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Zähne für Gorbatschow.

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18.09.2016
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Zähne für Gorbatschow.

Ende der 80er Jahre hinkt die Zahnmedizin ( Stomatologie ) in Russland weit hinter dem Standard des Westens her. Die Versorgung allgemein sowie die Materialien sind von geringer Qualität. Statt Porzellan, Kunststoff oder Gold, wird Stahl verwendet. Die Reichen im Land gehen im Ausland zum Zahnarzt. Möglichst früh, denn gesunde Zähne brauchen Pflege, werden gelb, riechen schlecht und schmerzen.
Die Duma genehmigt deshalb auf Anraten von Michail Gorbatschow ein Programm zur Verbesserung der Zahnmedizin im Land. Dieser Vorschlag wird angenommen. Für mich der Beginn einer aufregenden Geschichte.
In Berlin findet ein Kongress für Zahnmedizin statt. Ich nehme Kontakt mit der russischen Delegation auf, dessen Leiter Professor V B ist. Nach einem kurzen Fachgespräch wird der Wunsch laut, ein Warenhaus zu besuchen. Kein Problem in Berlin. Ich entscheide mich für das KDW mit den teuersten Rolltreppen Berlins. Es ist sicher interessanter als das Gum in Moskau. Jede Etage wird begutachtet und Wünsche angemeldet. Hier ein Bikini, dort Unterwäsche, T-Shirts und, und, und. Ich investiere mit Risiko. In der Schlemmerabteilung angekommen, wird das Ergebnis begossen, mit Wodka natürlich. Jetzt schickt der Chef seine beiden Kollegen zurück zum Kongress. „ I want to go to the second floor, Gerchart“ Er möchte für seine Frau einen Pullover und diese Uhr dort drüben kaufen. Weitere Investitionen kommen auf mich zu.
Nach Monaten bekommen wir den Auftrag für den Bau einer Firma mit Produktion und Vertrieb von Zahnmedizinischen Produkten nach US- Qualitätsnorm. Über diesen Erfolg freue ich mich natürlich, bin aber in der Zwischenzeit in Rente gegangen. Die Mühlen im Gesundheitsministerium in Moskau mahlen langsam. Ich bin derzeit als Hilfe in der heimischen Küche tätig, aber das liegt mir nicht. Man (Frau) findet meine Organisationsvorschläge für überflüssig. Ich verliere immer mehr an Einfluss.
Da kommt eine Anfrage meiner EX-Firme gerade zur rechten Zeit. „Können Sie das Projekt Moskau übernehmen?“ Ich kann.
Jetzt sitze ich in einer überfüllten Illjuschin von Moskau nach Charkow. Hühner, Hunde und Katzen sind mit in der Kabine. Ein amerikanischer Kollege ist mit von Partie. Das Empfangskomitee am Flugplatz erwartet uns mit einer SIS- Limousine. Da sind Vallery der Zahnarzt und KGB Mitarbeiter, der Chef einer Zahnfabrik und sein Fahrer. Wir besichtigen eine Fabrik, sie ist alt und sehr runtergekommen. Mitarbeiter stehen am Tor mit Transparenten. „WE WANT JOINT VENTURE“ Die Besichtigung ist schnell erledigt, die anschließende Besprechung aber zieht sich. Wodka wird nachgeschoben. Geprostet wird im Stehen wenn es um Frauen oder die Regierung geht, alle anderen Themen werden im Sitzen erledigt. Wir verpassen den Rückflug und müssen die 800 km mit dem Auto durch die Tundra nach Moskau. Nachts. Die Rollbahn hat nur einen zwei Meter breiten Teerstreifen. Rechts und links ist Schotter zum Ausweichen. Vallery ist besoffen, aber er fährt gut. Hat wohl viel Erfahrung. Er schläft ein und übersieht die entgegenkommenden Lichter. Ich greife ins Lenkrad und wir landen im Birkenwald. Die Fahrt ist vom KGB inszeniert. Vallery soll unsere Eindrücke und Pläne erkunden. Im Ministerium in Moskau wird später verhandelt, gefeilscht und unterschrieben. Wir bauen eine Fabrik in der „Moscow Region“ mit Fertigung und landesweitem Vertrieb. Eine alte Militärkaserne ohne Heizung wird uns zugewiesen. Der Umzug der Maschinen von Charkow nach Moskau dauert zehn Monate. Allein neun Monate steht der Transport auf einem Parkplatz vor der Stadt. Aus der UdssR ist inzwischen Russland geworden. Die Geräte kommen jetzt vom Ausland und sind zollpflichtig. Wir haben genügend Zeit die Kaserne herzurichten, besonders im Hinblick auf Hygiene, die hier unbekannt ist. Nach zwei Jahren kommen die ersten Produkte auf den Markt. Knowhow, Lizenzen und Rohmaterialien stammen aus Amerika. Dafür bekommen wir großes Lob vom Ministerium in Moskau. Sogar Gorbi besucht unsere Firma und stellt uns im Fernsehen vor als Beispiel für gute Zusammenarbeit.
Ein Jahr später verkaufen wir unsere Anteile vom Joint Venture an Professor V.B. „ Möchten Sie den Dollar-Betrag in London oder Wien in Empfang nehmen?“ fragt er. Fremd-Währungen im Ausland waren damals eher unüblich und nicht ganz sauber.
Dann ruft Vallery an:“ Ich benötige dringend ein Visum nach Deutschland für mich und meine Familie“. Ende. Aufgelegt …. Mit der nächsten Maschine fliege ich nach Moskau und treffe einen „Geschäftsmann“ im Hotel. Mit von der Partie sind drei Bodyguards mit auffällig dicken Taschen. Der Klügere gibt nach, denke ich, man weiß ja nie, was dort drinnen steckt. Wir machen einen Vertrag per Handschlag, wie unter “ Gentlemen“ üblich und erhalten dafür Schutz und Sicherheit für teure US-Dollar . Funktioniert aber bestens. Bei uns macht das die Wach und Schließgesellschaft.
Später hat mir Vallery den KGB gebeichtet. Wir sind aber trotzdem Freunde geworden. Leider habe ich lange nichts von ihm gehört, vermutlich schwebt er auf der Wodka-Wolke. Pavel.

 

Hallo Pavel!
Bis auf ein paar Tippfehler, die noch im Text sind, hat mir deine Geschichte gut gefallen. Das klingt alles sehr authentisch und so, als ob du wirklich etwas zu erzählen hättest bzw. noch eine Menge erzählen könntest.
Zur Geschichte an sich: Also v.a. das Authentische macht viel aus, ich hatte wirklich von Zeile 1 das Gefühl, da sitzt jemand mit viel Lebenserfahrung vor mir und erzählt mir jetzt eine irre KGB-Geschichte. Das hat mir gut gefallen, allerdings hättest du deine Geschichte auch ruhig noch etwas ausbauen können und etwas mehr "Spannunsbogen" reinbringen können - also ich hätte das auch in fünffacher Länge gelesen. Hab so das Gefühl, dass das deine ersten Schreibversuche sind, und du dich gerade erst am Einfinden bist, ich glaube, noch 2, 3 Geschichten, dann hast du schon viel mehr in deinen eigenen "Stil" oder Ton gefunden. Falls du nicht ohnehin schon viel gelesen hast/viel liest, würde ich dir noch empfehlen, mal bei Geschichten oder Bücher, die du magst, darauf zu achten, wie die Autoren es da mit spannendem Erzählen, Spannungsaufbau und Figurenzeichnung machen. Da lernt man am meisten. Bin auf jeden Fall gespannt, was noch von dir kommen wird, und ich hoffe, du bleibst am Ball!

Viele Grüße
zigga

 

Hi pavel,

fand es auch unterhaltsam. Du pflegst da einen schwarzen, aber nicht allzu schweren Humor – genau so, wie man sich Russland als kaumreisender Nichtrusse eben vorstellt.

Deine Abkürzungen könnten eine Politur vertragen.

Offiziell heißt der Laden KaDeWe und wird auch so geschrieben. War die Änderung beabsichtigt?

Professor V B
Weiter unten mit Punkten abgekürzt, aber wenn das V für einen Adelstitel steht, würde ich Professor v. B. schreiben.

UdSSR

Formatierungsmäßig geht da auch noch mehr. Sind viele unnötige Leerzeichen und sowas drin, bzw. die Dialoge könnten noch "klassischer" formatiert werden. GoMusic würde hier wohl woertlicherede.de empfehlen, aber diesmal bin ich schneller. ;)

Grüße
imperfektionist

 
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Hallo Zigga
Deine Kritik hat mir gut getan. Ich werde weitermachen. Vielleicht meine Erfahrung in Indien schildern mit der Taliban Begegnung.
Der Job in Moskau ist authentisch. Es waren zwei harte Jahre. Jeden Montag nach Moskau und am Freitag wieder nach Frankfurt. Ich war immer froh einen Meter Luft Zwischen der Piste und dem Flieger zu haben in Richtung Heimat. Die Probleme am Zoll in Moskau habe ich mit Nylons gelöst. Die Zöllner haben den Koffer geöffnet und ich war durch. Eine grosse Hilfe waren auch die nicht registierten Dollar, sie haben fast jede Tür geöffnet. Ich bedanke mich für Deine Mühe.
Pavel


Hallo Maria.
Nicht sehr motivierent für mich. Du hast sicher Recht. Mein Schreibstil ist geprägt von einem Seminar mit dem Titel " nuggetising". Gemeint ist das Nugget oder Goldklumpen. Das Ziel ist kurz und bündig weltweit zu kommunizieren innerhalb eines Konzerns. Mir ist das zur Gewohnheit geworden. Es funktioniert auch mit der deutschen Sprache. Sorry Pavel

 

Hallo pavel

du schreibst hier einen kleinen Text auf zwei Seiten, der ein ganzer Roman sein könnte, ja müsste. Könnte sogar was Gutes werden. Du könntest von dieser Periode berichten, als im Osten alles anders wurde und dennoch die alten Strukturen noch vorhanden waren. Darüber zu lesen, mit dem Plot, den du in dieser Geschichte andeutest, das wäre unendlich spannend. Warum machst du das nicht? Das hier ist zu wenig, mach aus den zwei Seiten zweihundert, okay?

Paar Textstellen:

die Zahnmedizin ( Stomatologie )
das stomatologie braucht es nicht, klingt nach: ich erzähl euch jetzt dass ich das Fremdwort kenne

Ich entscheide mich für das KDW mit den teuersten Rolltreppen Berlins. Es ist sicher interessanter als das Gum in Moskau.
das müsstest du erklären und bildlich vergleichen...

[QUOTE(Frau) findet meine Organisationsvorschläge für überflüssig. ][/QUOTE]auch hier: genauer, was findet sie überflüssig

[EX-Firme gerade zur rechten Zeit/QUOTE]was für Ex-Firmen?

Geprostet wird im Stehen wenn es um Frauen oder die Regierung geht, alle anderen Themen werden im Sitzen erledigt.
klasse Beobachtung, die ich bestätigen kann :)

Wir haben genügend Zeit die Kaserne herzurichten, besonders im Hinblick auf Hygiene, die hier unbekannt ist.
na ja, ist das wirklich so gewesen?

Hoffe du kannst was mit anfangen:schiel:

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Moderator.
Vielen Dank für die Kitik und Deinen Tip zur Erweiterung der Gorbi Story. Ich habe auch schon daran gedacht. Stoff gäbes es genug. Aber mit meinen 83 bekomme ich mehr und mehr Schwierigkeiten.Das Hirn kommt mit den Regeln der Rechtschreibung nicht mehr klar.Ich müsste Hilfe in Anspruch nehmen. Zur Zeit arbeite ich an weiteren kurzen Erlebnissen: 1. Am Ende der Kultur-Revolution in China habe ich an der Uni Peking auf Einladung der Botschaft Seminare abgehalten. Es war Chaos im Land aber anders als in Russland.2. Im Sreit zwischen Israel und den Arabern habe ich mitten drin gesteckt. 3. Meine Begegnung mit dem Taliban in Indien/Pakistan ist auch interessant. Dein Rat wäre wertvoll für mich.
Gruß Pavel

 
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Hallo pavel

was du da beschreibst, bzw selbst erlebt hast, schreit nach längeren Geschichten. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Autoren, die hier unterwegs sind, mit dir zusammen da was draus machen könnten, wenn du von dir sagst, du bekommst das alleine nicht hin.

Vielleicht magst du das anbieten, Wir haben hier auch ein Subforum, geschlossenen Arbeitsgruppen, da könnten auch Autoren zusammen an einem Projekt arbeiten; vielleicht ist das was für dich?

Du musst viele interessante Erlebnisse gehabt haben, ein reiches Leben, das ist ein echter Schatz.
Alle von dir angedeuteten Szenerien finde ich wirklich reizvoll.

viele Grüße und einen guten Start ins Wochenende
Isegrims

P.S. und ich finde es angesichts deines Alters super, dass du Lust darauf hast, was daraus zu machen. :thumbsup:

 

Hallo Isegrims
Ich hatte gestern Kontakt mit Bjoern Klaras. Jetzt versuche ich vergeblich diesen wieder aufzunehmen, Kannst du mir helfen? Danke Pavel

 

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