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Zeitdifferenzen

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22.09.2001
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Zeitdifferenzen

Mitten in einem gigantisch großen Wald auf einer noch namenlosen Welt ragte der kantige Bug eines Raumschiffes fast senkrecht gen Himmel. Er sah aus wie die Ruine eines stählernen Gebäudes. Die Pflanzen hatten sich an ihm bereits emporgerankt.

Die Raumfahrer, welche vor wenigen Minuten noch eine beinah kreisrunde Steppe inmitten diesen Waldes überflogen hatten, verlangsamten ihre Landefähre und kreisten ein paar mal um das Objekt.

„Alvarez, haben wir nicht doch irgendwelche Aufzeichnungen über vermisste Schiffe in dieser Gegend?“
„Negativ, El Kommandante.“
„Suchen Sie einen geeigneten Landeplatz. Vielleicht hat da jemand überlebt.“

Unweit des Wrackteils konnten sie landen. Viel schmaler hätte die Lichtung allerdings nicht sein dürfen. Die Landetriebwerke bohrten sich durch Gestrüpp und Farn. Das Gestell fand auf dem weichen Boden dennoch genügend Halt. Vögel flatterten wild umher. Kleine Spritzdüsen besprengten die unmittelbare Umgebung der Fähre mit Löschmittel.

„Das war Millimeterarbeit. Gut gemacht!“
„Wir haben hier nur 400 Meter Luftlinie zu bewältigen. Ich rechne mit einer Stunde bis wir da sind, El Kommandante.“

Mit Exkursionsausrüstung bestückt bahnten sich die beiden Forscher ihren Weg durch den dichten Wald. Nach vielleicht 90 Metern gelangten sie auf eine Art Pfad. Er war zwar ausgetrampelt und mit groben Ästen in etwa abgesteckt, aber schon wieder ein wenig zugewachsen.

„Ein Pfad. Anscheinend hat doch jemand überlebt.“
„Wahrscheinlicher ist doch, dass es mehrere sind.“
„Folgen wir dem Pfad, finden wir es heraus, Alvarez.“

Nach mehreren Metern auf diesem Pfad blieb Stringer einen Augenblick stehen und begann zu rufen.

„Hallo? Ist irgendjemand hier?“

Niemand antwortete seinem Ruf.

„Gehen wir weiter.“

Ein paar Biegungen weiter standen sie vor dem Eingang des Wrackteils. Der Eingang sah beinahe aus wie eine normale Haustür.

„Ist denn niemand hier?“ rief Stringer.

Wieder antwortete keiner. Alvarez untersuchte inzwischen die nähere Umgebung und fand eine Tafel mit einer Inschrift.

Hier ruht Raummatrose Gregory Deller. *14.8.2429 - +20.9.2451

„El Kommandante, hier ist ein Grab. Aber die Zeitdaten können unmöglich stimmen.“

Stringer ging rüber zu Alvarez.

„Heute ist der 20.9. Aber das Grab sieht älter aus ... Moment mal ... Deller? Das war doch der Neuzugang vom letzten Monat. Was zum Teufel geht hier vor?“

Alvarez wischte mit den Händen den unteren Teil der Tafel ab.

UNSS - "Marco Polo" EN-67/34e

„Unser Schiff!“ entfuhr es ihm.
„Unmöglich!“

Stringer griff zum Funkgerät.

„Bussard an Adler, bitte kommen.“

Rauschen im Äther. Stringer drückte den Selektivruf, aber er erhielt nicht einmal die sonst automatische Rückantwort vom System.

„Entweder ein Funkloch oder die haben ihren Funk aus ... das halte ich allerdings für ein Gerücht.“
„Der Wald schirmt unser Signal vielleicht zu stark ab. Vielleicht haben wir von dort oben bessere Leistung.“ Alvarez deutete dabei nach oben auf die Spitze des Wracks.
„Wenn wir es bis rauf schaffen, bestimmt.“

Sie betraten das seltsame Wrack unsicheren Schrittes. Leitern und provisorische Sprossen ermöglichten den Zugang zu den darüberliegenden Leveln. Da aber alles um etwa 90 Grad gekippt war, war es trotzdem schwierig genug. An vielen Stellen waren Brandflecke und verzogener oder geplatzter Stahl. Ungeheure Kräfte müssen an diesem 0,5 Zentimeter Hexanium-Stahl gewirkt haben.

Schließlich schafften sie es auf die Brücke zu gelangen. Diese war durch die Lage des Wracks ein schmaler hoher Raum. Wieder kein Empfang. Aber aus der Richtung, in der die Steppe lag, maßen die beiden erhöhte Radioaktivität.

„Wahrscheinlich ist dort der Reaktorblock niedergegangen.“

Alvarez nickte zustimmend.

Was Stringer und Alvarez jetzt erst wahrnahmen waren zwei Türme mit Überresten eines Gebäudekomplexes dazwischen Alles war so zugewachsen, das man es von oben unmöglich sehen konnte, wenn man nicht danach suchte. In Stringer keimte ein Verdacht.

„Ich erinnere mich mal was gelesen zu haben über alle Schiffe mit dem Namen Marco Polo. Ich weiß nicht mehr genau was war, aber es gibt da eine Mission ... da kommt so was vor ... aber ohne den Wald. Und dann verschwand der ganze Planet.“

Alvarez schluckte.

„Immer haben sie solche Schauergeschichten auf Lager.“
„Wir sollten zu dem Komplex gehen. Vielleicht finden wir dort Antworten.“
„Oder noch mehr Fragen.“

Mit der Landefähre steuerten sie den Komplex, der mehrere Kilometer entfernt war, an und landeten auf einem Platz mit wenigen niedrigen Bäumen. Das Gebäude war auf der einen Seite eingestürzt, und zu den Füßen der Türme ragten rostige Stahlkonstruktionen aus den grünen Wucherungen. Der Pfad, den sie am Wrack entdeckten, führte offensichtlich hierher. Er endete an einer breiten Treppe, die hinauf zu einem großen Eingang in die Gebäuderuine angelegt war.

„Also, gehen wir hinein,“ sagte Stringer mit durch seinen Herzschlag zitternden Stimme.
„Mir ist nicht wohl hier,“ entgegnete Alvarez.

Er kniff den Mund zusammen und folgte Stringer. Auch das Innere, genau wie das äußere, bot einen baufälligen Eindruck. Betonstücke und Glassplitter lagen auf dem Boden herum. Dennoch konnte man sehen, dass es noch nicht so lange her war als hier noch jemand gelebt oder gearbeitet hatte. Zu ihrer rechten fanden sie mehrere Türen die wahrscheinlich in Büros führten. Alvarez stieß eine der Türen auf.

„Riecht aber muffig. So süßlich.“
„Setzen sie das Atemgerät auf.“

Als sie diese aufgesetzt hatten gingen sie durch die Tür in ein mittleres Büro. Vielleicht angelegt für 5 Leute, aber nur einer saß noch auf seinem Platz, wo er gestorben war.

„Widerlich,“ sagte Stringer. „Lange ist der aber noch nicht tot.“
„Höchstens 2 Wochen,“ meinte Alvarez mit einem zynischen Unterton.

Sie traten näher auf den Verstorbenen zu.

„Er trägt eine von unseren Uniformen.“

Jetzt sahen sie auch, dass er noch an etwas geschrieben hatte, bevor er starb. Stringer zog das Papier unter der toten Hand, welche den Stift noch festhielt, weg.

„Ich bin der letzte und kann nicht mehr. Ich setze dem ein Ende. Ich hoffe niemand anderes tappt in diese Falle. Wissenschaftsoffizier Helmut Walter. 4.5.2473.“

In der anderen Hand sahen sie nun eine kleine Pistole.

„Mein Gott, Walter.“

Stringer kannte ihn. Nicht sehr gut, aber dennoch besser als manch anderer. Er erinnerte sich an die gemeinsamen Abende im Offizierskasino. Vollkommen in Gedanken rutschte er zusammen und blieb kichernd auf dem Fußboden sitzen. Alvarez hockte sich neben ihn.

„Stringer, was ist los mit Ihnen?“ Er schüttelte ihn. „El Kommandante!“ Doch auch dieser Spruch, mit dem er Stringer immer scherzhaft zu sticheln versuchte, half nichts. Alvarez stand wieder auf und begann den Raum zu durchsuchen.

Wenn jemand so lange hier gelebt hat, hat er auch Aufzeichnungen gemacht.

Seine Funde waren spärlich und wenig informativ. Sie beschränkten sich darauf, was sowieso offensichtlich war. So erfuhr er auch nicht was mit dem Schiff passiert war. Ein Schuss durchschnitt die Stille seiner Suche. Alvarez erschrak und blickte in die Richtung aus der der Schuss kam.

"STRINGER !!!!"

Stringer war tot. Alvarez stürzte aus dem Raum und dann hinaus ins Freie und übergab sich.

Bei dem Versuch über das alles nachzudenken muss man ja überschnappen. Was kann es auf einem Planeten geben, der auf der Stufe der 1950er Jahre stand, dass dieses Phänomen verursacht? Stringer wusste bestimmt mehr.

Alvarez beschloss nach Vorschrift vorzugehen. Mit einiger Überwindung holte er Stringer aus dem Gebäude und verstaute ihn in der Landefähre. Dann startete er in die Umlaufbahn. Er konnte es kaum glauben, als er die „Marco Polo“ sah, welche in der Reaktorensektion in Brand geraten war und trudelnd auf den Planeten zutrieb. Alle seine Funkrufe blieben unbeantwortet.

ENDE ©4/2002 Psylocke

[ 24.04.2002, 21:27: Beitrag editiert von: Psylocke ]

 

Hi,

folgendes würde ich an deiner Stelle dringend überarbeiten:

Ich weiß nicht mehr genau was war, aber es gibt da eine Mission auf einem Planeten mit zwei Parabolantennen und einem Gebäudekomplex in der Mitte. Der Planet verschwand irgendwie.
„Mein Gott, Walter.“
Das kommt leider nicht so rüber, wie du das gewollt hast, sondern führt unweigerlich zu einem Schmunzeln, angesichts der getroffenen Wortwahl.

Zur Geschichte:

Gefällt mir. Allerdings alles sehr hastig geschrieben, hätte man mehr draus machen können. Die Motivation der beiden kommt nicht gut rüber, auch der Selbstmord von "El Kommandante" passiert einfach so "zackzack".

Durchaus Potential für eine geheimnisvolle und spannende Kurzgeschichte vorhanden. Mach dir doch noch einmal ein paar Gedanken. Versuche mit den wenigen Dialogen und Gedanken dem Leser Gefühle, Beweggründe und evtl. Hilflosigkeit zu vermitteln.

Gruß,

Poncher

[ 23.04.2002, 22:42: Beitrag editiert von: Poncher ]

 

Hallo Psylocke!

Dem was Poncher zur Geschichte gesgt hat, kann ich mich anschließen. Aber ich hab noch ein paar Sachen gefunden, die ich ändern würde.

„Gehen wir halt weiter.“
Ich würde das halt rauslassen.

Entweder ein Funkloch oder die haben ihren Funk aus ... was sehr unwahrscheinlich ist.“
„Vielleicht haben wir von dort oben bessere Leistung.“ Alvarez deutete dabei nach oben auf die Spitze des Wracks.
Ich bin zwar kein Techniker, aber die Leistung eines Funkgeräts ist nicht standortbezogen, oder irre ich mich da? Ich würde einfach schreiben, dass der Empfang dort besser ist.

Leitern und provisorische Sprossen ebneten den Zugang zu den darrüberliegenden Leveln.
1. darüberliegend nur mit einem r n ;)
2. Ebneten klingt komisch. Versuch's mit ermöglichten.

„Mir ist nicht wohl dabei. An diesem Ort habe ich plötzlich ein starkes Angstgefühl.“
„Das geht uns beiden so.“
So spricht kein Mensch. Also, wenn ich Angst habe, dann sag ich nicht, dass ich ein Angstgefühl habe. Genauso die Zustimmung. Ich würde das umformulieren.

Ich hoffe, dass ich Dir weiterhelfen konnte.

Viele Grüße,
Abraxas

[ 24.04.2002, 18:23: Beitrag editiert von: Abraxas ]

 

Hi,
ich habe mich mal hinreißen lassen und die gröbsten Fehler hoffentlich beseitigt. Ich Denke mal das einige der betreffenden Stellen jetzt besser rüberkommen und verständlicher sind. :)

Wer aber bei dem Satz "Mein Gott, Walter." an Mike Krüger denkt, ja der muß da ja einfach schmunzeln. Warum man bei der anderen Stelle schmunzeln sollte kann ich leider nicht nachvollziehen. :confused: :confused: (habs aber trotzdem geändert)

Dann und wann ... bis dann
Psylocke

 

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