Hallo @datpaticularArt ,
ganz herzlich willkommen im Forum.
Du hast - deinem Profil entsprechend - große Pläne mit deinen Texten und es wird bestimmt hilfreich sein, dass du dich hier engagieren möchtest. Ich finde keine Info wie alt du bist und kann deine Kritikfähigkeit nicht einschätzen, weil du selbst mit einer Geschichte, nicht mit einem Kommentar zu einem Fremdtext eingestiegen bist. Daher sag ich mal vorab: Bei allem, was ich schreibe, geht es um deinen Text und um Vorschläge zum Handwerklichen, es geht nicht um deine Person. Da dies ein Kurzgeschichtenforum ist, behandle ich den Text als Prosa und es ist einerlei, ob du das erlebt, beobachtet oder vollkommen ausgedacht hast.
Keine besonderen Blumen, _eine teuren.
k
Es waren meistens die preiswerten, die aus dem Discounter.
Finde ich vom Rhythmus her nicht optimal, hier so stakkatohaft weiterzumachen. Das verliert an Wirkung. Vllt:
Es waren meist die aus einem Discounter oder so. Dass Discounter preiswertere Artikel haben, ist ja logisch.
Mit einem Freudenruf brachte er sie nach Hause: "Schatz, sieh was ich dir mitgebracht habe!" Zeilenumbruch Als wäre wieder alles gut.
Neue Zeile bei Sprecherwechsel / Fokuswechsel.
Als wären zu welken begonnene Tulpen, die ihre schlaffen Blätter sinken ließen und erschöpft nach dem Wasser lechzten[Komma, da Ende Einschub] eine Zeitmaschiene.
Uiuiui, das klingt bissl wie besoffen gegen die Leitplanke gefahren. Dafür gäbe es etwas weniger verdreht:
welkende Tulpen
schlaff ist entbehrlich, weil man sich das beim Welken schon denkt und es keinen Mehrwert hat.
Als brächten die Tulpen die beiden sich zuvor Streitenden zurück zu dem Moment, in_dem sich eine gewöhnliche, alltägliche Unterhaltung in etwas verwandelte, wdas ich als Stromausfall bezeichne.
indem ist nicht gleich
in dem
Ich bin von einer auktorialen, neutralen Erzählperspektive ausgegangen. Der Erzähler ist nun aber anscheinend mit den Figuren im fiktiven Raum. Das ist - wenn bewusst gemacht - nicht unbedingt ein Fehler, aber ein so starker auktorialer Erzähler, der sich auf die Handlungsebene drängt, ist extrem ungewöhnlich. That said: Einer meiner Lieblingsautoren macht das gern und meisterhaft, Antoine Volodine a.k.a. Lutz Bassmann. Man sollte das aber gut im Griff haben und immer den Überblick behalten, wann der auch mal was sagen darf, wann man dem als Autor eine solche Autorität zugestehen möchte.
Und was das jeweils mit den Figuren macht, was für eine Wirkung es für die Fiktion ergibt. Es wird ja damit der Blick auf die 'Gemachtheit' des Textes gezwungen - man will beim Erzählen ja meist erreichen, dass der Leser vergisst, dass er liest und es ihm so vorkommt, als wäre er dabei. Das genau boykottierst du hier, es sollte also irgendeine Funktion für dich - und am besten für den Leser - erfüllen.
Falls das Ich eine dritte physisch anwesende Figur sein soll, fände ich es nicht übel, wenn sie eine Rolle bekäme, die über inneren Monolog / Beobachtungen / Analysen hinausginge.
Bei Stromausfall Kerzen anzuzünden, daran denken die wenigsten. Panisch wird nach dem Sicherungskasten gesucht. Stromausfall, das bedeutete vielerorts das Ende jedes Lebenssinnes!
Den letzten Satz hier finde ich ziemlich extrem, kann ich nicht nachvollziehen und daher erschließt sich mir die Dramatik nicht.
Zweites Problem: Der Text hat so gut wie keine Handlung, so gut wie keine Charakterisierung, aber wenigstens einen Konflikt - nur läuft alles auf einer extrem symbolischen Ebene. Das gut gewichtet gefiele mir durchaus, aber so empfinde ich den Text als tot, zu fragmentiert und zu distanziert. Es liest sich wie eine Skizze, der ein Plot und eine Entwicklung guttun würde.
Ganz vor allem: Du eröffnest drei symbolische Motive - die Blumen als Zeitmaschine, das Welken als Tod / Vergänglichkeit und der Stromausfall / die Kerzen. Vor der dünnen Handlung und den blassen Figuren und auf der extrem kurzen Strecke sind das zu viele Symbole. Das verwässert das Bild, wird beliebig. Ich denke, die Blumen und die Zeitmaschine reichen, das ist ein guter, sehr frischer Gedanke.
Die Tulpen stehen nicht für die Kerzen, die man hätte anzünden können, um dennoch das wohlige Beisammensein auszukosten. Sie sind auch keine Zeitmaschine.
Zu abstrakt, zu symbolisiert. Zur Abwechslung auch mal die Figuren handeln lassen. Nicht nur denken. Gedanken sind für Leser nicht so spannend wie für die Schreibenden, sorry.
Zeitreisen sind unmöglich. Ich glaube gern an das Unmögliche, aber sterbende Tulpen lassen mich meinen Glauben vergessen.
Die Aussagen klingen wirr. A) rationalistisch, B) Wunsch C) Desillusionierung - das ist so kein stimmiger Kreis bzw. Entwicklung. Hier wäre es sinnvoll, mal Butter bei die Fische zu geben und vom Abstrakten ins Konkrete zu gehen.
Wir sitzen im Wohnzimmer. Sie fängt an, mit ruhiger, liebevoller Stimme mit ihm über Morgen zu reden. Ich zünde eine Kerze an und setze mich zu ihnen.
Hier wieder die Frage, ob die Erzählerin physisch anwesend ist oder als auktorialer, sich einmischender Erzähler wie ein Gespenst da eingreifen und auftauchen kann. Auch frage ich mich, wie sich das
Ich da positioniert - es ist ja mehr als nur ein Zeuge.
Die Tulpenvase wirft einen langen Schatten an die bei Tageslicht weiße Wand.
Das klingt wie oben mit den vor sich hinwelkenden Blumen - ziemlicher Infodump, als wolltest du mal eben was zum Setting vermitteln.
bei Tageslicht ist doch entbehrlich, weil man sich fragt: wie ist sie bei Lampenlicht? Immer noch weiß. Die Wand ist und bleibt weiß, was sich ändert, ist lediglich das Licht - je nach Wetter, Tageszeit. Dein Satz ist also unpräzise, im Grunde sogar inkorrekt.
So, du hast das Pech, dass du hier Flash Fiction hast, die sich mal schnell kommentieren lassen kann. Auf jeden Fall halte ich es für leichter, aus einem zu knappen Text einen etwas gehaltvolleren, längeren zu stricken, als 20.000 überflüssige Zeichen aus einem redundanten Textmonster zu entfernen.
Ich hoffe sehr, du kannst etwas mit meinen Anmerkungen anfangen und bin gespannt, ob aus diesem Text noch etwas anderes entsteht. Wenn du mal etwas veröffentlichen willst, ist jedenfalls kritische Textarbeit absolut unerlässlich.
Herzlichst, Katla