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Serie Y ist doch ein sympathischer Typ

Seniors
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17.09.2002
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Zuletzt bearbeitet:

Y ist doch ein sympathischer Typ

Gut versteckt in einem Tal in der Nähe der österreichischen Stadt Ybbs hatte Y sich eine kleine, symmetrische Pyramide gebaut. Dort ruhte es nun sanft auf ägyptischen Decken und syrischen Kissen. Räucherstäbchen verbreiteten den Duft von Myrrhe. Der Pyjama aus grüner Seide schmiegte sich weich an Ys Bein. Der Whiskey schmeckte vorzüglich und die Symphonie, die aus den Lautsprecherboxen ertönte, klang wundervoll. Und das Beste war – kein Buchstabe wusste, wo Y war. Niemand würde es hinter der verschlossenen Pyramidentür stören! Ys Entschluss stand nämlich fest. Von heute an würde es nur noch Ferien machen. Die restlichen Buchstaben sollten sehen, was sie ohne Y anfingen. Y hatte die Nase voll. In den vergangenen Jahren hatte es Tag für Tag geduldig gewartet, dass es endlich einmal gebraucht wurde. Dass irgend jemand ein Wort wie Rhythmus oder System schreiben wollte. Allzu oft kam das natürlich nicht vor und so war es nur zu verständlich, dass Y während der endlosen Warterei ab und zu eingeschlafen war. Natürlich war es meistens genau dann passiert, dass die Worte Baby, Pony oder Yacht geschrieben werden mussten. Das war immer eine Aufregung im Alphabet gewesen. Die Buchstaben wurden hysterisch, rannten durcheinander und riefen: „Typisch Y! Immer wenn man es braucht, schläft es. Das hat doch System!“ L schlug sogar einmal voller Wut vor, Y auf der Stelle zu lynchen, weil es seinen Buchstabenpflichten nicht nachkam. Meist aber wurde Y unsanft geweckt und an seinem einen Bein zum Arbeitsplatz geschleift. Nein, diese unsympathische Behandlung würde es sich nicht mehr gefallen lassen.

Leider fiel Ys Verschwinden den anderen Buchstaben schon bald auf: Eine Geschichte über einen Yeti, der hoch oben im Himalaya mit seinem Yak auf der Suche nach Yamswurzeln unterwegs war, sollte gedruckt werden und Y - war nirgends zu finden.
Verzweifelt rauften sich die Buchstaben die Haare. Nur weil das doofe Y nicht aufzufinden war, konnte eine Geschichte nicht geschrieben werden? Das durfte nicht sein! Niemand wollte sich von dem unsympathischen Typen tyrannisieren lassen.
„Kein Problem!“, rief J und streckte seinen langen Hals. „Ich kann Y ersetzen und niemand wird es merken! Hört einmal her: Jak klingt doch genauso wie Yak, oder? Okay?“
Alle Buchstaben waren einverstanden und so wurde eine Geschichte über einen Jeti, der im Himalaja mit seinem Jak Jamswurzeln suchte, gedruckt und niemand vermisste das Y.
Etwas später sollte in einer Geschichte der Satz „Die Syrerin Lydia sang rhythmisch, als sie im Pyjama unter Hypnose versuchte, auf Sylt einen Polypen zu fangen“ gedruckt werden. Natürlich sprang J hilfreich ein und ersetzte das Y. Man las also: „Die Sjrerin Ljdia sang rhjthmisch, als sie im Pjjama unter Hjpnose versuchte, auf Sjlt einen Poljpen zu fangen“. Die Verwirrung war groß. Kaum ein Mensch konnte die komplizierten Worte aussprechen und Ü rief übermütig: „J, dass du Y ersetzt, war keine gute Idee! Ich könnte das viel besser!“
Und tatsächlich, die Überschrift: „Die Sürerin Lüdia sang rhüthmisch, als sie im Püjama unter Hüpnose versuchte, auf Sült einen Polüpen zu fangen“, war laut gelesen für alle verständlich. Allerdings wurde nun aus dem Himalaya ein Himalüa, aus dem Yak ein Üak und das Geld in Japan hieß plötzlich Üen und nicht mehr Yen. Babys und Ponys wurden zu Babüs und Ponüs und Hysterie machte sich im Alphabet breit.
Kein Buchstabe hatte bisher darüber nachgedacht, wie geschickt Y war. Als einziger Buchstabe konnte es auf drei verschiedene Arten klingen: wie J in Yak, wie Ü in Pyjama und wie I in Baby. Allen wurde auf einmal klar, wie genial das Y war. S säuselte: „Ich fand schon immer, dass Y ein sympathischer Typ ist. Ich finde, wir sollten es suchen.“ O schlug vor, ordnungshalber systematisch zu suchen und in Ybbs mit der Suche zu beginnen.
Das gesamte Alphabet reiste nach Ybbs und entdeckte ziemlich schnell die symmetrische Pyramide, ein für Österreich untypisches Gebäude.
Y langweilte sich dort bereits ein wenig. So öde hatte es sich das Faulenzen nicht vorgestellt. Als die Buchstaben an die Pyramidentür klopften, freute Y sich sehr. Am meisten aber freute es sich darüber, dass das Alphabet von nun an dafür sorgen wollte, dass Y beim Warten auf seinen Einsatz nicht mehr vor Langeweile einschlief. Y erhielt den Auftrag, in seinem Bauch die Satzzeichen zu transportieren und an den richtigen Stellen im Text auszuschütten. Seitdem erfüllt Y diese Aufgabe mit Begeisterung. Nur manchmal verteilt es in seinem Übermut ein paar Punkte zu viel, wie hier ........... Typisch Y!

 

Ich weiß, dass diese Geschichte für Erstleser nicht geeignet ist, weil die Kinder sich wohl noch nicht über die unterschiedlichen "Klänge" von "Y" im KLaren sind und diese erst kennenlernen müssen. Aber als mir das deutlich wurde, war die Geschichte schon fertig. Deshalb poste ich sie trotzdem - einfach zur Unterhaltung ... :D

al-dente

 

Hallo al-dente,

erst einmal wollte ich sagen, dass ich die Idee für jeden Buchstaben des Alphabets eine Geschichte zu machen toll finde. Ich kann mir gut vorstellen, dass es den Kindern mittels solcher Geschichten leichter fällt, zu den Buchstaben einen Bezug zu finden. Schade, dass ich für Kindergeschichten irgendwie keinerlei Kreativität besitze. :(

Deine Geschichte hat mir gut gefallen, gerade die Idee, wie das J oder das Ü den Buchstaben ersetzen fand ich wirklich super. Vor allem, nachdem ich zuerst fast selbst darauf reingefallen bin und dachte, dass man mit einem J das Y ersetzen kann. :D

Für Kinder, denke ich, ist die Geschichte sehr gut geeignet.

LG
Bella

 

Oooops - Bella - was bist Du schnell! :)

Ich freue mich, dass Dir meine Geschichte gefiel und natürlich auch darüber, dass Du zunächst reingefallen bist :D.

Übrigens glaube ich nicht, dass Du für KIndergeschichten keine Kreativität besitzt! Versuchs doch einfach mal ... :)

Liebe Grüße
al-dente

 

Hi al-dente!

Mannometer, was du so für Ideen hast! :shy:

Diese Geschichte ist, denke ich, für Zweit- oder Drittklässler gut geeignet. Und auch Erwachsene, die die Sprache lieben ( so wie ich *selbstschmeichel* ;) ), haben ihre Freude dran. Vielen ist gar nicht bewusst, wie variabel dieser kleine Buchstabe ist. Und wie unästhetisch würden viele Wörter, wenn man ihn nicht hätte.
Allerdings hast du es manchmal doch ein wenig übertrieben mit den Y-Wörtern. Denn erstens werden einige von Kindern wahrscheinlich nicht verstanden, und zweitens wirken sie oft "hineingezwungen".
Zum Beispiel an Stellen wie diesen:

„Typisch Y! Immer wenn man es braucht, schläft es. Das hat doch System!“

L schlug sogar einmal voller Wut vor, Y auf der Stelle zu lynchen,

Das ist ein für Kinder schwer verständliches Wort, weil es auch erfordert, dass man einen Begriff von Selbstjustiz und seinem Unterschied zu gerechtem Urteil hat. Dazu muss man ein wenig älter sein, denke ich. ;)

Nein, diese unsympathische Behandlung würde es sich nicht mehr gefallen lassen.

Niemand wollte sich von dem unsympathischen Typen tyrannisieren lassen.

Das grenzt fast an Wortwiederholung. Und passen tut es auch nicht.

Aber das mit dem Yeti und der Syrerin ist lustig. Da solltest du auch noch einen Satz mit I einbauen. Dieser Teil ist für Kinder ganz besonders lehrreich - und unterhaltsam für mich. ;)

Etwas später sollte in einer Geschichte der Satz „Die Syrerin Lydia sang rhythmisch, als sie im Pyjama unter Hypnose versuchte, auf Sylt einen Polypen zu fangen.“ gedruckt werden.

Auch wenn es ein Satzzitat ist: Der Punkt muss trotzdem weg.

Übrigens wäre es auch eine Idee, mal eine Story über die Satzzeichen zu schreiben. Die könnten sich irgendwann darüber beschweren, dass sie ständig von Y rumgetragen werden, weil ihnen davon schwindlig wird ... :D

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo megabjörnie,

vielen Dank fürs Lesen und für Deine so ausführliche Kritik.

Ja, Du hast Recht, mit den Y-Wörtern habe ich es wohl manchmal in meiner Y-Begeisterung übertrieben ...

Was Du über das Wort "unsympathisch" sagst, das unterschreibe ich sofort. Und da ich "sympathisch" ja auch noch im Titel und im vorletzten Absatz verwende, kann ich es wahrscheinlich an den von Dir gekennzeichneten Stellen streichen. Ich denke drüber nach! Versprochen!

Über einen Satz mit "i" habe ich schon nachgedacht, glaubte aber dann, dass es, da dann ja dreimal der selbe Gag verwendet würde, doch ein wenig viel gewesen wäre ...

Der Punkt wird entfernt. Für den kann ich nichts: er ist dem Y aus dem Bauch gefallen, ehrlich! :D

Warum schreibst Du eigentlich nicht die Satzzeichengeschichte? :)

Ach ja, noch zu "lynchen" und "System". In "lynchen" war ich ein wenig verliebt, weil es ja ein l-Wort ist und l es verwendet ... Und ich dachte, dass die Kinder es vielleicht aus den Lucky Luke-Heften kennen - oder werden die heutzutage gar nicht mehr gelesen?

System könnte natürlich weg, aber ich wollte doch so gerne ein paar Y-Worte verwenden ...

Liebe, Buchstaben-begeisterte Grüße
al-dente

 

Warum schreibst Du eigentlich nicht die Satzzeichengeschichte?

*Seufz* Na ja, mal sehen ...

Ach ja, noch zu "lynchen" und "System". In "lynchen" war ich ein wenig verliebt, weil es ja ein l-Wort ist und l es verwendet ... Und ich dachte, dass die Kinder es vielleicht aus den Lucky Luke-Heften kennen - oder werden die heutzutage gar nicht mehr gelesen?

Also ich habe alle gelesen ... :D
Aber selbst, wenn Kinder das Wort kennen, heißt das nicht, dass sie es verstehen. Ich habe das Wort tatsächlich aus einem Lucky-Luke-Heft. Aber die genaue Bedeutung verstand ich damals nicht; ich dachte, das würde nur "öffentliche Hinrichtung" bedeuten. Als ich Jahre später auf das Wort "Lynchjustiz" stieß, war ich etwas ratlos, weil ich nicht vom Aspekt der Illegalität wusste.
Na ja, ist vielleicht ein bisschen pingelig. ;)

 

Hallo al-dente,

bin zwar etwas spät dran mit dem Lesen deiner Y-Geschichte.
Fand sie trotz der komplizierten Y-Worte sehr gut. Da ich selbst ja auch nach Worten und Sätzen für die einzelnen Buchstaben gesucht habe, bewundere ich dich immer, dass du solch gute Sätze hinbekommst, die nicht nur eine Menge des beschreibenden Buchsabens beinhalten, sondern auch noch Sinn haben.

Dass diese Geschichte für etwas ältere Schüler bestimmt ist, dem würde ich auch zustimmen, denn manche Worte sind den kleinen unter den Kleinen bestimmt noch nicht geläufig.

Übrigens, das mit einer Satzzeichengeschichte finde ich eine gute Idee.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

fein, dass Du auch diese Buchstabengeschichte wieder gelesen hast! Über Dein Lob habe ich mich sehr gefreut!

Vielen Dank! :)

Liebe Grüße
al-dente

 

Hallo al-dente!

Die Geschichte ist eine Themaverfehlung. :D Nee, im Ernst: dass das für die Kleineren noch nix ist, weißt Du ja - aber ich finde es schön, dass Du sie uns trotzdem nicht vorenthältst. Unglaublich viele ys auf einem Haufen, gute Idee, menschliche Buchstaben, ein schönes Ende. Man kann sich das kleine y so richtig in seiner Pyramide vorstellen *lach* hat mir sehr gefallen.

liebe Grüße
Anne

 

Hallo maus,

vielen Dank fürs Lesen und Dein Lob! :)

Lieben Gruß
al-dente

 

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