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Zeitreisender

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09.02.2003
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Zeitreisender

Jacob lehnte sich erschöpft gegen einen Baum. Sein Atem ging stossweise. Es hörte sich schon bedrohlich an. Kurz schweiften seine Gedanken zu seiner Vergangenheit. Er hatte es ja so gut gehabt! Er war ein junger Bauer gewesen. Seinen eigenen Hof hatte er gehabt. Zugegeben, er musste beinahe all seinen Ertrag an den Vasallen abgeben. Doch er hatte ein Leben. Und seine geliebte Frau Linnea! Sie trug doch nun endlich ein Kind in sich.
Jacob schreckte aus seinen Gedanken auf, als er ein Knacken hörte. Das waren sie, die Teufel, die sich Doktoren nannten. Er begann sogleich wieder zu rennen. Nein, die würden ihn nicht fangen! Eher würde er sich in diesem Fluss ertränken.
Nach einer langen Zeit der Rennerei, brach Jacob schliesslich zusammen. Er war am Ende seiner Kräfte. Ausserdem spielten ihm seine Sinne nur noch Streiche. Er konnte sich nicht mehr auf sie verlassen. Mühevoll schleppte er sich zum Fluss, hinter ein Gebüsch. Vielleicht würden sie ihn nicht finden! Er betete inständig zu Gott dafür. Aber Gott hatte ihn verlassen, er war allein...

Seine Gedanken drifteten erneut zu Linnea. Sein Vater hatte die Ehe mit ihr zwar arrangiert, dennoch liebte er seine Frau. Es war ja seine Pflicht. Schwer fiel es ihm nicht, da seine Frau ein hübsches Ding war. Endlich war sie schwanger! Jacob hatte schon befürchtet, keinen Erben zu haben. Gott hatte ihre innigen Gebete erhört und ihnen ein Kind geschenkt. Einen Sohn, den er nie kennen lernen würde...
Jacob weinte. Er konnte es nicht verhindern, obwohl er wusste, dass Männer nicht weinen durften. Es war alles so ungerecht und grausam. Er würde nie wieder seinen Hof, seine Frau und sein Kind sehen! Und das alles nur, weil er an diesem stürmischen Nachmittag aus dem Haus gegangen war, um zu der Versammlung des Vasallen zu gehen. Welche schreckliche Sünde hatte er begangen, um eine derartige Strafe zu verdienen? Er war immer in die Kirche gegangen, hatte keines der Gebote verletzt, keine Todsünde begangen. Wie hatte er den Allmächtigen nur so erzürnen können?

Jacob war nicht mehr der Jüngste aber auch noch kein alter Mann. Er war gerade 25 Jahre alt geworden. Älter als sein Vater es geworden war. Seine einzige Freude waren sein Heim und der Besuch in der Kirche mit den wunderschönen Bildern. Schönere (und auch überhaupt irgendwelche) Bilder hatte er nie vorher gesehen. Er war ein frommer Mensch, stets darauf bedacht, nicht zu sündigen. Und nun kehrte ihm Gott den Rücken zu. Jacob begann seinen Glauben zu verlieren.

An einem stürmischen Tag war er von Zuhause weggegangen, um an der besagten Versammlung teilzunehmen. Doch ehe er dort ankam, schlug ein Blitz vor ihm ein und er befand sich an einem anderen Ort. Er erinnerte sich nicht mehr, ob er eingeschlafen war oder nicht. Der Blitz war das letzte, an das er sich erinnerte, bevor er hierher gekommen war. Und dann Bäume.
Er sah Bäume und wollte hinaus. Er irrte etwas herum, da ihm der Wald fremd war. Als er endlich herauskam- schon fast verrückt vor Angst- wurde er von gewaltigen, grellen Lichtern geblendet. Er schrie und tobte, als er das Ungeheuer sah, dessen Augen ihn anstarrten. Es schien im Sternenlicht zu glänzen und es brummte gewaltig. Plötzlich kamen Leute aus dem Ungetüm heraus und fragten etwas offensichtlich in Besorgnis. Jacob konnte sie nicht richtig verstehen. Sie sprachen seine Sprache, ohne Zweifel, jedoch in solch seltsamen Dialekt. Er starrte immer noch ungläubig das Ungetüm an, das die Leute „Auto“ genannt hatten. Das Ding und dessen Name waren ihm völlig unbekannt. Ehe er sich wehren konnte, hatten diese merkwürdig angezogenen (wobei die Frau eher nackt als angezogen war, was Jacob nicht fassen konnte, da man sich so niemals zeigen durfte) Leute in das Ungetüm gestopft. Er verstand Worte wie „helfen“ und „keine Angst“. Das Ungetüm bewegte sich und Jacob wurde übel. Er hatte noch nie auf einem Pferd gesessen, geschweige denn in einer Kutsche. Dieses „Auto“ war ja wohl eine Art Kutsche. Jedenfalls diente es zum Transport.

Als das Ungetüm anhielt, stand vor ihnen ein riesiges Haus, so wie der Turm von Babel! Jacob staunte ehrfurchtsvoll und fürchtete sich zur gleichen Zeit. Es reichte bis zum Himmel, es verschmolz sogar etwas mit ihm.
In diesem Haus war alles erleuchtet, ohne dass Jacob auch nur eine Kerze sah. Das helle Licht schmerzte ihn in den Augen. Er war es nicht gewohnt. Es tauchten andere Menschen auf, angsteinflössende und unangenehmriechende Menschen. Sie trugen weisse Kutten und sahen irgendwie wie Mönche aus. Nur konnten dies keine Diener Gottes sein. Diese Menschen beobachteten ihn, berührten ihn, auch unsittlich. Sie berührten ihn mit kalten Sachen, kein Holz. Jacob verstand nicht, was geschah. Zunächst sagte er kein Wort, aus Angst diese Menschen zu verärgern und somit eine noch schlimmere Behandlung von ihnen zu erfahren. Er war Strafen gewohnt, er war schon mal ausgepeitscht worden, weil er nicht genug geerntet hatte. Aber das hier war noch viel schlimmer.
Als er es nicht mehr aushielt, fragte Jacob sie, wo er sei. Die Menschen schienen begeistert von seiner Aussprache. Er verstand die Worte „Aus der Vergangenheit“, „15.Jh.“ und „Therapeuten“. Was sollte das wieder heissen?

Die Leute, die sich Doktoren nannten, brachten ihn in einen Raum. Es war ein einziges Zimmer, dabei war es so gross wie sein ganzes Haus. Er staunte, diese Doktoren mussten sehr reich sein. Adlige waren sie sicherlich nicht, demnach mussten sie doch Diener Gottes sein. Nur die Kirche war sonst so reich.
Er musste sich umziehen. Der Stoff seines neuen Gewandes war so weich, wie Wolle selbst. Dagegen waren seine alten Kleidungsstücke hart wie Stein. Nicht einmal sein Herr hatte solch kostbare Roben besessen.

Ein Mann kam zu ihm, ein weishaariger Mann mit gütigem Gesicht. Er nannte sich Doktor Peterson. Doktor Peterson bat ihn zu erzählen, was ihm zugestossen war.
Und Jacob erzählte. Als er geendet hatte, lachte ihn Peterson nicht aus. Stattdessen fragte er ihn, welches Jahr sie hätten. Überrascht erwiderte Jacob 1434. Der ältere Mann grummelte etwas und meinte vorsichtig: „Wir haben hier das Jahr 2000!“ Jacob lachte auf. Das war ja lächerlich. Jahr 2000 von wegen! Er wäre dann ja ein halbes Jahrhundert alt. Jacob lächelte. Dieser Peterson wollte ihn wohl nur prüfen. Peterson versuchte noch ihn schonend zu überzeugen. Aber Jacob wollte nichts mehr hören, nichts mehr wissen.

Nachdem Peterson gegangen war, verspürte Jacob eine grosse Angst vor all den Dingen um ihn herum. Er sah seltsame Dinge, die er nicht kannte. Manche gaben Geräusche von sich. Hohe Töne waren dabei, das tat in den Ohren weh. Aber die Gerüche waren die schlimmsten. Er vermied es so lange es ging, einzuatmen. Nur so hielt er die Gerüche für eine kurze Zeit fern. Alles machte ihm Angst; das grelle Licht, die Menschen in den weissen Kitteln, sogar sein Zimmer.
Peterson erklärte ihm später, dass sie ihm nur helfen wollten. Obwohl ihre Hilfe eine fürchterliche war. Sie brachten Jacob kurz darauf in einen Raum. Es war ein karges Zimmer mit nur einem Bett und einem Tisch, wohl für das Essen. Ach ja, Essen! Er hatte schon lange nichts mehr gegessen. Er bat einen der Männer vor der geschlossenen Tür um etwas zu essen. Der Mann brachte ihm einen Teller Fleisch( stell sich einer vor, Fleisch, dazu noch gekocht und essbar!) mit Kartoffeln und ein Glas Wasser. Er stellte es wortlos auf den Tisch und verschwand.
Jacob setzte sich. Er betrachtete das Besteck. Er hatte zuvor nur bei seinem Vasallen Besteck gesehen. Dieses hier war jedoch ungemein kostbarer, es war aus Silber!
Jacob wagte es nicht solch edle Sachen anzurühren und schon gar nicht zu benutzen. Er ass alles mit den Händen, die er sich an seinem Gewand abwischte. Das Glas Wasser trank er gierig. Es war klar und schmeckte sauber. So ein Wasser hatte er nie zuvor getrunken.
Schliesslich begann ihm das grelle Licht in den Augen zu brennen und er versuchte es auszupusten. Als es nicht ging, zertrümmerte er das eiartige Ding an der Decke. Denn davon schien das Licht zu kommen. Tatsächlich wurde es dunkel. Jacob legte sich auf ein ungewohnt weiches Bett. Da übermannte ihn die Traurigkeit.

Mit der Zeit zimmerte sich eine Theorie zurecht. Der Blitz hatte ihn getötet. Aber in seinem Leben hatte er zu wenig Gutes getan, um in den Himmel zu kommen. Nun war er im Fegefeuer und musste etwas Besonderes leisten, um sich einen Platz im Himmel zu ergattern. Das war eine Lösung, die ihm gefiel. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.

Er hatte ausserdem etwas Wichtiges herausgefunden. Diese Doktoren waren Teufel, keine Engel oder Wächter im Fegefeuer, wie er gedacht hatte. Sie hatten ihn mit Messern aufschlitzen wollen. Jacob ass beinahe nichts mehr. Es konnte ja etwas vergiftet sein. Diese Teufel wollten ihn nur in die Hölle locken. Aber nein, nicht mit ihm. Er würde ihnen schon entkommen, er hatte schon einen Plan. Peterson vertraute Jacob und Jacob ihm. Trotzdem konnte er Peterson nicht von seinem Plan erzählen. Es könnte ja jemand mithören. Oder gar würde Peterson zu ihnen gehören!

Jacob überredete Peterson zu einem Spaziergang durch den Wald. Er wollte unbedingt frische Luft riechen und einatmen. Peterson willigte ein. Sie gingen in den Wald. Allerdings befanden sich überall diese uniformierten Männer. Jacob wartete einen günstigen Moment ab. Als sich einer bot, floh er sofort. Natürlich stürzten jene Männer hinter ihm her. Sie würden ihn aber nicht kriegen. Er kannte sich aus im Wald, er würde sich ganz einfach im Wald verstecken. Leider hatte es sich herausgestellt, dass es doch um einiges schwieriger war. Die Männer waren schnell, sehr schnell. Er selbst wurde immer langsamer. Er fiel hin, zerkratzte sich den Körper oder drohte zu ersticken. Jene Teufel waren geübte Kämpfer, da konnte er nicht mithalten.
Nach langer Rennerei war er hier an diesem Fluss gelandet. Er atmete kaum noch. Ihm wurde schwarz vor Augen...

Als er erwachte befand er sich wieder in derselben Kammer wie einige Stunden zuvor. Verzweifelt seufzte er auf. Sie hatten ihn doch gefangen. Er war der Verdammnis geweiht!
Peterson kam zu ihm und redete lange. Er war nicht zornig, weil Jacob versucht hatte zu fliehen. Aber Jacob war nicht bereit für die Welt da draussen. Die Welt da draussen war wohl der Himmel. Jacob flüsterte Peterson verschwörerisch zu: „Mein Freund, sie sind mein Prüfer. Sagen sie mir, wann kann ich in den Himmel? Wann bekomme ich Erlösung? Bitte, helfen sie mir!“
Peterson lächelte traurig. Er meinte nur: „Nein, Jacob! Du bist hier in der Zukunft. Ein unfreiwilliger Zeitreisender. Das ist sicher schwer zu verstehen, ich weiss. Das Raum/Zeitkontinuum wurde durchbrochen und...“
„Nein, Lügen, nur Lügen!!!!“ kreischte Jacob dazwischen. Er war am Ende seiner Nerven. Wahrscheinlich war er bereits wahnsinnig. Doch das war ihm egal. Er wollte zurück zu seinem Leben. Er tobte und schrie Peterson an, er würde auch zu den Bösen gehören. Peterson versuchte nochmals ihn zu beruhigen, aber Jacob liess es nicht zu. Also gab Peterson auf und schlurte mit hängenden Schultern aus dem Zimmer.

Jacob wusste, er wurde beobachtet( seine Paranoia hatte sich ausgezahlt), also handelte er schnell. Er nahm den Gürtel seines Gewandes und band ihn sich um den Hals. Das andere Ende hängte er an eine Art Balken, wo das lichtspendende Ding hing. Er zog die Schlinge zu. Dann sprang er vom Bett ohne zu zögern.
Noch bevor Peterson die Tür vollständig geschlossen hatte, rannte ihn ein Kollege fast um.
"Er bringt sich um! Los, Peterson! Los!" schrie ihm Dr. Meyers im Vorbeilaufen zu. Auch Peterson stürmte in Jacobs Zimmer, aber es war zu spät. Jacob war schon tot, sein Genick war gebrochen. Traurig meinte Peterson zu seinem Kollegen: „Er war unsere einzige Chance mehr über die Geschichte zu erfahren. Und dieses Ende hatte er nicht verdient!“ Sein Kollege entgegnete: „Ich hätte meinem Leben auch ein Ende bereitet, hätte ich das gleiche erdulden müssen wie er. Ohne Familie, völlig allein, irgendwo in einer falschen Zeit...“

 

Hi Jeled!

Schöne Geschichte, zwar nicht ganz neu, aber flüssig zu lesen, klar und, wenn man spontane Zeitreisen akzeptiert, auch logisch im Verlauf. Das Ende des Zeitreisenden ist zwar tragisch aber durchaus schlüssig. Nur zwei inhaltliche Dinge sind mir aufgefallen:
Dr. Peterson hat vermutlich alte Sprachen studiert und soll übersetzen, oder? Vielleicht solltest Du ihm trotzdem einen Akzent verpassen, sonst ist der Übergang von den kaum verständlichen "normalen" Menschen zu dem problemlosen Gespräch mit dem Doc zu abrupt.
Und ist nicht der Vasall dem Lehnsherren den Zehnten schuldig?

Grüße
SilentSoul

 

Hallo jeled,

Deine Geschichte las sich recht schön, an manchen Stellen war sie etwas holprig geschrieben, aber von der IDee her, hat sie mir gut gefallen.
Es wäre schön gewesen, wenn sie noch etwas länger gewesen wäre.
alexa333

 

Hi,

ich muss gestehen, dass Du in mir einen ungnädigen Leser erwischt hast. Ich habe schon zu viele Zeitreisen-Geschichten gelesen, die meisten davon besser als diese. Warum? Weil die Idee langweilig, genauer: beliebig ist. In der SF ist alles erlaubt, auch Unsinn. Man nehme einen Menschen aus dem 15. Jahrhundert und versetze ihn in die Gegenwart. Er kommt natürlich nicht damit klar. Das ist alles. Mehr ist nicht drin in Deiner Geschichte. Sie ist nicht spannend, aus dem Titel und den ersten Zeilen kann man den Rest ableiten, ohne ihn zu lesen. Ach übrigens, er wäre ein halbes Jahrtausend alt, nicht ein halbes Jahrhundert. Außerdem kann er gar nicht so weit rechnen können.
Der Anfang ist äußerst träge. Der erste Satz klingt ja noch nach Action, dann kommt eine langatmige Betrachtung seiner Lebensumstände.
Klar, Du führst ein paar logisch Konflikte auf, wie die Nacktheit, den Turm zu Babel, den weicheren Stoff. Aber das ist doch alles so nahe liegend, dass man gähnen muss.

Fazit: Sprachlich okay, ansonsten langweilige Umsetzung einer uralten, ausgelutschten Idee.

Uwe
:cool:

 

Zuerst mal, danke für die Kritik und das Lob. ;)

@ silent soul:

Dr. Peterson hat vermutlich alte Sprachen studiert und soll übersetzen, oder? Vielleicht solltest Du ihm trotzdem einen Akzent verpassen, sonst ist der Übergang von den kaum verständlichen "normalen" Menschen zu dem problemlosen Gespräch mit dem Doc zu abrupt.
Zum ersten, ja er hat sich damit beschäftigt. Und die Idee mit dem Akzent finde ich auch gut. Baue das bei der Überarbeitung mit ein.

Und ist nicht der Vasall dem Lehnsherren den Zehnten schuldig?
Zweitens: Das mit dem 10ten kann schon sein( weiss ich nicht mehr :(), aber wenn du ohnehin nicht viel Ernte hast, kann es dir wie fast alles vorkommen.

@ alexa333: denkst du nicht, länger wäre auch etwas zu anstrengend? (zum lesen meine ich jetzt.)

@Uwe Post natürlich find ich´s schade, dass dir meine Geschichte nicht gefallen hat. Aber mir ging es weniger um die Action, als vielmehr darum, was und wie er es erlebt. Aber allzu langweilig wollt ich das schon nicht gestalten, was vielleicht nicht so gelungen ist.:hmm:
Trotzdem danke für die Kritik, ich werde es bei meiner nächsten Geschichte beachten.
Aber wer weiss, vielleicht gefällt dir ja meine nächste Geschichte besser? :D

 

Also ich bin ja der Meinung, dass Zeitreisen immer noch ein lohnendes Thema in der SF sind, wenn sie interessant gestaltet werden und mit anderen Themen kombiniert werden. Du machst das ganz geschickt, indem du den menschlichen Aspekt, die Hilflosigkeit und Verlorenheit des Helden, betonst. Ich habe die Story jedenfalls gerne gelesen.
Allerdings verschenkst du anfangs einiges an Potential, indem du gleich mit einem Schild (Titel!)herumläufst: Hallo, hier findet eine Zeitreise statt. Viel besser wäre es doch, den Leser so lange wie möglich darüber im Unklaren zu lassen, was mit dem Helden passiert ist. Das könnte gut klappen, da du ja die Dinge schön aus der Sicht des Helden erzählst.
Du müsstest dann natürlich solche Begriffe wie "Auto" und "Doktoren" nicht gleich zu Anfang erwähnen.
Doktoren könnten z.b. "Männer in weißen Gewändern" sein.

 

Richtig: Der menschliche Aspekt steht im Mittelpunkt. Das ist gut und richtig. Aber er steht im Mittelpunkt einer (sorry) sinnlosen und unmöglichen Handlung. Das finde ich nicht interessant. Es gibt in der SF zahlreiche lohnende Themen, die sich mit in Kürze möglichen Technologien auseinander setzen. Das hat einfach mehr gesellschaftliche Relevanz.

Siehe dazu auch den Beitrag
SF des 21. Jahrhunderts.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Uwe Post:
Natürlich ist die Story unmöglich, wie fast alle SF-Stories, legt man die strengen Maßstäbe der (heutigen) Wissenschaft an. Aber die Geschichte als sinnlos zu bezeichnen, ist meiner Meinung nach übertrieben. Das sie sicher spannender hätte gestaltet werden können, ist etwas ganz anderes.
Oder meintest du mit "sinnlos", dass die Geschichte keine gesellschaftliche Relevanz hat?
Es gibt auf der Erde heute noch Naturvölker, die in der Steinzeit leben. Was passiert mit solchen Leuten, wenn sie in die moderne Zeit geraten?
Da hast du deine gesellschaftliche Relevanz.

Übrigens scheinen die Gesetze der Physik Zeitreisen ja sogar zu erlauben, aber das nur am Rande. ;)

 

Die Gesetze der Physik erlauben keine Zeitreisen. Man bräuchte Materie mit negativer Ruhemasse und davon fast unendlich viel. Also vergiss es ;)

Klar ist die Konfrontation von Naturvölkern mit unserer Gesellschaft ein reales Beispiel. Sprich: Man braucht es gar nicht SF zu nennen, wenn man das thematisieren will.

Mit "sinnlos" meinte ich, dass das Geschehen ausschließlich im Dienst der Idee steht. So etwas würde nie passieren. In diesem Zusammenhang ist auch der vorige Absatz zu verstehen.

 

Die Gesetze der Physik erlauben keine Zeitreisen. Man bräuchte Materie mit negativer Ruhemasse und davon fast unendlich viel.
Hihi, hier ist ein niedliches Paradox. Erst sagst du es geht nicht und dann wie es doch ginge. Wenn ich die beinahe unendliche Menge Energie mit negativer Ruhemasse erzeugt habe, kann ich dann Zeitreisen?

 

Konjunktiv, Hamilkar, "bräuchte" ist Konjunktiv. Es geht nicht, weil es weder Materie mit negativer Ruhemasse gibt geschweige denn fast unendlich viel davon. Literaturhinweis: "Wurmlöcher im Kosmos" von Paul Halpen.

 

He Leute,

Glaubt Uwe nicht! Da wo ich her komme, sind Zeitreisen eine Selbstverständlichkeit.:D

 

Sind Zeitreisen möglich?

Im Prinzip ja, würde es sicher von Radio Eriwan lauten. Es gibt tatsächlich eine recht einfache Methode, in der Zeit zu reisen. Man braucht dazu nicht mehr als ein supermassives Schwarzes Loch, etwa von der Größe, wie es im Zentrum der Milchstraße zu finden ist. Hier kann man seine Rakete vorsichtig auf eine stabile Umlaufbahn möglichst nahe dem Ereignishorzont manövrieren, so daß die Gezeitenkräfte durchaus noch erträglich bleiben. Bei einem stellaren Schwarzen Loch wäre das nicht möglich. Der Ereignishorizont liegt viel näher zur Singularität, so daß die Gezeitenkräfte hier mörderisch wirken und jeden sich nähernden Astronauten zerreißen.

Unser Astronaut umkreist nun also munter das Milchstraßenzentrum, während seine Kollegen in einer Parkposition weit draußen warten. Was geschieht nun? Wenn die Kollegen die Uhr des Astronauten beobachten sehen sie, daß dessen Zeiger sich immer langsamer bewegen, je näher er dem Ereigishorizont kommt. Der Astronaut sieht das allerdings anders: für ihn geht seine Uhr vollkommen normal, aber er kann erkennen, wie seine Kollegen von Minute zu Minute altern. Ja er sieht den ganzen Kosmos sich schnell entwickeln! Wenn der Astronaut sich nah genug am Horizont des Schwarzen Lochs und lange genug dort aufhält, wird er bei seiner Rückkehr die Beobachter- Kollegen nicht mehr kennen, denn hier haben inzwischen schon mehrere Generationen von Beobachtern ausharren müssen...


Und in die Vergangenheit?

Man nehme Materie von mindestens 10 Sonnenmassen und presse sie zu einem extrem dünnen Zylinder zusammen, in etwa so, als würde man ein Schwarzes Loch durch eine Spaghettimaschine pressen. Diesen versetze man dann in hyperschnelle, relativistische Rotation, und schon hat man eine Zeitmaschine, mit welcher man in die Zukunft und in die Vergangenheit reisen kann.

Der amerikanische Professor für Physik und Mathematik Frank J. Tipler hat bereits 1974 einen Artikel veröffentlicht, in welchem er globale Kausalitätsverletzungen durch einen rotierenden Zylinder beschrieb. Die Allgemeine Relativitätstheorie, so Tipler, läßt es zu, daß ein Teilchen durch die umgebende Raumzeit einer Singularität läuft und dabei zur selben Zeit an seinen Startpunkt wie bei seiner Abreise wieder ankommt. Anders gesagt, es müßte zweimal durch ein Wurmloch laufen und würde so eine zeitartige Schleife bilden. Aber der Weg durch eine Singularität ist nicht ganz ohne Gefahren, realistischer wäre daher die Anfertigung eines kompakten Zylinders. In seiner Umgebung ist die Raumzeit sinusförmig gekrümmt, so daß die Zeit schwingt und nicht mehr geradlinig von der Gegenwart zur Zukunft läuft.

Die Zeit in der Umgebung eines solchen Zylinders wird also schwingen und ein Körper, der sich sehr vorsichtig nähert, ist nicht zwangsläufig den unangenehmen Verformungen unterworfen wie bei einem Höllentrip duch eine Singularität.

Solch ein Zylinder sollte theoretisch unendlich lang sein, was natürlich praktisch unmöglich ist. Das Rezept zur Herstellung einer tatsächlich funktionierenden Zeitmaschine klingt dennoch recht einfach: Man nehme etwa 200 Neutronensterne (es darf gerne auch etwas mehr sein!), deren Materie für unseren Zweck genügend kompakt ist, und ordne sie in einer Reihe an. So ergibt sich ein Zylinder von rund 20 km Durchmesser und mindestens 4000 km Länge. Damit keine unbekannten negativen Einflüsse auf die Milchstraße entstehen, sollte man das Gerät außerhalb der Galaxie aufbauen. Nun muß man "nur" noch die Rotation der Neutronensterne synchronisieren und sie soweit auf Trab bringen, daß sie wenigstens auf halbe Lichtgeschwindigkeit kommt, da sonst die Gefahr besteht, daß der Zylinder kollabiert oder explodiert.


Tipler prognostiziert nun, daß man sich auf einem sehr sorgfältig ausgewähltem spiraligen Kurs der Mitte des Zylinders nähern und in die verschiedenen Zeitzonen eintauchen kann. Je nachdem, wie schnell und wo man in diese Zonen gelangt, kann man beliebig weit in der Zeit vor- und zurückgehen oder sich plötzlich in einer entfernten Galaxie wiederfinden. Um nicht in die chaosartig ineinander verwirbelte Raumzeit zu gelangen, muß man allerdings einen (sehr!) großen Bogen um die Enden des Zylinders machen, hier wäre jeder Aufenthalt absolut tödlich. Hält man sich aber nur in der Mitte des Zylinders auf, könnte man eine gute Chance zum Überleben des Abenteuers haben.


Von der Seite http://members.taunusstein.net/~gravitation/titr.html

 

Deine "Zeitreise in die Zukunft" ist das Zwillingsparadoxon und eine Reise ohne Wiederkehr. Man braucht dazu nicht einmal ein schwarzes Loch, sondern man könnte auch hinreichend schnell (so um die 90% Lichtgeschwindigkeit, gerne mehr) irgendwohin und wieder zurück fahren.

Sorry, das lasse ich nicht als Zeitmaschine durchgehen ;)

Was Teil 2 angeht: Ich habe mal nachgeschaut. Das Problem ist, dass man einen derart dünnen Stab nicht herstellen kann, weil er unter seinem eigenen Gewicht kollabieren würde. Die von mir erwähnte exotische Materie täte das nicht, aber sie wurde leider noch nicht entdeckt.

Um es ganz klar zu sagen: Eine Zeitreise wie in dieser (und diversen anderen) Geschichten ist sehr wahrscheinlich unmöglich.

Aber darum geht es mir ja gar nicht. Ich kann gar nicht oft genug darauf hinweisen. Ich spreche solchen Geschichten ja nicht die Existenzberechtigung ab. Ich sage nur folgendes: Es gibt wesentlich spannendere Themen als Zeitreise, auch und gerade in der SF. Freilich ist es schwieriger, solche anderen Storys zu schreiben...

 
Zuletzt bearbeitet:

Darum geht es ja nicht. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, das dies ein Teil der SF ist, oder sein sollte, die technische Möglichkeiten "voraussagt" die WIR NOCH NICHT haben... Und da sie nicht unmöglicht sind... alles klar?

Sicher du magst insofern Recht haben, dass viele Themen schon ausgelutscht sind. Aber niemand wird so mirnichtsdirnichts das Genre neu erfinden.

Momentan arbeite ich ja an einem Romanprojekt (ist unter Serien, jedenfalls der Anfang) die wie ich glaube nichts mehr mit den konventionellen Themen zu tun hat. Trotzdem- Für manche mags "ausgelutscht" sein.

 

Es geht hier aber doch nicht um technische Möglichkeiten, sondern um physikalische. Hier wird ein Mensch scheinbar einfach durch einen Blitz in die Zukunft versetzt. Das ist, da lege ich mich fest, unmöglich.

Klar, Du kannst immer sagen, dass wir vielleicht dieses oder jenes Naturgesetz noch nicht richtig kennen. Und in der SF darf man sich natürlich über alle Naturgesetze hinweg setzen.
Meiner Meinung nach kann man aber auch sehr spannende Geschichten schreiben, ohne das zu tun.

Nein, niemand wird das Genre neu erfinden. Davon redet auch niemand. Aber es gibt eben wirklich Themen, zu denen 1000 Geschichten geschrieben wurden (Zeitreisen z.B.) und solche, da gibt es eben nur 10. Ist doch viel interessanter, die elfte Geschichte zu schreiben als die 1001., oder?

 

Das stimmt. Aber was ist für dich eine interessante Geschichte? Ich hab deinen Artikel schon gelesen. Sicher gibt es eine Menge zu entdecken. Aber wirklich neu wird es ja nie sein.

Aus welchem Grund haben die Zeitreisegeschichten denn so einen Erfolg? Es ist eben - wie alles - Geschmackssache!

(Aha er darf sich über Naturgesetze hinwegsetzen aber ich darf keine Antimaterie benutzen *schmoll* *g*)

 

Er darf sich genausowenig über Naturgesetze hinwegsetzen wie Du mit Antimaterie um Dich werfen darfst, oder, umgekehrt ausgedrückt, könnt ihr beide machen was ihr wollt, aber dann finde ich die Geschichte nicht geil ;)

Zeitreisegeschichten haben Erfolg (haben sie ihn? Meinst Du, weil das Thema ständig aufgegriffen wird?), weil sie einfach zu schreiben sind, leicht zu verstehen (weil es nix zu verstehen gibt) und immer für einen mehr oder weniger platten Gag gut. Es ist Unterhaltungsliteratur, selten mit Tiefgang.

Was für mich eine interessante Geschichte ist? Na, zum Beispiel, wenn ein Mensch darin auftritt, in eine unerwartete Situation gerät (ohne durch die Zeit zu reisen, bitte, danke!) oder in eine, die in der Gegenwart nicht vorkommen kann (Stichworte Gentechnik, Künstliche Intelligenzen...), und wenn er auf diese Situation reagiert. Das ist auch eine Geschichte. Nimm Dir einen Protagonisten mit gewissen Eigenschaften und setz ihm einen Konflikt vor. Dann trink einen Tee mit ihm und frag ihn, was er jetzt tun würde, und das schreibst Du dann auf. Dadurch ergeben sich automatisch Geschichten. Nicht jede ist automatisch interessant, aber es besteht eine ganz gute Chance. Versuch's doch mal! Ich bin gerade auch mal wieder dabei, aber irgendwie bin ich heute mehr am kritisieren als am selbst schreiben, seufz ... und jetzt gehe ich ins Bett. Nacht!

 

Das mache ich ja (bei Pandorra net, war meine erste Kurzgeschichte. Wie gesagt Recht auf Rache:D)

Genau das ist es. Aber das muss nicht heißen das sie schlecht ist.
Ich kann deinen Standpunkt gut verstehen...

 

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