eltern nicht zu zerstören.

Erinnert mich an die Problematik bei "Kindsmißbrauch": In 90% der Fälle wollen die Mütter trotz deutlicher Anzeichen von nichts gewußt haben oder bezichtigen ihre Kinder sogar der überreizten Phantasie, nur um ihre Partnerschaft nicht hinterfragen und ihren gesicherten Status nicht aufs Spiel zu setzen.

Bist du sicher, dass die Geschichte in "Alltag" gehört und nicht in "Gesellschaft"?

 

Hi Maya20,

hab die Geschichte jetzt zweimal gelesen - und komme mit einigen Details noch nicht ganz klar.

Das Thema, abgefuckter Sohn aus Spießerelternhaus, heile Welt um jeden Preis, ist auch mir wohl bekannt. Aber während die Eltern in ihrem verhalten irgendwie "rund" sind, verstehe ich die Figur des Sohnes nicht so ganz - ist man wirklich so, wenn man Tabletten nimmt?? Max erscheint so klar, verständnisvoll, rücksichtsvoll und auch weitblickend ... Wenn er abe doch so sehr auf Tabletten ist, daß er sogar seinen Job verliert, macht das denn Sinn?

Das Ende gefällt mir wieder wirklich gut - obwohl meines Erachtens Max' Stimmung so drastisch sein könnte (oder müßte?), daß er sich gleich vor den nächsten Bus wirft. Denn er scheint von den Tabletten und diesem Leben ja nur halbherzig überzeugt - und wartet eigentlich doch auf was ganz anderes, oder? So etwas unwahrscheinliches wie die Aufmerksamkeit seiner Eltern wird er wohl sowieso nicht erreichen, und da stelllt sich die Frage, ob halbherziger Tablettenkonsum und die "Freunde" auf der Straße dann auf Dauer das große Loch Einsamkeit wirklich stopfen können.

Den Titel finde ich übrigens absolut passend!

Sehr angeregt und nachdenklich grüßt
Kay

[Beitrag editiert von: Kay Nexion am 12.04.2002 um 09:20]

 

Moin einmal.

@Stephy: Hmmmh, ich glaube, es ist nicht so angekommen, wie es das eigentlich sollte *sorgenmach*. Nein, seine Eltern wollen es nicht wahr haben, um keinen Preis. Er sagt ja sogar, dass seine Mutter ihn im Kaufhaus gesehen und, vor allem, weggeguckt hat.
Selbst als er es ihnen direkt sagt, wollen sie es nicht wahrhaben, ihren Schein der "Friede-Freude-Eierkuchen-Familie" wahren. Und Max? Der macht einen Rückzug und lebt in seiner Zeit weiter, versucht seine "Zeit" denen der Eltern anzugleichen, obwohl er "eine Stunde zurückliegt".
Danke für deine Kritik.

@Pipilasovskaya:
Yupp, so sehen meine Ausführungen auch aus. Danke für deine Kritik erstmal.

Erinnert mich an die Problematik bei "Kindsmißbrauch": In 90% der Fälle wollen die Mütter trotz deutlicher Anzeichen von nichts gewußt haben oder bezichtigen ihre Kinder sogar der überreizten Phantasie, nur um ihre Partnerschaft nicht hinterfragen und ihren gesicherten Status nicht aufs Spiel zu setzen.
Das wußte ich gar nicht (schon, dass es so etwas gibt, aber nicht diese enorm hohe Prozentzahl), kann es mir aber sehr gut vorstellen. Wahrscheinlich ist das so eine Art "Selbstschutz", alles nicht sehen wollen, was einem nahe oder weh tun könnte! Krass und schrecklich.
Bist du sicher, dass die Geschichte in "Alltag" gehört und nicht in "Gesellschaft"?
Nee, sicher bin ich mir nicht. Ist klar, eine Gesellschaftskritik. Aber deswegen Gesellschaft? Weiß nicht.

@Kay
Auch dir danke ich selbstverständlich für deine Kritik.

Aber während die Eltern in ihrem verhalten irgendwie "rund" sind, verstehe ich die Figur des Sohnes nicht so ganz - ist man wirklich so, wenn man Tabletten nimmt?? Max erscheint so klar, verständnisvoll, rücksichtsvoll und auch weitblickend ... Wenn er abe doch so sehr auf Tabletten ist, daß er sogar seinen Job verliert, macht das denn Sinn?
Ich glaube, das kann ich dadurch erklären, dass er an jenem Tag ja eben keine genommen hat, weil er seine Eltern aufklären wollte. Doch in der Straßenbahn überwog die Angst davor und er schluckte die (eine) Tablette doch.
Das Ende gefällt mir wieder wirklich gut - obwohl meines Erachtens Max' Stimmung so drastisch sein könnte (oder müßte?), daß er sich gleich vor den nächsten Bus wirft.
Ich bin nicht so der "Selbstmord-Ende-Fan", das Ende ist offen und wer weiß, vielleicht...

Nochmal Danke für eure Kritiken. Würde mich über weitere Anregungen, Tipps und Verbesserungsvorschläge freuen.

Lieben Gruß
Maya

 

@ Maya20

Was dagegen, wenn ich an meiner Interpretationsweise festhalte? Mich nervt's inzwischen nämlich gewaltig, wenn immer die Eltern für die Taten ihrer Kinder verantwortlich gemacht werden... Nach dem Prinzip "Hatte eine schlechte Kindheit" und so... :(
Ohne da jetzt eine Diskussion herauf zu beschwören; die Geschichte aus meinem Standpunkt aus finde ich cooler und ungewöhnlicher, als die Geschichte aus dem "die Eltern schauen weg"-Standpunkt... ;)

Gruß
stephy

 

@Stephy: Ahhh, ups, lieber bei deiner Sichtweise bleiben, dir soll ja meine Geschichte gefallen :D .
Nee, klar, jeder soll ja auch seine eigene Interpretation haben und eigentlich find ich deine Interpretation auch recht cool.
(*ebenfallskeineDisvomZaunreißenwollen*: ich schließe mich übrigens deiner Meinung an. Ab einem gewissem Alter liegt die Verantwortungsgewalt nicht mehr bei den Eltern. Obwohl sich da wieder die Frage stellt: Falsche Erziehungsgrundlage???)

 

Hi Maya,
nach deinem Challengebeitrag die zweite Geschichte, die ich von dir lese. Beziehst du dich gerne auf Suchtprobleme?
Auffallend war wieder einmal der eigenwillige Stil. Eigenwillig heißt in diesem Fall ( wie auch bei "Stehendes Kind" ): gut.
Musst mir mal per PM Bescheid geben, wenn du wieder was postest...
Soooo, und jetzt kritisier´ ich mich mal wieder aus...

In seinem Zimmer war Winterzeit, während die restliche Welt nach der Sommerzeit eilte, streßte und den Schein nach außen wahrte.
"stresste" im Zuge der Währungs... Rechtschreibreform. Kann man, muss man aber nicht.
"Außen" glaub ich groß.
"der Schein nach Außen" kommt ein wenig plötzlich. Außerdem bewahrt der Protagonist ihn ja auch...?
"Max, das Essen ist fertig!" erklang eine Stimme, laut und kräftig im Erdgeschoß, abschwellend die Treppe hinauf, durch Türritze und Türschloß an sein Ohr. Sechs Creolen in einem Ohrläppchen waren ihm zu langweilig, erst das Brustwarzen-Piercing brachte es ihm.
Der letzte Satz steht in keinerlei Zusammenhang zum vorher Gesagten. Sinn?
Jetleg
richtig: Jetlag

Die Stelle mit dem Zahlenspiel ("0,4") gefiel mir gut!

Zu jener Zeit gab es auch noch keine Playstation
Ansichtssache: "jener" hört sich für mich nicht so Umgangssprachlich an wie z.B. "deiner"

"Ja, es gibt Sachen, da ist man nie zu alt für", fuhr seine Mutter fort. "Ach, wie lange hast du mit Legosteinen gespielt, manchmal tagelang und Frieda aus der Kirchengruppe hält das Spielen, egal in welcher Form, für stark erziehungsfördernd!
Tja, das hat mich an den kleinen Paranova erinnert... ich und meine Legosteine :)
"erziehungsfördernd" - warum? Wäre nicht besser "pädagogisch wertvoll" etc.? Warum ist LEGO spielen "erziehungsfördernd"?

Geräuschvolles Klappern unterbrach die Familienstille. Ein unregelmäßiger Rhythmus, bis sein Vater das Wort ergriff.
Hat mir auch gut gefallen. Meinst du, dass Singles oder Einzelkinder das verstehen? ;)

"Wieso muß ich warten, bis alle fertig gegessen haben und er nicht?"
Wie zuhause...ein Komma hinter "haben" fehlt.

sturres
Stures?

machte Nat heute nicht einen auf Blind.
Zwar korrekt, aber vielleicht ist stilistisch besser, wenn du das "einen" rausläßt.

Dann hockte er sich nben ihm. "Poor, du hast ne Fahne für zwei!" begann Max.
"Jou, du nicht!" erschnupperte Rat
"neben"
"Rat"? Meinst du "Nat"?

Max bedankte sich und schlenderte in Richtung Haltestelle.
Vom Akzent "jut" hätte ich auf berlinboys geschlossen... Verständnisfrage: bedanken sich Berliner Jugendliche ( habs noch nicht erlebt ) ?

Seine Hände zitterten und auch die Schweißperlen auf seiner Stirn erregten die Aufmerksamkeit der anderen Fahrgäste, unzählige Augenpaare starrten ihn an.
Nach "zitterten" besser noch ein Komma.

"Na, du bist ja früh zurück. Hatte Christian keine Zeit?" entgegnete ihm seine Mutter, als er zu Hause ankam.
Schöner Übergang!

der sich sicher an die Wand lehnte. "Ja, klar, brauchst du Geld?" fragte sie und rief im selben Atemzug ihren Mann in die Küche.
"Setzt euch" forderte er sie auf und lehnte sich selbst gegen den Kühlschrank.
Warum lehnt er "sicher"? Wenn er sicher an der Wand lehnt, warum gibt er dann seine Sicherheit auf und lehnt sich gegen den Kühlschrank?

Einer dieser Penner, das warst nicht du.
"dass"

Sie, eine fleißige Hausfrau, für ihr Alter noch recht hübsch, kaum Falten um die Augen, trotz der traurigen Augen und für jeden sozialen Zweck zu haben.
Der Übersichtlichkeit wegen umstellen.

"Ach und so ein paar Vitaminpräparate tun dir auch bestimmt ganz gut.
"Ach, und..."

Er, der Arbeiter, das Geld einbringen, abends seine Ruhe haben wollend, höchstens ging er mal zum Skat.
"das Geld einbringend"

Interessantes Thema. Die Überschrift finde ich passend. Hab jedoch keine Ahnung über Medikamentensucht an sich, würd mich mal gerne interessieren, wie Max dazu kommt ( bei den Preisen in Berlin kann man doch kiffen...? )

Viele Grüße,
paranova

 

Moin Paranova!

Vielen lieben Dank für deine ausführlichste Kritik, habe mich wirklich gefreut und werde mich auch direkt ranmachen und schauen, was sich ändern läßt. Dickes Dankeschön!!!

Beziehst du dich gerne auf Suchtprobleme?
Ehrlich gesagt, habe ich noch gar nicht so drüber nachgedacht. Aber wenn ich so drüber nachdenke, hmmh, die hier von mir auf Kg.de sind, befassen sich alle mit Sucht, bzw. mindestens mit Gesellschaftsproblemen. Die ganze Thematik interessiert mich auch enorm.

Tja, das hat mich an den kleinen Paranova erinnert... ich und meine Legosteine
"erziehungsfördernd" - warum? Wäre nicht besser "pädagogisch wertvoll" etc.?
Yupp, da schließe ich mich deiner Meinung vollkommen an, aus "erziehen" wird "pädagogisch wertvoll"
(Ich habe Ewigkeiten mit Legos gespielt, stunden- und tagelang *psst*, nicht weitersagen!!!!)

Warum ist LEGO spielen "erziehungsfördernd"?
Hey, das Thema wäre ja fast noch einen eigenen Thread wert. Ich habe das mal in einem Bericht am Fernsehen gesehen, da haben die irgendwelche Test gemacht, weiß gar nicht mehr genau. Auf jeden Fall fördert es die Kreativität und durch das Nachspielen realer Lebenssitationen soll es eben "pädogisch wertvoll" sein. Mehr kann ich aus meinen grauen Zellen im Moment nicht rausquetschen. Da waren noch mehr Gründe, *grübel*, *überleg*...

Vom Akzent "jut" hätte ich auf berlinboys geschlossen... Verständnisfrage: bedanken sich Berliner Jugendliche ( habs noch nicht erlebt ) ?
Ik wes dat ouk nich! Obs Berliner Boys sind, sei mal dahingestellt, ich leg mir ab und zu auch mal den Berliner Slang an.
Aber bedanken? Klar, warum sollten sie sich nicht bedanken, oder ist da ein Unterschied zwischen Berlinern, Hamburgern, Amerikanern (hihi, *mampf* *schmatz*)? Det wes ick ouk nich.

Zitat:
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der sich sicher an die Wand lehnte. "Ja, klar, brauchst du Geld?" fragte sie und rief im selben Atemzug ihren Mann in die Küche.
"Setzt euch" forderte er sie auf und lehnte sich selbst gegen den Kühlschrank.

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Warum lehnt er "sicher"? Wenn er sicher an der Wand lehnt, warum gibt er dann seine Sicherheit auf und lehnt sich gegen den Kühlschrank?

Na ja, durch die Tablette wurde er halt schon recht duselig und das "an den Kühlschrank lehnen" sollte nochmal auf seine "Cool-heit" hindeuten, ein Wortspiel. Aber scheinbar nicht so gelungen, hmmh?

Hab jedoch keine Ahnung über Medikamentensucht an sich, würd mich mal gerne interessieren, wie Max dazu kommt [...]
Yupp, Medikamtensucht war auch mehr in den 80er Jahren neben :stoned: die Volksdroge überhaupt. Das hat sich zwar schon etwas geändert, aber es gibt noch immer an die 1,5 Mio Medikamentsüchtige (mit enormer Dunkelziffer wohlbemerkt!!!) in Deutschland. Ich finde die Zahlen recht alamierend. Tablettensüchtig ist halt "langweiliger", die Medien interessieren sich dafür kaum. Ein "Tabuthema".
1. Platz: Alkoholabhängige (1,7 Mio)
2. Platz: Medikamentensucht (1,5 Mio)
Das ist doch ziemlich krass, oder???

( bei den Preisen in Berlin kann man doch kiffen...? )
oder :wein: :prost: :bier: hehe.

Nochmal Danke für deine Kritik.
Lieben Gruß
Maya

 

Dickes Dankeschön!!!
Das hört man gerne, wo sich über meinen Beitrag hier schon niemand mehr hermacht, hatte ich genug Zeit... :crying:
(Ich habe Ewigkeiten mit Legos gespielt, stunden- und tagelang *psst*, nicht weitersagen!!!!)
Ich hoffe, ich ziehe mir nicht deinen Ärger zu, wenn ich das zitiere... aber über das Thema ließe sich wirklich tagelang debattieren... Sollten vielleicht wirklich mal einen Thread ( schlimmes Wort ) starten - "zum kreativen Schreiben durch kreatives Spielen" oder so. Ich fürchte fast, heute wird den Supersteinen der Rang abgelaufen, die Kleinen konsumieren nur noch TV und Videospiele, anstatt selber aktiv - Moment, ich hör mich an wie meine eigene Mutter!
Aber "reale Lebenssituationen"? Veto! Meine Männchen bemannten riesige Raumschiffe und U- Boote, und zuletzt schmissen sie Atombomben auf ihre Legonachbarländer! In stillem Gedenken an "Paradiso", erbaut in Stunden, zerstört in Sekunden. Jahre ists her, aber ich kann die Skrupellosigkeit der Ostlegoländer einfach nicht mehr nachvollziehen...
Sooo, jetzt schweift´s völlig aus.
Das Wortspiel Kühlschrank - Cool durch tablettenduseligsein, hmm, dafür hätt ich ja interpretieren müssen. Vielleicht fällt´s andern auf?
1. Platz: Alkoholabhängige (1,7 Mio)
2. Platz: Medikamentensucht (1,5 Mio)
Das ist doch ziemlich krass, oder???
Heftig. Erst kürzlich hat sich ein Bekannter von seiner Frau getrennt, weil er einen Kassenzettel über 19 (!!!) Flaschen Korn gefunden hat. Oftmals merkt man es wirklich nicht sofort!
Und zum Himmel stinkt eigentlich auch, dass Millionen Menschen rauchen ( ich auch ), es macht dich ja auch kaputt. Doch P.M. usw. versetzten Marlboro etc. sogar noch mit Chemikalien, damits süchtiger macht ( hab mal ´ne Reportage gesehen ).
Naja, zum Thema "Gesellschaftskritik" schließ ich mich dir an.
Nochmal Danke für deine Kritik.
Nichts zu danken! Danke für eine schöne Geschichte und die schmerzliche Erinnerung an verlorene Zeiten zwischen bunten Steinen.
Machs gut,
para

 

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