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Zähne kitzeln

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21.05.2003
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Zähne kitzeln

Zähne kitzeln

Putzi versteckte sich in der hintersten Ecke des Regals, obwohl es dort dreckig war und die Staubflocken miteinander tanzten. Auf keinen Fall wollte die orangefarbene Kinderzahnbürste verkauft werden. Sie schnappte sich eine Packung Taschentücher und stellte sie als Schutzschild vor sich hin. Dennoch tastete sich eine Hand an Putzi heran, kramte und fühlte und räumte eine Zahnbürste nach der anderen beiseite, bis nur noch die Taschentücher vor ihr standen. „Da ist noch eine orangefarbene, warte mal!“, hörte Putzi eine Kinderstimme sagen und kurz darauf wurde sie entblößt.
„Mist“, murmelte Putzi und zitterte ein wenig. Obwohl sie eine Zahnbürste war, die nur für´s Zähneputzen hergestellt worden war, hatte sie doch mächtig Angst davor. Seit dem ersten Tag in der Drogerie hatte sie sich Gedanken gemacht, ob sie wohl eine gute Zahnbürste sein würde? Vielleicht war sie ja viel schlechter, als alle anderen Bürsten und würde gar nicht zu gebrauchen sein. Vielleicht waren ihre Borsten zu kurz und zu weich oder eher zu hart und zu lang? Putzi hatte beschlossen, lieber in ihrer Plastikverpackung im Regal zu bleiben, als zu einem Kind nach Hause zu gehen. So konnte sie wenigstens keine Fehler machen.
Nun aber, da sie entdeckt und eingepackt worden war, konnte sie nicht mehr fliehen. Ängstlich folgte sie dem Kind nach Hause. Obwohl das Mädchen, das sie gekauft hatte, nett aussah, wünschte sich Putzi, noch im Geschäft zu sein. Mit einem unguten Gefühl blickte Putzi ihrem ersten Zähneputzen entgegen, und als es schließlich so weit war, zitterte sie von Kopf bis Fuß. Das Mädchen grinste, als es seine Zahnbürste sah und bestrich sie mit blau roter Paste.
Dann begann das Mädchen seine Zähne zu putzen. Putzi schaute ängstlich, zitterte heftiger als je zuvor, schlotterte sogar und hoffte, dass sie es schaffen würde. Vielleicht würden die Zähne wenigsten ein kleines bisschen sauber werden. Putzi kniff die Augen zusammen und schrubbte zitternd und ängstlich drauf los. Doch plötzlich passierte das Unfassbare: die Zähne begannen zu kichern. Nein, sie kicherten nicht nur, es war eher ein Lachen, oder noch mehr als das. „Was..was…was ist denn los?“, stotterte Putzi.
„Du kitzelst uns mit deinem Gezitter! Das ist ja witzig.“
Und die Zähne lachten noch mehr. Putzi beobachtete sie einen Moment, dann begann sie ebenfalls erleichtert zu lachen. Wahrscheinlich war sie gar nicht so schlecht wie sie dachte. Den Zähnen schien ihre Arbeit jedenfalls gut zu gefallen und auch Putzi hatte Spaß. So bemühte sie sich noch mehr zu zittern.
Eine ganze Weile ging es so weiter, bis das Mädchen seine Zahnbürste wieder in den Becher stellte. Sie schaute sich im Spiegel an und betrachtete ihre Zähne.
„Bohhhh!“, rief sie und konnte es kaum glauben, „So sauber waren meine Zähne ja noch nie!“ Putzi strahlte vor Freude, denn sie konnte nicht fassen, dass sie eine so überragende Zahnbürste war. Völlig unnötig hatte sie sich all diese Sorgen gemacht. Es machte ihr Spaß, Zähne blank zu putzen, aber das Gefühl, eine schwierige Aufgabe bewältigt zu haben, war noch tausendmal schöner als das.

 

Hallo sumsebiene,
eine sehr nette Geschichte – vor allem eine ganz neue Perspektive. Das ‚leidige’ Zähneputzen aus den Augen einer Zahnbürste zu betrachten, finde ich toll. Ich befürchte (hoffe), dass du damit den Umsatz so mancher Drogerie steigern wirst. Zumindest meine Enkel wollen natürlich jetzt eine orangefarbene Putzi, um ihre Zähne kichern zu hören. :shy:

Lieben Gruß aus Hamburg

Jadro

 

Hallo sumsebiene!

Ich kann mich dem Lob nur anschließen, eine süße Geschichte mit happy end.
Flott und sicher geschrieben, kindgerecht und einfach nur nett. :)
Hat mir wirklich gut gefallen...

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Sumsebiene,

ich kann mich Jadro und Maus in ihrer positiven Kritik nur anschließen. Besonders schön fand ich die Idee, das Zähneputzen mal aus der Sicht der Zahnbürste zu betrachten. Vielleicht sollte ich meine Zahnbürste heute abend mal loben?!

Liebe Grüße

Andrea

 

Hi sumsebiene,

auch mir gefiel die Idee sehr, das leidige Thema "Zähneputzen" einmal aus der Sicht einer Zahnbürste zu beschreiben! Ich musste schmunzeln.

Was ich auch richtig toll finde, ist die Tatsache, dass die Zahnbürste sehr viel Angst vor dem Unbekannten (Zähneputzen) hat, ohne überhaupt zu wissen, was da auf sie zukommt. Dieses Gefühl kennen manche Kinder sicherlich: "Da gehe ich nicht hin - das wird bestimmt ganz doof!" Und wenn sie dann "dort" sind, ist alles ganz anders und vielleicht sogar richtig schön!

Oder das Gefühl, irgendeine Aufgabe ganz sicher nicht bewältigen zu können und deshalb gar nicht erst einen Versuch zu unternehmen. Da schreibst Du sehr schön, was für ein tolles Gefühl es für Putzi war, als sie voller Stolz auf ihre vollbrachte Arbeit zurückblicken konnte.

Was mir nicht gefallen hat, ist der Name der Zahnbürste - "Putzi" erscheint mir irgendwie so gewollt niedlich - allerdings ist das vielleicht wirklich Geschmackssache.

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo!
Schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat. Mit dem Namen "Putzi" bin ich übrigens auch nicht ganz glücklich. Ursprünglich hatte die Zahnbürste auch den Namen Berti. Ich weiß gar nicht mehr, warum ich ihn geändert habe. Vielleicht hieß die Zahnbürste meines Sohnes mal zeitweise so. Keine Ahnung. Ich sollte mir wirklich etwas einfallen lassen. Vielen Dank nochmal.

Grüsse
sabine

 

Hallo sumsebiene!
Die Geschichte ist süß und Kindergerecht.
Der Name "Putzi" passt richtig zu dieser Geschichte.

Liebe Grüße
Anaid

 

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