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Zeit heilt keine Wunden

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02.06.2002
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Zeit heilt keine Wunden

Ich habe zum ersten Mal begriffen, dass Zeit keine Wunden heilt, sondern erst welche entstehen lässt.
„Wir werden immer beste Freundinnen bleiben“, das waren ihre letzten Worte.
Und ich naive Kinderseele habe es geglaubt.
Ich habe geglaubt, dass Freundschaften ewig halten können.
Ich habe mich der Illusion hingegeben, dass Menschen gleich bleiben.
Sie hatte mich verzaubert und ich habe dem Himmel gedankt, dass manche Freundschaften dort bestimmt werden.
Mit ihr habe ich meine erste CD gehört, meiner ersten Liebe nachspioniert und zusammen geweint, wenn ich statt einer 1 doch nur eine 2+ geschrieben habe.
Das Schwimmen konnte sie mir zwar nicht beibringen, aber sie hat die Schwimmflügel für mich aufgepustet, wenn ich zu wenig Luft dafür hatte.
Wir haben uns den Schwur für die Ewigkeit gegeben und ich verfluche mich dafür, dass ich so gutgläubig war.
„Später werden wir unseren Kindern erzählen, dass unsere Freundschaft etwas Besonderes ist“
und als ich sie gefragt habe, was wir tun würden, wenn eine von uns keine Kinder bekommen würde, antwortete sie:
„Sie werden im Himmel zuhören, wenn du es ihnen erzählst, du weißt doch, Freundschaften werden dort geschlossen. Sie sind dann deine Freunde.“
Ich habe sie für die Worte bewundert und mir gewünscht, auch so weise Worte zu kennen.
Heute nenne ich es nur noch eine Lüge.
Ich erinnere mich an den Tag, der alles veränden sollte. Eine Erinnerung, die ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde.
Ich habe es an ihrem Gesichtsausdruck gesehen, dass irgendetwas nicht stimmt.
Ich habe zum ersten Mal zu jemandem „da oben“ gebetet, in der Hoffnung, dass es nicht allzu schlimm ist, was sie mir sagen wird.
Seit diesem Tage glaube ich erst recht an keinen Gott mehr. Ich dachte, vielleicht nimmt alles ein gutes Ende wie in Daily Soaps, die wir uns jeden Tag zusammen anschauten.
Aber es gab kein Happy End.
Ihre Eltern haben entschieden, dass uns ein großes Weltmeer trennen soll.
Jetzt weiß ich, dass es nicht mehr bloß ein Weltmeer ist.
Es helfen keine Schwimmflügel mehr, die mich auf die andere Seite bringen.
Und es hat 5 Jahre gedauert bis ich es verstanden habe.

 

Hi, dolphinscry und herzlich Willkommen auf kg.de.
Obwohl ich mich eigentlich immer dagegen wehre, Geschichten als persönliche Erlebnisse des Autoren zu betrachten, entstand dieser Eindruck bei Deiner Geschichte. Das aber nur nebenher, ich versuche mal trotzdem, nur die Geschichte zu betrachten:

Ich finde, Du benutzt schöne Bilder, um die Situation der Erzählerin darzustellen. Die erste CD, das Nachspionieren, die zusammen durchlebte Zeit in der Schule, das baut das Bild einer engen Freundschaft auf. Auch das Bild mit den Schwimmflügeln, dass zuerst als Symbol der Freundschaft auftaucht und am Ende die Unerreichbarkeit verdeutlicht, gefällt mir gut.
Vom Schreibstil insgesamt kann ich nicht meckern.
Ein Problem, das ich sehe, ist, das die Freundin stark angegriffen wird, obwohl es die Eltern waren, die die Trennung verursacht haben. Das mag - da das Alter der beiden nicht angegeben ist - im Kinderalter nachvollziehbar sein ("sie kann doch hierbleiben" oder so), abe ich denke, es würde einem schon ziemlich früh klarwerden, dass die Freundin nichts gegen die Entscheidung ihrer Eltern unternehmen kann.

Der zweite und entscheidene Punkt meiner Meinung nach ist, daß Du eine schöne Basis für eine Geschichte aufbaust, die aber an ihrem Ende ist, bevor sie richtig angefangen hat. Du könntest eine super Atmosphäre aufbauen, wenn Du den Erinnerungen an die gemeinsam verlebte Zeit mehr Platz eingeräumt hättest. Da muss doch noch viel mehr gewesen sein, das in den Erinnerungen weiterlebt. Dann hätte der Moment, in dem die Entscheidung der Eltern fällt, als plötzlicher Wendepunkt rausgearbeitet werden können. Danach die Phase voller Unverständnis, auf die entweder eine Einsicht folgen können oder das, was in Deiner Geschichte als Fundament dient - nämlich die Erkenntnis, das (fast) nichts so bleiben kann, wie man es sich in seiner Kindheit ausmalt oder verspricht.

Ich glaube, in Deiner Geschichte steckt viel mehr, als Du daraus gemacht hast. Vielleicht magst Du sie Dir ja noch mal vornehmen. Ich glaube, das wird dann was richtig Gutes!

Liebe Grüße, baddax

[ 03.06.2002, 16:25: Beitrag editiert von: baddax ]

 

Hi dolphinscry,
und erstmal herzlich willkommen auf kg.de!

Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, was Du uns mit Deiner Geschichte erzählen willst.
Es geht um eine wunderbare Freundschaft, die sich allerdings als Lüge entpuppt, da Eine wegzieht? Versteh ich nicht. Was kann denn das Mädchen dafür, dass ihre Eltern wegziehen wollen? Und warum sollte sie dadurch bewiesen haben, dass sie niemals eine wirkliche Freundin war?

Man kann auch über weite Distanzen Freundschaften aufrecht erhalten, ich spreche da über eigene Erfahrungen. Aus der Geschichte lese ich eine ganz große Verbitterung der Protagonistin heraus, eine Verbitterung die ich nicht verstehen kann.
Vielleicht könntest Du das durch einen ausführlicheren Schluss begreiflicher machen. Wenn die Freundin nicht nur ihre alte Heimat, sondern auch noch alle sozialen Kontakte hinter sich gelassen hat, kann ich die Wut des Mädchens verstehen. Aber in dieser Fassung kommt das für mich nicht wirklich raus. Vielleicht das Ende nochmal überarbeiten?

Ugh

 

Hi dolphinscry!
Zuviel "Live" gehört, was? :D
Erstmal Herzlich Willkommen auf kg.de!
Deiner Geschichte haftet das Problem an, was auch die beiden anderen schon angesprochen haben, zumindest Bib. Du baust etwas auf, was sich gut und flüssig lesen lässt und der Leser erwartet etwas. So ich jedenfalls. Und dann aprubt beendest du die Geschichte, ohne zu erklären, warum "Schwimmflügel nicht mehr helfen". Klar, ich kann mir meinen Teil denken, aber ohne mich dabei auf deine Geschichte stützen zu können. Ich denke mir, dass sich die besagte Freundin nicht mehr gemeldet hat, den Kontakt abgebrochen, dass die Freundschaft die Entfernung einfach nicht verkraftetet hat. Aber aus deiner Geschichte kann ich das nicht heraus lesen. Das würde ich dir auch als Tip geben, bau ein paar Hinweise ein oder überabeite das Ende. Denn ansonsten ist dir die Story ganz gut gelungen!

Saludo, Gam.

 

Hallo!
Vielen Dank für die Kritiken!
Ich habe mir genau die selben Kritikpunkte aufgeschrieben, die ihr mir genannt habt, nur wollte ich mal eure Meinung dazuhören.
Dies war meine erste Kurzgeschichte und deswegen wollte ich mit einer persönlichen KG anfangen, weil ich dachte, dass es vielleicht leichter wäre.
Tja falsch gedacht, denn es ist zwar leichter, sich in etwas reinzufühlen, was man selbst erlebt hat, aber umso schwerer, die ganze Sache distanziert zu betrachten und auch noch in Worte zu fassen.
Na ja,jetzt bin ich dabei, die Geschichte zu überarbeiten und ausführlicher zu gestalten, aber ich frage mich,ob das Thema wirklich jemanden interessiert? Es ist doch wirklich etwas sehr Persönliches.....
Naja,ich werde das Ergebnis dann hier rein stellen!
Danke,
Christine:-)

 

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