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Serie Zauberschule

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05.01.2015
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Zauberschule

Die Tatsache, dass Jonathan Voltaires Zug kurz nach der Abfahrt von den Gleisen abgehoben war und nun durch den Himmel sauste, verschärfte seinen Eindruck, dass er sein eigentliches Ziel heute nicht erreichen würde. Es hatte sich wieder einmal bewahrheitet, dass man Dezimalzahlen nicht vertrauen konnte und schon gar nicht in einen Zug steigen sollte, wenn man einen im Tee hat. So etwas konnte jungen Dieben den Tag verderben, ganz im Ernst. In Courthaven wartete eine junge Frau auf ihn und er segelte irgendwo am Firmament herum, nicht wissend, wo er am Ende des Tages rauskommen würde.
Auf den Sitzplätzen vor ihm saßen drei junge Passagiere und unterhielten sich über völlig belanglosen Unsinn. Da Jonathan gerade eh nichts Besseres zu tun hatte, lauschte er trotzdem.
»Oh, ich kann es kaum erwarten, was für magische Wunder uns dieses Jahr erwarten!«, sagte das junge Mädchen mit dem ekelhaften Namen. Er hörte sich nach irgendeinem Ding an, das älteren Leuten auf dem Rücken wuchs, oder alternativ, was bedeutend weniger eklig war, nach einem wild gewordenen Säugetier. Da sich Jonathan den Namen einfach nicht merken konnte, taufte er das Mädchen „Wieselbraut“.
»Fülloicht örfohre üsch düses Johr etwos übor moine Hörkunft«, sagte der Brillenträger mit dem unheimlich anstrengenden Akzent. Er schien es für fesch zu halten, sich in seinem jungen Alter die gesamte Stirn zu tätowieren.
»Dieses Jahr möchte ich ein Gegenmittel gegen Sommersprossen entwickeln. Ich merke, dass sie mich langsam kontrollieren«, sagte der Dritte im Bunde: Ein Rotschopf durch und durch. Die Sonnensprossen in seinem Gesicht hatten begonnen, sich zu Leberflecken zusammenzuschließen und arbeiteten daran, einziges, großes Muttermal zu werden.
»Entschuldigung?«, fragte Jonathan. »Wo fährt … fliegt dieser Zug eigentlich hin?«
»Aber das solltest du wissen!«, sagte die Wieselbraut tadelnd. »Dieser Zug ist nicht für gewöhnliche Menschen. Nicht jeder kann ihn sehen und eine Fahrkarte bekommen die Wenigsten.«
»Bei der Abfahrtszeit ist das kein Wunder«, sagte Jonathan, der sich daran zu erinnern glaubte, irgendwann gegen halb drei eingestiegen zu sein. »Trotzdem weiß ich nicht, wohin er eigentlich fährt.«
»Oh, du musst oin Noior soin«, sagte der Brillenträger mit der Stirnverzierung, auf die er immer wieder zeigte. »Dömnoch hot düsch dör spröchöndö Strouß hörgöführt?«
»Strauß«, sagte Jonathan feststellend und nickte hastig. »Ja. Ja, natürlich. Der Strauß. Er hat mir trotzdem nicht gesagt, wohin das hier geht, der Strauß, mit dem ich auf jeden Fall gesprochen habe.«
Die drei Fahrgäste atmeten tief ein.
»Der Strauß hat ihm nicht gesagt, wohin die Reise geht!«
»Das kann nur eines bedeuten.«
Das Trio tauschte untereinander Blicke aus. Im Anschluss sahen sie zu Jonathan auf. Der Reisende, der eigentlich woanders hin wollte, schloss die Augen und seufzte genervt.
»Bin ich der Auserwählte für irgendwas?«, fragte er. »Wenn ja: Was ist es diesmal und schaffe ich das bis morgen Abend? Ich habe ein Date.«
»Ümmor longsom müt dön jungen Pfördön. Zuollerörst«, sagte der Tätowierte und wischte sich immer wieder die Haare aus dem Gesicht, damit jeder seine Gesichtsbemalung bewundern konnte, »müssen wür dür long und broit dü Göschüschte unsörör Oinrüchtung örzöhlön, wos dü holbe Nocht douörn dürfte. Ollös füng domüt on, doss ...«

*​

Mir klingeln die Ohren, dachte Jonathan, der mit lauter jungen Leuten an einer Langtafel saß und Erbsensuppe löffelte. Angeblich war er in einer Zauberschule gelandet, die irgendwie in vier Häuser unterteilt worden war, aus welchen Gründen auch immer. Dort fanden Wettbewerbe statt, es gab Punkte für Mist, den man so machte und yatatata, tralalagedöhns. So genau hatte er nicht zugehört und eigentlich war es ihm auch völlig egal, denn der Eintopf war klasse. Um ihn turnten seine Mitschüler herum, die sich Richterroben angezogen hatten und mit Holzstäben in der Luft herumfuchtelten, wobei sie Namen bekannter Mittelalterbands aufsagten. In der Mitte der Aula stand ein alter Tattergreis und erzählte Kram, für den sich Jonathan nicht begeistern konnte. Derweil sang ein Lederhut ein Ständchen, in dem der ganze Blödsinn, der ihm im Zug erzählt worden war, nochmal erwähnt wurde. Der Lärm in der Aula übertraf den eines völlig ausgelasteten Hauptstadtbahnhofes um Längen.
Um da mitzuhalten, hob der Chefzauberer die Stimme: »Bla bla bla bla, dieses Jahr geht’s rund. Bla bla bla bla, kannste keinem erzählen. Bla bla bla bla, magische Wunder und ungewöhnliches Viehzeug, so weit das Auge reicht; da geht dir der Knopp auf, echt. JONATHAN VOLTAIRE!«
Rums! Schweigen legte sich über die Aula wie ein Zementblock, der ohne Vorwarnung von der Decke gefallen ist. Das Geräusch hunderter Köpfe, die sich in seine Richtung drehten, riss Jonathan aus den Gedanken, die gerade bemüht gewesen waren, das Konzept von Ruhe und Einsamkeit zu optimieren.
»Eh?« Jonathan sah sich gezwungen, zumindest anzudeuten, dass er der Quatschtüte zugehört hatte. »Wunderbar ist das. Ich kann es kaum glauben und noch weniger erwarten. Da fällt mir doch glatt das Kleingeld aus der Tasche, so herrlich ist das.« Er wollte sich noch eine Portion Erbsen nehmen, musste aber feststellen, dass der Eisentopf leer war.
»Jonathan Voltaire!«, rief der alte Mann. »Nach Jahren des Suchens ist es uns endlich gelungen, dich in unsere Einrichtung zu bringen. Auf dass du uns hilfst, den finsteren Zauberer zu finden, um ihm gehörig die Leviten zu lesen!«
»Mhm«, machte Jonathan und nahm sich den Teller seines Sitznachbarn, der stumm protestierte und zu einer Lehreinheit sah. »Ein Lob an den Koch. Die Suppe ist fantastisch.«
»Ich werde«, posaunte der Alte und wedelte mit einem Zeigefinger in der Luft herum, »es ausrichten lassen! Wenn du jetzt nach vorne kommen und mit dem Hut quatschen würdest …«
Jonathan, der den Löffel noch im Mund hatte, hob den Blick und eine Braue. »Entschuldigung?«
»Mit dem Hut quatschen«, sagte der Zauberer und hielt das abgetragene Stück Leder hoch, das endlich mit seinem Lied fertig war und Jonathan anstarrte.
»Vergiss es. Den Hut hat hier bestimmt schon jeder auf der Rübe gehabt und einige von den Leuten stammen eindeutig aus dem sozialen Brennpunkt. Ich werde dieses Ding bestimmt nicht aufsetzen!«
»Hab dich nicht so«, sagte ein junger Mann, der an einem anderen Tisch saß und sich beständig kratzte. Schwarze Punkte sprangen auf seinem Kopf herum und Jonathan glaubte, Festivalmusik zu hören. »Wir müssen doch wissen, in welches Haus du kommst.«
»Genau. So schlimm ist es auch nicht.« Der Chefzauberer roch am Hut und hielt die Kopfbedeckung gleich darauf auf Entfernung, wobei er sich wegdrehte. Das war für Jonathan Beweis genug: Dieses Teil würde er nicht in die Nähe seiner Haare lassen.
»Der blöde Hut kann mich doch angucken, um mich irgendeinem Haus zuzuteilen. Darüber hinaus halte ich es für unverantwortlich, so eine Angelegenheit einem Hut zu überlassen.«
»Aber … das ist bei uns so Brauch, sonst komme ich überhaupt nicht zum fressen, hier. Meine Kollegen sitzen alle da oben und spachteln das gute Zeug weg, ich stehe hier unten und muss mit dir über dieses vollgeschwitzte Etwas diskutieren.«
»Langsam wird es beleidigend«, sagte der Hut. »Ekliges Ding hier, vollgeschwitztes Etwas da. Ich mag zwar nur aus Leder sein, aber so was tut weh. Hier drin.« Der Hut machte eine kurze Denkpause. »Ich … habe keine Arme, um auf die Stelle zu zeigen, an der ich mein Herz vermute, aber ihr kennt die Geste. Stellt sie euch vor.«
»Na super, Jonathan Voltaire«, sagte der Tattergreis. »Jetzt hast du den Hut traurig gemacht. Ich hoffe du bist stolz auf dich.«
»Bekomme ich jetzt einen Schulverweis? Wie viele brauche ich, um mit dem nächsten Zug nach Hause fahren zu können?« Jonathan nahm sich den Teller seines zweiten Sitznachbarn, der die Augen sofort zu Schlitzen verengte.
»Du bekommst keinen Verweis, weil wir dich und deine Macht hier brauchen. Nur du kannst den finsteren Zauberer in die Schranken verweisen. Er ist ein Meister der Verkleidung und flutscht uns immer wieder durch die Finger wie ein nasses Stück Seife. Jage und fange ihn, Jonathan Voltaire, auf dass er uns nie wieder mit dem behelligt, was er halt so macht und was nur dann relevant ist, wenn diese drei Kinder da sind.« Der alte Mann zeigte auf die Jugendlichen, die mit ihm im Zug gesessen hatten.
»Macht? Welche Macht denn? Ich bin kein Zauberer!«
»Noch nicht! In den nächsten, quälend langen sieben Jahren werden wir dir alles Wissen vermitteln, das notwendig ist, um den dunklen Zauberer zu vernichten. In dieser Zeit wird er immer wieder auftauchen, um Unruhe zu stiften und ich, als mächtigster Magier dieser Einrichtung, werde überhaupt nichts dagegen unternehmen, obwohl ich es könnte. Aber das hier ist deine Geschichte und ich lege viel zu gerne die Füße hoch, als dass mich interessieren würde, wer hier was zu Klump haut.«
»Sieben Jahre?! Ich glaube nicht, dass mein Date solange auf mich wartet – außerdem habe ich schon eine Ausbildung. Die Regulation wird nicht damit einverstanden sein, wenn ihr mich hier umschult und die nichts davon wissen. Noch was: Wieso kennen eigentlich immer alle meinen Namen, ohne dass ich mich vorgestellt habe?!«
Der Alte schwieg lange. Jonathan konnte in seinen Augen ablesen, dass er versuchte, eine Erklärung zusammenzustellen. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigt«, sagte er schließlich, »ich gehe jetzt in mein Büro, um für den Rest dieser Geschichte irrelevant zu sein. Vorher nehme ich mir aber noch eine Portion vom Fressen mit.«
»Hey! Du kannst jetzt nicht einfach abhauen!«
»Meine Aufgabe war Exposition und die haben wir hinter uns. Mach deinen Kram. Wir sehen uns in … pffff, weiß nicht, sechs Jahren. Vielleicht. Mal sehen. Wahrscheinlich nicht.«
»Ör mog düsch«, sagte der Tätowierte, als der Tattergreis abzog, sich einen Teller mit Hähnchenkeulen vom Lehrertisch nahm und sich Kopfhörer in die Ohren steckte.
»Echt«, sagte Jonathan – es war eigentlich als Frage gedacht, doch die feststellende Natur dieser Aussage verwehrte das dafür notwendige Fragezeichen.
»Ja. Er hält viel von dir und wird deine Ausbildung persönlich verfolgen.«
Durch die Aula schallte ein lautes Rülpsen. »Macht's gut, ihr Trottel!«, rief der Tattergreis und verschwand durch die Tür.
Wieselbraut nickte überzeugt und lächelte falsch. »Persönlich verfolgen«, sagte sie lauter, um das laute Singen des Zauberers zu übertönen, der sich vom Saal entfernte.
Der Rothaarige gesellte sich ebenfalls dazu. Den Sommersprossen war gelungen, sich zu einem Ring zusammenzuschließen. »Du bist ein ungeschliffener Diamant, Jonathan Voltaire. Deine Ausbildung wird keine sieben Jahre dauern. Ich erkenne dein Talent und dass du das Wissen nur so in dich aufsaugen wirst. Die Lehre dauert höchstens sechs Jahre, elf Monate und drei Wochen.«
»Dafür habe ich keine Zeit, Leute! Marielle Watson wartet auf mich. Da kann ich doch nicht mal eben sieben Jahre weg sein. Wisst ihr was? Macht ihr mal, ich suche einen Weg hier raus.«
Jonathan stand auf und ließ den halben Teller Erbsensuppe zurück. Der Blondschopf, dem er die Portion eben abgenommen hatte, nahm sie wieder unter seine Fittiche und blickte dem jungen Dieb lange nach.
»Jonathan Voltaire«, hauchte er erbost, »ich wusste, dass du mein Erzrivale wirst, als du durch die Tür getreten bist und erkenne deine Herausforderung, die ohne Worte an mich gerichtet wurde, als du von meinem Essen genascht hast. Ich nehme an.«

*​

Jonathan irrte durch den Wald und suchte nach dem Bahngleis, an dem hoffentlich bald ein Zug halten würde, um ihn aus der Schule des Irrsinns abzuholen. Irgendwo zwischen den Bäumen hörte er seine Mitschüler rufen, die nach ihm suchten. Was noch schlimmer war: Sie hatten sich Hilfe geholt. Ein Fettsack auf‘m Moped fuhr in der Botanik herum, um ihn aufzusammeln. Glücklicherweise war es dunkel und Jonathan verflucht begabt, wenn es darum ging, sich vor Leuten zu verbergen.
»Ich komme nicht wieder mit dorthin zurück!«, rief er in den Wald und kletterte auf einen Baum, als er das Moped starten hörte.
»Aber sie brauchen dich!«, rief der Dicke und sauste unter Jonathan vorbei.
»Das ist mir egal! Als hätte ich in der Angelegenheit etwas zu entscheiden. Ich weiß doch genau wie diese Sache ablaufen wird: Irgendwann erreiche ich das Bahngleis, es kommt ein Zug, und kurz bevor ich einsteige, taucht eine Traube von Spinnern auf, um mich zu irgendwas zu bringen, worauf ich keine Lust habe! Lasst es mich doch wenigstens hinauszögern!«
»Die Gleise!«, rief der Dicke. »Wir warten dort einfach auf ihn! Der wird die Schule retten, ob er will oder nicht!«
»Dos üst oinö gutö Üdö.«
»Dreck, verdammter.«
Jonathan seufzte. Sein Vater sagte immer, dass weniger manchmal mehr ist und hatte damit verdammt recht. Vermutlich würden diese vier Idioten die ganze Nacht auf ihn warten und nur Klögnar wusste, wie oft hier Züge fuhren. Diese Sieben-Jahre-Geschichte machte Jonathan nicht gerade Hoffnung auf eine gesicherte Anbindung an das Fernverkehrsnetz der Regulation. Was nun? Er konnte schlecht die nächste Dekade hier im Wald leben. Die Belegschaft der Zauberschule war ihm auf den Versen und so wie Jonathan die Situation einschätzte, waren die versessen darauf, ihm ihre Probleme aufzuhalsen, da sie selbst zu faul waren, sich um einen finsteren Zauberer zu kümmern. Die würden da keine Luft ran lassen und im schlimmsten Fall den ganzen Wald abholzen, um ihn wie einen Hase an den Ohren aus seinem Loch zu ziehen. Wenn es um Arbeitsverweigerung ging, waren manche Leute dazu bereit, den größten Aufwand zu betreiben, um eine Kleinigkeit zu verhindern.
»Ist ja gut!«, rief Jonathan laut. »Ich komm schon raus. Ihr habt mich. Ich kümmere mich um diesen finsteren Zauberer, aber ich hab keine sieben Jahre Zeit dafür.«
»Das geht aber nicht anders!«, rief der Dicke. »Du musst seine Identität in einem langwierigen Prozess der Selbstfindung entschlüsseln und Parallelen zu deinem eigenen Leben finden! So etwas geht doch nicht von heute auf morgen. Hier steht deine persönliche Entwicklung im Vordergrund und all jene, die dich über die Jahre begleiten, werde zusammen mit dir an den Herausforderungen wachsen, denen ihr euch gemeinsam stellt. Das ist echte Kunst.«
»Ist ja alles gut und schön, aber ich hab darauf echt keine Lust. Es gibt doch bestimmt einen Weg, um das zu beschleunigen.«
»Natürlich gibt es den. Du musst nur …«
»JONATHAN VOLTAIRE!«, rief der Blondschopf, der aus dem Nichts mit einer Fackel und einem Holzstab bewaffnet unter seinem Baum auftauchte.
»Ach, das hältst du doch im Kopf nicht aus …«
»Die Zeit des Unfriedens ist gekommen! Heute werden wir entscheiden, wer von uns der größte Zauberer aller Zeiten ist. Deine Macht wird mit meiner kollidieren und einen Riss ins arkane Gefüge reißen. Stelle dich mir, um …«
»Alter, halt den Rand! Ich kann nicht zaubern.«
Schweigen. »Stelle dich mir, um ein für alle Mal zu entscheiden, wer den Rang des mächtigsten …«
»Hast du mir nicht zugehört? Natürlich nicht. Das tut niemand. Ich. Kann. Nicht. Zaubern.«
»Heute fällt die Entscheidung, Jonathan Voltaire!«
»Ach, wenn du meinst …«
»Wir entscheiden, wer auf immer den Titel „Mächtigster Zauberer aller Zeiten“ tragen darf, indem wir ein unnötig kompliziertes und schwer verständliches Spiel auf einem Besen spielen.«
»… Was?«
»Oh nein!«, rief der Dicke. »Nicht ausgerechnet dieses Spiel!«
»Mach dir keine Sorgen, Fettsack auf‘m Moped«, sagte Wieselbraut. »Jonathan Voltaire ist überaus talentiert und wird die Regeln im Vorbeifliegen lernen.«
»Ja. Glauben wir an Jonathan und legen unser Schicksal in seine Hände, anstatt ihm Hilfe anzubieten, obwohl wir fünf zu eins Leute sind.«
»Das ist das einzig Richtige.«
»Ihr Leute seid bekloppt!«, rief Jonathan. »Ich werde mit Sicherheit nicht auf so ein fliegendes Ding steigen. Da kriegen mich keine zehn Pferde drauf.«
»Mach dir keine Sorgen, Jonathan Voltaire. Unser Glaube an dich wird dir Kraft verleihen.«
»Ist euer Glaube an mich zufällig eine besondere Form von Leim, die mich auf dem Besen hält? Wenn nicht, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich abstürzen werde.«
»Glaube und Liebe allein werden genügen, Jonathan Voltaire!«
»Ich bin überzeugt davon, dass das nicht der Fall ist. Physik funktioniert so nämlich nicht. Die Physik besagt, dass …«

*​

»… jeden Moment ein Szenenwechsel kommt und ich auf so einem blöden Ding sitze. Das war so klar.«
Die Nacht war dem Tag gewichen und Jonathan befand sich auf einem Feld mit einigen hohen Bergen, in die man mit der entsprechenden Geschwindigkeit schön reinbrettern konnte, um an ihnen zu zerschellen. Perfekt!
»Habt ihr die Regeln verstanden?!«, fragte ein Mann, den Jonathan noch nie zuvor gesehen hatte.
»Nein.«
»Ausgezeichnet! Auf eure Plätze! Fertig! LOS!«
Jonathans blondhaariger Gegenspieler zischte los wie von der Tarantel gestochen und machte irgendwas mit einem Ball. Offenbar tat er das auch ganz gut, denn die Leute jubelten wie die Verrückten. Bei Jonathan hingegen kam es zu erwähnenswerten Startschwierigkeiten: Sein Besen lag auf dem Boden und rührte sich nicht.
»Das ist ein stinknormaler Besen!«, stellte er fest und zeigte auf das Reinigungsgerät.
»Nein. Es ist ein magisches Gefährt. Konzentriere dich auf das Holz, sammle die Liebe für deine neuen Freunde in dir und übertrage sie auf den Gegenstand«, erklärte die Wieselbraut.
»Also bleibt es ein ganz normaler Besen«, sagte Jonathan trocken und sah den Zaubererhaufen an. Alle jubelten frenetisch, während der Blondschopf durch den Himmel flitzte wie ein eitler Adler.
»Mwahaha, Jonathan Voltaire!«, rief er. »Schluck meinen Staub!«
»Gerne!«, rief Jonathan. »Ich habe sogar das richtige Utensil bei mir, um dir hinterher zu fegen!«
»Ich kann nicht zulassen, dass Voltaire gewinnt!«, murmelte der Blondschopf, blickte über seine Schulter und lenkte in einen Engpass zwischen zwei Bergen. Dort legte er sich auf die Lauer. »Ich werde hier auf ihn warten und ihn mit einem Windstoß von seinem Besen werfen, wenn er hier vorbei kommt.«
»Dann geh ich halt zu Fuß«, sagte Jonathan und marschierte los. »Ist doch erlaubt, oder?«
Die Zauberer mit den Schiedsrichterroben sahen Jonathan an und rückten in einen Diskussionskreis zusammen. Sie tuschelten mehrere Minuten lang, bis sie sich ihm wieder zuwandten. »Spricht nichts dagegen. Solange du den Besen mitnimmst, erfüllst du alle Voraussetzungen für das Spiel „Fall-bloß-nicht-runter“.«
»Das Spiel heißt … „Fall-bloß-nicht-runter“.«
»Ja. Die Regeln besagen, dass du, na, nicht runter fallen sollst.«
»Das klingt gar nicht so kompliziert.«
»Wir sind Zauberer. Natürlich ist es bedeutend komplexer, was in der Luft hängende Tore, den Transport des Balls und Kollisionen avianer Natur angeht, aber du bist ja schon auf dem Boden.«
»Und ich kann einfach gewinnen, indem ich durchs Zieltor laufe? Kein Tralala mit irgendwelchen Bällen oder Ringe, die ich passieren muss?«
»Nichts dergleichen. Bei näherer Betrachtung ist das ein echter Schnitzer in unserem ausgefuchsten System.«
»Okay«, sagte Jonathan und lief los. Die Zuschauer, die ihn losgehen sahen, zeigten auf ihn und brachen in einen Jubelsturm aus.
Sein Konkurrent lauerte in seiner Felsspalte zwischen den Bergen auf ihn. Als Jonathan näher kam, wedelte der Kontrahent mit seinem Zauberstaub und rief den Namen einer Band, die der unfreiwillige Lehrling nicht besonders mochte. Ein Windstoß prallte gegen Jonathan, woraufhin ihm der Besen aus der Hand fiel.
»Huch«, sagte er und hob das Reinigungsutensil wieder auf.
Der Blondschopf lachte, schwang sich auf seinen Flugapparat und sauste los. »Da sagst du nichts mehr, Voltaire! Viel Spaß auf dem Weg nach unten, du Verlierer!«
Jonathan sah ihm nach. Sein Gegenspieler machte einen Handstand auf seinem Besen und jonglierte mehrere Bälle mit den Füßen. »Netter Kerl, der Junge. Hübsche Rückseite, aber gewöhnungsbedürftiger Charakter.«
»Damit habe ich einige wertvolle Sekunden gewonnen!«, flüsterte der Blonde. »Als nächstes kommen die Adler. Das wird dein Untergang, Voltaire!«
Jonathan blickte zum Himmel und wunderte sich über die drei Adler, die dort friedlich ihre Runden drehten. Er spazierte weiter und war ganz erleichtert darüber, dass er nicht durch diesen Engpass fliegen musste. Trotzdem fragte er sich, wofür die ganzen Tore da waren, was eigentlich damit geschah und warum ein kleiner, als Ball verkleideter Vogel durch die Gegend schepperte und „Ihr kriegt mich nicht!“ rief.
Sein Gegner ballte die Hände zu Fäusten. »Meine domestizierten Vögel waren ein Reinfall. Verflucht sei dein scharfer Verstand, Voltaire! Du bist ein würdiger Gegner. Zuerst werde ich meine Adler vernichten, es nützt schließlich alles nichts, und als nächstes werde ich meine Seele dem Bösen verschreiben, um die Macht zu erlangen, die ich zur Vernichtung meines Erzrivalen benötige. Mir fällt einfach keine andere, einfachere Möglichkeit ein, um Voltaire zu besiegen.« Blondie streckte die Hand nach vorne und formte eine Kugel aus Leere, um die friedlich herumsegelnden Tiere in die Verdammnis zu schicken.
Jonathan pfiff gut gelaunt, denn die Ziellinie war schon in Sicht. Irgendwie fand er es seltsam, dass es bei einem Ballspiel so etwas wie ein Ziel gab, aber dieses Spiel war von einigen wirklich sehr alten Männern entworfen worden, vermutlich als Ergebnis heilerziehungspflegerischer Hilfeplanung. Da steckte er mit seinen paar Jahren nicht drin und Fachkräften widersprach man einfach nicht.
Die Zauberer, die ihn heran schlendern sahen, feuerten ihn begeistert an. Ihre Köpfe waren feuerrot und die Adern standen hervor. Einige Meter vor dem Ziel blieb er stehen und lehnte sich auf seinen Besen. Er betrachtete seine Fingernägel.
»Drei … zwei … eins …«
»JONATHAN VOLTAIRE!« Ein lilafarbener Blitz schlug auf dem Boden ein und Blondie stand vor ihm. Er trug eine schwarze Robe, auf der unverständliches Zeug geschrieben stand, aber da die Runen, die zur Formulierung benutzt worden waren, Zacken hatten, war sofort klar, dass der Blondschopf jetzt zur Finsternis gehörte.
»Hallo«, sagte Jonathan.
»Du allein hast mich dazu getrieben! Wegen dir habe ich alles aufgegeben, was mir wichtig war: Meine Lebensziele. Meine Familie. Meine unerfüllte Liebe zur Wieselbraut … die DU mir weggeschnappt hast!«
»Ich kann nichts gegen meine Gefühle tun, Der-ruhige-Blondschopf-der-sich-als-Bösewicht-entpuppt. Meine Liebe zu Jonathan ist rein wie eine Bergquelle.«
»Gut, ist das jetzt der Endkampf?«, fragte Jonathan und blickte auf seine Taschenuhr. »Ich bin jetzt schon über einen Tag hier und Marielle wird sich sicher fragen, wo ich stecke.«
»Ich werde dich im Namen meines Meisters vernichten!«
»Ah, dein Meister. Ja, den suche ich. Ist es der blasse Typ dort, der keine Nase hat und eine Perücke trägt?«
»Ich bin doch nicht der Bösewicht«, krächzte Der Typ ohne Nase. »Ich bin ein angesehener Professor für …«
»Ist mir egal. Du kannst mir ruhig mal entgegen kommen. Ich hab euer Spiel mitgespielt und jetzt seid ihr mal dran.«
»Sicherlich fragst du dich, warum ich keine Nase mehr habe.«
»Nö.«
»Es begann in meiner Jugend, da mein Elternhaus zwischen Fabriken stand, die nicht besonders gut gerochen haben.«
Jonathan seufzte und ließ Ich-bin-wirklich-nicht-der-Bösewicht reden. »Darf ich jetzt nach Hause?«
»Aber wir haben dich für sieben Jahre eingeplant!«, klagte ein Zauberer.
Der Nasenlose schob sich zwischen die Sprechenden: »Und als mir eines Tages alles zu viel wurde, dachte ich so bei mir „Wenn Leute sich schon die Ohren abschneiden, um sie zu verschenken, kannst du das auch. Das wollen wir ja mal sehen“, also bin ich in die Küche gegangen, hab mir ein Messer geholt ...«
Jonathan schob den Plagegeist zur Seite. »Ich sage jetzt auch nicht zum ersten Mal, dass ich nicht so viel Zeit habe, tut mir leid. Ihr könnt die ganze Show ja nochmal aufziehen und dann nehmt ihr einfach, puh, mal schauen, den da als Hauptfigur.«
»Müsch? Wüso ousgöröchnöt müsch?«
»Du hast da gestanden, wo mein Finger hingezeigt hat.«
»Dör Ousörwöhltö hot müsch ousörwöhlt!«
»Vorher musst du an deinem Akzent arbeiten. Das ist ja fürchterlich. Sag mal „Fischer Fritze fischt frische Fische“.«
»Füschörs Frützö …«
Der Blondschopf räusperte sich. »Leute? Endkampf? Hallo? Ich habe meine Seele für den ganzen Popanz verkauft, können wir das jetzt wenigstens zum Ende hin mal ein wenig ernster nehmen?«
»Nein, keine Lust.« Jonathan schüttelte mit dem Kopf, trat nach vorne und setzte Blondie einen Schmatzer auf die Nase. »Kannst dich aber gerne mal bei mir melden, wenn du deine Komplexe in den Griff bekommen hast.«
»Öhm. Okay?« Die dunkle Energie, die vom Blondschopf ausging, fuhr sich herunter wie ein abgeschalteter Reaktor. »Also gibt es jetzt keine alles entscheidende Endschlacht?«
»Also für mich nicht. Ich habe noch ein Date, hoffe ich zumindest, und von dem ständigen Weltgerette krieg ich langsam Falten. Dass ihr das Ganze auf sieben Jahre ausbreiten wollt, macht es nicht unbedingt besser. Ich hätte lieber was von meiner Jugend, wisst ihr? Kann ich jetzt bitte eine Fahrkarte nach Hause haben?«
Der Zaubererhaufen schwieg und einige kratzten sich betreten am Kopf. Einigen sah man die Enttäuschung an. Da freute man sich den ganzen Tag auf eine Endschlacht und nichts passierte. Jonathan war sich sogar sicher, dass die Männer hohe Summen gesetzt hatten, denn so was taten Zauberer immer. Eine nachgewiesene Tatsache besagte, dass alte Tattergreise mit Kleidern und spitz zulaufenden Hüten viel zu gerne wichtige Details dem Zufall überließen und mit diesem Mistkerl stand Jonathan auf Kriegsfuß.
»Ja. Klar. Wieso denn nicht? Geh halt nach Hause, du Egoist«, sagte ein Zauberer leise, blickte zu Boden und scharrte mit dem Fuß in der Erde herum.
»Sieben Jahre Planung. Alles für die Katz!«, rief ein anderer und warf einen Stapel Papiere in die Luft.
»Ich hab die Nase sogar noch bei mir. Wollt ihr sie mal sehen?«
Eine Frau, die zwei Kinder auf den Armen hatte, lief zwischen den Parteien hindurch und klagte: »Ich habe meine gesamten Ersparnisse auf dich gesetzt, Jonathan Voltaire! Wie soll ich denn jetzt die Kinder ernähren?! Du herzloser Mistkerl!«
Ein alter Zausel zog scharf Luft durch die Nase, als ihm eine Idee kam, wie er das Image seiner Schule wahren konnte. »Jonathan Voltaire, wir müssen dich leider aus unserer Einrichtung verweisen, weil du nicht genug Liebe aufbringen kannst, um einen Besen zu starten. Dabei weiß doch jeder, dass Leidenschaft dazu gehört, wenn man Zauberer werden möchte. Du kommst hier her, verschwendest unsere Zeit und gibst dir keine Mühe mit deiner Ausbildung. Das geht so nicht.« Der alte Mann blickte in die Runde. Immer mehr Kollegen rochen den Braten und begannen, bestätigend zu nicken, während sie Zustimmungen murmelten.
»Den Hut wollte er auch nicht aufsetzen!«, rief einer dazwischen und prangerte Jonathan mit einem scharfen Fingerzeig an.
»Den Hut wollte er auch nicht aufsetzen!«, wiederholte der zuvor Sprechende und deutete auf seinen Kollegen.
»Genau! Der frisst uns die Erbsen fort, setzt den Hut nicht auf und ist nicht mit derselben Leidenschaft bei der Sache wie wir! Der ist hier völlig falsch. Wollte sich in die Hauptrolle drängeln, die Rampensau. Ein Selbstdarsteller wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat!«
»Jonathan!«, rief die Wieselbraut. »Zwischen uns ist es aus. Du bist immer so kühl und distanziert, dabei braucht eine Frau Halt und Sicherheit. Ich wollte es dir nicht sagen, aber ich liebe den Leberfleck mit Haaren. Unsere Zeit war schön und ich hoffe, dass du eines Tages die Liebe kennenlernst und verstehst, warum es so zu Ende ging.«
»Meinetwegen«, sagte Jonathan und machte kehrt.

*​

Marielle Watson stand am Bahngleis und wartete. Es war nichts Neues, dass Jonathan etwas zu spät kam, da er kleine Verspätungen charmant fand, aber drei Tage waren schon ein wenig ungewöhnlich. Glücklicherweise verließ Marielle das Haus nie ohne einen Snack für den hohlen Zahn, weswegen sie ihm diesen kleinen Rückstand nachsah. Als ein Zug durch die Decke des Bahnhofs brach und auf die Gleise krachte, hob sie die Mundwinkel. Aus dem qualmenden Trümmerhaufen klettere Jonathan Voltaire, der zu ihrer Verwunderung einen Holzstab in der Hand hielt und Richterroben trug.
»Mari«, sagte er völlig außer Puste. »Entschuldige die Verspätung.«
»Ach, das macht doch nichts!«, sagte Marielle. »Allem Anschein nach gab eine leichte Verzögerung im Fahrplan.« Mari blickte auf die Überreste des Zugs und das Loch in der Decke des Bahnhofs. »Offenbar waren die Weichen falsch eingestellt.«
»Ja«, sagte Jonathan. »Wir sind irgendwo falsch abgebogen und dann … Zeugs halt.«
»Zeugs halt?«, fragte Marielle und neigte den Kopf.
»Mhm. Zeugs.«

 

Kommen wir mal wieder zum Jerry Seinfeld meiner Charaktere ... hier ist wieder eine Parodie, in der es um nichts geht. Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass ich das veralberte Original sehr gern mag und hoffe, dass ich die Charaktere gründlich genug verfremdet habe. Viel Spaß damit, mehr soll's nämlich nicht machen - und für tiefer führende Gedankengänge ist das gesamte Ding zu blöd *g*

Wie immer gilt: Die einzelnen Jonathan-Geschichten sind allesamt ohne Vorwissen lesbar. Den Serien-Tag gibt's nur, weil er eine wiederkehrende Figur ist.

1. Der Ring des Grafen
2. Die Schneekugelkrise
3. Gladiatoren! Erscheint in der Arena!
4. Vorsicht, bissig!
5. Im realistischen Mittelalter

 

NWZed

Wow! Was für eine Geschichte!
Ich hab nicht viel zu sagen, nur: ich hab mich grad ganz wunderbar amüsiert. Toll und vielen Dank:)

Liebe Grüße,
Lotterlieschen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey, NWZed

Wow, ich bin ja noch nicht so lange dabei, und deshalb ist es die erste Geschichte von Dir, die ich lese. Ich werde jetzt auf jeden Fall in die anderen mal reinschauen.

Ich muss sagen, den Anfang und das Ende fand ich am stärksten. So von der Szene in der großen Halle an bis zum Auftauchen von Marielle war mir das oftmals zu klamaukig, aber das ist wohl Geschmackssache. Humor ist nicht so meine Stärke. Es waren auf jeden Fall auch viele brillante Stellen dabei.

»Meine Aufgabe war Exposition und die haben wir hinter uns. Mach deinen Kram. Wir sehen uns in … pffff, weiß nicht, sechs Jahren. Vielleicht. Mal sehen. Wahrscheinlich nicht.«

Das zum Beispiel.

»… jeden Moment ein Szenenwechsel kommt und ich auf so einem blöden Ding sitze. Das war so klar.«

Oder das.

»Nichts dergleichen. Bei näherer Betrachtung ist das ein echter Schnitzer in unserem ausgefuchsten System.«

Oder das.

Natürlich packst Du mich total bei meiner Harry-Potter-Leidenschaft. Das erste Buch, was ich alleine gelesen habe, war „Der Stein der Weisen“, und als der erste Film ins Kino kam, habe ich mir Bilder von Daniel Radcliffe aus der Zeitung ausgeschnitten, auf Pappe geklebt und damit gespielt. Heute trage ich Hufflepuff-Uniform in der Uni und höre jeden Morgen „Potterless“, während ich meinen Freundinnen witzige HP-Memes schicke. In meiner Generation eine Reihe von völlig normalen Verhaltensweisen. ;) By the way: In welchem Haus bist Du?

Der beste Augenblick war für mich der, in dem ich gecheckt habe, wer Wieselbraut, der Sommersprossige und der Tätowierte sind. Das war so ein richtiger Aha-Moment, da gingen die Glückshormone mit mir durch. Vielen Dank dafür.

Zwischendurch musste ich mich dann echt zurücknehmen, nicht die ganze Zeit widersprechen zu wollen. In diesem Sinne bin ich vielleicht auch etwas das falsche Publikum, weil ich mir die ganze Zeit dachte, dass dieses und jenes deutlich bessere Angriffsflächen böte und dass dieses und jenes jetzt wohl totaler Quatsch ist. Was mir schwerfiel, war, diese Geschichte tatsächlich als eine komplett andere zu sehen. Schließlich sind viele Dinge halt einfach komplett anders. Und da standen dann das Original sowie viele humoristische Abhandlungen des Motivs, die ich schon gelesen haben, sehr stark im Weg. Deshalb werde ich jetzt auf die Inhalte nicht weiter eingehen, weil ich mich dazu nicht befähigt fühle. Da kann ich einfach nicht objektiv genug draufschauen.

Nur als Beispiel: Im ersten Buch reiht Dumbledore bei seiner Rede ja nur eine Reihe sinnloser Silben aneinander. Was ja auch echt witzig gewesen wäre. Gerade lese ich auf Deinem Profil, dass Du Pratchett liest, und ja, da dachte ich mir schon, dass Du hier Anleihen an die Unsichtbare Universität genommen hast. Und ich habe irgendwie Schwierigkeiten, diese beiden Dinge zusammenzufügen. Vielleicht würde es mir nicht so schwerfallen, wenn ich nicht beide Dinge kennen würde. Deshalb sage ich jetzt bewusst nichts mehr zum Inhalt.

Hat mich aber doch sehr, sehr, sehr amüsiert. Super Sache.

Kleinigkeiten:

»Wir müssen doch wissen in welches Haus du kommst.«

Komma vor „in“.

Aber … das ist bei uns so Brauch, sonst komme ich überhaupt nicht zum fressen, hier.

„Fressen“ groß.

Irgendwann erreiche ich das Bahngleis, es kommt ein Zug und kurz bevor ich einsteige, taucht eine Traube von Spinnern auf, um mich zu irgendwas zu bringen, worauf ich keine Lust habe!

Komma vor „und“.

Sein Vater sagte immer, dass weniger manchmal mehr ist und hatte damit verdammt recht.

Komma vor „und“.

Jonathans blondhaariger Gegenspieler zischte los wie von der Tarantel gestochen und machte irgendwas mit einem Ball.

Ich habe das jetzt tatsächlich im Duden nachgeschlagen und bin vor Schreck vom Besen gefallen. Man darf „blondhaarig“ sagen? Das ist ja komplett doppelt gemoppelt. Finde ich echt nicht schön. Aber gut, darfst Du wohl.

Vielen Dank für diese große Freude am heutigen Abend. Ich höre dann mal weiter „Potterless“.

Nerdige Grüße,
Maria

 

In welchem Haus bist Du?

Ironischerweise auch Hufflepuff.

Und damit danke ich dir für deinen Kommentar, Maria ... Um den Detailkram kümmere ich mich morgen früh, jetzt ist's mir zu spät, um im Dokument nach den Fehlern zu suchen. *g*

Nur eins:

„Fressen“ groß.

Ausnahmsweise nicht - er will ja fressen und nicht zum Fressen.

In diesem Sinne bin ich vielleicht auch etwas das falsche Publikum, weil ich mir die ganze Zeit dachte, dass dieses und jenes deutlich bessere Angriffsflächen böte und dass dieses und jenes jetzt wohl totaler Quatsch ist.

Das ist das Problem an einer Kurzgeschichte mit parodistischem Hintergrund: Man muss sich auf einen erkennbaren Raum konzentrieren und die ganze Angelegenheit möglichst kurz halten. Also habe ich mich auf weithin bekannte Szenen gestützt und das Ganze so weit verfremdet, dass die Vorlage erkennbar, aber überhaupt nicht damit in Verbindung zu bringen ist. Dumbledore ist keine faule Sau mit ekligen Tischmanieren, aber ich fand den Gedanken daran total lustig. Das gehört für mich einfach zu einer Parodie dazu - sonst wären es ja einfach nur Referenzen auf das bessere Vorbild. Ich wollte halt einfach, dass Jonathan wieder einmal in irgendein Thema reinstolpert, in dem er nichts verloren hat.

Angriffsfläche, die schon zu oft durchgekaut sind, wollte ich nicht auch nochmal aufgreifen, weil ich da keinen neuen Twist reinbringen könnte, also hab ich mich dazu entschlossen, dass die Zauberer aus Hogwarts alle total ignorant und drauf versessen sind, ihren Job auf anderer abzuwälzen und sowieso alle total senil sind und Pfleger an ihrer Seite brauchen, weswegen das Quidditch-Spiel überhaupt keinen Sinn ergibt.

Ich fands lustig, die ganze Sache aus dem Blickwinkel eines Außenstehenden zu schreiben, der überhaupt nichts damit zu tun haben will und den trotzdem alle als Hauptfigur sehen wollen, weil Grund halt. Dabei ist es natürlich wichtig, alles insoweit zu verfremden, dass es nicht zur Fanfic wird, also musste ich da schon gehörig die Lore beuteln. Für die Hardcorefans wie dich hab ich ja auch kleine Anspielungen auf die Bücher versteckt - aber am Wichtigsten war es mir, eine unterhaltsame Geschichte zu schreiben, die auch Leute bespaßt, die das Werk nicht kennen.

Darum freue ich mich, dass es scheinbar geklappt hat.

als der erste Film ins Kino kam

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nicht einen der Filme gesehen habe. Verpasse ich da irgendwas?

 

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