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Yammy

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28.11.2018
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Anmerkungen zum Text

Ursprünglich als Challenge-Geschichte gedacht, ist sie jetzt auch endlich fertig.

Yammy

Ein Bett ist kein Ort für Träume, wenn es keinen Ausweg daraus gibt. Jeder leidet früher oder später unter Schlaflosigkeit, die meisten haben Rücken- oder Atemprobleme, taube Glieder, das sind nur die häufigsten Beschwerden. Aber Erin beklagte sich nie über seine Situation, schien die Gelassenheit eines Gautama zu besitzen. Ich hatte den Eindruck, als stände er über diesen Dingen, das machte es mir leichter. Vielleicht habe ich deswegen so viel Zeit mit ihm verbracht.
"Können wir noch ein Spiel spielen, bevor ich schlafen muss, Anna?"
"Schwester Anna."
"Schwester Anna!"
Ich sah auf die Uhr, spielte die Skeptische. "Na, schön. Wir haben gerade noch genug Zeit."
Eigentlich sollte er schon schlafen, aber wer wäre ich gewesen, ihm einen so einfachen Wunsch auszuschlagen?
"Werfen wir doch mal einen Blick in die Spielekiste." Ich zog mit einer Hand meine Kitteltasche weit auf und sah demonstrativ hinein, kniff die Augen zusammen.
"Mal sehen, was haben wir denn da heute?" Ich war nicht gut darin, die Aufmerksamkeit von Kindern zu bekommen und bin es auch heute nicht. Dieser Trick war alles, was ich hatte. Sie beugten sich dann vor, um zu sehen, ob ich wirklich etwas versteckte.
Erin fiel beinahe kopfüber vom Bett und musste sich abstützen. Gerade, als er in meine Tasche sehen konnte, zog ich sie wieder zu. Ich war froh, dass ich ihn so weit hatte.
"Gut", sagte ich. "Hast du schon mal 'Ich packe meinen Koffer' gespielt?" Er legte den Finger an das Kinn.
"Das haben wir in der Schule gespielt. Find' ich blöd." Ich versuchte weiterzulächeln, hoffte, er würde mir meine Unsicherheit nicht ansehen. Kinder merken so etwas. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen.
"Wir spielen es anders."
"Was meinst du?"
"Wir werden deinen Koffer packen. Für deine große Reise." Ja, ich hatte ihm erzählt, dass er auf eine große Reise gehen würde. Das war feige von mir, aber ich hatte es damals nicht besser gewusst.
"Du darfst dir aussuchen, was du willst. Und du musst die anderen Sachen nicht wiederholen, ich werde sie mir merken." Er machte noch immer ein langes Gesicht, aber ich wusste nicht, wie ich es ihm noch angenehmer hätte machen können.
"Soll ich anfangen?", fragte ich.
Er zögerte, nickte. Ich überlegte einen Moment, womit ich ihn begeistern könnte.
"Yammy," sagte er dann.
"Deinen Pinguin?" Er hielt seinen Plüschpinguin vor sich hoch und ließ ihn tanzen.
"Er würde doch auch so mitkommen, oder? Das ist ein guter Anfang, jetzt packe ich etwas in deinen Koffer."
"Und was?"
"Dein Tagebuch."
"Mein Tagebuch?" Er richtete die Frage an seinen Pinguin.
"Es hat bestimmt noch viele leere Seiten. Vielleicht kannst du schreiben, was Yammy alles erleben wird."
Er sagte nichts, sah nach unten. Mein Vorschlag gefiel ihm nicht. Hatte ich wirklich gedacht, Schreibaufgaben würden ihm zusagen? Ich musste ihn auf eine Idee bringen, die ihm gefiel.
"Gibt es etwas, das du schon immer mal tun wolltest?" Noch während ich das sagte, hatte ich die Idee. Ich musste ihn nur in die richtige Richtung lenken.
"Gibt es einen Ort, den du gerne besuchen möchtest?" Erin legte die Stirn in Falten. Er hatte es fast. "Oder vielleicht brauchst du etwas, um an einen ganz bestimmten Ort zu kommen?"
"Eine Goldene Karte!", er klatschte in die Hände und ich musste lachen. Er meinte eine Eintrittskarte für eine Art Spielhalle, in der er schon mehrfach gewesen sein muss. Eine Goldene reicht für die ganze Saison.
Wie immer konnte er gar nicht mehr mit den Phantastereien aufhören, wenn er von diesem Ort redete. Seine Augen wurden dann rund und leuchteten mit einer Kraft, die nur Kinderaugen haben. In diesen Momenten war er dort, in dieser Spielhalle.
"Da gehe ich gleich als erstes hin!", sagte er und ich musste ihm ein Zeichen geben, damit er leiser wurde. "Ich würde dich gerne mitnehmen, Anna. Aber du musst hierbleiben, oder?"
Schwester Anna. Ich sah ihn einen Moment an, strich ihm über die Kopfhaut. Er wehrte sich immer dagegen, aber nur ein wenig.
"Ja, Erin. Ich muss hierbleiben."
Ich habe diese Halle gesucht, mit ihren Spielautomaten und Hüpfburgen, aber ich konnte sie nicht finden und habe schließlich aufgegeben. Vielleicht gibt es sie nicht. Für mich wird sie immer der märchenhafte Ort bleiben, der sich hinter diesen schlaflosen Kinderaugen verbirgt.

 

Hallo @Putrid Palace,

Ein Bett ist kein Ort für Träume, wenn es keinen Ausweg daraus gibt. Jeder leidet früher oder später unter Schlaflosigkeit, die meisten haben Rückenschmerzen oder Atemnot, taube Glieder, das sind nur die häufigsten Beschwerden. Aber dieser Junge beklagte sich nie über seine Situation, er schien die Gelassenheit eines Gautama zu besitzen. Es erweckte den Eindruck, als stünde er über diesen Dingen, das machte es mir leichter. Vielleicht habe ich deswegen soviel Zeit mit ihm verbracht.

Der Einstieg zu deiner Geschichte gefällt mir - allerdings nur bis zu Aber dieser Junge ... Hier, an dieser Stelle, da weiß ich noch nicht, dass es die Schwester Anna ist, die da erzählt, und so sehe ich stattdessen den Autor vor mir, wie er bucklig vor seinem Kuriosiätenkabinett steht, sich geheimniskrämerisch die Hände reibt und den Vorbeikommenden tretet ein, liebe Leser, dieser Junge hier, der ist anders zuflüstert ... So wirkt das irgendwie, auf mich zumindest. Dieser Eindruck ließe sich aber ganz einfach geradebiegen: Nenne ihn hier schon beim Namen. Oder: Mach mir vorher deutlich, wer da erzählt. Wenn du es so lässt, wie es ist - du wirst dir ja etwas dabei gedacht haben - könntest du aber vielleicht das hier noch überdenken: Es erweckte den Eindruck, als stünde er über diesen Dingen, das machte es mir leichter. Dieser Junge steht über diesen (welchen?) Dingen. Das hat mir nicht gefallen.

Ich war nicht gut darin, die Aufmerksamkeit von Kindern zu bekommen und bin es auch heute nicht.

Die Aufmerksamkeit bekommen ist keine schöne Formulierung in meinen Augen, vielleicht eher erlangen? Auf mich zu ziehen?

Gerade, als er hätte in meine Tasche sehen können, zog ich sie wieder zu.

Das fühlt sich irgendwie verknotet an. Ich glaube, richtig wäre: "Gerade, als er in meine Tasche hätte sehen können" oder "Gerade, als er in meine Tasche sehen gekonnt hätte". Das klingt aber auch nicht ganz unknotig, merke ich gerade.

Find' ich blöd.

Das Apostroph braucht es nicht.

"Wir werden deinen Koffer packen. Für deine große Reise."

Grausig. Also inhaltlich, wenn ich das richtig verstehe. Aber sie sieht es ja selbst ein.

"Mein Tagebuch?" Er richtete die Frage an seinen Pinguin.
"Es hat bestimmt noch viele leere Seiten.

Warum ist die denn nur so grausig :confused:

"Eine Goldene Karte!", er klatschte in die Hände und ich musste lachen. Er meinte eine Eintrittskarte für eine Art Spielhalle, in der er schon mehrfach gewesen sein muss. Eine Goldene reicht für die ganze Saison.

1. Hätte ich hier geschrieben: "Eine goldene Karte!" Er klatschte ...
2. für eine Art Spielhalle? Das klingt so, als wüsste der Autor selbst nicht genau, was er meint. Hier täte es gut, ein bisschen mehr Infos zu bekommen, hatte Erin schon öfter von dieser Halle erzählt, davon, was es dort alles zu entdecken gab? Später erwähnst du dann ja die Spielautomaten und Hüpfburgen, ich hätte aber gerne hier schon ein deutlicheres Bild gehabt, im besten Falle ein von Erin gezeichnetes. Ich hätte hier gerne selbst etwas von dem Zauber gespürt, den er mit diesem Ort verknüpft, es ist ja quasi sein Himmelsreich in diesem Kontext.
3. müsste es glaub ich ... gewesen sein musste heißen.
4. Eine goldene, weil es sich ja auf die Eintrittskarte bezieht.

Und dann kommt das Ende:

Ich habe diese Halle gesucht, mit ihren Spielautomaten und Hüpfburgen, aber ich konnte sie nicht finden und habe schließlich aufgegeben. Vielleicht gibt es sie nicht. Für mich wird sie immer der märchenhafte Ort bleiben, der sich hinter diesen schlaflosen Kinderaugen verbirgt.

Und lässt mich ein wenig ... unbefriedigt zurück. Ich frage mich, wie das vonstattenging. Machte sich die Schwester Anna auf, irrte durch die Stadt und suchte nach der Spielhalle? Und was passiert mit Erin - stirbt er? Das wird ja zumindest angedeutet. Was macht das mit Anna? Früher im Text erwähnst du, dass sie damals zu feige war, dass sie es selbst nicht besser wusste. Offenbar hat sie in der Zwischenzeit eine Entwicklung durchgemacht, nur lässt du mich nicht teilhaben an dieser Entwicklung.

Ich finde, die Geschichte birgt ein großes Potential. Damit sich das entfalten kann und mich das Schicksal des Jungen bzw. auch das Schicksal von Anne berührt, müsstest du für meine Begriffe aber noch tiefer eintauchen, mir Erin näherbringen, mir Anna näherbringen.

Trotzdem habe ich sie gerne gelesen, weil du so einen sanften Ton anschlägst und Atmosphäre transportierst. Danke dafür.

Liebe Grüße,
Akka

 
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"Mein Tagebuch?" Er richtete die Frage an seinen Pinguin.
Jessas, wie alt ist denn das arme Kerlchen? Sechs, sieben? Oh Mann …

Jou, das ist so einer dieser Texte, mit dem du selbst den übelsten Dreckskerl aus der Fassung bringen kannst, Putrid Palace. Ich weiß echt nicht, wie alt ich noch werden muss, damit mir der Gedanke an sterbende Kinder keinen Pfahl mehr ins Herz rammt.
So gesehen hast du gewissermaßen auf eine sichere Bank gesetzt, wenn ich das mal so sagen darf, und weil die Geschichte kurz genug ist, läufst du auch nicht Gefahr, damit so eine von Art Leidenspornografie zu betreiben. Du belässt es dabei, die Hilflosigkeit der Schwester Anna darzustellen, nicht mehr und nicht weniger, ihre Hilflosigkeit angesichts des Elends in dieser so wunderbaren und so grausamen Welt.

Tja, ich weiß nicht, was ich da groß kritisieren sollte. Einzig die drei letzten Zeilen wollen mir nicht so recht gefallen:

Ich habe diese Halle gesucht, mit ihren Spielautomaten und Hüpfburgen, aber ich konnte sie nicht finden und habe schließlich aufgegeben. Vielleicht gibt es sie nicht. Für mich wird sie immer der märchenhafte Ort bleiben, der sich hinter diesen schlaflosen Kinderaugen verbirgt.
Die nehmen für mein Gefühl ein bisschen den Ernst aus dem Drama, weil ich mir nicht recht vorzustellen vermag, wie sich die Krankenschwester tatsächlich auf die Suche nach einem imaginären Ort macht.

Damit hättest du doch einen wunderbaren Schlusssatz:

"Ja, Erin. Ich muss hierbleiben."

Mich hast du mit der Geschichte voll erwischt. (Obwohl meine Söhne längst erwachsen sind.)
Aber in Zeiten wie diesen darf man ruhig einmal ein bisschen emotional dünnhäutig sein, oder?

Schöner Text, Putrid, schön traurig.

offshore

 

Hej @Putrid Palace ,

vorweg: Der Titel war es nicht, der mich zum Lesen deiner Geschichte verführte. Die Assoziationen dafür waren keinesfalls darauf ausgerichtet, den Text über ein sterbendes Kind zu lesen. Dass ich es doch tat, hatte mit dir zu tun, als Autor und Kommentator.

Wie dem auch sei, die kleine Szene im nächtlichen Krankenzimmer des todkranken Erin liest sich weniger rührig, als es sein könnte. Das liegt für mein Empfinden daran, dass ich die Schwester Anna nicht als solche wahrnehme. Das klingt jetzt recht ... esoterisch, was ich meine ist, Anna macht auf mich nicht den Eindruck einer patenten und aufgeklärten Schwester, du lässt sie ja auch bewusst an einigen Stellen unsicher wirken. Und so kann ich auch ihr Mitgefühl nur lesen, nicht nachempfinden. Gut für mich. Zum anderen ist der Verlauf der Szene eher praktisch ausgerichtet, will sagen, es geht darum, den Jungen auf die Reise zu schicken und ich nahm an, Anna wolle ihn auf spielerische Weise auf sein Sterben vorbereiten (geht das überhaupt ?:confused:), aber mir kommt es so vor, als wolle sie ihn lediglich ablenken und für etwas, irgendetwas begeistern. Wenn ich also den Text nicht so lesen kann, wie er gedacht ist, dann liegt das wohl an meiner Erwartungshaltung.:shy:

Spielhalle hat mich im übrigen auch etwas aus meiner Leidensspur geworfen, denn ich denke dann an erwachsene Männer, die in diesen Läden verschwinden, deren Fensterscheiben dicht verklebt sind. Was mich bewegt hat, war der langsame Aufbau hin zur Krebserkrankung, so dass ich den Begriff Onkologischen nicht benötigt habe, zumal du ganz elegant den Hinweis gegeben hast, während Anna über seine Kopfhaut streichelte. :herz:

Du hast mir gezeigt, wie scheinbar leicht und fast buddhistisch dieses Kind sein Leben annimmt, nicht in die Zukunft sehen will, sich erst verweigert, sondern im Hier und Jetzt lebt und hoffentlich auch auf kleine Art und Weise schätzen kann. Das alleine ist schon die Geschichte wert.

Ein Leseeindruck und lieber Gruß,

Kanji

 
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Hallo @Akka !


allerdings nur bis zu Aber dieser Junge
Ich verstehe Deinen Standpunkt. An solchen Dinge erkenne ich, wie wenig ich meine Geschichte doch selbst kenne. Mir fällt es noch schwer, meine Texte "von außen" zu betrachten, zu reflektieren, wie bestimmte Dinge auf den Leser wirken. Aber gerade deshalb suche ich mir hier ja Hilfe.
Das hier von Dir Angesprochene, ist beispielsweise ein solcher Sachverhalt. Danke auch für die Lösungsvorschläge, ich werde sehen, wie ich das am besten biege.
Die Aufmerksamkeit bekommen ist keine schöne Formulierung in meinen Augen, vielleicht eher erlangen? Auf mich zu ziehen?
Ja, stimmt schon. Ich wollte hier lakonsich bleiben, ein "auf mich ziehen" war mir zu lang, ein "erlangen" klingt gestelzt finde ich. Vielleicht finde ich etwas, das besser passt.
"Gerade, als er in meine Tasche sehen gekonnt hätte"
Also das ist auf jeden Fall nicht richtig :lol:
"Gerade, als er in meine Tasche hätte sehen können" Ein 3-teiliges Prädikat an einem Stück zu schreiben, fühlt sich für mich immer sehr verknotet an, das sieht sicher jeder anders. Vielleicht kann ich auch hier eine andere Formulierung finden.
Warum ist die denn nur so grausig
Ja kommt das wirklich so rüber? Das hätte ich nicht gedacht. Es soll natürlich genau den gegenteiligen Effekt haben. Zugegeben, das ist eine der Textpassagen, die von mir nicht die Aufmerksamkeit bekommen erlangt haben, die sie nötig gehabt hätten. Ich werde wohl noch mehr Geschick da hineinstecken müssen.

1. Hätte ich hier geschrieben: "Eine goldene Karte!" Er klatschte ...
2. für eine Art Spielhalle? Das klingt so, als wüsste der Autor selbst nicht genau, was er meint. Hier täte es gut, ein bisschen mehr Infos zu bekommen, hatte Erin schon öfter von dieser Halle erzählt, davon, was es dort alles zu entdecken gab? Später erwähnst du dann ja die Spielautomaten und Hüpfburgen, ich hätte aber gerne hier schon ein deutlicheres Bild gehabt, im besten Falle ein von Erin gezeichnetes. Ich hätte hier gerne selbst etwas von dem Zauber gespürt, den er mit diesem Ort verknüpft, es ist ja quasi sein Himmelsreich in diesem Kontext.
3. müsste es glaub ich ... gewesen sein musste heißen.
4. Eine goldene, weil es sich ja auf die Eintrittskarte bezieht.
1. Ja, das ist ein Fehler, ist mir entgangen.
2. Ich verstehe, das so, dass ich die Geschichte aufwerten könnte, indem ich diesem Hinweis nachgehe, näher auf diesen Ort eingehe. Das ist gut, danke schon mal. Der Punkt ist (so meine Idee), dass Anna es eben selbst nicht so genau weiß, aber wenn es sie doch so sehr interessiert, dann hätte sie den Jungen vermutlich schon danach gefragt. Jetzt, wo ich drüberlese, aber ich auch schon eine Idee. :thumbsup:
3. Jop.
4. Danke für den Hinweis.

Ich frage mich, wie das vonstattenging. Machte sich die Schwester Anna auf, irrte durch die Stadt und suchte nach der Spielhalle?
Es wundert mich sehr, dass das ein punkt für dich ist. Die Idee, die ich hier damit transportieren wollte: Die Sache beschäftigt Anna noch weiterhin, sie bleibt zurück mit den Erlebnissen, sie muss eben "hierbleiben". Ich habe diese letzten Sätze nachträglich angefügt, da mir der eigentliche Schlusssatz zu melodramatisch vorkam, vllt ändere ich meine Auffassung dazu. Dass Du mehr über Anna erfahren möchtest, lässt mich wieder an meiner eigenen Fähigkeit zweifeln, meinen Text "richtig" wahrzunehmen. Es sei aber gesagt, dass es meine Intention war, mich auf das Nötigste zu beschränken. Vllt ist manchmal mehr mehr. Ich entnehme daraus, dass ich den letzten Teil entweder ganz weglasse oder ausbaue.
Und was passiert mit Erin - stirbt er? Das wird ja zumindest angedeutet.
Hier erwarte ich ein wenig vom Leser ;)

Vielen Dank für Deinen Kommentar, das hilft mir sehr, mit meinem kleinen Reflektionsproblem.
Liebe Grüße Putrid Palace.

Hallo @ernst offshore !

Jessas, wie alt ist denn das arme Kerlchen? Sechs, sieben?
So alt in etwas sollte der Junge sein, ich hoffe, das habe ich richtig rübergebracht.
Ich weiß echt nicht, wie alt ich noch werden muss, damit mir der Gedanke an sterbende Kinder keinen Pfahl mehr ins Herz rammt.
Vermutlich steigt mit zunehmendem Alter die Empfindsamkeit für solche Dinge?
So gesehen hast du gewissermaßen auf eine sichere Bank gesetzt, wenn ich das mal so sagen darf,
Das darfst Du so sagen, so ist es ja auch, das leugne ich nicht, ein wenig Asche befindet sich schon auf meinem Haupt. Spaß beiseite, beim Schreiben der Geschichte war mir diese Tatsache schon bewusst, eigentlich kann ich es selbst nicht gut leiden, wenn es sich jemand auf solche Weise einfach macht, ein wenig selbst gehasst habe ich mich auch. Ich hatte gehofft, nicht gleich gesteinigt zu werden deswegen ... ist bisher auch noch nicht passiert :Pfeif:
Einzig die drei letzten Zeilen wollen mir nicht so recht gefallen:
Tatsächlich habe ich diese Zeilen angefügt, weil mir der eigentliche Schlusssatz zu dramatisch erschien ‑ jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht mehr selbstbewusstsein hatte.
Vermutlich erscheint dieser Teil wie ein Fremdkörper, mitunter werde ich das komplett streichen.


Ich habe mich ein wenig kindlich über Deinen Zuspruch gefreut und bin angenehm überrascht, dass Dir die Geschichte so gut gefallen hat. Danke fürs Lesen und den Eindruck.
Liebe Grüße


Hallo @Kanji


Der Titel war es nicht, der mich zum Lesen deiner Geschichte verführte.
Kann ich gut nachvollziehen, mir gefällt er auch noch nicht so recht, aber nicht weitersagen.
Und so kann ich auch ihr Mitgefühl nur lesen, nicht nachempfinden.
Ich verstehe das so, dass Dir die Anna nicht authentisch genug ist, und deshalb auch die Empathie für diese plastische Person auf der Strecke bleibt.
Anna macht auf mich nicht den Eindruck einer patenten und aufgeklärten Schwester,
Ich habe hier etwas experimentiert mit dem Charakter Anna, als Übung für mich. Ich habe mich nach langem Wälzen gegen die Verwendung von medizinischen Fachbegriffen entschieden, eine Krankenschwester, sei sie noch so versiert, redet mE im "normalen" Umfeld nicht im medizinischen Fachterminus.
Davon abgesehen, und darauf habe ich wohl zu wenig Wert gelegt, muss ich an anderer Stelle auf die Kompetenz dieser Krankenschwester hinweisen. Danke für den Anreiz dafür.
Wenn ich also den Text nicht so lesen kann, wie er gedacht ist, dann liegt das wohl an meiner Erwartungshaltung.
Da habe ich doch erst etwas gelesen über Erwartungshaltung des Lesers ... achja, ich als Autor sollte mir von vornherein überlegen, welche Erwartungshaltung der Leser mitbringen könnte, und mich darauf einstellen. Wenn Du hier nicht das gelesen hast, was ich mir gedacht habe, dann liegt das wohl nicht an Dir, sondern am Text. So predigen es die weisen Leute und ich bin ihr ergebener Sklave.
Spielhalle
Ach ... Ich habe so lange nach dem passenden Begriff gesucht, jetzt hast Du mir auch noch diesen madig gemacht. Nein ehrlich, ich habe ewig rumlaviert mit dem passenden Namen für diesen Ort und mir schließlich wohl selbst eingeredet, dass das der richtige wäre. Ich sehe ein, dass er nicht passt. Vielleicht wäre mit einem kleinen "e" schon geholfen? Ich werde weiter suchen müssen ...
so dass ich den Begriff Onkologischen nicht benötigt habe,
Das ist gut zu wissen, danke für Hinweis. Subtilität lag mir hier am Herzen, nur ist es schwer, das rechte Maß abzuschätzen.

Du hast mir gezeigt, wie scheinbar leicht und fast buddhistisch dieses Kind sein Leben annimmt, nicht in die Zukunft sehen will, sich erst verweigert, sondern im Hier und Jetzt lebt und hoffentlich auch auf kleine Art und Weise schätzen kann.
Scheint so, als wolltest du wirklich lieber etwas Hoffnungsvolles lesen und nicht so ein Drama.;)
Der gute Herr Hesse hat mir immer viel Kraft gegeben.


Danke für den Leseeindruck und die Anreize @Kanji , hat mich sehr gefreut!
Liebe Grüße Putrid Palace

 

Es erweckte den Eindruck, als stünde er über diesen Dingen,

"Ich würde dich gerne mitnehmen, Anna. Aber du musst hierbleiben, oder?"


Da steckt mehr drin, als einem beim ersten Lesen so auffällt, nicht nur die verwegene Idee, vor der letzten Reise, dem letzten Weg, den alle gehen müssen, „ich packe meinen Koffer“ zu spielen, ein Spiel, das ziemlich viel Konzentration erfordert. Da klingt selbst der Konjunktiv II nicht nach Still-stand („stände“), sondern passt sich dem Fluss der Zeit an -

und es gibt einige markante Sätze – angefangen beim ersten,

liebe @Putrid Palace

Gleichwohl bleibt noch ein bissken Flusenlese

Vielleicht habe ich deswegen so[...]viel Zeit mit ihm verbracht.
Nur als Konjunktion zusammen (Begründung analog zu „soweit“/„so weit“, das Du beherrscht (jedenfalls in diesem kleinen Text
Ich war froh, dass ich ihn so weit hatte.

Wenn nicht klar ist, ob eine Konjunktion vorliegt, gilt wie bei „soweit“), besser auseinander, weil die unbestimmten Menge (viel) oder Ort-s/Zeitangabe wesentlich häufiger vorkommt als die gleichlautenden Konjunktionen

Gerade, als er hätte in meine Tasche sehen können, zog ich sie wieder zu.
Nach dem gelobten nun ein gequälter Konjunktiv (schon aufgrund der Stellung, besser „als er in meine Tasche hätte …“.
Aber es genügt eigentlich das Modalverb „können“ in seiner binären Wertigkeit: Man kann etwas oder eben nicht - wenn man zB keine halben Sachen machen soll.
Dabei wäre der Indikativ gegenüber dem Jungen fairer, insofern der Konj. Irrealis immer mit Zweifeln belastet ist. Warum also nicht schlicht
"Gerade, als er in meine Tasche sehen konnte, zog ich sie wieder zu."

Wie dem auch wird, schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

@Putrid Palace

Aber dieser Junge beklagte sich nie über seine Situation, er schien die Gelassenheit eines Gautama zu besitzen. Es erweckte den Eindruck, als stünde er über diesen Dingen, das machte es mir leichter.

Ja, dieser Junge ... dieser Passus wirkt ein wenig eckig auf mich.
Ein Vorkommentar bezog sich ebenfalls darauf, ich stimme ihm zu.
Denke, dass eine Namensnennung und Umstellung der Satzfolge hier überdenkenswert wäre.
Alt:
Aber Erin beklagte sich nie über seine Situation, schien die Gelassenheit eines Gautama zu besitzen, erweckte den Eindruck als stünde er über diesen Dingen. Das machte es mir leichter.

Natürlich sind Kindertraumata Themen, die empathische Emotionen beim Leser auslösen. So auch hier, auch bei mir. Darauf ist Verlass. ;)
Dennoch erscheint mir das Thema etwas zu wenig ausgearbeitet. Ich hätte gerne mehr Nähe zu Erin. Die schwere Erkrankung des Kindes wird nicht bildhaft aufgezeigt, nur einmal, ganz kurz, als er Schwierigkeiten hat, in die Tasche der Schwester zu kucken. Der Hinweis, sich auf der Onkologie zu befinden, wirkt angeklebt, quasi nachgereicht, zeigt aber nicht die Schwere der Erkrankung bzw. den unmittelbar bevorstehenden Tod des Kindes - möglicherweise schon in der folgenden Nacht - an, was das Kofferpacken metaphorisch insultiert.
Ich denke, es bräuchte detaillierteres Reingehen in dieses traurige Thema, wenn man es in seiner ganzen Tragweite zeigen möchte. Auch wenn es weh tut.

LG, Manuela :)

 

Hallo @Friedrichard ,

da hast du ja was ausgekramt! Das freut mich natürlich, andererseits bedeutet es auch Hausaufgaben für mich.

Danke für die Grammatiklektionen, das ist immer sehr Lehrreich bei dir (auch, wenn ich manchmal 3 mal lesen muss, bis ich verstehe :lol: ). Die Vorschläge habe ich glatt übernommen.

Auch dir ein schönes Wochenende, das, was davon übrig ist!

Hallo @Manuela K. ,

danke, dass du reingeschaut hast!

Aber Erin beklagte sich nie über seine Situation, schien die Gelassenheit eines Gautama zu besitzen, erweckte den Eindruck als stünde er über diesen Dingen. Das machte es mir leichter.
Diese kleine Katastrophe wird mir ja erst bewusst, wenn es mir vor die Stirn geknallt wird. Super, dass du gleich einen Vorschlag unterbreitet hast, ich habe mich daran gehalten und gleich entsprechend angepasst.

Natürlich sind Kindertraumata Themen, die empathische Emotionen beim Leser auslösen. So auch hier, auch bei mir. Darauf ist Verlass.
Jap. Das wurde schon kritisiert und kann auch hier nur zustimmen:
Dennoch erscheint mir das Thema etwas zu wenig ausgearbeitet. Ich hätte gerne mehr Nähe zu Erin. Die schwere Erkrankung des Kindes wird nicht bildhaft aufgezeigt,
Ich entnehme daraus, dass, wenn man es sich schon so einfach macht, sollte man sich auch Mühe geben! Dank solcher Kommentare weiß ich auch, woran es meiner Geschicht gebricht. Ich hatte wahnsinnige Schwierigkeiten bei diesem Text zu reflektieren, so richtig habe ich mir keinen Gefallen mit dem Thema getan.


Auch dir noch ein schönes Wochenende!

MfG

Ich muss auch bei den anderen Kommentatoren @Kanji @ernst offshore @Akka noch um Entschuldigung bitten, damals hatte ich die Geschichte nicht weiter überarbeitet, es ging bei mir ein wenig drunter und drüber. Eure Anregungen sind bei mir gelandet. Ich muss schauen, ob ich heute das Gefühl für gerade diese Geschichte noch finde.

 

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