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Zahnersatz

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30.03.2003
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Zahnersatz

Am Anfang war der legendäre Zahndurchbruch.
Und Gott sprach: „Es werde Zahn!“ und es war an der Zeit.
Die ersten, tapferen Zähne erkämpften sich den Weg in die langersehnte Freiheit und bildeten eine kleine, prächtige Zahnanlage. Alles war herrlich und unschuldig weiß. Bis eines Tages ein Zahnvakuum in der Zahnanlage für allgemeine Irritation unter den Zähnen sorgte, ein Großteil der Zähne erhoffte sich damals einen schnellstmöglichen Zahnersatz, damit man weiterhin ein zufriedenes Leben führen konnte. Diese Chance nutzte der böse, machthungrige Graf von Zahnkaries und bildete in kürzester Zeit ein gewaltiges Machtbakterium, um brutalst möglichst in der gesamten Zahnanlage zu herrschen und zu regieren. Seine Macht wurde enorm, ja, schien er gar unbesiegbar. Viele Zähne, die sich durch einen Zahnersatz ein noch besseres, schöneres Leben versprochen hatten, waren niedergeschlagen, enttäuscht und mutlos. Die Zahnlosigkeit und Zahnarmut zerrte zusätzlich an den Nerven. Nach einiger Zeit fand sich ein Grüppchen mutiger Zähne, die dem zerstörerischen Herrschen des Grafen von Zahnkaries contra bieten wollten und sie bildeten eine Widerstandsbewegung namens „Weiße Zähne“. „Weiße Zähne“ verbündete sich weltweit mit Zahnärzten in gegenseitiger, rückhaltloser Solidarität, um dem Grafen gemeinsam mit vereinten Kräften, den Gar ein für allemal aus zu machen. Doch so sehr die Zahnärzte auch kämpften und bohrten, der Graf blieb unbesiegbar, und ließ sich auf Teufel komm raus, nicht ausmerzen. Statt dessen wurden die Bohrer so heiß, dass eine niederschmetternde Zahnschmelze das traurige Ergebnis war. Eine schwerwiegende Schlappe für die Zähne, eine Schlappe, mit weitreichenden Folgen: Die Zähne resignierten.
Sie gaben auf, die globale Zahnfäule breitete sich aus. Man gammelte und stank alleine vor sich hin. Die Verwahrlosung griff um sich, die Mundhöhle drohte im Chaos zu ersticken, statt zur Bürste zu greifen verschwand der Großteil im Zahnbett und verfiel dem sogenannten Zahnröschenschlaf. Die Zähne waren des Lebens müde.
Der Graf von Zahnkaries hingegen erfreute sich einer unbändigen, diebischen Energie, nun hatte er doch wirklich alles erreicht, keiner würde ihm mehr sein Amt streitig machen, er war der alleinige Herrscher der gesamten Zahnanlage. Er war ein erfolgreicher Diktator. Seine Untertanen, sein Volk hatten, unbestritten, eine Schweineangst vor ihm.
In Zahnseide gehüllt und mit einer ansehnlichen Krone auf seinem Kopf ritt der Graf jeden Tag durch sein Reich, um den Zähnen immer wieder auf `s neue zu verdeutlichen, dass es schier unmöglich ist, ihn zu stürzen. Zudem war er, im Gegensatz zu seinem Volk, wohlgenährt durch seine täglich frische Ration saftigen Zahnfleisches. Die Zähne hingegen mussten zwangsläufig mit ihren eigenen, nicht sehr nahrhaften Belägen vorlieb nehmen, denn, müde, energielose Untertanen lassen sich einfacher regieren und unterdrücken, dass wusste auch schon der Graf.
Doch plötzlich, eines Tages hörte man laute Rufe nach einem Zahnwechsel in der Zahnanlage.
Sowohl der mächtige Graf, als auch seine devoten Untertanen waren verwirrt. Woher kamen diese Rufe?
Zähneknirschend und wütend brüllte der Graf über soviel Dreistigkeit. Die Zähne hingegen schienen erwacht und wackelten vor Aufregung hin und her, sollten sie doch tatsächlich aus ihrer destruktiven Lethargie herausgerissen werden?! Alles drehte sich im Kreis, man sprach in dieser Zeit von dem „Allgegenwärtigen Zahnradphänomen“.
Dann kam der Tag, an dem sich die Stimme zu erkennen gab, es war Prinzessin von Zahnstein. Sie hüpfte mit einer befreienden Leichtigkeit eines guten Morgens auf einem Zahnbein durch die Zahnanlage am Wurzelkanal entlang, eine güldene Zahnspange im wellenden Haar und ein Lied auf den süßen Lippen. Sie versprach den Zähnen sich um eine „Zahnregulierung“ zu bemühen. In diesem Sinne stattete sie dem Grafen von Zahnkaries einen Besuch ab und ritt mit diesem bösen, grantigen Mann die ehemals blühende Zahnanlage ab.
„Siehst Du, Graf, was du angerichtet hast?!“ fragte die Prinzessin vorwurfsvoll, „Statt blühend weißer Zähne nur noch Ruinen, zerstörte Brücken, Zahnlöcher und Füllungen, soweit das Auge reicht. Das muss sich ändern, Graf! Denn, bedenke, sobald der letzte Zahn gegangen ist, bist Du machtlos: Ohne Untertanen keine Macht!“
Da hat die clevere Prinzessin treffsicher den wunden Punkt, die Schwachstelle, des Grafen eiskalt erwischt. Ein Leben ohne Macht, das täte dem Grafen beim besten Willen nicht gefallen und so gab er der Prinzessin Recht. Er versprach ihr und seinem Volk sich zu ändern und zu bessern. Und um zu beweisen, dass ihm an seinen Versprechungen auch wirklich ernsthaft gelegen war, lud er alle in seinen Palast zum großen legendären Pasta-Essen ein.
Diese Sitte ist nun Tradition geworden:
Fortan waren alle Zähne der gesamten Zahnanlage mindestens zweimal am Tag zum Pasta-Essen im Palast des Grafen geladen, und wenn sie nicht gezogen wurden, sind sie auch heute noch gern gesehene Gäste.

Und die Moral von der Geschichte: Guter Zahn ist teuer!

 

Hi Tanja,

mir gefiel die Geschichte bis zu dem Punkt, als
Der Name "Graf von Zahnkaries" eingebracht wurde.

Vielleicht hätte es der Geschichte besser getan,
wenn es sich nicht offensichtlich um das Gebiss gehandelt haette, eine ganz normale Schlacht und
erst am Ende wird aufgeloest dass es sich um nichts
anderes als um Zähne drehte.

Allerdings würde das eine völlig andere Geschichte
daraus machen und kein Märchen mehr. ;)

 

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